Was ist Fiktion?
eine Aussage bzw. Darstellung eines Sachverhalts oder Geschehens ohne überprüfbare Referenz (Wirklichkeitsbezug) → kann weder wahr noch falsch sein
grenzt sich im dramatischer und epischer Ausformung von der Wirklichkeitsaussage (vor allem dem historischen Bericht ab)
Merkmale
epischer Erzähler verwendet Verben der inneren Vorgänge (des Wahrnehmens, Fühlens und Denkens, um Gefühle von Figuren mitzuteilen
Verwendung der Erlebten Rede
typisches Erzähltempus: Imperfekt / Präteritum
Es war einmal … (in einem Märchen als Ankündigung von Fiktion)
Was sind fiktionale und faktuale Texte?
fiktionale Texte
faktuale Texte
(=nicht-fiktionale Texte)
Texte, die keinen Anspruch darauf erheben, an der außersprachlichen Wirklichkeit überprüfbar zu sein
→ können nicht als „wahr“ oder als „falsch“ bezeichnet werden
Werden durch textinerne und / oder texteten Signale bestimmt
Textintern: erlebte Rede, episches Präteritum, Verben der inneren Vorgänge, wörtliche Rede
Textextern: Gattungsbezeichnung (Märchen, Roman, etc.)
Fakten sind vorhanden, mit denen ein Text formuliert wird
Wirklichkeitsberichte
→ Aber: müssen nicht unbedingt korrekt sein (Beispiel: Fake News)
Was sind Fiktionalität und Fiktivität?
Fiktionalität
Fiktivität
liegt im Außerhalb der fiktiven Welt
Das, was fiktional ist, bring die fiktive Welt hervor
liegt im Innerhalb der fiktiven Welt
Was ist Literarizität und Oralität?
Literalität (das Geschriebene)
Oralität (das Mündliche)
räumlich, fixiert, asynchron, visueller Kanal, monologisch, Erwerb durch Sozialisation
Permanentes Speichermedium
Einführung der Schrift in eine Gesellschaft als Umstrukturierung von Denkweisen und Mentalitäten
die Verbreitung von Schriftsystemen ist mit komplexen Kulturleistungen verbunden
Setzt voraus, dass der Mensch schreiben kann (davor kann nichts fixiert werden)
zeitlich, flüchtig, synchron, multimodal, dialogisch
Fehlen eines außerkognitiven Speichermediums (nur Gedächtnis)
Erzählung wird immer an die Gesellschaft angepasst
Geschichtliches Wissen erstreckt sich nur über 3-4 Generationen, darüber hinaus ist es eine mythische Erzählung → was nicht gebraucht wird, wird vergessen
es gibt keinen Urtext, an dem man sich orientieren kann: Änderungen im Wissensstand sind unumkehrbar
Wissen als gemeinsamer Besitz, der an bestimmte Memotechniken (Erinnerungstechniken) und Darstellungsweisen gebunden ist
Wer einen Text mündlich weitergibt, lernt nicht den Wortlaut des Textes auswendig, sondern die Handlungsketten und einen bestimmten Rhythmus
Es gibt keine Wissenschaftlichkeit
Was ist Liteararizität?
= Poetizität
ist eine spezifische Art des Sprachgebrauchs
steht für alle Strukturen und Verfahren, die das Wesen der Literatur / das Literarische ausmachen
typische literarische Prinzipien:
Mimesis
Konvergenz (Zusammenwirken) von Ausdruck und Inhalt
Mehrdeutigkeit
Verfremdung
Selbstreferenz und Rekurrenz (Bezug auf sich selbst oder auf andere Texte)
Was ist oral poetry?
Mündlich tradierte (=überlieferte) schriftlose Sprachkunst
Was ist die Mimesis?
griech. Mimesis: Nachahmung
→ möglichst genaue Nachahmung / Darstellung der Wirklichkeit (deswegen: gewisse Ähnlichkeit zwischen realer und fiktiven Welt)
auf Aristoteles zurückzuführen
durch eine mimetische Darstellung kann sich der Zuschauer in eine Handlung einfühlen
→ Identifikation mit den Figuren und der Handlung
Problem: mit der Sprache kann eine Handlung (=nichtsprachliche Erscheinung) nicht richtig nachgeahmt werden, es ei denn die dargestellten Handlungen sind schon "Sprachhandlungen" (Wiedergabe von Worten, die von den Figuren gesprochen werden
→ Hinsichtlich der Mimesis muss man zwischen der Erzählung von Handlungen / Ereignissen und der Erzählungen von Worten unterscheiden
Was ist Germanistik?
die Germanistik lässt sich in folgende Teilfächer einteilen:
Linguistik
Mediävistik
Literaturwissenschaft
Was ist Literaturwissenschaft?
= systematische und theoriegeleitete Auseinandersetzung mit in erster Linie fiktional-ästhetischen Texten
Wissenschaft der Literatur
Teildisziplin der Germanistik
Wissenschaftsdisziplin, deren Gegenstand der gesamte Prozess der textlichen Ausformung (Verbreitung, Rezeption, Wirkung und Bewertung von Literatur) ist
→ beschäftigt sich mit den gesamten textlichen Anforderungen
Gegenstand: Neuere dt. Literatur, ab Bibelübersetzung oder Barock bis aktuelle Gegenwart
Was sind Teilbereiche der Literaturwissenschaft?
Literaturgeschichte
Literaturtheorie
Literaturkritik
Literaturdidaktik
Editionsphilologie
Teilbereiche der Literaturwissenschwaft: Was ist die Literaturgeschichte
Diachrone Darstellung der Literatur
meistens geht es um Nationalliteraturen
→ z.B. deutsche Literaturgeschichte.
Befasst sich mit folgenden Fragen:
Was war charakteristisch für Literatur im bestimmten Zeitraum?
Wie verändert sich die Vorstellung von der Literatur im Laufe der Zeit?
Wie verändert sich die Literaturproduktion?
Welche Epochen kann man unterscheiden?
Teilbereiche der Literaturwissenschwaft: Was ist die Literaturkritik?
Bewertung und Einordnung einzelner literarischen Werke.
Betrachtet meistens aktuelle Texte nationaler und internationaler Literaturen
Typische Formen: Rezension, Essay,
Literaturinterpretation
Versucht, die Bedeutung und Wirkungsabsichten eines Textes zu erschließen.
Es gibt unterschiedliche Methoden (textimmanente, biographische, literaturgeschichtliche, psychoanalytische, rezeptionsästhetische usw.)
Teilbereiche der Literaturwissenschwaft: Was ist die Literaturtheorie?
wissenschaftliche oder philosophische Begründung der Literaturinterpretation, der Literaturkritik, der Literaturgeschichte und des Begriffs der Literatur.
Was ist Literatur?
Welche Aspekte sind für Literatatur wichtig
Wie funktioniert das System Literatur?
Welche Beschreibungskategorien braucht man
Welche Funktionen hat Literatur?
Teilbereiche der Literaturwissenschwaft: Was ist die Literaturdidaktik?
Wie kann man Literatur vermitteln?
Wie werden literarische Kompetenzen angeeignet?
Teilbereiche der Literaturwissenschwaft: Was ist die Editionsphilologie?
Rekonstruktion von unterschiedlichen Fassungen der literarischen Werke
Darstellung der Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte eines Textes.
Wie werden literarische Texte überliefert?
Wie können die Literaturbegriff unterteilt werden?
Die Literaturbegriffe
Normativ / eng
pragmatisch
deskriptiv
Zu Literatur gehört nur das, was ausgewählte Merkmale der Literarizität aufweist
Literatur ist alles, was eine soziale Gruppe zu einem bestimmten Zeitpunkt einer bestimmten Kultur dafür hält
Literatur besteht aus abgeschlossenern zusammenhngenden sprachlichen Äußerungen in Schriftform
enge (wissenschaftliche) Definition
- fiktional
- ästetischer Wert / poetisch
weite Definition
- alle Formen sprachlicher Äußerungen
- alles, was schrifltich fixiert ist
Was sind die Merkmale von Literatur?
Text
= (relativ) dauerhafte Fixierung einer sprachlichen Äußerung durch Schrift, Tonaufzeichnung (jeder Art), audiovisuelle (Zelluloid- Film, Magnetband) und digitale Speicher
= Darstellung eines Sachverhaltes oder eines Geschehens als Fiktion, d.h. ohne überprüfbare Referenz auf die Wirklichkeit, Darstellung einer möglichen Welt (wenig Zusammenhand mit der Realität)
Poetizität / Literarizität
= spezifische Art des Sprachgebrauchs
→ als typische literarische Prinzipien gelten:
Mimesis (aristotelische Tradition)
das Zusammenwirken von Ausdruck und Inhalt
Selbstreferenz und Rekurrenz (
Konvergenz von Ausdruck und Inhalt
Ästetischer Aufbau und ästetische Sprache
Literarische Texte sind innovativ
Was sind die literarischen Gattungen?
Literarische Texte lassen sich konkret den drei literarischen Gattungen zuordnen:
Was ist ein Epos?
= Rede oder Erzählung
= historisch früheste narrative Großform
stofflich gebunden an geschichtliche, mythologische oder märchenhafte Überlieferungen (mündlich überliefert)
wurde dem Publikum von einem Sänger vorgetragen
Selbstdarstellung vorbürgerlicher Gesellschaften mit ihren Normen und Werten
Helden und Stoffe sind überwiegend im Grenzbereich von Geschichte, Mythos und Sage angesiedelt
Epischer erzählender Text mit einer ganz bestimmten Form
Beispiele:
Ilias, Odyssee, Nibelungenlied
Abenteuerfahrten und kämpferischen Auseinandersetzungen eines Helden
kollektiv
gehobener, oft pathetischer Sprachstil
tendenziell Formlosigkeit, die durch äußere Gliederung (Bücher oder Gesänge) und formelhaften Stil gebändigt sind
Was ist ein Hexameter?
griech. hex: sechs; metron: Maß
Grundvers des antiken Epos
auftaktloser Sechsheber (wird in der strengsten Variante ausschließliche aus Daktylen bestehen, die teilweise durch einen Spondeus ersetzt werden, um Eintönigkeit zu vermeiden)
endet mit einem katalektischen (unvollständigen) Daktylus
Beispiel aus "Odyssee"
Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes, Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung.
- u u - u u - È È - (- ) - u u - u
- u u - u u - (- ) - u u - u u - u
Was ist die Odysse?
700 v. Chr. entstanden (nach der Ilias das älteste Werk der griechischen und somit der abendländischen Literatur
Epos aus 12.200 Hexameterversen
stark ausgerichtet auf die Geschichte eines Helden
→ Odysseus als vorbildlicher Charakter mit menschlichen und sozialen Zügen
der Held trägt eher das Schicksal der Gemeinschaft als ein individuelles Schicksal
Was ist die Handlung der Odyssee?
Handlung
Sitzung der olympischen Götter: Athene möchte Odysseus, König von Ithaka zu seiner Gattin Penelope und seinem Sohn Telemachos zurückkehren lassen (wurde von Kalypso festgehalten)
zwei Handlungsstränge: Athene bringt Telemachos dazu seinen Vater zu suchen und Odysseus wird freigelassen
Auf dem Rückweg landet er nach einem Schiffbruch (→ Poseidon) im Land der Phaiaken
Am Hof des Königs erzählt Odysseus seine Geschichte (Abenteuer bei Kalypso)
Nachts fährt Odysseus nach Ithaka und verkleidet sich als Bettler, um nicht erkannt zu werden.
Im Palast halten Freier um die Hand seiner verzweifelten Frau Penelope an, die einen Wettkampf zur endgültigen Auswahl ihres zukünftigen Ehemannes angesetzt hat
→ Odysseus kann als einziger die Aufgabe lösen und gibt sich zu erkennen
Odysseus und Telemachos töten gemeinsam alle Bewerber
Odysseus überzeugt Penelope von seiner Identität, durch das Wissen eines gemeinsamen Geheimnisses (Konstruktion des Ehebetts)
Welche Formen der Redewiedergabe gibt es?
Zwei Arten der Redewiedergabe:
Erzähler berichtet selbst von der Handlung (Erzählung von Ereignissen im herkömmlichen Sinne)
Erzähler lässt die Figuren selbst zu Wort kommen (sprachliche Ereignisse werden in Form von Worten und Gedanken der Figuren wiedergegeben)
die Erzählung ist immer der Sprechakt des Erzählers, der wiederum Sprechakte seiner Figuren erhalten kann
→ innerhalb eines Textes kann eine Figur zum Erzähler einer ausführlichen Geschichte werden (auf einer zweiten Erzählebene)
Was ist die Redewiedergabe und die Bewusstseinswiedergabe?
Redewiedergabe
Bewusstseinswiedergabe
direkte Rede
indirekte Rede
Redebericht
(Erzählerbericht)
= Wiedergabe von Gedanken und Gefühlen
erlebte Rede
Monolog
Bewusstseinsstron (stream of consciousness)
(Gedankenbericht
Welche Formen der Figurrede gibt es?
innerer Monolog
Bewusstseinsstrom
Gedankenbericht
Erzählerbericht
Was ist die direkte Rede?
Figuren sprechen selbst (ohne Umformung und Hinzufügungen des Erzählers)
erkennbar an Anführungs- und Schlusszeichen, am Begleitsatz, jemand spricht
Beispiel
"Nun", sagte ich, "wenn ich ein Taugenichts bin, so ist's gut, so will ich in die Welt gehen und mein Glück machen."
Was ist die indirekte Rede?
ursprüngliche Worte der Figur werden von Indikativ in den Konjunktiv und das Redesubjekt von der ersten in die dritte Person verschoben, der Erzähler hält sich weitgehend an die "originale" Rede, ist aber mehr präsent
erkennbar am Konjunktiv
Der Rosshändler sagte, dass er ihm öffnen solle
Was ist der Erzählerbericht?
Erzähler berichtet selbst über nicht-sprachliche Ereignisse (wird nicht durch die Figur des Textes wiedergegeben)
umfasst alle Äußerungen, die der Erzähler tätigt (allg. Inhalte)
An einem unfreundlichen Novembertag wanderte ein armes Schneiderlein auf der Landstraße nach Goldach, einer kleinen, reichen Stadt, die nur wenige Stunden von Seldwyla entfernt ist.
Was ist der Redebericht?
Erzähler fasst die Worte seiner Figuren allgemein zusammen, gibt sie wieder und kommentiert sie
→ originale Rede ist nicht mehr wiederzukennen (Erzähler bevormundet seine Figuren)
Ich erinnerte sie daran, was wir alle uns vor Arnes Ankunft versprochen hatten und warf ihr vor, dies Versprechen gebrochen zu haben.
Was ist ein Gedankenbericht?
Wiedergabe nichtsprachlicher Gefühle und Gedanken (zusammenfassend)
man sieht die Figur durch die Augen des auktorialen Erzählers
Ein Bann der Trägheit schien auszugehen von seinem Sitz, von diesem niedrigen, schwarzgepolsterten Armstuhl, so sanft gewiegt von den Ruderschlägen des eigenmächtigen Gondoliers in seinem Rücken. Die Vorstellung einem Verbrecher in die Hände gefallen zu sein, streifte träumerisch Aschenbachs Sinn, -- unvermögend, seine Gedanken zur tätiger Abwehr aufzurufen.
Der Rest ist ein Erzählerbericht
Was ist die erlebte Rede?
Gedanken der Figur werden wiedergegeben (wie im inneren Monolog)
in der 3. Person
rhetorische Frage („Was ging ihn die Butterblume an?“) tritt im Gedankenbericht NIE auf
man befindet sich im Endeffekt „in“ der Figur
wird vom Erzähler situativ eingebettet
kann entweder stark an den Erzähler gebunden bleiben oder sich mehr an der Figurensicht orientieren
Im Augenblick, als Herr Fischer stehen bleiben wollte, fuhr es ihm durch den Kopf, daß es ja lächerlich war, umzukehren, mehr als lächerlich. Was ging ihn die Butterblume an?
Was ist der innere Monolog?
Gedanken einer Person
Was ist das denn eigentlich? Ich muss das Programm anschauen ... Ja, richtig: Oratorium?
Was ist der Bewusstseinsstrom?
Sonderform des inneren Monologs, Gedankenfluss in Reinform
es geht doch nichts über so einen Kuss lang und heiß geht einem runter bis in die Seele ja lähmt einen fast und dann kann ich diese ganze Beichterei auf den Tod nicht ausstehen ...
Was ist Thema, Stoff und Motiv eines Werks?
Thema
Der Grundgedanke oder Gegenstand eines Werkes mit gleichbleibender Problematik, die dem Leser vermittelt werden soll
gleichartiges Inhaltselement in verschiedenen Dichtungen, gleicher Problematik, aber verschiedenem Umgang damit
Ort, Zeit und Figuren sind variabel
Odysseus: Abenteuer
Eulenspiegel: Humor im Leben
Stoff
Eine Geschichte mit Eigenexistenz, die der dichterischen Beobachtung offen steht
gleichartiges Inhaltselement verschiedenatiger Dichtungen
Gleicher Ort, gleiche Zeit, gleiche Figuren, aber verschiedene Ausgestaltun von Situationen und Handlungsabläufen
Odysseus: Odysseus oder Odyssee
Eulenspiegel: Till Eulenspiegel
Motiv
erzählender Baustein, der ein inhaltliches Element situationsgemäß darstellte
gleichbleibende Grundsituation und zentraler Handlungsablauf
Handlungsansatz, der verschiedene Entfaltungsmöglichkeiten mit sich bringt
Odysseus: Heimfahrt, Irrfahrt
Eulenspiegel: Schelm
Was sind die Erzählsituationen nach Stenzel?
Aus den verschiedenen Kombinationen der Elemente (Modus, Person und Perspektive) ergeben sich 3 typische Erzählsituationen:
1. Ich-Erzählsituation
Einblick in die Gedanken und Gefühle einer Person
Erste Person singular ist Erzähler und Handlungsfigur
Modus: berichtendes Erzählen durch eine "Erzählfigur"
Perspektive: Innensicht auf das Figurenbewusstsein
Ich-Erzählung
2. auktoriale Erzählsituation
Tritt in der Handlung nicht in Erscheinung.
Eine epische Darstellungsweise die über unbegrenzte Informationen, Verfügungsmacht über Raum, Zeit und Geschehen verfügt
kann zeitraffend erzählt werden
verfügt über Erzählerkommentare und Bewertungen
blickt in das Innere seiner Figuren
Perspektive: Außenperspektive
Er- oder Sie-Erzählung
3. personale Erzählsituation
Folgt dem Blickwinkel einer Figur (Einblick in die Gedanken undGefühle)
→ stärkere Begrenzung der Informationen
Weitgehender Verzicht auf Einmischung einer Erzählerinstanz.
Die erzählerische Darstellung wirkt durch die Reflexionsfigur szenischt
hoher Grad von "Unmittelbarkeit" (Anschein, dass kein Erzähler am Werk ist)
Modus: szenische Darstellung durch eine Reflektorfigur
Perspektive: Innenperspektive
Was ist die Stimme des Erzählers?
wichtige Kategorie zur Analyse der Erzählung
"Wer spricht?"
wird unterteilt in 3 Aspekte:
1. Zeit der Narration
narrative Instanz wird in Beziehung zu der von ihr erzählten Geschichte gesetzt
2. narrative Ebene
ist bedeutend, wenn verschiedene Erzählungen ineinander verschachtelt werden
Jede Erzählung schafft ein räumlich-zeitliches Universum (Diegesen)
3. Person
Erzählung in der 1. oder 3. Person: Entscheidend ist, ob der Erzähler der Geschichte als Figur anwesend ist oder nicht
→ anwesend: "homodiegetischer" Erzähler
→ nicht anwesend: "heterodiegetischer" Erzähler
Was ist das epische Präteritum?
Funktion: die Kriterien für die Fiktionalität eines Textes aus seiner eigenen Logik heraus zu entwickeln
zeigt in einem fiktionalen Text keine zeitliche Distanzierung an
→ zeigt nach Hamburger keine Vergangenheit an
→ Aber: diese These ist umstritten
zeigt in einem Text die Fiktionalität an
episches Präteritum, Plusquamperfekt und das Konditional gehören der "Tempusgruppe" der "erzählten Welt" an
Beispielsatz
Aber am Vormittag hatte sie den Baum zu putzen. Morgen war Weihnachten
Was ist Till Eulenspiegel?
Volksbuch aus dem 16. Jahrhundert (ca. 1510)
wurde ursprünglich in niederdeutscher Sprache von Hermann Bote verfasst
erzählerische Grundform: Schwank
Handlungsträger: Narr Till Eulenspiegel
→ der Narr als soziale Rand- und Außenseiterfigur, der Streiche spielt, Gegner austrickst und Strukturen, Konventionen und Lügen der Gesellschaftsordnung aufdeckt
→ als Narrenfigur ist Eulenspiegel in sich widersprüchlich: infantil vs. rational
→ repräsentierte eine vorbürgerliche und bürgerliche Seite / Mentalitätskomponente
Reihung von Schwänken von Till Eulenspiegels Lebenslaufs
→ Jeder Schwank ("Streich") schildert eine drastisch-groteske Begebenheit (oft eine Konfliktsituation), die durch List und Übertölpelung des vermeintlich Stärkeren aufgelöst wird
der Narr als soziale Rand- und Außenseiterfigur
Lebenslauf Eulenspiegels: vollzieht sich als eine Abenteuer-Reise durch das damalige Deutschland und Europa, wobei er mit allen sozialen Ständen, vom Königshof bis zu den Bettlern der Landstraße, konfrontiert wird
Wie ist die Narrenfigur Till Eulensiegel in sich widersprüchlich?
Als Narrenfigur ist Eulenspiegel in sich widersprüchlich (oder zumindest vielseitig):
einerseits infantil, auf den Körper und seine (Ausscheidungs-)Funktionen fixiert, lachlustig, schadenfroh und obszön
anderseits rational kalkulierend, auf seinen Vorteil bedacht, mitleidslos und betrügerisch
Was sind die Kurzformen des Erzählens?
Märchen
Sage
Kalendergeschichte
Schwank
Fabel
Legende
Was ist eine Fabel?
= scharf konturierte, historisch wandelbare Kurzform der Epik
lehrhaft-sozialkritische kurze Beispielerzählung in Versen oder Prosa
Formulierung einer Morallehre am Schluss
→ kann der Leser auf eigene Erfahrungsbereiche anwenden
Handlung findet oft in einem unrealistisch kulissenhaften Raum statt
Figuren: oft Tiere, manchmal auch Pflanzen oder Dinge, die unterschiedlich stark vermenschlicht sind
→ Fabelwesen als mechanisch konstruierte Wesen, die bestimmte Eigenschaften verkörpern
Handlung: meist linear und zeichnet soziale Konstellationen und politische Bewegungen nach
Was ist eine Kalendergeschichte?
= Sammelbegriff für kürzere Prosaerzählungen, die Elemente des Schanks, der Anekdote, der Parabel und andere in sich vereint
erzählen heitere oder merkwürdige Begebenheiten, meist aus dem volkstümliche-alltäglichen Erfahrungsbereich
werden mit einer an die mündliche Überlieferung angelehnten Sprache erzählt
unterhaltende, besinnliche oder belehrende Absicht der Erzählung
Kennzeichen: stilistisch gehaltene Homogenität (statt einer durchgehenden strukturellen Einheitlichkeit)
Was ist eine Legende?
= moralisch-didaktischen Erzählungen über außergewöhnliche Schicksale, die nicht nur im Rationalen gründen
ursprünglich: mittelalterliche Leidensgeschichten von Märtyrern, Heiligen und religiösen Autoritäten → wurden bei kirchlichen Anlässen verlesen
später: Sammelbezeichnung für die schriftlich fixierten 'Viten' (Lebensgeschichten) der Heiligen
außerkirchliche: nichtbeglaubigte Berichte oder unwahrscheinliche Geschichten mit enge Verbindung zum volkstümlichem oder kunstvoll-literarischen Erzählen
Was ist ein Märchen?
= kürzere Prosaerzählung, die wunderbare Begebenheiten zum Gegenstand hat
spielten eine große Rolle für die Entwicklung des Nationalbewusstseins und der Nationalliteratur
Inhalt:
Held im Mittelpunkt
Auseinandersetzung mit guten und bösen, natürlichen und übernatürlichen Kräften
frei erfunden (≠ Sage)
weder zeitlich, noch räumlich festgelegt
phantastische Elemente (sprechende Tiere & Gegenstände, Verwandlungen & Verzauberungen)
grausame Elemente (z.B. harte Strafen) → Verwandtschaft zum Epos
Trennung der verschiedenen Kräfte (z.B. Trennung in gute und böse Figuren)
einfache Struktur
sprachlich: viele Redensarten und Sprichwörter
Was ist eine Sage?
= mündlich wiedergegebene volkstümliche kürzere Erzählung, die in allen Kulturen anzutreffen ist
dient nicht nur der volkstümlichen Unterhaltung, sondern vermittelt auch historisches Wissen
→ Wichtig für die Bildung regionaler und nationaler Identitäten
Zugrundeliegen einer wirklichen Begebenheit (≠ Märchen) → wird trotz der Phantastik für wahr gehalten
mythische Elemente (z.B. Hexen, Götter, Wassergeister, )
→ Verwandtschaft zum Epos
eng an Entstehungsregion gebunden
durch mündliche Wiedergabe: Entstehung verschiedener Variationen des selben Stoffes
Was ist ein Schwank?
= kurze Erzählung einer komischen Begebenheit aus dem Volksleben
→ Mittelpunkt: realitätsgebundene, derbe Situation
es treten meist zwei Figuren gegenüber, von denen die eine der andern scheinbar überlegen ist
→ Beispiel: Herr und Knecht, Kleriker und Laie, pfiffiger Student und einfältiger Bauer
der Konflikt zwischen beiden Figuren ist meist realitätsnah und bezieht Tabuthemen (Beispiel: Sexualität, Körperfunktionen) mit ein
Die Komik ist oft situationsgebunden und wenig intellektuell
sprachliche Struktur: geradlinige und straffe Zuspitzung des Geschehens, gipfelt meist in einer Pointe
Was sind die Klein- und Großformen des Erzählens?
Kleinformen: Sage, Märchen, Parabel, Fabel, Anekdote, Schwank, Legende, Kurzgeschichte, Kalendergeschichte
Mittelform: Novelle
Großformen: Roman, Epos
Was ist eine Novelle?
= kurze epische Erzählung in Prosaform (Epik = erzählende Vers- und Prosadichtung)
Goethe 1827: „eine sich ereignete unerhörte Begebenheit“,
eine Mittelform des Erzählens
Was ist ein Roman?
= Erzählung in Versen oder Prosa
Lang- / Großform des schriftlichen Erzählens
= reformerische und wandlungsfähige epische Dichtart
ursprünglich war eine naive Erzählung ritterlicher Abenteuer
→ heute: leistungsfähiges literarisches Medium
Briefroman:
Sammlung fiktiver Briefe
Abenteuerroman
Mittelpunkt: Darstellung von gefärlichen Ereignissen und Erlebnissen, die ein/e Held/in bestehen muss
Aufbruch von einer alltäglich Welt in eine gefährliche Welt
Held verkörpert das Gute und kämpft gegen das Böse
Bildungsroman
Thema: Entwicklung einer meist jungen Hauptfigur (zentraler Held), der durch seine Umwelt bestimmt ist
erzählte Zeit erstreckt sich über viele Jahre/Jahrzehnte
Schelmenroman
Was ist ein Reim?
= gleich / ähnlich klingende Wörter
Entscheidend ist der Klang und nicht das Schriftbild
Waise = reimloser Vers in der Folge gereimter Verse
Arten von Reimen
Einsilbiges Reim: betonte Silbe am Versende (Buch, Tuch)
Zweisilbiger Reim: einfache Senkung am Versende (leben, geben)
Dreisilbiges Reim: (Wiederhall, Niederfall)
Reiner vs. unreiner Reim
Reiner Reim
Unreiner Reim
Reim des Klangs des Wortes (nicht des Schriftbild des Wortes)
wenn sich die Versende klanglich unterscheiden
Beispiel: bellt - hält
Beispiel: Kombination Vokal und Umlaut: Riegel - Bügel
Beispiel: Kombination kurzer und langer Vokal: Kuss - Mus
Reimformen
Paarreim (aabb)
Kreuzreim (abab)
umarmender Reim (abba)
Schweifreim (aabccb)
Kettenreim (aba bcb cdc)
Reimhäufung (aaa)
Reimschemata von Endreimen
Endreim
Anfangsreim
Binnenreim (Wörter innerhalb des Verses reimen sich)
Assonanz
Alliteration = Stabreim
Identischer Reim
Doppelreim
Was ist eine Strophe?
= metrische Einheiten, die sich mehrfach in einem Gedicht wiederholen
Besteht aus mehreren Versen
strukturelle Übereinstimmung in Metrum, Rhythmus und/oder Reim
Strophen im strengeren Sinne:
wenn die Strophen sich durch strukturelle Übereinstimmungen in Metrum, Rhythmus und oder Reim wiederholen
Was ist ein Vers?
= einzelne Zeilen eines Gedichts
lat. versus: Linie, Zeile
Bestimmt durch ein Metrum
Unterschiedliche Versformen:
Hexameter
Pentameter
Alexandriner
Elfsilber
Knittelvers
Blankvers
Was ist ein Sonett?
= barocke (ursprünglich italienische) Gedichtsform
Strikte Vorgabe: Versmaß, Reim, Strophenform und Länge ist vorgegeben
Aufbau:
2 x 4-zeilige Strophen = Quartette
2 x 3-zeilige Strophen = Terzette
→ insgesamt 14 Zeilen
Was ist eine Ballade?
= längeres Gedicht, das lyrische, epische (narrative) und dramatische Elemente verbindet (Gedichtsform)
War ursprünglich ein Gedicht, das von Tanzenden gesungen wurde
Was ist ein Elfsilber?
= auftaktiger (jambischer), streng alternierender Vers mit 11 Silben (Gedichtsform)
Keine feste Zäsur
Die Verse enden mit einer unbetonten Silbe und reimen sich
Was ist eine Volksliedstrophe?
= besondere Strophenform des einfachen Volkslieds
Von formaler Schlichtheit geprägt (Gedichtsform)
Die Verse der Volksliedstrophe sind meist alternierend, aber es besteht Füllungsfreiheit
Zeilenabstand kann jambisch (auftaktisch) oder trochäisch (auftaktlos) sein
Das Ende kann betont (männlich) oder unbetont (weiblich sein)
Enthält kurze Verse
Was ist ein Metrum / Versmaß?
= abstraktes Schema der Silbenfolge
Wird gemessen in „Versfüßen“
Die wichtigsten Versfüße
Jambus u - Vernúnft
Trochäus - u. Láger
Spondeus - - Vóllmónd
Daktylus - u u Wíederkehr
Anapäst u u - Zauberéi
u = unbetonte, kurze Silbe
- = betonte, lange Silbe
Was ist ein Alexandriner?
= sechshebiger Jambus, der nach der dritten Hebung / sechsten Silbe eine Zäsur hat
beginnt auftaktisch (unbetonte Silbe)
die Kadenz (Versende) kann aus einer betonten oder unbetonten Silbe bestehen
Versenden: umarmender Reim oder Schweifreim
Was ist ein Enjabement?
franz: Überschreitung
Wenn das Satzende nicht mit dem Versende zusammenfällt, sondern ein Satz oder Sinnzusammenhang über die Versgrenze hinweg fortgeführt wird
→ Zeilensprung
Wirkung
Eintönig wirkender Zeilenstil wird aufgebrochen
Gleitende Struktur mit ungewöhnlichen Akzenten wird erreicht
Was ist eine Kadenz?
= Versende in einem Gedicht
Beeinflusst den Rhythmus, die Wirkung und die Lesearten
Unterscheidung in männliche, weibliche und reiche Kadenz:
männliche Kadenz (stumpfe Kadenz): ein Vers endet auf eine betonte Silbe
weibliche Kadenz: ein Vers endet auf eine unbetonte Silbe
reiche Kadenz: ein Vers endet auf mehrere unbetonte Silben
Was ist ein Rhythmus?
= taktmäßige Gliederung / gleichmäßiger Wechsel
Umfasst das Zusammenwirken verschiedener Phänomene
freier Rhythmus
= reimlose und unregelmäßige Versform
Wenn man einem Gedicht keine metrischen Gesetzmäßigkeiten zu erkennen sind
Was ist eine Zäsur?
= syntaktischer, lautlicher und / oder metrischer Einschnitt
→ Sprechpause innerhalb des Verses
Arten von Zäsuren
verskonstituierende Zäsuren (z.B. Mittelzäsur beim Alexandriner und beim Pentameter)
frei bewegliche Zäsuren (z.B. im Blankvers und im)
Was ist die Erzählzeit und die erzählte Zeit? (Ebenen eines narrativen Textes nach Genette)
Erzählzeit (Lesezeit)
erzählte Zeit (Geschichte)
= die Spanne, die von der sprachlichen Realisierung der Lektüre erfüllt wird
= die Zeit, die in der Geschichte selbst vergeht
-> eng mit der Ebene des discours verbunden
-> eng mit der ebene der histoire verbunden
Was ist die Histoire und der discours? (Ebenen eines narrativen Textes nach Genette)
ein narrativer Text ist aus zwei eng aufeinander bezogenen Ebenen zusammengesetzt (wesentliche Unterscheidung innerhalb der Erzähltheorie):
Histoire (die Geschichte)
Discours (der Diskurs)
Das WAS der Darstellung
Das WIE der Darstellung
Abfolge von Ereignisse (eine Geschichte)
→ bezeichnet ein reales oder fiktives Geschehen
Abfolge von Zeichen (der Text)
→ stellt das Geschehen sprachlich dar
Was erzählt wird - Ereignisfolge:
- Der Inhalt: Die Abfolge der Ereignisse:
Handlungsträger (Figuren)
Handlungselemente/ -muster
Art und Weise der Darstellung
= Ebene der ÜBertragung / Vermittlung:
fiktionaler Status
Erzählinstanz
Zeitgerüst
Techniken d. Figurenrede
Intertextualität / “Leseanrede”
= erzählte Zeit
= Erzählzeit
Was sind die Fokalisierungstypen nach Genette (Frage: Wer nimmt wahr?)
Frage: Wer nimmt wahr?
Unfokalisierte Erzählung / Nullfokalisierung
Interne Fokalisierung
Externe Fokalisierung
→ Übersicht
→ Mitsicht
→ Außensicht
- Erzähler sagt mehr, als seine Figuren wissen könnten
- Einblick in Gedanken- und Gefühlsleben der Figuren
- Kein eingeschränkter Blickwinkel
- Erzähler sagt so viel, wie seine Figur weiß
- Blickwinkel auf eine feste Figur oder verschiedene Figuren
- Erzähler sagt weniger, als die Figur weiß
- Beobachtung von außen ohne Gedanken und Gefühle
Was ist die Fokalisierung nach Genette (Frage: Wer spricht?)
Frage: Wer spricht?
Zeitpuntk des Erzählens
Ort des Erzählens
Stellung des Erzählers zum Geschehen
1. spätere Narration
= rückblickend
2. Gleichzeitige Narration
= parallel
3. frühere Narration
= vorausblickend
Diegese (Erzähler schafft ein räumliches und zeitliches Universum)
-> “erzählte Welt”
1. Homodiegetisch
= Erzähler ist am Geschehen beteiligt
-> Erzähler ist Teil der “erzählten Welt”
2. Heterodiegetisch
= Erzähler ist nicht am Geschehen beteiligt
-> Erzähler ist nicht Teil der “erzählten Welt”
Was sind Rückwendungen und Vorausdeutungen?
Rückwendung
Vorausdeutung
Unterbrechung der Erzählung, um Geschehnisse nachzutragen, die sich zu einem früheren Zeitpunkt ereignet haben
Wenn ein zukünftiges Ereignis der Geschichte vorweggenommen wird, obwohl der Gang der Erzählung noch gar nicht an diesem Punkt angelangt ist
Aufbauende Rückwendung: Nach einem Beginn „medial in res“ wird das am Anfang Ausgesparte nachgeholt
Auflösende Rückwendung: Nachtragung am Ende des Textes
eingeschobene Rückwendung: an einer beliebigen Stelle im Text
Einführende Vorausdeutung: am Textanfang wird etwas angekündigt
Abschließende Vorausdeutung: weist in eine Zukunft, die nicht mehr erzählt wird
Eingeschobene Vorausdeutung: kann den Verlauf der gesamten Erzählung oder einer Erzählphase ankündigen
Was sind Zeitraffungen?
Verschiedene Raffungsarten
Aussparung / Zeitsprung: Zeitabschnitte werden übersprungen, um Unwichtiges wegzulassen oder um Wichtiges zu unterschlagen
Sukzessive Raffung: eine in Richtung der erzählten Zeit fortschreitende Aufreihung von Begebenheiten → „dann…und dann…“
Iterative Raffung: fasst einen mehr oder weniger großen Zeitraum durch Angabe einzelner, regelmäßig sich wiederholender Begebenheiten → „Immer wieder zu dieser Zeit…“
Durative Raffung: allgemeine, den ganzen Zeitraum überdauernde Gegebenheiten → „Die ganze Zeit hindurch…“
Was sind die möglichen Verhältisse zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit nach Genette?
Es gibt drei Mögliche Relationen der Erzählzeit und der erzählten Zeit:
Was sind die Zeitstrukturen nach Genette?
Was sind die 4 narrativen Geschwindigkeiten nach Genette?
Erzählgeschwindigkeit: 4 narrative Geschwindigkeiten
summary: viel Geschichte (histoire) bei wenig Text (→ Zeitraffung)
Szene: zeitdeckendes Erzählen (histoire entspricht der Länge des récit)
Ellipse: viel Geschichte in wenig Erzählung (→ Aussparung)
deskriptive Pause: Fortgang der Geschichte gleichsam angehalten, um eine Beschreibung oder einen Kommentar einzufügen (viel Text der Erzählung, aber wenig Geschichte)
Was sind die Ebenen des Erzählens?
Was sind Gattungen?
eine Gattung fasst Texte, die gemeinsame formale, strukturale oder inhaltliche Merkmale aufweisen, künstlich zusammen
sind keine unveränderlichen "natürlichen" Systeme → unterliegen einem Wandel
nach Goethe gibt es 3 Naturformen der Poesie
Epos (klar erzählend)
Lyrik (enthusiastisch aufgeregt)
Drama (persönlich handelnd)
→ weitere Unterteilung in:
Kleinformen: Schwank, Fabel, Parabel, Kalendergeschichte, Kurzgeschichte, Legende, Sage, Märchen, Anekdote
Großformen: Epos, Novelle, Roman
Was ist der Kanon?
= als allgemeingültig und dauerhaft verbindlich gedachte Auswahl vorbildlicher dichterischer oder rednerischer Werke bzw. die Auswahl mustergültiger Autoren
wird heute als das Ergebnis eines Deutungs- und Selektionsprozesses begriffen
→ Selektionskriterien: können literaturintern oder -extern sein
Funktion von einem Kanon:
sorgt für die Selbstdarstellung und Identitätsbildung einer Gruppe indem er ihr Werte und Normen repräsentiert
Probleme des Kanons
ist heute nicht mehr aktuell und übergreifend angewandt, sondern individuell erweitert:
-> Beispiel: Universitäten beziehen Literatur außerhalb des Kanons mit ein
das was im Kanon angegebne ist, ist oft nicht repräsentativ
Was ist die Rezeptions- und Wirkungsästhetik?
= Appelle, die das Werk an die Leser richtet
Rezeptionsästhetik
Wirkungsästhetik
Vertreter: Hans Robert Jauß
Vertreter: Wolfgang Iser
Es geht um die entworfenen Vorstellungen des Lesers (und nicht nur um die empirisch-historische Leserschaft)
Rezeption als „geschichtsbildende Energie", die mittels fortgesetzter Horizontstiftung- und Veränderung über die ästhetische Erfahrung hinausreicht
Bezieht sich auf Gedanken und emotionale Erfahrungen
Leser erzeugt sich einen eigenen Sinn (individuell, kann für jeden etwas anderes sein)
→ Leser bildet sich beim Lesen eine eigenen Gesamteindruck
Nicht das Werk, sondern die kommunikative Akt kennzeichnet den ästhetischen Gegenstand → textanalytisch: Text (Autor denkt Leser mit, Autor möchte, dass Text in bestimmte Richtung gelesen wird)
klammert historische Rezeptionsbedingungen aus
Möglich durch bestimmte Perspektiven und Stilmittel
Ziel: lenken des Lesers
Was ist Metafiktion?
= fiktionale Erzähltexte, die selbstreflexiv und systematisch die Aufmerksamkeit auf ihren Status als Artefakte lenken
→ problematisieren damit die Beziehung zwischen Fiktion und Wirklichkeit
in diesen Texten wird oft die narrative Konvention bewusst durchbrochen → Ziel: die Illusion einer fiktiven Welt zerstören
Welche Redefunktionen gibt es?
intelektuelles Ansprechen des Zuhörers
→ auf Ebene der Einsicht und Logik:
belehren (docere) über einen Gegenstand der Rede
beweisen (probare) einer Argumentation
emotionales Ansprechen des Zuhörers
→ auf Ebene der Emotionen
besänftigend (Ethos)
indem man versucht, den Zuhörer zu gewinnen (conciliare)
indem man versucht den Zuhörer zu erfreuen (delectare)
erregend (Pathos)
indem man den Zuhörer bewegt (movere)
indem man den Zuhörer anstachelt (concitare)
Welche Redegattungn der antiken Rhetorik gibt es?
- Gerichtsrede
- Beratungsrede
- Lobrede
- (geistliche Rede oder Predigt)
→ entstand in der Spätantike unter Einfluss des Christentums
darin werden den Gläubigen und Ungläubigen
christliche Botschaft verkündigt und Glaubensfragen diskutiert
Was sind die Elemente der Rede?
= verschiedene Arbeitsphasen, die notwendig sind, um eine Rede hervorzubringen
Inventio: Erfindung der Gedanken → Gedanken (res)
Dispositio: Gliederung der Gedanken → Gedanken (res)
Elocutio: Sprachliche Darstellung der Rede → Sprache (verbum)
Memoria: Memorieren der Rede → Gedanken (res) und Sprache (verbum)
Pronuntiatio: Vortrag der Rede → Sprache (verbum)
Was sind Stilmittel?
Tropen
Figuren
Veränderung auf Wortebene
Ersetzen eines Ausdrucks
semantisch
Veränderung auf Satzebene
phonologisch-syntaktisch
Was ist der Botenbericht?
lässt vergangene Ereignisse, die in räumliche und zeitliche Entfernung zum Bühnengeschehen stehen von einer Figur erzählen
ist meist eine schwer darstellbare Begebenheit, die in der Zwischenzeit außerhalb der Bühnenhandlung geschehen ist → ist schon passiert
typisches Strukturelement des geschlossenen Dramas
Ziel: Handlung voranbringen
Unterscheidung von der Mauerschau: erzählt von vergangenen Ereignissen
= fiktionale Erzähltexte, die selbstreflexiv und systematisch die Aufmerksamkeit auf ihren Status als Artefakte lenken, um damit die Beziehung zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu problematisieren
Beispiel:
"Du schickst dich an, den neuen Roman "Wenn ein Reisender in einer Winternacht” von Italo Calvino zu lesen."
→ er lässt die Figuren innerhalb des Buches Grenzen überschreiten und bezieht den realen Leser und den realen Autor mit ein
Was ist der Unterschied zwischen Poetik und Poesie?
Poetik
Poesie
= Lehre von der Dichtkunst
= Textbereich, dessen Produktion traditionell geteilt wird
z.B. in aristotelische Poetik (Drama, Epos, Lyrik)
Wie geht es?
Welche Regeln gibt es?
Endprodukt in Textform
Was ist die Mauerschau?
stellt gleichzeitiges Geschehen, dass sich außerhalb des Bühnenraums abspielt, dar
der Berichtende beobachtet einen Vorgang, der schwer darstellbar ist → meist von einem erhöhten Standpunkt aus
Beispiel: Schlachten, Schiffsuntergänge, etc.
Unterscheidung zum Botenbericht: erzählt von gegenwärtigen Ereignissen
Was ist ein historisches Drama?
Grundfrage: ist der Protagonist frei in seinen Entscheidungen oder ist er an ein höheres Ziel gebunden?
thematisiert …
das Verhältnis des Einzelnen zur Geschichte
die Auswirkungen der Handlungen des Individuums
die grundlegende Problematik, inwiefern der Protagonist frei ist in seinen Entscheidungen oder ob er an ein höheres Prinzip gebunden ist
war bis zur Einführung des bürgerlichen Dramas im 18. Jahrhundert die vorherrschende From der Dramatik
Themen:
Darstellung eines historischen Ereignisses
Darstellung eines Mythos
Was sind rhetorische Mittel?
Beispiele: Metapher, Katachrese, Anapher, Ellipse, etc.
Wortfiguren: verändern die Struktur des Wortes oder Satzes durch Umstellung, Hinzufügen, Wiederholung oder durch entfernen von Wörtern
Beispiel: Anapher, Antiklimax, Klimax, Oxymoron, Repetitio, etc.
Satzfiguren: erzeugen eine Abweichung von der üblichen Satzstruktur, verändern also den ganzen Satz
Beispiel: Epiphrase, Rhetorische Frage, Hypotaxe, Chiasmus, Anakoluth, etc.
Klangfiguren: erzeugen Assoziation durch einen bestimmten Klang
Beispiel: Alliteration, Onomatopöie, etc.
Was ist ein bürgerliches Trauerspiel?
Eingeführt von Lessing
Protagonisten: Bürger
Funktion:
moralischee Selbstvergewisserung des Bürgertums
Darstellung von Willkürakten des Adels
die bürgerlichen Probleme werden tragisch dargestellt (in Form eines Trauerspiels)
→ war damals neu: das Trauerspiel war für den Adel reserviert, und für die Bürger war die Komödie gedacht (in der die bürgerlichen Probleme nicht ernst genommen wurde)
→ damaliges Ziel: Ständeklausel hochhalten
→ im 18. Jahrhundert gab sich das Bürgertum nicht mehr mit dieser Rolle zufrieden
Was ist die Ständeklausel
= dramapoetisches Prinzip, dass die dramatische Produktion beeinflusste
geht auf die Poetik Aristoteles zurück
reserviert die Tragödie für die Konflikte und Probleme der "guten" Menschen (Personen hoher Herkunft → Adel)
reseriert die Komödie für "schlechtere” Menschen (Personen niederer Herkunft → Bürger)
spielt im 20. Jahrhundert keine Rolle mehr
Was sind die Grundformen des Dramas?
Komödie
Tragödie
zeigt Menschen in lösbaren Konflikten, die aber nicht unbedingt von dieser Lösbarkeit wissen → sind ihrem Schicksal faktisch überlegen
Komische / lächerliche Darstellung
Übertriebene Darstellung des Konflikts: macht sich lustig über die unteren Schichten
zeigt "handelnde Menschen" in tragischen, unlösbaren Konflikten, die von der Aussichtslosigkeit ihres Handelns wissen → sind ihrem Schicksal faktisch unterlegen (wissen das auch)
zeigt die Möglichkeiten des Menschseins durch die Extremsituationen auf
→ Ruft Katharsis hervor (= Reinigung (man schaut es sich an und durch die Extremsituationen soll man das Gefühl haben, eine Reinigung durchlaufen zu haben))
komisch (durch die Darstellung der Handlung und der Charaktere)
Protagonisten: bürgerliche Figuren
Protagonisten: adelige Helden
Was ist die Katharsis?
emotionale und psychische Reinigung der Zuschauer (von Trieben)
Nach Aristoteles: durch Jammer und Schauder (Ständehaushalt und Triebe gesellschaftlich machen)
Nach Lessing: durch Mitleid und Furcht (Verwandlung der Leidenschaften in Tugenden; Theater als Kommunikationsmittel bürgerlicher Öffentlichkeit)
Was sind die Drei Einheiten des Dramas?
heute spielen die drei Einheiten keine Rolle mehr
1. Einheit der Handlung
→ kohärentes Ganzes
geht auf Poetik von Aristoteles zurück: jedes Drama muss eine geschlossene Handlung mit Anfang, Mitte und Ende aufweisen
2. Einheit der Zeit
→ durchgängige Handlung
Analepse (= Rückblende) und Prolepse (=Vorwegnahme) ausgenommen
das Stück soll nicht länger als ein Tag dauern
3. Einheit des Ortes und Raumes
→ Schauplatz ohne Szenenwechsel
Schauplatz ist immer die gleiche Bühne
Was ist ein Monolog?
= „Selbstgespräch“
Kein direkter Adressat: richtet sich an eine imaginäre Person (und nicht an den Zuhörer)
meist in Dramen vorhanden
Bezugnahme auf eine Rede
Arten von Monologen
lyrischer Monolog: Held offenbart seine Gefühle
Reflexions-Monolog: bedenken aus der eigenen Perspektive
epischer Monolog: Darstellung von Nicht-Darstellbarem
prosaischer Monolog (Brücken- und Übergangsmonolog): verhindert, dass die Bühne leer ist
Konflikt-Monolog: Abwägen von Möglichkeiten und Treffen einer Entscheidung
Sonderform:
Innerer Monolog in der Erzählprosa
Was ist ein Dialog?
= Rede-Gegenrede
führt zu einer neuen Handlung / neuen Situatio / neuem Dialog
Was ist der Aufbau eines Dramas?
Aufbau eines Dramas:
Was sind die Formen der dramatischen Rede?
Nebentext
alles Nichtgesprochene
Beispiele: Charakterisierungen, Bühnen- / Regieanweisungen, Titel, Motto, Widmung, Vorwort, Personenverzeichnis, Akt- / Szeneneinteilung
Haupttext
gesprochene Rede
lässt sich in Monolog und Dialog unterteilen:
Dialog
kein direkter Adressat
es wird ungehindert geredet
Rede-Gegenrede zwischen mindestens 2 Personen
Was sind die Wirkungsabsichten eines Dramas?
Aristoteles
Lessing
Bertholt Brecht
Jammer und Schauder
Mitleid und Furcht
Zuschauer sollen erleben, dass das Dargestellte auch anders möglich ist
Zuschauer soll auf Distanz gehalten werden
wendet sich explizit gegen Aristoteles und Lessing
Was ist ein Blankvers?
= gebräuchlicher Vers im Drama (selten auch in der Lyrik
jambisch fünfhebiger, reimloser Vers
Besteht, je nachdem ob er betont (männlich) oder unbetont
(weiblich) endet, aus zehn oder elf Silben besteht
hat keine feste Zäsur (≠Alexandriner)
Hat eine hohe Flexibilität
Beispiel: 10-silbig, betont endend
"Er ist es! Nathan! – Gott sei ewig Dank, Daß Ihr doch endlich einmal wiederkommt." u - u - u - u- u- u - u - u - u- u-
Beispiel: 11-silbig, unbetont endend
Ja, Daja, Gott sei Dank. Doch warum endlich? Hab‘ ich denn eher wiederkommen wollen?" u - u - u - u- u- u u - u - u - u- u- u
Was ist ein Knittelvers?
=gebräuchlicher Vers in Lyrik, Dramatik und Epik
Vierhebiger Paarreim
Die Verse können auftaktig oder auftaklos beginnen
→ Einige sind alternierend und heben den Inhalt durch sprachlichen Rhythmus in mehreren Hebungen/Senkungen hintereinander
Gebräuchlichster Vers im 15. und 16. Jahrhundert in der Lyrik, Dramatik und Epik
Unterscheidung zwischen einem freiem und strengen Knittel
freier Knittel: Füllungsfreiheit (es können mehrere Senkungen aufeinander folgen)
strenger Knittel: meist alternierender acht- oder neunsilbiger Vierheber
Was ist die Intertextualität nach Julia Kristeva?
allgemein: bezeichnet die Beziehung(en), die Texte untereinander haben
traditionell: erkennbare Verweise auf ältere, ebenfalls literarische Texte
radikale Definition nach Kristeva: jedes kulturelle System und jede kulturelle Struktur ist ein Text, alles bezieht sich aufeinander
Besagt, dass jeder Text ein „Mosaik von Zitaten“ ist
→ Im Raum eines Textes überlagern sich mehrere Aussagen, die aus anderen Texten stammen (jeder Text ist eine Mischung von anderen Texten)
theoretisch orientierter Ansatz
Intertextualität wird sehr weit gefasst
Offenheit und prozessualer Charakter der Literatur ist zentral
zweiter Ansatz (engere Begriffsfassung)
Systematisierung und Klärung der Beziehungen zwischen konkreten Texten
Was ist ein Geschlossenes und ein Offenes Drama?
Geschlossenes Drama
Offenes Drama
einheitliche, in sich abgeschlossene Haupthandlung
kausale Verknüpfung der Szenen (Nichtaustauschbarkeit)
einzelne Handlungen als Schritte einer logisch und psychologisch zwingenden Abfolge
mehrere Handlungen gleichzeitig (Polymethie)
Zerrissenheit der Handlungsabfolge
relative Autonomie einzelner Episoden
Zeit
Einheit der Zeit
Zeit nur Rahmen des Geschehens
keine Zeitsprünge
ausgedehnter Zeitraum
Zeit als in die Ereignisse eingreifende Wirkungsmacht
Zeitsprünge zwischen Szenen
Ort
Einheit des Ortes
Ort nur Rahmen des Geschehens
Vielheit der Orte
Räume charakterisieren und determinieren Verhalten
Personen
geringe Zahl
Ständeklausel
hoher Bewusstseinsgrad
große Zahl
keine ständischen und und sozialen Beschränkungen
komplexes Zusammenspiel von Innenwelt und Außenwelt
Komposition
Handlungszusammenhang als Ganzes
Gliederung vom Ganzen zu den Teilen
Funktionale Zuordnung der Szene zum Akt und des Aktes zum Drama
lineare Abfolge des Geschehens
Dominanz des Ausschnitts
Gliederung von den Teilen zum Ganzen
Szenen haben ihren Schwerpunkt in sich selbst
Variation und Kontrastierung von Szenen
Sprache
einheitlicher an der Rhetorik ausgerichteter Sprachstil (Versform)
Dialog als Rededuell (Stichomythie)
Bewusstsein dominiert Sprache
Pluralismus des Sprechens
Mischung der Stilebenen und der Ausdruckshaltung
Orientierung an der Alltagssprache
Dominanz der Sprache über das Bewusstsein
Was ist ein episches Theater?
= offenes Drama mit Innovationsanspruch
von Bertolt Brecht begründet
→ radikaler Bruch mit der Tradition der Dramatik
→ Wendete sich gegen Aristoteles und Lessing
Wirkungsabsicht: Mitdenken des Zuschauers → nicht Einfühlen
→ Zuschauer soll erleben, dass er Handlungsmöglichkeiten hat und etwas verändern kann
Distanz zum Zuschauer durch einen „Verfremdungsefekt“: Illusionsbrechungen wie ein Ansager, kommentierender Erzähler und Informationen durch Spruchbänder, Plakate, Chöre und Projektionen
Beispiel: Stücke von Brecht
Was ist der Unterschied zwischen der epischen Form des Theaters und der dramatischen Form des Theaters?
Was ist die Namensbedeutung von “Die Jungfrau von Orléans”?
Bezug zu Jungfrau Maria (als Vorbild)
Bezug zur kindlichen Unschuld
→ Johanna als keine „richtige“ Frau
Leidenschaft und Energie für Kampf / Krieg
→ keine menschliche Liebe, dafür göttliche Kraft
zentral: innerer Konflikt Johannas
Wie lassen sich die historische Jeanne dÀrc und Schillers Johanna von Orléans vergleichen?
historische Jeanne dÀrc
Schillers Johanna von Orleans
Wurde von Johann v. Luxemburg gefangen genommen, für 10 Pfund an Herzog von Burgund verkauft, der sie England überlassen hat lange, qualvolle Gefangenschaft, als Hexe angeklagt
auf Scheiterhaufen verbrannt → Hexentod
hat niemanden getötet
wurde heilig gesprochen
Ist eine Kämpferin mit der Pflicht, den Feind zu töten
Wurde von den Engländern gefangen genommen
Wird wie durch ein Wunder (übernatürliche Kräfte) von ihren Ketten befreit
stirbt verwundet auf Schlachtfeld
→ Heldentod
Ist kein intrigantes Wesen, sondern unberührt und rein
vernimmt sie Gottes Anruf
→ stellt sich in Dienst höherer Macht und unterdrückt das Menschsein und Liebe
→ sobald sie menschliche Gefühle zeigt, verliert sie ihre übernatürliche Kräfte
sie eilt von Sieg zu Sieg → Heldenfigur für die ganze Nation
wirkliche Kämpferin → tötet (amazonenhafte Gewalttätigkeit)
Ist Schillers “Johanna von Orléans” ein offenes oder geschlossenes Drama?
was spricht für ein geschlossenes Drama?
was spricht für ein offenes Drama?
traditionelle Form: Gliederung in 5 Akte
Romantische Tragödie
einheitliche geschlossene Form
sprachlich und strukturell eher geschlossen (gehobene Sprache)
keine Einheit in Raum und Zeit
Keine Katastrophe am Ende (Johanna stirbt den Heldentod)
keine Gliederung in Aufzüge / Akte / Szenen
-> eher Gliederung nach Schauplätzen
realistische Kurzszenen statt Prosa / Alexandriner
Reimloser Blankvers (wie Shakespeare)
Was sind Thema, Stoff und Motiv von Schillers “Johanna von Orléans”?
Eine Geschichte mit Eigenexistenz, die dann der dichterischen Beobachtung offen steht
→ konkretes Handlungsgerüst
Ein erzählender Baustein, der ein inhaltliches, situationsgemäßes Element darstellt
Liebe
Glaube
Hundertjähriger Krieg
Verzicht
Treue gegenüber des Vaterlandes
Historische Joanne d´Arc
Göttlicher Auftrag (jungfräuliche Reinheit, Helm, göttlicher Schutz)
→Ruf des Geistes (höherer Auftrag)
Was ist der Aufbau des Dramas “Johanna von Orléans”?
Aufbau des Dramas
Prolog / I. Exposition
• Johannas Vision in „Schäferszenerie
• Umsetzung im Hoflager des Königs
II. Steigerung
• Kampf zur Rettung Frankreichs
III: Höhepunkt / Peripetie
• Sinnlichkeit angesichts eines gegnerischen Ritters
• Verstoß gegen ihr Gelübde: Johanna verliert einen Teil ihrer Kraft
IV: Retardation
• Krönungszug
• Verbannung
V. Katastrophe
• Gefangenschaft
• Selbstbefreiung (mithilfe Johannas Kräften)
• feie Entscheidung für das Gesetz: Rettung des Königs
• Tod (Heldinnentod als Katastrophe
Was ist ein Illusionstheater?
engere Bedeutung: Konzeption & Praxis des Theaters, nach der Zuschauer einer Bühnenaufführung auf den fiktiven Charakter der gespielten Handlung nicht aufmerksam gemacht werden & ihn zeitweise vergessen sollen.
weitere Bedeutung: alle Inszenierungen, durch die Menschen in den verschiedensten sozialen Rollen nach Art von Schauspielern oder Betrügern in anderen Menschen Illusionen erzeugen
im Illusionstheater hat der Zuschauer das Gefühl, einem realen Geschehen beizuwohnen → Aufhebung der Trennung zwischen Dargestellten und Zuschauer
Illusion wird durch Einfühlung in „realistisch“ dargestellte Situation ausgelöst
→ Zuschauer soll sich vollständig mit Figur auf der Bühne identifizieren
→ Mimesis
folgende Elemente des Stücks tragen dazu bei:
Raumdarstellung
Szenographie
Regie
Figurenhandlung
Was ist eine Epoche?
= abgrenzbarer Zeitraum, in dem bestimmte Merkmale als repräsentativ für die zugehörigen literarischen Texte angenommen werden
→ Abgrenzung zu Texte anderer Zeiträume / Epochen
Problem: die eindeutige Zuordnung eines Textes ist ein Ideal (kann Eigenschaften einer vorherigen / folgenden Epoche in sich tragen oder komplexer / weniger komplex sein, als die Kategorien der Epoche zulassen
→ es gibt Ambivalenzen und Überschneidungen
werden stets differenziert und modifiziert
werden nie völlig verworfen
geläufige Einteilung der Epochen
- Reformation / Renaissance
- Barock
- Aufklärung
- Klassik
- Romantik
- Realismus
Was ist die Gegenwartsliteratur?
Zeitraum: 1990 - heute
meint die jeweils aktuelle Literaturproduktion
nach der Nachkriegsliteratur
setzt sich unter Anderem mit aktuellen Themen auseinander
die gegenwärtige Literatur ist geprägt von der Globalisierung, der Digitalisierung und dem Kapitalismus
Themen: aktuelle politische und gesellschaftliche Ereignisse, Erinnerungsliteratur, individuelle Identität
Auffächerung des literarischen Felds
keine verbindlichen Leitvorstellungen ideologischer oder ästhetischer Art mehr
Vielfalt von Themen und Schreibweisen
Was ist Hyperfiction?
= (Hypertexte, die die grundsätzlichen Möglichkeiten der hypertextuellen Verlinkung und Verschachtelung für spezifisch künstlerisch-ästhetische Zwecke nutzen
der Leser muss in einen interaktiven und offenen Dialog mit den Sinnangeboten des Textes treten
machen einen Großteil der sogenannten Netzliteratur ausmachen
laut Vogt eine narrative Textform
Struktur
besteht aus mehr oder weniger aufeinander bezogene Geschehnissen, die vom Leser in eine "Und-dann"-Struktur gebracht werden müssen
Was ist ein Hypertext?
= Textform mit einer nicht-linearen, multimedialen und
interaktiven Struktur, die am Computer gelesen werden
ist kein Text, sonder ein Netz von Einzeltexten, die in digitaler Form (CD-Rom, Website im Internet) durch Verweise miteinander verbunden sind
Vorteile
Informationsfülle
Benutzerfreundlichkeit
geradlinige Struktur wird überwunden (wie sie in einem Buch zu finden ist)
Zeit- und Ortsunabhängigkeit der Informationsbeschaffung
Was ist Netzliteratur?
= die Literatur, die sich erst im Zuge der Digitalisierung entwickelt hat
wird im Internet publiziert, gelesen und manchmal auch fortgeschrieben
Untergattung der digitalen Poesie
die Einheit von Texten wird in Mitschreibprojekten aufgebrochen: LeserInnen können interagieren → Problem: gleichbleibende Qualität kann nicht gesichert werden
Welche Art der Selektion gibt es bei Literatur?
materiale Selektion: es muss eine Auswahl getroffen werden, weil das Material unüberschaubar groß ist
ästhetische Selektion: ist zeitgebunden, spiegelt den jeweils geltenden literarischen Kanon wieder
idelogische Selektion: Indienstnahme der Literatur zu außerliterarischen Zwecken und Zielen
Was sind die Medienrevolutionen?
Erste Medienrevolution (ca. 800-700v Chr.)
-> Weg von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit
Festhalten der Odyssee
Zweite Medienrevolution (1440)
-> Weg von skriptographsichen zu typographischen Medien (Buchdruck)
Erfindung des Buchdrucks mit verschiedenen Lettern
Dritte Medienrevolution (1830-1930)
-> Weg von typographsichen Medien zu elektonischen Medien (Film, Radio, etc.)
technische Fortschritte (Rundfunkt, Fotographie, Telekommunikation, etc.)
Vierte Medienrevolution (ab 1980)
-> Wandel in Folge der Erfindung des Internets
digitale / virtuelle Speicherung, Internet
Was sind die Kennzeichen der Ersten Medienrevolution?
Wechsel von der Mündlichkeit (Oralität) zur Schriftlichkeit (Literalität): Schrift als neues Medium
-> Literatur-Kriterium der Fixiertheit wird erfüllt
Wichtig: Die erste Medienrevolution bringt nur denen etwas, die auch schreiben und lesen können
Was sind wichtige Werke der Ersten Medienrevolution?
Homers Odyssee und die Ilias :
leitet die 1. Medienrevolution ein
→ erste Literatur der abendländischen Zeit
Hildebrandslied → nicht vollständige erste deutsche Literatur
Gilgamesh-Epos
Was ist die Wirkung der Ersten Medienrevolution?
besser Weitergabemöglichkeit
Wissensstände werden aufgeschrieben
→ Wissen wird für die nachfolgenden Generatonen festgehalten
→ bessere / längere Erhaltung
→ schriftliche Speicherung
→ Sicherung von Informationen
→ konkrete Fassung
ermöglicht das wissenschafltiche Denken und Arbeiten
Möglichkeit der Selbstreflexion / distanzierten Selbstanalyse (war vorher aber auch schon möglich)
das alte Medium (Mündlichkeit) wird gestärkt
Zugriff auf räumlich oder zeitlich weit entfernte Geschehen wird möglich
die Sprache und die soziale Interation ändert sich
Was ist die Kritik an den Thesen von Walter J. Ong (zu Literalität und Oralität)?
Kritik an den Thesen von Walter J. Ong (zu Literalität und Oralität)
starre Gegenüberstellung von Oralität und Literalität
eurozentristisch: trifft nicht auf multikulturelle Gesellschaften zu
deterministisch: keine Berücksichtigung, dass Oralität und Literalität dialektisch aufeinander bezogen sind, es also Mischformen gibt (Oraliteralität
Was sind die Kennzeichen der Zweiten Medienrevolution?
Einführung der typo Datenverarbeitung
→ Erfindung des Buchdrucks (Johannes Gutenberg)
Veränderung der kommunikativen Netzwerke (kompliziertes System mit Verlegern, Druckern, Buchführern, Verkaufsstellen und Büchersammlungen als Mittler zwichen den Menschen
Was sind wichtige Werke der Zweiten Medienrevolution?
Wichtiges Werk
• Luther-Bibel (evangelisch bzw. protestantische Bibelübersetzugn nach Martin Luther)
Was ist die Wirkung der Zweiten Medienrevolution?
Das alte Medium (die Schrift) wird gestärkt
Druckmedien ermöglichen das Anlegen umfassender Listen, Bibliographien, Enzyklopädien
-> Wissen kann identisch gespeichert werden
ständiges Zugreifen auf Informationen wird möglich
-> neuartiges Denken entsteht
-> Quellennutzung ermöglicht neues wissenschaftliches Wissen
Reproduktionn zahlreicher textidentischer Exemplare
Verbreitung in hoher Menge durch den Druck
→ weitere, schnellere Verbreitung von Wissen
einfacherer Erwerb der Lesefähigkeit (mehr Leuten zugänglich)
verändertes Leseverhalten (mehr Menschen haben Zugang zu Büchern und lesen)
→ es werden mehr gebildete Menschen produziert
neuartiges Denken entsteht
mehr Motivation zum Lesen
Was sind die Kennzeichen der Dritten Medienrevolution?
Kennzeichen der Dritten Medienrevolution
technische Fortschritte: Entstehung von neuen Medien
→ Ausbildung der digitalen Medienlandschaft
neue Möglichkeiten der Informationsgewinnung und -vermittlung
mechanischer Fotoapparat
Mikrophon
Film- und Videokameras (anfänglich noch ohne Ton)
Telefon
Kino
Radio
Rundfunkt
Was ist die Wirkung der Dritten Medienrevolution?
bildliche Festhaltung
Nutzung von neuen Darstellungsformen wird möglich
traditionelle Geltungskriterien der wissenschaftlichen Information und Wahrheitskriterien entwickeln sich
es entsteht eine Konkurrenz zwischen den Printmedien
Informationen erreichen größere Massen
Intertextualität: intermediale Bezüge werden hergestellt
Verfilmung von Büchern
Was sind die Kennzeichen der Vierten Medienrevolution
Erfindung des Internets und später auch Zugriff für alle Menschen
-> digitale / virtuelle Speicherung
Hyperfiction: fiktionale Erzählungen, geschrieben mit und für die Hypertextstruktur → nichtlinearen, elektronische Texte, die erst durch die Rezeption des Lesers eine konkrete Form erhalten
Hypertext:Text mit einer netzförmigen, dynamischen Struktur, in der die gewohnte Ordnung statischer gedruckter Publikationen technisch aufgebrochen wird
Netzliteratur
Was ist die Wirkung der Vierten Medienrevolution?
Transformierung von Daten in Programme, weil Verschriftung und Druck nicht mehr genügen
neues Medienverhalten:
Lesen auf digitalen Geräten statt auf Papier
Entwicklung von Formen, die es vorher nicht geben konnte
Was ist eine mediale Transformation?
Mediale Transformation
= die Umwandlung oder Übertragung eines literalen Werkes von einem auf ein anderes Medium
Die Medienrevolutionen (bzw. Erfindungen neuer Medien) ermöglichen diese Transformationen
→ Beispiel: Odysse
die Odyssee ist eine ursprünglich mündliche Erzählung, die in einen handgeschriebenen Text transformiert wurde
Inzwischen gibt es den Text in gedruckter Form und in anderen Fassungen:
Kinderbuch (Inkiow)
Hörbuch
Filmversion
Welche Arten der Selektion gibt es in der Literaturgeschichte?
materiale Selektion: es muss eine Auswahl getroffen werden, weil der Material unüberschaubar groß ist
ästhetische Selektion: ist zeitgebunden, spiegelt den jeweils geltenden literarischen Kanon
ideologische Selektion: Indienstnahme der Literatur zu außerliterarischen Zwecken und Zielen
Welche Aufgaben hat die Literaturgeschichte?
Literaturgeschichtsschreibung
selektiert
hierarchisiert
konstruiert Zusammenhänge
stiftet Sinn (indem sie den Kanon beschreibt)
benennt, kommentiert und kontextualisiert sie dasjenige, was aus dem Kanon des Literaturunterrichts und der Literaturkritik herausgefallen ist.
ist ein Kollektivgedächtnis, worin vergangene Bestände aufbewahrt wurde
Was ist Rhetorik?
Theorien, die bestimmte Regeln und Möglichkeiten der sprachlichen Produktion herausarbeitet
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