Intraspezifische Konkurrenz - Definition
Konkurrenz zwischen Lebewesen der jeweils gleichen Art
Interspezifische Konkurrenz - Definition
Konkurrenz zwischen Lebewesen verschiedener Arten
Intraspezifische Konkurrenz - Erklärung
Ökologische Wettbewerb um Lebensraum und Ressourcen innerhalb von Populationen, also zwischen mehreren Individuen einer Art
→ Regulierung der Populationsdichte und Anpassung an veränderte Lebensbedingungen (Evolution)
Individuen einer Art besitzen gleiche Bedürfnisse und Verhalten, konkurrieren also um dieselben Ressourcen
führt im Verlauf des Wachstums zu einem Mangel an diesen Ressourcen. Individuen, die Mangel leiden, weisen eine geringere Lebensdauer, Reproduktion und geringeres Wachstum auf
→ Regulation des Wachstums
Aber auch:
Konkurrenz um Geschlechtspartner → Survival of the fittest
Siblizid -> Geschwistertötung
Konkurrenz der (starken) Gene: Bei vielen Singvögeln füttern Männchen zu 50%, wenn sie von gesicherter Vaterschaft ausgehen
→ Rate sinkt bei zunehmendem Anteil fremdbefruchteter Eier
Intraspezifische Konkurrenz kann die Reproduktion beeinträchtigen
Trade-off
Organismen investieren Zeit und Energie in die Reproduktion
„Kompromisslösung“
Gleichzeitige Maximierung der Anzahl und Größe der Reproduktionseinheiten nicht möglich
Trade-off zwischen Größe und Anzahl der Samen
Beste Strategie:
Viele kleine Samen
Aber:
Je größer die Samen, desto höher die Chance, zu überleben!
Insbesondere im trockenen Bereich
Feucht (= günstig): viele kleine Samen
Trocken (ungünstig): große Samen, dafür aber weniger; können länger überleben
Life-history-Strategien
Die ökologische Welt ist komplex & nicht einfach strukturiert
→ in der Komplexität nach wiederkehrenden Mustern („patterns“) suchen
Muster sind nicht unbedingt perfekte Prognosemodelle, aber:
In der Ökologie gibt es nicht nur Einzelfälle, sondern ökologische Regeln, die man aus den patterns ablesen kann
r- und K-Strategien
r- Strategie - Typische Eigenschaften von r-Strategen
Rasche Individualentwicklung und geringe Körpergröße
Kurze Lebensspanne mit hoher Vermehrungsrate
Früher Fortpflanzungsbeginn, kurze Geburtenabstände, hohe Wurfgröße
Geringe elterliche Fürsorge
Kleines (leistungsschwächeres) Gehirn
(Eselsbrücke -> r = „rasch“)
r- Strategie - Bedingungen, die eine r-Selektion begünstigen
Umweltbedingungen (z. B. Klima) hochvariabel
Variable Sterblichkeitsverhältnisse, häufig katastrophale Populationsgrößeneinbrüche, häufig extreme Nachkommensterblichkeit
Mortalitätsfaktoren weitgehend unabhängig von der Populationsdichte
Populationsgröße extrem schwankend, selten die Kapazitätsgrenze des Lebensraumes erreichend
Möglichkeit der Neu- oder Wiederbesiedlung von Habitaten durch räumliche Ausbreitung („opportunistische Habitatnutzung“)
r- Strategie – Beispiele
Grasfrosch (Rana temporaria)
3000 bis 4000 Eier mit geringem Nahrungsvorrat im Dottersack
keine Brutpflege
Die meisten Kaulquappen erreichen nicht das Erwachsenenalter
sind in der Lage, neue Lebensräume rasch zu besiedeln
Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Lärchenwickler (Zeiraphera griseana)
r-Selektion
K-Selektion
K-Strategie - Typische Eigenschaften von K-Strategen
(Kapazität, carrying capacity)
Langsame Individualentwicklung und hohe Körpergröße
Lange Lebensspanne mit geringer Vermehrungsrate
Später Fortpflanzungsbeginn, lange Geburtenabstände, geringe Wurfgröße
Ausgeprägte elterliche Brutpflege
Großes (leistungsstärkeres) Gehirn
(Eselsbrücke -> K = „kann dauern“)
K-Strategie - Bedingungen, die eine K-Selektion begünstigen
Umweltbedingungen (z.B. Klima) relativ konstant
Sterblichkeit abhängig von der Populationsdichte
Relativ stabile Sterberaten, relativ geringe Kindersterblichkeit
Populationsgröße relativ konstant, an der Grenze der Kapazität des Lebensraumes
Gesättigte Habitate, keine Erschließung neuer Habitate möglich („konsistente Habitatnutzung“)
Kaum räumliche Ausbreitung
Eher ältere Habitate
Test des Konzepts der r- und K-Selektion
Pflanzen
In stabilen Lebensräumen weniger & schwerere Samen
Kontinuum der r- und K-Selektion
r- und K- Kontinuum
Umwelt wird betrachtet als Selektionsregime
Durch diese spezifische Umwelt werden dementsprechend spezifische Selektionsdrücke ausgeübt und führen zur Selektion von spezifischen Eigenschaften der Arten
Übergänge sind häufig
Lebenstafeln
Veränderung der Population in der Zeitachse ist eine Funktion der Geburten- und Sterberate
-> Aufstellung sogenannter Lebenstafeln (Übersicht der altersspezifischen Sterberate Einschl. Berechnung der Lebenserwartung der einzelnen Altersklassen)
Aufstellung einer Lebenstafel beginnt mit einer Kohorte = Gruppe von Individuen, die in dem selben Zeitabschnitt geboren wurden
Zwei Ansätze:
a) Die „Lebenslinien“ aller Mitglieder einer Kohorte werden verfolgt
t0 : 4, 2, 1, 0
Von 4 in t0 wurden 4 Individuen geboren, davon waren in t1 noch 2 da, in t2 noch 1 und in t4 keines mehr da
b) Die Anzahl aller Altersklassen je Zeitabschnitt werden erfasst (Mensch Geburtsurkunde, bei anderen Organismen z. B. über Zahn- und Knochenstruktur ermittelbar)
t1 : 3, 2, 2, 0
Im Zeitabschnitt t1 wurden 3 Individuen geboren, 2 sind aus t0 und 2 aus t -1 Aus dem Zeitabschnitt t -2 gibt es keine Überlebenden mehr
Computersimulation der Stochastizität
Ergebnis: Manchmal sterben Populationen aus, manchmal überleben sie
Lässt sich mathematisch anhand der Überlebens- /Aussterbeereignisse verschiedener Populationen errechnen
Kleine Populationen sind eher vom Aussterben bedroht!
Interspezifische Konkurrenz - Erklärung
Zwei oder mehr verschiedene Arten konkurrieren um beschränkt vorhandene Ressourcen und beeinflussen sich dabei negativ
Raum
Nahrung u. v. a. m
Letztlich ist Konkurrenz eine komplexe Interaktionsform, an der selten nur zwei Arten beteiligt sind, die um eine einzige limitierende Ressource streiten
Jede Art besitzt eine ihr eigene Nische
Aber: Vorgefundenen Nischen können, müssen aber nicht zwangsläufig das Ergebnis von Konkurrenz sein. Es könnte sein, dass diese Arten gar nicht miteinander konkurrieren und es auch nie getan haben.
-> Es bedarf des Beweises.
Interspezifische Konkurrenz - Konkurrenztypen
Sechs verschiedene Konkurrenztypen, das sind Konkurrenz…
durch Nahrungsaufnahme (Konsumption)
durch rasche Besiedelung
durch Überwachsen
z. B. Management von Neophyten
Goldrute dunkelt durch Gehölzbewuchs aus und verschwindet dadurch wieder
durch chemische Interaktion
z. B. Walnussbaum (Jugla reglans)
Blätter und Früchte enthalten Hydroxyjuglon
-> Oxydiert im Boden zu Juglon
-> Juglon verhindert die Keimung, Etablierung anderer Pflanzen
durch Revierverhalten
dient u.a. dem Fernhalten von artfremden Konkurrenten
Dieses Verhalten findet sich auch bei Froschlurchen, Schwanzlurchen, Echsen und einer größeren Anzahl von Vögeln
durch direktes Aufeinandertreffen
z. B. Hyäne / Geier
Interspezifische Konkurrenz - Konkurrenz-Ausschluss-Prinzip (Gause-Volterra-Prinzip)
Arten, die die selbe, begrenzt vorhandene, lebenswichtige Ressource nutzen, können nicht auf Dauer syntop (an einem Ort) und synchron (zur gleichen Zeit) existieren
Stets nimmt die Population der einen Art schneller zu als die der anderen und wird diese schließlich ganz verdrängen
Voraussetzung:
Beide Arten haben die selben Ressourcenansprüche
Umweltbedingungen bleiben konstant
-> Kommt in der Natur i. d. R. nicht vor, aber Frage wird untersucht, wie ähnlich die Ansprüche von Arten sein dürfen, um zu koexistieren
z. B. Dimension 1: Höhe über dem Erdboden, in dem im Wald nach Insekten gejagt wird (z. B. Boden, Baumkrone), Dimension 2: Beuteinsekten
-> Bei zweidimensionaler Betrachtung ist die tatsächliche Konkurrenz durchaus geringer
z,. B. die Gräser Urochloa mosambicensis und Heteropogon contortus in den Savannen im SW von Simbabwe
Extreme Umweltbedingungen führen zu Veränderungen in den Abundanzen zweier dominanter Grasarten, mal wird die eine, mal die andere gefördert → Koexistenz
Sind diese Prozesse nicht episodisch, sondern z. B. durch den anthropogen verursachten Klimawandel unumkehrbar, wird dies zum Aussterben einer Art führen
Interspezifische Konkurrenz führt zu Einnischung unter Ausnutzung der Stresstoleranz
Interspezifische Konkurrenz und Einnischung
Konkurrenz kann auf Selektion Einfluss nehmen = -> der Teil der Samen ist am meisten „umkämpft“
Auf Dauer werden die Vögel selektiert, die mit den weniger „umkämpften“ Samen klarkommen.
Konkurrenz kann auf Selektion Einfluss nehmen, aber …
lässt sich nur sicher unter kontrollierten Bedingungen (Gewächshaus etc.) nachweisen
in der freien Natur komplexe Interaktionsformen aus biotischen und abiotischen Faktoren
Überprüfung schwierig, ob sich Lebewesen an oder unterhalb ihrer Umweltkapazität befinden
viele Informationen über artspezifischen Eigenschaften der Reproduktion, Entwicklung usw. fehlen
Häufiges Experiment im Freiland: Entfernen einer konkurrierenden Art A und Prognose des Verhaltens/der Entwicklung der Art B
Aber: Welche anderen Faktoren werden durch das Verschwinden von Art A verändert?
Mikroklima?
Wegfall gemeinsamer Prädatoren?
Weitere „verborgene Nebenwirkungen“
Interspezifische Konkurrenz und Einnischung - Fundamentale und realisierte Nische
Fundamentale Nische
Lebensraum, den eine Art ohne jegliche Konkurrenz einnehmen würde - - -
Realisierte Nische
Lebensraum, den eine Art unter Konkurrenzbedingungen besetzt —
a) Bevorzugter Lebensraum von Art „Rot“ wird eingeengt
b) Art „Rot“ wird aus ihrem bevorzugten Lebensraum verdrängt
Interspezifische Konkurrenz und Einnischung - Konkurrenz um Beute
Beides Jäger
Löwe i. d. R. überlegen
Bekommt die besten Brocken
Hyäne kann als Aasfresser Reste gut verwerten
z. B. mit speziellen Zähnen dicke Knochen knacken und zermalmen
Interspezifische Konkurrenz und Einnischung - Beispiel
Inter- und intraspezifische Konkurrenz und Einnischung
Für alle Beispiele gilt:
Inter- und intraspezifische Konkurrenz und Einnischung sind multidimensional.
Das heißt, es gibt immer zahlreiche positiv oder negativ beeinflussende Parameter.
Interspezifische Konkurrenz - Entfernen konkurrierender Arten und damit Förderung einer einzelnen Art oder mehrerer Arten
Beispiel:
In der Bucht der japanischen Hafen- und Walfangstadt Taiji sind in den vergangenen 24 Stunden 150 Delfine mit Lanzen und Messern abgeschlachtet worden
In Japan sterben so auch in diesem Jahr wieder Tausende Delfine in küstennahen Gewässern
Offiziell wird die Zahl der zwischen Oktober und April getöteten Tiere mit bis zu 17.000 angegeben. Tatsächlich dürften es bis zu 20.000 sein
Am Schlimmsten trifft es die Dalls-Schweinswale, deren Bestand ernsthaft gefährdet ist
z. B. Naturschutzmaßnahmen:
Beseitigung von invasiven Neobiota
Entbuschung/Beweidung von Trockenrasen
Vogelnistkästen
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