Wie verläuft Schriftspracherwerb im kognitiven Verarbeitungsmodell?
Kind erwirbt segmentale und lexikalische Strategie parallel
Entdeckt Verarbeitungswege selbst oder durch Unterrichtsform beigebracht
Strategien mit zunehmender Übung automatisiert und festigen sich zu Rout(in)en
Alle Komponenten des Modells bei Lese-Schreibanfängern vorhanden, teilweise in rudimentärer Form
Zu Beginn der Schriftsprache bspw. stark ausgereift:
PIL, POL
Semantisches System
Phonologischer Outputbuffer
Zu Beginn der Schriftsprache bspw. kaum Einträge in
GIL; GOL
Die Phasen des Lesen- und Schreibenlernens in Anlehnung an Frith (1985) und Günther (1986)
Phase 1: Die präliteral-symbolische Phase
Phase 2: Die logographemische Phase
Phase 3: Die alphabetische oder phonologische Phase
Phase 4: Die orthographische Phase
Phase 5: Die integrativ-automatisierte Phase
erste Kenntnisse über die Fkt. Von Schrift; Voraussetzungen für Schriftspracherwerb werden geschaffen
-> Phonologische Bewusstheit entwickelt sich
Ganzheitliche Erkennung einzelner hochfrequenter Wörter, Beim Schreiben werden Wörter als „Bildzeichnungen“ gemalt – Fehlerkorrektur nicht möglich
Wissen über die phonologische Form unabhängig vom semantischen Gehalt eines Wortes; Erlangung lautanalytischer Fähigkeiten (Graphem-Phonem-Zuordnung)
Fortschritte des Schreibens können auf das Lesen übertragen werden
Sinnentnehmendes Lesen nur über die auditive Rückkopplung möglich
Regularisierungsfehler beim Lesen, z. B. <CLOWN> als /klovn/
-> Entwicklung der Graphem-Phonem- und der Phonem-Graphem-Konvertierungsrouten
-> Das einzelheitliche Lesen und Schreiben wird gelernt
Was passiert in der orthographischen Phase?
Füllen der Langzeitspeicher GIL und GOL für das Lesen und Schreiben
Das ganzheitliche Lesen und Schreiben entwickelt sich
Was passiert in der integrativ-automatisierten Phase?
Mühelose Variation zwischen beiden Lese- und Schreibstrategien
Verknüpfung des Phasenmodells mit dem Logogenmodell
Das Phasenmodell beschreibt einen zeitlichen Verlauf des Lesen und Schreibenlernens
Das Logogenmodell beschreibt verschiedene Verarbeitungsmodalitäten von Wörtern oder anderem Sprachmaterial
Zielgruppe vom LRS-Screening nach Brandenburger und Klemenz
Schulkinder jeder Klassenstufe
Was sind Vorläuferfähigkeiten der phonologischen Bewusstheit?
Wann sind Therapiemethoden. erfolgreich?
Therapiemethode erfolgreich, wenn direkter Bezug zu Störungsbild gegeben:
Phonologische Bewusstheit
Silbenorientiertes Training
Orthografisches Regeltraining
Verbesserung lexikalischer Worterkennung
Individuelles Störungsmuster und Therapieerfolg
Annahme modellgeleitete Therapie: selektive Störung oder Verzögerung beim Erwerb einer/mehrerer Komponenten des Schriftverarbeitungssystems
Individuell unterschiedlich lokalisiert→gezielte Behandlung
Reifungsprozesse miteinbeziehen
Modellgeleitete Therapie auch bei gemischten Dyslexien/graphien erfolgreich
Therapieverlauf der LRS nach Brandenburger & Klemenz
Therapie der Vorausläuferfähigkeiten für den Lese- und Schreiberwerb
Therapie der Begleitstörungen auf den linguistischen Ebenen
Phonetik/Phonologie
Semantik/Lexikon
Syntax/Morphologie
Therapie der LRS-spezifischen Symptomatik
Therapie der Vorausläuferfähigkeiten
Aufbau einer altersgerechten visuellen Merkfähigkeit
Verwendung von Items ohne semantischen Gehalt
Vermeidung der Kompensation über artikulatorische Schleife des AG
Unterbindung jeglicher semantischer Interpretationen
Aufbau einer altersgerechten auditiven Merkfähigkeit
− Hierarchischer Übungsaufbau mit Realwörtern
- Hierarchischer Übungsaufbau mit Neologismen
Therapie der phonologischen Bewusstheit
Phonologische Bewusstheit im weiteren Sinn
Wahrnehmen von Wortformen
Fehler hören
Erkennen von Wortgrenzen
Arbeit mit Reimen
Arbeit an Silben
Phonologische Bewusstheit im engeren Sinn
Lautanalyse
Differenzierung bestimmter Phoneme
Lautidentifikation
Lautsynthese
Arbeit mit Realwörtern
Arbeit mit Neologismen
Therapie des einzelheitlichen Lesens
Aufbau der GPK auf Graphemebene
Aufbau der GPK auf Wortebene
Graphem-Phonem-Konvertierung mit anschließender Synthese
Ausschließlich Verwendung von Neologismen
Einsatz von Lautgebärden (Koch ́sche Fingerlesezeichen)
Therapie des einzelheitlichen Schreibens
Übungen zum einzelheitlichen Schreiben
Aufbau der PGK auf Phonemebene
Aufbau der PGK auf Wortebene
vorrangig Verwendung von Neologismen
Ziel der Therapie des ganzheitlichen Lesens / Schreibens
Lexikalische Repräsentation im graphematischen Inputlexikon (GIL) und graphematischen Outputlexikon (GOL) aufbauen und abrufen können
Therapie des ganzheitlichen Lesens / Schreibens
Übungen zum ganzheitlichen Lesen
Erkennung von Wortformen im GIL:
Aufbau eines rezeptiven graphematischen Lexikon (GIL) für visuell präsentierte Wortformen
Verknüpfung von GIL und Semantik
Übungen zum ganzheitlichen Schreiben
Training des schnellen Abrufs von Wortformen aus dem GOL
Anbahnung von Selbstkorrekturfähigkeit über das GIL
Umgang mit Rechtschreibregeln in der Therapie
Therapieansätze, die auf dem Training von Rechtschreibregeln basieren, erfordern ein hohes Maß an phonologischer Bewusstheit
Arbeitsgedächtnis und Merkfähigkeit sind meist ebenfalls eingeschränkt
Kinder, die von einem Regeltraining profitieren haben häufig eher „Förderbedarf“ und nicht „Therapiebedarf“
Ein Training der Rechtschreibregeln sollte nicht grundsätzlich abgelehnt werden
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