Evaluation der 3. Welle der Psychotherapie

ca. 2000 tauchte die Ausrichtung der “Dritten Welle” auf. Die typischte Therapie dieser Welle ist die Akzeptanz-und Commitment-Therapie (ACT)

Die dritte Welle der Verhaltens- und kognitiven Therapie basiert auf einem empirischen, an Prinzipien orientierten Ansatz und berücksichtigt verstärkt den Kontext und die Funktionen psychischer Phänomene, nicht nur deren (Erscheinungs-) Form. Sie betont daher, ergänzend zu eher direkten und didaktischen, auch kontext- und erlebnisbezogene Veränderungsstrategien. Anstelle einer Beseitigung eng definierter Probleme, bevorzugen diese Behandlungen die Entwicklung eines umfassenden, flexiblen und effektiven Repertoires und betonen die Bedeutung der behandelten Themen für die Therapeuten sowie für die Patienten. Die dritte Welle baut auf früheren Generationen der Verhaltens- und Kognitiven Therapie auf, formuliert sie neu und überträgt sie auf Fragestellungen, Themen und Bereiche, die vormals vorwiegend von anderen Therapieschulen adressiert wurden, in der Hoffnung, sowohl das Verständnis als auch die Behandlungsergebnisse zu verbessern.

1. Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion

2. Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie zur Rückfallprophylaxe bei depressiven Störungen

3. Acceptance and Commitment Therapy

Aufmerksamkeitslenkung ist NICHT automatisierte oder halb bewusste Informationsverarbeitung!

Effekte der Achtsamkeitslenkung:

1. Bewusstes Erleben des gegenwärtigen Augenblicks

2. Achtsamkeit bewusst in allen Lebenslagen zu entwickeln

3. Den gegenwärtigen Moment nicht wertend wahrnehmen

Body-Scan

• Wahrnehmen einzelner Teile des Körpers

• 40-45 Minuten

• Im Liegen

Atemmeditation

• Konzentration auf das Ein- und Ausatmen

• 5-10 Minuten

• Im Sitzen

• ACT wurde von Hayes entwickelt

• ACT wird als ein Ansatz innerhalb der Verhaltenstherapie angesehen

Erlebnisvermeidung:

Negative Gedanken, Emotionen und Empfindungen werden vermieden

Kognitive Fusion:

Gedanken haben ähnliche Auswirkungen auf das Handeln, wie die Ereignisse, die mit den Gedanken in Beziehung stehen

• Z.B. Gedanke an ein schlimmes Ereignis hat ähnliche Wirkung wie das Ereignis selbst

Erlebnisvermeidung und kognitive Fusion führen zur Entstehung von psychischen Störungen

—> Mangel an Achtsamkeit

—> Verschmelzung mit dem Erlebnis (kein Urheber des Verhaltens) z.B. “Ich bin traurig.“ (anstelle: „Ich beobachte gerade bei mir ein Gefühl der Traurigkeit.“)

—> stabile Selbstbildannahmen („Ich bin ein Versager.“)

• Personen sind ohne Interessen, können keine Ziele und

  bevorzugten Aktivitäten benennen (Unklarheit von Werten)

  • Werte sind bevorzugte Aktivitäten (die ich z.B. in meiner Freizeit tun möchte)

• Ohne Werte kommt es zu einem Mangel an engagierten Handeln (Mangel an Commitment)

Psychische Flexibilität und Vitalität:

• Achtsamkeit

• Akzeptanz

• Werte formulieren

• Selbst-als-Kontext

• Kognitive Diffusion

• Wertebezogenes Handeln

  
  

Psyhische Inflexibilität:

• Mangel an Achtsamkeit

• Unklarheiten von Werten

• Erlebnisvermeidung

• Kognitive Fusion

• Starre Bindung an inhaltliche Selbstannahmen

1. Achtsamkeitstraining (formell vs. informell)

2. Training von Akzeptanz

   —> 1. Bestandsaufnahme bisheriger Bemühungen, bestimmtes inneres Erleben zu vermeiden (Erlebnisvermeidung)

   —> 2. Deutlich machen der paradoxen Wirkung der Erlebnisvermeidung (Vermeidung verstärkt das Problem)

   —> 3. Verdeutlichen, dass Akzeptanz zu einer Verbesserung der Lebensqualität beiträgt

3. Training kognitiver Defusion

   —> Zu problematischen Gedanken soll eine andere Art der Beziehung hergestellt werden

4. Werte wählen und formulieren trainieren

   (Direkte Befragung nach Werten oder Indirektes Vorgehen)

5. Engagiert handeln trainieren

   —> konkrete Ziele

   —> konkrete, engagierte Handlungen

   —> Hindernisse identifizieren

   —> Erfolg über Aufnahme der Ahndlung definieren nicht über Erreichen

   
   

Die Gesamt-Effektstärke liegt bei d = .56

Keines der Verfahren konnte aufgrund der Qualität 2007 als evidenzbasiert angesehen werden (am ehesten noch DBT)

• Ergebnisse

  • Methodische Qualität im Vergleich zu Öst (2007) nicht verbessert

  • Gesamteffektstärke: d = .42 (WL: .63, Placebo: .59, TAU: .55, aktiv: .22)

  • Unterschiede zu KVT sind nicht-signifikant (d = .16)

  • Follow-up (M = 4,8 Monate): d = .30 (aktiv: .17, CBT: .06)

• ACT war für kein Störungsbild als evidenzbasiert anzusehen

  • wahrscheinlich wirksam: Chronische Schmerzen, Tinnitus

  • möglicherweise wirksam: Depression, psychotische Symptome, Zwangsstörung, verschiedene Ängste, Substanzmissbrauch, Stress am Arbeitsplatz

• Ergebnisse

  • pre-post: g = .55

  • Wartelisten-Vergleich: g=.53

  • Aktive Vergleichsbedingung: g=.33

  • Vergleich: Aktive psychologische Behandlung:

    g = .22 Schwache Effektstärke

  • Vergleich: KVT (9 Studien): g = -.07

—> Höchste Effektstärken sind sich bei Angst, Depression und Stress