Wie sieht der Therapiebeginn aus?
Gezielte Vorbereitung der Patienten auf den Therapiebeginn wirkt sich positiv auf den Behandlungserfolg aus (Orlinsky & Howard, 1986)
Über Grundsätzliches gut informiert sein, stärkt Ich des Patienten und Fähigkeit bewusst werdende Konflikte durchzustehen
Ressourcen aktivierend
Stärkt Mitverantwortung für den therapeutischen Prozess
Was sind die Aufgaben in der Vorphase?
Information über Ablauf der Therapie
Wesentliche Elemente der Behandlung erklären
Auf mögliche Schwierigkeiten hinweisen
Unrealistische Erwartungen adressieren
Vereinbarungen über den Ablauf treffen
Welche Informationen und Hinweise gibt man während der Vorbereitung?
Informationen über den Ablauf der Therapie
Modifizierte Grundegel der freuen Assoziation erklären
Auf mögliche Anstrengungen und Mühen in der Therapie vorbereiten
Auf die Möglichkeit des Austretens problematischer Aspekte in der therapeutischen Beziehung hinweisen
Umgang mit Patientenfragen erläutern
Unrealistische Erwartungen dämpfen
Empfehlung: wichtige Lebensentscheidungen zuerst in der Therapie besprechen
Notwendigkeit der Mitarbeit des Patienten
Anfertigung von Notizen oder Aufnahmen
Was versteht man unter der modifizierten Grundregel zur freien Assoziation?
Ihre Aufgabe ist es, alles das auszusprechen, was Ihnen durch den Kopf geht.
Sie sollen sich keine Gedanken machen, ob es wichtig oder unwichtig ist, ob es hierher gehört oder nicht.
Meine Aufgabe ist es dann, diese Einfälle zu sortieren, das für die zwischen uns vereinbarte Problemstellung Wichtige auszuwählen und mit Ihnen zu bearbeiten.
Was für Vereinbarungen trifft man in während der Vorbereitung?
Regelmäßige und gleichbleibende Termine
Terminänderungen nach Möglichkeit vermeiden
Zeitstruktur festlegen
Regelungen für ausfallende Stunden und wichtige Anlässe festlegen
Ggf. festlegen, in welchen Fällen ein Ausfallhonorar berechnet wird
Vereinbarungen können im Verlauf der Behandlung ggf. noch weiter ergänzt bzw. modifiziert werden
Was sind Merkmale von Therapiezielen?
Explizite und implizite Ziele von Patienten
Therapeut eigene Vorstellungen über Therapiemöglichkeiten
Therapieerfolg ganz wesentlich abhängig davon, ob Therapeuten und Patienten die gleichen Ziele verfolgen!
Aushandlungs- und Einigungsprozess ist essentiell, am Ende: gemeinsames Therapieziel
Therapieziele strukturieren den therapeutischen Prozess und liefern den Bezugsrahmen für die Einschätzung des Therapieerfolgs
Positive Vision der Zukunft → positive Suggestion der Realisierung -> Ressourcen aktivierend
Welche Anforderungen sollen Therapieziele erfüllen?
Sollen Ziele des Patienten sein
Mit Möglichkeiten der zeitbegrenzten Therapie realistisch erreichbar sein
Konkret und klar sein
Erreichen der Ziele soll dem Patienten zuträglich sein
Affektbesetzt sein
Motivation und Neugier des Patienten wecken
Lösungsorientiert formuliert werden
Möglichst eine intrapsychische oder interpersonelle Komponente haben
Wie sieht eine Zielformulierung aus?
Was für Ausgangspunkte gibt es zur Formulierung des expliziten Fokusteils?
Auslösung der Symptomatik
Konflikte intrapsychischer oder interpersoneller Art
Verarbeitung von Verlusterlebnissen
Entwicklungsdefizite
Maladaptive Verhaltensmuster
bewusste Ich-Funktions-Defizite
Was sind mögliche Besonderheiten des Fokus einer Therapie?
Patienten können auslösende Bedingungen für Symptome nicht benennen
Scheitern bei Bewältigungsbemühungen
Probleme in der therapeutischen Arbeitsbeziehung
Zentrales Widerstandsphänomen
Wichtige Informationen durch Gegenübertragung
Kenntnis früher Objektbeziehungen
Beachtung widerkehrender Erinnerungen, Träume, Tagträume, Fantasien
Was beinhaltet der psychodynamische Fokusteil?
Enthält hypothetische Aussage über den unbewussten psychodynamischen Hintergrund der Problematik des Patienten
Formulierung als Konfliktpathologie oder als ich-strukturelles Defizit
Informationen auf interpersonellen und intrapsychischen Ebenen notwendig
Informationen über Einstellungen und Verhaltensweisen des Patienten in Bezug auf Therapie, ihre Person auf der Ebene der Realbeziehung der Übertragungsbeziehung
Unbewusster intrapsychischer oder interpersoneller Konflikt:
Klären, konfrontieren, deuten
defizitäre Ich-Funktionen:
Maladaptives Verhalten des Patienten wird verstanden als unbefriedigende, aber dennoch adaptive Bewältigungsform im Interesse des Selbstschutzes vor dem Hintergrund defizitärer Ich-Funktionen
Sollte man den expliziten Fokusteil mitteilen?
Pro:
Reaktion des Patienten erfahren können
Versicherung der Kooperation
Korrekturen in Formulierung vornehmen
Kontra:
Freiere Formulierung
Beobachtete Aspekte der aktuellen Interaktionen, die Patienten noch nicht zugänglich sind
Was für alternative Formen der Fokusformulierung gibt es?
Zentrales Beziehungskonfliktthema (ZBKT) von Luborsky (1988)
Zyklisch maladaptives Beziehungsmuster (cyclic maladaptive pattern, CMP) von Strupp und Binder (1993) und Weiterentwicklung von Tress et al. (1996)
Wie ist das Zentrale Beziehungskonfliktthema (ZBKT) aufgebaut?
Identifiziert aus den vom Patienten genannten Beziehungsepisoden drei Komponenten:
Wünsche, Bedürfnisse und Absichten des Pacenten gegenüber einer anderen Person
Die Reaktion der anderen Person (Reaktion des Objekts)
Die Reaktion des Patienten darauf (Reaktion des Selbst)
Vorrangig im wissenschaflichen Kontext verwendet
Nachteil: Erstellung von Verbatimprotokollen notwendig
Was versteht man unter Prozess?
zeitlich geordnete Sequenz von Ereignissen, die eine Einheit bilden
Jedes Ereignis determiniert die nachfolgenden Ereignisse teilweise
Was versteht man unter dem psychotherapeutischen Prozess?
Ist dynamisch, konkret ablaufende Veränderungen über die Zeit
Betrachtung von Ereignissen im Kontext der jeweiligen und der vorangegangenen Sitzung
Was der Therapeut für wesentlich hält, worauf er besonders achtet, wie er handelt, Geschehnisse bewertet, hängt von seinem inneren Prozessmodell ab
Therapeut braucht ein Prozessmodell, um stereotypisches Handeln zu vermeiden und nützliche Informationen, die nicht in das eigene Prozessmodell passen, nicht zu übersehen
→ Beziehung zwischen P und T ist ein komplexes selbstorganisierendes System mit stabilen und instabilen Episoden und abrupten Übergängen
Was für Modelle der psychodynamischen Prozesse gibt es?
Fürstenau (1977)
Analytischer Prozess = frühkindliche Entwicklung
Weiss et al. (1986)
unbewusste pathogene Überzeugungen
Safran & Muran (2000)
Von Moment zu Moment in der Beziehung
Thomä & Kächele (2006)
Psychoanalytische Therapie = zeitlich nicht befristete Fokaltherapie
Stern (2010)
„Momente der Begegnung“
Gumz (2008, 2012, 2014)
selbstorganisierendes System
Was besagt das Modell von Fürstenau (1977)?
Analytischer Prozess ist analog zur frühkindlichen Entwicklung mit sieben regelhaft aufeinander folgenden Phasen
Was besagt das Modell von Weiss et al. (1986)?
Fortschritt im Prozess als Folge der gelingenden Widerlegung unbewusster pathogener Überzeugungen:
P. ist unbewusst motiviert zur Veränderung, pathogene Überzeugungen stehen im Weg
Wiederholung kindlicher Erfahrungen in der Übertragungsbeziehung unbewusst, um pathogene Überzeugungen zu überprüfen (Übertragungstests)
T. muss sich konträr zu den pathog. Überzeugungen verhalten und sie widerlegen
Dann kann P. sein Wunsch-Abwehr-Muster durch entstehende Sicherheit aufheben
Was besagt das Modell von Thomä & Kächele (2006)?
Psychoanalytische Therapie ist eine fortgesetzte zeitlich nicht befristete Fokaltherapie mit wechselndem inhaltlichem Fokus
Was besagt das Modell von Safran & Muran (2000)?
Es gibt keinen inhaltlichen Fokus
Von Moment zu Moment die Beziehung zwischen P und T im Hier und Jetzt wahrnehmen und diese Begegnung gemeinsam aus einer Metaperspektive heraus zu explorieren
Dialektische Spannung zwischen Individuation und Bezogenheit in der Therapiebeziehung
Eine zeitlich klar begrenzte Dauer des Therapieprozesses als Widerspiegelung der Realität
Was besagt das Modell von Stern (2010)?
Bedeutung des impliziten Beziehungswissens im Vordergrund
„Momente der Begegnung“: intersubjektive Momente, die P und T gemeinsam konstruieren und in denen beide authentisch, einzigartig und persönlich aufeinander reagieren, was dazu führt, dass sich der intersubjektive Kontext und das implizite Beziehungswissen verändern
Was besagt das Modell von Gumz (2008, 2012, 2014)?
Beziehung zwischen P und T ist ein komplexes selbstorganisierendes System mit stabilen und instabilen Episoden und abrupten Übergängen
Was versteht man unter dem therapeutischen Arbeitsbündnis?
Verbindung/ Übereinstimmung von Behandler*in und Patient*in innerhalb des „therapeutischen Arbeitsbündnisses“ (auch: therapeutische Allianz)
Therapeutische Beziehung im weiteren Sinn schließt alle Beziehungsphänomene zwischen Patient und Therapeut ein. Im engeren Sinn beschränkt sich die therapeutische Beziehung vornehmlich auf das Konzept der therapeutischen Allianz
Früher: klare Hierarchie zwischen Arzt und Patient*in
traditionelle Rolle: Autorität beim Behandler, der Inspizierte
asymmetrische Arzt-Patient*in-Beziehung
Freuds Entwicklung der Psychoanalyse führte zu einem revolutionären Methodenwechsel zu Ende des 19. Jh.
Patient*in war es erlaubt frei zu Assoziieren, Arzt sollte zuhören, nicht mehr starr untersuchen
Seelische Heilung nur möglich über ein In-Beziehung-Treten
Was für Konzepte gibt es bezüglich des therapeutischen Arbeitsbündnis?
Entscheidende Voraussetzung für die Effizienz therapeutischer Interventionen
Abhängig von der Fähigkeit des/der Patient*in stabile und vertrauensvolle Beziehungen herzustellen und andernfalls mittels therapeutischer Techniken zu entwickeln
Therapeutische Spaltung im Ich
Verbündung realiätsorientierter Ich-Anteile mit dem Therapeuten bei Selbstbeobachtung/- erforschung
Greenson (1981/2007): 3 Aspekte therapeut. Beziehung
Rogers (1993): 3 therapeutische Basisvariablen
Bordin (1979): 3 Komponenten einer guten therapeut. Arbeitsbeziehung
Luborsky (1999): Helping Alliance
Was sind die 3 Aspekte einer therapeutischen Beziehung nach Greenson?
Übertragungsbeziehung
Realbeziehung
Arbeitsbeziehung
Was sind die 3 therapeutischen Basisvariablen nach Rogers?
Bedingungslose positive Wertschätzung
Empathie
Kongruenz
Was sind die 3 Komponenten einer guten therapeutischen Arbeitsbeziehung nach Bordin?
Übereinstimmung bei Aufgaben (tasks)
Übereinstimmung zu Zielen (goals)
Vertrauensvolle, emotionale Bindung (bond)
Was versteht man unter Helping Alliance nach Luborsky?
Gefühl, dass geholfen wird
Zusammenarbeit bzgl. Behandlungsziele
Was versteht man unter einer Übertragungsbeziehung?
Ist alles Übertragung in der T-P-Beziehung, oder gibt es außerhalb der Übertragung noch eine andere Form der Beziehung?
Strenge Unterscheidung von Übertragungsbeziehung und einer nicht- neurotischen Arbeitsbeziehung unmöglich
Nutzen des Allianzkonzeptes als äußeren Rahmen, innerhalb dessen sich die psychodynamische Beziehungsarbeit bewegt
Was versteht man unter einer Realbeziehung?
relativ übertragungsfreier Teil der Beziehung
Zwei zentrale Elemente
Authentizität: unverfälscht sein, wie man ist
Realismus: den anderen auf förderliche Weise wahrnehmen, statt Projektionen von Wünschen/Befürchtungen, die anderen gelten
Erweiterung von Gelso (2011):
Ausmaß: Wie viel Authentizität und Realismus existiert?
Valenz: Wie pos./neg. wird die realist. wahrgenommene andere Person erlebt?
Was für empirische Befunde gibt es bezüglich der Bedeutung des Arbeitsbündnisses?
Behandlungsergebnis/Symptomverbesserung ⇔ Qualität d. therapeut. Beziehung
Qualität der therapeut. Beziehung schwankt oft im Therapieverlauf
Günstige Patient*inneneigenschaften: Sicherer Bindungsstil
Günstige Therapeut*inneneigenschaften: Wärme & Flexibilität
Der Beitrag des Therapeuten zum Gelingen einer therapeutischen Beziehung und zu einem positiven Therapieergebnis ist entscheidender als derjenige des Patienten
ausgeprägte Manualtreue behindert möglicherweise soziale Kompetenzen und wirkt sich so negativ auf das Arbeitsbündnis auswirken aus
Was sind weitere Aspekte für einen guten Therapieanfang?
Atmosphäre von Sicherheit und Wohlbefinden schaffen
Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle
Bindungsbedürfnisse berücksichtigen
Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und –schutz
Lustgewinn und Unlustvermeidung
Sprechaktivität und Redeweise
Emotionale Befindlichkeit und Bedürfnisse des Pat.
Therapieauftrag, Aufgaben und Ziele
Skepsis und Ängste des Pat. berücksichtigen
Konfrontation mit problematischen und ubw. Aspekten vermeiden
Was versteht man unter Problemaktivierung?
Therapeutischer Prozess erfordert Veränderbarkeit der Problematik
Veränderbarkeit gelingt am besten in der Unmittelbarkeit der Erfahrung, im aktuellen Erleben und Verhalten
“Punkt der Dringlichkeit”: was aktualisiert ist, ist emotional relevant
Bearbeitungstiefe: Patient*Innen müssen mit dem bisher Vermiedenen emotional in Kontakt treten
Problemaktivierung = empirisch belegter Wirkfaktor der Psychotherapie
Was für Techniken zur Entfaltung der Problematik im Hier und Jetzt gibt es?
Was für eine Bedeutung haben Affekte in der Psychotherapie?
Arbeit am emotionalen Erleben und an den Affekten steht im Zentrum der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie!
Negative Affekte machen einen beträchtlichen Teil des Leidensdrucks aus
Fehlverarbeitungen von Affekten können zu vielfältigen Symptombildungen führen: im Sinne von Affektäquivalenten oder Affektkorrelaten
Affekte steuern die interpersonellen Beziehungen und haben Signalfunktion: Zugang zu aktuellen Konflikten werden ermöglicht
Affekt als Schlüssel zum Verständnis des aktuellen Konflikts
Was ist der Zusammenhang zwischen Emotionen und dem Strukturniveau?
gutes Strukturniveau
differenzierte Affektwahrnehmung, Überwiegen positiver Affekte, Variabilität negativer Affekte, situationsangemessener Affektausdruck
mäßiges Strukturniveau
eingeschränkte Affektwahrnehmung, Übersteuerung, affektive Stabilität nur durch Abwehr
geringes Strukturniveau
Überflutung der Affekte, Abwehr durch Spaltungsmechanismen, Impulsivität oder Vermeidung
strukturelle Desintegration
Verschmelzung von Selbst- und Objektrepräsentanzen Selbstverlust, psychotische Realitätsverzerrungen
Was ist der Zusammenhang zwischen Angst und dem Strukturniveau?
Wie geht man mit Affekten um?
Affekte spiegeln und klarifizieren
Supportive, allianzstärkende Maßnahme
Affekte „erkennbar“, benennbar machen, weniger bedrohlich
Beispiel:
„Das muss sehr schmerzhaft für Sie gewesen sein.“
T.: “Wie geht es Ihnen?, P.: „Es geht so.“, T.: „Können Sie es mir genauer sagen? Was ist gut und was ist nicht so gut?“
Affektentlastung ermöglichen
Affekterleben ggf. intensivieren (cave: traumatisierte Patient:innen)
Kontext der Affektentstehung explorieren
Affekte mit konflikthaften Objektbeziehungen verknüpfen
Auslösebedingungen in Vergangenheit und Gegenwart verbinden
Welches typische Beziehungserleben hat herausgearbeitete Affekte immer wieder ausgelöst?
T: „Kennen Sie noch andere Situationen aus der Vergangenheit oder Gegenwart, in denen Sie ähnliche Gefühle hatten wie jetzt?“, T: „Hatten Sie ein ähnliches Gefühl auch schon einmal hier, in der Beziehung zu mir?“
Klare Zuordnung der Affekte zu Vergangenheit und Gegenwart anregen
Distanz zu überwältigenden Affekten herstellen
Was für empirische Befunde gibt es bezüglcih des Umgangs mit Affekten?
Prozessstudien zeigen, dass spezifisch die Fokussierung auf Emotionen der Patient*Innen mit einem positiven Behandlungsergebnis zusammen hängen
Aktuellere Studien zeigen ebenfalls den Zusammenhang zwischen der therapeutischen Förderung des emotionalen Erlebens und dem Behandlungserfolg:
> 30 % Unterschied in der Erfolgsrate zu therapeutischen Sitzungen ohne affektiven Fokus
> Förderung des emotionales Erlebens steigert die Behandlungserfolgsrate von 35% auf 65%
Wie definiert sich Konflikt? 🔄
„Confligere“, lat.:
Etwas sich gegenüberstehendes, sich scheinbar ausschließendes
gleichzeitig enge Verbindung dieser vermeintlichen Gegensätze
In psychoanalytischer Theorie:
Konflikthaftes als Grundbedingung
Organisationsprinzip und gleichzeitig Hindernis menschlicher Entwicklung
Was versteht man unter einem pathogenem Konflikt in der Psychodynamik?
Traditionell ätiologisches Modell:
Triebimpulse & Beziehungswünsche von Bezugspersonen übersehen/ verachtet / bestraft
Verknüpfung negativer (Leit-)Affekte mit Wunscherleben
Prädisposition für:
Fehlende Verfügbarkeit von Grundkompetenzen
Ausgeprägtes Abwehrverhalten → dahinterliegende Bedürftigkeit
Dysfunktionale Beziehungserwartungen → Übertragungsbereitschaft, Reinszenierung
Wie sieht die Systematik eines pathogenem Konflikt aus?
Intrapsychisch vs. Interpersonell
Intrapsychisch:
Intersystemisch: z.B. Über-Ich-Es-Konflikt
Intrasystemisch: z.B. Über-Ich-Ich-Ideal-Konflikt
Ambivalenzkonflikt (auf ein Objekt bezogene unterschiedliche Wünsche o.Ä.)
Wunsch nach bestimmter Beziehungsform vs. Bedürfnis, (fantasierte/ erwartete) negative Reaktion zu vermeiden
bewusstseinsnah vs. bewusstseinsfern
Bewusste/ bewusstseinsnahe Konflikte:
Indikation für die therapeutische Arbeit:
Aktive Unterstützung beim Ertragen des Konflikts
Umfassende Stärkung der Bewältigungsressourcen/ Ich-Funktionen
Analyse der Normen und Ideale
Unbewusste/ bewusstseinsferne Konflikte:
Bewusstmachung der unbewussten Konfliktaspekte
Unterstützung bei der bewussten Zurückweisung der Ich-abträglichen Wünsche/ Impulse/ Normansprüche
Kernkonflikte vs. abgeleitete Konflikte/ Fokalkonflikte
Kernkonflikt:
Meist in Kindheit angelegt
Existenzielle Themen
Biographisch verstehbares dysfunktionales Muster
Bearbeitung in PA
Fokalkonflikt:
Am nächsten an psychischer Oberfläche
In derzeitiger Lebenssituation aktualisierter Kernkonflikt
Für TP-Arbeit entscheidend
Was ist der therapeutische Umgang mit bewusstseinsnahen Konflikten?
Klärung
„Sie würden gerne allein ausgehen, aber Sie fürchten, das Ihr Partner Ihnen das übel nehmen würde, und Sie würden sich dann schlecht fühlen.“
Konfliktformulierung
„Sie würden gerne mehr Zeit mit Ihrem Partner verbringen, aber darauf reagiert er mit Rückzug.“
Unterstützung bei der Zurückweisung ich- schädlicher Wünsche, ggf. Stärkung von Ich- Funktionen
Unterstützung bei der Zurückweisung ich- schädlicher Wünsche und Normen, ggf. Über-Ich-Analyse
Was versteht man unter maladaptiven Verhaltensmustern?
Maladaptive Verhaltensmuster =
Wiederholte Neigung zur Selbstverletzung und – schädigung
Gewohnheit, andere Menschen zu verletzen, zu kränken
Aus sozialen Kontakten zurückziehen, sich isolieren, bei gleichzeitiger Sehnsucht nach Kontakt
Patienten begeben sich wiederholt in Situationen oder stellen diese her, die nachteilige Auswirkungen für sie haben
Wie geht man mit maladaptiven Verhaltensmustern um?
Auslösebedingungen klären
„Die Gefühle des Allein-gelassen- Seins waren für Sie so unerträglich, dass Ihnen nichts anderes übrig blieb als sich zu schneiden.”
Akzeptierende und zugleich begrenzende Haltung einnehmen
Bewältigungsfunktion zum Schutz vor negativen Affekten verstehen
Negative Überzeugungen explorieren
Maladaptive Muster als ehemals adaptiv nachvollziehen
“Es war damals absolut vernünftig, sich gegenüber dem gewaltsamen Vater nicht zu wehren; Sie hätten alles nur noch schlimmer gemacht. Jetzt ist es für Sie nachteilig und schädlich nicht Nein sagen zu können, und Dinge zu tun, die Sie nicht wollen, wenn Sie dazu gedrängt werden.”
Kosten und Nutzen alter und neuer Bewältigungsformen gegeneinander abwägen
Bewältigungsalternativen entwickeln
Was versteht man unter negativen Überzeugungen?
Erheblicher Einfluss auf Selbsteinschätzung und Selbstwertgefühl von Patient:innen
Auswirkung auf konkretes Verhalten in Beziehungen
Dührssen (1972): „innere Formel“ ( → Ähnlichkeit zu irrationalen Gedanken von Ellis, 1962)
Betreffen v.a. den eigenen Wert, die eigenen Fähigkeiten, die eigene moralische Qualität und Einflussmöglichkeiten
Was für Arten von negativen Überzeugungen gibt es?
Auswirkung auf konkretes Verhalten in Beziehungen:
Eigene Person:
"Ich bin ein moralisch schlechter Mensch.“
“ich bin dumm und faul.“
Knüpfung an Bedingungen
„Wenn ich meine Arbeit nicht perfekt mache, kann ich mich selbst nicht achten.“
Erwartetes Verhalten Anderer als Reaktion auf eigenes Verhalten
„Nur wenn ich perfekt bin, werde ich geliebt.“
Wie geht man mit negativen Überzeugungen um?
Negative Überzeugungen identifizieren und zur Bearbeitung auswählen
Thematisierung, wenn Relevanz für Erreichen des Therapieziels gegeben ist
„Gestern ging ich mit einer Bekannten in die Stadt. Sie sagte eine Weile nichts, und ich sagte auch nichts. Ich wurde dann ganz depressiv, fühlte mich ganz klein und mickrig”
Ich-syntone negative Überzeugungen ich-dyston machen
Was immer Sie tun, hat zur Folge, dass Sie als Versager dastehen
P: „Mir ist dadurch noch einmal klar geworden, wie total unfähig ich bin.“ T: „Wenn Sie sich vorstellen, Sie seien eine andere Person und würden sich selbst von außen betrachten, kämen Sie dann auch zu dem Ergebnis?“
Überzeugungen als Auswirkung einer verinnerlichten Objektbeziehung verstehen
Introjektionen nachvollziehbar machen
Einflüsse negativer Überzeugungen auf Erwartungen und Verhalten explorieren
Bei sehr fixierten negativen Überzeugungen Techniken des Gedankenstopps-, evtl. kognitiv- verhaltenstherapeutische Mitbehandlung erwägen
Was versteht man unter Ressourcenorientierung?
Zunehmende Bedeutung als Wirkfaktor von Psychotherapie
Mobilisierung von Selbstheilungskräften eine wichtige Determinante des Erfolgs von Psychotherapie
Traditionelle psychodynamische Psychotherapie eher mangel-/ Problem-orientiert
Defizitorientierte Fachsprache: Pat. sind „infantil“, „narzisstisch“, „beziehungsunfähig“...
Forderung nach einer ressourcen- und lösungsorientierteren Denkweise bei der Konzeptualisierung tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapieansätze
Therapeuten, die vorhandene Kompetenzen des Pat. nutzen und ausbauen, arbeiten erfolgreicher
Wie sieht eine ressourcenorientierte Haltung aus?
Bedürfnis nach Kontrolle respektieren
Versagensgefühle in Bezug auf eigene Lebensbewältigung
Gefühl aktiver Gestaltung und Mitwirkung zurückgeben
„Was meinen Sie, woran sollen wir als nächstes Arbeiten?“
Selbstwerterhöhende Bestätigungen geben
Positive Erwartungen induzieren und verstärken
Stärken akzentuieren und für die Therapie nutzen
Zukunftsorientierung und Eigenverantwortung fördern
Positive Lösungen antizipieren
„Umdeuten“ („Reframing“)
Therapeutische Aktivität, die versucht, dem Patienten eine neue und positivere Sichtweise eines Sachverhalts zu vermitteln
„Ich kann mich selbst nicht leiden, weil ich ihn so fertig gemacht habe.“„Dabei haben Sie sich ja nur Sorgen um ihn gemacht.“
Art des therapeutischen Stils an die Bedürfnisse des Patienten anpassen
Ressourcenorientierte Imagination
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