Defintionen Heu & Stroh
Heu = durch Trocknung haltbar gemachtes Grünfutter
Stroh = Nebenprodukt der Getreideherstellung
Trocknungsarten
Bodentrocknung: wenig Arbeit, hohe Verlust (hohe Carotin-Verluste), hohes Risiko (3-4 Tage Schönwetter nötig)
Reutetrocknung: viel Arbeit, wenig Bröckel Verluste
Unterdachtrocknung: hoher Aufwand an Gebäuden und Einrichtungen, schwierig bei Hochdruckballen
Heißlufttrocknung: nur für Grünmehle + Cobs, Überhitzungsgefahr, Kontamination mit Abgasen
Neu: Warmlufttrocknung mit Abwärme von Biogasanlagen
Bodentrocknung
Mähen (nicht zu tief sonst Erdkontamination —> trocknet schlecht —> Schimmel)
Schwad auflockern (=Zetten, bei Mäher mit Breitablage nicht erforderlich)
Einmal täglich wenden
Über Nacht einschwaden (da hohe Luftfeuchtigkeit)
Trocknungsphasen
Vortrocknung bis 60% TS: Während der Vortrockung viel bewegen um Zelltod schnell herbeizuführen
Ende der Vortrocnung: Blätter sind fast trocken, rascheln, bröckeln, Ständel sind innen noch feucht
Nachtrocknung ab 60% TS: möglichst wenig bearbeiten, Gefahr von Bröckelverlusten, ideal wäre Nachtrocknung auf Reutern
Energie- und Nährstoffverluste bei der Heuernte
Atmungsverluste durch Zellatmung der Pflanzen
Bröckel-Verluste durch mechanische Bearbeitung
Auswaschungsverluste durch Regen
Gärungsverluste durch Tätigkeit von Kleiblebewesen (v.a. in Haufen, auf Reutern und nach dem Einfahren)
Verluste bei Bodentrocknung 20-40%, Unterdachtrocknung 15-25%, Heißlufttrocknung <10%
Nach der Ernte: “Heuschwitzen”
—> sofern Wassergehalt >15%
Mikroorganismen im Heu vermehren sich
Fermentationswärme erwärmt Heustapel im Kern, Wasser verdunstet und kondensiert an edn kühleren Randschichten
Stabiliserung der Flora bei Wassergehalt >15%
Dauer ca. 6-8 Wochen (umso länger je dichter gelagert (Pressballen), je jünger und blattreicher das Material, je feuchter bei der Einlagerung)
Keinesfalls verfütter: Kolikrisiko !!!
Nach Abschluss des Schwitzens: Wasser <15% sonst Verderb während der Lagerung
Überhitzung von Heu
Brandgefahr durch Selbsterhitzung des Heus: Temperatur im Heustock sollte nicht über 40°C steigen, ab 65°C akute Brandgefahr durch Selbstentzündung
Überhitzes Heu: bräunliche Verfärbung, tabakartiger Röstgeruch (oft gute Akzeptanz), Verdaulichkeit + Futterwert sinkt, Risiko für Verdauungsstörungen/Koliken steigt
Wie erkennt man neues Heu?
Intensiver, sehr aromatischer Geruch mit z.T. Fermentationsgeruch
sehr frische, grüne Farbe
evtl. klamm im Griff, TS-Gehalt < 86%
typische Flora mit Hefen und Gelbkeimen nachweisbar
Einfluss des Erntezeitpunkts auf den Nährstoffgehalt
Im Laufe des Wachstums der Pflanze muss sie mehr Rohfaser einlagern damit das stabil ist —> mit ansteigendem Rohfasergehalt nimmt der Protein und Nährstoff Gehalt ab
Heu als Futtermittel
Kälberaufzucht: Entwicklung des Pansens erfordert verträglches, strukturiertes Futter
—> erwünscht: weiches, blattreiches Heu
Hochleistungskühe: Ausgleich der ungünstigen Struktur anderer Grundfuttermittel
—> erwünscht: energiereiches Heu mit genügend Struktur
Pferde: Stillung des Kaubedürfnisses, Erhaltung der Dickdarmfunktion
—> erwünscht: Heu mit viel Struktur (Ausnahme Stuten + Fohlen: blattreicheres Heu)
Usache für schlechtes Heu & Stroh
—> WASSER
Verregnet
unzureichend getrocknet
zu stark gepresst
zu tief abgemäht (feuchte Erde im Heu)
Feuchtigkeit im Lager
nach Abschluss des Schwitzens: Wasser <15% sonst Verderb
Heuallergie (equines Asthma)
überwiegend chronische allergische Erkrankungen der Atemwege bei disponierten Tieren (unabhängig von Toxinbildung)
Hygienemängel im Heu und Stroh leisten neben schlechter Luft und Bewegungsmangel wesentlichen Beitrag zur Entstehung dieser Erkrankung
Chronische Bronchitis kann auch im Ofenstall entstehen, wenn das Heu schimmelig ist
Wegen der langen Entwicklungsdauer erkennen Besitzer den Zusammenhang erst viel zu spät
CAVE: Wässern von schlechtem Heu reduziert zwar die Staubexposition führt aber zu explosionsartiger Vermehrung von Mikroorganismen —> Kolikgefahr!
Bedampfen ist weniger risikoreich, aber Toxine werden nicht inaktiviert
Heu- und Strohballen
loses Heu (= Geschichte)
Niederdruckballen (= Geschichte)
Hochdruckballen: je kleiner desto besser
Großballen: Heuschwitzen sehr erschwert
Großballen unter Planen im Freien: häufig schwere Mängel im Hygienestatus
—> i.d.R. von oben nach unten abnehmende hygienische Heuqualität
Erkennen von “schlechtem” Heu/Stroh
auffallend schwere Ballen
starke Staubentwicklung (Staub verursacht bei Menschen Nies-, Husten- oder Juckreiz, Staub ist fast immer Pilzstaub)
Schimmelgeruch
klammer Griff
Beimengungen von Erdreich, Sand
Farbabweichungen, Pilzbeläge
Besatz mit Mäusekot, Käfer, etc.
Giftpflanzen
Sinnenprüfung
immer gleicher Vorgang nach 4 Parametern: Griff, Geruch, Farbe, Verunreinigung
Futterwert gibt Aufschluss über Nährstoffgehalt
Hygienestatus zeigt an ob gesundheitliche Risiken bestehen
Bsp. für Schädlinge: Staubläuse (makroskopisch sichtbar),Heumilben (nur unter Mikroskop)
Hygienestatus > Futterwert
Last changed2 years ago