Buffl

5. VL DD Rotes Auge

KK
by Kati K.

Herpes corneae

1 Definition

Unter Herpes corneae versteht man die Infektion und Entzündung der Hornhaut durch Herpesviren, meistens HSV-1 oder HSV-2. Eine Begleitreaktion der Bindehaut ist möglich - man spricht dann von einer Keratokonjunktivitis herpetica.

2 ICD10-Codes

  • B00: Infektionen durch Herpesviren Herpes simplex

  • B00.5: Augenkrankheit durch Herpesviren

3 Prävalenz

Von herpetischen Augenerkrankungen sind weltweit etwa 10 Millionen Menschen betroffen - dabei ist die Herpes-simplex-Keratitis die Hauptursache für einseitige Hornhautnarben.

4 Ätiologie

Die Primärinfektion mit Herpes labialis (HSV-1) oder Herpes genitalis (HSV-2) findet meist durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion statt und verläuft oft subklinisch oder selbstlimitierend bei blandem Verlauf. Auch eine perinatale Übertragung auf das Neugeborene ist möglich.

Dabei ist Herpes corneae selten die Erstmanifestation der Herpesinfektion, häufig liegt eine Verschleppung einer rezidivierenden Erkrankung durch Autoinokulation zugrunde. Das Virus persistiert im Ganglion des betreffenden Dermatoms (z.B. Ganglion trigeminale) und kann unter bestimmten Bedingungen wieder aktiv werden und durch virale Replikation zu rezidivierenden Erkrankungen führen. Auslöser für eine Reaktivierung sind unter anderem:

  • Stress

  • Fieber

  • Hormonveränderungen

  • Ultraviolette Strahlung

  • Trauma und Trigeminusverletzung

  • Anderweitige Erkrankungen (Masern, Malaria, atopische Augenerkrankung)

  • Immunschwäche (HIV)

5 Klinik

Der klinische Befund zeichnet sich aus durch:

  • herabgesetzte bis aufgehobene Hornhautsensibilität (Betroffene haben wenig oder keine Schmerzen)

  • Sehverschlechterung (Verschwommensehen, Blendempfindlichkeit)

  • Tränenfluss

  • evtl. Uveitis anterior mit Augeninnendruckerhöhung

5.1 Verlauf

Es werden verschiedene Formen der Herpeskeratitis differenziert:

  1. Epithelial (punktförmige Infiltrate, dendritische o. geographische Ulzerationen)

  2. Stromal (nekrotisierend oder nicht nekrotisierend)

  3. Endothelial (disciform)

  4. Neurotrophische Ulzeration bei nichtheilendem Epitheldefekt

Aus klinischer Sicht lassen sich weiterhin unterscheiden:

  1. Keratitis dendritica, bei der die obersten Hornhautschichten befallen sind. Sie kann noch topischbehandelt werden.

  2. Keratitis disciformis, die schon einen Befall der tiefen Hornhautschichten als Ursache hat und meist systemisch behandelt werden muss.

6 Komplikationen

Zu den möglichen Komplikationen zählen insbesondere:

  • sekundäre mikrobielle Infektionen

  • Augeninnendruckentgleisung bzw. Sekundärglaukom

  • Hornhautnarben

  • Neurotrophe Keratopathie (siehe Keratitis neuroparalytica)

7 Therapie

Die Therapie darf nur nach eingehender augenärztlicher Untersuchung eingeleitet werden. Meist wird Aciclovir-Augensalbe mehrmals täglich über zwei bis vier Wochen appliziert, je nach Schweregrad ggf. kombiniert mit systemischer Therapie. Alternativ sind auch Ganciclovir-Augengel, Trifluorothymidinund Valaciclovir wirksam. Zusätzlich ist die Anwendung von konservierungsmittelfreien Tränenersatzmitteln ratsam.

Glukokortikoide können aufgrund der Störung der Reepithelialisierung und ihrer immunsuppressivenWirkung bei aktiver Virusreplikation den Befund verschlechtern und sind daher bei der rein epithelialen Herpeskeratitis kontraindiziert. Bei stromalem oder endothelialem Befall ist aber der immunologische Prozess vordergründig, weshalb hier oft lokal Glukokortikoide zusätzlich zur antiviralen Therapie hilfreich sind - sekundär kann auch Ciclosporin A eingesetzt werden. Bei bakterieller Superinfektion muss natürlich eine antibiotische Behandlung erfolgen. Ggf. kann auch ein Debridement durch Reduktion der virusbeladenen Zellen die Therapie unterstützen. Bei sehbeeinträchtigenden Hornhautnarben ist im entzündungsfreien Stadium zwar eine Keratoplastikmöglich, wobei das Überleben des Transplantats durch ein Herpes-Rezidiv bedroht bleibt.

8 Besonderheiten

Oft zeigt sich das klinische Bild einer herpetischen Augenerkrankung nicht typisch nach Lehrbuch - nicht ohne Grund wird der Herpesvirus unter Augenärzten mit einem Chamäleon verglichen. Der Verdacht genügt aber in der Regel zur Einleitung der Therapie unter engmaschigen Kontrollen.

9 Differentialdiagnosen

  • Akanthamöben

  • Herpes zoster

  • Adenoviren (Keratokonjunktivitis epidemica)

  • Pilze

  • Syphilis


Iridocyclitis

Als Iridozyklitis bezeichnet man eine kombinierte Entzündung von Iris (Iritis) und Ziliarkörper(Zyklitis).


2 Ursachen

Eine Iridozyklitis kann durch viele verschiedene Faktoren ausgelöst werden:

  • Chemikalien

  • Infektion (Gonokokken, Herpes simplex, Herpes zoster, Borrelien, Leptospiren)

  • Juvenile idiopathische Arthritis

  • Leptospirose

  • Morbus Bechterew

  • Sarkoidose

  • Sjögren-Syndrom

  • Morbus Crohn

3 Symptome

Eine Iridozyklitis äußert sich in erster Linie durch ein gerötetes, tränendes und schmerzendes Auge in Verbindung mit einer Photophobie. Die Pupille ist meist eng gestellt (Miosis) und reagiert träge. Im Verlauf kann es zu Sehstörungen und Verklebungen (Synechien) zwischen Linse und Iris kommen.

4 Diagnostik

In der Spaltlampenuntersuchung zeigen sich typische Befunde wie Eiweißablagerungen, Entzündungszellen in der Vorderkammer, Verklebungen zwischen Iris und Hornhaut sowie eine napfkuchenartige Vorwölbung der Iris (Iris bombée).

Bei Verdacht auf eine infektiöse Genese sollte eine zusätzliche mikrobiologische Diagnostik auf ophthalmotrope Erreger erfolgen. Liegt der Verdacht auf eine autoimmune oder rheumatische Genese vor, ist eine umfangreiche Labordiagnostik notwendig. Diese umfasst z.B.:

  • HLA-B27

  • Rheumafaktor

  • Antinukleäre Antikörper (ANA)

  • Extrahierbares nukleäres Antigen (ENA)

  • Angiotensin Converting Enzyme (ACE)

5 Therapie

Unbehandelt kann eine Iridozyklitis zu einer Katarakt oder einem Glaukom führen. Daher sollte zeitnah die Behandlung mit einem Antibiotikum (infektiöse Genese) oder mit Glukokortikoiden(autoimmune Genese) begonnen werden. Weiterhin sollte eine therapeutische Weitstellung der Pupille (Mydriasis) mit atropinhaltigen Augentropfen erfolgen, um Verklebungen zu vermeiden.

Author

Kati K.

Information

Last changed