Diagnostische Kriterien DSM 5
Zur Diagnose einer schweren Depression müssen ≥ 5 der folgenden Punkte in der selben 2-
wöchige Periode fast jeden Tag auftreten, und einer von diesen muss depressive
Stimmung oder Verlust von Interesse oder Freude sein:
• Depressive Stimmung fast den ganzen Tag
• Deutlich vermindertes Interesse oder Freude an allen oder fast allen Aktivitäten für die
meiste Zeit des Tages
• Signifikante (>5%) Gewichtszu-oder abnahme oder verminderter oder gesteigerter Appetit
Insomnia (Durchschlafstörungen) oder Hypertonie
• Von anderen beobachtete psychomotorische Unruhe oder Retardierung (nicht selbst
berichtet)
• Müdigkeit oder Antriebslosigkeit
• Gefühle der Wertlosigkeit oder übermäßige oder unangemessene Schuldgefühle
• Verminderte Fähigkeit zu denken oder sich zu konzentrieren oder Unentschlossenheit
• Wiederkehrende Gedanken an Tod oder Selbstmord, Selbstmordversuch oder einen
bestimmten Plan, um Selbstmord zu begehen
Prävalenz der Depression
Prävalenz depressiver Symptomatik (PHQ) bei 8,1% der
Erwachsenen (Frauen 10,2%; Männer 6,1%)
Lebenszeitprävalenz einer diagnostizierten Depression: 11,6%
(Frauen 15,4%; Männer 7,8%)
12-Monats-Prävalenz : 6,0% (Frauen 8,1%; Männer 3,8%)
Verstärkervrlusttheorie (Lewinsohn)
• Wurzel: operante Lerntheorie
Das Modell postuliert, dass:
eine geringe Rate verhaltenskontingenter positiver Verstärkung auslösend für depressives Verhalten wirkt;
eine geringe Rate verhaltenskontingenter positiver Verstärkung die Depression aufrecht hält; zusätzlich wird dadurch die Rate des möglichen noch zu verstärkenden Verhalten verringert;
die Gesamtmenge positiver Verstärker vom Umfang der potentiell verstärkenden Ereignisse und Aktivitäten, dem Umfang verfügbarer und erreichbarer Verstärker und dem Verhaltensrepertoir und der Fähigkeit, Verhalten zu zeigen, dass verstärkt werden kann, abhängig ist;
depressives Verhalten oft durch die Art der Verstärkung aufrechterhalten wird, die ein Betroffener kurzfristig durch seine soziale Umwelt erhält, wie Sympathie und Anteilnahme.
Studie: Neural Processing of reward and punishment in young people at increased familiar risk of depression
-> es hat sich gezeigt, dass gesunde Kontrollprobanden hatten höhere Reaktion auf positiven Verstärker (höhere BOLD Response im ACC und OFC)
-> Angehörige der depressiven patienten, hatten eine reduzierte Sensitivität gegenüber positiven Reizen und eine erhöhte Sensititvität gegenüber negativen Reizen
(bei gesunden Kontrollprobanden niedrigere Bold Response im lateralen OFC und Insula)
-> Vulnerabilitätsfaktor für Depression
Theorie der gelernten Hilflosigkeit: Experiment Seligman Versuchsaufbau
Phase 1
Gruppe 1:
Gruppe Hunde wird elektrischen Schocks ausgesetzt, welche sie durch bestimmte Reaktion verhindern können -> Fluchtverhalten wird erlernt
Gruppe 2:
Hunde in yoked- bedingung. Hunde erhalten wie in Gruppe 1 Schocks (also auch genau die gleiche Anzahl), können dagegen aber nichts unternehmen.
Gruppe 3:
Kontrollgruppe- keine Schocks
Phase 2
Alle drei Gruppen kommen in einer Shuttle-box. Diese besteht
aus zwei identischen Boxen (compartments), welche über einen Durchgang miteinander
verbunden sind. Das Versuchstier wird in eine der beiden Boxen gesetzt und einem Schock ausgesetzt. Es kann diesen Schock nun einfach entgehen, indem es in die andere Box wechselt
Theorie der gelernten Hilflosigkeit: Experiment Seligman Ergebnisse
Gruppe 1 lernt sehr schnell, dem Schock im Shuttle-box-Training zu entgehen. Mit der Zeit lernen die Tiere den Schock durch einen vorzeitigen Wechsel gänzlich zu vermeiden (Vermeidungslernen).
Gruppe 2 lernt (wenn überhaupt) nur sehr langsames Flucht- und Vermeidungsverhalten. Die Hunde bleiben oft lethargisch liegen und lassen die Schocks über sich ergehen.
Gruppe 3, die Kontrollgruppe zeigt Vermeidungslernen und unterscheidet sich darin nur in der langsameren Lerngeschwindigkeit von der ersten Gruppe.
Was stellten Seligman und Kollegen ebenfalls im Verhalten der Tiere fest (post Experiment)?
Weitere Untersuchungen von Seligman und Kollegen zeigten über
diese Ergebnisse hinaus, dass Tiere nachdem sie unkontrollierbaren
aversiven Reizen ausgesetzt waren, folgende Verhaltensweisen
aufwiesen:
• weniger Nahrungsaufnahme
• Gewichtsverlust
• verminderte sexuelle Aktivität
• weniger soziale Aktivitäten
• Abnahme des Noradrenalin-Spiegels im Gehirn
Wo ist die erlernte Hilflosigkeit im Gehirn lokalisiert?
Dorsaler Nucleus Raphé (DRN):
„Lokalisation“ der erlernten Hilflosigkeit
Tierexperimentelle Untersuchungen bei Ratten zeigten, dass der Schaltkreis
zwischen DRN und präfrontalem Kortex (vmPFC) als „Ein-Aus-Schalter“ für die
Hilflosigkeit fungiert.
-> Wenn der Bereich stimuliert wurden, wurde hilfloses Verhalten auch in der Kontrollgruppe gezeigt, wurde er gelähmt zeigte auch die Experimentalgruppe kein hilfloses Verhalten
Revision Theorie der erlernten Hilflosigkeit
Nicht nur der tatsächliche Kontrollverlust sondern auch die
Wahrnehmung einer Situation als unkontrollierbar kann zu erlernter
Hilflosigkeit führen.
Revision der Theorie der gelernten Hilflosigkeit von Seligman und
Kollegen unter der Berücksichtigung der Attributionstheorie:
Jemand, der eine Situation als nicht-kontrollierbar wahrnimmt,
entwickelt die feste Überzeugung, dass solche Situationen nicht
kontrollierbar sind. Er führt die mangelnde Kontrollierbarkeit auf
zeitlich stabile Eigenschaften der eigenen Person zurück und
verallgemeinert seine Überzeugung auf alle Situationen (internale,
stabile und globale Attribution), so dass die eigene Fähigkeit,
irgendeine Situation positiv beeinflussen zu können, verneint wird.
Neuronale Korrelate der erlernten Hilflosigkeit beim Menschen
In kontrollierbaren Durchgang konnte eine höhere AKtivierung im ventromedialen kortex gefunden werden
Wie ist der Zusammenhang zwischen der subjektiv eingeschätzten
Hilflosigkeit und der wahrgenommenen Kontrollierbarkeit des Stressors
signifkante negative Korrelation
Wie ist der Zusammenhang zwischen negativem Affekt nach der Stressexposition und der
wahrgenommenen Kontrollierbarkeit des Stressors?
signifikante negative Korrelation
Aus welchen drei Bestandteilen besteht die kognitive Triade nach Beck
Selbst: Dysfunktionale, kognitive Annahmen (Grundannahmen)
Zukunft
Umwelt: kognitive Fehler, verzerrung der Realität
Welche kognitiven Grundannahmen gibt es? Wie entstehen sie und welche Auswirkungen haben sie auf die Zukunft?
Stabile dysfunktionale kognitive Grundannahmen können durch
negative Lebenserfahrungen in Kindheit und Jugend entstehen
und durch Ereignisse reaktiviert werden
• „Ich bin nicht liebenswert“ (geringe Selbstachtung)
• „Hoffnung lohnt nicht“ (Hoffnungslosigkeit)
• „Ich muss perfekt sein“ (Selbstkritik)
enthalten Informationen, steuern aber auch Aufnahme,
Kodierung und Bewertung neuer Infos
Welche kongitiven Verzerrungen gibt es?
Willkürliches Schlußfolgern: Die Person zieht negative Schlüsse aus nicht
ausreichendem oder widerlegtem Material.
Selektive Abstraktion: Die Person konzentriert sich auf negative Einzelheiten einer
Situation und ignoriert den größeren Zusammenhang.
Übergeneralisierung: Die Person wendet eine allgemeine Regel oder
Schlußfolgerung aufgrund von wenigen und unzusammenhängenden Erlebnissen
ohne Ausnahme auf alle Situationen an, gleichgültig, ob sie ähnlich oder unähnlich
sind.
Maximierung und Minimierung: Die Person überschätzt oder unterschätzt die
Bedeutung von Ereignissen, v.a. so, daß eine negative Schlußfolgerung entsteht.
Personalisierung: Die Person führt Ereignisse v.a. auf ihr Handeln zurück, auch wenn
es dafür keine ausreichenden Belege gibt.
Verabsolutiertes, dichotomes Denken: Die Person gruppiert alle Erlebnisse in zwei
extreme und sich ausschließenden Kategorien.
Studie: Ambigious cue interpretation is biased under stress and depression like states in rats
Ratten waren durch Züchtung erlernt hilflos -> es wurde davon ausgegangen, dass sie sich wie depressive Menschen verhalten.
Sie haben Milch erhalten durch Drücken eines richtigen Hebels (positive Verstärkung)
Auf negativen Ton hin haben sie einen Stromreiz erhalten, dieser konnte verhindert werden, wenn sie auf anderen Hebel drückten. (negaitve Verstärkung)
Es wurden drei ambige Töne dargeboten, einer der genau zwischen dem Ton für positives und negatives EVent lag und 1 der näher am positiven lag und einer näher am negativen
Erlernt hilflose Ratten zeigten negativen kognitiven Bias! Sie drückten weitaus häufiger bei den ambigen Tönen auf den Hebel um die negative Reaktio zu verhindern -> sie gingen öfter davon aus, dass ein negatives Ereignis geschah
Kognitiver Bias im Menschen - Translationales Paradigma
Keine Korrelation zwischen
implizitem Bias and depressiven
Symptomen oder Angst
(auch nicht in einer größeren
Stichprobe von N = 114)
ABER depressive Menschen haben genau wie im Tierexperiment einen negativen kogntiven Bias bei neutralen Tönen
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