Personalentwicklung – Begriff und Aktionsradius
Personalentwicklung dient der Vermittlung jener Qualifikationen und Kompetenzen, die zur optimalen Verrichtung der derzeitigen und zukünftigen Aufgaben erforderlich und beruflich, persönlich sowie sozial förderlich sind. (Bröckermann 2012, 309)
Mögliche Bestandteile von Personalentwicklung:
Personalbildung — Ausbildung, Fortbildung, Weiterbildung
Personalförderung in beruflichen, persönlichen und sozialen Fragen
Arbeitsstrukturierung — Gestaltung der Arbeitsinhalte und des Ausmaßes der Arbeitsteilung
Organisationsentwicklung — Gemeinsam mit den Betroffenen werden neue Formen der Zusammenarbeit entwickelt
Personalentwicklung – Generelles Ziel und Zielgruppen
Generelles Ziel: Erhöhung der Fähigkeiten/des Potenzials zur Leistungserstellung für das Unternehmen.
Zielgruppe: Mitarbeiter aller Hierarchieebenen, kein „Management Development“ Im Gegensatz zur OE Ausrichtung auf den einzelnen Mitarbeiter
Notwendige Voraussetzung: Berücksichtigung der Interessen der zu entwickelnde Mitarbeiter/innen, da ohne ihre Mitwirkung weder die Ermittlung des Entwicklungsbedarfs noch effektive Entwicklungsmaßnahmen möglich sind.
Personalentwicklung – Ziele von Unternehmen und Mitarbeitern
Unternehmen
Leistungsverbesserung
Sicherung des Mitarbeiterbestandes
Befriedigung des Bildungsbedarfes
Ausgleich konträrer Interessen
Erfüllung individueller Mitarbeiterwünsche
Mitarbeiter
Eignungs- und neigungsgerechte Aufgabenzuweisung
Verbesserung Selbstverwirklichungschancen
Persönlichkeitsentfaltung
Neue Aufgaben, aber Vermeidung von Überforderung
Erhöhung Prestige, Arbeitsplatzsicherheit, Aufstiegschancen
Personalentwicklung – Inhalte und Mittel
Primärer Inhalt: Qualifikationsverbesserungen um aktuellen und künftigen Stellenanforderungen gerecht zu werden
Qualifikation in den Bereichen
Sachkompetenzen
Methodenkompetenzen
Sozialkompetenzen
Primäres Mittel: Aus- und Fortbildung
Aber auch Qualifizierung durch
Variation der Aufgabeninhalte (job enrichment, job enlargement)
Versetzung (Karriereplanung, job rotation)
Moderierte informelle Lernprozesse (Lernen im Prozess der Arbeit)
Personalentwicklung – Kompetenzen
Soziale Kompetenz:
Fähigkeiten, in Gruppen unterschiedlicher Sozialstruktur (Alter, Herkunft, Hierarchie) effektiv zu agieren, sach- und personen- bezogene Konflikte zu lösen
Wirksam kommunizieren und zusammenarbeiten
Effizienter Umgang mit Konflikten
Fachliche Kompetenz
Fachliche Fähigkeiten u. Fertigkeiten
Breiten- u Tiefenwissen für die fachliche Bewältigung der Arbeitsaufgaben
Fachliche Kenntnisse für berufliche Aufgaben
Methodische Kompetenz
Lösungen für anstehende Probleme eigenständig finden durch strukturierendes, kontextuelles, kreatives, logisches & analytisches Denken
Informationen beschaffen und verwenden
Personalentwicklung – Kontextfaktoren
Kontextfaktoren
Organisationsstruktur
Produktionstechnologie
Entwicklungsbedürfnisse der MA (Motivation, Einstellungen, Erwartungen)
externe, gesellschaftliche Anforderungen und Prozesse
Weitere Kontextfaktoren
Implizite Qualifikationsveränderungen
Selbstqualifizierungsprozesse
Die Organisation muss sich entsprechend weiterentwickeln, daher: Faktisch keine Trennung von Personal- und Organisationsentwicklung sinnvoll.
Personalentwicklung – Ermittlung des Entwicklungsbedarfs
Möglichkeiten der Bestimmung des Entwicklungsbedarfs
Organisationsanalyse: Aus übergeordneten Managementzielen ergeben sich Schulungsbedarfe
Subjektive Bildungsbedarfsanalyse: Die einzelnen Mitarbeiter/innen identifizieren und artikulieren ihren individuellen Bildungsbedarf beispielsweise Mitarbeitergesprächen
Personalbeurteilung:
Beurteilungen durch Vorgesetzte,
Ergebnisse von Tests und
Analysen von Arbeitsergebnissen werden genutzt um Entwicklungsbedarfe zu identifizieren
In der Führungskräfteentwicklung kommen zur Potenzialbeurteilung auch Assessment-Center zum Einsatz
Personalentwicklung – Kategorisierung von PE-Maßnahmen
PE-Maßnahmen werden nach zwei Dimensionen unterschieden:
Zeitpunkt bezogen auf die jeweilige berufliche Tätigkeit: vor Aufnahme der Berufstätigkeit, während oder am Ende
Ausmaß der Integration in die Abläufe am Arbeitsplatz
Maßnahmentypen:
Into-the-job-Maßnahmen sollen inhaltlich auf einen Beruf vorbereiten bzw. zu einer neuen Tätigkeit hinführen.
On-the-job und along-the-job-Maßnahmen erfolgen unmittelbar am Arbeitsplatz.
Near-the-job und off-the-job-Maßnahmen umfassen alle arbeitsplatznahen Trainingsmethoden während und außerhalb der Arbeitszeit, die nicht örtlich an einen konkreten Arbeitsplatz gebunden sind.
Out-off-the-job zielt auf die Vorbereitung zum Ausstieg aus dem Berufsleben.
Personalentwicklung – Extrafunktionale Qualifikationen
Traditionelle“ Personalentwicklung zielt auf die Qualifikation für einen bestimmten Arbeitsplatz
Zunehmende Bedeutung erlangen übergreifende, extrafunktionale Qualifikationen
Diese Qualifikationen sollen
die vielseitige Einsetzbarkeit des Arbeitnehmers fördern
kurzfristige innerbetriebliche Mobilität ermöglichen
die Fähigkeit zum eigenständigen Erwerb und zur Definition funktionaler Qualifikationen erhöhen
Damit verschwimmen die Grenzen zwischen Fort- und Weiterbildung
Ein Beispiel für extrafunktionale Qualifikationen: Das Konzept der Schlüsselqualifikationen nach Mertens (1974)
Personalentwicklung – 4 Schlüsselqualifikationen nach Mertens
Basisqualifikationen
Qualifikationen höherer Ordnung, vertikaler Transfer, Lernfähigkeit, analytisches Denken
Horizontalqualifikationen
Horizontaler Transfer, „Informiertheit über Informationen“:
Wissen über das Wesen von Informationen
Gewinnung von Informationen
Verstehen von Informationen
Verarbeiten von Informationen
Breitenelemente
Praktische Arbeitsplatzanforderungen, relevant für breite Tätigkeitsgebiete
Vintage-Faktoren
„Generation zur Generation“, Schulungsweiterentwicklung
Personalentwicklung – Bildungscontrolling
Evaluation/Controlling von Personalentwicklung in der Praxis unterentwickelt
häufig bestenfalls „Smile-Sheets“
die keiner weiteren Analyse unterzogen werden (Berthel/Becker 2013, 519 f.)
Ungelöste methodische Probleme bei der Evaluation (ebd., 530 f.):
Komplexe Kausalitäten erschweren Zurechnung von Erfolg zu PE-Maßnahme
Ziele von PE-Maßnahmen sind z.T. schwer zu operationalisieren
Doch können die Maßnahmen, die zur Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs eingesetzt wurden, im Sinne eines Vorher-Nachher-Vergleichs auch zur Evaluation genutzt werden.
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