Allgemeine Einführung zum Thema Biotechnologie und Einordnung im Kontext der Bioökonomie
Unter Biotechnologie wird die Umsetzung von Erkenntnissen aus der Biologie und der Biochemie in technische oder technisch nutzbare Elemente verstanden. Mikroorganismen, beispielsweise Bakterien oder Hefepilze, wandeln Nahrungsbestandteile um
Definition
jede technologische Anwendung, die biologische Systeme, lebende Organismen oder Produkte daraus verwendet, um Erzeugnisse oder Verfahren für eine bestimmte Nutzung herzustellen
Einteilung der Biotechnologie in FARBEN
Einordnung im Kontext der Bioökonomie
Anspruch: den zukünftigen Generationen die Chance auf ein erfülltes Leben zu sichern
Optimierte Mikroorganismen oder einzelne Bestandteile von ihnen wie Enzyme liefern neue Rohstoffe oder Produkte - Bsp.: Wasserkefir
Im Fokus steht Biomasse als nachwachsender Rohstoff. Sie kann aus Pflanzen, Mikroorganismen, Algen oder etwa Pilzen entstehen
Es ist wichtig, dass innerhalb einer Produktion von Lebensmittel alle Ressourcen genutzt werden, gerade auch die heutigen noch als Nebenstrom identifizierten Produkte
Enzyme: Definition und Gruppen
Enzyme sind hocheffektive Biokatalysatoren*, die chemische
Reaktionen innerhalb eines Organismus beschleunigen
Enzyme katalysieren die Einzelschritte von Auf- und AbbauProzessen
Enzyme Kinetik
die Reaktionsgeschwindigkeit gibt an, welche Stoffmenge an
Substrat pro Zeiteinheit in einem bestimmten Volumen
umgesetzt wurde
sie ist abhängig von der Temperatur, dem pH-Wert, der
Salzkonzentration sowie der Konzentration der Substrate und
Produkte
das Steigern der Temperatur führt zu einer erhöhten
Reaktionsgeschwindigkeit.
KM = Michaelis-Konstante in mM charakterisiert die Affinität des Enzyms zu seinem Substrat.
Je kleiner KM, desto größer die Affinität
KM ist abhängig vom Substrat, pH-Wert, Temperatur und Ionenstärke
Kinetik Hemmungstypen
1. Kompetitive Hemmung
Der Inhibitor konkurriert mit dem Substrat um das aktive Zentrum Das Enzym kann entweder Substrat oder Inhibitor umsetzen, die Reaktionsgeschwindigkeit wird also verringert, indem die Konzentration an Enzym mit gebundenem Substrat verringert wird
2. Nicht kompetitive Hemmung
Der Inhibitor bindet an einem Teil des Enzyms, der nicht mit dem aktiven Zentrum identisch ist Das Enzym kann demnach Substrat und Inhibitor binden. Die Geschwindigkeit wird dennoch verringert, da der Inhibitor eine Enzymkonfirmation mit verringerter Substrataffinität und somit katalytischer Aktivität stabilisiert. Durch Erhöhung der Substratkonzentration kann dieser Hemmeffekt nicht aufgehoben werden
3. Unkompetitive Hemmung
Der Inhibitor bindet nicht an das freie Enzym, sondern an den Enzym-Substrat-Komplex und inaktiviert diesen.
Cofaktoren
ohne Cofaktor ist ein Enzym ein Apoenzym
ist an ein Apoenzym ein Cofaktor gebunden, wird es Holoenzym genannt
Sind die Cofaktoren fest an das Enzym gebunden sind es prosthetische Gruppen (z.B. FAD). Sind sie nur vorübergehend gebunden nennt man sie Co-Substrate (z.B. NADH)
Vor- und Nachteile von Enzymen,
Mikroorganismen: 4 Gruppen besprochen
2. Bakterien
3. Hefen
vermehren sich asexuell durch Sprossung: Bildung von Tochterzellen an der Mutterzelle oder im Falle von sogenannten „Spalthefen“ der Gattung Schizosaccharomyces durch Querteilung der Mutterzelle
4. Filamentöse Pilze
5. Algen
mit Algen sind sämtliche Wasserorganismen gemeint, die zur Photosynthese fähig sind: Cyanobakterien (Oxyphotobacteria, s. u.) und eukayotische Grünalgen
Vorteile Mikroalgen
Mikroorganismen:
Einordnung und Unterscheidung
, biologisch: Pro- und Eukaryoten
Bakterien: 3 wichtigsten lebensmittelrelevanten Vertreter(-gruppen) und deren Eigenschaften
Milchsäurebildende Bakterien
microaerophil oder fakultativ anaerob
mesophile Arten und thermophile Arten
Kokken besitzen Größe von etwa 1 μm DM, Stäbchen sind etwa 1 μm breit und 2 to 3 μm lang
pH- Optimum liegt im sauren Bereich bei etwa 3-4
bilden keine Sporen (Ausnahme: Sporolactobac.) natürliches Habitat: Intakte und sich zersetzende Pflanzen, Darm und Schleimhäute von Mensch und Tier
Milchsäurebakterien sind in der Lage,
Lactose zu Milchsäure abzubauen
(=Milchsäuregärung)
Grundprozess ist die Umsetzung von
Milchzucker (Lactose) in Milchsäure,
durch die Enzyme (Laktase) der
Milchsäurebakterien
homofermentative Milchsäurebakterien können als Gärprodukt nur Milchsäure bilden
heterofermentative Milchsäurebakterien können Milchsäure, CO2, Ethanol und/oder Essigsäure bilden
Essigsäurebildende Bakterien
gramnegative Stäbchen, obligativ aerob, ca. 1-4 μm
mesophil (Temperaturoptimum: 25-30 C°)
pH-Optimum liegt im sauren Bereich zwischen 5,2 und 6,3
natürliche Habitate: Blüten, Früchte
Insekten als Überträger, besonders in der Erntezeit: Wespen,
Bienen & Essigfliegen
Propionsäurebildende Bakterien
wichtigste Vertreter: Propioni bacterium freudenreichii
grampositive Stäbchen, anaerob bis mikro-aerotolerant
sporenlos und unbeweglich
mesophil
pH-Optimum liegt im neutralen Bereich, bei 6-7
natürliches Habitat: Menschliche Haut, Pflanzen
wirken probiotisch (Stimulieren das Wachstum von Bifidobakterien) und einige können Vitamin B12 synthetisieren
Primär-und Sekundärmetabolite
Primärmetaboliten:
niedermolekulare Intermediate bzw. Produkte des Primärstoffwechsels, die zum Aufbau von Makromolekülen verwendet, weiter (unter Energiegewinn) abgebaut oder ausgeschieden werden können.
Sekundärmetaboliten:
die nur in bestimmten Organismen, Organen, Geweben oder Zellen vorkommen und Produkte des Sekundärstoffwechsels sind. Sie unterscheiden sich von den Primärmetaboliten (Produkte des Grund- oder Primärstoffwechsels), die am Energiestoffwechsel, am Wachstum und an den Strukturen aller bzw. mindestens an einer großen Gruppe von Organismen beteiligt sind.
Starterkulturen
Starterkulturen sind gezüchtete Reinkulturen von Bakterien, Hefen,
Schimmelpilzen oder Algen
als Suspensionen oder als lyophilisiertes Pulver
auch in Bio-Lebensmitteln eingesetzt
besitzen standardisierte Aktivitäten und Eigenschaften
Somit ist garantiert:
optimales Wachstum und physiologische Eigenschaften
erwünschte Bildung von Produkten (z.B. Säurebildung,
Gasbildung) besondere Resistenzen (z.B. Phagen-Resistenz)
Essig – Essigmutter = ESB
Sauermilchprodukte wie Kefir,
Joghurt- Säurewecker = MSB
Sauerteig - Anstellgut = MSB Fleisch Wurstwaren - Starter = MSB Wein, Bier = Hefen Käse- Edelschimmel =Schimmelpilze Hefe
Kultur-Rotation:
Einsatz verschiedener Kulturen in bestimmter Reihenfolge um
Prozess zu führen und gewünschte Eigenschaften im Produkt zu
erreichen und resistenter gegen Fremdkontaminationen z.B.
Phagenbefall
Besonders in der Käse-Herstellung wichtig, um Phagen-Infektionen
zu vermeiden
Voraussetzung: Kulturen erzielen die gleichen Outcome (Säure,
Geschmack usw.)
Substrate, auch nachhaltige Lösungen
Das Substrat wird insbesondere bei technisch oder wissenschaftlich angesetzten Substraten als Nährmedium bezeichnet.
Das Substrat kann (im weiteren Sinne) nach der Fermentation auch zum Produkt werden! Beispiel: Sauerkraut, Käse (= Produkte) Weißkohl, Milch (= Substrate)
Nährstoffe, besonders C-und N-Quelle und Spurenelemente
C-haltige Reinsubstanzen für Zellsynthese und Produktbildung
Mono-, Di-, Polysaccharide Gewinnung z.B. aus Kartoffeln
Getreide, Mais, Reis
Aldosen
D-Glucose, L-Arabinose, D-Ribose, D-Mannose, DGalactose
Ketosen = Ketonalkohole
einwertige/mehrwertige Alkohole
Stickstoff Aufbau von Biomasse für AS für Nukleinsäuren
komplexe organische N-Quellen z.B. Mehl oder Spelzen von
Erdnuss, Baumwollsamen, Sojabohne, Leinsamen, Mais,
Maisgluten, Cornsteep, Hefe, Fischmehl, Fleischmehl,
Knochenmehl, Blutmehl, Casein, Lactoalbumin,
Proteinpeptone, Proteinhydrolysate
Milchprotein, Sojabohnen, Fisch, Erdnüsse, Hefeextrakt,
Baumwollsamen, Gelatine, Blut, Fleisch
Peptone
Prozesse: Definition und Klassifizierung
Def
Jegliche mikrobielle Umwandlung organischer Stoffe in Bioreaktoren, also auch diejenige unter Sauerstoffversorgung.“
Kritierien
Bestimmte Kriterien definieren die Art der Fermentation z.B
. Verteilung zwischen Biokatalysator und Substrat
Verfügbarkeit von Sauerstoff /Gasen
charakteristische, limitierende Stoffe
Viskosität der charakteristischen Phase
Klassifizierung
Fermentation
Fermentation Def
„Jegliche mikrobielle Umwandlung organischer Stoffe in
Bioreaktoren, also auch diejenige unter
Sauerstoffversorgung.“
Bestimmte Kriterien definieren die Art der Fermentation
z.B.
Verteilung zwischen Biokatalysator und Substrat
Organismus, der nur mit Luftsauerstoff leben kann
Submers-Fermentation ist der häufigste genutzte Typ, vor
allem im Lebensmittel-Bereich
besonders von Vorteil um Wärmeaustausch und
Sauerstofftransport zu gewährleisten
Nachteil: große Mengen von Wasser werden benötigt
oftmals gibt es Überlappungsprozesse und ein Prozess
kann einer Kategorie nicht eindeutig zugeordnet werde
Bioreaktoren besonders 3 Verfahren
Unter einem Bioreaktor soll ein abgegrenzter Raum bzw. Apparat verstanden werden, in dem in Anwesenheit und unter Mitwirkung eines Biokatalysators eine Stoffumwandlung stattfindet.
Ziele
Verhinderung der Sedimentation von MO
Auflösung von Zellaggregaten
Zerteilung von koaleszierenden Gasblasen
Verteilung in Flüssigkeiten mit hohen Viskositäten
Rührreaktor
universeller Einsatz
3 Verfahren
Satzverfahren
Inhaltsstoffe für die Durchführung einer biologischen Stoffumwandlung sind von Beginn an vorgelegt
Zulaufverfahren
Inhaltstoffe werden über den Zulauf als Funktion der Zeit dem Reaktor zugeführt.
Kontinuierlich
Konstantes Reaktionsvolumen im Reaktor mit Zu- und Abläufen
Airlift/Gaslift- Reaktor
Durch aufsteigende Gasblasen entsteht homogene Verteilung von Nährmedium, Sauerstoff und Temperatur bei geringen Scherkräfte
Spezialreaktor
Bioreaktor mit neuartiger “Rührtechnik“: geringe Scherkräfte durch Vibrationsmischen Vibromixer mit „Paddel“
Mischen, Rührertypen
Mischen
Verteilen von Masseelementen in einem Prozessraum
die zu mischenden Komponenten unterscheiden sich in wenigstens
einer Eigenschaft (z.B. chemische Zusammensetzung,
Partikelgröße, Temperatur, Viskosität, Farbe)
die Bewegung wird durch bewegte Mischwerkzeuge (Schaufeln,
Rührer, Einbauten in bewegten Mischgefäßen) im Mischraum
hervorgerufen (Energieeintrag)
Ziel
eine gleichmäßige, homogene Verteilung der Komponenten die Erhöhung des biologischen Umsatzes unter Wahrung der Produktqualität in der Regel bedeutet dies eine Beschleunigung des Stoff- und Wärmeübergangs
Scheibenrührer
weit verbreitet
Erzeugung einer radialen Strömung
große Scherwirkungseffekte
größeren Gas-/Flüssigkeits-/Grenzfläche als
Propellerrührer
Einfache Blattrührer (radial, ohne zentrale Scheibe)
für begaste Bioreaktoren ungeeignet Gas durchflutet Rührer ohne effektive Dispergierung
Scheibenrührer Dispergierung von Luft 6 -7 mal besser als offene Blattrührer
Up- und Downsstreaming Prozesse und Scale-up
Upstream-Processing Als Upstream-Processing bezeichnet man die vorbereitenden Maßnahmen für die Fermentation. Sie umfassen beispielsweise die fachgerechte Lagerung von Mikroorganismen, die Vorbereitung der Substrate oder auch die Reinigung und Sterilisation des Bioreaktors
Downstream-Processing Die Schritte, die zur Aufreinigung des Produktes aus der Fermentationslösung eines Bioreaktors nach Abschluss der Reaktion notwendig sind, bezeichnet man als Downstream-Processing
Scale-UP
ist eine aus dem Englischen (to scale up, vergrößern, erweitern) übernommene Bezeichnung für die in der chemischen oder biochemische Verfahrensentwicklung praktizierte Maßstabsvergrößerung der Herstellverfahren. Ziel ist der Bau einer technischen Produktionsanlage
Wachstumsverlauf von Bakterien mit Phasen
Produkte: Vorteile der Fermentation von Lebensmitteln
Verschiedene Produktgruppen, Beispiele z.B. SCP
Begriff für das Protein, es in Lebensmitteln oder Tierfutter verwendet werden können. Die Quelle dieses Proteins sind die Mikroorganismen wie z.B. Bakterien, Hefen, oder Algen, die als Einzeller wachsen
Herstellungsverfahren
Protein Design/ Protein-Engineering: Maßgeschneiderte Enzyme
Sauerkraut 3 Phasen
4 Produkte: Arten der beteiligten MikroorganismenGruppen/Symbiose
Essigsäure: ESB
Sauerkraut: MSB
Kombucha: ESB bilden Essigmutter = Grundlage für
SCOBY = Hefen ESB MSB symbiotic culture of bacteria and
yeasts
Wasserkefir: Hefen, MSB, ESB
MSB bilden gemeinsam mit Hefen eine gelartige Polysaccharid-Matrix = „Kristalle“ aus Dextran
Praktikum Essigsäure
- Aufpassen mit Gärung (aneorob) und Oxidation (Reaktion mit Sauertsoff)
- „Essigmutter“ (Hautartige Bildung an der Oberfläche von Essig (??))
- Heutiges Verfahren um Essig herzustellen -> „Submersverfahren“
Unterschied fermentierter /neu angesetzter Essig: ferment mehr Säure, da Stoffwechselweg Oxidation von Ethanol zu Essigsäure CH3OOOH+ H2O
Praktikum Kombucha
- Scoby
- Temparaturschwankungen in der Herstellung / Lagerung wirken sich auf das Produkt aus, zB. Milchsäurebakterien-Aktivität (Optimum bei 37 Grad Celsius) die schwankt wirkt sich ua. Auf den Geschmack aus.
- Mikroskopisch konnte man Hefen beobachten, Das „Abknospen“ von Tochterzellen von Mutterzellen
- Bei 400facher optischer Vergrößerung konnte man Hefezellen beobachten
Praktikum Sauergemüse
- „OD“ -> Optische Dichte bzw. Optical Density
- Bestimmung von Anzahl Milchsäurebakterien, OD-Messung nicht zielführend da ua. Trübstoffe das Messergebnis verfälschen
- Salzlake kann eingesetzt werden um Sauerstoff zu verdrängen
- Fluorid würde Bakterienwachstum mindern, deswegen wird es nicht verwendet
Praktikum Wasserkefir
- Süßlicher Hefegeruch
- Im Geruch gibt es Ähnlichkeit zu Kanne Brottrunk (in fruchtig)
- Nachweis mit (NH4)2[Ce(NO3)6] auf Ethanolgehalt
- Leitungswasser statt destilliertes Wasser, da Enzyme Spuren von Mineralstoffen als Co-Faktoren benötigen
- Z.B. Glucansucrase ( bzw. Glucosyltransferase)
- Keine geschwefelte oder Pestizid-belastete Früchte verwenden, Schweldioxid wirkt zB. toxisch auf Mikroorganismen und ist deswegen in der Herstellung von Wasserkefir nicht erwünscht
- Gelartige Polysaccharid-Matrix = „Kristalle“ (aus Dextran) entstehen, die Milchsäure Bakterien bilden diese mit…
Die Fermentation dauert 7 Tage
und findet bei Raumtemperatur statt
Last changed10 months ago