Inwiefern ist eine beisammenstehende Mehrzahl von Personen nicht automatisch eine Gruppe im Sinne der Managementforschung?
In der Managementforschung bedeutet der Begriff Gruppe der eines Teams. Nicht jede Personenmehrzahl ist eine Gruppe geschweige denn ein Team. Wesentliche Merkmale von Gruppen sind direkte Interaktion zwischen den Mitgliedern, physische Nähe, kann auch mittlerweile im digitalen Zeitalter anders betrachtet werden (Zoom), Mitglieder nehmen sich als Gruppe wahr, gemeinsame Ziele und Werte und Normen, also gemeinsame Vorstellung vom Leistungsniveau und wie man zusammenarbeiten möchte und zur gemeinsamen Ergebniserreichung, Rollendifferenzierung und Statusverteilung, eigenes Handeln und Verhalten wird durch andere beeinflusst, relativ langfristiges Überdauern des Zusammenseins.
Gruppenarbeit wird in Unternehmen auch eingesetzt, weil es eine Form der Mitarbeitersteuerung ist. Was ist darunter zu verstehen?
Gruppenarbeit hat einen Nutzen für das Unternehmen. Dabei unterscheidet man zwischen organisatorischem und individuellem Nutzen. Der organisatorische Nutzen umfasst die Zusammenführung unterschiedlicher Talente, Fähigkeiten und Wissen sowie die kollektive Entscheidungsfindung. Außerdem stärkt er die effiziente Form der Steuerung des Mitarbeiterverhaltens, also wir bauen auf die Gruppendynamik, indem sich Menschen in einer Gruppe gegenseitig beeinflussen. Führt, wenn es gut läuft zu einer Erleichterung des organisatorischen Wandels, indem man kein neues Personal mehr braucht, und es erhöht im besten Fall die organisatorische Stabilität.
Welchen Nutzen hat die Arbeit in Gruppen idealerweise für den Einzelnen?
Für den einzelnen hat es auch einen Nutzen, weil man die Organisation leichter und sich selbst in der Zusammenarbeit mit anderen besser kennenlernt. Man erlernt neue Fähigkeiten und positive Unterstützung/Verstärkung durch Dritte. Insofern werden zentraler Bedürfnisse nach sozialen Kontakten und Anerkennung befriedigt, wenn es denn gut läuft.
Welche Faktoren begünstigen das politische Verhalten von Organisationen?
- individuelle Faktoren: Erfolgserwartungen, berufliche Alternativen, Bindung an Organisation, hohe Selbststeuerung, internal Locus of Control
- organisatorische Faktoren: Rollenambiguität, eigennützige leitende Manager, unklares Leistungsbeurteilungssystem, Nullsummen-Belohnungssystem, demokratische Entscheidungsfindung
Erläutern Sie den Unterschied zwischen formalen und informalen Gruppen. Überlegen Sie, ob informale Gruppen für Unternehmen schädlich oder förderlich sind.
Allgemein stellt eine Gruppe eine interagierende Personenmehrheit mit gemeinsamen Zielen dar. Bei den Gründen für einen Zusammenschluss von Personen oder den Anschluss an eine Gruppe lassen sich zwei Gruppierungen vornehmen, und zwar in formal und informal. Bei der formalen Gruppe handelt es sich um eine Zweckgemeinschaft, welche sich in Form einer Weisungs- bzw. Aufgabegruppe äußert. Bei einer informalen Gruppe handelt es sich um einen freundschaftlicheren Zusammenschluss oder eine Interessengruppe. Ob eine informale Gruppe schädlich oder förderlich für Unternehmen sind, kann man so einfach nicht beantworten. Auf der einen Seite kann eine zu innige bzw. private Beziehung von der eigentlichen Arbeit ablenken und die Personen das Wesentliche aus den Augen verlieren lassen, auf der anderen Seite ist es trotzdem wichtig, dass die Gruppenmitglieder auch auf zwischenmenschlicher Ebene harmonieren. Dies kann zu einer besseren Zusammenarbeit führen.
Erläutern Sie das Phasenmodell von Tuckman. Welchen Nutzen für die Praxis hat die Kenntnis dieses Modells?
Gruppen durchlaufen immer wieder gleiche Phasen, besonders wenn man langfristig zusammenarbeitet. Tuckman hat diesen Prozess in seinem fünf Phasen Modell dargestellt. In der Vorstufe I definiert man wer im Team mitarbeite, diese gehört nicht unmittelbar zu den Phasen. In der Phase I findet erstmaliges Orientieren statt. Man sucht nach Struktur, Führung und erstmalig werden unterschiedliche Meinungen gegeben, wie man zusammenarbeiten will und was man erreichen möchte. Bei der Phase II, auch dem Storming genannt, vertritt erst einmal jeder seine eigene Meinung (bei jeder Gruppenarbeit) und diese werden dann alle gesammelt. Phase III (Norming): Ziele, Identität und Tätigkeiten werden zu einer gemeinsamen Norm- bzw. Wegrichtung zusammengesetzt. Phase IV (Performing): Die Gruppenmitglieder kommunizieren dann auch untereinander, also jeder mit jedem. Es geht besonders darum gemeinsam zum Ziel zu kommen. Phase V (Adjouring): Wenn dann die Leistung erbracht worden ist, folgt die letzte Phase, also die Gruppe löst sich langsam auf. Dadurch das alle Gruppen diese Phasen durchlaufen, sollte es zu einer gewissen Professionalität im Umgang mit Gruppen führen.
Warum weicht das Punctuated‐Equilibrium‐Modell von dem vorherigen ab?
Das Punctuated-Equilibrium-Modell ist für kurzfristig zusammenarbeitende Gruppen gedacht. Also Temporäre, termingebundene Gruppen welche sich allem Anschein nach nicht nach dem Phasenmodell von Tuckman richten. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass ihnen ein anderer Handlungsverlauf eigen ist. Wenn sich also eine Gruppe zusammengefunden hat, gibt es ein erstes Treffen und dann passiert lange Zeit erstmal nichts. Dann, nach ungefähr der Hälfte des zur Verfügung stehenden Zeitraumes, ergreift einer oder mehrere die Initiative und die Leistung steigt, weil alle jetzt sehr intensiv arbeiten. In der zweiten Phase kommt man am Ende noch einmal richtig unter Zeitdruck es wird dadurch sehr leistungsstark gearbeitet, um möglichst das Ziel noch zu erreichen. Beim Abschluss reflektiert man die gesamte Gruppenarbeit und kommt im besten Fall zur Erkenntnis, dass das Zeitmanagement geändert werden muss.
Wann ist es sinnvoll eine Soziometrie zu erstellen und welche Erkenntnisse kann man damit gewinnen.
Die Soziometrie ist ein Werkzeug, mit dessen Hilfe sich Interaktionen in Gruppen – auch jenseits formaler Strukturen - ermitteln lassen: z.B. wer bei wem beliebt oder unbeliebt ist, wer mit wem gerne zusammenarbeitet oder nicht oder auch Fragen wen würden sie am liebsten als Vorgesetzten haben. Diese Informationen gewinnt man in Gesprächen oder mittels Fragebögen.
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