Einschätzung anhand 3 Kriterien:
• Verhalten
• Atmung
• Hautfarbe
Verhalten:
• Keine spontane Bewegung, kann nicht sitzen, stehen
• Kein Augenkontakt
• Reagiert nicht auf fremde Personen, Untersuchung
• Lässt sich nicht beruhigen
• Abnormale Sprache, Weinen
• Abnormale Sitzpräferenz
• Abnormale Bewegungen, Krämpfe
Atembeschwerden beim Kind
was soll mach beachten
• Respiratorische Infekte sehr häufig, meist harmlos und viraler Genese
• Therapiegrundsätze: Fiebersenkung und Schmerzlinderung, Atemwege
freihalten, Luftbefeuchtung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr (körperliche
Schonung so weit möglich)
Was sollte man beurteilen?
• Atemfrequenz
• Atemarbeit
• SpO2
• Atemvolumen
Bronchiolitis
• Entzündliche Erkrankung der Bronchiolen
• Erreger zu 75% RSV, auch Parainfluenzaviren, Adeno- und Rhinoviren, Influenza
• Häufig im 4. – 6. Lebensmonat
• Verschlechterung des Sauerstoffaustauschs durch Schleimhautschwellung
• Symptomatische Therapie:
• Nasentropfen, Absaugen von Sekret
• Dehydration – Flüssigkeitsgabe bei Bedarf
• Sauerstoff, nicht-invasive Atemunterstützung oder Intubation bei rezidivierenden
Apnoe-Phasen, Erschöpfung oder Hypoxie (Blutgasanalyse)
• Keine Evidenz: Inhalieren, Cortison
Obstruktive Bronchitis
• Verschiedene Viren
• Symptome: Schnupfen, Husten, Fieber
• Entzündung und somit Verengung im Bereich der Bronchien
• Auskultatorisch obstruktives Atemgeräusch: Giemen, Pfeifen, Brummen,
verlängertes Exspirium.
• Therapie: Inhalation mit ß-Mimetikum (Salbutamol) – trocken oder feucht,
Cortison. Bei rezidivierenden Episoden Dauertherapie erwägen.
• Im frühen Kindesalter; wenn über das 3. LJ hinaus bestehend an Asthma
bronchiale denken!
Laryngitis subglottica – Pseudokrupp
• Meist mit Parainfluenza-Virus assoziiert
• Häufig bis zum 5.LJ
• Pathophysiologie: Infektbedingte Schwellung im Bereich des Larynx
• Klinik:
• Inspiratorischer Stridor, Tachydyspnoe
• Bellender Husten
• Schnupfen
• Heiserkeit
• (Fieber)
Asthma - Exazerbation
• Prävalenz 10% - häufigste chronische Lungenerkrankung im Kindesalter
• Durch verschiedene Reize (Allergene, Kälte, Sport) kommt es zu einer
entzündlichen Reaktion und zur Bronchokonstriktion – die Entzündung
verursacht infolge Schleimsekretion und eine Schleimhautschwellung. Das
Abfließen des Sekrets ist durch die Konstriktion und die Schwellung erschwert.
• Klinik: Exspiratorisches Giemen, Pfeifen, Brummen. Exspirium verlängert. Bei
kleineren Kindern evtl. Einziehungen. Sprechdyspnoe.
• cave: „stumme Lunge“ als Zeichen der Überblähung
• Therapie: Inhalation mit ß-Mimetikum (Salbutamol), Cortison
Fremdkörperaspiration
Verdacht
Risikofaktoren
Klinik
Verdacht auf Fremdkörperaspiration:
• Beobachtetes Ereignis – wobei Primärereignis nicht immer erhebbar!
• Husten oder Würgen
• Plötzlicher Beginn
• Kind hat zuvor gegessen oder mit kleinem Gegenstand gespielt
Risikofaktoren: Krabbel- und Kleinkindalter, bis 4. LJ, männliches Geschlecht
Klinik: plötzliches Husten bis zur akuten lebensbedrohliche Dyspnoe oder zum
Auftreten einer therapierefraktären Pneumonie
Fieberkrampf
• 2-4% aller Kinder bis zum 5.LJ betroffen – Wiederholungsrisiko 30%
• Pathophysiologie nicht gänzlich geklärt
• Temperaturempfindliche Krampfschwelle genetisch niedriger
• Auftreten bei raschem Temperaturanstieg
à Fieberkrämpfe können durch keine Maßnahmen verhindert werden
• In der Regel unkomplizierter FK – Dauer ca. 3 Minuten
• Therapie – Fieber senken, nach 3min Diazepam rektal (Stesolid)
Komplizierter Fieberkrampf (Ausschluss anderer Ursachen notwendig – LP)
• Dauer > 15 Minuten
• Erneuter Krampfanfall innerhalb von 24h
• Auftreten vor dem 6. Lebensmonat oder nach dem 5. LJ
• Fokale klinische Zeichen im oder nach dem Anfall
• Fokale EEG-Veränderungen
Krampfanfälle
• Häufig im Kinder- und Jugendalter – Gelegenheitsanfälle bei 4-10%
• Verschiedenste Ursachen: Hypoglykämie oder anderes metabolisches Problem,
strukturelle Hirnanomalie, Enzephalitis, genetische Ursachen
• Nur im Kleinkindesalter: Fieberkrampf
• Risiko bis zum 20LJ an Epilepsie zu erkranken liegt bei 0,5-1%
• Die meisten Krampfanfälle sistieren binnen weniger Minuten ohne Therapie
• Status epilepticus (Krampfanfall > 30min)
• Häufig kommt es im Rahmen eines epileptischen Krampfanfalls zu einem Zungenbiss,
einem Sezessus (unwillkürlicher Harnabgang), zu Kopfschmerzen und zur postiktalen
Müdigkeit
SIDS (Sudden Infant Death Syndrom) – „Plötzlicher Kindstod“
• 95% der Todesfälle ereignen sich im 1.LJ
• Plötzlicher Tod unklarer Ätiologie – vermutlich zentrale Störung der Atem- und
Kreislaufregulation. Obduktionen liefern meist keine Todesursache.
• ALTE (Apparent Life-threatening Event) – vital bedrohlicher Atemstillstand mit
Zyanose oder Blässe und Muskeltonusveränderung (meist völliges Erschlaffen). Der
Säugling reagiert während des Ereignisses nicht auf Ansprache. Vitalparameter
stabilisieren sich erst nach Beatmung oder heftiger Stimulation wieder.
SIDS – Sudden Infant Death Syndrom
Risikofaktoren:
• Bauchlage
• Zigarettenrauch
• 2.-4. Lebensmonat
• Wintermonate
• Stress
• Überhitzung
• Infekt
...
Bei sehr hohem Risiko –
Heimmonitor erwägen!
Ertrinkungsunfall
• Zweithäufigste Todesursache bei Kleinkindern
• Gefahr besteht auch im seichten Wasser – Badewanne, Teich, Pool, See
• Risiko vermeiden – Kinder nie in der Nähe von Wasser alleine lassen!
• Ertrinken = Tod durch hypoxisch bedingtes Herz-Kreislaufversagen
• Beinaheertrinken = reversibel; feucht oder trocken – je nachdem ob Wasser in
der Lunge
• Erstversorgung:
ü Bewusstsein kontrollieren
ü Atmung kontrollieren
ü Reanimation (Reanimation nicht beenden, solange Patient hypotherm)
Vergiftung
• In 90% ein Unfall, meist im elterlichen Haushalt
• Prävention!
• Häufig: Medikamente, Tabak, Putzmittel, Pflanzen
• Vitalparameter erheben und stabilisieren
• Anruf bei Vergiftungszentrale – Was? Wieviel? Wann? Wie alt und schwer ist
das Kind?
• evtl. Gabe von Aktivkohle, Laxans oder Induktion Erbrechen
• Abklärung Suizidalität
Stromunfall
• Haushalts- oder Industriestrom, Blitzschlag
• Gefahr: Herzrhythmusstörungen, Verbrennungen, Crush-Niere (akutes
Nierenversagen durch Zerstörung von Muskelgewebe, „Verstopfung“ der
Nierentubuli mit Muskelabbauprodukten)
Erhöhtes Risiko für Komplikationen bzw. Indikation zur stationären Überwachung:
• Bewusstlosigkeit (Zeichen für initial aufgetretene Herzrhythmusstörung!)
• Nässe/Wasserkontakt
• Schleimhautkontakt
• Pathologisches EKG
• Erhöhung Creatininkinase (CK) oder Troponin
Stationär: EKG-Überwachung für 24h
Verbrennung und Verbrühung
• Meist häusliche Unfälle mit heißen Flüssigkeiten, Grill- und Feuerwerksunfälle
• v.a. 1-4 jährige Kinder, mehr Buben als Mädchen
Gefahren:
1. Wundinfektion bis Sepsis
2. Narbenbildung
3. Hypovolämer Schock - durch Gewebeschaden kommt es zur Freisetzung
von Entzündungsmediatoren und infolge dessen zur Erhöhung der
Gefäßpermeabilität à Ausbildung eines interstitiellen Ödems. Folge des
Ödems ist ein relativer Volumenmangel.
Erstmaßnahmen
Wundbehandlung
• Erstmaßnahmen:
1. Kühlung mit lauwarmen bis kühlem Wasser (>14°C) für 10-20 Minuten
cave: Hypothermierisiko bei Säuglingen, großer Fläche und bewusstlosen
Patienten. Daher bei diesen Patienten keine Kühlung!
2. Schmerzbehandlung
3. Wundversorgung
4. ggf. Flüssigkeitszufuhr, Intubation
• Wundbehandlung: Wundreinigung, Abtragen von Brandblasen und
Nekrosearealen, Wundverband mit desinfizierendem Gel.
• Verbandswechsel anfangs alle 24h
Schädelhirntrauma (SHT)
Definition Schädelhirntrauma:
Folge einer Gewalteinwirkung, die zu einer Funktionsstörung und/oder einer
Verletzung der Kopfschwarte, des knöchernen Schädels, der Gefäße, des
Hirngewebes und/oder der Dura verbunden ist.
Definition Schädelprellung (Contusio capitis):
Verletzung des Kopfes ohne Hirnfunktionsstörung
Einteilung des SHTs nach Glasgow Coma Scale – leicht, mittel oder schwer:
à Grobe Einteilung, untersucherabhängig, bei leichten SHT wenig Differenzierung
SHT – häufigste Todesursache beim Kind
SHT – Symptome je nach Schweregrad
• Subjektiv: Kopfschmerzen, Benommenheitsgefühl, Übelkeit mit und ohne
Erbrechen oder Schwindel, Doppelbilder, Schwerhörigkeit
• Objektiv: Schwellung, Hämatom, Wunden, Deformitäten des Schädels,
Impressionen, Austritt von Blut oder Liquor, Blutung aus Mund, Nase oder Ohr.
• Hinweise auf Schädigung des Nervensystems: Amnesie,
Wachheitsstörungen, Orientierungsstörungen, Erbrechen, Lähmungen,
Reflexauffälligkeiten, Sprach- und/oder Koordinationsstörungen,
Hirnnervenstörungen, Krampfanfälle
SHT - Bewusstseinsstörung
Bewusstseinsstörung ist eine schwerwiegende Funktionsstörung des Gehirns
Bewusstseinstrübung: Reduzierte Wachheit, Orientierung zu Person, Ort und Zeit
ist eingeschränkt, Augen können geöffnet werden
• Kinder < 24 Monate: Schläfrigkeit, verminderte Spontanmotorik, verlangsamte
Reaktion, Spielunlust, Inappetenz
Zeichen einer lebensbedrohlichen Verschlechterung: Pupillenerweiterung,
gestörte Pupillenreaktion, Lähmungen, Beuge- und Strecksynergismen,
Bradykardie und Atemstillstand
Kindliche Frakturen
wesentliche Unterschiede
am häufigsten
Wesentliche Unterschiede:
• Wachsendes Skelett – Wachstumsfuge
• Knorpeliges Skelett – Ossifikation mit zunehmenden Alter
• Knochen sind noch „weicher“
• Großes Korrekturpotential
• Schnellere Heilung (Dauer der Ruhigstellung richtet sich nach Alter; je jünger
umso kürzer)
Am häufigsten: Fraktur der Oberen Extremität - Abstützreaktion beim Sturz
• Fraktur des distalen Radius
• Supracondyläre Humerusfraktur (im Bereich des Ellbogens) cave:
Nervenläsionen und Gefäßläsionen
Grünholzfraktur
• „Biegungsbruch“
• v.a. bei langen Röhrenknochen (Arm- und Beinknochen)
• Knochen bricht „wie ein grüner Ast“ – nicht komplett durch. Periost
bleibt zumindest auf einer Seite intakt.
Wulstbruch
• Durch die Stauchung des Knochens bildet sich ein Wulst
• Periost bleibt intakt
• Sehr häufig – Distale Radiuswulstfraktur
Pronatio dolorosa
• Radiusköpfchen Subluxation – „Verrenkung
Ellbogengelenk“
• Ursache – fest am Arm gezogen (z.B „Engerl
fliegen“)
• 1.-4.LJ
• Klinik: Schonhaltung, Arm in Pronationsstellung,
die Supination ist schmerzhaft
• Therapie: Reposition (wichtig: vorher Fraktur
durch Anamnese oder Röntgen
ausschließen!)
Epiphysiolyse
• Epiphyse: Wachstumsfuge des Knochens
• Bei Fraktur: Gefahr des gestörten Längenwachstums und der
Rotationsfehlstellung!
Öffnen der Atemwege
• Hals überstrecken, Kinn anheben
Beim Säugling nicht überstrecken – Kopf in Neutralposition
(„Schnüffelposition“) bringen!
• Esmarch-Handgriff – Unterkiefer nach vorne schieben
auch möglich bei V.a. Verletzung der Halswirbelsäule
Beatmungen
• Säugling – Mund zu Mund und Nase
• Kind – Mund zu Mund (Nase zuhalten)
• Langsam – für 1 Sekunde, zwischen den Beatmungen gut Luft holen
• Effektivität? – Beobachtung der Thoraxhebung. Falls insuffizient Reposition des
Kopfes erwägen
• Sobald verfügbar auf Beatmungsbeutel mit 100% Sauerstoff wechseln
(Ausatemluft hat ca. 16-17% Sauerstoff)
Thoraxkompression
• Rückenlage – harte Unterlage
• 100-120 Kompressionen pro Minute
• Thorax ca. 1/3 eindrücken
• immer komplett entlasten
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