Differenziere die Begriffe Motiv und Motivation.
Motive:
relativ überdauernde Dispositionen, welche die Initiierung, Richtung, Intensität und Dauer individuellen Verhaltens bedingen
Motivation:
aktuelle Aktivierung des Verhaltens, die aus der Wechselwirkung von Motiven und Merkmalen der Situation entsteht
Was sind entwicklungspsychologisch bedeutsame Fragen in Bezug auf Motivation?
Wie entwickeln sich die Motive im Laufe der Ontogenese (die motivationale Entwicklung)?
Wie lernen die Menschen, ihre Bedürfnisse durch eigenes Handeln zu befriedigen (die Entwicklung der Handlungsregulation)?
1) Was ist Leistungsmotivation und 2) Wie entwickelt sich Leistungsmotivation?
1)
Schlüsselmotiv für den Erfolg in Schule und Beruf
Bezieht sich auf den Antrieb zu Handlungen, die auf einen Tüchtigkeitsmaßstab bezogen sind.
2)
Die Entwicklung des Verständnisses über Ursachen von Erfolg und Misserfolg
Entwicklung von Vorstellungen darüber, was zu Erfolg und Misserfolg führt.
Voraussetzung für leistungsmotivierten Verhaltens:
Kind muss Effekt erzielen können und Effekt als durch eigenes Handeln verursacht wahrnehmen
Es muss sich ein Tüchtigkeitsmaßstab (Anspruchsniveau) herausbilden → Wahl der Leistungsanforderungen & Bewertung der Handlungsergebnisse
Nenne die Entwicklungsphasen von Leistungsmotivation. (5)
Freude am Effekt (ab 3 Monaten)
Selbermachenwollen (Verständnis eigener Urheberschaft) − Stolz und Scham
Selbstbewertung der eigenen Leistung/Orientierung an Gütemaßstäben
Unterscheidung zwischen Aufgabenschwierigkeit und der eigenen Tüchtigkeit
Aufspaltung des Tüchtigkeitskonzepts in die Komponenten Anstrengung und Fähigkeit.
Grundschulzeit
„Anstrengung als Ursache für Erfolg“
„Aufgaben können mithilfe von Fähigkeiten erreicht werden“
Kompensation von Anstrengung und Fähigkeit
Nenne die Aspekte der Leistungsmotivation.
Wie entwickelt sich ein Interesse?
Erkläre das anhand des Modells von Hidi & Renninger (Stufenentwicklung) (4)
4 Stufen
Entwicklung vollzieht sich von durch äußere Anreize ausgelösten Interessen zu verinnerlichten individuellen Interessen
höchste Stufe wird meist nicht erreicht
auch Rückschritte sind möglich, wenn Interesse an Bedeutung verliert
Erkläre das anhand von Pinquardt (2019)
Interessensinhalte werde im Laufe der Entwicklung spezifischer
universelle Interessen (die alle Kinder teilen) tauchen im ersten Lebensjahr auf (Interesse an neuen Objekten oder an Personen)
Differenzierung durch gruppenspezifische Interessen: z.B. geschlechtstypische Interessen etwa ab dem Alter von 1,5 Jahren
altersspezifische Interessen (an best. Spielzeuge, Bücher etc.)
im Laufe der Entwicklung entstehen immer mehr persönliche Interessen
Wie entwickelt sich die Selbststeuerung des Verhaltens (Handlungsregulation)?
Damit Motive handlungswirksam werden, müssen Menschen lernen
ihr Verhalten auf die Zielerreichung bzw. Bedürfnisbefriedigung auszurichten
aktuellen Impulsen nicht nachzugeben, wenn diese im Widerspruch zu den längerfristigen Zielen stehen
Zweiprozessmodell der Selbstkontrolle: Das Ausmaß der Selbstkontrolle hängt ab von
willentlichen Prozessen:
wie der Lenkung der Aufmerksamkeit und der Planung von Handlungen; fördern Selbstkontrolle, bilden sich im Laufe der Kindheit und Jugend heraus
impulsiven Prozessen:
auf unmittelbare Bedürfnisbefriedigung ausgerichtet, auch wenn das Verhalten später bereut wird; verlaufen automatisch; beinträchtigen Selbstkontrolle, schon bei Neugeborenen nachzuweisen
Die Fähigkeit zur Selbststeuerung
Welche Erkenntnisse gibt es zum Belohnungsaufschub?
Zunahme des Belohnungsaufschubs im Vorschulalter
3-6 Jahre: Kinder erwerben die Fähigkeit, ihre aktuell drängenden emotionalen Handlungsimpulse zu hemmen, wenn dadurch für sie ein längerfristiger Nutzen erzielbar ist.
Untersuchungen zum Belohnungsaufschub: Kinder müssen zwischen einer sofortigen kleinen oder aber einer späteren höheren Belohnung wählen
Kinder, die mit 4 Jahren zu einem längeren Belohnungsaufschub fähig waren, wurden 12 Jahre später von ihren Eltern beschrieben als
sozial kompetenter
schulischer kompetenter
Frustrationstoleranter &
überlegter in ihrem Handeln
Wie ist der Verlauf im Jugendalter zwischen impulsiven und willentlichen Prozessen?
Impulsive Prozesse zeigen einen umgekehrt u-förmigen Verlauf
Willentliche Prozesse der Selbstregulation steigen.
Im mittleren Jugendalter überwiegen somit die impulsiven Prozesse gegenüber den willentlichen
Welche Einflüsse gibt es in Bezug auf die Entwicklung von Motivation und Handlungsregulation? (5)
Leistungsmotivation und Leistung
reziproke Zusammenhang → Motivation ist nicht nur leistungsfördernd, sondern Erfolge wirken auch motivierend
Genetische Einflüsse
Verhaltensgenetische Studien fanden genetische Effekte auf Maße der Selbstkontrolle und Leistungsmotivation
Familiäre Einflüsse
Wärme vs. Zurückweisung,
Struktur (altersgemäße Forderungen, Vermittlung wie Ziel erreicht werden kann) vs. Chaos
Unterstützung von Autonomie (z.B. Förderung eigener Meinung und die Einbeziehung der Kinder in Entscheidungsprozesse) vs. Zwangsausübung (überkontrollierendes Verhalten)
→ Warme, altersgemäße Forderungen und Unterstützung von Autonomie fördern die motivationale Entwicklung
Schulische Einflüsse
Positive und unterstützende Beziehung, angemessene Forderungen stellen, Unterstützung von Autonomie → auch wichtige Lehrerverhaltensweisen
Klassenbezogene Verhaltensweisen → Bezugsnormorientierung des Lehrers
Individuelle Bezugsnormorientierung: betont Fortschritte des Schülers im Vergleich mit seinen bisherigen Leistungen → fördert Erfolgszuversicht und ein positives Leistungsselbstbild der Schüler
soziale Bezugsnormorientierung: vergleicht die Leistung des Einzelnen mit den Leistungen des Klassenkollektivs → nicht motivationsfördernd
Einflüsse Gleichaltriger
Peergroups haben im Mittel ähnliche Interessen.
(Sowohl auf Selektionseffekte als auch Kausaleffekte zurückzuführen)
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