Motorische Endplatte
Definition: Eine Muskelfaser wird von einem α-Motoneuron innerviert, das Axon teilt sich im Bereich der motorischen Endplatte nochmal in mehrere synaptische Endknöpfchen auf
Funktion: Übertragung des Aktionspotenzials eines α-Motoneurons auf eine Muskelfaser mithilfe von Acetylcholin, um die Muskelfaser zur Kontraktion anzuregen
Rezeptor und Transmitter: Acetylcholin (ACh) aus der Präsynapse bindet an muskelspezifischen nicotinergen Acetylcholinrezeptor
Beendigung synaptischer Übertragung: Acetylcholinesterase auf postsynaptischer Membran spaltet Acetylcholin zu Cholin und Acetat → Wiederaufnahme und Recycling von Cholin und Acetat durch Präsynapse zur erneuten Acetylcholinsynthese
Motorische Einheit
Definition: Die Summe aller Muskelfasern die von einem α-Motoneuron innerviert werden
Funktionen
Gemeinsame und koordinierte Kontraktion von gleichsinnigen Muskelfasern
Abstufung der Muskelkraft durch Rekrutierung von unterschiedlich vielen motorischen Einheiten
Neuromuskuläre Übertragung motorische Endplatte
Aktionspotenzial breitet sich über das Axon eines α-Motoneurons in Richtung Muskel aus
Axon verzweigt sich und erreicht mehrere Muskelfasern gleichzeitig (= motorische Einheit)
Axon endet in Form einer chemischen Synapse an der Muskelfaser (= motorische Endplatte)
Aktionspotenzial des α-Motoneurons führt an der Präsynapse zur Ausschüttung von Acetylcholin
Acetylcholin bindet an postsynaptische nicotinerge ACh-Rezeptoren und führt dort zur Depolarisation
Depolarisation führt zur Erhöhung des Endplattenpotenzials, bis ein Schwellenpotenzial überschritten wird (sog. exzitatorisches postsynaptisches Potenzial )
EPSP führt zur Öffnung von spannungsaktivierten Na+-Kanälen → Auslösung eines Aktionspotenzials
Ausbreitung des Aktionspotenzials über das Sarkolemm → Initiation einer Kontraktion (sog. elektromechanische Kopplung, s.u.)
Nikotinischer Acetylcholinrezeptor
ionotroper Rezeptor
für K+ und Na+ permeabel
5 UE (2 alpha, beta,gamma,delta)
Kanal öffnet bei Bindung von 2ACh-Molekülen
Agonisten:
Acetylcholin
Nikotin
Carbachol
Succinylcholin
Kompetitive Antagonisten
Tubocurarin
Pancuronium
Gallamin
Alpha-Bungarotoxin
je nach UE 4 hydrophobe Transmembranregionen M1-M4
M2 begrenzen Kanal nach innen, bilden transmitterabh. veränderbare Tor, Kanalpore von drei Ringen mit neg.gel.Gruppen umgeben, blockiert Kanal für Anionen
Metabolismus von Acetylcholin
AcetylCoA + Cholin -> Cholinacetyltransferase ChAT -> AcH
AcH Acetylcholinesterase -> Essigsäure + Cholin
ACh in der präsyn. Endigung durch ChAT synth
durch ACh-Transporter in syn. Vesikeln konzentriert
Abbau durch AChE im syn. Spalt
Wiederaufnahme durch Cholin-Transporter in der präsyn. Endigung
Hemmung AChE:Neostigmin, Edrophonium (Zusatzdiagnostik Myasthenia gravis)
Wichtige Molekülkomplexe der Endplatte
Agrin, LRP4, MUSK
essentiell für Entwicklung der Endplatte
Agrin vom Motoneuron bei Bildung der Endplatte freigesetzt
Aufrechterhaltung AChR Cluster
LRP4-MUSK als Agrin Rezeptor
AChR, Na Kanäle, AChE für neuromusk. Übertr. wichtig
Rapsyn wichtig Clusterung der AChR
Dystroglycane und Sarkoglycane verankern Komplex am Zytoskelett
Myasthenische Erkrankungen - Überblick
Myasthenia gravis
B-Zell vermittelte Autoimmunerkrankung
Auto Ak stören neurom. Transmission
unt. Molekülkomplexe in der Endplatte können betroffen sein (AChR, MuSK, LRP4), Störung postsynaptisch
Kongenitale Myasthenie
genetisch bedingte Defekte von Molekülkomplexen der Endplatte, Störungen können präsynaptisch, am syn. Spalt oder postyn. auftreten
Lambert-Eaton-Syndrom (LEMS)
Ak gegen spannungsabh. Ca-Kanäle in der präsyn. Endigung
Botulismus durch Botulinumtoxin, hemmt präsyn AcH Freisetzung
Okuläre Symptomatik bei Myasthenie
Initialbeschwerden: okuläre Symptome (Doppelbilder, Ptose); bulbäre Symptome wie Schluckstörung, Dysarthrie, Kauschwäche
Muskelschwäche belastungsabhängig, typischerweise Zunahme im Tagseverlauf, variabler Verlauf mit Fluktuationen der Muskelschwäche über Monate bis Jahre
Besserung Symptome durch AChE-Hemmer
Gabe von Cholinesterasehemmern als Diagnostikum:
nach Injektion von Edrophonium oder Neostigmin bessern sich die Symptome
Endplattenpotential bei Myasthenie
Normale Endplatte
safety factor - postsyn. Potential so groß, dass Schwelle AP überschritten wird
Summenaktionspotential: konstante Amplitude
Myasthenie
postsyn. Potential verkleinert
Schwelle nicht immer erreicht
Amplitude Summenaktionspotential nimmt bei wdhl Stimulation ab
DD: LEMS: bei schneller rep. Stimulation durch Akkumulation Ca präsyn Erhöhung der Amplitude
Morphologische Veränderungen Myasthenie
reduzierte Zahl AChR Endplatte, Verkleinerung der postsyn. Einfaltungen, erweiterter syn. Spalt
Wirkung Autoantikörper
Verlust postsyn. AChR durch:
1) Komplementaktivierung mit nachf. Membranschädigung und beschl. Turnover der AChR Moleküle
2) Aktivierung der Komplementkaskade und Bildung des Membrangriffskomplexes -> Schädigung Zellmembran
AChR durch Ak verlinkt
faszilitiert Endozytose und lys. Abbau der AChR
Beschleunigter Abbau
-> morphol. Veränderungen
Ak direkte Effekte auf Rezeptor:
AChR Ak können Einwärtsströme durch Rezeptorkanal blockieren
MUSK Ak können LRP4 MUSK Interaktion oder Rapysn blockieren, Aggregation der AChR gestört
Kongenitale Myasthenien
sehr selten, 20 versch. Gendefekte
Symptome von Geburt an
familiäre Vorgeschichte
keine Autoantikörper nachweisbar
oft abnorme Muskelentwicklung, da normale Endplattenfunktion für Muskelentwicklung essentiel
ca 5% : Präsynaptische Ursache zB DEfekte ChAT
ca 15% : Störung synaptischer Spalt, AChE
50% : postsyn. Störung Veränderungen der UE ACjR: slow channel syndrome or post channel syndrome
25% Störung Bildung und Stab. endplatte zB Defekte Rapsyn
Mutationen des AchR
Fast-Channel-Mutation
Verkürzung der Endplattenpotentiale mit Verminderung Reliabilität der Transmission
Behandlung mit AChE-Hemmern Pyridostigmin
Slow-Channel-Mutation
Verlängerung der Endplattenpotentiale
abnorme Summation
Störung Depolarisationsblock
Behandlung langwirkende Kanalblocker Fluoxetin
Lambert-Eaton-Syndrom
präsynaptisch
50% der Fälle bei kleinzelligem Bronchialkarzinom
elektrophysiol. Charakt. der Myasthenia gravis entg.
Ak gegen spannungsabhh. Ca Kanäle dadurch Clusterung und Verminderung der Kanäle -> reduzierte Transmitterfreisetzung
Ak gegen Ca Kanäle, die auch in Tumorzellen vorkommen
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