Was ist Textlinguistik?
Textlinguistik
Sprachwissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Analyse satzübergreifender sprachlicher Regulariäten beschäftigt und das Ziel hat, die konstitutiven Merkmale der sprachlichen Einheit „Text“ zu bestimmen und damit eine → Texttheorie zu begründen.
Die T. hat sich seit den 60er Jahren aus strukturalistischen Ansätzen gebildet (→ Prager Schule, → Tagmemik, →Textanalyse) und dabei auch Forschungsansätze der → Inhaltsbezogenen Grammatik [...]
Was sind die Fragestellungen der Textlinguistik?
Was macht den Text zum Text?
Wie funktionieren Texte in der Kommunikation?
Wie kann man Textsorten definieren?
Was ist ein Text?
Text:
eine schriftsprachliche, kommunikative Einheit, deren Elemente – in aller Regel sind dies Sätze – strukturell- grammatisch (Kohäsion) und inhaltlich-thematisch (Kohärenz) miteinander verknüpft sind.
Texte weisen eine spezifische kommunikative Funktion auf und
können in einem sortentypischen und intertextuellen Zusammenhang zu anderen Texten stehen.
Definition: Text oder Diskurs ist eine größere abgeschlossene sprachliche Einheit, deren Organisation über eine Liste von isolierten Einzelsätzen hinausgeht.
Textdefinition der Textlinguistik
Der Terminus „Text“ bezeichnet eine von einem Emittenten hervorgebrachte begrenzte Folge von sprachlichen Zeichen, die in sich kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare kommunikative Funktion signalisiert.
Brinker/Cölfen/Pappert (2014: 17)
Entlang welcher Merkmale können Texte beschrieben werden?
Texte können entlang folgender Merkmale beschrieben werden:
Sprachlichkeit
Schriftlichkeit
Kohäsion
Kohärenz
Funktionalität und Sortenhaftigkeit.
Was sind Kohärenz und Kohäsion?
Kohäsion und Kohäsionsmarkierungen (Oberflächenstruktur)
Zusammenhang zwischen aufeinanderfolgende Äußerungen, der durch syntaktische, morphologische und lexikalische Mittel hergestellt wird
Kohärenz (Tiefenstruktur, roter Faden)
Kohärenz ist der semantische Zusammenhang zwischen aufeinander folgenden Sätzen.
Kohärenz als traditioneller Terminus der Textlinguistik beschreibt zunächst alle inhaltlichen Erscheinungsformen, die einen Text von einer nicht zusammenhängenden Folge von Sätzen, Satzteilen oder Äußerungen unterscheiden.
Formen der Kohäsion
1. Rekurrenz (Wiederaufnahme)
Gestern habe ich mir ein Buch ausgeliehen. Das Buch ist ziemlich dick und ich habe schon den Mut verloren. Darum habe ich das Buch erst mal kopiert und die Kopien fein säuberlich abgeheftet.
2. Substitution
Gestern habe ich mir ein Buch ausgeliehen. Der Wälzer ist ziemlich dick und ich habe schon den Mut verloren. Darum habe ich den Schinken erst mal kopiert und die Kopien fein säuberlich abgeheftet.
3. Pro-Formen
• Kennst Du Heinz? – Der ist mein bester Freund.
• Hans wohnt in Berlin. Dort studiert er.
• 1970 kam Hans nach Düsseldorf. Damals lernte ich ihn kennen.
Artikel (Anweisungen an den Leser)
Unbestimmte Artikel: „Es gibt etwas, aber das kennst du noch nicht bzw. wir haben noch nicht davon ge- sprochen.“
Eine kleine Station an der Stecke, welche nach Rußland führt.
• Bestimmte Artikel: „Es gibt etwas, das du bereits kennst, suche im Text danach!“
Die unbeholfene Rührung und leidenschaftliche, trotzige Trauer seiner Briefe beschäftigte sie schmerzlich...
Wie können Pro-Formen angelegt sein?
Pro-Formen können anaphorisch oder kataphorisch angelegt sein.
anaphorisch: Anna bringt Wein mit. Das macht sie immer.
-> üblicher
kataphorisch: Wenn sie überhaupt kommt, bringt Anna Wein mit.
Was ist das Textthema?
Kern des Textinhalts, wobei der Terminus „Textinhalt“ den auf einen oder mehrere Gegenstände (d.h. Personen, Sachverhalte, Ereignisse, Handlungen, Vorstellungen usw.) bezogenen Gedankengang eines Textes bezeichnet.
Welche Formen der Themenentfaltung kann man unterscheiden?
narrative Themenentfaltung: Alltagserzählung, Märchen, Kriminalgeschichte
argumentative Themenentfaltung:
Appellative Texte: Kommentar, Erörterung, Gerichtsurteil, Gutachten, Rezension
explikative Themenentfaltung:
Textsorten der Wissensvermittlung: Lehrbuch, populärwissenschaftlicher und wissenschaftlicher Text
deskriptive Themenentfaltung:
Informative Texte: Nachricht, Bericht, Lexikonartikel, wissenschaftliche Abhandlung
Instruktive Texte: Bedienungsanleitungen, Kochrezepte
Normative Texte: Gesetz, Vertrag
Appellative Texte: z.B. im Kommentar als Einbettungssequenz
deskriptive Themenentfaltung
Bei der deskriptiven Themenentfaltung wird ein Thema in seinen Komponenten (Teilthemen) dargestellt und in Raum und Zeit eingeordnet.
Verschiedene Ausprägungen, die durch die Art des Themas bestimmt sind
Was sind die wichtigsten thematischen Kategorien der deskriptiven Themenetnfaltung?
Die wichtigsten thematischen Kategorien sind also
Spezifizierung (Aufgliederung) und
Situierung (Einordnung).
deskriptive Themenentfaltung: Welche Ausprägungen werden durch die Art des Themas bestimmt?
1. Thema bezeichnet einmaligen Vorgang/historisches Ereignis -> W-Fragen beantworten (z.B. Zeitungsartikel)
2.Thema bezeichnet einen als regelhaft (generalisierbar, wiederholbar) dargestellten Vorgang (z.B. Bedienungsanleitungen) ->
Gesamtvorgang wird in seine wesentlichen Teilvorgänge gegliedert
übersichtliches zeitliches Nacheinander
knapp
Dominanz von Handlungsverben
Infinitiv in absolutem Gebrauch
3.Thema bezeichnet ein Lebewesen oder einen Gegenstand (z.B. Lexikon)
Themenentfaltung nach der Teil-Ganzes- oder Enthaltenseins- Relation
Durchgehende Wiederaufnahmestruktur
Explikative Themenentfaltung
Hempel-Oppenheim-Schema / A-O Schema
besteht aus dem zu Erklärenden (Explanandum) und der Erklärung (Explanans)
Erklärung funktioniert aufgrund allgemeiner Gesetze
Beispiel:
A1 Es hat am Montag einen Kälteeinbruch gegeben.
A2 Viele Autos waren ohne Winterbereifung.
A3 Es ist Regen gefallen.
G1 Regen auf gefrorenem Boden erzeugt „Blitzeis“.
E Es gab zahlreiche Unfälle auf Deutschlands Straßen.
Argumentative Themenentfaltung
strittige These/Schlussfolgerung = Textthema wird durch Argumente begründet.
Begründungsvorgang bzw. die Schlussfolgerung wird durch eine allgemein gehaltene Schlussregel ermöglicht.
Wahrscheinlichkeitsgrad oder Geltungsanspruch einer Schlussfolgerung mittels Modaloperator angebbar.
Was ist ein bekanntes Schema zur argumentativen Themenentfaltung?
Was ist die Schlussregel?
Schlussregel =
allgemeine hypothetische Aussage der Form „Wenn D (data), dann C (claim)“.
Zulässigkeit der Schlussregel wird durch Stützung unterstrichen.
Um die Anfechtbarkeit der implizierten Schlussregel zu vermindern, können im Rahmen der Argumentation Ausnahmebedingungen formuliert werden.
Was ist die Textfunktion?
Der Terminus „Textfunktion“ bezeichnet die im Text mit bestimmten, konventionell geltenden, d.h. in der Kommunikationsgemeinschaft verbindlich festgelegten Mitteln ausgedrückte Kommunikationsabsicht des Emittenten. Es handelt sich also um die Absicht des Emittenten, die der Rezipient erkennen soll, sozusagen um die Anweisung des Emittenten an den Rezipienten, als was dieser den Text insgesamt auffassen soll, z.B. als informativen oder als appellativen Text.“
Welche Textfunktionen kann man nach Brinker unterscheiden?
Informationsfunktion (Wissensübermittlung, z. B. durch Sachbuch, Nachricht, Bericht, Beschreibung)
Appellfunktion (Meinungsbeeinflussung, z. B. durch Werbeanzeige, Kommentar, Antrag, Bittschrift) (108 ff.),
Obligationsfunktion (Verpflichtung zum Vollzug von Handlungen, z. B. durch Vertrag, Gelöbnis, Garantie- schein) (116 ff.),
Kontaktfunktion (Herstellen und Aufrechterhalten von persönlichen Beziehungen, z. B. durch Beileids- und Glückwunschschreiben) (118 f.),
Deklarationsfunktion (explizite Einführung eines Tat- bestandes, z. B. durch Bevollmächtigung, Schuldspruch, Testament, Ernennungsurkunde) (119 f.).
Was ist Intertextualität?
Intertextualität: Als siebtes und letztes Kriterium gehen de Beau- grande und Dressler auf die Intertextualität und verstehen darunter die Abhängigkeit des Textverständnisses von vorhergehenden Texten und deren Kenntnis
Kooperative Intertextualität
der Text reagiert auf unmittelbar vorangegangene Texte
transformierende Intertextualität
Umformen eines Textes
translatorische Intertextualität
Mit welchen Kriterien kann man nach Robert Alain de Beaugrande und Wolfgang Ulrich Dressler Texte definieren?
Diese sind
Intentionalität
Akzeptabilität
Informativität
Situationalität und
Intertextualität.
(so nicht auf den Folien)
Was sind typische Textsorten der explikativen Themenentfaltung?
Was sind typische Textsorten der deskriptiven Themenentfaltung?
(Appellative Texte): z.B. im Kommentar als Einbettungssequenz
Was sind typische Textsorten der argumentativen Themenentfaltung?
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