Buffl

3. Frühe Neuzeit

AB
by Anja B.

WISSEN

Begriffsklärung, Definition, wichtige Beispiele

Humanismus

Humanismus

Begriffsklärung/ Definition: Bewegung des 14.–16.

Jahrhunderts, die durch literarische, philologische und wissenschaftliche Neuentdeckung und Wiedererweckung der antiken Kultur, ihrer Sprachen, ihrer Kunst und Geisteshaltung gekennzeichnet ist

-> in allen Wissenschaften rückt der Mensch ins Zentrum des Interesses und wird zum Maßstab von Richtig und Falsch

Beispiele:

  • Humanismus und Medizin:

    • Wiederentdeckung antiker Esoterik (hermetische Tradition, nicht Naturwissenschaft)

    • Wiederentdeckung der griechischen Originaltexte von Hippokrates und Galen

  • Protagoras (485-415 v.Chr.)

    • “Allerd Dinge Maß ist der Mensch - der Seiende, dass sie sind, der Nicht-Seiende, dass sie nicht sind.”

      = Homo-mensura-Lehre (Grundlage des Humanismus)

  • im frühen 16.Jahrhundert Anknüpfung an

    • Säkularismus (Trennung von Religion und Staat) der Antike

    • “Realismus” der Antike

      -> Aufwertung der Empirie gegenüber der Theorie

    • Schönheits- und Jugendideale der Antike

  • weitere bedeutende Persönlichkeiten

    • Erasmus von Rotterdam (großer Philosoph, mit Luther in Kontakt)

    • Philipp von Melanchthon (großer Altgriechisch-Kenner)

    • Thomas Morus (Syphilitiker, Sympathisant aufständischer Bauern)

    • Konrad Celtis

    • Ulrich von Hutten

-> Universität Wittenberg als Zentrum des Humanismus

  • Gründung 1502

  • 1508: Berufung Martin Luther auf theologische Professur

  • 1518: Berufung Philipp Melanchthon

    • Etablierung naturwissenschaftlicher Inhalte

    • Interesse an Anatomie (Galen+zeitgenössiche Texte)

  • früheste anatomische Sektionen im deutschen Sprachraum

  • 1520-1580 (und 1605-1615) am meisten frequentierte deutsche Universität

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Vertreter und Grundzüge der frühneuzeitlichen (Neuro)Anatomie, Botanik, Mikroskopie, Chirurgie und Geburtshilfe, sowie die Anfänge der empirischen Medizin kennen

Vertreter und Grundzüge

(= Anfänge empirischer Medizin)

  • frühneuzeitliche (Neuro)Anatomie

    • Andreas Vesal(ius) (1514-1564)

      • Aufdecken von Unstimmigkeiten in Galens (Affen-)Anatomie

        -> rettet indirekt Galen als brillianten Anatom (wissensch. korrekte Arbeit, nur nicht übertragbar)

      • Inszeniert sich als erster “Korrektor” Galens

        • fünflappige Leber

        • sechsteiliges Brustbein

        • Rete mirabele

        • Herzporen

      • Überzeugungskraft der Bilder

        • einbeziehen namenhafter Künstler

        • wollte so seine Werke gegen Kritiker verteidigen

      • heftige Kritik seitens der neogalenischen Anatomen

      • Lehrstuhl für Chirurgie und Anatomie in Venedig -> anatomische Sektionen an Hingerichteten

    • Franciscus Sylvius (1614-1672)

      • Physiologie der Säuren und Basen (funktionelle Anatomie)

      • Neuroanatomie: Fissura sylivii

      • Krankenbeobachtung auch in der Lehre

      • Schwindsucht <-> Tuberkel

    • Thomas Willis

      • Fieber durch Gärungsvorgänge

      • bedeutender Neuroanatom

        Circulus Arterious Willisii, Parakusis, Myasthenia gravis, diabetische Neuropathie, Beschreibung von 10 Hirnnerven, Lokalisationslehre im Gehirn, Studien zu Epilepsie

      • erstmals versuchter Ableich von Krankengeschichte und (neuro)pathologischem Substrat

    Botanik

    • im Mittelalter : Kräuterbücher mit Schwerpunkt auf Wirkung

    • Neu: Beschäftigung mit Pflanzen selbst (naturgetreue Abbildungen, Klassifizierungen, …)

    • Vertreter

      • Otto Brunfels (1488-1534)

      • Hieronymus Bock (1498-1554)

      • Leonhard Fuchs (1501-1566)

      • Valerius Cordus (1515-1544)

      • Caspar Bauhin (1560-1624)

    • Zoologie und Geologie: Conrad Ges(s)ner (1516-1565)

  • Mikroskopie - Anatomia subtilis

    • Anton van Leeuwenhoek (1632-1723)

      • Konstruktion eigener Mikroskope

      • Salzkristalle, Mundbakterien, “Samentierchen”

    • Jan Swammerdam (1637-1680)

      • Erythrozten

    • Marcello Malphigi (1628-1694)

      • sensorische Papillen und Geschmacksknospen

      • Feinstrukturen von Lunge, Nieren und Hirn

      • Embryologische Forschung

      • Entdeckung der Kapillaren (dadurch vollendung des Harvey´schen Konzeptes)

  • Chirurgie

    • Hieronymus Brunschwig (ca 1450-1512/13)

      • Militärchirurg

      • Destillierbücher

    • Hans von Gersdorf (ca 1455-1529)

      • Feldbuch der Wundarznei (1517)

      • mittelalterliche Quellen, aber Distanzierung

      • Text-Bildbeziehungen, Lehrillustrationen

    • Ambroise Paré (1510-1590)

      • schonende Wundbehandlung, Gefäßunterbindung

      • propagiert Sauberhalten der Wunden

      • Prothetische Versorgung nach Amputation

  • Geburtshilfe

    • v.a. in den Händen von Frauen

    • Chirurgen nur in Notfällen herangezogen

    • Eucharius Rösslin (gest. 1526)

      • erster Autor für medizinische Texte zur Geburtshilfe

        “Der schwangeren Frauen und Hebammen Rosengarten”

        -> Verwendung antiker Text- und Bildquellen

      • Verwendung von Zangen schon im 17. Jahrhundert bei französichen Hebammen belegt

      • Justine Siegemundin (gest. 1705)

        • erstes Hebammenlehrbuch

        • “Die Chur-Brandenburgische Hoff-Wehe-Mutter” (1690)


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Entdeckung des Blutkreislaufes mit ihrer Vorgeschichte und historischer Einordnung

Entdeckung des Blutkreislaufes


Voraussetzungen

  • ohne Herzporen keine rein zentrifugale (“Galenische”) Herzfunktion

  • Vermutungen zum kleinen Kreislauf

    • Ibn an-Nafis (ca 1210 - 1288), auch zum kleinen Kreislauf

    • Michael Servetus (1511-1553), iatrotheologische Spekulation (spekulative Verbindung des Lungenkreislaufs mit der Bibel), von Calvin als Ketzer verbrannt

  • Andreas Caesalpinus (1524-1603)

    • aufgreifen verbreiteter Metapher vom “Kreislauf”

    • Nachweis der “Zirkulation”, Analogieschluss auf Tiere

  • Fabricus ab Aquapendente (1537-1619)

    • Funktion von Venenklappen: nur zentripedal sinnvoll


Entdeckung des Blutkreislaufes

  • William Harvey (1578-1657); “de motu cordis” (1628)

    • morphologische Argumente: Herz-/ Venenklappen, Fehlen von Poren im Septum

    • mathematisches Argument: Konstanz der Blutmenge

    • Tierexperimente (an lebenden Tieren): Unterbindung von Aorta/ Vena cava

    • Abbinden des Armes -> Venenstauung

  • offene Frage: Wie kommt das Blut vom Hoch- zum Niederdrucksystem (unbeantwortete Frage stellte seine Integrität vor zeitgenössichen Kollegen in Frage)


Folgen der Entdeckung des Blutkreislaufes

  • Adelassmengen steigen enorm (von wenigen Tropfen im Mittelalter bis hin zum Ausbluten)

  • Versuche mit Transfusionen

    • Tier-Tier: Richard Lowe (1631-1691), 1665

    • Tier-Mensch: Jean Denis (gest. 1704), 1667

    • wegen Todesfällen bald verboten, erst ab 1910 gefahrlos

  • Versuche mit i.v. Infusionen

    • wegen Thrombosen und Embolien bis 18ßß aufgehoben


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Beispiele und Motivation für die öffentliche Gesundheitspflege im “aufgeklärten Absolutismus” des 18. Jahrhunderts

Beispiele und Motivation für die öffentliche Gesundheitspflege im “aufgeklärten Absolutismus” des 18. Jahrhunderts


  • Motivation ist nicht Nächstenliebe, sondern rational begründet

  • Interesse an Gesundheit und Vermehrung der Bürger

    • Arbeitskräfte als Wirtschaftsfaktor für die Staatsfinanzen

    • Soldaten wurden benötigt

  • Staatswohlfahrt, öffentliche Gesundheitspflege als “Pflicht” der Obrigkeit

    -> Zielgruppe: (arme) Kranke

  • Wissenschaftliches Interesse am “Krankengut”

    • Pathologie mit Obduktion unter klinischer Fragestellung

    • Suche nach dem pathologsichen Substrat für klinisch (physikalische) Befunde

    • Labor

  • Fest angestellte Ärzte, ärztliche Leitung

    • Abteilungen nach Krankheiten getrennt

    • Tagesablauf durch medizinische Erfordernisse Bedingt

      -> Abweichen vom ursprünglich christlich-Gebets- und caritativ-orientierten Konzept

Beispiele:

  • Bernardino Ramazzini (1633-1714): Anfänge der Arbeitsmedizin

  • Francis Bacon (1561-1626), Thomas Hobbes (1588-1679): menschlicher Körper als Analogie zum Staatskörper

  • René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibnitz (1646-1716): dreigeteilte Staatsordung

    Konstituenten des Menschen

    Körper

    Seele

    Gesellschaft

    zuständige Disziplinen

    Medizin

    Religion

    Justiz

    zugeordnete Tugenden

    Gesundheit

    Frömmigkeit

    Gerechtigkeit

  • Johann Peter Frank (1745-1821): staatliche Maßnahmen für alle Lebensbereiche, um Armut, gesundheitliche Schädigung und Krankheit zu vermeiden


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Personen, Richtungen und Neuerungen in der Pathologie, in der Chirurgie sowie in der Geburtshilfe des 18. Jahrhunderts

Personen, Richtungen und Neuerungen in der Pathologie, in der Chirurgie sowie in der Geburtshilfe des 18. Jahrhunderts


  • Pathologie

    • Solidarpathologie, Francois-Xavier Bichat (1771-1802)

      • (theoretische) Gewebelehre, Vergleich von klinischem und pathologischem Befund

      • Beziehung zwischen Symptom und pathologisch-anatomischen Substrat

  • Chirurgie

    • Frankreich

      • 1697 College de chirurgie

      • 1731 Academie royale de chirurgie

      • 1743 Abgrenzung Chirurgen-Barbiere (-> Erhebung der Chirurgie aus dem Handwerksstand)

    • England/ Schottland

      • William Hunter (1718-1783)

      • John Hunter (1728-1793)

    • Deutschsprachiger Raum

      • 1727 Collegium medico-chirurgicum an der Berliner Charité

      • 1785 Josefinische Medizinisch-Chirurgische Akademie zu Wien

      • 1796 Chirurgische Pepeniére (“Baumschule”) für Militärärzte in Berlin

  • Geburtshilfe

    • Professionalisierung (Regelung der Hebammenkunde, Einführung einer verbindlichen Ausbildung)

      • Justine Siegemundin (gest 1705): “Die Chur-Brandenburgische Hoff-Wehe-Mutter” (1690)

    • Verwissenschaftlichung, Medikalisierung

      • Göttingen

        • Johann Georg Roederer (1726-1763): Ablehnung des Gebärstuhles

        • Friedrich Benjamin Osiander (1759-1822): technische Verbesserung der Zangengeburt

      • William Smellie (1697-1763): Beckenmaße

    • Staatliches Programm der “Peuplierung” (Besiedelung eines nicht oder nur dünn besiedelten Gebietes)

      • Accouchierhäuser (Entbindungshaus für mittellose Schwangere, dafür Bereitsstellung als Studienobjekt)

      • Findelhäuser (Vorläufer der “Babyklappe”)

      • Strafverschärfung bei Abtreibung und Kindstötung


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Die Zentren bzw. Ausgangsorte der “klinischen” Medizin des 18. Jahrhunderts und die dort tätigen Prortagonisten mit ihren wesentlichen Leistungen

Zentren klinischer Medizin

  • Holland

    • Leiden: Herman Boerhaave (1668-1738)

      • Empiriker, Iatromechaniker, Elektriker

      • Verbidnung von eigener und fremder Erfahrung

      • Bedeutende Schüler (Schüler von Edinburgh. 1. Wiener Schule, Albrecht von Haller, Julien de La Mettrie)

  • Schottland

    • Edinburgh

      • William Withering: Digitalis-Therapie

      • William Heberden: Arthroseknötchen, Angina pectoris, Windpocken

      • Robert Whytt: Schock, tuberkulöse Meningitis, Reflexlehre

      • John Brown: Irritabilitätsdynamismus

      • William Cullen: Neuropathophysiologie, Gicht, Materia medica mit chemische Methoden

      • Alexander Monro: Anatomie, Chirurgir

  • Österreich

    • die erste Wiener Schule

      • Gerard van Swieten (1700-1772), Anton Störck (1731-1803), Leibärzte Maria Theresias

      • Umfassende Medizinalreformen

      • Johann Peter Frank (1751-1835), umfassende gesundheitspolitische Reglements

      • Anton de Haen (1704-1776): Unterricht am Krankenbett

      • Leopold Auenbrugger (1722-1809): Perkussion als klinische Praxis

      • Maximilian Stoll (1742-1788): Vergleich von Klinik und pathologsichem Befund

      -> die Meister der Diagnostik am Wiener allgemeinen Krankenhaus

  • Frankreich

    • Paris

      • Solidarpathologie: Francois-Xavier Bichat (1771-1802)

        • Chirurg, Anatom, Pathologe

        • theoretische Gewebelehre in Kombination mit Vitalismus

          -> Vergleich von klinischem und patholgischem Befund, theoretische Basis für Beziehung zwischen Symptom und pathologisch-anatomischem Substrat

        • vegetatives Leben: Stoffaufnahme, -abbau, -aufbau, Wachstum, Absonderung

        • Animalisches Leben: Sensibilität und Kontraktilität

        • Therapie:

          • Entzündung: Pflaster, Bäder, Dämpfe

          • “Reize”: Brech-/Abführmittel, Blasenpflaster, Brennnesseln

          • Schmerz: Umschäge, Narkotika, Schmerzmittel

      • Pierre Joseph Desault (1738-1795): Spezialist für Frakturbehandlung, Eponym: typischer Verband bei Clavicula-Fraktur

      • Philippe Pinel (1745-1826): Sozialpsychiater, berühmt für klinische Beobachtung, psychiatrische Kasuistik, Reform der Irrenpflege (“Befreiung der Irren von ihren Ketten”, im Zuge der französichen Revolution)

      • Jean Nicolas Corvisart de Marest (1775-1821): Vergleich von Perkussion und Sektionsergebnissen bei Lungen- und Herzleiden

      • Francios Joseph Victor Broussais (1771-1802): Krankheitslokalisation in Organen, Blutegeltherapie


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NKLM: Historische, demographische, medizinische, ökonimische und rechtliche Rahmenbedingungen der Gesundheitsversorgung in Deutschland

Rahmenbedingungen der Gesundheitsversorgung in Deutschland

  • historisch

    • Krankenversicherung 1883 nach Otto von Bismarck

    • Krankenversorgung als öffentliche Aufgabe -> Erbe der frühen Neuzeit

  • demographisch

    • alternde Bevölkerung

    • zunahme von (bestimmten) Krankheiten mit höherem Alter

    • wandelnde Ansprüche an (medizinische) Versorgung

  • medizinisch

    • Genfer Gelöbnis(1948/ 2017) (neu nach Hippokratischem Eid)

      • Schweigepflicht

      • Gleichberechtigung von Patienten

      • Schutz des Lebens ab Empfängnis

      • Achtung und Dank an Lehrer/Schüler/Kollegen

      • Wirken zum Nutzen der Kranken, Schutz vor unnötigem Schaden/Leid

  • ökonomisch: vier Prinzipien:

    • Versicherungspflicht (alle Bürger sind verpflichtet, sich gesetzlich zu versichern, Ausnahme sind Bürger mit einem überschrittenen Mindesteinkommen -> Wahl zwischen privater und gesetzlicher Versicherung)

    • Beitragsfinanzierung: Gesundheitsversorgung v.a. aus Kassenbeiträgen finanziert, ggf. steuerliche Bezuschussung

    • Solidaritätsprinzip: “Solidargemeinschaft”, alle haben den gleichen Anspruch auf Lohnfortzahlung und medizinische Behandlung unabhängig von ihren Einzahlungen, alle gesetzlich Versichten tragen gemeinsam das persönliche Risiko der Kosten durch Krankheiten

    • Selbstverwaltungsprinzip: Das Gesundheitssystem verwaltet sich selbst durch seine Vertreterinnen ((Zahn-)Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen, Krankenhäuser, Krankenkassen, Versicherte), der Staat gibt nur die Rahmenbedingungen für die medizinische Versorgung vor

  • rechtlich

    • Versicherungspflicht

    • freie Arztwahl

    • Recht auf Behandlung, Schutz, Erhalt des Lebens, Würde, …


VERSTEHEN


Kriterien für das “Ende des Mittelalters” und den Beginn der Neuzeit (+Beispiele)

  • Was ist “neu” an der Neuzeit

  • Warum kann man um 1500 eine Epochenschwelle sehen?

  • Wie unterscheiden sich Mittelalter und frühe Neuzeit?


Kriterien für das “Ende des Mittelalters” und den Beginn der Neuzeit

  • Was ist “neu” an der Neuzeit?

    • Alchemie -> esoterischer Medizin (Paracelsus)

    • Anatomie -> Widerlegung Galens (Vesalius, jetzt Forschung an Menschen)

    • Botanik, Zoologie, Geologie -> Naturbeobachtungen

    • Chirurgie/ Geburtshilfe -> Bedeutung der eigenen Erfahrungen wichtiger als Tradition, Schaffung von Literatur/ wissenschaftlichen Texten

    • Aufgreifen des antiken Atomismus -> mechanistische Körpemodelle (modifizierte Vier-Säfte-Lehre)

  • Warum kann man um 1500 eine Epochenschwelle sehen?

    • “kleine Eiszeit”, Agrarkrise, wirtschaftliche Rezession, Hungersnot

    • verschärfte Verteilungskämpfe, Aufstände

      -> Aufsplittern der gesellschaftlichen Interessen, Stadt gegen Land

      • radikale religiöse Bewegungen (diffuse Ängste vor Zauberei, Hexenverfolgung), Kirchenkritik -> Reformation

      • Vertrauensverlust gegenüber Medizin und Wissenschaft

      • Unsicherheit durch widersprüchliche Meinungsvielfalt

      • Infragestellen von zuvor Selbstverständlichem

    • Neue Herausforderung in der Medizin

    • 1348 Schwarzer Tod als unbekannte Krankheit = Ende des Mittelalters in der Medizin

      • Gesundheitspolitische Aufgabe der Medizin (von individuumsorientiert zu öffentlichkeitsorientiert)

      • Zerbrechen sozialer Strukturen

      • Neue Reglementierung (“Reisepass”)

    • Antoniusfeuer (Ergotismus, Mutterkornveriftung)

      • Ausbreitung eines Pilzes über Getreide

      • Vasokonstriktion peripherer Gefäße -> Absterben der Extremitäten

    • um 1500: Syphilis

      • Girolamo Fracastoro (ca 1478 - 1553): erste Kontagienlehre

      • schneller tödlicher Verlauf der Krankheit in nicht immuner Bevölkerung

  • Wie unterscheiden sich Mittelalter und frühe Neuzeit?

    • Humanismus (Wiederentdeckung der Antike)

    • Empirie, wissenschaftliche Hinterfragung von Tradition/ alten Quellen

    • Humoraplathologie -> Iatrochemie/ Iatrophysik

    • Entdeckung des Blutkreislaufes -> Verwerfung vieler früherer Annahmen

    • Wiederentdeckung der Natur -> Schwepunkt Morphologie, nicht Wirkung wie im Mittelalter


Wie begann die Impfung und wie setzte sie sich durch?


-> gelesen, aber nicht explizit im Katalog genannt

Impfung


Die ersten Versuche - ein Fehlschlag

  • 1714: Bericht des griechischen Arztes Timoni an die königliche Gesellschaft der Wissenschaften in London, dass in Konstantinopel Tausende Menschen mit Blattert gefopft wurden

  • Einführen des Verfahrens (Einritzen von Pockeneiter in den Arm) in England von Lady Mary Wortley Montague (1689-1762)

    • europaweit bekannte Schriftstellerin und Lyrikerin

    • 1713 Tod des Bruders an Pocken und eigene Erkrankung

    • Ehemann Botschafter im Osmanischen Reich

    • Kontakt zum Englsichen Hof

    • 1717 und 1721: Impfung ihrer eigenen Kinder

  • fast 1000 Personen, darunter aber auch Erkrankungen und Todesfällle

  • 1783: Variolation durch Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836) in Weimar

  • öfter Pockenepidemien ausgelöst: Hamburg und Berlin 1794 und 1795, daraufhin verbot in vielen Städten und auf Landesebene

  • seit 1765 “Kreuzimmunität” mit “Kuhpocken” in England bekannt -> ungefährlicher, danach keine Infektion mehr mit echten Pocken

  • seit 1766 durch Hugh Grove und Daniel Sutton Inokulation von Kuhpocken

  • John Fewster (1738-1824): Entdecker des Nutzens von Kuhpocken wegen Bericht vor der lokalen Ärztegesellschaft

  • 1796: Edward Jenner (1749-1823): Impfung mit Vacciniavirus (leichterer Verlauf als Kuhpocken, enger mit den Pferdepocken verwandt)

    • 1799 erste Pockenimpfung in Wien

    • Einführung für Militärangehörige von Napoleon Bonaparte

    • Jenner: 1757 beinahe an Pocken gestorben

      -> dreijährige medizinische Lehre in London

      -> 1796: Impfung eines Kindes mit dem Eiter einer an Kuhpocken erkrankten Milchmagd (Milchmädchen-Mythos) -> Keine Ansteckung

      -> Ablehnung von Royal Society, da Einzelfall

      -> weitere Versuche, v.a. an Kindern

      -> Publikation weiterer Erkenntnisse um 1799 und 1800

Siegeszug der Impfung

  • deutsches Reich: 1807 Einführung der Impfpflicht in Bayern

  • Vakzination in Preußen durch Hufeland eingeführt

  • 1877 doppelte Impfpflicht im deutschen Reich vorgeschrieben

  • ab 1967 weltweite Impfkampagne der WHO mit abgeschwächten Viren aus Zellkulturen, Anfangs allerdings relativ nebenwirkungsreich -> bis heute als Argument von Impfgegnern benutzt

  • 1980 Welt für Pockenfrei erklärt



Author

Anja B.

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