Das problemzentrierte Interview (PZI) ist ein theoriegenerierendes Verfahren, das den vermeintlichen Gegensatz zwischen Theoriegeleitetheit und Offenheit dadurch aufzuheben versucht, dass der Anwender seinen Erkenntnisgewinn als induktiv-deduktives Wechselspiel organisiert.
-> zudem kommen Befragte in die Lage, dass sie ihre eigenen Problemansichten nennen und zur Geltung bringen können, auch gegen die Forschungsinteressen und die damit verbundenen Vorannahmen
-> Ziel ist es, individuelle und kollektive Handlungsstrukturen und Verarbeitungsformen gesellschaftlicher Realität zu erforschen
-> Vorwissen dient als Grundlage für die Formulierungen für die Interviewfragen
-> dadurch, dass erzählgenerierende Fragen gestellt werden, können die Erzählenden dazu angeregt werden, eigene Relevanzsetzungen ins Spiel zu bringen und eigene Schwerpunkte setzen
-> Interviewer muss gleichzeitig den Erzählungen und dem eigenen Verstehensprozess folgen
Das problemzentrierte Interview ist durch drei Grundpositionen gekennzeichnet.
Durch die Problemzentrierung orientiert sich das PZI an einer, für die Gesellschaft relevanter Fragestellung. Zudem beschreibt die Problemzentrierung wie der Lern- und Erkenntnisprozess abläuft. Das Nutzen von Vorwissen ist für den Interviewer unerlässlich. Während des Interviews laufen gleichzeitig zwei Prozesse ab. Zum einen nutzt der Interviewer das bereits vorhandene Wissen, um den Erzählungen des Interviewten nachvollziehend folgen zu können und um Nachfragen und Fragen zu stellen, die sich an der Problemstellung orientieren. Gleichzeitig erfolgt bereits eine Interpretation dessen, was der Erzähler von sich gibt (subjektive Sichtweise) und der Interviewer stellt immer konkreter werdende Fragen, die das Gespräch immer mehr auf das Forschungsproblem zentrieren.
Die Gegenstandsorientierung beschreibt, die Flexibilität der Methoden gegenüber der Fragestellung und des Forschungsgegenstandes (gegenstandsangemessen Forschung). Das bedeutet auch, dass wenn es der Forschungsgegenstand verlangt, das PZI auch mit anderen Methoden kombiniert werden kann (z.B. Gruppendisskussionen vorab etc.). Zu der Flexibilität gehört auch die Gesprächstechnik. Je nachdem wie eloquent oder reflexiv der Interviewte ist, desto mehr kann der Interviewer den Fokus auf Narrationen in der Gesprächsführung legen oder er unterstützt den Erzähler mehr, indem er mehr nachfragt.
Die Prozessorientierung beschreibt den gesamten Forschungsablauf und die Interviewgestaltung. Durch die problemorientierte Gestaltung des Interviews, fühlen die Teilnehmer sich wohl und öffnen sich gegenüber den Forschenden. Ein Vertrauensverhältnis entsteht. Dadurch entwickeln sie im Laufe des Gesprächs immer wieder neue Aspekte zum gleichen Thema, Korrekturen an vorangegangenen Aussagen, Redundanzen und Widersprüchlichkeiten. Redundanzen sind insofern erwünscht, als sie oft interpretationserleichternde Neuformulierungen enthalten.
Widersprüchlichkeiten können verschiedene Dinge aussagen, wie beispielsweise individuelle Ambivalenzen oder Unentschiedenheiten, die dann von dem Interviewer thematisiert werden sollten. Dies kann möglicherweidse daran liegen, dass es zu Missverständnissen durch den Interviewer gekommen ist oder bei dem Erzähler liegen Erinnerungslücken vor. Dies kann durch Nachfragen aufgeklärt werden. Andererseits können Widersprüche aber auch Ausdruck von Orientierungsproblemen, Interessenswidersprüchen und Entscheidungsdilemmata angesichts widersprüchlicher Handlungsanforderungen sein.
-> Leitfaden (Organisation des Hintergrundwissens)
-> Tonbandaufzeichnung (Aufzeichnung des Gesprächs, Reflexion der Rolle der Interviewerin/des Interviewers)
-> Postskriptum (Kommunikationsbeschreibung im Anschluss an das Interview)
-> Kurzfragebogen: Sozialdaten
-> Kontakaufnahme -> Erläuterung der Forschungsfrage, Inzerviewer macht Forschungsinteresse deutlich, erklärt dass die Explikationen der Interviewten nicht als Ausdruck von intellektuellen Leistungen bewertet, sondern als individuelle Vorstellungen und Meinungen akzeptiert werden
-> vormulierte Eingangsfrage
-> Nachfragen (Leitfaden) ->greifen den roten Faden aus der Eingangssequenz auf und geben den gewünschten Grad der Detaillierung vor
Zunächst ist die unmittelbare Kontaktaufnahme Teil des Interviewablaufs. Die weitere Gestaltung des Gesprächs erfolgt dann zum einen mit den erzählungsgenerierenden Kommunikationsstrategien Gesprächseinstieg, allgemeine Sondierungen und Ad-hoc-Fragen; zum anderen mit den verständnisgenerierenden Strategien der spezifischen Sondierungen mit den Elementen Zurückspiegelungen, Verständnisfragen und Konfrontationen.
Last changed2 years ago