Kriterien für reife Moral nach Piaget
a) die Achtung für die Regeln der sozialen Ordnung und
b) ein Gefühl für Gerechtigkeit, das die Rechte anderer Menschen beachtet und von Überlegungen zur Gleichheit und Gegenseitigkeit gespeist ist.
Zentrale Merkmale der heteronomen und autonomen Moral
Entwicklung des moralischens Urteilens (Piaget)
Befunde nach Beobachtung beim Spielen (Untersuchungsmethode) von Geburt bis ca. 13 Jahre
Befunde
• bis zu 2 Jahren: ohne das Bewusstsein für irgendwelche festen sozialen Regeln
• 4 bis 8 Jahre: Kinder kannten die Regeln; meinten, dass diese absolut gültig, unantastbar und von Autoritäten (wie älteren Kindern) aufgestellt seien
• ab etwa dem 9. Lebensjahr: Regeln als Ergebnis wechselseitiger Übereinkunft angesehen; bei Bedarf neu aushandelbar
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5- bis 13-jährige Kinder: man liest moralisch bedeutsame Geschichten vor, in denen ein Kind etwas beschädigt, stiehlt, lügt, ein Verbot übertritt oder von dem Gehorsam gegenüber einer Autorität verlangt wird
so gestaltet, dass bei den Kindern ein kognitiver Konflikt erzeugt werden sollte, etwa zwischen der Handlungsabsicht und der Handlungsfolge (der Größe des Schadens)
Welcher Junge war ungezogener/böser/schuldiger? Warum?
Was sind die Stufen des moralischen Urteilens nach Piaget? (3)
zwischenzeitig (etwa zwischen 8 und 10 Jahren) bestehen beide Moralformen nebeneinander
Was ist die Kritik am Modell von Piaget?
1. Der Zeitpunkt des Übergangs von der heteronomen zur autonomen Moral variiert zwischen sozialen Konventionen und moralischen Normen
2. Die Auffassung, dass jüngere Kinder nur Folgen und ältere Kinder nur die Absichten der Handlung bewerten würden, trifft nicht zu.
3. Bestimmte moralrelevante Themen wurden von Piaget nicht untersucht
4. Die weitere Entwicklung des moralischen Urteils im Jugend- und Erwachsenenalter wird nicht betrachtet
Wodurch ist die Moralische Entwicklung nach Kohlberg gekennzeichnet?
Moralische Entwicklung ist für Kohlberg dadurch gekennzeichnet, dass
a) sich die Perspektive erweitert, weg von einer egozentrischen Sichtweise hin zur Berücksichtigung der Ansprüche anderer Mitglieder der sozialen Gemeinschaft,
b) die moralische Selbstbestimmung zunimmt, indem Regeln und Normen immer kompetenter hinterfragt werden und
c) eine bessere Begründung der Regeln und Normen erfolgt (weg von drohenden Strafen bei Normverstößen hin zu abstrakten Begründungen).
Nenne die 3 Stufen nach Kohlbergs Stufentheorie und ihre Ausprägungen.
Kritik an Kohlbergs Theorie?
1. empirische Basis zur Charakterisierung der Anfänge der moralischen Entwicklung gering
2. Kohlbergs Modell stelle traditionell männliche Werte und Eigenschaften (wie Rechte, Individualität, Rationalität und Gerechtigkeit) in den Mittelpunkt.
3. höchsten Stufen von Kohlbergs Theorie seien kulturspezifisch 4. Moralische Urteile sind bis zu einem gewissen Grad kontextabhängig.
5. Entwicklung moralischen Verhaltens bleibt weitgehend unberücksichtigt
Wie wird das Gewissen definiert?
Ein innerer Regulationsmechanismus, der die Fähigkeit eines Individuums erhöht, Verhaltensstandards zu entsprechen, die in seiner Kultur als verbindlich gelten.
Gewissen eines jüngeren Kindes reflektiert vorwiegend die internalisierten elterlichen Standards
Schränkt unsoziales Verhalten ein
Fördert prosoziales Verhalten
Entwicklung über einen langen Zeitraum
Ab welchem Alter fängt das Gewissen an sich zu entwickeln?
Mit zwei Jahren fangen Kinder fangen an
Verständnis für moralische Normen und Regeln zu zeigen und
erste Anzeichen von Schuldgefühlen erkennen zu lassen, wenn sie etwas Falsches tun
Stabilisierung zwischen 22 und 45 Monaten: Komponenten des Gewissens (Wunsch, den Regeln zu genügen und moralische Emotionen wie Schuldgefühle)
Was sind die Einflussfaktoren bei der Gewissensentwicklung?
Zunehmendes Verständnis von Emotionen und Intentionen anderer sowie zunehmendes Einfühlungsvermögen
Übernahme der elterlichen Werte
rationale Erklärungen, mit deren Hilfe die Kinder die elterlichen Werte verstehen und lernen können
positive Eltern-Kind-Beziehungen
Temperament x Erziehungsstil (furchtsame vs. furchtlose Kinder; Genotyp des Serotonin-Transportgen SLC&A4)
Frühe Entwicklung des Gewissens —> Akzeptanz der moralischen Werte von Eltern und Gesellschaft
Was ist prosoziales Verhalten?
„prosoziales Verhalten – freiwilliges Verhalten, von dem andere profitieren sollen, beispielsweise helfen, teilen oder trösten.“
alle Kinder sind fähig zu prosozialen Verhaltensweisen
Interindividuelle Unterschiede (wie häufig sie diese auch tatsächlich ausüben; warum sie dies tun)
Stabilität
Was sind die Motive von prosozialem Verhalten?
Belohnung
soziale Anerkennung
altruistische (selbstlose) Motive
Exkurs: Altruistische Motive Das Bedürfnis, anderen zu helfen; zunächst nur aufgrund von Mitgefühl und Sympathie; im höheren Alter geleitet von dem Wunsch, sich in Übereinstimmung mit dem eigenen Gewissen und seinen moralischen Prinzipien zu verhalten.“
Ursprünge des prosoziales Verhaltens
„Empathie (Einfühlungsvermögen)
Die Fähigkeit, sich in den Zustand eines anderen hineinversetzen zu können.“
Mitleid
Anteilnahme und Sorge um eine andere Person (oder ein Tier) als Reaktion auf deren Zustand.“
Wie entwickelt sich pro soziales Verhalten von ab 6 Monate bis 3 Jahre?
Manche mit 6 Monate: Interesse am Unbehagen eines anderen Säuglings
Mit 10 – 14 Monaten: unruhig und betroffen, wenn andere aus der Fassung geraten
am Stress des anderen mit leiden
Aufgeregt, weil sie nicht zwischen dem eigenen Stress und dem anderer unterscheiden —> suchen Trost
18 bis 25 Monaten
helfen Erwachsenen bei Aufgaben oder zum Erreichen von Zielen, (z.B. Aufheben eines herunter gefallenen Gegenstands
tendieren weit weniger dazu, eigene Gegenstände mit Erwachsenen zu teilen
besonders, wenn Erwachsene Bedürfnisse emotional und in Worten mitteilt
trösten, statt selber die Fassung zu verlieren
2. und 3. Lebensjahr —> Häufigkeit und Vielfalt prosozialen Verhaltens erhöht sich:
Kinder trösten einander, teilen Ding
Helfen im Haushalt (Boden fegen, Gegenstände holen, Tisch decken
drücken Anteilnahme und Fürsorge aus
Handeln nicht regelmäßig prosozial
ignorieren Unbehagen von Geschwistern, schauen zu ohne einzugreifen
gelegentlich Verschlimmerung durch Sticheln oder Aggression
Prosoziales Verhalten nimmt bis in Adoleszenz hinein zu
Wie verändert sich prosoziales Verhalten im Kindes und Jugendalter?
stärksten Zuwächse wurden hierbei beim Übergang vom Vorschul zum Grundschulalter und im Verlauf des Grundschulalters
geringsten im Jugendalter
—>Wie kommen individuelle Unterschiede zustande?
Evolutionäre Erklärungen —> Spezies Mensch als Ganzes
Zwillingsstudien —> eineiige Zwillinge sind sich ähnlicher als zweieiige Zwillinge
spezifische Gene —> Oxytocin
Temperamentsunterschiede —>Emotionsregulation
—> genetische Faktoren haben Einfluss darauf, wie und wann Kinder anderen helfen, weil sie auf viele verschiedene Funktionen des Verhaltens einwirken
Wie wird prosoziales Verhalten sozialisiert? (3)
Vorbild-Sein und die Vermittlung von Werten
Modelllernen
Werte, die Eltern ihren Kindern vermitteln, können sich also nicht nur darauf auswirken, ob ihre Kinder überhaupt prosozial werden, sondern auch darauf, wem gegenüber sie sich prosozial verhalten.
Wirksam: an die Fähigkeit zum Mitgefühl appellieren
Gelegenheiten für prosoziale Aktivitäten
Disziplin und Erziehungsstil
Autoritativer Erziehungsstil
Art wie Eltern versuchen prosoziales Verhalten hervorzurufen
—> Bestrafung, Belohnung
—> Begründung und Argumente: Konsequenzen für andere Aufzeigen; Perspektive des anderen übernehmen
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