Buffl

Gewebsinfekte

CK
by Carolin K.

Gasbrand

= nekrotisierende Infektion der Weichteile, i.d.R. durch Clostridium perfringens

Ätiologie:

  • Clostridium perfringens = grampositiver, sporenbildender Anaerobier

  • Symptome durch Toxinbildung: verschiedene Toxine, die als Enzyme (Proteasen, Kollagenasen, Desoxyribonukleasen, Phospholipasen) wirken ➡️ Abbau von Gewebe und Nekrose

  • ubiquitär vorhanden, insb. im Boden, aber auch Teil der Darmflora

  • über verunreinigte Wunden, wobei insb. große, unsaubere Wunden mit Weichteilquetschungen das Risiko für eine Infektion erhöhen; Grunderkrankungen wie eine Arteriosklerose oder ein Diabetes mellitus begünstigen bei reduzierter peripherer Durchblutung die Infektion

  • endogene Infektion auch möglich, dann von Darmflora ausgehend, etwa bei Malignomen

  • Anaerobe Bedingungen, dadurch Vermehrung und CO2-Bildung

Klinik:

  • Inkubationszeit von Stunden bis Tage

  • Sich rasch ausbreitende Entzündung (Kardinalzeichen der Entzündung) der Wunde, sich plötzlich verstärkender Wundschmerz

  • Ödematös geschwollene Haut, kein bis wenig Eiter, fleischwasserfarbenes Wundsekret 🩸🥩

  • Knistern der Wunde, süßlich faul riechend

  • Hautkrepitationen = Knistern bei Palpation durch CO2-Gasbildung (Hautemphysem)

  • Allgemeinsymptome bei fortgeschrittenem Stadium: Fieber, Schockzeichen 🤒🥵

Diagnostik:

  • Klinische Verdachtsdiagnose

  • Mikrobiologische Diagnostik: Mikroskopischer Nachweis grampositiver dicker Stäbchen im Wundsekret oder in Biopsien ➡️ dauert zu lange, deshalb schon bei Verdacht Therapie!

  • Bildgebung: Nachweis von Gaseinschlüssen in Ultraschall oder Röntgen („Muskelfiederung“)

Therapie:

  • bereits bei Verdacht einleiten:

    großzügige Wundrevision, Ausräumung aller Nekrosen, Spaltung der Muskelfaszien, Spülung mit H2O2, offene Wundversorgung (aerobe Verhältnisse schaffen!)

  • Hyperbare Oxygenation sofort postoperativ

  • Antibiose hochdosiert mit Penicillin G und Metronidazol i.v.

  • Intensivmedizinische Überwachung etc.

  • Ultima ratio: Extremitätenamputation

DDs:

  • Hautemphysem durch bspw. Lungen-, Mediastinaleingriffe

  • Abszesse mit Gasbildung bei Mischinfektionen (eher viel Eiter!), nekrotisierende Fasziitis durch Streptococcus pyogenes (Gruppe A)

  • Verletzungen mit Presslufteinwirkung

Nekrotisierende Fasziitis

fulminant verlaufende, lebensbedrohliche, meist durch eine synergistische Mischinfektion ausgelöste, tiefe, nekrotisierende Weichteilinfektion, die durch sich rasch ausbreitende (Stunden) Nekrosen bis unter die Faszien gekennzeichnet ist.

➡️ Muskulatur primär nicht mit betroffen!

Dringende chirurgische Interventionsnotwendigkeit

Einteilung:

  • Typ I (85–90 % der Fälle): synergistische polymikrobielle Mischinfektion mit Nachweis von durchschnittlich 4–5 aeroben (E. Coli, P. aeruginosa, Enterobacter cloacae etc.) sowie anaeroben (Bacteroides spp., Clostridium spp., Vibrio ssp.) Erregern

  • Typ II (10–15 % der Fälle): monomikrobiell verursacht, v. a. durch β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A und ggfs. in Kombi mit Staphylococcus aureus

  • Typ III (Vibrio spp.) und IV (Candida spp.) Raritäten

Ätiologie:

  • Vgl. Einteilung

  • Folge eines Bagatelltraumas

  • Zerstörung von Subkutis und Faszien mit sekundärer Hautnekrose ohne Muskel- oder Knochenbeteiligung

  • Risikofaktoren: höheres Lebensalter, Diabetes mellitus, Immunsuppression, Glukokortikoidtherapie, Alkoholismus, intravenöser Drogenabusus, Leberzirrhose, Tumorerkrankungen

Klinik:

  • bereits initial starke Schmerzen („über das erklärbare Maß hinaus“) in Verletzungsregion ➡️ später durch Nekrose von Nerven Gefühl- und Schmerzlosigkeit im Infektionsgebiet

  • im Frühstadium nur kleiner Hautdefekt möglich, wobei sich Infektion in Tiefe rasch ausbreitet

  • bereits frühzeitig deutlich reduzierter AZ

  • rasch progrediente ödematöse Schwellung der betroffenen Körperregion mit landkartenartigen Hautnekrosen sowie blau-schwärzlich eingebluteten Hautblasen

  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost

  • Gefahr der Sepsis! ➡️ Komplikation: toxisches Schocksyndrom mit Multiorganversagen

Diagnostik:

  • klinische Diagnose!

  • Labor: Erhöhung von CRP, Leukozyten, Creatinkinase (CK), Myoglobin, erhöhte Nieren- und Leberwerte als Zeichen der Organschädigung; Blutkulturen

  • Abstrich aus offener Wunde, Biopsien bei operativer Versorgung

  • Bildgebung: Sono / MRT mit KM, CT Nachweis für evtl. Gaseinschlüsse, Flüssigkeit

  • Diagnosekriterien nach Fisher: (mind. 5 für Diagnosestellung)

    • ausgedehnte Nekrosen der Faszie mit Ausdehnung auf die angrenzende Haut

    • mittlere bis schwere Systemintoxikation mit reduziertem mentalem Status

    • Fehlen einer primären Muskelbeteiligung

    • Fehlen von Clostridien im Wundabstrich

    • Fehlen eines ursächlichen Gefäßverschlusses

    • Leukozyteniniltration, fokale Nekrosen der Faszie und des umgebenden Gewebes sowie mikrovaskuläre Thrombosen im histologischen Befund

Therapie:

  • frühzeitiges, ausgedehntes chirurgisches Débridement mit offener Wundversorgung

  • Nach 6 bis 24 Stunden Revisionseingriff; weil: komplette Sanierung meist nur nach mehrfachen Revisionen erreichbar

  • Breitspektrumantibiose aus Dreifachkombination mit Penicillin G oder einem Cephalosporin, Aminoglykosid und Metronidazol / Ciproloxacin

  • bei Infektion mit S. pyogenes: Gezielte Kombinationstherapie mit Penicillin G plus Clindamycin, in früher Erkrankungsphase Erreger-spezifisches Immunglobulin G

  • nach Abklingen der Infektion: plastische Deckung

DDs:

  • Erysipel

  • Tiefes Pyoderma gangraenosum

Author

Carolin K.

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