Friedrich Schleiermacher
zwei langlebige Unterscheidungen:
Literarisches Übersetzen: „Das eigentliche Übersetzen“
Paraphrase: mechanische Vorgehensweise, mit Sprache wie mathematische Zeichen umgehen
Nachbildung: ÜbersetzerInnen müssen ein Nachbild kreiren, das möglichst nah an das Original kommt (aufgrund der Irrationalität der Sprachen, bleibt ihnen nichts anderes übrig)
Schriftliches und mündliches Fachtextübersetzen:„Das bloße Dolmetschen“
Hauptprinzipien:
Übersetzen = Vorgang des Verstehens und des Zum-Verstehen-Bringens
Verschiedene Textgattungen stellen an den Übersetzer unterschiedliche Anforderungen
„Irrationalität der Sprache“: Sprachen weisen sehr unterschiedliche Begriffssysteme und daher unmöglich literarisch zu übersetzen
Die Aufgabe der ÜbersetzerInnen: Leser den „Geist der Sprache“ des Originals auch in der Übersetzung zu vermitteln; Der implizierter Leser = der „gebildete Mann“
Methode der Verfremdung hatte bei ihm oberste Priorität (hat es nicht so klar ausgedrückt, doch daraus entstand die Dichotomie der Verfremdung).
Willhelm von Humboldt
das Denken in Abhängigkeit von der Muttersprache: Sprache ist nicht austauschbar
unsere Wirklichkeitsauffassung ist abhängig von der Kultur und der Sprache, in der wir aufwachsen -> die Vorstellung der Unübersetzbarkeit bzw. Unmöglichkeit des Übersetzens
jeder Übersetzer muss immer an einer der beiden Klippen scheitern, sich entweder auf Kosten des Geschmacks und der Sprache seiner Nation zu genau an seinem Original oder auf Kosten seines Originals zu sehr an die Eigentümlichkeit seiner Nation zu halten.
Weisgerber
,,Weltbild der Muttersprache“: Sprache schafft Realität, indem sie Dinge so ordnet, wie sie in der jeweiligen Kultur gebraucht werden
-> Schwierigkeiten charakteristische Wörter einer Einzelsprache in anderen Sprachen wiederzugeben, z.B. Weltschmerz, Sehnsucht usw.
Verschwandschaftsbezeichnungen, Bezeichnungen von Naturerscheinungen
Wortfelder, die genauer den Inhalt beschreiben, z.B. Farben, Skalen bei der Betonung
Konotationsbereiche: in den verschiedenen Sprachen unterschiedliche Konnotationen (Bsp. Kaffee-Cafe-Coffee)
Benjamin Lee Whorf
Linguistisches Relativitätsprinzip: Saphir-Wolf-Hypothese
These : Determiniertheit der Wirklichkeitsauffassung durch Struktur der Sprachen
Die Konsequenz seiner Hypothese: Sprachen sind ihrem Wesen nach übersetzbar, Inhalt der Ausgangssprache wird mit Inhalte der Zielsprache ersetzt
Ferdinand de Saussure
Zeichentheorie: Strukturalismus
Sprache wird als Zeichensystem gesehen
Langue: Sprachinventar
Parole: tatsächliche Äußerungen
Zeichen: bestehen aus Ausdruck und Inhalt – Signifiant und signifie
die Theorie von Saussure wurde später von Ogden und Richards in einem Dreieck dargestellt
Bühler
Organon-Modell der Sprachen
Funktion der Zeichen: Sprache funktioniert als Zeichen durch diese drei Beziehungen:
Symbolfunktion (Gegenstände, Sachverhalte): Funktion der Bezeichnung (Denotation)
Symptomfunktion (Sender): Funktion des Ausdrucks
Signalfunktion (Empfänger): Funktion des Appels
Die Symptomfunktion und die Signalfunktion ergeben zusammen die Konnotation des sprachlichen Zeichens
Chomsky
Generative Transformationsgrammatik
Entwickelte eine Theorie über das Denken der Menschen
Er unterschied zwischen:
Tiefenstruktur – Wiederspiegelung der Form des Gedankens; aller Sprache gemeinsam
Oberflächenstruktur – Erscheinungsbild der Sprache (Vgl. Parole)
Transformationsregeln – bestimmen die Umwandlung von Tiefstrukturen in Oberflächenstruktur
Otto Kade
Übersetzen als Sonderfall der Kommunikation:, deshalb Übersetzer beim dreiphasigen Kommunikationsvorgang eine Doppelrolle zugeschrieben
Die Invarianz des Inhalts -> Suche nach sprachlichen Entsprechungen (Otto Kade und Werner Koller) stellte sich als Hauptproblem beim Translationsprozess heraus
Modellierungsversuch: Translation als ein dreiphasiger Kommunikationsvorgang
Begrifflichkeiten aus Nachrichtentechnik und Kommunikationswissenschaft: Kommunikationsmodell (
Code (statt Sprache oder Zeichen)
Codewechsel (statt Übersetzen und Dolmetschen)
Informationsgehalt (statt Bedeutung oder Sinn)
Ziel: Invarianz des Informationsgehalts (statt Ziel des Vorganges
Kommunikationsmodell (die Lasswell Formel): -Sender (S), Empfänger (E), Kanal, Code, Nachricht (N), Störungen, pragmatische Bedeutung, Rückkoppelung, Kommunikation: S> (enkodieren) N> (dekodieren) E Sender verschlüsselt die Nachricht und der Empfänger muss die Nachricht dann entschlüsseln In diesem Modell wird Übersetzen als Sonderfall der Kommunikation gesehen, deshalb wird dem Übersetzer beim dreiphasigen Kommunikationsvorgang eine Doppelrolle zugeschrieben Die Invarianz des Inhalts -> Suche nach sprachlichen Entsprechungen (Otto Kade und Werner Koller) stellte sich als Hauptproblem beim Translationsprozess heraus
Lasswell Formel
Kommunikationsmodell: Sender (S), Empfänger (E), Kanal, Code, Nachricht (N), Störungen, pragmatische Bedeutung, Rückkoppelung, Kommunikation: S> (enkodieren) N> (dekodieren) E
Sender verschlüsselt die Nachricht und der Empfänger muss die Nachricht dann entschlüsseln
Werner Koller
„Die Ersetzung des mit einem Ausgangssprachlichen Ausdruck erfassten Sachverhalts durch einen Sachverhalt, der in kommunikativen Zusammenhang der Zielsprache eine vergleichbare Funktion.“ (Koller 2004)fünf Typen von potenzieller Äquivalenz:
Die Eins zu Eins Entsprechung (Dt. Großmutter – En. Grandmother)
Die Eins zu Viele Entsprechung (Diversifikation) (Dt. Großmutter – Schw. Mormor und Farmor
Die Viele zu Eins Entsprechung (Neutralisation)
Die Eins zu Null Entsprechung (Lücke) (Dt. Schnee im finnischen gibt es mehrer Wörter für Schnee)
Eins zu Teil Entsprechung (Farben und Farbspektrum in unterschiedlichen Sprachen)
W. Wills
Übersetzungsprozess als Textverfertigungsprozedur
Aufgabe der ÜBW ist die Transferkompetenz: Der „Text“ findet Zugang zu Modellierungsversuchen
keine einzelnen Wörter übersetzt, sondern immer nur Texte
Kade und Wills: inhaltliche Invarianz ist grundsätzlich möglich
Vinay und Darbelnet
Die komperative Stylistik (Stylistique Comparee)
Ziel: Beschreibung der Transferprozeduren, die für die Übersetzung wichtig sind
Übersetzung= sprachlicher Transfer mit 7 Kategorien von Vorgehensweisen (=Übersetzungsprozeduren) Sie unterschieden zwischen wörtlichen und nicht wörtlichen Prozeduren:
Wörtliche Prozeduren (oder substituierende P.): Prozeduren, die von ÜbersetzerInnen ein Minimum an Aufwand verlangen
Fremdwortübernahme/Direktentlehnung: Graphisch und inhaltlich unveränderte Übernahme Ausgangsprachlicher Lexeme, z.B.: small-tak, Sauna, Rucksack -
Lehnübersetzung: direkte Übersetzung, Bsp. Prime minister -Premier minister
wörtliche Übersetzung: formale, genaue Limitation der lexikalischen und semantischen Strukturen der AS in der ZS, Bsp. Heute ist ein guter Tag-today is a good day.
Nichtwörtliche Prozeduren (auch paraphrasierende P.) sind Prozeduren, die einen stärkeren Eingriff von ÜbersetzerInnen fordern
Transposition (Wortartwechsel)
Modulation (semantisch Paraphrase): Wechsel der Blickrichtung oder des Bildes (Dt. Der Film war nicht schlecht – engl.- The film was quite good)
Äquivalenz (Kulturelle Entsprechung): Das Ersetzen einer Ausgangssprachlichen Äußerung durch eine kommunikativ gleichwertige zielsprachliche Äußerung
Adaption: „Die Ersetzung des mit einem Ausgangssprachlichen Ausdruck erfassten Sachverhalts durch einen Sachverhalt, der in kommunikativen Zusammenhang der Zielsprache eine vergleichbare Funktion.“ (Koller 2004)
Catford
Übersetzen ein substituierender Vorgang, bei dem Material einer AS in gleichwertiges Material der ZS ausgetauscht wird, wobei die Merkmale der kommunikativen Situation ausschlaggebend sind
Situationskontext ist bei ihm im Mittelpunkt
Aufgabe der ÜW= Suche und Etablierung von lexikalischen Strukturen, mit denen Äquivalenzbeziehungen erreicht werden
„translating rules“ ( also die generalisierbarenTranslationsregeln), die definieren, wie ÜbersetzerInnen ausgangssprachliche Strukturen in zielsprachige umwandeln können als „translation shifts“
ÜbersetzerInnen auf der Suche nach Äquivalenz immer auch Verschiebungen (Unterschiede) produzieren.
Eugene Nida
wichtiger Vertreter der linguistischen Ansätze
wurde aufgrund von Bibelübersetzung bekannt
versuchte das Übersetzen systematisch zu beschreiben (1964: Toward a Science of Translating)
Seine Ansätze werden weltweit als Arbeitsgrundlage für Bibelübersetzungen verwendet (1968: The Theory of Practice of Translation, mit Charles Taber gemeinsam aufbereitet)
Grundlagen seines Ansatzes
US-amerikanische anthropologische Linguistik und Ethnografie
Bibelübersetzung und die Invarianz ihrer Botschaft
Linguistisches Relativitätsprinzip (gekoppelt mit)
Prinzip der Übersetzbarkeit: „Alle Aussagen einer Sprache können auch in einer anderen gemacht werden, wenn nicht die Form ein wesentlicher Bestandteil der Botschaft ist.“
weg vom „heiligen Original“: Die Sprachen der Bibel unterliegen den gleichen Beschränkungen wie jede andere natürliche Sprache
Aufgabe des Übersetzers: Gleichwertigkeit statt Gleichheit durch natürliche zielsprachliche Ausdrücke (Sinn muss vermittelt werden, nicht die Form)
Nida und Taber: alle Aussagen einer Sprache können in eine andere Sprache übermittelt werden, wenn Form kein wesentlicher Bestandteil ist
Dynamische Äquivalenz: ZS-Text wird so an die zielkulturellen Gegebenheiten angepasst, dass die Botschaft erhalten bleibt und in der Zielkultur eine identische Wirkung erzielt wird.
Nida empfiehlt die dynamische Äquivalenz, Botschaft soll erhalten bleiben und die gleiche Wirkung vermitteln bzw. erziele
Formale Äquivalenz: Übersetzung ist stark an AS-Text angelehnt und gibt dessen Elemente mit formal korrespondierenden Mitteln wieder (Vgl. Kodewechsel aus Leipziger Schule)
Empfiehlt beim Übersetzen ein dreistufiges Verfahren:
1. Schritt: Text-Analyse, besonders wichtig: Suche nach Bedeutung der Wörter im Text
2.Schritt: Transfer (=Übertragung): Formulierung für ZKultur verständlich machen, oft müssen Erläuterungen in den Text eingebaut werden
3. Schritt: Synthese (=Neuaufbau): stilistische Unterschiede zwischen den Sprachen beachten
-> Konsequenz dieses Modells bzw. Verfahren: keine Übersetzung ist endgültig, sie ist von der jeweiligen Zeit, Sprache und Übersetzer geprägt
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