Corporate Social Responsibility
CSR = freiwillige gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens
Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft
Soziale Aspekte
Ökologische Aspekte
ökonomische Aspekte
Beispiele: faire Geschäftspraktiken, mitarbeiterorientierte Personalpolitik, sparsamer Einsatz von natürlichen Ressourcen, Schutz von Klima und Umwelt, ernst gemeintes Engagement vor Ort und Verantwortung auch in der Lieferkette.
Soziale und ökologische Standards umzusetzen und einzuhalten bedarf neben politischer Bestrebungen insbesondere einem verantwortungsvollen und nachhaltigen Wirtschaften.
CSR: Was sind die Gründe, dass nachhaltig wirtschafende Unternehmen langfrsitig oft erfolgreicher sind?
Reputation
Eine hohe Reputation als verantwortungsvolles Unternehmen hilft bei der Positionierung als attraktiver Arbeitgeber auf einem zunehmend von Fachkräftemangel gekennzeichneten Arbeitsmarkt
erhöht die Kundenbindung
hilft neue Kundengruppen zu erschließen
Effizienz
Energie- und Ressourceneffizienz reduziert nicht nur die ökologischen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit, sondern auch Kosten.
Risikominimierung
Ein gut funktionierendes Arbeitssicherheits- und Gesundheitsmanagement reduziert Kosten für unfallbedingte Produktionsausfälle und die Ausfalltage von Mitarbeitern.
Innovation
Unternehmen, die sich frühzeitig auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen – beispielsweise steigende Energiekosten, verringerte Verfügbarkeit von Rohstoffen oder strengere regulatorische Vorgaben – erlangen einen Wettbewerbsvorteil.
Akteur 2: Unternehmen – Soziales Unternehmertum
Definition „Soziales Unternehmertum“
unternehmerisches Denken und Handeln zum Wohle der Gesellschaft und zur Lösung oder Verbesserung gesellschaftlicher Missstände.
Social Entrepreneurship wird sowohl von Non-Profit-Unternehmen betrieben, um durch die Gestaltungsspielräume des Unternehmertums ihre Mission besser erfüllen zu können, als auch von normalen Unternehmen, um gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.
Der Erfolg von Social Entrepreneurship wird nicht allein auf Basis finanzieller Profite, sondern anhand des gesellschaftlichen Nutzens bewertet.
3 Dimensionen
Akteur 2: Unternehmen – Soziales Unternehmertum Social Entrepreneurs
Social Entrepreneurs = Visionäre einer gerechteren Welt
Hinter sozialen Unternehmen können sich sowohl gemeinnützige als auch gewinnorientierte Organisationsformen verbergen
1980: William Drayton gründet in Indien die Ashoka Initiative, die zu den frühen Treibern der SE-Bewegung gehört
Ein Social Entrepreneur muss nicht zwingend selbst ein Unternehmen betreiben, sondern kann auch aus anderen Strukturen heraus sozialunternehmerisch tätig werden
Fokus: Innovationskraft eigener Ideen sowie Mut, Tatendrang und unternehmerisches Denken bei deren Umsetzung
Akteur 2: Unternehmen – Soziales Unternehmertum Social Entrepreneurs —> wie übernehmen diese die Rolle eines Reformers im sozialen Sektor?
—> „Ein sozialer Unternehmer ist eine Person, die die Rolle eines Reformers im sozialen Sektor übernimmt, indem sie
eine Mission verfolgt, die einen (nicht nur privaten, sondern auch) sozialen Mehrwert schafft
neue Wege geht, um seine Mission zu erfüllen
seine Arbeit kontinuierlich anpasst und verbessert
notwendige finanzielle und materielle Ressourcen anzieht.“
Akteur 2: Unternehmen – Soziales Unternehmertum Social Entrepreneurs —> sozialunternehmerische Formen
Social Entrepreneurship als Überbegriff für verschiedene sozialunternehmerische Formen —> Akteure und nicht die Organisation stehen dabei im Mittelpunkt der Betrachtung
Es besteht keine Verbindung zwischen Social Business und Corporate Social Responsibility (CRS) oder einer Umstellung auf nachhaltiges Wirtschaften, denn diese beiden Ansätze sind unabhängig von der Profitorientierung eines Unternehmens.
Akteur 2: Unternehmen – Soziales Unternehmertum Social Entrepreneurs —> Durch welche Punkte zeichnet sich ein Sozial Unternehmen aus?
Soziale Unternehmen zeichnen sich v.a. durch folgende Punkte aus:
Adressieren sozialer und ökologischer Probleme
Finanzielle und ökonomische Nachhaltigkeit
Keine Auszahlung von Dividenden über die Investition hinaus
Rückfluss von Profit ins Unternehmen
Umweltverantwortliches Handeln
Angemessene und marktgerechte Mitarbeitergehälter
Spaß an der Sache
Akteur 2: Unternehmen – Soziales Unternehmertum: Organisations- und Rechtsformen für Social Entrepreneurs
Akteur 2: Unternehmen – Soziales Unternehmertum: Wirkungsmessung
Case Study: Lemonaid
Produktion von Limonaden (Lemonaid), sowie Eistees und Tees (ChariTea)
Verwendung nachhaltiger Rohwaren aus ökologischer Landwirtschaft
Förderung des fairen Handels
Verkauf von Bio- und Fairtrade-Getränken zur Förderung sozialer Projekte in den Anbauländern der Zutaten
Trinken-hilft-Prinzip“
Status Quo: Gelder in Hilfsorganisationen werden oft durch Bürokratie und mangelnde persönliche Verantwortung ineffizient eingesetzt
Maßnahme: Mitteleinsatz und Motivation sind besser, wenn eine Organisation neben der Verteilung auch für das Einnehmen von Geldern zuständig ist —> Lemonaid als Wirtschaftsunternehmen, das am Markt Erfolg haben muss, um sein soziales Ziel zu erreichen
Verkaufshistorie:
Beginn: Szenegastronomie und Biohandel Deutschlands + Festivals und Kulturveranstaltungen
Heute: In europäischen Metropolen wie Paris, London oder Kopenhagen; Supermärkte, Restaurants, (Textil-)Einzelhandel etc.
2016: Deutscher Gründerpreis
Produkte
4 Limonaden: Lemonaid Limette, Lemonaid Maracuja, Lemonaid Blutorange und Lemonaid Ingwer
6 ChariTea Eistee-Getränke (black, red, green, mate, mate ginger sugarfree, mint sugarfree)
18 Teesorten als loser Tee
2 Community Cola Sorten
Upcycling Produkte
Merch
Frage 1: Wie nachhaltig ist das Unternehmen Lemonaid? Welche Maßnahmen wurden bisher ergriffen, um nachhaltig(er) zu werden?
Das soziale Trinkwerk
„Hilfe zur Selbsthilfe“
Lemonaid Pfandkiste
Unterstützung des fairen Handels
Höhere Preise für Rohwaren —> Unterstützung einer gerechten, menschenwürdigen Landwirtschaft
Fairtrade-Prämien ermöglichen Bauern vor Ort ihre Lebensbedingungen verbessern und gemeinnützige Projekte innerhalb ihrer Kommune umsetzen
Internationale Gütesiegel + jährlicher Besuch der Anbauregionen, um die Bauern und deren Lebens- und Arbeitsbedingungen kennenzulernen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Förderung lokaler Projekte, die zur Verbesserung
sozialer,
ökonomischer und
ökologischer Strukturen beitragen.
Länder, die in der globalen Wirtschaft sonst vielfach benachteiligt sind
Fixer Teil des Umsatzes an gemeinnützigen Lemonaid & ChariTea e.V.
seit Januar 2010 Sponsoring von 5 Cent pro verkaufter Flasche + 10 Cent pro Teebox —> 7 Mio. Euro für unterschiedliche Entwicklungshilfeprojekte
Anbringen von Sammelbehältern für Pfandflaschen an Mülleimer in verschiedenen Großstädten
Ziel: Pfandsammlern das gefährliche und demütigende Durchsuchen des Abfalls zu ersparen
Entgegen einigen Vermutungen ging es bei der Aktion nicht um Marketing
Die großen Logos auf den Kisten wurden durch Aufkleber überdeckt
Die Aktion spiegelt das menschenfreundliche Image des Unternehmens wider
Frage 3: Wozu gibt es den Verein Lemonaid & Charitea Foundation? (Verein, Ziel, Schwerpunkt und Fördermöglichkeiten)
Verein:
Gemeinnützige Organisation mit Sitz in Hamburg St. Pauli Gründung im Jahr 2010
Ziel:
Die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Strukturen im Globalen Süden nachhaltig zu verbessern
Besonders in Regionen, die in der globalen Wirtschaft vielfach benachteiligt sind
Menschen die Möglichkeit geben, wirtschaftlich eingebunden und unternehmerisch tätig zu sein und damit Einkommen zu erzielen
Schwerpunkt:
Förderung unternehmerischer Potenziale und Unterstützung lokaler Ausbildungseinrichtungen
Unterstützung von NGOs und zivilgesellschaftlichen Organisationen in Anbauländern
Fördermöglichkeiten:
Einmalige Projekte
Längerfristige Partnerschaften mit den Akteur*innen und Organisationen
Kontinuierlicher Dialog und Austausch mit Partner*innen und Einzelpersonen in den Regionen
Finanzierung des Vereins vor allem über den Verkauf der Getränke Lemonaid & ChariTea, Spenden und aktive Mitarbeit
Frage 3: Was sind die Vision und Mission des Vereins?
Vision:
Jeder Mensch hat Zugang zu unabhängigen, selbstbestimmten und nachhaltigen Lebensgrundlagen.
Mission:
Als Lemonaid & ChariTea e.V. unterstützen wir unternehmerische und einkommensgenerierende Initiativen in Regionen, die zurzeit keinen fairen Zugang zum globalen Weltwirtschaftssystem haben.
Dabei arbeiten wir mit lokalen Organisationen zusammen, die in ihren Gemeinden Projekte für positiven Wandel und ökonomische Unabhängigkeit umsetzen.
Frage 2: Wie ist das Geschäftsmodell von Lemonaid aufgebaut?
Die Gründungsidee basiert auf dem Prinzip des Social Business
Jede verkaufte Flasche Lemonaid & ChariTea unterstützt mit 5 Cent, jede verkaufte ChariTea Teepackung mit 10 Cent den gemeinnützigen Lemonaid & ChariTea e. V.
Start-Up Finanzierung durch Eigenkapital, Investoren + Gründungskredit
Dimensionen
Gesellschaftlich: Förderung sozialer Projekte
Unternehmerisch: GmbH, die Erfolg im Markt haben muss, um die eigene Wirkung zu erhöhen; Finanzierungsmöglichkeiten: Verkauf von Produkten/Dienstleistungen + Spenden
Governance: Um die gesellschaftliche Wirkung dauerhaft zu wahren, werden steuernde und kontrollierende Mechanismen verwendet —> Lemonaid & ChariTea e.V.
Frage 3: Was sind die Werte des Vereins?
Machtkritisch:
Reflektion der globalen Herrschaftsgefüge
Im Globalen Norden zu Hause, aber in Ländern des Globalen Südens aktiv —> globale Machtverhältnisse sind nicht als unveränderlich hinzunehmen
Bewegend:
Andere dazu zu bewegen, selbst aktiv zu werden
Katalysatoren, die gesellschaftliche Fragen stellen, bewusst machen und verändern.
Co-Kreativ:
„Flüssige Revolution“ gemeinsam mit Partner*innen: Partner*innen vor Ort wissen selbst am besten, was sie brauchen, um lokale Probleme zu lösen
Optimistisch & Passioniert:
Leidenschaftliches Arbeiten mit positiver Einstellung und Energie
Frage 4: Welche Projekte unterstützt Lemonaid?
Paraguay
ökologische Landwirtschaftsschule San Juan, die Jugendliche befähigt, ihre Zukunft durch nachhaltige Existenzgründungen selbst zu gestalten
Südafrika
Ökotourismus-Projekt von ehemals „Coloured“ unterdrückten Menschen
Indien
Unterstützung des Jyothi Seva Kendra Trust im Kampf um die Gleichbereichtiung und wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen
Deutschland
Sprachkurse für Flüchtlinge, Initiative gegen Rechtspopulismus, Hamburger Schüler*innen aus herausforderndem Umfeld
Sri Lanka
Förderung der NGO ECSAT für mehr Inklusion von Menschen mit Behinderungen
Etc.
Frage 5: Gibt es andere Unternehmen, die ein Geschäftsmodell des Sozialen Unternehmertums verfolgen? Inwiefern ähneln/unterscheiden sie sich?
Share (1 Flasche = 1 Mahlzeit)
gleiches Prinzip: fixer Anteil pro Produkt wird gespendet für soziale Produkte
Ecosia (ökologische Suchmaschine)
Werbeanzeigen zur Finanzierung von Projekten; pflanzen Bäume)
Too Good To Go (gegen Lebensmittelverschwendung)
Social Impact Lab (Frankfurt)
Schulungszentrum
Lemonaid: Bildung mehr im Fokus als andere —> langfristige Effekte (werden Anbauländer sich in 20-30 Jahren besser entwickelt haben als andere)
Frage 6: Inwiefern wird soziales Unternehmertum in Deutschland gefördert?
Unzufriedenheit der Sozialunternehmer*innen mit der Unterstützung durch die Politik (DSEM 2019)
Die durch die Bundesregierung zur Verfügung gestellte Förderung wurde von ihnen durchschnittlich nur mit der Note 4,6 bewertet (1 = sehr gut, 6 = ungenügend)
Fehlende Lobbyarbeit, die benötigt würde, um in der Politik für ihre Anliegen zu werben und Sozialunternehmer*innen den Weg zu ebnen
Wunsch nach konkreten Maßnahmen zur Förderung des Sozialunternehmertums
Mangel an geeigneten Rechtsformen für ihr Geschäftsmodell
In DE existiert derzeit keine Rechtsform, welche die duale Mission, die die Sozialunternehmen verfolgen, abbildet
Abgrenzung der Geschäftsmodelle von traditionellen Unternehmen + gemeinnützigen Organisationen
Häufig komplexe Unternehmensstruktur, die beispielsweise eine Stiftung mit einer gewinnorientierten Rechtsform (z.B. GmbH) kombiniert, um so immer noch ein soziales Anliegen ausweisen zu können und von dessen Vorteilen zu profitieren.
Rechtsform aus dem gemeinnützigen Bereich, z.B. gemeinnützige Unternehmergesellschaft (gUG) oder einen eingetragenen Verein (e.V.): keine Möglichkeiten der Generierung von Gewinnen und der Gewinnausschüttung
Koalitionsvertrag der Bundesregierung 2021
„Zu einer modernen Unternehmenskultur gehören auch neue Formen wie Sozialunternehmen, oder Gesellschaften mit gebundenem Vermögen. Wir erarbeiten eine nationale Strategie für Sozialunternehmen, um gemeinwohlorientierte Unternehmen und soziale Innovationen stärker zu unterstützen. Wir verbessern die rechtlichen Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientiertes Wirtschaften, wie zum Beispiel für Genossenschaften, Sozialunternehmen, Integrationsunternehmen. Für Unternehmen mit gebundenem Vermögen wollen wir eine neue geeignete Rechtsgrundlage schaffen, die Steuersparkonstruktionen ausschließt. Hemmnisse beim Zugang zu Finanzierung und Förderung bauen wir ab. Wir werden die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, um Guthaben auf verwaisten Konten zur Förderung des Gemeinwohls nutzen zu können.“
“Wir wollen im Jahreswirtschaftsbericht eine Wohlstandsberichterstattung integrieren, die neben ökonomischen auch ökologische, soziale und gesellschaftliche Dimensionen des Wohlstands erfasst.”
“Für einen echten Innovationsschub müssen wir Ausgründungen vorantreiben. Wir werden Hochschulen Mittel des Bundes zur Schaffung einer Gründungsinfrastruktur für technologisches wie soziales Unternehmertum bereitstellen. [...] Die Innovationsförderung des Bundes soll für soziale und ökologische Innovationen konsequent geöffnet werden.”
Diskussion
Kann es im heutigen Wirtschaftssystem gelingen, Gutes zu tun und Gewinnstreben tatsächlich in Einklang zu bringen? Oder werden soziale Initiativen immer – mal mehr, mal weniger – mit dieser Balance zu kämpfen haben?
Auszüge:
Solange Personen soziale Initiativen ausnutzen wollen, werden Sozialunternehmen immer zu kämpfen haben—> mehr Kontrolle, um den Kampf zu vereinfachen
Es gibt immer mehr Unternehmen, die Gewinne an mehr Menschen verteilen —> insgesamt wird mehr Gutes getan, was hilft die Balance zu erstellen
Zu viel Gewinn ausschütten (an Investoren o.Ä.) ist riskant, daher sollten mehr Unternehmen reinvestieren
Ausnutzung von Kostenvorteilen in Anbauländern führt zu Ungleichgewicht —> Sollten nicht alle Menschen das Gleiche verdienen?
Impact Messung ist schwer und basiert nicht auf zahlen, wodurch Ungleichgewicht weiterhin bestehen kann
Es müssten überall Arbeitsplätze geschaffen werden (nicht nur im Globalen Süden), damit Gutes getan wird
Regierungen aller Länder müssen mehr Verantwortung übernehmen
Idee: x% aller global erwirtschafteten Gewinne (aller Unternehmen) werden in einen Weltfonds eingezahlt, um globale Herausforderungen anzugehen
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