Allgemeiner Überblick über die Theorie/ Sicht auf den Menschen
Mensch ist in eine soziale Matrix (Kontext) eingebunden -> ohne diese lässt sich menschliche Verhalten nicht erklären
Algemeiner Überblick über die Theorie
Kontexttheoretiker stellen nicht das Kind allein in den Mittelpunkt ihrer Theorie -> betrachten das in einem Kontext eingebundene, an einem Ereignis beteiligte Kind, als kleinste bedeutungshaltige Untersuchungseinheit
Psyche des Kindes ist sozialer Natur
Der Weg vom Objekt zum Kind und vom Kind zum Objekt verläuft über eine andere Person
Das Kind, der soziale Kontext und die andere Person verschmelzen in einer Aktivität
Allgemein
Jede neue wissenschaftliche Tendenz korrigiert tendenziell die Richtung vorangegangener Trends
Durch den kontextualistischen Ansatz wird die Hervorhebung des Individuums in der Theorie Piagets und im Informationsverarbeitungsansatz ausbalanciert oder korrigiert
Soziokulturell-historische Kontext
Definiert und formt jedes einzelne Kind und seine Erfahrung
Gleichzeitig beeinflussen Kinder ihren jeweiligen Kontext
aufgrund dieser Gegenseitigkeit nehmen wir die Natur des Kindes nur verzerrt wahr, wenn wir seinen Kontext ausblenden
betrachten wir allein das Kind, dann neigen wir dazu, die Ursachen von Verhalten nur in ihm und nicht in seinem Kontext zu suchen
in Wirklichkeit kann aber derselbe Entwicklungsprozess je nach Umständen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen
Eine Kultur besteht aus gemeinsamen Überzeugungen, Werten, Kenntnissen, Fertigkeiten und strukturierten Beziehungen
einer bestimmten Art, Dinge zu tun (Bräuche) und symbolischen Systemen
Zu einer Kultur gehören physikalsiche Anordnung (Gebäud/Straßen) und Objekte (Computer, Fernsehen, Kunstwerke)
Innerhalb einer Gesamtkultur stellen ethnische Subkulturen unterschiedliche Kontexte dar
Erziehungsprozess unterscheidet sich je nach Rasse, sozialer Schicht, Berufstätigkeit beider Eltern usw.
Verschiedenen Kontextebenen bilden einen Systemzusammenhang, in dem Veränderungen auf einer Ebene die anderen Ebenen beeinflussen
Bsp.: Vater verliert Job -> führt zu Spannungen in der Familie -> kann wiederum bewirken, dass das Kind in der Schule Schwierigkeiten hat
Die Zone der proximalen (nächsten) Entwicklung
Distanz zwischen aktuellem und potentiellem Entwicklungsniveau
Aktuelles Entwicklungsniveau = Kindliche Kompetenzen ohne Unterstützung
Potentielles Entwicklungsniveau = Kindliche Kompetenz mit optimaler sozialer Unterstützung
-> Was kann ein Kind von alleine (aktuelles Entwicklungsniveau) -> Potentielles Entwicklungsniveau (Was kann ein Kind unter Anleitung schaffen?)
Der kompetentere Erwachsenen baut auf die Fähigkeiten auf, über die das Kind bereits verfügt, und konfrontiert es mit Aktivitäten, die ein Kompetenzniveau erfordern, das etwas über dem aktuellen Fähigkeitsstand des Kindes liegt
Zone der proximalen Entwicklung definiert jene Funktionen, die zwar noch nicht herangereift sind, sich aber im Prozess der Reifung befinden
Nach Wygotski umfasst diese Zone jeden Kontext, in dem Kinder durch eine Aktivität über ihren jeweiligen Entwicklungsstand hinausgeführt werden
Prozess wichtiger als sein Ergebnis
Lernen (Intersubjektivität)
Kinder können von Fähigen Erwachsenen auch aus der Distanz lernen, indem sie sie bei alltäglichen Tätigkeiten beobachten
Instruktion kann implizit & explizit sein
Lernen ist ein natürliches Nebenprodukt der Beschäftigung mit Aufgaben, an denen auch Erwachsenen beteiligt sind
Interaktionen in der Zone der proximalen Entwicklung brauchen nicht verbal zu sein
Lernen innerhalb der Zone der proximale Entwicklung geht teilweise auf die Intersubjektivität zurück -> dem gemeinsamen Verstehens Hintergrund auf der Basis eines gemeinsamen Aufmerksamkeitsfokus und eines gemeinsamen Zieles, die das Kind mit einer kompetenteren Person teilt
Säuglingen & Kleinkinder -> einer der Eltern, mit denen es aus häufigen gemeinsamen Erfahrungen einen gemeinsamen Verstehens Hintergrund aufbaut
Intersubjektivität trägt nicht zur zum Lernen aus sozialen Interaktionen bei -> geht auch als Ergebnis aus diesen Interaktionen hervor
Instruktionen innerhalb der Zone der proximalen Entwicklung:
Das Verhalten des Kindes beeinflusst den Erwachsenen und umgekehrt
Mit Unterstützung des geübteren Erwachsene baut Kind aktiv neues Wissen& Fertigkeiten auf -> Kinder verhalten sich aktiv, d.h. sie fordern Erwachsenen durch ihre Motivation zu lernen sich zu beteiligen
Erwachsene passt seine Hilfestellung den Reaktionen des Kindes an
Kind beteilgt sich aktiv an dem Prozess, in dem es die Zone der proximalen Entwicklung durchläuft
Das Intermentale konstruiert das Intramentale
intermental = geistiger Austausch der Beteiligten
intramental = innerseelisch (was extern ist, wird intern)
Kind verinnerlicht (internalisiert) die Interaktion mit Erwachsenen auf intermentalen Ebene und integriert diese in seine intramentale Ebene
Internalisierung sozialer Prozesse zeigt sich, wenn ein Kind sich durch die Zone proximaler Entwicklung bewegt
Soziale Interaktion & damit verbundene Sprache werden internalisiert
Kinder übernehmen schrittweise immer mehr Verantwortung für das Problemlösen, werden zunehmend selbstgesteuert statt fremdgesteuert
Auffassung, dass intermentale Aktivität (zwischen Menschen) primär und die intramentale Aktivität (innerhalb eines Menschen) sekundär ist -> aus erster abgeleitet
Psychologische Werkzeuge (und deren Einfluss auf das Denken)
Nach Wygotski: Der Mensch erschafft sich selbst durch seine eigene Aktivität
Psychologische Werkzeuge: Sprachsysteme, Zahlensysteme, Diagramme, Landkarten, konventionelle Zeichen, Kunstwerke
Werkzeuge die das Denken beeinflussen: auch technische Hilfsmittel wie Computer, Schreibmaschinen
Menschen verwenden psychologische Werkzeuge, um Denken und Verhalten zu steuern
Technische Hilfsmittel sind extern orientiert (dienen dazu, Objekte zu verändern)
Psychologische Werkzeuge intern orientiert (verändern Denkprozesse und steuern und organisieren Verhalten)
Werkzeuge tragen dazu bei, das Denken von Kindern zu formen
Kinder gebrauchen Werkzeuge, um ihre Gedanken anderen Menschen gegenüber zum Ausdruck zu bringen
Elementare geistige Funktionen werden durch externe Reize gesteuert (durch physikalisches Objekt wird Wahrnehmung und Aufmerksamkeit ausgelöst)
höhere geistige Funktionen setzen Sprache und andere symbolische Systeme ein, um willentlich über diese Gegenstände nachzudenken und sie bei der Problemlösung zu nutzen
jede Kultur schafft solche Werkzeuge, mit deren Hilfe ihrer Mitglieder ihre Umwelt besser beherrschen
Sprache als wichtigstes psychologisches Werkzeug
Denken & Sprechen hängen dynamisch miteinander zusammen
Sprache zu verstehen und hervorzubringen sind Prozesse, die den Prozess des Denkens beeinflussen und verändern
Sprache verändert die gesamte Struktur geistiger Funktionen
Sprache ist primär ein soziales Instrument zur Strukturierung des sozialen Kontexts, der Kommunikation und der interpersonalen Einflussnahme
Blickrichtung und Gesichtsausdruck können effiziente nonverbale Hinweisreize sein
Jede Kultur stattet ihre Kinder mit Werkezeugen und anderen Ressourcen aus, die zu der spezifischen Form von Entwicklung einladen, auffordern oder motivieren, die sie brauchen, um in einer solchen Welt zu leben
Denken = verinnerlichtes Sprechen
Egozentrisches und inneres Sprechen
Nach Wygotski hängen Denken und Sprechen nicht miteinander zusammen
Nicht konzeptuelles Sprechen: Plappern von Säuglingen, Laute die sie angesichts bestimmter Gegenstände erzeugen
Alter von 2 Jahren: Denken und Sprechen beginnen miteinander zu verschmelzen
Alter von 3 Jahren: kommunikatives Sprechen mit anderen und egozentrisches Sprechen (hörbares Sprechen mit sich selbst)
Egozentrisches Sprechen
Kind spricht in einem fortlaufenden Dialog mit sich selbst
Gebraucht sein Sprechen, um sein Denken zu steuern, ein Problem zu durchdenken, sein Handeln zu durchplanen (Denken & Verhalten steuern)
Egozentrsiches Sprechen nimmt zu, wenn eine Aufgabe schwieriger wird, sodass das Kind sie nicht mehr unmittelbar mit anderen ihm zur Verfügung stehenden Werkzeugen lösen kann
Hört niemals ganz auf -> auch Erwachsenen verwenden es, um Aktivität bei schwierigen Aufgaben zu steuern
Egozentrisches Sprechen = Privatsprache
E.S. wird zum inneren Sprechen
Sprache und Denken beginnen unabhängig voneinander und verschmelzen dann teilweise miteinander
Sprache beschleunigt die kognitive Entwicklung -> ermöglicht Formen des Denkens, die ohne Sprache nicht möglich wären
7-8 Jahren: egozentrische Sprechen wird zum inneren Sprechen (in Worten denken -> schweigend)
Problemlösen: wenden sich statt an den Erwachsenen an sich selbst
Das Intermentale wird zum Intramentalen, interpersonale Kommunikation wird zur intrapersonalen Kommunikation
Spracherwerb ist mehr als nur das Erlenen von Sprachstrukturen und Wortbedeutungen -> erfordert, dass das Kind Sprechintentionen und die Dynamik sozialer Kontexte versteht und die Gedanken & Gefühle des Sprechers feststellt
menschliche Natur
Menschliche Natur lässt sich nur kontextbezogen verstehen
Menschen sind keine unabhängigen Entitäten, die ihre Umwelt für sich in Anspruch nehmen -> sie sind Teil von ihr
Ein Kind ist ein aktiver, inhärenter sozialer Organismus innerhalb eines umfassenden Systems
Handeln eines Kindes erfolgt im Kontext der handlungen anderer Menschen
Kinder wählen sich eine Vielzahl physikalsicher und sozialer Kontexte aus, und reagieren darauf
-> Diese Aktivitäten verändern die Kognition eines Kindes, wodurch sich wiederum die Natur seiner zukünftigen Aktivitäten verändert
Vererbung vs. Umwelt
Beschäftigung mit Umwelteinflüsse/ kulturelle Einflüsse
Aktivitäten anderer Personen (z.B. Kommunikation) und Gebrauch technischer und psychologischer Werkzeuge binden Kinder in kooperative Aktivitäten ein
Spezifischen Elemente der verfügbaren Umwelt, die ein Kind unmittelbar beeinflussen, unterscheiden sich von Kind zu Kind und Kultur zu Kultur
-> Zu einem gegebenen Zeitpunkt sind nur bestimmte Bereiche der Umwelt, bestimmte Menschen und Gegenstände und bestimmte Formen der Interaktion verfügbar
Was entwickelt sich?
Breite Perspektive: eine kultur (sozio-kulturelle Geschichte), eine Art (Phylogenese), ein Kind (Ontogenese) und eine kognitive Fertigkwit (Mikrogenese)
Das aktive Kind ist in seinem kulturellen Kontext die sich entwickelnde Einheit
Diese Einheit bildet eine Reihe kognitiver Fertigkeiten aus -> darunter Bedeutungssystem und psychologische Werkzeuge
Ziele, Wertvortsellungen und Motivation sind untrennbar mit der kognitiven Aktivität verbunden und verlaufen daher in ihrer Entwicklung parallel
Entwicklung hat keinen idealen und universellen Endpunkt
Kritik und Stärken der Theorie
Begriff der proximalen Zone bleibt sehr vage
Fragen der Entwicklung innerhalb dieser Zone unzulänglich geklärt
Untersuchung kulturell-historischer Kontexte bereitet Schwierigkeiten
Unzureichende Berücksichtigung des Entwicklungsaspekts
Stärken
Berücksichtigung des sozial-kulturellen Kontexts
Wygotskis Theorie integriert Erkenntnisse aus Geschichte, Soziologie, Ökonomie, Politikwissenshcfaten, Linguistik, Biologie, Kunst und Literatur in die Psychologie
Dieser Ansatz definiert Kinder und ihre Aktivitäten
Besonders hilfreich für die heutige ENtwikclungspsychologie: Hinweis darauf, das Grenzen zwischen Selbst und den anderen fließend ist
Integration von Lernen im Alltag und Entwicklung
Wichtiger Beitrag: darstellen des Zusammenhangs zwischen Lernen & Entwicklung
Lernen = Motor der Entwicklung
Wenn Kinder Lernen (sich also durch Zone der proximalen Entwicklung bewegen), gelangen sie zu einem höheren Entwicklungsniveau
Entwicklungsniveau beeinflusst wiederum die Bereitschaft, ein neues Konzept zu erlernen
Kontexttheoretiker untersuchen, was Kinder in ihrer alltäglichen Umgebung tatsächlich tun
Kognitive Entwicklung besteht darin, dass ein Kind spezifische Probleme herausfinden, verstehen und mit ihnen umgehen kann -> stützt sich dabei auf die kognitiven Werkzeuge, die es von früheren Generationen ererbt hat
Sensibilität für die Vielfalt der Entwicklung
Kontextualisten berücksichtigen besonders individuelle Unterschiede innerhalb der Kultur
Was für eine Gruppe gilt, muss nicht universell zutreffen
Zusammenfassung
Kontexttheorie übt beachtlichen Einfluss auf Entwicklungspsychologie aus (insbesondere in Hinblick auf kognitive Entwicklung)
Ansatz stellt aktive Kind in seinen Kontext (und nicht Kind allein) in den Mittelkpunkt
-> Kontext = Kultur, zu welchem Zeitpunkt wachsen wir auf, Wo, welche Ressourcen etc.)
Kinder entwicklen sich in einer Zone proximasler Entwicklung (der Distanz zwischen dem, was sie ohne Hilfe leisten können, und dem, was sie mit Unterstützung erreichen)
Kompetentere Personen setzten Hilfmittel zur Unterstüzung ein (Hiwneise, Diskussionen, Erklärungen), um Kinder anzuleiten und mit ihnen zu kooperieren
-> um sie durch ihre Zone proximaler Entwikclung zu führen
Kinder targen aktiv zum ihrem Fortschreiten durch die Zone proximaler Entwicklung bei -> indem sie Kontexte auswählen, den handlungsablauf beeinflussen und persönliche Eigenshcfaten und entwicklungspsychologische Fertigkeiten in die Interaktion einbringen
Entwicklung lässt sich nur verstehen, indem man unmittelbar die Veränderungen von einem Augenblick zum nächsten untersucht
Intelligenz bemisst sich nicht daran, was man weiß, sondern daran, was man mit Unterstützung anderer leisten kann
Wenn Kinder gemeinsam etwas unternehemn, werden intermentale Aktivitäten und Dialoge zu intramentalen Aktiviäten
Technischen und psychologischen Werkzeuge einer Kultur vermitteln kognitive Funktionen
Vor allem die Sprache hilft Kindern, ihr eigenen Denken effizient zu steuern, planen, logisch zu denken
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