Definition sozialer Konflikt
Sozialer Konflikt ist gekennzeichnet durch (De Dreu & Gelfand, 2008):
das Erleben der Unvereinbarkeit der …
Überzeugungen oder
Interessen
von mindestens 2 Parteien (Personen oder Gruppen)
umfasst alle Aktivitäten, die sich aus der erlebten Unvereinbarkeit ergeben
Zentral gemäß De Dreu (2011): Erleben, wertgeschätzte Ressourcen…
zu verlieren oder
nicht zu erhalten
Andere Partei wird für Verlust/Entbehrung verantwortlich gemacht
Definition sozialer Konflikt (II)
Wichtig zu beachten:
Konfliktbegriff umfasst nicht notwendigerweise
die Absicht eines/einer Beteiligten, andere zu schädigen oder
das Eintreten negativer Wirkungen (als Folgen des Konflikts)
=> Abgrenzung zu kontraproduktivem und deviantem Verhalten, Aggression am Arbeitsplatz
Kann in Konflikten eine Rolle spielen, gehört aber nicht zum konzeptuellen Kern des Begriffs
Arten von Konflikten
Abbildung
Konflikttypen lassen sich oft nur schwer auseinanderhalten
Grund: Eskalierende Ausweitung (Glasl, 1999)
Nach kurzer Zeit gibt es viele Konfliktgegenstände, die sich kaum voneinander trennen lassen
Meinungsverschiedenheiten, die ganz sachlich begonnen haben, eskalieren zu emotional stark aufgeladenen Beziehungskonflikten
Metaanalyse von de Wit et al. (2012): sehr hohe Korrelation zwischen Beziehungskonflikten und Aufgabenkonflikten
r = .52 mit Inhalts-/Beurteilungskonflikten
r = .67 mit Prozesskonflikten
Stufen der Konflikteskalation nach Glasl
1-3
Eskalation als Abstieg zu immer tieferen, primitiveren und unmenschlicheren Formen der Auseinandersetzung
1. Verhärtung
Spannungen im Rahmen der alltäglichen Interaktionsbeziehung und als Folge zufälliger Ausrutscher
2. Polarisation & Debattenstil
Fixierung auf eigene Standpunkte; harte verbale Auseinandersetzungen
3. Interaktion durch Taten statt Worte
Konfliktgegner*innen halten das Miteinanderreden zunehmend für sinnlos und versuchen, ihre Interessen aktional durchzusetzen („vollendete Tatsachen schaffen“)
4 - 9
4. Sorge um eigene Reputation & Koalitionen
Erleben der Auseinandersetzung als ein Kampf um Sieg und Niederlage; schmieden von Koalitionen mit Unbeteiligten
5. Gesichtsverluste
(erfolgreiche) Versuche, die öffentlich wahrgenommene Integrität, Wirksamkeit und Gutwilligkeit der Konkurrenz zu schädigen
6. Drohstrategien
extreme Drohmanöver/Gewaltandrohungen mit dem Ziel, Kontrolle zurückzugewinnen
7. Begrenzte Vernichtungsschläge
Anwendung von Gewalt; Verlust-Verlust-Einstellungen: Akzeptanz eigener Verluste, wenn es gelingt, dem/der anderen noch größere zuzufügen
8. Zersplitterung
Versuche, die Existenzgrundlagen der Konkurrenz zu vernichten, Versuch, dabei die eigenen Verluste zu minimieren
9. Gemeinsam in den Abgrund
Kollisions- und Vernichtungskurs – ohne Rücksicht auf eigene Verluste
Dual-Concern-Modell (Rubin et al., 1994)
Verhalten der Konfliktparteien wird durch zwei Motive bestimmt:
Selbstbehauptungsmotiv (= Eigeninteresse)
Unterstützungs-/Kooperationsmotiv (= Fremdinteresse)
Mensch ist nicht nur auf Maximierung eigener Vorteile bedacht
Eigeninteresse und Fremdinteresse sind nicht Pole eines Kontinuums
—> fünf prototypische Verhaltensweisen aus unterschiedlichen Kombinationen dieser Motive
Welche Folgen haben soziale Konflikte?
Beeinträchtigung von Gesundheit und Wohlbefinden z. B.:
Mehr Ängstlichkeit, Frustration, Depression, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit
Positiver Zusammenhang mit Burnout
Commitment und Arbeitszufriedenheit sinken und Kündigungsabsichten nehmen zu
Erschwerte Kommunikation/Koordination
Aufmerksamkeit wird von den „eigentlichen“ Arbeitsaufgaben abgezogen
Außerdem: => Soziale Konflikte sind oft gravierender als andere Stressoren, wie hohe Arbeitsbelastung, hohe Anforderungen oder Zeitdruck
Wie wirken Konflikte auf Teamleistung und Zufriedenheit der Teammitglieder?
Können Aufgabenkonflikte auch positive Effekte haben?
Mögliche positive Effekte:
verdeckte Probleme werden offengelegt
Präzisierung der eigenen Position und Argumente
mehr Anstrengung, andere Sichtweisen zu verstehen
bessere Entscheidungen
Eher zu erwarten bei:
hoher Aufgabenkomplexität
kooperativer Abhängigkeit untereinander
psychologischer Diversität der Gruppenmitglieder
Offenheit und Toleranz
förderlichen Konfliktmanagementstrategien der Gegner*innen
positiver Grundstimmung zwischen den gegnerischen Personen
Konstruktive Konfliktlösung
Merkmale konstruktiver Konfliktlösung:
gegenseitiger Respekt
Bereitschaft, Kompromisse einzugehen
Gruppen-Normen, die Kooperation und Harmonie betonen
Metaanalyse von LePine et al. (2008):
Positive Effekte auf …
Teamleistung
Zufriedenheit der Teammitglieder
Was kann man tun, um soziale Konflikte schon im Voraus zu vermeiden?
Allgemeine Maßnahmen zur Konfliktprophylaxe:
Festlegung von klaren Zielen, eindeutigen Verteilungsregeln für knappe Ressourcen und eindeutigen Kompetenzabgrenzungen
Partizipation der Betroffenen am Entscheidungsprozess nach vorheriger Festlegung der Entscheidungsregeln
Vermeidung von Nullsummenspiel-Situationen (v. a. bei der Strukturierung von Belohnungssystemen)
Interventionen bei sozialen Konflikten
Allgemeine Maßnahmen zur Konfliktlösung:
Konfrontation und Verhandlung, u. U. unter Einbeziehung von (externen) vermittelnden Personen (Mediation, Schiedsgerichte)
Intensivierung des Kontaktes und des Informationsaustauschs
Betonung übergeordneter Ziele oder gemeinsamer Gegner*innen („Gemeinsamer Feind eint“)
Training (z. B. zur Förderung kooperativer Verhaltensweisen, Steigerung der Ambiguitätstoleranz und der Empathie…)
Konflikttrainings
Typische Bausteine
Sach- vs. Beziehungsebene
Offenlegung der hinter den Positionen stehenden Interessen
Kognitive Fehler („Fixed Pie“: Ressourcen werden als begrenzt und nicht veränderbar wahrgenommen)
=> Effektivität noch wenig untersucht, aber erste Hinweise ermutigend (vgl. Überblicksartikel von Movius, 2008)
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