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10. Rehabilitation – Einführung und psychosomatische Rehabilitation

CK
by Christin K.

Gehen Sie kurz auf die Geschichte der Reha ein.

Wann trat das SGB IX in Kraft?

  • -  1909 Gründung der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation DVfR als "Deutsche Vereinigung für Krüppelfürsorge" in Berlin

  • -  1920 „Preußische Krüppelfürsorgegesetz“ - → Erste gesetzliche Grundlage für die öffentliche – sowohl ambulante als auch stationäre – - Fürsorge für Körperbehinderte

  • -  1962 Bundessozialhilfegesetz (BSHG)

    • -  Grundstein der deutschen Gesetzgebung

    • -  nach dem Krieg eingeführt

    • -  alles was wir medizinisch machen steht in unseren Sozalgesetzbüchern, das ist das Besondere ind

      Deutschland, es geht um eine gerechte Versorgung (es soll keine Unterschiede zwischen sozialen

      Schichten geben) und nicht um Wirtschaftlichkeit

  • -  1966 10. Weltkongress der International Society for the Rehabilitation of the Disabled (ISRD) unter dem Thema

    „Industrielle Gesellschaft und Rehabilitation – Aufgabe und Erfüllung“ in Wiesbaden

    • -  Deutschland als stark versicherungsgetriebenes Land

    • -  Idee, Leute wieder in den Job zu bekommen & deshalb gute medizinische/Reha Versorgung anzubieten

      auch wenn sie teuer ist, weil es dann mehr für den RV bringt, wenn die Person wieder arbeiten kann

  • -  1974 „Gesetz über die Angleichung der Leistungen zur Rehabilitation“ („Reha-Angleichungsgesetz“)

    - ermöglichte Reha-Kliniken Leistungen abzurechnen

  • -  2001 Inkrafttreten des neunten Sozialgesetzbuches (SGB IX) – Rehabilitation und Teilhabe behinderter

    Menschen

    • -  festgehalten, dass behinderte Menschen das gleiche Recht auf Teilhabe wie andere

    • -  gleichzeitig: Inklusionsgesetz — behinderte Menschen wurden z. B. in Schulen integriert (sehr

      unterschiedliche Meinung zu diesem Vorgehen, teilweise fühlen sich behinderte Menschen in ihren

      Einrichtungen wohler)

    • -  IX. SGB beruht u.a. auf dem zuvor veröffentlichten Begriff der Inklusion (dieser wiederum kommt vom

Begriff der sozialen LQ)

Aus dem Buch Erklärt: Wie läuft eine Beurteilung mittels ICF ab?

  • -  bei der Erstellung von Hilfe- und Unterstützungsplänen wird geprüft... : - welche Körperfunktionen und -strukturen beeinträchtigt sind - welche Aktivitäten durchgeführt werden können und - welche – förderlichen oder hinderlichen – Kontextfaktoren vorliegen

  • -  Behinderung ist dem ICF-Modell zufolge also nicht mehr die direkte Folge des Gesundheitsproblems (wie im medizinischen Modell)

  • -  2 Menschen mit der gleichen Beeinträchtigung auf der Ebene der Körperfunktionen und -strukturen können eine ganz unterschiedliche Teilhabeproblematik haben

    - wenn sie über unterschiedliche personale und soziale Ressourcen verfügen - Beispiel: mittelgradige Herzinsuffizienz z. B. nach einem Herzinfarkt

    - kann bei ungünstigem Kontext zu einer Behinderung führen • z. B. ungelernter Arbeiter kann schwere körperliche Arbeit nicht mehr weiterführen • Betrieb hat kein Interesse an seiner Weiterbeschäftigung, weil er leicht ersetzbar ist

    - günstiger Kontext kann zur Teilhabe führen • hoher Qualifikation des Erkrankten • Interesse des Betriebes an Weiterbeschäftigung • Teilhabe wird ermöglicht

  • -  anders ausgedrückt: - ein Mensch kann zwar auf der Ebene der Körperfunktionen und -strukturen beeinträchtigt sein - z. B. durch eine chronische KH oder eine angeborene Sinnesbehinderung - bei günstigen Kontextbedingungen auf der Ebene der Teilhabe aber funktional gesund sein


—> dann Fallbsp Anna (Anna, eine 20-jährige junge Frau, ist nach einem Unfall, dessen Folgen sie ansonsten gut überstanden hat, an Epilepsie erkrankt (Grand-Mal Anfälle).) hatten wir glaube ich schon an einer anderen Stelle?


Gehen Sie näherauf die Medizinische Rehabilitation ein.

Die medizinische Rehabilitation versucht, einen die Erwerbsfähigkeit bedrohenden oder (z. B. durch Unfall) entstandenen Gesundheitsschaden zu beseitigen, zu mildern oder Folgen zu beseitigen

- Stationäre Rehabilitation (in Deutschland weitestgehend stationär - warum ist das problematisch?) - Ambulante / Tagesklinische Rehabilitation - Koordinierte Heilmittelversorgung

→ Wissenschaft hat gezeigt, dass ambulante Versorgung das Wichtige ist (denn ambulant ist näher am Alltag in den die Personen wieder integriert werden müssen)

  • -  wenn Menschen aus ihre Umfeld genommen werden, dann sind sie häufig in der Klinik symptomfrei und fallen nach der Rückkehr wieder in ein Loch z. B. bei Essstörungen häufig

  • -  außerdem DRG-Abrechnung führt dazu, dass Menschen so schnell wie möglich wieder entlassen werden (früher Tagespauschale/Bettentage, heute nach Diagnosen - diagnostic related groups)

  • -  Tele-Medizinische Nachsorge wäre wichtig, aber ist noch nicht ausreichend ausgebaut → alle Kliniken wollen Geld machen, stationäres Wesen ist deshalb immer noch sehr stark etabliert



Aus dem Buch: Medizinische Rehabilitation

- es geht darum ... : - die körperliche und psychische Funktionsfähigkeit chronisch erkrankter Menschen zu verbessern

• Beispiele: Schmerzen werden gelindert, Organfunktionen, körperlicher Trainingszustand, Ausdauer und psychopathologische Einschränkungen verbessert

- sowie deren Krankheitsbewältigung zu unterstützen • Betroffene unterstützen und befähigen, die psychischen und sozialen Probleme im ZH mit

ihrer Erkrankung zu bewältigen • Betroffenen helfen einen selbstbestimmten Umgang mit der KH und eine

gesundheitsförderliche Lebensführung zu entwickeln - medizinische Rehabilitation ist wenig mit der Akutversorgung integriert & findet überwiegend stationär statt

- anders als international üblich - es gibt spezielle Einrichtungen:

  • -  für somatische Indikationen z. B. Krebs, Herzerkrankungen, muskuloskelettale Erkrankungen

  • -  für psychosomatisch/psychiatrische Indikationen z. B. Angststörungen, Depression, somatoforme

    Störungen

  • -  für Suchterkrankungen

  • -  für alte Menschen (geriatrische Rehabilitation)

  • -  für die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen.

  • - Außerdem: - kombinierte beruflich-medizinische Rehabilitation für psychisch Kranke - bio-psycho-soziale Komplexleistungen für Kinder (Frühförderung und Sozialpädiatrische Zentren)


Unter welchen Bedingungen kann eine Reha abgelehnt werden?

Fehlende Mitwirkung

  • -  Wenn der Versicherte seinen Mitwirkungspflichten (z. B. Übersendung von Unterlagen, Teilnahme an einer Begutachtung...) nicht nachkommt, wird der Antrag abgelehnt. Holt der Versicherte die erforderliche Mitwirkung nach, kann das Verfahren jedoch wieder aufgenommen werden.

  • -  z. B. Alkoholabhängiger der nicht mehr schafft seine Papier zu organisieren, wird dann abgelehnt, ist problematisch

    Fehlende Reha-Bedürftigkeit

- Die Rehabilitation wird mit der Begründung „nicht erforderlich“ abgelehnt, wenn vorrangig ambulante Maßnahmen verordnet werden sollten oder wenn die ambulanten Maßnahmen noch nicht ausgeschöpft sind. Gleiches gilt, wenn die vorliegende Erkrankung keinen Einfluss auf die Erwerbsfähigkeit hat oder wenn der Patient ausschließlich roborierende Maßnahmen benötigt

Fehlende Reha-Fähigkeit

  • -  Sollte der Versicherte aktuell nicht rehafähig sein, wird der Antrag ebenfalls abgelehnt

  • -  z. B. akute KH, teilweise kommen Menschen mit Akut-Kh weil sie in den KH nicht weiter versorgt werden (DRG)

  • -  Wenn eine länger andauernde Akutbehandlung läuft oder ansteht (Operationen, zahnärztliche Behandlungen,

    laufende Chemo oder Strahlentherapie), wird auch nicht von einer Reha-Fähigkeit ausgegangen.

  • -  z. B. auch fehlende Einsichtsfähigkeit, wenn Personen Reha beantragen aber aus der letzten Reha deutlich

    wurde, dass die Angebote nicht wahrgenommen wurde oder nicht richtig mitgemacht wurde

    Negative Erfolgsprognose

  • -  Die Rehabilitation wird als nicht erfolgversprechend angesehen, wenn durch sie kein positiver Effekt auf das verminderte Leistungsvermögen zu erwarten ist, die Leistungsfähigkeit also nicht verbessert oder wiederhergestellt werden kann.

  • -  Eine Rehabilitation ist auch dann nicht erfolgversprechend, wenn das Leistungsvermögen bereits aufgehoben und keine Verbesserung zu erreichen ist. In diesen Fällen erfolgt mit der Ablehnung ein Hinweis, dass der Antrag in ein Rentenverfahren umgewandelt wird, wenn der Patient eine entsprechende Zustimmung erteilt.

  • -  Das gleiche gilt für Patienten, die bereits eine Rente wegen voller Erwerbsminderung beziehen und diese auf Dauer oder bei Zeitrenten noch länger als ein Jahr gewährt wird.

    Nichterfüllen der Versicherungsrechtlichen Voraussetzungen / Ausschlussgründe

  • -  Um eine Rehabilitation erhalten zu können, müssen Versicherte vorher Beiträge in die Rentenversicherung eingezahlt haben.

  • -  Ein Ausschlussgrund liegt unter anderem vor, wenn der Versicherte eine Altersrente beantragt hat oder bereits bezieht, wenn eine anerkannte Berufserkrankung vorliegt oder wenn Ursache der Erkrankung ein anerkannter Arbeitsunfall ist, wenn der Patient inhaftiert ist und eine Haftaussetzung ausgeschlossen ist oder aber auch, wenn der Patient in den letzten vier Jahren vor Antragstellung bereits an einer medizinischen Rehabilitationsmaßnahme teilgenommen hat und eine erneute Leistung aus medizinischen Gründen nicht vorzeitig erforderlich ist.


Fallbeispiel

Anna, eine 20jährige junge Frau, ist nach einem Unfall, dessen Folgen sie ansonsten gut überstanden hat, an Epilepsie erkrankt (GrandMal Anfälle). Sie lebt bei ihren Eltern und macht gerade das Abitur. Mit Medikamenten ist die Erkrankung gut „eingestellt“, d. h. es treten nur noch äußerst selten Anfälle auf. Allerdings leidet sie unter leichteren Gedächtnis und Konzentrationsstörungen, die auf den Unfall und Nebenwirkungen der Medikamente zurückzuführen sind und neuropsychologisch behandelt werden. Das schulische Lernen ist dadurch leicht beeinträchtigt. Einmal war es in der Schule zu einem Anfall gekommen – Anna fiel mit einem Schrei und verdrehten Augen bewusstlos zu Boden, ihr Atem setzte aus und ihr Gesicht lief blaurot an, die Muskeln versteiften sich und fingen dann heftig an zu zucken. Anna war dieser Kontrollverlust vor ihren Klassenkameraden sehr peinlich. Schon vor ihrer Erkrankung war sie eher scheu und introvertiert. Sie traut sich nicht, offen über ihre Erkrankung zu sprechen und die Lehrer machen sie auch nicht zum Thema. Anna reagiert mit Rückzug und nimmt an den Freizeitaktivitäten nun noch weniger teil als vor ihrer Krankheit. Sie hat Angst, sie könne wieder vor den Augen der anderen einen Anfall erleiden. Zugleich leidet sie sehr unter ihrem Selbstausschluss und reagiert mit depressiven Verstimmungen. Die Eltern machen sich große Sorgen um ihre Tochter und bestärken ihre Häuslichkeit.


Frage: Welche Bereiche des ICF-Modells werden durch das Fallbeispiel angesprochen?


  • -  Teilhabe Herausforderung ist sehr ernst zu nehmen

  • -  Anfall sehr traumatisch für Anna und ihre Schüler (→ Schulinterventionen durchführen)

  • -  Bewusstsein für Mitschüler und Lehrer enorm wichtig

  • -  Teilhabe wird teilweise von Anna selbst eingeschränkt

  • -  Aktivitäten und Freizeit eingeschränkt, Anna kann sich nicht so ausleben kann wie sie es sich wünscht & zieht sich zurück, weil sie erneute Anfälle fürchtet

  • -  schulisches Lernen auch durch Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen eingeschränkt

  • -  das Beispiel soll verdeutlichen, dass durch die Wechselwirkungen komplexe Folgen entstehen (z. B. Eltern

    bestärken sie in der Häuslichkeit) → circulus vitiosus („schädlicher Kreis“) → häufig bei Epilepsie, Depression,

    Zerebralparese im Ki-Ju-Alter (sind alles KH mit wesentlichen sozialen Einflüssen)

  • -  bei Epilepsie wird medikamentös eingestellt, aber besonders wichtig ist die Partizipation herzustellen, in der

    Schule, die Ängste zu bewältigen usw.

  • -  Triple S: Greifswald Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit, deutsches

    Exzellenzforschungszentrum, eigentlich nur in größeren Städten, HGW hat es geschafft, weil sie gesagt haben

    wir schauen uns die Personen speziell in ihren sozialen Settings an

  • -  bei echten Menschen hat man bei Körperstrukturen häufig 10 und mehr Symptome, die ICF Kurzinstrumente

    versuchen die wesentlichen Aspekte rauszugreifen

    Dieses Schemata sollen wir für die Prüfung an Beispielen durchexerzieren können.



- Triple S: aus der Praxis, chronisch kranke Kinder, wenn man die Bereiche abfragt geht es ihnen häufig gut, außer wenn es zur Frage nach der Schule kommt, dann geben sie häufig an, dass es ihnen dort schlecht geht → Reha müsste eigentlich noch viel mehr im schulischen Setting eingreifen, weil die Schule ein wesentlicher Kontext ist



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Christin K.

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