Welchen Beitrag zur Gedächtnisforschung tätigte Aristoteles?
Von ihm stammen die Grundannahmen des Assoziationsprinzips beim Einprägen neuer Gedächtnisinhalte.
Wann entstand die experimentelle Gedächtnisforschung als neue Forschungsdisziplin?
Ende des 19. Jhd.
Wann etablierte sich in der Psychologie das Drei-Speicher-Modell?
Nach der kognitiven Wende in den 1960er/1970er Jahren.
Mit welchen anderen Teildisziplinen der Psychologie ist die allgemeine Gedächtnisforschung verknüpft?
Die wichtigsten Nachbardisziplinen innerhalb der Psychologie sind die Aussagepsychologie, die die Richtigkeit von Gedächtniserinnerungen vor Gericht analysiert, sowie die Neuropsychologie.
Zusammen mit der Medizin und den kognitiven Neurowissenschaften untersucht sie den Zusammenhang zwischen Gedächtnis, Gehirn und neurologischen Krankheiten.
Zwischen welchen Sparten des Gedächtnisses unterscheidet die Alltagssprache?
Leistung: Namensgedächtnis, Zahlengedächtnis, Gesichtergedächtnis, Ortsgedächtnis.
Wie werden Objekte der Umwelt im Gedächtnis gespeichert?
Als unterschiedliche Formen: Zeichen (Zahlen), Symbole (Gesichter), Worte (Namen), Bilder (Orte).
Nenne eine zentrale Funktion eines gesunden Gedächtnisses:
Würde alles, was wir täglich wahrnehmen und erfahren, dauerhaft in unserem Gedächtnis abgespeichert werden, triebe es uns in den Wahnsinn. Innere Reize würden uns überfluten und vehement sowie permanent auf Entäußerung und Reproduktion drängen. Deshalb ist die Selektion eine zentrale Funktion eines gesunden Gedächtnisses: das Filtern beim Wahrnehmen und Einprägen ebenso wie beim Erinnern und Reproduzieren.
Nenne die fünf Funktionen des Gedächtniserlebens:
Etwas wahrnehmen, einprägen, abspeichern, erinnern und reproduzieren.
Nenne zwei Metaphern für das Gedächtnis:
„mein Gedächtnis ist wie ein Sieb“ enthält eine negative Bewertung der Speicherfähigkeit = Bild des menschlichen Gedächtnisses, das dieses als einen Behälter zur Aufbewahrung sieht. Eine Box, in der Elemente gelagert werden, ist ein prominentes Gedächtniskonzept unter Laien.
„Dieser Mensch hat wohl ein fotografisches Gedächtnis!“ = Lob der Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses eines Menschen. Damit wird implizit ein zweites Gedächtniskonzept angesprochen: das Gedächtnis als inneres Abbild einer äußeren Situation. Das perfekte Gedächtnis gleicht in der Alltagsperspektive einem foto- oder videografischen Aufnahmegerät, das eine detailgetreue Reproduktion vergangener Situationen enthält. Schaut man sich eine Aufnahme nach einergewissen Zeit erneut an, ist von den festgehaltenen Details alles erhalten.
Sieb und Fotografie, diese beiden Metaphern des Gedächtnisses adressieren vor allem das Einprägen und Speichern.
Was ist die bevorzugte Forschungsmethode der Allgemeinen Psychologie?
Das naturwissenschaftliche Experiment.
Wer gilt als der Begründer der experimentellen Gedächtnisforschung?
Psychologe Hermann Ebbinghaus
Womit experimentierte Ebbinghaus?
Mit Reihen von sinnlosen Silben, die er sich einprägte und in verschiedenen Zeitabständen immer wieder aufs neue Reproduzierte. Die Anzahl der richtig reproduzierten Silben zu verschiedenen Zeitpunkten notierte er. Auf diese Weise ermittelte er seine Vergessenskurve, die die Abnahme der Reproduktionsleistung über die Zeit dokumentierte.
Seit wann gehört die experimentelle Gedächtnispsychologie zur Allgemeinen Psychologie?
Seit Ebbinghaus.
Was beinhaltet die kognitive Wende in der Psychologie (1960)?
Erlebtes und Gedachtes als subjektive Bewusstseinsphänomene werden in den Analysefokus aufgenommen. (Vorher: nur das naturwissenschaftliche Experiment).
Welche neue einflussreiche Richtung etablierte sich ab 1970 in der Gedächtnispsychologie?
Die autobiographische Gedächtnisforschung.
Womit arbeitet die autobiographische Gedächtnisforschung?
Vor allem mit qualitativen Daten als Quellen subjektiven Erlebens und Reproduzierens, wie z.B. biographische Erzählungen und Tagebuchaufzeichnungen.
Wie arbeitet die Mehrzahl gedächtnispsychologischer Studien in Psychologie, Medizin und Neurowissenschaften?
Quantitativ-experimentell
Welche sind die Hauptdisziplinen der modernen humanwissenschaftlichen Gedächtnisforschung?
Interdisziplinär und integrativ: Psychologie, Medizin, kognitive Neurowissenschaften, Biologie, Soziologie.
Welche psychologischen Disziplinen befassen sich forschungssystematisch mit Gedächtnisphänomenen?
Allgemeine Psychologie, Pädagogische Psychologie (Gedächtnisleistungen im Kontextschulischen Lernens und Lehrens), Klinische Psychologie, Neuropsychologie, Rechtspsychologie.
Wofür steht INVO?
Individuelle Voraussetzungen erfolgreichen Lernens.
Erläutere das Kozept der INVO-Modells:
Hasselhorn und Gold, Professoren für Pädagogische Psychologie, präsentieren das Modell optimaler Informationsverarbeitung (INVO-Modell), das zugleich ein Modell perfekten Lernens ist. Verschiedene Zahnräder müssen beim Lernen bei Schülern ineinandergreifen, soll der Lernstoff im Gedächtnis bleiben.
Rechter Teil:
Aspekte der Persönlichkeit und wird nicht besprochen.
Linker Teil:
Beinhaltet kognitive Gedächtnisprozesse:
Kurzzeit- bzw. Arbeitsgedächtnis wirkt zugleich als Filter, Puffer und Beschleuniger des aufgenommenen Lernstoffes. Strategien sind die Lern- und Gedächtnisstrategien beim Einprägen neuer Lernstoffe. Metakognitive Regulationen beinhalten die gedankliche Steuerung, Überwachung und Bewertung der angewendeten Lern- und Gedächtnisstrategien.
Schließlich müssen Lernende sich an ihr Vorwissen zu einem Thema erinnern, soll neuer Lernstoff im Gedächtnis optimal „andocken“.
Als was gilt Sigmund Freud?
Begründer der Psychoanalyse und Pionier der Psychiatrie und Psychotherapie.
Wie definierte Freud die Ursache von psychischen Störungen?
Traumatisch wirkende frühkindliche Ereignisse und Erlebnisse, die verdrängt wurden, also aus dem Gedächtnis getilgt wurden.
Woraus besteht seit Freud eine tiefenpsychologische Psychotherapie?
Aus dem bewussten Erinnern und emotionalen Durcharbeiten biografisch früher Erlebnisse. Das erneute Durchleben verdrängter und abgespaltener Emotionen soll psychische Gesundung ermöglichen.
Was ist Psychoanalyse als Therapie?
Individuelle Erinnerungsforschung.
Wann entstand die Forensische Psychologie?
Um das Jahr 1900 als Subdisziplin der Psychologie.
Was untersucht die Forensische Psychologie?
Genauigkeit und Glaubwürdigkeit von Aussagen in juristischen und polizeilichen Ermittlungen, Anhörungen und Prozessen.
Wie beschrieb der deutsche Psychologe William Stern die Unsicherheit und Fehleranfälligkeit von subjektiven Wahrnehmungen und Erinnerungen?
Zu Beginn des 20. Jhd, nach Experiment, in dem ein unangekündigter Übergriff inszeniert wurde und zehn Jurastudenten als Zeugen befragt wurden, wobei keinem eine fehlerfreie Darstellung des Tathergangs gelang. Zitat: „Die fehlerlose Erinnerung ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme“.
Was untersucht die Medizin in der Gedächtnisforschung?
Seit Mitte des 19. Jhd:
Gedächtnisausfälle und Gedächtnisstörungen (Amnesien) von Menschen.
Worin hat die Neuropsychologie eine Schlüsselrolle?
Amnesieforschung, Diagnostik und Therapie von Patienten mit Gedächtnisausfällen.
Wie beschreibt die Medizin die Ursache von Amnesien?
Als Folge psychiatrischer, neurologischer und organischer Erkrankungen
Wie beschrieb der Schweizer Psychiater Eugen Bleuler Gedächtnisausfälle?
Als Begleitsymptome einer schizophrenen Erkrankung, die mit einer vorzeitigen geistigen Desorientierung bzw. Demenz einhergeht (Basierend auf der psychiatrischen Krankheitslehre von Emil Kraepelin, welche die deutschsprachige Psychiatrie um 1900 dominierte).
Wie erweiterte sich die medizinische und neuropsychologische Gedächtnisforschung im 20.Jhd?
Durch die Untersuchung von Unfallopfern.
Wie charakterisieren sich diverse Formen von Demenz?
Durch Beeinträchtigungen des Gedächtnisses:
Anfangs fallen Außenstehenden Ausfälle des kurzfristigen Gedächtnisses auf. z.B. keine Erinnerung an den vorherigen Tag.
Fortgeschrittener schwerer Krankheitsverlauf:
Störungen des Langzeitgedächtnisses und autobiografischen Gedächtnis.
Was kann ebenfalls zu Gedächtnisausfällen führen?
Kopfverletzungen (Stürze, Gewalt, Unfälle).
Folge: schwere Schädel-Hirn-Trauma
Erkläre den Begriff anterograder und retrograder Amnesie:
Anterograde Amnesie:
Individuell unterschiedliche Zeitphase vor dem Trauma kann von Betroffenen nicht erinnert werden.
Retrograde Amnesie:
Fähigkeit des Einprägens und Behaltens neuer Sachverhalte ist nach dem Unfall über einen längeren Zeitraum deutlich eingeschränkt.
Welche Disziplinen verbindet die moderne Gedächtnisforschung?
Biologie und kognitive Neurowissenschaften
Beschreibe das Gedächtnisexperiment des Wiener Zoos im Jahre 2019:
Schildkröten lernten, dass sie belohnt werden, sobald sie in einen blauen Ball bissen. Neun Jahre später wussten die Schildkröten sofort was zu tun ist, als der Ball zugespielt wurde. Forscher schlossen daraus, dass Schildkröten über ein visuelles Langzeitgedächtnis verfügen.
Was ist bei Menschen im Gegensatz zu Tieren nicht erlaubt?
Elektrische Hirnstimulationen oder Operationen mit der Entfernung von Hirngewebe zur Untersuchung von Gedächtnisphänomenen.
Verfügen Tiere über ein Gedächtnis?
Ja, besonders Säugetiere
Was hat die Soziologie bezüglich der Gedächtnisforschung beigetragen?
Differenzierte Theorien zum menschlichen Gedächtnis: Schlüsselkategorien sind kommunikatives und kollektives Gedächtnis.
Erläutere den Begriff kollektives Gedächtnis:
Das kollektive Gedächtnis bildet den sozialen Rahmen für individuelle Gedächtnisprozesse. Gesellschaftliche und politische Aufbereitungen vergangener Ereignisse schaffen einen Raum öffentlichen Erinnerns. Sie aktivieren das individuelle Gedächtnis. Die Gedächtnisforschung spricht von Hinweisreizen.
Wozu trägt das Fehlen öffentlicher Hinweisreize bei?
Das fehlen öffentlicher Hinweisreize trägt dazu bei, dass Persönliche Erlebnisse allmählich aus der Erinnerung verschwinden.
Welches Prinzip wohnt dem menschlichen Gedächtnis inne?
Der spontane Zerfall von Inhalten. Nicht gebrauchte und nicht durch äußere Einflüsse stimulierte Gedächtnisinhalte verschwinden.
Worauf beruht das kollektive Gedächtnis unserer Gesellschaft?
Auf öffentlichen und medialen Kommunikationsprozessen.
Beschreibe den Begriff kommunikatives Gedächtnis:
Worüber immer gesprochen wird (Medien, besondere Rollen) wird zum Teil des allgemeinen Gedächtnisses einer Gesellschaft oder Gemeinschaft. Daran orientiert sich auch das Gedächtnis des Einzelnen.
Welche Gedächtnismodelle standen am Beginn der Gedächtnisforschung in der A P?
Assoziationsmodelle
Welcher Meinung waren Assoziationstheoretiker in Philosophie und Psychologie?
Die Koppelung von Elementen des Bewusstseins finden bereits beim Einprägen in der sinnlichen Wahrnehmung statt: Hier wirken Verknüpfungsprinzipien, welche neu aufgenommene Elemente nach Ähnlichkeit (Similanz), Gegensatz (Kontrast), Schnittmengen in Zeit und Raum (Kontiguität) und Zusammenhang (Kohärenz) zusammenfassen. Diese Prinzipien funktionieren gemäß einer inhärenten Sachlogik und richten sich sinnliche und inhaltlich nach den aufzunehmenden Informationen.
Weshalb experimentierten viele damalige Gedächtnisforscher mit sinnlosen Silben?
Man wollte die Abhängigkeit der sinnlichen Auffassung vom äußeren Bedeutungsinhalt der Umweltreize ausschalten, um, ähnlich wie bei physiologischen Parametern, objektive Leistungsdaten zu erhalten, die als naturwissenschaftlicher bzw. medizinischer Indikator die Kapazität des menschlichen Gedächtnisses abbildet. Durch sinnlose Silben konnte die Menge der von den Personen eingeprägten Silben quantifiziert werden und mit der Anzahl der danach reproduzierten Silben verglichen werden (Ebbinghaus).
Was war die Grundfrage in den Experimenten von Ebbinghaus?
Wie hängen das erstmalige Einprägen, Behalten und wiederholte Einprägen des gleichen Lernstoffes mit dem Faktor Zeit zusammen?
Was entdeckte Ebbinghaus bei seinem Selbstexperiment?
Die Zeitersparnis bei erneutem Lernen der gleichen Reihe von Silben nimmt von Durchgang zu Durchgang zu.
Erläutere die von Ebbinghaus so bezeichnete Ersparnismethode:
Die Ersparnismethode misst die Zeitersparnis beim Lernen einer Liste von Elementen, die zuvor mindestens einmal gelernt wurden.
Was weist Ebbinghaus in der von ihm so bezeichneten Vergessenskurve nach?
Der quantitativ größte Anteil des Vergessens tritt in den ersten zehn Stunden nach dem Einprägen auf. Danach wird der Effekt des Vergessens in den nächsten Tagen schwächer. Die Vergessenskurve schwächt ab.
Durch welchen Faktor wird Vergessen geprägt?
Zeit: Je länger das Eingeprägte zurückliegt, umso mehr verblasst es.
Was ist die erfolgsträchtigste Strategie beim Einprägen?
Wiederholen: Umso öfter eine Liste von Elementen zum Einprägen durchgegangen wird, umso stärker prägt sie sich ein.
Erläutere Ebbinghaus‘ Gesamtzeit-hypothese:
Linearer Zusammenhang zwischen der Anzahl der Wiederholungen und der Gedächtnisleistung 24h später:
Je häufiger eine Lernliste wiederholt wird, desto besser werden Lernen und Reproduktion einen Tag später.
Wer war zweiter Pionier der experimantalpsychologischen Gedächtnisforschung im deutschen Sprachraum?
Adolf Lothar Jost
Was war für Jost wie für Ebbinghaus der wichtigste Leistungsparameter des Gedächtnisses?
Der Zeitaufwand des Einprägens bis zur fehlerfreien Reproduktion.
Nenne die Zwei Jostschen Sätze:
1. „Sind zwei Assoziationen von gleicher Stärke, aber verschiedenem Alter, so hat für die ältere eine Neuwiederholung größeren Wert“ (Das, was früher eingeprägt wurde, wird bei Wiederholungen fester im Gedächtnis verankert als das danach Gelernte).
2. Sind zwei Assoziationen von gleicher Stärke, aber verschiedenem Alter, so fällt die ältere in der Zeit weniger ab.
(Ableitung: Verteiltes Lernen ist für Gedächtnis und Reproduktionsleistungen im Allgemeinen besser als massiertes Lernen).
Wer war Edward Thorndike und welche Experimente führte er durch?
Er war ein Amerikanischer Psychologe, und gilt in der Erforschung von Lernen und Gedächtnis als Vorläufer des Behaviorismus. Er Experimentierte mit niederen Säugetieren, die ein bestimmtes Verhalten zeigen müssen, um an Futter als Belohnung zu gelangen. Das Experiment folgte dem Trial Error Prinzip: Thorndike sperrte eine Katze in einen Käfig, dessen Tür das Tier nur über einen verdeckten Mechanismus öffnen konnte, um an das Futter zu gelangen. -> Bei den folgenden Versuchsdurchführungen verkürzt sich die Zeit, um den Mechanismus zu öffnen.
Was unterstellte Thorndike ähnlich wie Assoziationspsychologen zu Erklärung von Gedächtnisleistungen?
Ähnlich wie die Assoziationspsychologen postulierte Thorndike zur Erklärung von Gedächtnisleistungen einfache assoziative Verknüpfungen.
Erläutere das von Thorndike ernannte Gesetz des Effektes (law of effect):
Die Verknüpfung von Handlungen (Türöffner drücken) und Belohnung (Futter) wird durch wiederholtes Anwenden verstärkt, durch Nichtgebrauch dagegen geschwächt (vergessen).
Was berücksichtigten Behavioristen und Assoziationspsychologen nicht?
Aspekte der Bildung neuer mentaler Konzepte beim Einprägen oder der Transfer des Gelernten auf neue Situationen in Reproduktionen wurden überhaupt nicht berücksichtigt.
Definiere den Begriff Mentale Konzepte:
Das sind abstrakte Ideen oder allgemeine Begriffe, die im Denken vorkommen. Sie organisieren das Erkennen und Lernen neuer Inhalte. Neues wird bekannten Konzepten zugeordnet.
Was formulieren nach dem ersten Weltkrieg als erste Psychologen die Vertreter der Würzburger Schule der Denkpsychologie?
Das Gedächtnis besteht nicht allein aus dem direkten Verhältnis von mechanischem Einprägen und simplem Reproduzieren.
Sie betonten damit die Komplexität des Gedächtnisses und die Notwendigkeit,prozesse der Verarbeitung, Organisation und Wiederherstellung zu berücksichtigen.
Wer waren die bekanntesten Mitglieder der Würzburger Schule der Denkpsychologie?
Karl Bühler und Oswald Külpe.
Was besagte die philosophische Phänomenologie von Edmund Husserls?
Intentionalität - (Ausrichtung menschlichen Bewusstseins auf die zu lernenden Stoffe) sind entscheidend für das Lernen.
Was erforschte die Würzburger Schule zu Beginn des 20. Jhd?
Die Würzburger Schule erforschte zu Beginn des 20. Jahrhunderts Bewusstseinsphänomene beim Lernen komplexer Sätze.
Sie verwendeten bedeutungshaltiges Versuchsmaterial statt sinnloser Silben. Ihre Methode bezeichneten die Würzburger Psychologen als Introspektion (systematische gedankliche Innenschau).
Allerdings hatte die Würzburger Schule kein explizites Gedächtniskonzept. Stattdessen Hervorhebung notwendigen Wissens bzw. Vorwissen der Untersuchungsperson.
Definiere den Begriff Phänomenologie:
Die Phänomenologie geht als Erkenntnislehre von den Bewusstseinsphänomenen bzw. inneren Bildern von Menschen als Erkenntnisgrund aus und nicht von äußeren Reizen wie die Physik und die Physiologie.
Definiere Wissen:
Unter Wissen versteht man die in seinem Bewusstsein verfügbare Substanz aller seiner Erfahrungen, soweit diese im Gedächtnis Spuren hinterlassen haben.
Welche sind die pragmatischen Funktionen des Wissens?
Die Gesamtheit des Wissens beeinflusst psychische und physische Handlungen einer Person. Wissen ermöglicht Situationsadäquates Denken und Handeln im Alltag.
Worauf greift die Aneignung neuen Wissens zurück?
Auf das von der Gesellschaft bereitgestellte Wissen. (Besondere Rolle: Wissenschaften)
Was ist der gesellschaftliche Auftrag der Wissenschaften?
Wissensproduktion und die Bereitstellung intersubjektiv gültigen Wissens für gesellschaftliche und individuelle Zwecke.
Was ist der Speicherungsort des Wissens?
Das Gedächtnis.
Erläutere den Zusammenhang von Wissen und Gedächtnis:
Wissen und Gedächtnis sind zwei psychologische Phänomene, die sich im subjektiven Erleben überlappen. Speicherort des Wissens ist das Gedächtnis. Gedächtnis ist philosophische und psychologisch das ältere Konzept (Epikur). Was als Wissen von einer Person reproduziert und angewendet wird, das muss in ihr vorhanden bzw. gespeichert sein.
Was ist der psychologische Unterschied zwischen Wissen und Gedächtnis?
Wissen wird in der Regel als eine bewusste, mentale Repräsentation von Begriffen, Themen oder Gegenständen beschrieben.
Gedächtnis wird als Behälter aufgefasst, in das Elemente eingefügt und gelagert werden.
Erinnerungs- und Reproduktionsprozesse führen dazu, dass die Elemente aus dem Gedächtnis abgerufen werden und im Bewusstsein auftauchen (meistens wird Wissen unbewusst erinnert, angewandt und aktualisiert).
Wie wird das LZG von Wissenschaftler aufgefasst?
Als zentraler Speicher des Gelernten.
Aus welchen Komponenten besteht das in der Allgemeinen Psychologie dominierende Modell des menschlichen Gedächtnisses?
Drei Komponenten = Drei-Speicher-Modell.
Welche unterschiedlichen Funktionen begreifen die drei Komponenten des Drei-Speicher-Modells?
UKZG:
Filtern der über die sinnliche Wahrnehmung in das Bewusstsein einströmende Reize
KZG:
Steuert das bewusste Einprägen neuer Informationen
LZG:
dauerhafte Speicherung
Wer erfand das Drei-Speicher-Modell?
US-amerikanischen Psychologen Atkinson und Shiffrin.
Wieso wird das Atkinson-Shiffrin-Modell auch als modales Gedächtnismodell bezeichnet?
Da beim Filtern und Einprägen im UKZG und KZG nach den drei Sinnesmodalitäten Sehen, Hören und Tasten unterschieden wird.
Wonach orientiert sich das Dreispeicher Modell?
Es orientiert sich an den Psychologischen Basisfunktionen Wahrnehmung, Filtern, Einprägen, Speichern und Abrufen.
Definiere den Begriff Topologische Zugang:
Der Topologische Zugang sucht nach Feldern von Gedächtnisspuren in Regionen des Gehirns. Bei einem anatomischen Zugang werden konkrete Strukturen im Gehirn auf neuronaler Ebene untersucht und versucht, diesen Gedächtnisfunktionen zuzuordnen.
Womit beschäftigten sich die Psychologen und Gedächtnisforscher Hans Markowitsch und Endel Tulving?
Mit dem Hippocampus als wichtige anatomischen Basis für Gedächtnisleistungen.
Wie funktionieren das Wahrnehmen, Lernen und Einprägen neuer Informationen aus allgemeinpsychologischer Sicht?
Gemäß dem Dreispeicher Modell hat es eine zeitliche Struktur. Alles beginnt im UKZG. Durch Prozesse der Selektion und des Filterns gelangen einige wenige Inhalte in das KZG. Bewusste Prozesse des Einprägens (Lern- und Gedächtnisstrategien) sowie Motivation und Interesse entscheiden darüber, was letztendlich zur dauerhaften Speicherung in das LZG aufgenommen wird.
Worum handelt es sich im UKZG?
Das UKZG ist keine Speicherfunktion, sondern ein weitgehend unbewusster Vorsortierungs- und Nachwirkungsprozess in den Sinnesmodalitäten und im Bewusstsein.
Was setzt in jedem Organismus die Rahmenbedingungen für die Auswahl dessen, was aus den eingehenden Sinnesdaten in das Bewusstsein gelangt?
Die Bewegung der Körperorientierung, Aufmerksamkeit und Konzentration.
Was ist die Ausgangsbasis für die Prozesse des bewussten Einprägens im KZG?
Die Sinnesauswahl
Welche weiteren Bezeichnungen erhält das UKZG?
Sensorisches Register, sensorischer Puffer, ikonischer bzw. echoischer Speicher.
Wie lange ist die Verweildauer der neuen Inhalte im UKZG?
Wenige Sekunden.
Auf welche Studien geht das wissenschaftliche Konzept des UKZG zurück?
Auf Studien des amerikanischen Psychologen George Sperling. Dieser fand in Experimenten heraus, dass Menschen Buchstabenreihen, die ihnen ganz kurz auf einer Tafel gezeigt werden, nicht vollständig wiedergeben können.
Welchen Selbstversuch schlägt Psychologe Hellmuth Benesch vor, um sich die Funktionsweise des UKZG zu vergegenwärtigen?
Der Versuchsleiter soll maximal 50 Millisekunden lang eine Tafel mit acht Buchstaben und mit einer Zahl mittels Lichtprojektor an eine Wand projizieren (oder ganz kurz eine Tafel im Blickfeld der Versuchsperson zeigen). Dies Versuchsperson muss die kuz gesehenen Zeichen aufschreiben. Mehr als drei Zeichen werden in der Regel nicht erinnert. Projiziert der Versuchsleiter aber nach der Tafel mit den neun Symbolen eine weitere, die ein Quadrat als Platzhalter für eines der neun Symbole enthält, so kann das Symbol, das an der gleichen Stelle auf der ersten Tafel war, richtig genannt oder aufgeschrieben werden. Ein ähnlicher Effekt ergibt sich, wenn der Versuchsleiter fragt, welche Zahl als einzige unter den Buchstaben war.
Wird das UKZG bewusst wahrgenommen?
Nein.
Wie lange beträgt die maximale Speicherungsdauer für die Inhalte Im KZG?
Benesch sagt 15 Sek, andere Psychologen 30 Sek.
Was war Thema vieler psychologischer Experimente?
Kapazität und Leistung des KZG.
Welchen Ansatz verfolgte der Psychologe George Armitage Miller?
Er verfolgte einen Informationstheoretischen Ansatz: Er errechnete, dass ein Mensch maximal sieben getrennte Informationseinheiten (egl Chunks), wie z.B. kurze Worte, im KZG bewusst präsent halten kann. Diesen Wert ist auch bekannt als Millersche Zahl.
Welche Auffassung bezüglich des KZG vertritt die empirische Psychologie heutzutage?
Die Kapazität des KZG wird durch das zu lernende äußere Reizmaterial wesentlich mitbestimmt. Da dies sehr unterschiedlich ist, variieren die Behaltens- und Reproduktionsleistungen enorm bei gleichem Stoffumfang und gleicher Lerndauer. Die Angabe einer allgemeinen Obergrenze für das KZG ist nicht sinnvoll. Die Millersche Zahl dient bestenfalls für die Grenze des Einprägens von Ziffernfolgen als Kapazitätsgrenze.
Welchen Beitrag tätigte der britische Gedächtnisforscher Alan Baddeley bezüglich des KZG?
Er bezeichnete es als Arbeitsgedächtnis, da es der Ort der bewussten Gedächtnisarbeit ist: Die vom UKZG kommenden Informationen werden im Arbeitsgedächtnis selektiert und mit Lernstrategien gezielt bearbeitet. Die Bearbeitung entscheidet, ob Lernstoff in das LZG gelangen und dort dauerhaft eingelagert werden. Zudem steuert es die bewussten Erinnerungen bei Reproduktionsleistungen.
Aus welchen drei Strängen der Informationsverarbeitung besteht das AG nach Baddeley?
Nach Baddely besteht das AG aus drei verschiedenen Strängen der Informationsverarbeitung, die parallel arbeiten und von einer Steuereinheit (zentrale Exekutive) gelenkt werden:
1) visuell-räumliche Notizblock,
2)episodischer Puffer,
3) phonologische Schleife.
Zu jedem der drei Stränge der Informationsverarbeitung passt ein Speicherungsmodus im LZG (visuelle, Semantik, Episoden, Sprache).
Beschreibe die phonologische Schleife des AG:
Aufgabe: Verarbeitung sprachlicher Informationen (phonetisch, visuell)
Lernstrategie: Wiederholung von Worten und Sätzen.
Phonologische Schleife: Inneres Nachsprechen und Nachklingen von Worten.
Beschreibe den visuell-räumlichen Notizblock des AG:
Der visuell-räumliche Notizblock arbeitet mit bildlichen Vorstellungen. Es geht darum, sich Situationen, Personen oder Gegenstände als Bild einzuprägen oder wiederzugeben. Dies passiert in visuellen Momentaufnahmen.
Ein Beispiel für Einprägungsleistungen, die auf dem visuell-räumlichen Notizblock basieren, sind bildliche Lernstrategien, wie die LOCI-Technik.
Beschreibe den episodischen Puffer des AG:
Der episodische Puffer ist der dritte Bereich der Informationsaufnahme im Arbeitsgedächtnis. Sie ermöglicht die dynamische Verarbeitung von Handlungs- und Situationssequenzen und deren Speicherung im LZG. Zudem sorgt der episodische Puffer bei der Speicherung im LZG für eine Verbindung bzw. einen Austausch zwischen den Sinnesmodalitäten Sehen und Hören. Informationen aus verschiedenen Sinnen werden als einheitliches Bild einer vergangenen Situation gespeichert.
Beschreibe die Zentrale Exekutive des AG:
Menschen steuern das bewusste Einprägen von neuen Informationen über kognitive Lernstrategien. Sie stimmen sich bewust auf anstehende Lernphasen ein und kontrollieren selbst Lernprozess und Lernerfolg. In der Gedächtnisforschung werden die bewussten, auf das Gedächtnis bezogenen geistigen Kontrollmechanismen als Meta-Gedächtnis und als Kontrollstrategien bezeichnet.
Was ergab sich aus der Revision des KZG von Beddely?
Es ergibt sich eine revidierte Fassung des Drei-Speicher-Modells. Es berücksichtigt zusätzlich die Rolle des KZG bzw. Arbeitsgedächtnisses bei Erinnerungen und Reproduktionen.
Definiere den Begriff Meta-Gedächtnis:
Das Meta-Gedächtnis ist das Wissen einer Person über ihr Gedächtnis und über die Strategien, es effektiv zu nutzen.
Was sind Interferenzen?
Interferenzen sind Hemmungen, die von einem Teil des Lernprozesses auf einen anderen wirken, sodass dessen Einprägung erschwert und Behaltens- bzw. Reproduktionsleistungen beeinträchtigt werden.
Beschreibe den Prozess der proaktiven bzw. retroaktiven Interferenz:
Proaktiv (nach vorne gerichtet):
Ein früherer Lernprozess unterdrückt einen späteren.
Retroaktiv (rückwärts gerichtet):
Ursprünglicher Lernprozess wird von dem neu erlernten Stoff gestört.
Was entdeckte Elias Müller bei Folgestudien zu den klassischen Experimenten Ebbingshaus‘?
Interferenzen: Trefferanzahl umso geringer, je größer die phonetischen Ähnlichkeiten beider Silben in der ursprünglichen Liste waren.
Erläutere den Wortassoziationstest:
Interferenzen wurden in der Psychologie ab 1900 aber zunehmend mit bedeutungshaltigen Versuchsmaterialien anstelle sinnloser Silben untersucht. In der Medizin hatte der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Wortassoziationstest entwickelt.
Dieser hatte Wortpaare zur Diagnostik psychiatrischer Krankheiten zum Inhalt. Das Paarassoziationslernen von Wortpaaren aus verschiedenen Listen zeigt prägnante Interferenzen, wenn die Listen semantisch variiert werden.
Was ist die Ursache von Interferenzen?
Als Ursache für Interferenzen werden sich überlagernde Einprägungs- und Speicherungsprozesse im KZG und LZG angenommen. Die neu aufzunehmenden Informationen können von den Personen nicht kategorial voneinander getrennt werden. Das erschwert den Speicherungsprozess.
Was ist die Ursache von Interferenzen aus assoziationspsychologischer Sicht?
In der klassischen Assoziationspsychologie wurden sich zeitlich oder semantisch überlappende Reize bzw. Assoziationen dafür verantwortlich gemacht.
Erläutere den Stroop-Effekt:
Ein Beispiel für eine gleichzeitige Interferenz beim Einprägen ist der von dem niederländischen Psychologen John Ridley Stroop entdeckte Stroop-Effekt.
Eines seiner Experimente zum Lernen waren Farbworte (schwarz, weiß, gelb, grün), die Versuchspersonen in jeweils einer von der Wortbedeutung abweichenden Farbe dargeboten werden. Diese sollten laut und schnell vorgelesen werden.
-> Einprägungen und Reproduktion fallen viel besser aus, wenn die Farbworte in einer mit Inhalt übereinstimmender oder identisch neutralen Farbe präsentiert werden. Interferenzen werden so stark reduziert.
Gedächtnispsychologisch kann die Vorgabe dieses Versuchsmaterial auch als visuelle Distraktion (Ablenkung) interpretiert werden. Die Aufmerksamkeit wird durch widersprüchliches Farbsignal absorbiert.
Wie werden in der modernen Gedächtnispsychologie Distraktionseffekte untersucht?
In der modernen Gedächtnispsychologie werden Distraktionseffekte überwiegend auditiv mit Störgeräuschen untersucht.
Erkläre den seriellen Positionseffekt:
Die Position von Elementen einer Liste (Serie) bestimmt die Häufigkeit bzw. Wahrscheinlichkeit des Behaltens und der Reproduktion eines Elements.
Primacy Effect: Anfang eines Textes/Films wird behalten.
Recency Effect: Ende wird behalten.
Was umfasst das LZG?
Alle verbalen, bildlichen, motorischen Inhalte, die für alle Arten von Behaltens-, Reproduktions-und Wiedererkennungsleistungen für Menschen im Alltag notwendig sind.
Das LZG ist der Wissenspeicher für biografische Lernerfahrungen.
Welche Bereiche werden in aktuellen psychologischen Modellen des LZG unterschieden?
Deklarativen und semantischen Wissen, Episoden und Bilder, Prozeduren, Unbewusstes, implizites Wissen.
Zusammengefasst:
• Deklaratives Wissen: Bewusst und verbalisierbar
• Semantisches Wissen: Fakten und allgemeines Wissen
• Episodisches Wissen: Persönliche Erlebnisse und Ereignisse
• Prozedurales Wissen: Wie man Dinge tut, motorische Fähigkeiten, oft implizit
• Unbewusstes Wissen: Informationen, die nicht bewusst zugänglich sind
• Implizites Wissen: Wissen, das unbewusst abgerufen wird
Beschreibe das integrative Gedächtnismodell des deutschen Neuropsychologen Boris Suchan:
Deklaratives und semantisches Wissen:
Dieser Gedächtnisbereich umfasst das Verbale und Begriffliche. Es geht um die richtige Benennung und Kenntnis von Dingen, Personen und Fakten. Ein Beispiel ist das explizite Wissen (Deutsche Hauptstadt ist Berlin). Die Wissensmodelle der AP beziehen sich in erster Linie auf deklaratives Wissen.
Episoden und Bilder:
Besondere Erlebnisse und Erfahrungen werden als mentales Bild der vergangenen Situation gepeichert. Komplexe Bilder und individuelle Erfahrungen werden gespeichert.
Prozeduren:
Autofahren, Schwimmen, Bewerbungsgespräch. Viele Motorische und kommunikative Verhaltensweisen wurden systematisch eingeübt und im Gedächtnis gespeichert. Diese Prozeduren sind jederzeit abrufbar. Ihre Anwendung erfolgt größtenteils automatisiert.
Die Anwendung dieser Prozeduren geschieht nicht als Erinnerung, sondern mit der Antizipation der Anwendung.
Impliziertes Wissen:
Dieses ist ein nicht verbalisiertes, im Alltag im Hintergrund wirkendes Wissen. Als wissenschaftliches Konzept geht es zurück auf den Philosophen Michael Polany. Er entdeckte, dass Menschen im Alltag Gesichter Wiedererkennen ohne zu wissen wie.
Implizites Wissen schwingt in Wahrnehmung und Denken beim Handeln im Alltag mit. Zugriff und Reproduktion sind ohne bewusste Anstrengungen möglich.
Implizites Wissen verbessert sich mit zunehmender Erfahrung und Expertise.
Ein psychologisch ähnliches Phänomen ist das Priming: Ein implizierter Gedächtnisinhalt bricht sich im Bewusstsein Bahn, wenn er durch einen passenden Reiz stimuliert wird. (z.B. hört eine Person die Anfangstöne eines Musikstücks und weiß sofort, was folgt.
Konditionierung:
Dauerhafte Verbindungen im LZG zwischen eingeprägten Inhalten durch wiederholte Assoziationen oder Lernen durch Belohnung bzw. Bestrafung.
1. Deklaratives und semantisches Wissen:
• Deklaratives Wissen: Dies bezieht sich auf explizites Wissen, das bewusst abgerufen und erklärt werden kann, wie Fakten oder Ereignisse.
• Semantisches Wissen: Teil des deklarativen Wissens, das sich auf allgemeines Wissen über die Welt, Konzepte und Beziehungen zwischen Wörtern und Objekten bezieht.
2. Episoden und Bilder:
• Episodisches Wissen: Dies umfasst spezifische persönliche Erfahrungen und Ereignisse, die an bestimmte Zeitpunkte und Orte gebunden sind.
• Bilder: Visuelle Repräsentationen von Erinnerungen oder Szenen, die im Gedächtnis gespeichert sind.
3. Prozeduren:
• Dieses Wissen bezieht sich auf Fähigkeiten und Techniken, die durch Übung erlernt wurden, wie z.B. das Spielen eines Musikinstruments oder das Fahren eines Autos.
4. Implizites Wissen (implizites Wissen):
• Dies ist Wissen, das nicht bewusst erinnert werden kann, aber dennoch das Verhalten und die Entscheidungen beeinflusst, wie z.B. die Fähigkeit, eine Aufgabe zu erfüllen, ohne darüber nachzudenken.
5. Konditionierung:
• Bezieht sich auf das Lernen durch Assoziation, wie z.B. bei klassischer oder operanter Konditionierung, bei der ein Verhalten durch Belohnung oder Bestrafung erlernt wird.
Wie wird in der heutigen hoch spezialisierten Gedächtnisforschung geforscht?
Mit quantitativen Experimenten.
Forscher konzipieren Methoden nach dem Dreispeicher Modell.
Beschreibe die Brown-Peterson Aufgabe:
Gezielte Untersuchung des KZG bzw. Arbeitsgedächtnis.
Erste Untersuchung:
Untersuchungspersonen sollen eine Liste von sinnlosen Silben (unmöglichkeit kogitiver Lernstrategien), die aus drei Konsonanten (Triagramme) bestanden, auswendig lernen. Die Konsonanten-Tripel wurden jeweils 1 Sek lang gezeigt. Unmittelbar nach jedem Triagramm las der Experimentator eine Zahl vor, welche die UP in Dreierschritten laut rückwärts zählen sollen. Dann forderte der Exp. auf, die Silbenliste zu reproduzieren.
Nachfolgende Studie:
Zusätzliche Untersuchung, ob lautes Nachsprechen der zu lernenden Triagramme von der numerischen Ablenkungsaufgabe die Reproduktionsleistungen erhöht.
Ergebnis:
Die Anzahl, der von den Versuchspersonen richtig reproduzierten Silben nahm desto deutlicher ab, je mehr Zeit die Versuchspersonen für das Rückwärtszählen aufwenden mussten.
Interpretation:
Beleg für raschen Zerfall von Inhalten im KZG.
Peter-Brown-Aufgabe wurde in unzähligen Gedächtnisexperimenten mit diversen Versuchsmaterialien wiederholt.
Definiere den Begriff Distraktor:
Ein Distraktor ist in Gedächtnisversuchen ein ablenkender oder störender Reiz, der dem zu lernenden ähnlich ist, aber nicht gelernt bzw. reproduziert werden soll.
Weshalb ist die Unterscheidung von drei Speicherebenen für die neuropsychologische Gedächtnisdiagnostik von wert?
Sie möchte ein differenziertes Bild der Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses bei Patienten nach Traumen und bei neurologischen bzw. psychiatrischen Krankheiten zeichnen. So werden Therapie und Rehabilitation zielgenau.
Ist das Gedächtnis im Erleben der Menschen ein einheitliches System?
Ja.
KZG und LZG sind eng miteinander verflochten. Das UKZG erleben Versuchspersonen überhaupt nicht, es schwingt jedoch unbewusst bei der Konzentration auf Versuchsmaterial mit.
Was ist die Gemeinsamkeit diverser Gedächtnisstrategien?
Einprägung basiert auf Prinzipien der Konzeptbildung und Gruppierung.
Definiere Lernstrategien:
Lernstrategien sind gezielte Prozesse oder Aktivitäten, die darauf abzielen, lern- oder Behaltensziele zu erreichen. Sie gehen über die grundlegenden Schritte bei der Bewältigung einer Lernaufgabe hinaus und weisen zusätzliche Merkmale auf. Diese Strategien können entweder bewusst, absichtlich, spontan, selektiv, kontrolliert und/oder Kapazitätsbelastend sein oder werden bewusst angewendet.
Beschreibe kognitive Lern- und Gedächtnisstrategien, welche lernpsychologisch sinnvoll sind:
Mnemonische Strategien:
Sie helfen, neue Informationen im AG zu behalten. (Zum Beispiel mehrmalige innere Wiederholen beim Einprägen von Namen oder Telefonnummern).
Strukturierende Strategien:
Hier geht es darum, aus der Vielzahl von Informationen für das Verstehen und Behalten die relevanten herauszufiltern und aufeinander zu beziehen. (Schlüsselwortmethode Mais Mice Maus).
Generative Strategien (elaborierende Strategien):
Der Lernende fügt etwas dem Lernmaterial hinzu, was für sein tieferes Verständnis sorgt. (Analogien zu Elementen des neuen Lernstoffs, Eselsbrücken).
Erkläre die LOCI-Methode:
Neurowissenschaftler und Gedächtnisweltmeister Boris Konrad propagier/empfiehlt als erfolgreiche Mnemotechnik die LOCI Methode.
Bsp für generative Strategie: Einzuprägende Begriffe werden bewusst an eine geographische Sequenz von Orten gebunden, z.B. an einen häufig gegangenen Weg von zu Hause in die Stadt. Die Reproduktion aus der Erinnerung entspricht dem geistigen Abgehen dieses Weges.
Worum handelt es sich bei kognitiven Strategien/ Kontrollstrategien des Gedächtnisses?
Bei den kognitiven Strategien handelt es sich um solche des Einprägens, nicht des Abrufens aus dem LZG.
Nenne vier metakognitive Lernstrategien, die Lernprozesse steuern und kontrollieren:
Metakognitive Planung:
geistige Einstellung auf den Lernprozess (Planung des Einsatzes kognitiver Lernstrategien und die bewusste Antizipation der Lernhandlungen).
Metakognitive Überwachung:
gedankliche Begleitung des eigenen Lernweges und einer Selbstkontrolle der Konzentration und der kognitiven Lernstrategien.
Metakognitive Bewertung:
erfolgt nach Ende einer Lernsequenz (Wurde das Ziel erreicht?, War das eigene Lernhandeln effektiv?, Wurden kognitive Lernstrategien optimal umgesetzt?).
Metakognitive Regulation:
—> ist die Steuerung der ersten drei metakognitiven Lernstrategien.
Was bietet die optimale Informationsverarbeitung beim Lernen?
Gemeinsam mit den Lernstrategien des Einprägens sorgen die metakognitiven Strategien der Kontrolle für eine optimale Informationsverarbeitung beim Lernen.
Was sind die Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung metakognitiver Steuerung?
Die Voraussetzug, dass einer Person die metakognitive Steuerung gelingt, sind eine Reihe metakognitiver Kompetenzen, die auch als metakognitives Wissen bezeichnet werden.
Dazu gehört pädagogisches und psychologisches Wissen über Kernthemen des menschlichen Lernens (Konzentration, Informationsverarbeitung, Lernstrategien, Gedächtnisstruktur). Hierzu kommt idealerweise ein umfangreiches persönliches Erfahrungswissen zum Lernen.
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