Definition Übelkeit
Übelkeit
= subjektives Phänomen einer unangenehmen Empfindung im hinteren Rachenraum und im Magen, das zu Brechreiz oder Erbrechen führen kann
Merkmale von Übelkeit
Widerwille gegen Nahrung
Würgereiz
Vermehrter Speichelfluss
Vermehrtes Schlucken
Saurer Geschmack
Was ist Regurgitation?
Regurgitation
= Zurückströmen des Speisebreis aus der Speiseröhre in den Mund
—> z.B. durch verminderte Fortbewegung des Speisebreis (mangelnde Peristaltik der Speiseröhre)
—> bei Säuglingen: Verschlucken von Luft, hastiges Trinken, unkoordinierter Trinkvorgang (andere Ursachen: Funktionsstörung oberer gastrointestinaler Trakt, Fehlbildungen)
Gründe für Übelkeit und Erbrechen
Physisch
Physisch, z.B.
Urämie (Harnstoff ins ZNS, hoher HS -> Somnolent)
Diabetische Ketoazidose
Ösophaguserkrankung
Gastrointestinale Erkrankungen
Pankreaserkrankungen
Erhöhter intrakranieller Druck
Tumorerkrankungen
Morbus Meunière: Form des Schwindels, die akut von einem Moment auf den anderen einsetzt und oft Minuten bis Stunden anhält; Erkrankung des Innenohrs
Schwangerschaft
Therapieregime (Bsp. Novamintropfen)
Psychisch/ situationsbedingt
Psychisch/ situationsbedingt, z.B.
Angst
Reize aus der Umwelt
Giftiger Geschmack
Psychologische Störung
Unangenehme visuelle Reize
Ekel
Unterschied zentrales & reflektorisches Erbrechen.
Zentrales Erbrechen: Direkte Reizung des Brechzentrums
Reflektorisches Erbrechen: Indirekte Reizung des Brechzentrums ->über das vegetative Nervensystem
Ursachen für zentrales Erbrechen
Erkrankungen des Gehirns
Z.B. Migräne, Commotio cerebri, Meningitis, Tumore
Zentral wirkende Toxine
Arzneimittel wie Narkotika, Zytostatika, Alkohol
Ursachen für reflektorisches Erbrechen
Gastrointestinal
Z.B. Gastritis, Magenüberdehnung, gereizte Schleimhäute, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Psychogen
Z.B. Angst, Schreck, Schock, Ekel, Bulimie
Andere
z.B. Reisekrankheit, Drehschwindel, Nierenkoliken
Symptome Zentrales & Reflektorisches Erbrechen
Symptome/ Beobachtung des Brechvorgangs
Zentrales Erbrechen = plötzlich & schwallartig
Reflektorisches Erbrechen = Ankündigung durch vorherige Übelkeit
Worauf ist beim Erbrochenem zu achten?
Beobachtung des Erbrochenen
Menge
Konsistenz
Farbe/ Beimengungen
Schleim
Grünlich-gallig
Frisches hellrotes Blut
Dunkel bis schwarzrotes Sekret („Kaffeesatz“)
Bräunlich-kotig
Akutes Erbrechen
Beschreibung + Beispiel
= Innerhalb von Minuten bis Stunden folgt direkt auf Reiz
Bsp. Infekt, Schädel-Hirn-Trauma
Verzögertes & protrahiertes Erbrechen
= 1 bis 4 Tage nach eigentlichem Auslöser bis zu 7 Tage andauernd
Bsp. Chemotherapie
Persistierendes Erbrechen
= Wiederkehrendes, anhaltendes Erbrechen über längeren Zeitraum (>24 Stunden bis Wochen)
Bsp. Schwangerschaft
Antizipatorisches Erbrechen
= Psychisch bedingt, kann erlernt sein
Bsp. Geschmack von Medikamenten, nicht ausreichende antiemetische Prophylaxe bei Zytostatikatherapie, Gerüche
Habituelles Erbrechen
= Sich regelmäßig wiederholendes Erbrechen
Bsp. Bulimie
Assessmentfragen, um Übelkeit zu erfassen🔴💡
Assessment Übelkeit🔴
Beginn der Übelkeit
Andauernde Übelkeit oder mit Unterbrechungen?
Gibt es auslösende Faktoren?
Tritt die Übelkeit nach Einnahme bestimmter Medikamente auf?
Bestehen Magenschmerzen?
Tritt die Übelkeit verstärkt nach einer bestimmten Zeit nach der Nahrungsaufnahme auf?
Hat der Patient Schluckbeschwerden? (Onkologie, Neurologie?) VAS? Oder NRS?
Ist die Mundschleimhaut intakt?
Besteht eine Obstipation?
Hat der Patient ein gesteigertes Durstgefühl?
Ist der Bauch weich, gespannt, druckempfindlich?
Gehen Winde ab?
Sind Darmgeräusche hörbar?
Tritt zusätzlich Erbrechen auf?
Assessmentfragen, um Erbrechen zu erfassen🔴
Assessment des Erbrechens🔴
Art & Weise
Tritt das Erbrechen plötzlich, ohne vorherige Übelkeit auf?
Ist das Erbrechen unverdaut?
Führt das Erbrechen zur Linderung vorhergegangener Übelkeit?
Frequenz, Dauer & Volumen des Erbrechens
Zeitpunkt des Erbrechens
Geruch & Beimengungen (helles oder dunkles Blut, Stuhl, Gallenflüssigkeit, Schleim)
Begleitsymptome
Treten Kopfschmerzen in Verbindung mit dem Erbrechen auf?
Auslösende Faktoren
Bestimmte Tätigkeiten, Gerüche, Einnahme von Medikamenten
Leidet der Pat. unter Husten, der das Erbrechen auslöst?
Pflegerische Interventionen: Unterstützung beim Erbrechen
Interventionen: Unterstützung beim Erbrechen
Ruhe vermitteln, Pat. zum ruhigen Durchatmen auffordern
Pat. mit erhöhtem Oberkörper positionieren (sitzend aufrecht)
Beengende Kleidung, ggf. Zahnprothesen entfernen
Kleidung, Bett abdecken
Ggf. Kopf unterstützen, Haare zurückhalten
Erbrochenes in Nierenschale/ Spuckbeutel auffangen
=>Achten Sie auf Ihren Selbstschutz (v.a. bei Verdacht auf eine Infektion, bei Chemotherapie)
Pflegerische Interventionen: Nachbereitung
Interventionen: Nachbereitung
Erbrochenes aus Zimmer entfernen
Auffälligkeiten notieren, Menge abschätzen àggf. in Flüssigkeitsbilanz einbeziehen, ggf. Arztinfo
Mundpflege anbieten, ggf. Prothesen reinigen
Teilkörperpflege, evtl. Wechsel Kleidung & Wäsche
Frisches Spuckgefäß bereitstellen, Klingel in Reichweite legen
V.a. bei andauerndem Erbrechen oder Begleitsymptome wie Diarrhoe: Vitalzeichen messen
Pat. zunächst nüchtern lassen
Pat. mit Diabetes: Gefahr der Hypoglykämie beachten
Wann besteht Aspirationsgefahr?
Aspirationsgefahr bei
Erbrechenden Pat., die nicht aufrecht positioniert werden können
Säuglingen
Kleinkindern
Menschen mit Bewusstseinsstörungen
=> Positionierung in Seitenlage!
Antiemetika🔴💡
Wirkung + Indikation
Antiemetika🔴
Bewirken eine symptomatische Unterdrückung des Erbrechens
Meist Hemmung des Brechzentrums
Habe keine Indikation bei kurzzeitigem Erbrechen, z.B. bei Magen-Darm-Infektion àKrankheitserreger sollen physiologisch aus dem Körper entfernt werden (durch Erbrechen)
Können prophylaktisch eingesetzt werden, z.B. in der Chemotherapie
Was ist das PONV?
PONV: postoperative nausea and vomiting
30% aller Pat. leiden an Übelkeit & Erbrechen
Verursacht längere AWR-Zeiten & Kosten durch noch erforderliche medikamentöse Therapie auf Station
Häufig geäußerte Nebenwirkung, die mit Anästhesie in Verbindung gebracht wird = Qualitätsindikator
Patientenkomfort durch bestmögliche Prophylaxe & Therapie
PONV
Risikofaktoren
Weiblich
Operativer Eingriff
Volatile Anästhetika
Nichtraucher
Anästhesiedauer
Postoperative Opioide
Alter
PONV/ Reisekrankheit i.d. Anamnese
PONV🔴💡
Risikoscore nach Apfel
PONV🔴
Je höher der Score, desto frühzeitiger & umfangreicher Einsatz von Antiemetika zur Prophylaxe
Pflegerische Aspekte
Kenntnis über Symptomkomplex PONV
Übergabe AWR ->Station
Allgemeine pflegerische Maßnahmen bei Nausea & Emesis
Aromatherapie?
Ursachen von Übelkeit? (Palliativpatienten)
Ursachen von Übelkeit (Palliativpatienten)
Pflegerische Interventionen
Flüssigkeitssubstitution abwägen (Kontraindikationen beachten, z.B. irreversibler Ileus)
Obstipationsprophylaxe, ggf. abführende Maßnahmen; Kolonmassage
Übelkeit & Drehschwindel: sehr langsame & behutsame Mobilisation
Wenn der zu pflegende Mensch eine Nahrungskarenz selbst wählt: akzeptieren —>ggf. häufigere Mundpflege anbieten, Mundpflege nach Wünschen ausrichten
Was ist VSED?
VSED = Voluntary stopping eating and drinking
Angst vor einem qualvollen Tod
Selbstbestimmung des eigenen Todes
Einige chronisch Erkrankte verzichten auf Essen & Trinken – Beschleunigung des Todes
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