Was sind neurotrophe Faktoren?
endogene Peptide
essentiell für Differenzierung und Überleben von Neuronen (Wachstumsfaktoren)
wirken über Bindung an Zellmembran
sind wahrscheinlich auch an neuronaler Plastizität beteiligt -> modulierende Einflüsse auf die Transmitterfreisetzung
können unter Umständen als schnelle Transmitter fungieren
Neurotrophine (-> Familie der neurotrophen Faktoren)
essentielle Signale
bei deren Abwesenheit erfolgt die Eliminierung nicht-benötigter Neurone durch Apoptose
essentiell für die synaptische Übertragung und Plastizität
Welche Klasse an Rezeptoren bindet die neurotrophen Faktoren NGF, BDNF und NT4?
Tyrosin-Kinase-Rezeptoren
NGF: TrkA
BDNF und NT4: TrkB
Wie ist der Zusammenhang zwischen neurotrophen Faktoren und dem Zelltod?
Welcher Rezeptor spielt dabei eine Rolle?
Neurotrophe Faktoren sind für Neurone “life or death“ Signale
Wirkung auf die Zielzellen ist abhängig vom Rezeptor:
“Normale Rezeptoren“ (z.B. TrkA bei NGF) führen zur Modulation der Proteinbiosynthese
Bindung eines beliebigen Neurotrophins an den Rezeptor p75 führt zum Zelltod
monomerischer Rezeptor p75 bindet alle neurotrophen Faktoren
p75 gehört zur Familie der Tumor-Nekrose-Faktoren (TNF) und besitzt eine intrazelluläre “death domain”
-> führt bei Bindung über einen komplexen Signalweg zur Apoptose
Apoptose scheint (zumindest in vielen Zellen) ein “default“-Weg zu sein, der durch neurotrophe Faktoren etc. permanent blockiert werden muss
früh in der Embryogenese können Neurotrophine auch zum Zelltod führen, wenn die Hochaffinitäts-(Trk)-Rezeptoren fehlen
Welche Rolle hat der Wachstumskegel eines Axons?
-> Wachstum und Steuerung der Richtung von Axonen
Steuerung des Wachstumskegels:
-> erfolgt über molekulare Signale, die als Wegweiser oder Modulatoren des Wachstums dienen
Signalmoleküle können anziehend oder abstoßend wirken
Signalmoleküle können Nah- und/oder Fernwirkung haben
Wachstumskegel können ihre Reaktionen auf Signalmoleküle ändern
Reaktionen der Wachstumskegel auf Signalmoleküle hängen auch von der “Geschichte“ des Axons ab
Wachstumskegel (growth cone) lokalisiert an der Spitze des Axons ("Fühler")
- flache Struktur mit Filopodien (sehr bewegungsaktiv) und Lamellipodien
- Aktivität stark beeinflusst durch das Umfeld
- neue Membran kommt als Vesikel vom Soma und wird an der Spitze eingebaut
- Filopodien werden durch den Einbau von Aktin-Untereinheiten in das Cytoskelett nach vorne verlängert
-> abhängig von der Menge an Aktin- und Mikrotubuliuntereinheiten
- am Zielort führen Signale zum Wachstumsstop und zur Differenzierung des Axons
Wechselwirkung von molekularen Interaktionen und mechanischer Spannung
Aktin-Myosin-Interaktionen bauen Kraft auf (ATP-abhängige Aktin-Myosin-Interaktion)
-> Axon unter mechanischer Spannung -> Einbau von Aktin
-> Spannung kann nur bei guter Anheftung an Substrat aufgebaut werden, sonst kollabiert das Filopodium
-> Axone wachsen nur dort entlang, wo gute Haftung ist
Oberflächenmoleküle des Axons und extrazelluläre Matrix sind wichtig
-> abstoßende Signale in der Umgebung können zum Kollaps von Filopodien führen
Richtung des Wachstums:
im einfachsten Fall wachsen die growth cones der Axone entlang von Gliazellen
dabei sind diverse Zelladhäsionsmoleküle beteiligt, z.B. Cadherine
Nenne jeweils zwei Mechanismen und die zugehörigen Moleküle, die über Fernwirkung und Nahwirkung den Wachstumskegel von Axonen beeinflussen
Mechanismen mit Fernwirkung:
Chemoattraktion (Anziehung), z.B. Netrine
Chemorepulsion (Abstoßung), z.B. Netrine, Ephrine, Slit und Semaphorine
Mechanismen mit Nahwirkung:
Kontaktattraktion (Anziehung), z.B. CAM, Cadherin
Kontaktrepulsion (Abstoßung), z.B. Ephrine, Semaphorine
Wie wird bei bilateralen Organismen sichergestellt, dass Axone nur einmal über die Mittellinien kreuzen?
-> Vorkommen bei Bilateria (=alle Lebewesen außer Quallen und Schwämme..)
Bei Drosophila:
Kommissurale Axone exprimieren die Rezeptoren DCC für Netrin und Robo (round-about) für Slit
sie werden durch Netrin zur Mittellinie angezogen
Slit bindet normalerweise an Robo Rezeptoren und stößt Axone von der Mittellinie ab
in kommissuralen Axonen wird Robo durch Rig1/Robo3 blockiert
-> sie sind dadurch unempfindlich für Slit und können die Mittellinie kreuzen
an der Mittellinie blockiert Robo den DCC Rezeptor
-> dadurch bleibt das Axon nicht in der Mitte stehen
nach der Überkreuzung erhöht sich ihr Robo- Besatz
-> sie werden empfindlich für Slit und dadurch von der Mittellinie abgestoßen
-> dies verhindert, dass die Axone noch einmal die Mittellinie kreuzen
Beschreibe kurz am Beispiel der neuro-muskulären Synapse, wie ein synaptischer Kontakt gebildet wird
Axonterminale nähern sich Muskelzelle -> Erkennung des Ziels durch Zell-Zellsignale
Wachtumskegel sezerniert verschiedene Isoformen des Proteoglykans Agrin, die sich u.a. mit der extrazellulären Matrix verbinden
Agrin führt zur Aggregation von Acetylcholin-Rezeptoren, wahrscheinlich durch Phosphorylierung der cytoplasmatischen Domänen des ACh-Rezeptors
die Muskelzelle scheidet Laminin aus -> Umwandlung des Wachstumskegels zum synaptischen Endorgan
Laminin-ß2 bindet direkt an Kalzium-Kanäle -> Anhäufung von Kanälen, die dann andere Komponenten der Synapse rekrutieren
stabile Synapsen entstehen erst dann, wenn das Aussortieren der Synapsen abgeschlossen ist
-> dabei spielen dann BDNF und NT-4, aber auch Neurexine und Neuroligine eine Rolle
Welche molekularen Faktoren können die topographische Anordnung von Axonen im Gehirn steuern (Bildung von Karten)?
-> das wichtigste Modellsystem für die Etablierung sensorischer Karten ist die Projektion der Retina auf das optische Tectum
-> an der Entwicklung neuronaler Karten sind Gradientensysteme beteiligt
u.a. Rezeptor-Tyrosinkinase Eph A3 auf den Retinaganglienzellen, zwei Liganden dieses Rezeptors (ephrin A2 und ~A5) im Tectum
Axone wachsen in das Tectum hinein, bis ihre Eph-Rezeptoren eine passende Besetzung durch ephrin-liganden haben
die Wirkungen sind komplex, da manche Interaktionen repressiv wirken, andere positiv
Wie wirken neurotrophe Faktoren mit der Zielzelle (Rezeptor, etc)?
Bindung an Tyrosinkinase-Rezeptoren -> Aktivierung
Dimerisierung des Rezeptors
Initiierung einer Signal- Kaskade
Blockade der Apoptose
Neuronen einer Zellkultur in einer Schale sollen nur in ein bestimmtes Zielgebiet einwachsen.
Welche Moleküle können zur gezielten Richtungsbeeinflussung verwendet werden? Welchen Einfluss haben diese?
(also Wegleitung des Wachstumskegel)
-> Die Steuerung des Wachstumskegels erfolgt über molekulare Signale, die als Wegweiser oder Modulatoren des Wachstums dienen
Moleküle:
diverse Zelladhäsionsmoleküle, z.B. Cadherine
die Steuerung der Axone kann prinzipiell durch Moleküle erfolgen, die
entweder in der Membran anderer Zellen oder an der Basallamina verankert sind (extrazelluläre Matrix z.B. die Proteine Fibronektin, Laminin, Kollagen)
oder auch sezerniert werden (dann oft Bildung eines Molekülgradienten)
siehe Aufgabe “Nenne jeweils zwei Mechanismen und die zugehörigen Moleküle, die über Fernwirkung und Nahwirkung den Wachstumskegel
von Axonen beeinflussen”
Einfluss:
Wie kann die geordnete Abbildung der Umwelt, wie sie auf der Retina durch die Optik des Auges in den Retina- Ganglienzellen entsteht, auf Gehirnstrukturen abgebildet werden?
Beschreiben Sie das Prinzip am Beispiel der retino-tektalen Projektion
die meisten sensorischen Systeme führen im ZNS zur Repräsentation der Umwelt (bzw. von Umweltparametern) in Form von neuronalen Karten (“optische Karten“)
in diesen Karten gibt es eine Beziehung zwischen dem Ort (Topos) und dem Parameter (Topographie)
im visuellen Mittelhirn (optisches Tectum) der Wirbeltiere führt eine direkte Projektion der Retina zu einer Repräsentation des visuellen Raums
an der Entwicklung neuronaler Karten sind Gradientensysteme beteiligt -> siehe Aufgabe “Welche molekularen Faktoren können die topographische Anordnung von Axonen im Gehirn steuern (Bildung von Karten)?”
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