Was ist Persönlichkeit?
Persönlichkeit = „die Gesamtheit aller Merkmale, die eine Person zeitstabil kennzeichnen und unverwechselbar machen“
Temperamentsmerkmale (z.B. Extraversion)
Fähigkeiten (z.B. Intelligenz)
Bedürfnisse
Einstellungen
Werthaltungen
Was ist ein Trait?
Trait = ein überdauerndes, mehr oder weniger zeitstabiles Merkmal einer Person, „Wesenszug“, Eigenschaft, Disposition, variiert interindividuell, ist zeitstabil und transsituativ konstant
z.B. eine Person wird fast immer/meistens als ängstlich wahrgenommen
Was ist ein State?
State = kurzfristiger Zustand, der stark durch die Situation bedingt und zeitlich begrenzt ist
z.B. eine Person empfindet in einer bestimmten Umgebung Angst
Sind Persönlichkeitsmerkmale traits oder states?
Persönlichkeitsmerkmale sind traits
gute Laune haben
state
Optimismus
trait
Hang zum Grübeln
vor Wut kochen
Impulsivität
Müdigkeit
Energie geladen sein
state oder trait
Wie entsteht Persönlichkeit?
Anlage vs. Umwelt (Nature-Nurture) Debatte:
Wird der Mensch mit einer Persönlichkeit & Eigenarten geboren?
oder
Wird Persönlichkeit „anerzogen“, bzw. entsteht sie aus Lebenserfahrungen?
Konsens in der Persönlichkeitspsychologie:
Persönlichkeit entsteht aus einer Wechselwirkung zwischen Person/Anlage und Umwelt
Beides bedingt interaktional die Entstehung von Persönlichkeit
Warum wird in Persönlichkeitsfragebögen häufig mit hypothetischen Situationen gearbeitet?
Persönlichkeit zeigt sich auch im jeweiligen Moment über eine Interaktion aus Person & Situation
Deswegen wird in Persönlichkeitsfragebögen häufig mit hypothetischen Situationen gearbeitet, zu denen Personen angeben sollen, wie sie reagieren würden
Was sind Risikofaktoren?
„Unter einem Risikofaktor wird eine Variable verstanden, die die Wahrscheinlichkeit (das Risiko) für eine bestimmte Erkrankung erhöht.“ (vgl. Franke, 2010)
Persönlichkeitsfaktoren, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken
Fokus auf (Persönlichkeits-)Faktoren, die negativ auf den Gesundheitszustand wirken
Sie stellen also ein Risiko für die Gesundheit dar, bzw.
machen Menschen anfälliger/vulnerabler für Gesundheitsrisiken
Z.B.: Risikoneigung, Impulsivität, Neurotizismus
Was sind personale Ressourcen/ Schutzfaktoren?
„...(mehr oder weniger) habitualisierte, d.h. situationskonstante, aber zugleich flexible gesundheitserhaltende und wiederherstellende Handlungsmuster sowie Überzeugungssysteme der Person, die differentialpsychologisch als Persönlichkeitskonstukte beschrieben werden.“ (Udris, 2006)
Persönlichkeitsfaktoren, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken
Sie wirken also gesundheitsförderlich, oder
Schützen, wie eine Art „Puffer“ vor Negativem/Schädlichem
z.B.: Resilienz, Dispositionaler Optimismus, Gewissenhaftigkeit
Welche Orientierungen von Persönlichkeitsmerkmalen kann man unterscheiden?
emotionsbezogene vs. kontrollorientierte Persönlichkeitsmerkmale
Was sind emotionsbezogene Persönlichkeitsmerkmale?
Emotionsbezogene Persönlichkeitsmerkmale
stehen in Zusammenhang mit dem Erleben von Emotionen und deren Regulation
z.B. Angstbewältigung: Weiß ich, wie ich mit Angstgefühlen cope und diese beeinflussen kann?
Was sind kontrollorientierte Persönlichkeitsmerkmale?
Kontrollorientierte Persönlichkeitsmerkmale
haben mit Kognitionen zu tun
stehen mit habituellen Erwartungen, Überzeugungen und Bewertungen in Verbindung
z.B. Optimismus: Welche Annahmen und Einstellungen habe ich? Was erwarte ich?
Modell der Bewältigungsmodi (MBM)
Wie gehen Menschen mit Angst machenden Situationen um? (Coping)
1. Vigilanz
Verstärkte Aufmerksamkeit hinsichtlich bedrohlicher Informationen und deren
Verarbeitung
Ziel: Unsicherheit/Angst durch intensive Auseinandersetzung abbauen
2. Kognitive Vermeidung
Bedrohliche Hinweisreize werden möglichst nicht verarbeitet
Ziel: Erregung/Angst zu reduzieren oder nicht weiter ansteigen lassen
-> Beide Konstrukt variieren unabhängig voneinander
Welche Bewältigungsmodi werden im MBM unterschieden?
Sensitizier
Represser
Modell der Bewältigungsmodi (MBM) - „Sensitizer“
„Sensitizer“
hohe Vigilanz + geringe Vermeidung
Um Erklärungen für Körpersignale, wie z.B. Schmerzen, zu finden wird intensiv nach Informationen gesucht, selbst beobachtet und Ärzte konsultiert
Modell der Bewältigungsmodi (MBM) - „Represser“
„Represser“
geringe Vigilanz + hohe Vermeidung
Körpersignale, wie z.B. Schmerzen, werden vermieden und bagatellisiert, wodurch notwendige Arztbesuche ggfs. unterlassen werden
Welche Aspekte führen zu hoher Ängstlichkeit?
Tendenz zu hoher Vigilanz + hoher Vermeidung geht hingegen mit hoher Ängstlichkeit einher
Was ist Hypochondrie?
Exkurs: Hypochondrie (Extreme Vigilanz/„Sensitizer“) = Krankheitsangststörung, Teil der somatischen Belastungsstörungen
Grundsymptome
Befürchtungen und starke Angst, an einer schweren Krankheit zu leiden
Aufwändiges Krankheitsverhalten
(z.B. Suche nach Krankheitszeichen, Sicherheit suchendes Verhalten durch bspw. erhöhtes Arztaufsuchen)
Geringe körperliche Symptome
Beschwerden können durch eine organische oder andere psychische Störung erklärt werden
→ Übermäßige, krankhafte Vigilanz für die eigenen Körpersignale → Extreme Informationssuche
→ Hyperfokus auf den eigenen Gesundheitszustand
Grundannahme - Wie beeinflusst Persönlichkeit die Gesundheit?
Persönlichkeit beeinflusst die Gesundheit indirekt durch Interaktion mit anderen Faktoren
Bestimmte Persönlichkeitseigenschaften führen zu bestimmten Folgen die wiederum die Gesundheit
beeinflussen
Verschiedene Wirkmechanismen & Pfade werden diskutiert
Wie beeinflusst Persönlichkeit die Gesundheit?
Mögliche Wirkmechanismen
Persönlichkeit wirkt über emotionale & kognitive Prozesse auf die Gesundheit
Eine genetische Prädisposition wirkt auf Persönlichkeit & Gesundheit
Persönlichkeit wirkt über Verhalten auf die Gesundheit
Persönlichkeit wirkt über das Verhalten bei und den Umgang mit Krankheit auf die Gesundheit
Persönlichkeit wirkt über Verhalten und die soziale Eingebundenheit auf die Gesundheit
Persönlichkeit wirkt über das Schaffen/Aufsuchen von Umgebungen auf die Gesundheit
Persönlichkeit wirkt über Verhalten auf die soziale Eingebundenheit auf die Gesundheit
Eine genetische Prädisposition wirkt auf/ bedingt Persönlichkeit & Gesundheit
Was ist eine koronare Herzkrankheit?
Persönlichkeit & Koronare Herzkrankheit
Hoher beobachteter Zusammenhang mit dem Typ-A Verhaltensmuster: (Friedmann & Rosemann, 1974)
Ausgeprägtes Konkurrenzverhalten & Ehrgeiz
Dauernde Leistungsüberforderung
Permanenter Zeitdruck
Mangelnde Geduld
Nutzung aggressiver und feindseliger Verhaltens- und Sprachformen
-> Feindseligkeit, als emotionsregulierendes Persönlichkeitsmerkmal, als Risikofaktor der koronaren Herzkrankheit
Feindseligkeit als Risikofaktor
Die Feindseligkeit als isolierter Faktor ist vermutlich relevanter (und auch besser erforschbar) als ein multifacettierter Persönlichkeits-Typus
Gefühl des Ärgers
Verstärkte psychophysiologische Aktivität auf hormoneller Ebene
Verstärkte Aktivierung des Sympathikus
Erhöhter Blutdruck
Steigende Cholesterinwerte
Negative Beeinflussung von Blutzucker und
Blutzuckergerinnung
Verhärtung des Gewebes der Herzkranzgefäße
Idee des Typ-C-Modells
Idee des Typ-C-Modells (C für Cancer; Themoshok, 1987)
Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft
Geselligkeit
Perfektionismus
Duldsamkeit & Anspruchslosigkeit
wenig Durchsetzungskraft
Rigide Abwehrmechanismen
Nachgiebigkeit gegenüber Autoritäten
bemüht, Ärger zu unterdrücken & harmonische Atmosphäre herzustellen
Gefühle von Hilfs- und Hoffnungslosigkeit entstehen durch Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse
Krankheitsentstehung und –verlauf sind nach diesem Konzept von einem Zusammentreffen spezieller psychosozialer Einflussfaktoren bestimmt
Forschungslage des Typ-C-Modells
Richtung der Kausalität
Werden Menschen krebskrank weil sie diese Persönlichkeit haben?
Ist die Persönlichkeit eine Reaktion auf eine schon im Fortschreiten begriffene Krebserkrankung?
Empirisch ist der Typ-C nicht belegt
Die Merkmale sind vermutlich nicht vollkommen irrelevant für Krebserkrankungen, aufgrund einer mangelnden Belegbarkeit der Kausalrichtung und auch der Zusammenhänge so jedoch nicht als Erklärung nutzbar
Typ-1 Persönlichkeit (Grossarth-Maticek & Eysenck, 1988)
Ausdruckshemmung
Ich-bezogene Bedürfnisse
Betonung von Verlusterlebnissen
Unterdrückung von Gefühlen
Abhängigkeit von Anderen
Depression (aufgrund erlernter Hilflosigkeit)
Geringe Selbstregulationsfähigkeit führt zu erhöhter Stressanfälligkeit
Abgeleitet aus Längsschnittstudien in Jugoslawien und Heidelberg von 1973 bis 1995
-> Menschen dieses Typus tendieren laut Grossart-Maticek & Eysenck signifikant stärker zur Entwicklung einer Krebserkrankung -
Forschungslage zur Typ-1 Persönlichkeit
Die Autoren entwickelten ein „Autonomietrainig“ um die Verhaltensmuster des Typ-1 zu verändern und so eine bessere, gesündere Selbstregulation beizubringen
Vermutlich wird die Typologie zukünftig, ähnlich wie das Typ-A-Verhaltensmuster in ihre Einzelfaktoren ausdifferenziert da darüber Zusammenhänge besser erforscht werden können
Persönlichkeitsprofile & Erkrankungen
Was ist dran?
komplexe Persönlichkeitsprofile = augenscheinvalide und gut greifbar
empirisch habebisher nicht haltabr
Vermutlich sind einzelne Persönlichkeitsfaktoren zwar relevant, ggfs. sogar kausal, aber:
unklare Zusammenhänge
Menschen sind hochindividuell und Erkrankungen müssen immer vor der gesamten Person & Biografie betrachtet werden
ggfs. können solche Typologien aber heuristischen Nutzen bieten
z.B.: Ermutigung der Krebspatientin mehr gesunden Egoismus zu zeigen um zu ihrer Genesung beizutragen
Mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen hängt Resilienz zusammen?
Hohe Zusammenhänge mit
Lebenszufriedenheit (+)
Stresserleben (-)
Mittlere Zusammenhänge mit
Subjektivem Gesundheitszustand (+)
Physischer Gesundheit (+)
Studienzufriedenheit (+)
Depressivität (-)
Ängstlichkeit (-)
Beeinträchtigter psychischer Gesundheit allgemein (-)
Studienbezogenen Burnout-Symptomen (-)
Studienbezogener Irritation (-)
(Der Durchschnittswert der Studierenden fällt in die Kategorie „niedrige Resilienz“)
Mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen hängt Selbstwirksamkeit zusammen?
− Studienzufriedenheit (+)
− Studienbezogenen Burnout-Symptomen (-)
− Subjektivem Gesundheitszustand (+)
− Psychischer Gesundheit (+)
− Lebenszufriedenheit (+)
− Studienbezogener Irritation (-)
− Studienabbruchsintentionen (-)
− Depressivität (-)
(Der Durchschnittswert der Studierenden entspricht einer mittleren bis leicht erhöhten Selbstwirksamkeit)
Mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen hängt Neurotizismus zusammen?
Physischen Symptomen (+)
Depressivität (+)
Ängstlichkeit (+)
Studienbezogenen Burnout Symptomen (+)
Studienbezogener Irritation
Lebenszufriedenheit (-)
Sorgen bzgl. COVID-19 (+)
Studienabbruchsintentionen (+)
Subjektivem Gesundheitszustand (-)
Studienzufriedenheit (-)
(Der Durchschnittswert der Studierenden fällt laut Normierung in den mittleren, durchschnittlichen Bereich.)
Mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen hängt Overcommitment zusammen?
Studienbezogener Irritation (+)
Stresserleben (+)
Psychischer Gesundheit (-)
(Der Durchschnittswert der Studierenden zeigt eine mittlere bis leicht erhöhteTendenz zum Overcommitment.)
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