Allgemeines
In erster Linie ist humanistische Psychologie eine Persönlichkeitspsychologie -> aber auch Basis für Beratung und Therapie (Gesprächspsychotherapie)
Würde des einzelnen Menschen und das Vertrauen in seine Selbstorganisation nehmen hohen Stellenwert ein
Selbstverständnis
Betont die Selbstbestimmung des Menschen
3. Kraft neben Behaviorismus und psychoanalytischen Determinismus
Wichtige Vertreter
Charlotte Bühler
Abraham Maslow
Carl Rogers
Hauptaussagen und Ansprüche
1) Autonomie des Individuums in der sozialen Interdependenz
Mensch zunächst biologisch und emotional völlig von seiner Umwelt abhängig
Gewinnt im Laufe seiner Entwicklung immer mehr Unabhängigkeit
2) Spontanes Streben nach Selbstverwirklichung
Mensch hat Bedürfnis, sich zu aktualisieren und zu wachsen, Wissen zu erwerben und kreativen Kräfte einzusetzen
Maslows Bedürfnishierarchie -> höhere Bedürfnisse können erst nach Befriedigung tiefer gelegener Bedürfnisse aktuell werden
Selbstverwirklichung an oberster Stelle, dann Liebe und Selbstachtung. Zugehörigkeit, Sicherheit, physiologische Bedürfnisse
3) Sinn- und Zielorientiertheit des Menschen
Entwicklung und Verhalten sind nicht beliebig
Werte: Freiheit, Gerechtigkeit, Menschenwürde
4) Ganzheit
Der Mensch strebt nach Ganzheit in seiner Befindlichkeit, in seinem Erleben, in seinem Selbstverständnis
5) Bedeutung der Subjektivität
Subjektive Erleben ist das erste, das dem Menschen zugänglich ist
Aber auch das letztgültige Kriterium für sein Handeln
Hauptaussagen Ergänzung Seminarsitzung
Natur = Basis der menschlichen Existenz -> Persönliche Wahrnehmung/Entscheidungen bestimmen Erleben & Verhalten
Mensch ist nicht nur aus einzelnen Perspektiven, sondern in seiner Ganzheit zu sehen & zu akzeptieren
Subjektivistisch -> Humanistische Psychologie versucht Menschen in erster Linie aus seinem subjektiven Erleben seiner selbst und der Welt zu verstehen
Angeboren -> spontane Streben nach Selbstverwirklichung
Individuum ist von sich aus intrinsisch motiviert sich zu entwickeln -> Entwicklung von innne heraus -> Motor der Entwicklung liegt im Subjekt (inneren des Menschen)
Entwicklung muss nicht initiiert/angestoßen werden -> ist da; Menschen wird viel zugetraut
Selbstaktualisierungstendenz -> streben danach uns selbst zu verändern/ zu verwirklichen
Unterscheidung Humanismus und Behaviorismus (hinsichtlich des Blicks auf den Menschen)
Humanistisch
Vom Individuum aus
Behaviorismus
Verhalten von außen formbar (OK,KK usw.)
Sinnstiftung wird vernachlässigt
Psychoanalyse
Mechanistisches Menschenbild -> Struktur der Persönlichkeit (ich, Es, Über Ich)
Mensch darauf reduzierbar -> Deterministisch
Dampfkesselmodell usw.
Menschliche Motivation usw. determiniert durch Triebe
Humanistsiches Menschenbild nach Maslow
Jeder von uns besitzt eine wesentliche, biologisch begründete innere Natur
Man kann innere Natur wissenschaftlich untersuchen und ihre Beschaffenheit entdecken
Grundbedürfnisse (nach Leben, Sicherheit, Geborgenheit, Zuneigung, Zugehörigkeit, Selbstachtung und Selbstverwirklichung)
Destruktivität, Sadismus, Grausamkeit usw. -> nicht inhärent -> Reaktion auf Frustrationen unserer inhärenten Bedürfnisse, Emotionen und Fähigkeiten
Menschliche Natur nicht so schlecht wie angenommen (Furcht, Faulheit, Ärger usw. können zu bösem Verhalten führen, muss aber nicht so sein)
Innere Natur = gut/neutral -> sollte diese fördern, nicht unterdrücken -> wachsen gesund, fruchtbar und glücklich
Unterdrückt/ Verneint man diesen wesentlichen Kern der Person -> wird krank
Innere Natur nicht stark, übermächtig -> schwach, subtil; durch Gewohnheit/falsche Haltung leicht zu unterdrücken —> auch wenn sie negiert wird besteht sie im Verborgenen und drängt nach Verwirklichung
Carl Rogers - Spontanität der Entwicklung
lebende Organismus entwickelt sich unter geeigneten bedingungen von selbst
seine Entwicklung kann nicht von außen vorangetrieben werden
Leben = drang zur Entfaltung
es ist möglich, Entwicklung zu hemmen/ Entwicklung kann fehlgeleitet werden
Persönliche Richtung
Entwicklung ist von innen gegeben -> sie von außen aufzudrängen ist nicht entwicklungsfördernd
Positive Ausrichtung
ungestörte Entwicklung hat immer eine positive Orientierung -> von der Abhängigkeit zur Unabhängigkeit z.B.
Stufenauffassung von Entwicklung: jede STufe ist Voraussetzung für die nächste
Im Hier und jetzt Sinn finden; Von der Vergangenheit in die Gegenwart
Ziele und Voraussetzungen für die Entwicklung
a) Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz
Ziel das jeder einzelne erreichen möchte: Sich selbst finden
b) Selbstbeständigkeit und Selbstbewusstsein
c) Freie und Fortgesetzte Selbstentfaltung
Tendenz zur Entfaltung, Selbstaktualisierung, der Drang, sich auszuweiten, zu entwicklen, autonom zu werden
d) Entfaltung und Akzeptanz der Einzigartigkeit und Originalität
e) Fähigkeit zum Selbstausdruck
f) angemessene und leichte Art, mit den Problemen des Lebens fertig zu werden
g) Offenheit für weitere Erfahrungen und Veränderungen
Mensch, der aus dem Therapeutischen Prozes shervorgeht, zeigt Offenheit für die Erfahrung und bereitschaft zur Veränderung
-> Fragen lassen viel Spielraum (Offen für welche Erfahrungen?)
MAslow Definition eines gesunden Menschen
Maslow kennzeichnete gesunde Menschen mit klinischen beobachteten Merkmalen:
Größere Wahrnehmung der Realität
Wachsende Akzeptanz seiner selbst, der anderen und der Natur
Zunehmende Spontanität
Bessere Problemzentrierung
Größere Distanz und Sehnsucht nach Zurückgezogenheit
Wachsende Autonomie und Resistenz gegen Akkuturation
Größere Frische des Verständnisses
Größerer Reichtum der emotionalen Reaktion
Höhere Frequenz der Grenzerfahrung
Wachsende Identifikation mit der menschlichen Spezies
Veränderte (bessere) zwischenmenschliche Beziehungen
Demokratischere Charakterstruktur
Stark zunehmende Kreativität
Gewisse Wandlungen im Wertsystem
-> Entwicklung eines Individuums dauert ein Leben lang (nie abgeschlossen)
-> Leben ist ein fließender, sich wandelnder Prozess
Bedingungen für spontane Entwicklung
Entwicklungsbedingung – Selbstakzeptanz
spontane Entwikclung funktioniert nur unter bestimmten bedingungen
Unmittelbare Bedingung:
Haben mit Einstellung des Individuums zu sich selbst und zur Welt generell zu tun
Mittelbare Bedingungen
Betreffen die sozialen Beziehungen, die von anderen Menschen (Therapeut, Elternteil, Lehrer etc.) mitgestaltet werden
-> entscheidend ist, dass das Individuum sich selbst akzeptiert
Entwikclungsbedingung - Offenheit
Akzeptanz der Welt
Angstfreie Offenheit der Welt gegenüber
Entwicklungsbedingung - sich akzeptiert fühlen
Akzeptanz seiner Selbst und seiner Umwelt geschieht am leichtesten, wenn man sich selber durch andere Akzeptiert erlebt (mittelbare Bedingung)
-> hilfreiche Beziehungen
a) einfühlendes und nicht-wertendes Verstehen (Empathie)
b) Achtung und Wohlwollen
c) Nicht-Direktivität -> lässt den Selbstentfaltungstendenzen Spielraum
d) Echtheit
Rogers - Ein Prozessmodell
Entwikclungsschritte/ Therapie (7 Phasen)
Entwicklungsschritt bzw. Therapie erfolgt über sieben Phasen:
Starrheit und Einfachheit der Selbst- und Fremdwahrnehmung
Dieser Schritt zeigt sich bei massiver Entwicklungsblockade
Zeichnet sich aus durch Abneigung, sich selbst mittzuteilen
Gefühle werden nicht anerkannt
Enge Beziehungen werden als gefährlich angesehen
Probleme werde weder wahrgenommen noch zu verändert versucht
Primitive Selbstwahrnehmung
Phase kann erst erfolgen, wenn Individuum spürt, dass es anerkannt und akzeptiert wird
Es gibt keine Empfindung der persönlichen Verantwortung für Probleme
Beunruhigung über Selbstwahrnehmung
Gefühle werden benannt als Ereignisse, die mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart sind
Individuum spricht über Emotionale Erfahrungen, aber in objektivierter Form
Erste Widersprüche in Erfahrungen, Ansprüchen und Entscheidungen werden gesehen
4. Teilweiser Verlust der Kontrolle über die Gefühle
Mitteilungen von heftigen Gefühlen der Vergangenheit
Persönliche Gefühle werden anerkannt, aber oft in Frage gestellt
5. Freier Ausdruck von Gefühlen
Gefühle werden als gegenwärtig vorhandene frei zum Ausdruck gebracht
Er/Sie beginnt zu erkennen, dass zum Erfahren eines Gefühls auch ein persönlicher Bezug gehört
Individuum wird immer mehr zum Eigentümer seiner Selbstempfindungen
Offenheit gegenüber der Wahrnehmung von Widersprüchen
6. Tiefe und angstfreie Erfahrung seiner selbst
Wahrgenommenen Zusammenhänge werden umfassender und Sprechen leichter
Gefühle werden unmittelbar zugelassen und erlebt
Das Selbst ist immer weniger Objekt und immer mehr Subjekt
Freude am Erleben des Hier und Jetzt
Freie und unblockierte Kommunikation
7. Offenheit für neue Gefühle
Neue Gefühle werden unmittelbar und in ihrer Fülle erlebt und akzeptiert
Akzeptanz des Fließens der Gefühle, Vertrauen in den eigenen Prozess
Betonung des Hier und Jetzt statt der Vergangenheit
Was ist wesentlich für Rogers Psychotherapie, wovon lebt diese? (Seminar)
Verschiedene Ziele & Voraussetzungen (z.B. Selbsterkenntnis & Selbstakzeptanz)
Therapie/ Entwicklungsschritte erfolgen über 7 Phasen -> Starrheit und Einfachheit usw.
Psychotherapie als Prozess (verschiedene Phasen die Klient durchlebt)
Unterschiedlicher Verlauf -> Menschen mit starker Störung verleugnen z.B. Anfangs noch vieles
Klient -> Selbsterkenntnis des Problems -> Therapeut dient nur als Unterstützung
Beziehung ermöglicht Entwicklung
Selbstwahrnehmung/Akzeptanz -> wahrnehmen das jeder eigenständig ist/ Abgrenzen von anderen; Erfahrung von anderen gesehen/akzeptiert zu werden
-> mit 18 Monaten sich im Spiegel erkennen können (Erste Schritt einer Selbsterkenntnis
-> gleichzeitig sich abgrenzen von anderen/ verstehen, dass andere einen in bestimmter Weise wahrnehmen;
-> fällt zusammen mit Entwicklung von Empathie
Was ist nach Rogers für die Entwicklung von Innen gegeben?
Entwicklungsrichtung ist von innen gegeben -> sie von außen aufzudrängen ist nicht entwicklungsfördernd
Spontanität der Entwicklung
Lebende Organismus entwickelt sich unter geeigneten Bedingungen von selbst
Von innen gegeben
Kraft & Richtung der Entwicklung
Ermöglicht jede Form von Beziehung Entwicklung?
Beziehungen können Entwicklung von außen in eine Richtung lenken/sogar beeinträchtigen
Welche sind nach Rogers unmittelbare und welche mittelbare Entwicklungsbedingungen?
spontane Entwicklung gedeiht nur unter bestimmten Bedingungen
Unmittelbare Bedingungen:
-> zentrale Bedingungen wie Selbstakzeptanz usw.kommen oft erst durch Beziehungen
Einfluss der soziokulturellen Umwelt auf die Entwicklung
Entwicklung spontan -> muss nicht angestoßen werden (bräuchte keine Umwelt)
Entwicklung wird angestoßen von innen
ABER
Umwelt bietet Möglichkeit sich weiterzuentwickeln
Übt Einfluss aus auf Individuum
Beziehung ermöglicht Entwiclung -> kann Blockaden schaffen (wird zu viel von einem Erwartet) -> kann aber auch viele Möglichkeiten geben -> Selbstentfaltung usw
Entwicklung ein leben lang -> Konflikte können auch mit der Zeit noch gelöst werden
Gesprächspsychotherapie nicht geeignet für jede Art von Erkrankung (z.B. Mayor Depression)
Aber oft hilfreich als Ergänzung
Was meint der Begriff hilfreiche Beziehung?
Entwicklungsbedingung Sich- akzeptiert fühlen
hilfreiche Beziehungen
Selbstakzeptanz hohen Stellenwert -> Ziel der Entwicklung & gleichzeitig Voraussetzung
findet sich auch in Gespräche während Therapie wieder (Ambivalente Gefühle usw. aushalten, mehr Selbstständigkeit/Autonomie gewinnen / Gefühle als eigenständig wahrnehmen, ausdrücken können
hilfreiche Beziehungen ermöglichen Entwicklung
Echtheit, Wohlwollen, Wertschätzung, Empathie -> geht einher mit Aspekten des aktiven Zuhörens
Aktives Zuhören (woran merke ich, dass ich aktiv zuhöre?)
Konzept des Paraphrasieren -> Zusammenfassen was Gesprächspartner gesagt hat
Nonverbale Zuwendung/ Reaktionen (nicken usw. -> aufrichtig)
Mimikry -> unbewusst -> Anschluss suchen (Absichtlich -> Satire, u.a. respektlos
Empathie -> nachempfinden
Abschirmen -> bemerke nur Lautstärke/ Hintergrundgeräusche -> Fokus liegt auf Dialog
Keine Antizipation des Gesagten meines Gesprächspartners
Rückfragen stellen
Evaluation
Menschenbild
Humanistischen Psychologen haben großes Vertrauen in die menschliche Natur sowie in die individuelle Urteils- und Entscheidungsfähigkeit
Natur ist die Basis der menschlichen Existenz -> persönlichen Wahrnehmungen und Entscheidungen sind der Oberbau
Den Menschen nicht nur aus einzelnen Perspektiven, sondern in seiner Ganzheit zu sehen und zu akzeptieren
Lehnen den technologischen Determinismus von außen (Behaviorismus) und den biologischen Determinismus von innen (Psychoanalyse)
Am glücklichsten ist Person, wenn sie in feinfühliger Rücksicht auf ihre eigene innere Natur hört
Humanistische Psychologie versucht Menschen in erster Linie aus seinem subjektiven Erleben seiner selbst und der Welt zu verstehen -> subjektivistisch
gibt der unmittelbaren sozialen Umgebung (unbedingte Wertschätzung und Akzeptanz) große Bedeutung
-> thematisiert aber die weitere Umwelt, die Gesellschaft und die Geschichte nicht
Ziel der menschlichen Entwicklung: subjektive Wohlbefinden
Entwicklungsausrichtung: Entwicklung zielt prinzipiell zum Besseren
Theorie betont menschliche Symmetrie
gegenseitiger bedingungsloser Respekt, emotionale Wärme, Unterstützung
Legt Wert auf Freude und Freiheit des Lernens, auf den inneren Antrieb
Problematisch:
Einseitigkeit
-> Überbetonung der Subjektivität
-> Vernachlässigung der materiellen und der gesellschaftlichen objektiven Lebensbedingungen
-> Vernachlässigung der empirischen und naturwissenschaftlichen Erforschung menschlichen Verhaltens
Beschreibungsumfang
Humanistische Entwicklungspsychologie differenziert nicht zwischen Funktionsbereichen wie Motorik, Denken, Sprache usw.
Beschränkung auf emotional-motivationalen Prozesse -> wobei diese Teildisziplin oft als Ergänzung angesehen wird und nicht als Alternative
Erfasste Lebensspanne
Entwicklungstheorie für Entwicklungsprozesse Erwachsener als auch für Kinder gedacht
Hauptanwendungsbereiche (Therapie) primär für Erwachsene gedacht
Entwicklungsprozesse
Ziele und Prozesse können nicht klar voneinander getrennt werden
Z.B. Anerkennung seiner Selbst: wichtiger Entwicklungsschritt und gleichzeitig Entwicklungsziel
Bewährung
Humanistische Psychologie (Entwicklungstheorie) nicht erschöpfend experimentell prüfbar
Hat sich aber nach verschiedenen Kriterien bewährt -> kann Menschen mit Schwierigkeiten Mut machen
Hilfreich bei der Beratung bei nicht schwer pathologischen Fällen
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