ihre Zusammenfassung -> Schwerpunkte
Stress ist ein Ganzkörperphänomen (psycho-physiologisch)
Starke physiologische Reaktion (SNS, HHN Achse)
Psychologische Bewertung und Rolle individueller Merkmale/Ressourcen
Das Erleben von Stress ist einerseits grundlegend adaptiv, andererseits ein erhebliches Gesundheitsrisiko
Akuter Stress ist adaptiv
Langzeit-Stress hat pathophysiologische Effekte
Stress ist schwer zu definieren und zu messen
Psychologische vs physiologische Stressmaße
Beide haben Vor- und Nachteile und messen unterschiedliche Aspekte der Stressreaktion
Was ist Stress? - Begriff
aus Ingenieur-Wissenschaft: Kräfte gegen einen Widerstand
in Biologie: externe Belastung (Stressor) und Stressreaktion (physiologisch, psychologisch)
3 Phasen der Stressreaktion nach Seyle (1976)
Alarm: Stressor alarmiert Organismus -> Schock mit akut verringertem Widerstand
kurzfristiger Widerstand (erhöhtes Resistenzniveau): durch Energiemobilisierung
bei Stressor Ende - Regeneration
bei anhaltender Stress-Einwirkung: Erschöpfung, Ressourcen verbraucht, Widerstand bricht zusammen
chronischer Stress (ohne ausreichende Regeneration): maladaptive physiologische Prozesse in Form von psychischen und physiologischen Krankheiten
Kritik an Seyle
Begriff “Stress” ist mehrdeutig
Stress, in addition to being itself, was also the cause of itself, and the result of itself.” British Medical Journal in 1951
—> Seyle führt Unterscheidungen zwischen Stress(-reaktionen) und Stressoren ein
—> Stress als generelle Reaktion des Organismus auf Stressoren
immer nock Kritik:
Fokus aus disstress: kein Unterschied zwischen positivem und negativem Stress
beeinflussende emotionale und kognitive Prozesse werden ausgeblendet -> Physiologie im Vordergrund
Stress nach Richard Lazarus - Definition und neue Aspekte
komplexe Wechselwirkungen zwischen situativen Anforderungen und Ressourcen der Person
neue Blickwinkel: kognitive Verarbeitung, Bewertungsprozesse, Copingstrategien
unterschiedliche Anfälligkeit für Stressoren bei unterschiedlichen Personen
Stress nach Richard Lazarus - transaktionales Stressmodell
drei Stufen zur Bewertung einer Stresssituation
Stress tritt auf, wenn externe Anforderungen die selbstwahrgenommene Bewähltigungsfähigkeit einer Person herausfordern oder übersteigen (spätere Definition, 2012, Cohen) -> davon abgeleitet
Reize aus Umwelt (potentielle Stressoren) -> Filter der Person -> Person -> primäre Bewertung des Reizes, wenn gefährlich -> sekundäre Bewertung, wenn Ressourcen nicht ausreichen -> Stress ->-> Coping (problem- o. emotionsorientiert) -> Neubewertung (Anpassung und Lernen)
Warum erleben wir Stress? - Anpassungsmechanismus
Homöostase (vereinfacht)
komplexes, dynamisches System, das durch innere und äußere Einflüsse ständig in Frage gestellt wird
-> Stress bedroht die Homöostase (oder zumindest so empfunden) -> Anpassung zur Wiederherstellung
Anpassungsmechanismus - physiologische Effekte: Hauptkomponenten
symphatisches Nervensystem (SNS)
NA/A
Hypothalamus-Hypophyse-NNR-Achse (HHNA)
Cortisol
(adaptive Effekte: shift zu überlebenswichtigen Prozessen)
(Achtung, Maushirn, deshalb Hippocampus oben)
physiologische Effekte: Sympathisches Nervensystem
Sympathikus: fight or flight
Freisetzung von Glc
erhöhte Atemfrequenz -> geweitete Bronchien
verstärkte Durchblutung Herz, Hirn, Muskulatur
erhöhter Blutdruck -> verbesserte Herzleistung
Pupillendilatation
Aufstellen der Körperhaare
verminderte Verdauungsaktivität/Reproduktion
physiologische Effekte: HNNA
Wiederherstellen der Homöostase
mehr freie Glc
bessere Muskelleistung
Modulation der Gedächtnisleistung (Einprägen von Details der Stress-Situation)
Appetitverstärkung (kalorienhaltige Nahrung)
immunmodulatorische Wirkung
chronischer Stress - Wirkung
verschiebt adaptive Stressreaktion
-> pathologischer Zustand
5-15% der Individuen in Industriegesellschaft: stressabhängige Erkrankungen
pathophysiologisch: Krebs, kardiovaskuläre Erkrankungen, Infertilität, Rheumatoide Arthritis
psychologisch: Burnout, posttraumatische Belastungsstörung, chronisches Erschöpfungssyndrom, Schlafstörungen, Depression
Immunsystem wird moduliert: einerseits verbesserte Abwehrung von Antigenen, aber auch schlechtere Wundheiling gezeigt + Tumorwachstum
Stress-Epidemie? Zahlen in der Bevölkerung
75% der US-Erwachsenen erleben mittlere bis hohr Stressbelastung (in Studie: im letzten Monat)
80% der US-Arbeitsnehmer*innen erleben hohen Arbeitsstress
Stress ist bei Jugendlichen größtes Gesundheitsrisiko
Frauen leiden häufiger unter Stress als Männern
Ursache u.a.: Digitalisierung (dauerhafte Erreichbarkeit, Zeitverlust, sozialer Vergleich)
Stressoren früher vs. heute
aus evolutionärer Sicht: Raubtiere, Krieg, Hunger, Krankheit
heute: alltäglicher Stress wie sozialer Druck, Zeitdruck, Lärm, Verkehr, übermäßiges Angebot
Schwere Stressoren in aktueller Gesellschaft
chronische Stressoren
Armut, wahrgenommener sozialer Status
Rassismus und Diskriminierungserfahrungen (erschwertes Finden von Jobs und Polizeigewalt)
Traumata -> posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) -> schwere emotionale, behaviorale Belastung mit HHNA-Dysregulation (verminderte Cortisol-Spiegel, GEdächtnisstörungen, red. Hippocampus-Volumen)
Krieg, Folter
Naturkatastrophen
sensitve windows (Fenster besonderer Sensitivität für Stress): Pränataler Stress
gestresste Mütter/Muttertiere
reduziertes Geburtsgewicht (Risiko -> metabolische und kardiovaskuläre Erkrankungen)
erhöhte Stresssensitivität
Aufmerksamkeitsdefizite
Menschen: erhöhtes Risiko für Depression und Schizophrenie
sensitve windows (Fenster besonderer Sensitivität für Stress): neonataler und frühkindlicher Stress
mittel bis schwer
erhöhte HHNA Aktivität
gesundheitliche Beeinträchtigungen
mild
kurz oder langfristig verminderte HHNA-Aktivität der Nachkommen
Anzeichen für verstärkte Neugier, Selbstvertrauen (gemessen an Erkundungsverhalten)
sensitve windows (Fenster besonderer Sensitivität für Stress): Schüler*innen
in 2020/21: >60% erfüllten Kriterien für mind. 1 psychisches Problem
andere Umfrage: knapp 75% mäßige bis schwere psychische Probleme
Stressforschung: Stressmessung - Kategorien
Stressforschung: Stressmessung - psychologische Stressmaße - Vorteile + Nachteile
wahrgenommener Stress
Hilflosigkeit-Werte + invertierte Selbstwirksamkeit-Werte
Vorteile
einfach, schnell, kostengünstig
gute ökologische Validität
Nachteile
subjektive biases (Erwartungseffekte, soziale Erwünschtheit, state bias, retrospective bias)
Stressforschung: Stressmessung - physiologische Stressmaße - Vorteile + Nachteile
Biomarker
Cortisol / HHN
Speichel, Blut, Haare, …
Marker vom SNS
Herzrate, Puls, Pupillenerweiterung, …
objektiv
kann potentielle Mediatoren von Erkrankungen messen
nicht unbedingt spezifisch für Stress: reverse inference problem
Stress -> physiologisch messbar
physiologisch gemessen -> nicht unbedingt gestresst
andere Fehlerquellen: körpereigene Schwankungen im Hormonlevel, Messfehler, …
Stressforschung: Stressmessung - psychosoziale Stimulation - Trier social stress test
unvorbereitet einen Vortrag halten
Cortisol wird gemessen
Cortisol-Level steigt nach Beginn des Stressors stark an
Stressforschung: Stressmessung - ecological momentary assessment
Abfrage über App auf Handy -> subjective experience
Speichel-Sample -> Cortisol-Level
Stress und psychische Gesundheit - Depression during pandemic
Individuelle Unterschiede bei Stressreaktionen - traumatische Erlebnisse
zB nach traumatischen Erlebnissen
recovery möglich auch nach moderaten Erlebnissen, aber auch verspätete Verschlimmerung der Disruptions in functioning
Resilienzforschung: Begriff und Kernfragen
lat. resilire - zurückspringen, abprallen
Erhalt oder das schenlle Wiedererlangen psychischen Wohlbefindes trotz Widrigkeiten/Stressoren
Kernfragen:
Warum reagieren manche Menschen stärker auf Stress als andere?
Wie können wir diesen Menschen helfen, resilienter zu reagieren?
Resilienzforschung: Ansätze - Coping und Neubewertung
positive Neu-/Umbewertung
etwas positives während einer stressigen Situation finden
zielorientierte, kognitive Veränderung
Akzeptanz
Gefühle und Gedanken so annehmen, wie sie sind, ohne zu versuchen, sie ändern zu wollen
Coping-Methode und Erfolg hängt von den Stressor-Merkmalen ab (Stärke, Kontrollierbarkeit)
kontrollierbar -> active coping
unkontrollierbar -> acceptance, reappraisal (Neubewertung)
schwächer -> reappraisal
stärker -> acceptance
Resilienzforschung - Interventionen: Achtsamkeits-basierte Stressreduktion
Trainingsprogramm mit Achsamkeitsübungen
tägliche Übungen
Mediation und Sport?
Short daily intersubjective practice may be a promising method for minimizing the incidence of chronic social stress-related disease
Resilienzforschung: Kritik an Forschung und Interventionen
Fokus auf Individuum anstelle der externen Umstände/Auslöser
derzeit auf Gruppeneffekte konzentriert
Ursachen stressbedingter ERkranklungen schwer zu beurteilen, Prävention noch schwieriger
Zukunft der Stressforschung
longitudinale Studien mit "real-time” monitoring
just-in-time Interventionen
personalized medicine
systemische und intergenerationale Perspektiven
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