Welche (zeitliche) Einteilung der Medizingeschichte gibt es?
Einteilung der (Medizin-)Geschichte
Antike: ca 600 v.Chr bis 500 n.Chr.
Mittelalter: 500-1500 n.Chr.
Frühe Neuzeit: 16.-Anfang 18.Jahrhundert
Moderne: spätestens Mitte 18. Jhnd. - Mitte 20. Jhnd
Aufklärung (Immanuel Kant, 1724 - 1804)
Französische Revolution (1789)
Ende des alten Reiches (1806)
-> cave: Prüfungsfallstrick: Moderne ist nicht dasselbe, wie Gegenwart!
Antikes Griechenland - Historischer Überblick
Antikes Griechenland - historischer Überblick
Kreta, minoische Zeit - ab 2600 v.Chr
-> Pyramidenzeit
Mykene - ab 1600 v.Chr
-> ca ab 1250 Troja VIIa, “heroic age”
-> neues Reich, Echnaton und Nophretete als wichtige Personen
“Dunkle Jahrhunderte” - ca 1200 - 800 v.Chr
-> wenig bekannt, möglicher Untergang der Hochkultur durch Naturkatatstrophe
Archaische Zeit - ca 800 - ca 500 v.Chr
-> ab 6. Jhnd. “Vorsokratiker”
-> homogene Kunst, junge, schöne, lächelnde Menschen mit großen, expressiven Augen
“Klassiche Zeit” - ca 500 - ca 350 v.Chr
-> 500-479 Perserkriege unter Alexander dem Großen
Hellenismus - ca 335 - 30 v.Chr
-> Nachahmung, Verbreitung der griechischen Kultur, endet mit der Integration Griechenlands in das heilige römische Reich
WISSEN
Grundzüge des Asklepiosmythos sowie des Asklepioskultes
Asklepios
Heilgott, Wanderarzt, Halbgott
Familie
Sohn von Apollon (Gott von Licht, Heilung, Weissagung) und Koronis
Verheiratet mit der Hebamme Epione
-> durch die Annahme dieser Ehe -> Integration der Kunst der Geburtshilfe in die Medizin der griechischen Kultur
Vier Söhne und vier Töchter, davon 2 im Hippokratischen Eid erwähnt: Hygieia (Göttin der Gesundheit) und Panakeia (Göttin der Heilung (durch Heilpflanzen))
Darstellung oft auch zusammen mit Dämonen, z.B. Kairos (der rechte Augenblick) und Telesphoros (der das Ende bringt)
Schüler des Centauren Chiron
Gewaltsames Ende wegen Totenerweckung (missbrauchte seine Gabe, Tote zu erwecken, was Menschen nicht zusteht. Folge: von Zeus mit Blitz erschlagen, auf Fürsprache seines Vaters hin in den Olymp aufgenommen. Aus Rihas Buch)
seit 400 v.Chr im greich. Sprachraum verehrt, fast 500 Kultstätten (sehr beliebter Gott)
-> am Wichtigsten: Kos und Epidauros
293 nach Rom importiert als Aesculap(ius)
-> selber Gott, anderer Name
-> Stab mit Schlange (heute noch Symbolcharakter) und Bienenstock als Markenzeichen des Gottes
Der Asklepios-Mythos
Ursprünglich Erdgottheit (Verbunden mit Erde und Fruchtbarkeit)
Asgelatos = der Schlangengliedrige
Äskulap-Natter (Tier des Jahres 2000)
Begleitfiguren: z.B. Hygieia, Panakeia, Telesophoros, Kairos
Kult als Konkurrenz für frühes Christentum
Christus medicus, Salvatorenkult
Christliche Umdeutung als Allegorie (bildliche Darstellung eines abstrakten Begriffes -> Asklepios als Sinnbild von Heilung)
Euhemerismus (nach Euhermerus): Erklärung von Menschen mit besonderen Fähigkeiten für göttlich
Theurgische Medizin
-> Ordnungsbegriff in Medizingeschichte, in seiner weitesten Bedeutung für Krankheits- und Heilkonzepte verwendet: Heilung und z.T. auch Entstehung von Krankheten wird dem Wirken übernatürlicher Kräfte und Ursachen zugeschrieben
-> Wirken der Heilgottheiten direkt und an ihren Stätten, nicht zu Hause möglich
wundertätige Orte (heilige Bäder, Tempel)
Reinigunsrituale -> kultische Reinheit (Tragen neuer Kleidung, Waschung in heiligen Bädern, …)
Tempelschlaf (Inkubation) : Pilger erfährt durch den Gott ein Traumorakel, das am nächsten Tag durch einen Priester gedeutet wird und ggf in einer Therapieempfehlung mündet
Medizinische Beratung durch Priester
Wunderheilungen, “Mirakelbücher” (Aufzeichung des Heilungserfolges von Patienten - Werbungseffek)
Votivgaben
sind KEINE Opfergaben
am häufigsten: Votivgaben (Typ 1) sollen symbolisch die Präsenz am Kultort verlängern
deshalb visualisieren des Anliegens
z.B. Anzünden einer Kerze am Altar
Votivgaben (Typ 2): danken für erfolgreiche Heilung/ Rettung
Skulpturen von Körperteilen, Genitalien, Kindern: Dank für die Heilung von Körperteilen, Unfruchtbarkeit
Neohippokratismus
-> Berufung auf die überhöhte Gestalt des Hipokrates
v.a. durch Galen von Pergamon
bedeutendster Hippokrates-Kommentator
wichtigste Grundlage der “Alten Medizin”
330 Schriften unter Galens Namen bekannt
dabei auch fälschliche Zuschreibungen
zahlreiche Verluste
einige nur arabsich überliefert
griechisch-lateinische Ausgabe in 20 Bändern von Karl Gottlob Kühn (1754 -1840) in Leipzig
Inbegriff des Arztphilosphen (im Gegensatz zu Hippokrates philosophisch bewandert und gleichzeitig ärztlich tätig)
Retrospektive Diagnosen
= Identifikation einer Krankheit nach dem Tod des Patienten unter Anwedung modernen Wissens, Methoden und Krankheitsklassifikationen
Vermeintlich exakte Beschreibung, aber
anderes medizinisches Modell (Säfte!)
unsere Krankheiten werden noch nicht beschrieben
es gibt keine “Diagnosen”, sondern nur einzelne Kranke
beim genauen Hinsehen fehlen wichtige Diagnosen, dafür sind andere erwähnt, die nicht passen
Retrospektive Diagnosen sind immer Spekulation
Hauptthemen der vorsokratischen Naturphilosophie
Vorsokratiker
kleine, zu ihrere Zeit eher unbedeutende Gruppe von Naturphilosophen, rationale Erklärung der Welt ohne Rückgriff auf Mythen/ Götter/ Übernatürlichem
Suche nach dem Anfang (archè, “Urgrund”, “Element”
Vorgehen empirisch, “Wie entsteht die Welt”, Schöpfungsgeschichte ohne Götter”
Ordnungsprinzipien der Welt (Dynamik - Gegensätze <- typisch abendländisch)
Erkennbarkeit des Seienden, Verlässlichkeit der Sinne (Epistemologie)
Epistemologie (Wissenschaftstheorie/ -lehre; Erkenntnistheorie/ -lehre); “Was kann ich wissen?”
Platon (429/7 - 348/9)
Idealismus (philospohische Lehre, die die Idee als das objektiv Wirkliche bestimmt und in der Materie eine Erscheinungsform des Geistes sieht): Welt als Trugbild der Sinne
-> wahrlich existent sind nur abstrakte Dinge, sichtbar sind nur Beispiele des abstakten, Nicht-Erkennbaren
Einzelding/-phänomen als Abklatsch/ Beispiel der “Idee”
Aristoteles (384 - 322)
Teleologie: Auffassung, nach der Ereignisse oder Entwicklungen durch bestimmte Zwecke oder ideale Endzustände im Voraus bestimmt sind und sich darauf zubewegen
Welt als Verwirklichung des Zwecks/ Ziel einer Entwicklung
-> Sinnhaftigkeit biologischer Strukturen
Die wichtgesten Vertreter der vorsokratischen Naturphilosophie und die Grundzüge ihrer Lehre
Thales von Milet (*635 oder 624)
Suche nach dem Urstoff, auf den alles Seiende zurückgeführt werden kann -> Wasser
Hylozoismus: Lehre von einem unbelebten Naturstoff als Substanz aller Dinge, fließende Übergänge zwischen dem Unbelebten und dem Belebten#
z.B. Magnet, Bernstein -> verfügen über (magnetische) Kraft: Beweis ihrer anteiligen Lebendigkeit
Mathematische Sätze (“Thaleskreis”)
Typus des erfinderischen Intelektuellen
Schule von Milet mit Anaximander und Anaximenes
Anaximenes (ca 580 - 525 v.Chr, Schüler des Thales)
Urstoff, auf den alles Seiende zurückgeführt werden kann = Luft (aér)
Gegensätze warm-kalt, dicht-dünn
Anaximander (*610 v.Chr, Schüler des Thales)
Urstoff, auf den alles Seiende zurückgeführt werden kann = ápeiron (das abstrakte “Unteilbare”)
-> das Kleinste, nicht teilbarer Urstoff, alles andere setzt sich daraus zusammen
Demokrit aus Abdera (460 v. Chr)
aufgreifen von ápeiron -> Atom (a-Verneinung, tom - Schnit)
der “lachende Philosoph”
unendlich viele Atome, es gibt nur Atome und das Leere
Hedonismus: höchstes Prinzip ist das Streben nach Sinnenlust und -genuss, privates Glück entspricht dauerhafter Erfüllung individueller physischer und psychischer Lust
Utilitaristische Ethik: Frage nach dem Zweck der Handlung, nicht nach den Regeln, die zu erfüllen sind (Utilitarismus: Menschliches Handeln wird nicht nach den Motiven beurteilt, sondern nach seinen Folgewirkungen)
Heraklit (ca 550 - 480 v.Chr)
der “weinende Philosoph”, der “Dunkle”
viele Schriften, stehen wenig im Zusammenhang, im römischen Reich oft zitiert
Aphorismen
Der “Krieg” ist Vater aller Dinge
Wir können nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen (Hypothese: Die Geschichte wiederholt sich niemals identisch)
Feuer (im Sinne der Wärme) als Urelement
Einheit der Gegensätze
“logos” als Schöpfer (planende Vernuft, planvolle Entwicklung (hinter der Natur), Entwicklung nach Gesetzen, nicht beliebig und chaotisch
Xenophanes (*um 570 v.Chr.)
gegen Anthropomorphismus (Übertragung menschlicher Eigenschaften auf Nichtmenschliches, z.B. Götter) der Götter
Erde und Wasser als Hauptelemente
Empedokles von Agrigent (492-432 v.Chr)
vier Elemente: Feuer, Wasser, Erde, Luft
Anaxagoras aus Athen (* um 500)
“nus” (Geist, Intellekt, Verstand, Vernunft) als erster Anstoß -> Asebie (Gottlosigkeit, Frevel, Unfrömmigkeit)
Notwendigkeit der Entwicklung
Qualitätenlehre, Homöomere (ähnliche Anteile)
Entwicklung der Elementen- und Qualitätenlehre
Vorsokratiker (Naturphilosophen): auf der Suche nach einer rationalen Erklärung der Welt ohne Mythen und Götter
Suche nach dem Urstoff, auf den alles Seiende zurückzuführen ist
Thales von Milet: Wasser
Anaximenes: Luft
Heraklit: Feuer
Xenophanes: Erde und Wasser
Empedokles nach Agrigent: 4 Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft
Ordnendes Prinzip (nus (Anaxagoras), logos (Heraklit)
Denken in abstrakten Qualitäten (Anaxagoras) bzw. Gegensatzpaaren (Heraklit, Empedokles, Anaximenes): Liebe-Hass, warm-kalt, dicht-dünn
Pythagoras : Körpersäfte: Galle, Blut, Schleim
Galen von Pergamon: Systematisierung der Viersäftelehre (Blut, Schleim, Gelbe und Schwarze Galle) mit den Qualitätenpaaren warm-kalt und feucht-trocken
-> konsequente Anwendung in Konstitutionslehre, Diätetik, Diagnostik und Therapie
Zusammenführung durch Aristoteles
Feuer = heiß und trocken
Wasser = kalt und feucht
Luft = heiß und feucht
Erde = kalt und trocken
Welche weiteren Vorsokratiker waren für die Medizin wichtig?
Für die Medizin wichtige Vorsokratiker
Pythagoras (ca 570 - 520 v.Chr)
Welt als Zahl, Mathematik als Schlüssel (Welt kann durch Zahlenverhältnisse entschlüsselt werden -> inhaltliche Verbindung zu Homöonie
Sphärenharmonie, Musik (Tonarten)
Wärme ->Leben
Körpersäfte: Galle, Blut, Schleim (Verhältnis der Körpersäfte definiert Gesundheit und Krankheit)
Diätetik (Lehre von der Lebensweise, Sammelbegriff aller ursprünglichen Maßnahmen im Sinne einer geregelten Lebensweise, die zur körperlichen als auch seelischen Gesunderhaltung oder Heilung beitragen), Bohnenverbot
Seelenwanderung
Geheimkult (in diesem Kontext z.B. hippokratischer Eid verankert)
Alkmaion aus Kroton (fl. um 500 v.Chr)
Harmonie, Disharmonie
Qualitätenlehre: warm-kalt, feucht-troken
Empedokles aus Agrigent (492 - 432 v.Chr)
Dualisierung von Kraft und Stoff
Dynamik durch “Liebe” und “Hass” (Anziehung und Abstoßung)
Vier Elemente: Feuer, Wasser, Luft, Erde
Eleaten Parmenides (um 450 v.Chr.) und Zenon (um 530 v.Chr.)
Das Seiende ist ewig, unveränderlich, unteilbar, kompakt und vollkommen
es gibt nur das Jetzt, Zeit ist Illusion
es ginbt weder Leere noch Bewegung
-> erkentnistheoretische Grundlagen: wenn man die Welt mit Sinnen nicht richtig wahrnehmen kann, kann man auch keine Diagnose aufgrund sinnlich aufgenommener Informationen treffen
“Sein und Denken ist ein- und dasselbe.” -> anti-empirisch (Das Seiende ist und das Nicht-Seiende ist nicht)
Die Bedeutung von Aristoteles für die abendländische Medizin
Die Bedeutung Aristoteles für die abendländische Medizin
Naturbeobachtung, Tieranatomie (Historia animalum, de generatione animalum)
Stufenreich der Natur
tote Materie
Vegetative (Fortpflanzung, Wachstum)
Sensible (animalische, Wahrnehmung, Bewegung)
reflektierende Seelenanteile (Mensch)
Zeugungslehre
der Mann liefert die Form (=Kraft), die Frau den Stoff
->Embryo bildet sich aus Menstruatinsblut -> Ausbleiben der Mens in der Schwangerschaft
-> Begründung der Jungfrauengeburt: Maria liefert Stoff, Formgebend ist der hl. Geist
Sukzessivbeseelung : der belebende Teil kommt verzögert in den Keim, sprungartig; zuerst (90 Tage lang) existiert nur der (leblose) Stoff
Biologische Minderwertigkeit der Frau
Begründung für soziale Unterordnung
biologische Begründung für das Vorenthalten von Rechten
Die wichtigsten Zeugnisse zur Vita des Hippokrates und deren Aussagen
Die wichtigsten Zegnisse zur Vita des Hippokrates und deren Aussagen
über das Leben des Hippokrates ist wenig bekannt
älteste Zeugnisse von Platon (Protagoras um 385 v.Chr., Phaidos um 365 v.Chr)
als Beispiel für einen berühmten Arzt genannt
Herkunft aus Kos, “Asklepiade”
Unterricht gegen Lehrgeld
Diätetik, “Psychosomatik”
Aristoteles (Politik, 347 v.Chr, 384-323 v.Chr)
Hippokrates als Beispiel für einen berühmten Arzt genannt
“großer” Arzt
Vita Hippocratis secundum Soranum (enststanden zwischen 2. und 6. Jh.)
Soranus (*um 100 n.Chr, Gynäkologe, Autor gynäkologischer Schriften
Biographie ab 11. Jahrhundert Teil des hippokratischen Corpus
Herkunft aus Kos, geboren 460/490 v.Chr
genealogische Rückführung auf Asklepios, 2 Söhne
Wanderarzt mit sensationellen Heilerfolgen
Tod in Larissa 375 v.Chr, Bienenstock mit wundertätigem Honig auf seinem Grab
Darstelung mit verhülltem Haupt
unklare Zuschreibung vieler Schriften
weitere Biografien
Brüssel-Vita (unvollständig)
-> Entstehung im 5.Jahrhundert, Manuskript aus dem 12. Jahrhundert
“Suda” (große Festung)
Art Konversationslexikon
entst. um 1000 in Byzanz
Johannes Tzetzes
Ergänzung
Schwiegersohn Polybos als Sekretät und Verfasser (setzt Erbe fort, typisch in griechischer Kultur)
Verbrennung der koischen Archive
Beschreibung der Grabstelle (1857 entdeckt)
Welche Imaginationen und Topoi werden Hippokrates zugeordnet?
Hippokrates: Imaginationen und Topoi
-> Topoi= Plural von Topos, festes Schema, feststehendes Bild, feste Formel, Beispiel, Motiv
der Große (Aristoteles)
der Göttliche
der Wahre (Apollonius von Kition, 1.Jhnd v.Chr.)
der Erste (Soran, Celsus, Scribonius, Largus (1.jhnd.n.Chr.))
der Weise (Soran)
-> duchschaut die Menschen, steht über den Dingen
der Gute (“Vita Hippokratis (zw.2. u.6.Jhnd)
der Unsterbliche ((Mittelalter), Neuzeit)
Die Themengruppe des Hippocraticum, die Titel der wichtigsten Schriften und deren Charakteristika
Das “Corpus Hippocraticum”
-> Schriften, die unter dem Namen des Hippokrates laufen
Zusammengestellt in Alexandria, Nordägypten (2.Jh.v.Chr)
Bibliothek einer Ärzteschule, “Ärztliches Denk-Kollektiv”
Emile Littré: 59 Schriften in Erstausgabe, davon 12 echt
Oxford-Ausgabe: knapp 70 Werke
-> Entstehungszeit der Schriften über 200 Jahre
Datierung zwischen Mitte 5. und Anfang 3.Jahrhundert v.Chr
Gemeinsamkeit aller Texte
Differenzen
nur medizinische Themen
Ablehnung von Magie und theoretischer Philosophie
Empirie, möglichst genaue Beobachtung (von Einzelfällen)
nur minimale Theorie (drei Körpersäfte, Gleichgewicht vs. Disharmonie)
keine Krankheitslehre
stilistisch unterschiedlich
unterschiedliche Textgattungen
unterschiedliches Niveau
teilweise widersprüchliche Aussagen
Inhalt und Textsorten
Krankenbezogene Schriften
(Aphorismen, Prognosen, “Epidemien”, “Heilige Krankheit”)
Deontologie (Handlungen werden nicht nach ihrer Folge, sondern nach ihren inneren Qualitäten als gut oder schlecht bewertet), Ethik
(Eid, über die Kunst, der Arzt, das angemessene Verhalten)
Diätetik (Lehre von der Lebensweise, Sammelbegriff aller ursprünglichen Maßnahmen im Sinne einer geregelten Lebensweise, die zur körperlichen als auch seelischen Gesunderhaltung oder Heilung beitragen)
Luft, Wasser und Orte, die Winde, die Nahrung
Anatomie und Physiologie
Chirurgie
Embryologie, Geburtshilfe, Gynäkologie
Welche Inhalte des Hippokratischen Eides sind heute noch wichtig und welche nicht?
noch relevant:
Prinzip des Nutzens
Prinzip der Schadensvermeidung
Schutz vor Diskriminierung und sexuellen Übergriffen
Schweigepflicht
nicht mehr gültig/ relevant:
Lehrer des Arztes werden gleich der Eltern geachtet
Generelle Ablehnung der Abtreibung
Schwur auf Götter
Corpus Hippokraticum
-> Ihalt der Krankenbezogenen Schriften
Prognosen
“Epidemien”
“Heilige Krankheit”
Inhalt der kankenbezogenen Schriften
Aphorismen= geistreicher Sinnspruch, der eine Erkenntnis/ Erfahrung vermittelt
Beispiele
spontane Zerschlagenheit zeigt Krankheit an
Weintrinken stillt den Hunger
wenn ein Rekonvaleszent gut isst, aber nicht zunimmt, ist es schlimm (Bezug z.B. auf Schwindsucht)
der größere (stechende?) Schmerz vertreibt den geringeren (dumpfen?), der akute den chronischen
das Leben ist kurz, die Kunst ist lang
der rechte Augenblick ist rasch enteilt
der Versuch ist trügerisch, das Urteil schwierig
Man muss aber nicht nur sich selbst als einen erweisen, der das nötige tut, sondern auch der Patiente, seine Umgebung und die Außenwelt.
Prognosen: oft retrospektiv, siehe retrospektive Diagnosen
-> dargestellte Krankheiten gehen immer schlecht aus, gestellte Prognosen laufen immer auf den Tod hinaus
“Epidemien” = Aufenthalt des Arztes (hier keine Beschreibung von Seuchen!)
“Heilige Krankheit” - bezieht sich auf den großen epileptischen Krampfanfall
kommt und geht plötzlich
hinterlässt keine sichtbaren Spuren
ursprünglich beschrieben als Blitz der Götter, Nachweis des Göttlichen
Hippokrates: Grund für Anfall ist Stocken der Säfte im Gehirn, diese lösen sich durch den Anfall wieder
Corpus Hippocraticum
“De arte”
“De prisca medicina”
Corpus Hippocraticum “De arte” und seine Vorwürfe, “de prisca medicina”
Auseinandersetzung mit spitzfindig argumentierenden Sophisten
Vorwürfe gegen Hippokratis und Medizin
(Wenn Produkt die Qualität des Handwerkes bestimmt, ist Gesundheit (Heilungserfolg) qualitätsweisend für Medizin, ein Ausbleiben ein Zeichen fehlender Qualität/ Medizin kein Handwerk
Hippokrates: Hilfe bei Krankheitsbedingtem Leiden, keine Behandlung unheilbarere
Vorwurf
Gegenargument
Nicht alle Behandelten werden gesund, erfolgreiche Heilung ist eventuelle nur durch glücklichen Zufall bedingt
nachweisbare und reproduzierbare positive effekte medizinischer Maßnahmen
Vertrauen der Patienten beruht auf positiver Erfahrung mit Medizin
Manche genesen ohne ärztliches Eingreifen
Spontanheilung ist scheinbar, es gibt immer eine Ursache
Behandlungsfehler beweisen wegen negativer Folgen die Existenz einer techné (wenn es per deinitionem ein falsch gibt, muss es auch ein richtig geben)
Gäbe ees kein “wissenschaftlich” begründetes Handeln, wäre die Kategorie Richtig/Falsch nicht anwendbar
Patienten sterben oft trotz Behandlung
fehlende Compliance
Behandlungsfehler
Schwere der Erkrankung/ Eigendynamik der Krankheit
natürliche Grenzen der Medizin
Manche Ärzte übernehmen die Behandlung Unheilbarere, können diese also nicht identifizieren
Druck von außen (Patient, Familie)
Unvorhersehbarkeit aller Parameter
Geldgier
keine Verpflichtung zu
humanitärer Hilfe
“de prisca medicina”
Grundlage hippokratischer Lehre
Maßstab ist das individuum, nicht die Statistik
große Fehleranfälligkeit, da nur Wahrscheinlichkeitsaussagen möglich sind
erhebliche Qualitätsunterschiede zwischen den Ärzten
Warnung vor (laienhafter) Konstruktion von Kausalitäten: Fehleinschätzung -> Fehlbehandlung
Ablehnung von spekulativen Hypothesen
Auseinandersetzung mit Platons “Idealismus”
Ablehnung philosophischer Anthropologie
Wissenschaftliche Methode in der Medizin:
eigene und fremde Beobachtung (Empirie)
Systematisierung = “Forschung”, keine Statistik, schaut nur Einzelfälle der Kranken an
Überprüfung von Hypothesen in der Praxis
Bedeutung der sinnlichen Wahrnehmung (einzige (limitierte) Wahrnehmungsquelle des Arztes)
Die wichtigsten Richtungen der hellenistischen Medizin
Hellenistische Medizin (keine Folien gelesen, Inhalte aus Buch)
Alexandria als Ort der größten Bibliothek und Zentrum medizinischen Wissens
Erprobung der Gefäßnaht
Erforschung menschl. Anatomie und Physiologie
Herophilos von Chalkedon (300v.Chr.), Ersaistratos von Keos (250 v.Chr.): Erkenntnisse zu Herz- und Nervensystem druch Vivisektion; Keos: Verbindung der Säftelehre mit der konkurrierenden Pneumalehre (durch Luft aufgenommenes, im Körper zirkulierendes, luftartiges Prinzip)
immer wieder aufgegriffen, z.B. von Galen von Pergamon (2.Jhnd. n.Chr) und Athenaios von Attaleia
Methodiker: vermengen verschiedene Ansätze zu simplen Erklärung auf der Basis der vorsokratischen Atomlehre
Empiriker: Ablehnung von Theoretisierung, alleinige Akzeptanz von (eigenen) Beobachtungen und ggf. Analogieschluss -> Konzentration auf Therapie
Charakterisierung der Medizin im antiken Rom
Medizin im antiken Rom
keine eigene medizinische Richtung in Rom (nur einfache Hausmittel, Zauberei)
“Import” griechischen Wissens
Vielzahl von Spezialisten für verschiedene Gebiete und Verfahren (z.B. auch Frauenärztinnen/ Hebammen)
Soran: Hippokrates-Biographie
Aulus Cornelius Celsus (1.Jhnd. n. Chr): “De medicina”, über Theorie und Praxis der hellenistischen und kaiserzeitlichen Heilkunde
Pedanius Dioskurides aus Anazarba (1.Jhnd. n. Chr): “materia Medica”, Darstellung der Grundlage der Pharmakologie
Galen von Pergamon
Weitere Richtungen der antiken Medizin:
Alexandria: Herophilos, Ersaitos
Vivisektionen (an Tieren?, sehen von Organen in Funktion, z.B. sehen des schlagenden Herzens im eröffneten Thorax)
Pneumalehrer statt Säfte
Empiriker: Schwerpunkt Therapie
Dioskurides: Materia medica (Lehre von Pflanzen/ Tieren/ Mineralien als Grundlage der Medizin zusammen mit Säftelehre
Enzyklopädisten: Sammlungen von Wissen
Celsius (s.o.)
Plinius der Ältere: Naturalis historia,enzyklopädisches Werk zur Naturkunde
Lebenslauf
medizinhistorische Bedeutung
seine wichtigsten Konzepte
Galen von Pergamon: ein “neuer Hippokrates”
Leben
129 - 200 n.Chr.
Biographie unklar, da Selbstaussagen
vermutlich griechischsprachig, aber in Rom aufgewachsen, von Zeitgenossen als “neuer Hippokrates” bezeichnet
philosophische Schulung, angeblich Zuwendung zur Medizin durch einen Traum
vielseitige medizinische Ausbildung
Wanderjahre im griechischen, kleinasiatischen und ägyptischen Raum (Skelett-Studien?)
Gladiatorenarzt in Pergamon
162 Übersiedelung nach Rom
durch Heilerfolge und öffentliche anatomische Demonstationen Zulauf aus römischer Oberschicht
wegen Polemik/ Großspurigkeit unbeliebt bei Kollegen
kurzzeitige Rückkehr nach Pergamon 166-167 wegen Seuchenausbruch in Rom
Rückberufung als kaierlicher Leibarzt von Marc Aurel und seiner Familie
Ausführliche anatomische Studien an Tieren
Medizinhistorische Bedeutung
war der Inbegriff des Arztphilospohen
wichtigster Hippokrates-Kommentator
Wichtigste Konzepte
Systematisierung der Viersäftelehre /Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle) mit den Qualitätenpaaren warm-kalt, feucht -trocken und deren Anwendung in Lehre, Diagnostik und Therapie
Lehre von den drei Kochungen
Erste Stufe: Magen
“Überflüssiges”/ “Minderwertiges” als Kot ausgeschieden,
Wertvolles in zweite Stufe
Zweite Stufe: Leber
“Überflüssiges” wird als Harn ausgeschieden
aus dem Wertvollen entsteht Blut
dieses wird zum Herzen geleitet und von dort im Körper verteilt (nur zentrifugale Blutbewegung, Herzporen zwischen rechter und linker Kammer, kein Kreislauf -> Immense Produktion mit Verbrauch in Peripherie
Dritte Stufe: Körperperipherie (Verbrauch)
Überflüssiges wird als Schweiß abgesondert
VERSTEHEN
Möglichkeit einer dedifferenzierten Medizin ohne Ärzte
Dedifferenzierte Medizin ohne Ärzte
theurgische Medizin
Krankheit und Heilung als Folge der Wirkung übernatürlicher Kräfte
Diagnostik und ggf. Therapieempfehlung durch Priester nach Ritualen (z.B. Inkubation/ Tempelschlaf)
keine fachliche Differenzierung, keine empirische Herangehensweise
Charakterisierung des typsichen abendländischen Denkens
Charakterisierung des abendländischen Denkens
Verschiedene Voraussetzungen:
ordnendes Prinzip
-> nus (Anaxagoras), logos (Heraklit)
denken in abstrakten Qualitäten bzw. Gegensatzpaaren
Liebe und Hass (Eraklit, Empedokles)
warm-kalt, feucht-trocken (Alkmaion von Kroton)
Erfassen des Zusammenhanges zwischen antiker Naturphilosophie und Medizin
Zusammenhang zwischen antiker Naturphilosophie und Medizin
rationale Erklärung der Welt ohne Rückgriff auf Mythen oder Götter
erkentnistheroretische Überlegungen: die Möglichkeit der Diagnostik setzt vorraus, dass man die Welt mit Sinnen richtig wahrnehmen kann
Naturkunde und Körpersäfte: Abweichen vom Gleichgewicht führt zu Krankheit
Naturpholosophisches Denken vergleichen mit
“Naturwissenschaft”
mythischem bzw religiösem Denken
Naturphilosophisches Denken
Naturwissenschaft
mytisch religiöses Denken
keine Krankheitslehre, Ablehnung von Magie, minimale Therorie (4 Körpersäfte, Gleichgewicht vs. Disharmonie)
Krankheit als Folge der Abweichung vom physiologischen Zustand
Krankheit und ihre Heilung als Wille und Wirken höherer Mächte
Einbau der Lehre in Angaben zu Diätetik, Ernährungsvorschriften
Heilung durch empirisch belegte, beliebig mit gleichem Ergebnis wiederholbare Therapien
Eigenes Zutun zur Heilung durch Gebet, Votivgaben, Ehregebietung
Was ist “typisch hippokratisch”?
Typisch hippokratisch
krankenbezogene Schriften
Aphorismen (Merksätze)
Epidemien (Aufenthalte des Arztes)
Deontologie (ethischen Theorien, die Handlungen nicht nach ihren Folgen, sondern nach ihrer inneren Qualität als gut oder schlecht bewerten), Ethik
Eid
über die Kunst
der Arzt
das angemessene Verhalten
Chrirugie
Hippokrates als “Vater der rationalen Medizin”
viele, ihm zugeschriebene Schriften (von denen nur wenige tatsächlich von ihm sind)
Anwendung theoriegestützter Empirie
Gesundheits als inneres Gleichgewicht und Krankheit als Dyskrasie der Körpersäfte
prognostische, nosologische (Aphorismen, Epidemien, heilige Krankheit, …) und diätetische Schriften (Luft, Wasser, Orte, Winde, …) -> “typisch hippokratisch”
ethischer Anspruch
methodisch, anatomisch, physiologisch, chirurgische und geburtshilflich-gynäkologische Schriften
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