Was wächst wo in Mitteleuropa? (natürliche Vegetation: ohne menschliches Eingreifen)
Abhängig von:
Großklima
Boden/Untergrund
Nährstoffverfügbarkeit
Wasserverfügbarkeit
Herbivoren (Pflanzenfresser)
Das Vorkommen einer bestimmten Pflanzenart wird bestimmt durch ...
Standortbedingungen (Verfügbarkeit Wasser, Nährstoffe, Licht, ...)
Wachspotential der Art (physiologische Amplitude)
Konkurrenzfähigkeit der Art am Standort (ökologische Amplitude)
Besiedlungsmöglichkeit (Samen-Verfügbarkeit, gute Etablierungsbedingungen, geringer Fraßdruck)
Das Ökogramm
= wichtiges Hilfsmittel, um das Vorkommen von Pflanzen in der Umwelt darzustellen
Gegenüberstellung zweier abiotischer Faktoren und das davon abhängige Auftreten von Arten in einem Koordinatensystem
z.B. Darstellungsmöglichkeit des Vorkommens einer Art: Wasserversorgung – pH Ökogramm
Ökogramm der Waldgesellschaften, submontan, Mitteleuropa
potentiell natürliche Vegetation:
in Deutschland (wenn der Mensch nichts verändert hätte) vor allem Buchen- und Buchenmischwälder und Eichen- Heinbuchenwälder
Fagus sylvatica (Rotbuche)
= dominierende natürliche Baumart in Deutschland
Fagaceae (Buchengewächs)
bis 40m hoch
max. Alter: 300J.
Natürliche Urwalddynamik (= Walddynamik)
Urwald durchläuft verschiedene Phasen
Optimalphase: geschlossener, hoher Baumbestand; Artenzahl gering; Dauer je nach Baumart 300-500 Jahre
Terminalphase(Alterphase): max. Alter wurde erreicht; viel Totholz
Zerfallsphase: Baum stirbt ab -> zerfällt; Artenzahl hoch; Dauer 20-50 Jahre
Verjüngungsphase = mehr Licht gelangt an den Waldboden -> neue Bäume starten den Wettlauf nach oben ans Licht; Dauer 150-200 Jahre; Artenzahlen gehen zurück
Mosaikzyklus Konzept: verschiedene aneinandergrenzende Waldgebiete befinden sich in unterschiedlichen Phasen
Buchwald – Beispiel aus Deutschland
die heiligen Hallen (ein als Totalreservat geschützter alter Buchenwald in Deutschland)
Lage: im südlichen Mecklenburg
Waldmeister Buchenwald
Naturschutzgebiet
ältester naturverjüngter Buchenwald
einige krautige Arten der heiligen Hallen: Perlglas, Sauerklee, Goldnessel, Wald-Veilchen, Rührmichnichtan, Buschwindröschen, Dornfarn, Hexenkraut
Bodensaure Buchenwälder
über saurem Silikatgestein (z.B. Verwitterungsboden über Granit, Gneis, Buntsandstein): Basenarme Braunerde
Fragus Sylvativa (Rotbuche) im Optimum, sehr hoch und dicht (oft Hallenwald)
-> alle Bäume ungefähr im gleichen Alter + wenig Unterwuchs = Buchen in der Optimalphase
im Tiefland teils mit Quercus patraea (Traubeneiche)
im Sommer besonders dunkel im Wald
kaum Strauchschicht, höchstens Buchen-Jungwuchs
-> wenig Licht kommt an den Waldboden -> Artenarme Krautschicht, charakteristisch: weißliche Hainsimse)
Zersetzung der Streu (= Laub) langsam, wegen niedriger pH-Werte
Streu fällt im Laubwald binnen weniger Wochen im Herbst zu Boden
Die organische Auflage
Differenzierung der organischen Auflage:
Mächtigkeit
Art, Struktur
Schichtung
Geschwindigkeit des Abbaus
-> Differenzierung in Auflagehorizonte L,F,H (= kanadische Kennzeichnung) oder Oi, Oe, Oa (= international)
Schichtung der organischen Auflage:
L/Oi: oberste Auflage (litter/fibric); unzersetzte Streuauflage (Laub, Nadeln, Zweige)
F/Oe: darunter liegende Auflage (fermentation/hemic); hat nich Struktur (durchlöchert, zerkleinert, Pilz befallen…)
H/Oa: unterste organische Auflage (humification/sapric); stark zersetzt, strukturlos (amorph)
Humus
= organische Substanz
-> Stabilität ist von mikrobieller Erreichbarkeit abhängig
Der Paradifmenwechsel
stabile Humusformen können nur mit speziellen Extraktionsmethoden nachgewiesen werden
Kreislauf des Kohlenstoffs während des Abbaus
Pflanzen geben 50% ihres fixierten Kohlenstoffs ab
wenn wir Pflanzen ernten und diese selbst zersetzen gelangt auch wieder CO2 in die Umwelt
Abbau von organischer Substanz
Produktion von Biomasse findet ober- und unterirdisch statt
während des Abbaus ist die organische Substanz in der Lage mit den Bodenaggregaten organo-ineralische Komplexe einzugehen und an Mineraloberfläche zu absorbieren -> Bindung der Aggregate und Mineraloberflächen = organische Bodensubstanz
wenn das Material abgebaut wird, wird es zunächst zu immer kleineren Biopolymeren bis es schließlich als CO2 vorliegt
Organische Bodensubstanz = Bindung mit Aggregaten und Mineraloberfläche
Produktion von organischer Substanz
Oberirdisch
oberirdische Produktion von pflanzlichem Material wird kontinuierlich beobachtet
es wird beobachtet wieviel organisches Material oberirdisch anfällt
Zusammensetzung in den Streufallsammlern wird anschließend im Labor untersucht und es wird differenziert, was man vorfindet
Streu: Blätter, Nadeln, Zapfen, Äste, Rinde
Rekordsommer: Massen unterscheiden sich sehr stark in Jahresbilanz (2003 war es außerordentlich heiß, daher große Streufallmenge) -> viele Früchte wurden abgeworfen und oberirdisches Absterben (Rinde, usw.) landet dann in Streufallsammlern
Zusammensetzung genauer betrachtet: im ersten Teil des Jahres Anstieg, im Mai/Juni landen auch viele Pollen in den Sammlern + Früchte -> Anstieg der Kohlenstofffracht, Herbst: Laubfall lässt Kohlenstofffracht auch ansteigen
höhere Temperaturen: mehr Biomasse -> in tropischen gebieten ist die Hauptbiomasse oberirdisch
Unterirdisch
unterirdisch ist es schwer zu erfassen: z.B. Wurzeln werden ausgegraben, das kann immer nur einmal passieren
verschiedene Methoden: Boden ausgraben + Wurzeln zählen, aktives Wachsen der Wurzeln verhindern, Plastikröhren einbringen und dann übe Kameras Bilder von den Wurzeln machen (Wurzelmasse kann so erfasst werden)
höhere Temperaturen: geringerer Anteil von Biomasse (Wurzeln im Boden) -> in klaten Regionen überwiegt die Wurzelmasse
Wurzelexsudate/Rhizodeposits
vor allem die Wurzelexsudate (Kohlenstoffe, die von den Wurzeln abgegeben werden und so in den Boden kommen) liefern Kohlenstoff
Rolle: stimulieren die Nährstofffreigabe, indem sie die organische Bodensubstanz freigeben + Wurzelfreisetzungen stimulieren die Mikrofreisetzung
all diese Prozesse führen zur stabilisierten Substanz im Boden
-> Wurzeln spielen sehr große Rolle bei der Stabilität der Nährstoffe im Boden!
Zusammenhang zwischen Bodenfruchtbarkeit und Abbau von organischer Substanz
zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit muss organische Substanz abgebaut werden (z.B. durch Bodenumwälzung, dadurch wird das organische Material auf dem Boden in den Boden gebracht)
Bodenbearbeitung steigert die Umsetzung, was das Pflanzenwachstum und die Bodenfruchtbarkeit begünstigt
beim Abbau der organischen Substanz werden die Stoffe freigesetzt, die dann den Mikroorganismen zur Verfügung stehen
Methoden zur Bestimmung des Umsatzes
Bilanzierung der Biomasse in der organischen Auflage
Streufallrate wird gemessen und diese der Mächtigkeit der organischen Auflage gegenübergestellt
zeitaufwenig durch jährliche Streufallrate
C°14 Analyse
die Radiocarbonanalyse bestimmt das Alter von bestimmten Substanzen
teuer und teilweise problematisch bezüglich der Dateninterpretation
Inkubationsexperimente
Boden wird aus verschiedenen Horizonten ins Labor gebracht und in kleinen Gefäßen aufbewahrt und über das Auffangen des Co2 wird bestimmt wie groß der Umsatz von organischer Substanz in diesem Bereich ist
Boden wird durch den Eingriff gestört, daher nicht ganz eindeutige Ergebnisse
funktionieren nur über längere Zeiträume
einfach und günstig, häufig nicht vergleichbar mit Feldbedingungen
C°13 Analyse
beim Abbau wird CO2 veratmet, während sich das schwere Kohlenstoffisotop 13C anreichert -> Kohlenstoff wird rationiert und das schwere Kohlenstoffisotop wird angereichert -> das wird im Bodentiefenprofil angereichert -> im tieferen Boden mehr und mehr organisches Material
niedriger 13C und niedrige beta Werte -> geringer Umsatz
hohe 13C und hohe beta Werte -> hoher Umsatz
einfach zu messen mit überschaubaren Kosten
Zusammenhang von Streufall Kohlenstoff und Boden Kohlenstoff
-> verschiedene Systeme zeigen den Unterschied
Tropen:
große Produktion an oberirdischer Biomasse (gleichzeitig ein geringer Anteil an Kohlenstoff im Boden)
Grund: Umsatzprozess wird begünstigt durch Wärme und Feuchte, also wird das Material unmittelbar umgesetzt -> dadurch geringe Kohlenstoffmenge im Boden
Wüsten:
geringe oberirdische Einträge in die Böden (Trocken bedeutet reduzierter Umsatz, also große Kohlenstoffmenge im Boden)
gemäßigte Laubwälder (wie bei uns)
zeigen ausgeglichene Anteile
Die organische Bodensubstanz
Unsere organische Substanz besteht aus 2 Pfaden:
organische Bodensubstanz (soil organic matter):
abgebautes Pflanzenmaterial, lebende und tote Mikroorganismen, Mineral- und Aggregatkomplexe, Kohle, Metallorganischekomplexe
gelöste organische Substanz (flüssig):
DOM (eigentlich die Substanzen vorher nur irgendwie flüssig)
Umsatz ist pH-abhängig!
Kohlenstoffspeicherung ist anhängig von Bodenart
Sand, Schlick, Ton: mehr Speicherung im Untergrund, weniger im Mutterboden
Ton hat große Auswirkung auf die Stabilität von Kohlenstoff in Böden
Stabilisierungsmechanismen
bedeutet gegen Umsatz geschützt
wird durch andere Prozesse beeinflusst
unterirdischer Eintrag über Wurzelexsudat oder abgestorbenes unterirdisches Material oder mikrobakterielles Material
physikalische Unerreichbarkeit der organischen Substanz (zu wenig Feuchtigkeit liegt vor -> deshalb kann sich das Material nicht bewegen und erreicht werden)
Absorption und Desorption von Mineralorganischen Komplexen spielt eine Rolle
Auftauprozess von Permafrostböden spielen auch eine wichtige Rolle dabei (der tiefe Kohlenstoff ist hier betroffen)
Bodenarten
= Textur des Bodens, also die Körnungsmischung des Feinbodens
Korngöße:
Sand
Schluff
Lehm
Hauptbodenarten:
Sand: nicht formbar, “schmutzt” nicht und ist sicht- und fühlbar Körnig
Schluff: mäßig formbar, kaum bindig, von samtig-mehliger Beschaffenheit, “schmutzt” nicht und zeigt raue Gleitflächen
Lehm (Mischung aus Sand, Schluss und Ton): enthält alle drei Kornfraktionen in unterschiedlichen Anteilen. Die überwiegende Kornfraktion bestimmt seine überwiegende Merkmale
Ton: gut formbar, klebrig, bindig, “schmutzt” und zeigt glänzende Gleitfläche
Verdichtung als Grund für Sauerstoffarmut
bei Tonböden größte Abnahme im Gesamtporenvolumen (wenn Boden befahren wird ist der Tonboden am stärksten verdichtet)
Tonboden kann demnach am wenigsten Sauerstoff aufbringen
Bodendichte steigt an, wenn der Boden mit einem Schlepper befahren wurde
Bodenart und Wasserverfügbarkeit in unseren Wäldern der Region
Bodensaure Hainsimsen-Buchenwälder (Pfälzerwald)
sandig: schlechte Wasserverfügbarkeit
Rohhumus
Waldmeister- und Bingelkraut-Buchenwälder des Tieflandes
Schwemmmaterial + Löss durchmischt, meist lehmig + hoher. Grundwasserspiegel: gute Wasserverfügbarkeit
Mull
Waldmeister-, Waldgersten- und Orchideen-Buchenwälder des Hügellandes
verwitternder Muschelkalk, meist tonig, Klüfte im Gestein: mittlere Wasserverfügbarkeit
Moder bis Mull
Zusammensetzung des Bodens
45% mineralische Substanz (das was die Bodenart ausmacht)
5% organische Substanz
50% Porenräumen -> Bodenluft, Wasser (pflanzenverfügbar, nicht pflanzenverfügbar)
Bodenwasser
zwei Wasserzonen:
gesättigt: Grundwasser
ungesättigt: Sickerwasser, Absorptionswasser
-> Zonen durch Grundwasseroberfläche (=Fläche im Boden,
deren Wasserdruck dem mittleren Druck der Atmosphäre gleicht) getrennt
Absorptionswasser (gegen die Schwerkraft gehalten)
= haftet an den festen Bodenteilchen
Haftwasser: wird gehalten -> Wasser im Boden, dass gegen die Schwerkraft festgehalten wird
Kapillarwasser: in den kleinen, feinen Poren
-> Wenn Pflanzen Wasser aufnehmen wollen, müssen sie die Haltekraft des Absorptionswassers überwinden
Wasserhaltekapazität
große Körner (z.B.: Sand) -> wenige, große Zwischenräume
Wasser fließt schnell hindurch
geringe Wasserhaltekapazität; geringe kapillare Aufstiegshöhe
feine Körner (z.B.: Ton/Schluff) -> viele, kleine Zwischenräume
langsamer oder kein Abfluss
hohe Wasserhaltekapazität; hohe kapillare Aufstiegshöhe
Pflanzenverfügbares Wasser
Welkepunkt (WP/PWP): Wasser als Haftwasser fest gebunden -> Pflanze kann nicht genug Saugspannung aufbauen
Feldkapazität (FK): Wassergehalt bei Sättigung
nutzbare Feldkapazität (nFK): Pflanzenverfügbares Haftwasser
nicht-pflanzenverfügbar nimmt zu, wenn Korngröße verringert wird (Tone)
bei Tonen ist das Wasser so fest gebunden, dass Pflanzen die Kraft nicht überwinden können (Welkepunkt: obwohl Wasser vorhanden ist, können Pflanzen es nicht aufnehmen -> sie welken) unterhalb Welkepunkt = Totwasser
Bodenwasser und organische Bodensubstanz
organische Bodensubstanz wirkt wie ein Schwamm -> kann ein vielfaches ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen
FK steigt stark mit leichter Erhöhung der organischen Substanz
PWP steigt nur langsam mit Erhöhung der organischen Substanz
-> je mehr organische Substanz, desto mehr verfügbares Wasser
Intensität der Wasserbindung
Kraft der Wasserbindung wird als Arbeitsfähigkeit (=Potenzial) ausgedrückt
Potenzial ist definiert als Arbeit, die notwendig ist um Wasser von einem gegebenen Punkt zu einem Bezugspunkt zu transportieren z.B.:
Anhebung des Wassers von einer freien Wasserfläche (Grundwasser) auf bestimmte Höhe einer Pore (kapillarer Aufstieg des Wassers)
Entzug aus der Bodenmatrix (=Bodenporen) durch Pflanzen
Das Potenzialkonzept des Bodenwassers
Das Bodenwasser bewegt sich immer vom Niveau des höheren (=höhere potenzielle Energie) zum Niveau des niedrigeren
Die Bewegung hält so lange an, bis überall im Boden das Gesamtpotenzial des gleichen Wert aufweist
Ψ = m * g * h
Ψ = Potenzial des Bodenwassers (J)
m = Masse des Wassers (kg)
g = Erdbeschleunigung (m/s2)
h = Höhe über Grundwasseroberfläche
Bezugsgröße: Einheitsmenge Wasser (Gewicht)
Ψ = h mit h = Länge (cm Wassersäule)
Bestimmung der Potentiale
schwierig und umständlich
als Annäherung des Gesamtpotenzials -> Hydraulisches Potenzial (= Summe der am einfachsten bestimmbaren Teilpotenziale)
ΨH = Ψz + Ψm
mit ΨH = Hydraulisches Potenzial
Ψz = Gravitationspotenzial
Ψm = Matrixpotenzial
Beziehung zwischen Matrixpotenzial und Wassergehalt
Die Wassermenge, die bei einem bestimmten Matrixpotenzial im Boden vorliegt ist abhängig von Porenvolumen und Porengrößenverteilung
Der Verlauf dieser Beziehung wird als Wasserspannungskurve (auch: Wassergehaltskurve oder pF-Kurve) bezeichnet
pF-Wert = log | Ψm | -> pF = log cm WS, hPa, bar
pF 0 = -1 hPa (=Druck imBoden), cm WS
pF 1 = -10 hPa, cm WS
pF 2 = -100 hPa, cm WS
mit
p = Potenz
F = Saugspannung des freien Wassers
WS = Wassersäule
-> Betrag des Matrixpotenzials = Wasserspannung = Saugspannung
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