Neuromuskuläre Erkrankungen - Überblick
Zentrale Erkrankungen
z.B. 1. Motoneuron (ALS)
Periphere Erkrankungen
Vorderhorn (2. Motoneuron, z.B. SMA,Polio)
Peripherer Nerv (GBS, PNP)
Neuromuskuläre Endplatte (Myasthenia gravis, Lambert-Eaton)
Muskulatur
Spektrum Muskelerkrankungen
Muskeldystrophien
Myotone Erkrankungen
Entzündliche Myopathien (Myositiden)
Endokrine/ toxische Myopathien
Metabolische Myopathien
Mitchondriale Erkrankungen
Kongenitale Myopathien/ Strukturmyopathien
Muskelerkrankungen: Leitsymptome
Muskelschwäche (Paresen)
Muskelschmerzen (Myalgien)
Muskelatrophie
Muskelkrämpfe (Crampi), Faszikulationen
Muskeltonus
Muskelhypertrophie DD Pseudohypertrophie
Myotonie, Tetanus,
Myoglobinurie
kardiale Mitbeteiligung
Muskelschwäche (Parese)
Medical Research Council (MRC)
0 keine Bewegung
1 minimale Bewegung im Muskel tastbar
2 aktive Bewegung unter Ausschaltung der Schwerkraft
3 aktive Bewegung gegen die Schwerkraft
4 aktive Bewegung gegen Widerstand
5 volle Kraft
permanent
belastungsabhängig
Neurogene Atrophie
spinal/bulbäre z.B.
Motoneuronerkrankung
Polyneuropathie (exogen)
Hereditäre sens.-mot- PNP
Myogene Atrophie
Kongenital
Progressive - dystrophisch
Metabolisch
Mitochondrial
Toxisch
Entzündlich
Muskelkrämpfe, Faszikulationen
Crampi
meist schmerzhafte Kontraktionen unt. Ursache
(neurogen, zentralvenös, metabolisch, myopathisch, medikamentös)
Faszikulationen
kurze, spontane, Kontraktionen der Muskelfasern einer mot. Einheit, z.B. infolge Denervierung
erhöhter Muskeltonus
zentralvenös
erniedrigter Muskeltonus
Motoneuron
Hypertrophie
Zunahme der Organgröße
Pseudohypertrophie
Zunahme der Organgröße durch Fetteinlagerung
Myotonie, Tetanie, Tetanus
Myotonie
Unfähigkeit SKelettmuskel sich unmittelbar und rasch nach willk Kontraktion zu relaxieren
Tetanie
Neurom. Übererregbarkeit mit paroxysmalen Auftreten an typischerweise Händen oder im Gesicht durch Elektrolystörungen (Hypokalz.,Alkalose, Hyperv.)
Tetnaus
Neurom. Übererregbarkeit und permantente Muskelkontraktion mit fazialem Schwerpunkt
resultiert aus akuter Zerstörung von Muskelgewebe
Myopathien
Traumen, Überbelastung
Toxine, Medikamente
Infektion oder Sepsis
Kardiale Mitbeteiligung
bei versch, Myopathien mit z.T. unterschiedlicher Ausprägung
Diagnostik
Anamnese, FA
KU Vertelung Paresen, zeitliches Auftreten
Labor: CK , Transaminasen, Laktat, TSH, Kortisol, Elektrolyte, CRP/BSG, ANA etc
EMG/NLG
Liquor: Eiweißerhöhung
Muskelsono, Muskel-MR (T2, STIR)
Muskel/Nervenbiopsie
Genetik
Unterarmbelastungtest, Ergometer
Erhöhung Kreatinkinase (CK)
Ursachen (Auswahl)
Makro-CKämie
Muskuläre Verletzungen
Körperliche Anstrengung
Krampfanfall
Medikamente: Betablocker, Cholesterinsenker, Zidovudin, Vinca-Alkaloide, AMiodaron, Steroide
Neurogene Erkrankungen (SMA, ALS, Polio)
sinnvolle Diagnostik bei CK Erhöhung
wdhlt CK Kontrolle, weitere Laborparameter, ggf CK Serumelektropherese
cave: Prädisposition maligne Hyperthermie, Narkosekomplikationen
Progressive Muskeldystrophie - Duchenne : Überblick
x-chromosomale rez. Vererbung (Xp21)
Beginn ca 1.-6.LJ; Beckengürtelm.
Gehunfähigkeit ca 10 Jahre später
Herzbeteiligung (dil Kardiomyopathie)
Resp. Komplikationen
Tod in 2.-3. Lebensdekade
Progressive Muskeldystrophie - Epidemiologie
Geschlecht
X-chromosomal-rezessiver Erbgang: Daher sind von den Muskeldystrophien Typ Duchenne und Becker-Kiener fast ausschließlich Jungen betroffen
Frauen sind Konduktorinnen (Überträgerinnen ohne Erkrankung)
Manifestationsalter
Typ Duchenne: 3.–5. Lebensjahr
Typ Becker-Kiener: 6.–20. Lebensjahr
Typ Duchenne = Häufigste Muskeldystrophie!
Progressive Muskeldystrophie - Ätiologie
Vererbung
X-chromosomal-rezessiv (Duchenne, Becker-Kiener)
Autosomal-dominante und autosomal-rezessive Formen bei anderen Muskeldystrophie-Typen
Chromosomaler Defekt: Schäden im Dystrophin/DMD-Gen auf dem kurzen Arm des X-Chromosoms (Xp21)
Deletionen (60%)
Punktmutationen (30%)
Duplikationen (10%)
Progressive Muskeldystrophie - Klinik Typ Duchenne (maligne Form)
Muskeldystrophie Typ Duchenne (maligne Form)
Primärbefund
Paresen und Atrophien der Beckengürtelmuskulatur, dann auf andere Regionen übergreifend (Schultergürtel, untere Extremität, u.a.)
Abschwächung der Reflexe (BSR, PSR, ASR, usw.) eher von proximal nach distal bei negativen Pyramidenbahnzeichen
Muskuläre Insuffizienzen und Folgeerscheinungen
Watschelgang (beidseitiges Trendelenburg-Zeichen )
Gowers-Zeichen
Pseudohypertrophie der Wadenmuskulatur
Im Verlauf häufig Entwicklung von Kontrakturen nicht-beanspruchter Regionen und Skoliose (beides erfährt eine deutliche Verschlechterung, sobald Rollstuhlpflichtigkeit besteht)
Gehunfähig ab ca. 12.-15. Lebensjahr
Beteiligung des kardialen und respiratorischen Muskelsystems
Dilatative Kardiomyopathie
Herzrhythmusstörungen
Respiratorische Insuffizienz
Hormonelle Störungen
Hypogonadismus, Adipositas, Insuffizienz der Nebennierenrinden
Bei etwa 30% der Patienten kommt es zu Intelligenzminderung und damit einhergehend auch zu Sprachentwicklungsstörungen
Im Spätstadium: Nächtliche Hypoventilation, Dysphagie, Erbrechen, Durchfall und Verstopfung, selten intestinale Pseudoobstruktion
Progressive Muskeldystrophie - Klinik Typ Becker
Muskeldystrophie Typ Becker-Kiener (benigne Form)
Beginnt ebenfalls mit Paresen und Atrophien der Beckengürtelmuskulatur, die sich dann weiter ausbreiten
Beginn allerdings später und Verlauf weniger schnell progredient
Progressive Muskeldystrophie - Diagnostik
Blutuntersuchung
Kreatinkinase im Serum↑↑ bei fast allen Betroffenen (auch bei 70% der Konduktorinnen)
Erste Diagnostik: Sensitiver Marker für die Muskeldystrophien
DNA-Diagnostik: In bis zu 90% Nachweis von Mutationen im Bereich des Dystrophin-Gens
Aufwendigere Diagnostik, wenn statt der üblichen Deletionen Punktmutationen verantwortlich sind
Neurophysiologie: Elektromyogramm → Myopathisches Muster (niedrigamplitudig, verkürzte Potenzialdauer), Fibrillationen
Muskelbiopsie: (Immun‑)Histologisch
Alle Dystrophien: Kaliberschwankungen, Nekrosen, binde- und fettgewebiger Umbau, zentral gelegene Kerne
Differenzialdiagnostische Unterscheidung
Fehlender Nachweis von Dystrophin (Typ Duchenne) oder Restnachweis (Typ Becker) mittels Anti-Dystrophin-Antikörpern
Verminderung der Protease Calpain 3 bei LGMD
Progressive Muskeldystrophie - Therapie
Kortison
Verbesserung Beweglichkeit und pulmonale Funktion, Verlust Gehfähigkeit
Gentherapie
Prinzip: funkt. Dystrophin erhöhen
Ataluren (zugelassen)
Eteplirsen
Golodirsen
wichtig:
Physiotherpaie
interd.Bhdlg
psychosoziale Betreuung
Letalität: resp. oder kardiale Komplikationen
Systemische Manifestationen DM1/DM2
Augen - Katarakt>90%
Herz - DM1 >90% vs DM2
Glatte M.: Obstipation, Schwangerschaftskomplikation
Endokrinium Stirnglatze, gest.Glucosetoleranz,test.Atrophie und Impotenz, Hypothyreose, Hyperhidrosis
ZNS: kognitive Defizite, Hypersomnie
Myotone Dystrophie: Therapie
keine kausale Therapie!
PT, Hilfsmittelversorgung
Bdhgl Begleiterkrankungen (Diabetes, Hormonsubst.,Herzrhythmusstörungen, Herzins.,CMP, Katarakt)
Myotonie (bei schwerer Symptomatik, EKG Kontrollen, off label)
Mexiletin
Propafenon - Antiarrhyth.
Flecainid
Lamotrigin (2.Wahl)
Carbamazepin (2.Wahl) - Antiepil.
Phenytoin (2.Wahl)
Kreatinmonohydrat (bei Schmerzen DM2)
cave: depol. Muskelrel. bei Narkose
Nicht dystrophische Myotnie
“Kanalerkrankungen”
Myotonia congenita (MC)
Chloridkanal (Repolarisation)
Paramyotonia congenita, Myotonia fluctuans
Myotonia permanens, …
Natriumkanal (Übererregbarkeit)
Andersen-Tawil-Syndrom
Kaliumkanal
Myositiden
autoimmunvermittelt
Dermatomyositis
Polymyositis
Einschlusskörpermyositis
nekr.Myositis
Myositiden bei Systemerkrankungen (Overlap-Syndrome bei Kollagenosen)
Erregerbedingt (viral, parasitär, bakteriell, mykotisch)
Sonderformen (eosinophil, granulomatös)
klassisch:
Myalgien, etvl proximale Schwäche
deutliche CK erhöhung, BSG
EMG:path. Spontanaktivität und myopathisches Muster
dann:
muskelsono ode MRT
Biospie!
Dermato - vs Polymyositis : Therapie
Immunsuppression 1-3 Jahre
Prednisolon (oral, ggf Methylprednisolon iv)
Kortisoneinsparung: Kombi mit Azathioprin oder MTX
ggf Immunglobuline (bei Therapieversagen)
Cyclophosphamid, Ciclosporin A, Mycophenolatmofetil, Tacrolimus, Rituximab
Prognose: 40% Remission, 43% Verbesserung
(Einschlusskörpermyositis; Steroide ohne Effekt, evtl Immunglobuline)
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