Buffl

Psychoonkologie

CK
by Christin K.

Psychosoziale Reha nach Krebserkrankungen


Was sind Psychosoziale Belastungen infolge der Krebserkrankung?


Wann besteht psychoonkologischer Interventionsbedarf?


Emotionale Probleme (nicht immer klinisch) - Ängste, Depression, Aggression, Hoffnungslosigkeit, Sinnverlust, Selbstwert und Identitätsprobleme...

Probleme in Partnerschaft und Familie

Kommunikations und Beziehungsschwierigkeiten, Rollenveränderungen, Sexualität...

Berufliche Probleme

Einschränkungen und Veränderungen der beruflichen Situation, Frühberentung...

Soziale Probleme

Isolation, Unsicherheit im Umgang mit Freunden und Bekannten, Veränderung von Freizeitverhalten...

Buch

  • Ausmaß der psychischen Belastung („Distress“) bei Krebskranken ist individuell unterschiedlich

  • Spektrum: von normalen Gefühlen der Trauer, Angst und Verletzlichkeit bis hin zu einer klinisch fassbaren Störung

  • ca. 1/4 - 1/3 aller Krebspatienten leidet im Krankheitsverlauf unter starken Ängsten, Depressivität oder Anpassungsstörungen

  • an erster Stelle der psychischen Belastungen stehen Todesbedrohung und die andauernde Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Erkrankung

  • Patienten entwickeln daher häufig Progredienzangst = eine bewusst wahrgenommene Furcht vor dem Fortschreiten / Wiederauftreten der Erkrankung

  • erschüttert das Selbstkonzept (mit den Komponenten Körperselbst, Leistungsselbst und soziales Selbst) und die Identität

    • Körperselbst z. B. Organverlust, Schmerzen, künstlicher Darmausgang, sexuelle Funktionsstörungen (lang anhaltende Körperbildstörungen können enstehen)

  • tumor-assoziierte Fatigue

    • bessert sich durch ausreichenden Schlaf nicht

    • schränkt die Leistungsfähigkeit im Alltag ein

    • lässt sich schwer von einer Depression abgrenzen (Symptome überlappen)

    • Phänomen bislang noch nicht hinreichend erklärt

    • wird in der Praxis zu wenig beachtet

  • Soziales Umfeld: stark belastet

    • besonders, wenn schon vorher Beziehungs- und Kommunikationsprobleme vorlagen, kann die Erkrankung die sozialen Beziehungen sehr belasten

    • häufig: „Allianz des Schweigens“ zwischen Krebspatient und Partner

  • Arbeitsplatz: Metaanalyse: Tumorpatienten haben im Vergleich zu Gesunden ein etwa 40 % höheres Risiko, ihren Arbeitsplatz zu verlieren

Wann besteht psychoonkologischer Interventionsbedarf?

  • meist in kritischen Phasen des Krankheits- und Behandlungsverlaufs

  • wenn Rezidive oder Komplikationen auftreten

  • am Ende der medizinischen Therapie (bei Übergang in das Alltagsleben)

  • auch bei Problemen in Partnerschaft, Familie, Freizeitaktivitäten, Wiedereingliederung


Psychosoziale Reha nach Krebserkrankungen

Gehen Sie auf das Phasenmodell der Ärztin und Sterbeforscherin Elisabeth Kübler Ross ein.

Was sind Vor- und Nachteile?



  • Onkologie-spezifisch entwickelt

  • Kübler-Ross geht im Modell davon aus, dass man durch die Depression gehen muss um die KH zu akzeptieren (psychoanalytisches Modell / Verdrängung durch Depression auflösen)

  • affektiver Phasenverlauf als wichtig angesehen

  • es braucht an sich eine gewisse Zeit, um mit so einer schweren KH umzugehen & sich anzupassen

  • Studien haben aber gezeigt, dass Verdrängung mit besseren outcomes verbunden war bzw. dass es keinen Einfluss auf den KH-Verlauf hatte, eine aktive Vermeidung durch Arbeit etc. muss also nicht schädlich sein

  • Triple S: sie glaubt an diesen Befund, KH-Bewältigung ist patientenorientiert, wenn sie weiter arbeiten wollen ist das so und kann deren Bewältigungsform sein, die nicht zwingenderweise negativ sein muss

    • Unterschied Verleugnung/ Verdrängung; Verleugnung eher schädlich

  • Kübler-Ross selbst an Krebs gestorben, hat sich sozial komplett isoliert, ihre eigenen Phasen hat sie für sich selbst nicht umgesetzt

  • Kritik von Psychologen an Phasenmodellen: Phasen unterschiedlich, überspringen von Phasen usw.


  • Vor- und Nachteile des Phasenmodells:

  • Vorteile: Möglichkeit sich zu orientieren, Vorbereitung der Pat., Verständnis bei Angehörigen erzeugen,

    „anderen geht es auch so“, Modell kann helfen, eine Perspektive zu vermitteln, die betont, dass es auch wieder

    "bergauf" gehen kann im Prozess

  • Nachteil: individuelle Phasen, andere Reihenfolge der Phasen, Phasen können mehrfach durchlaufen werden


Psychosoziale Reha nach Krebserkrankungen

  1. Welchen Impact hat die psychsoziale Reha? Wofür gibt es die besten Effekte?

  2. Was für ein Fazit kann man aus der Evidenz für psychoonkologische Reha ziehen?




  • Impact der psychosozialen Rehabilitation gut beforscht

  • KVT Komponenten haben bei Angst und Depression die besten Effekte

  • keine Belege dafür, dass psych Interventionen körperliche Befunde verbessern (hier sogar eher verschlechtern)

  • Metaanalyse zu psychosozialen Interventionen für Jugendliche und junge erwachsene Krebspatienten

    • kleine Effekte für Interventionen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit

    • Lebensqualität, krebsbezogenes Wissen, psychologischen Distress

aus Buch:

Evidenz

  • Kann der medizinische Krankheitsverlauf durch Prozesse auf der psychosozialen Ebene beeinflusst werden?

  • Sind z. B. Copingstil (z. B. Kampfgeist entwickeln, problemorientiertes Coping, Verleugnung usw.), Depressivität

    oder soziale Unterstützung prognostisch relevant für das Überleben?

  • Kann man mit psychoonkologischen Interventionen das Überleben beeinflussen?

widersprüchliche Befunde liegen vor

  • methodische Mängel der vorliegenden Studien

  • überholt ist die Annahme, man könne das Wachstum eines Tumors direkt durch Gedanken & Imagination beeinflussen

  • wissenschaftliche Evidenz spricht bislang auch eher dagegen, dass das Überleben durch psychologische Interventionen beeinflusst werden kann

  • Erkenntnisse sind für die rehabilitationspsychologische Praxis sehr relevant

  • →Psychoonkologische Interventionen können hingegen das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität positiv beeinflussen

  • diagnoseübergreifende S3-Leitlinie für die Diagnostik, Behandlung und Beratung von erwachsenen Krebspatienten



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Christin K.

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