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Allgemein

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by Sophie B.

Inwiefern unterscheidet sich nun die qualitaive Sozialforschung von der quantitativen Sozialforschung?


Die qualitative Sozialforschung geht von einem interpretativen Paradigma (Denkmuster) aus. In diesem Paradigma ist die soziale Wirklichkeit konstruiert und zwar durch Interaktion und Interpretation. Das Subjekt hat demnach einen interpretativ gestaltende Rolle.


Die quantitative Sozialforschung hingegen geht von einem normativen Paradigma aus. Demnach ist die soziale Wirklichkeit objektiv erfassbar. Die Subjekte werden in Rollen einsozialiesiert und diese gesellschaftlichen Rollen haben sich normativ entwickellt.


In Abgrenzung zu diesen beiden Paradigmen haben sich das Qualitative Paradigma und das Quantitative Paradigma entwickelt.




Qualitatives Paradigma

Quantitatives Paradigma

Erkenntnisgewinnung

Verstehen


Verstehen sozialer Wirklichkeit

  • Handlungen der Menschen liegen Motive und Ziele zugrunde

  • diese können verstanden werden (durch Teilen von Erfahrungen) oder durch Sozialforschung


Wissenschaftliche Erklärung


Wissenschaftliches Erklären sozialer Wirklichkeit

  • Wahrnehmungder Welt über die Sinne (also beobachtbar)

  • Soziales läuft nach Regelmäßigkeiten ab, die erforscht werden können (müssen)

  • Allgemeine Gesetzmäßigkeiten werden beschrieben und dienen zur Erklärung /Vorhersage von Phänomenen (Änderung des Essverhaltens..)

Wissenschaftstheoretische Grundlagen

Hermeneutik (Dilthey)

Positivismus/Kritischer Rationalismus (z.B. Popper)

Verhältniszur sozialen Wirklichkeit

wird durch Forschung rekonstruiert (Sinn, Deutungen …)

Wissenschaft ist objektiv und kann Wirklichkeit abbilden/beschreiben

Subjekt-Objekt-Verhältnis

treten in Kommunikation, Sinn wird gemeinsam konstruiert,daher sind Interaktion und Kommunikation zwischen Forscher*in und beforschter Person (=Subjekt) zentral

Subjekt ist also Teil des Erkenntnisprozesses

Forscher = Subjekt, “beforschte Person” = Objekt

Distanz zwischen beiden

Wertneutralität von Wissenschaft

Wissenschaftstheorien(Beispiele)

Hermeneutik (Dilthey)

Positivismus

Kritischer Rationalismus

Erkenntnis

immer historisch und kulturell bedingt

überal lgleich, raum-und zeitlos

Methoden

Auswahlt ist abhängig von dem Gegenstand der Forschung

Datenerhebung ist standartisiert

Forschungsverständnis

Interaktion und Kommunikation (verstehend, interpretativ, kontextorientierend)

Reflexion der Forschenden gehört zum Forschungsprozess

Naturwisschenschaftlich erklärend, auf Ursachen bezogen, kontextneutral

Trennung von Forschung und Erkenntnis

Haltung der Forschenden

Offenheit, sowohl zum Gegenstand als auch zu den Interviewten

Testen von Hypothesen

Distanz zu den Interviewten



Qualitative Forschung

Quantitative Forschung

Ausrichtung

Geistenwissenschaftlich

Naturwissenschaftlich (Positivismus)

Zugriff auf Wirklichkeit

Erfassung der sozialen Realität durch subjektive Bedeutungen und individuelle Sinnzuschreibung

Standartisierung, Anspruch auf Reproduzierbarkeit

Fallauswahl

Theoretisches Sampling

Statistisches Sampling

Schlussfolgerungen

Induktives Vorgehen = vom Besonderen auf das Allgemeine

Deduktives Vorgehen = vom Allgemeinen auf das Besondere

Generalisierung

Theoretisch: Diskussion des Kontextbezugs und der Übertragbarkeit

Statistisch: auf die Grundgesamtheit

Theoriebildung

Endpunkt: soll im Forschungsprizess entwickelt werden

Ausgangspunkt: soll im Forschungsprozess überprüft werden


Verstehen (Beschreiben, Hineinverstzen, Nachvollziehen)

Erklären (Kausalbildung)


Wie und was wird qualitativ erforscht?


Sicht des Subjekts(Beispiele)

  • Erleben (Was und wie wird etwas erfahren, wahrgenommen, verarbeitet? Warum wird etwas wie erlebt?)

  • Wissen und Handeln (Wie wird etwas gesehen? Was liegt Handeln zugrunde? Gibt es Strategien? Was liegt diesen zugrunde?)

  • lebensgeschichtliche Entstehung von Handlungen, Perspektiven und Orientierungen (biografisch, z.B. Handlungsstrategien bei sozial benachteiligten Frauen?)

  • Diskurse unter Peers (Welche Sichtweisen setzen sich durch, welche eher nicht? Wie funktioniert es, gemeinsam einen Deutungshorizont aufzubauen?)


Alltag rekonstruieren (Beispiele)


  • Wie funktioniert eine Organisation? (Welches professionelle Verständnis, welche Handlungsroutinen, Deutungsmuster , z.B. totale Institution Altenheim)

  • Wirkung von Technik im Alltag (Wie verändern sich Handlungsroutinen, Prozesse u.ä., z.B. durch Pflegeroboter oder Telemedizin)

  • Alltagsroutinen oder soziale Praktiken (Versorgungsprozesse, Kommunikationsstrukturen..)


den latenten Sinn freilegen (Beispiele)


  • Welche Orientierungen liegen Handeln zugrunde? (z.B. zu eigenen Bildungsentscheidungen, Gesundheitshandeln, Wahrnehmung und Verarbeitung von Diskriminierungen, Stichwort: Habitusrekonstruktion)

  • Wie beeinflussen biographische Erfahrungen die Gegenwart? (z.B. psychische Prozesse (Verdrängung..), familiäre Erfahrungen, transgenerationale Traumata im Einfluss auf Lebensweg, Handeln, Sichtweisen, Umgang mit Gesundheit etc.)

  • Wie wirkt das Unterbewusstsein auf das gegenwärtige Leben? (z.B. Ängste, Wünsche, Träume in gegenwärtigen Lebensentwürfen, „nicht Gelebtes“?)



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Sophie B.

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