Audiometrische Verfahren in der HNO : Abstract ?
In der audiometrischen Diagnostik der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde können durch verschiedene Testverfahren Ort und Ausmaß einer Schwerhörigkeit bestimmt werden.
Schwerhörigkeit kann durch Störungen im äußeren Gehörgang, Mittel- oder Innenohr sowie zentral im Bereich von Hörnerv, Hörbahn oder Hörrinde entstehen.
Je nach Ursprungsort der Störung wird die Schwerhörigkeit in Schallempfindungsschwerhörigkeit (Störung im Innenohr oder retrokochleär) und Schallleitungsschwerhörigkeit (Störung im Mittelohr, Trommelfell oder äußeren Gehörgang) eingeteilt.
Das Ausmaß der Hörstörung kann von einer leichten Hörminderung bis zur Gehörlosigkeit reichen.
Unterschieden werden in der Audiometrie subjektive Testverfahren (die auf eine aktive Mitarbeit der Patient:innen angewiesen sind) von objektiven Testverfahren.
Die einfachsten subjektiven Verfahren sind die Stimmgabelprüfungen nach Rinne und Weber, die eine orientierende Unterscheidung zwischen Schallempfindungs- und Schallleitungsstörung zulassen.
Die am häufigsten durchgeführte apparative Untersuchung ist die Tonschwellenaudiometrie (im Volksmund "Hörtest" genannt), ein subjektives Verfahren zur Messung der frequenzabhängigen Hörempfindlichkeit.
Ein objektives Verfahren ist bspw. die Messung otoakustischer Emissionen, die als Screeningtest auf Hörschäden bei Neugeborenen Verwendung findet.
Im Folgenden erfolgt eine differenzierte Darstellung der einzelnen subjektiven und objektiven audiometrischen Verfahren.
N:
Bei einer hochgradigen einseitigen Schallempfindungsstörung kann der Rinne-Versuch auch negativ ausfallen, wenn die Stimmgabel beim Anlegen auf das Mastoid über die Knochenleitung vom gesunden Ohr der Gegenseite gehört wird. Um diese Fehlinterpretation zu vermeiden, sollte immer zusätzlich der Weber-Versuch durchgeführt werden!
Weber- und Rinne-Test sind orientierende Hörprüfungen zur Unterscheidung von Schallleitungs- und Schallempfindungsstörung!
Othämatom : Abstract ?
Mit Othämatom wird ein seröser oder blutiger Erguss zwischen der Knorpelhaut (Perichondrium) und dem Knorpel der Ohrmuschel bezeichnet.
Der ätiologisch scherenden Gewalteinwirkung verdankt die Erkrankung die Bezeichnung „Ringerohr“.
Zur Vermeidung von Deformitäten und Infektionen muss das Hämatom immer durch Inzision drainiert werden, dabei ist wegen der Perichondritisgefahr auf strenge Sterilität zu achten.
Es ist immer eine chirurgische Inzision indiziert!
Otitis externa : Abstract ?
(Ohrentzündung - Äußeres Ohr)
Die Otitis externa ist eine Entzündung des äußeren Gehörgangs, die bakteriell, durch Pilze oder allergisch bedingt sein kann.
Man unterscheidet die Otitis externa diffusa (= Entzündung von Kutis und Subkutis des Gehörgangs) und die Otitis externa circumscripta (= Gehörgangsfurunkel bzw. Staphylokokkeninfektion der Haarbälge).
Ein Übergang der Entzündung auf das Trommelfell (Myringitis) und/oder das äußere Ohr ist möglich.
Eine gefürchtete Verlaufsform ist die Otitis externa maligna, die meist durch Pseudomonas aeruginosa ausgelöst wird und hauptsächlich schlecht eingestellte Diabetiker oder Immunsupprimierte betrifft.
Sie kann früh zum Ausfall von Hirnnerven führen (oft Nervus facialis), auf den Knochen übergreifen und tödlich verlaufen.
Eine umgehende klinische Einweisung und antibiotische Therapie mit pseudomonaswirksamen Antibiotika (z.B. Ciprofloxacin in hoher Dosierung) ist indiziert.
Die Otitis externa maligna ist kein Malignom!
Akute Otitis media : Abstract ?
(Akute Mittelohrentzündung, Otitis media acuta)
Die akute Otitis media ist eine plötzlich auftretende Entzündung des Mittelohrs, die sich gehäuft in den Wintermonaten im Anschluss an einen Infekt der oberen Atemwege entwickelt.
Aufgrund des erleichterten Aufsteigens von Erregern durch die kürzere Tuba auditiva sind vor allem Kinder betroffen.
Leitsymptome sind Ohrenschmerzen und Fieber. Der klinische Verdacht wird in der Otoskopie durch eine sichtbare Rötung und Vorwölbung des Trommelfells und einen Paukenerguss bestätigt.
Die Erkrankung verläuft in der Regel selbstlimitierend, sodass eine pauschale Therapie mit Antibiotika nicht sinnvoll ist.
Eine gefürchtete, aber seltene Komplikation ist die Mastoiditis.
Entgegen weit verbreiteter Meinung weist der positive Tragusdruckschmerz auf eine akute Otitis externa hin und nicht auf eine akute Otitis media!
Nicht jede Otitis media sollte pauschal mit Antibiotika behandelt werden!
Mastoiditis und Labyrinthitis : Abstract ?
Die akute Mastoiditis ist eine Entzündung der lufthaltigen Zellen im Processus mastoideus (Warzenfortsatz), in der Regel mit Knocheneinschmelzung.
Sie tritt häufig im Rahmen einer akuten Otitis media auf, hier sind insbesondere Kleinkinder betroffen.
Die akute Mastoiditis kann außerdem als Komplikation einer subakuten oder chronischen Otitis media oder eines Cholesteatoms vorkommen.
Neben Fieber, reduziertem Allgemeinbefinden und starken Ohrenschmerzen zeigt sich typischerweise eine schmerzhafte retroaurikuläre Rötung und Schwellung sowie eine abstehende Ohrmuschel.
Wegweisend sind die Klinik sowie die otoskopische Untersuchung, ggf. ist eine Bildgebung zu erwägen.
Therapeutisch erfolgt immer die stationäre Aufnahme zur i.v.-antibiotischen Therapie und je nach Ausprägung des Befundes die chirurgische Intervention.
Die Prognose ist bei rechtzeitigem Therapiebeginn gut.
Andernfalls können sich lokale Abszesse sowie intrakranielle Komplikationen entwickeln.
Die Labyrinthitis ist eine Komplikation der akuten bzw. der chronischen Otitis media und beschreibt eine Entzündung des vestibulären und kochleären Labyrinthanteils.
Klassische Symptome sind eine zunehmende Schallempfindungsschwerhörigkeit und Drehschwindel, oft verbunden mit Übelkeit und Erbrechen.
Meist klagen die Patienten über Ohrenschmerzen, ein allgemeines Krankheitsgefühl und Ohrgeräusche.
Diagnostisch wegweisend sind der Weber-Versuch bzw. die Audiometrie sowie die Untersuchung mittels Frenzel-Brille.
Die Diagnose indiziert immer eine stationäre Aufnahme mit i.v.-antibiotischer Therapie plus chirurgischer Intervention.
Die Prognose ist abhängig vom Zeitpunkt des Therapiebeginns; häufig bleiben Hörstörungen bestehen.
Nach Abschluss der Therapie sollte immer eine Hörprüfung erfolgen, bei Kindern am besten durch eine BERA oder durch Ableitung akustisch evozierter Potenziale!
Tubenfunktionsstörungen : Abstract ?
Als Tubenfunktionsstörung oder Tubenkatarrh bezeichnet man eine akute oder chronische Belüftungsstörung des Mittelohres, die durch eine Störung der Öffnung der Tuba eustachii bedingt ist.
Ursache hierfür ist meist eine Verlegung des Tubenostiums im Nasenrachen, bspw. durch vergrößerte Adenoide.
Hierdurch kann es zur Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr kommen.
Es bildet sich ein Erguss unterschiedlicher Viskosität hinter dem Trommelfell (Seromukotympanon oder Mukotympanon).
Während der akute Paukenerguss i.d.R. durch einen Infekt des Nasenrachenraumes entsteht und konservativ meist gut zu behandeln ist, sollte bei einem persistierenden Paukenerguss beim Erwachsenen (insb. bei einseitigem Befund) immer eine Nasenracheninspektion zum Ausschluss eines Tumors erfolgen.
Therapeutisch können nach erfolgloser konservativer Therapie eine Parazentese und ggf. die Einlage eines Paukenröhrchens erfolgen.
Gleichzeitig sollte die Tubenbelüftung verbessert werden.
Eine Sonderform ist das Syndrom der offenen Tube.
Bei Kindern kann durch das Seromukotympanon die Sprachentwicklung gestört sein, daher ist eine frühe Therapie wichtig!
Bei Erwachsenen mit Seromukotympanon muss ein Malignom als Ursache ausgeschlossen werden!
Otosklerose : Abstract ?
Die Otosklerose bezeichnet eine zunehmende Verknöcherung des Labyrinths, in dem sich das Innenohr befindet.
Hauptmanifestationsort ist der Steigbügel, der zunehmend im ovalen Fenster fixiert.
Es resultiert eine zunehmende Schallleitungsschwerhörigkeit durch Verminderung der Schwingungsfähigkeit der Gehörknöchelchen.
Häufig erkrankt im Verlauf auch das zweite Ohr.
Unbehandelt führt die Erkrankung langsam progredient zu einer hochgradigen Schwerhörigkeit.
Therapie der Wahl ist ein Ersatz des oberen Teils des Steigbügels durch eine Prothese (Stapedotomie).
Die Symptome nehmen bei hormonellen Umstellungen während oder nach der Schwangerschaft zu!
Chronische Otitis media : Abstract ?
Als chronische Otitis media bezeichnet man eine nicht spontan heilende, meist sezernierende Entzündungsreaktion des Mittelohres mit Trommelfelldefekt.
Man unterscheidet die chronische Otitis media mesotympanalis, welche mit einem zentralen Trommelfelldefekt einhergeht, von der Otitis media epitympanalis, die typischerweise einen randständigen Trommelfelldefekt aufweist und auch Cholesteatom genannt wird.
Die chronische Otitis media mesotympanalis entwickelt sich meist aufgrund einer chronischen Tubenbelüftungsstörung.
Therapeutisch kann im infektfreien Intervall eine Tympanoplastik erfolgen, also der operative Verschluss des Trommelfells.
Als Cholesteatom bezeichnet man eine chronische eitrige Entzündungsreaktion des Mittelohres mit Knochendestruktion, welche vermutlich als Folge von verhornendem Plattenepithel (von Geburt an vorhanden oder einwachsend) auftritt.
Leitsymptome sind eine einseitige, intermittierende, meist fötide Otorrhö und ein progredienter Hörverlust, bei Arrosion der Bogengänge tritt auch rezidivierend Drehschwindel auf.
Das angeborene Cholesteatom kann zunächst symptomlos sein und ist daher oft ein Zufallsbefund.
Bei jeder Fazialisparese sollte ein Cholesteatom ausgeschlossen werden.
Unbehandelt führt die chronisch-eitrige Entzündung zu weiteren Komplikationen, sodass auch bei Symptomfreiheit absolute Operationsindikation besteht.
Um Rezidive möglichst frühzeitig zu erkennen, sollten die Patienten lebenslang regelmäßig nachkontrolliert werden.
Insb. bei lokaler Applikation: Keine ototoxischen Antibiotika wie bspw. Gentamicin verwenden!
Aufgrund der möglichen Komplikationen kann ein unbehandeltes Cholesteatom zum Tod führen!
Glomustumor : Abstract ?
Glomustumoren sind eine heterogene Gruppe von Tumoren, die von einem Glomus (Knäuel) ausgehen.
Diese Knäuel können entweder Paraganglien als endokrin aktive Zellknäuel des peripheren Nervensystems (Parasympathikus oder Sympathikus) oder Gefäßknäuel sein.
Die Glomustumoren der beiden Paraganglien des Mittelohrs (Glomus tympanicum und Glomus jugulare) sind die häufigsten Tumoren des Mittelohrs.
Der Patient hat keine Schmerzen und klagt klassischerweise über ein pulssynchrones Ohrgeräusch.
Otoskopisch schimmert das Trommelfell (meist im unteren Teil) rötlich und pulsiert.
Diagnostisch kommen vor allem radiologische Verfahren (MRT, CT, Angiografie) zum Einsatz.
Die Therapie besteht in der Entfernung des Tumors.
Hörsturz : Abstract ?
(Akuter idiopathischer sensorineuraler Hörverlust)
Ein Hörsturz ist eine plötzlich einsetzende, schmerzlose, einseitige Innenohrschwerhörigkeit ohne erkennbare Ursache (idiopathisch), die häufig mit Tinnitus und gelegentlich auch mit Schwindel einhergeht.
Sehr selten kommt eine beidseitige Hörminderung vor (5%).
Eine medikamentöse Therapie mit systemischen oder intratympanalen Glucocorticoiden sollte zeitnah erfolgen.
Sowohl Spontanheilungen als auch Rezidive sind möglich.
Das Auftreten von vestibulären Symptomen gilt als prognostisch ungünstig.
Bei neurologischen und/oder vestibulären Symptomen muss sofort eine Klinikeinweisung erfolgen!
Der Hörsturz ist eine Ausschlussdiagnose!
Ein früher Therapiebeginn verbessert die Prognose erheblich! Die Therapie mit Prednisolon sollte spätestens 2 Wochen nach Auftreten der Symptome begonnen werden! [11]
Bei einseitiger Ertaubung, objektivierbarer vestibulärer Symptomatik oder wenn es das „letzthörende“ Ohr ist, sollte in jedem Fall eine stationäre Therapie, ggf. mit Tympanoskopie, erfolgen!
Akustisches Trauma : Abstract ?
Ein akustisches Trauma beschreibt eine Schädigung der Haarzellen des Innenohrs, meist durch akute oder chronische Lärmeinwirkung.
Während das akute akustische Trauma i.d.R. auf ein einmaliges Ereignis zurückgeführt werden kann, ist das chronische Lärmtrauma Folge einer länger andauernden Exposition gegenüber Lärm.
Im Jahr 2014 war die Lärmschwerhörigkeit, ausgelöst durch jahrelanges Arbeiten bei Schalldruckpegeln über 85 dB, die am häufigsten anerkannte Berufskrankheit.
Zur Anerkennung als Berufskrankheit muss neben dem Vorliegen der beidseitigen Schallempfindungsstörung und den typischen Untersuchungsergebnissen nachgewiesen sein, dass sich die Schwerhörigkeit im Rahmen der Berufstätigkeit und bei adäquater Lärmexposition (≥85 dB) entwickelt hat!
Ein Verdacht auf Lärmschwerhörigkeit muss bei der zuständigen Berufsgenossenschaft gemeldet werden!
Tinnitus : Abstract ?
(Tinnitus aurium, Ohrgeräusche, Ohrensausen, Ohrenklingeln)
Als Tinnitus bezeichnet man eine auditive Wahrnehmung, die sich als Rauschen, Klingeln, Brummen oder Piepen bemerkbar machen kann.
Man unterscheidet zwischen einem objektiven Tinnitus, der auch vom Untersucher gehört werden kann, und einem subjektiven Tinnitus mit nur für den Patienten wahrnehmbaren Tönen oder Geräuschen ohne akustische Stimulation von außen.
Ein objektiver Tinnitus kann bspw. durch einen Glomustumor verursacht werden;
der subjektive Tinnitus entsteht meist durch eine fehlerhafte Informationsbildung im auditorischen System.
Ein akuter Tinnitus (<3 Monate) kann spontan sistieren.
Eine Chronifizierung kann zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität mit großem Leidensdruck führen.
Die Therapie des objektiven Tinnitus richtet sich nach dessen Ursache.
Bei einem neu aufgetretenen subjektiven Tinnitus ohne erkennbare Ursache ist das Mittel der Wahl eine umgehende Glucocorticoidtherapie, insb. wenn zusätzlich eine Hörminderung vorliegt.
Parallel zur Therapie sollte immer eine Diagnostik eingeleitet werden, die aufgrund der vielen möglichen Ursachen sehr zeitaufwendig sein kann.
Ist die kausale Therapie nicht erfolgreich, ist die Veranlassung einer Psychotherapie zur Verbesserung des Umgangs mit der Symptomatik ratsam, da eine erfolglose Habituation zu psychischen Sekundärsymptomen führen kann.
Bei allen Formen des Tinnitus handelt es sich um ein Symptom und nicht um eine Erkrankung!
Ein subjektiver Tinnitus tritt häufig auf, ein objektiver selten!
Schon vor Abschluss der Ursachenklärung sollte beim subjektiven Tinnitus zeitnah ein Therapiebeginn mit Glucocorticoiden erfolgen!
Ein akuter, subjektiver Tinnitus ohne anamnestisch eruierbare Ursache sollte bei starkem Leidensdruck wie ein Hörsturz therapiert werden!
Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel : Abstract ?
(BPLS, BPPV)
Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel (BPLS) ist eine häufige Erkrankung des Innenohrs.
Sie wird durch dislozierte Fragmente von Otolithen ausgelöst, die frei in der Endolymphe eines Bogengangs „schwimmen“ (Canalolithiasis) und dort bei Kopflageänderungen zur Übererregung des Gleichgewichtsorgans führen.
Seltener ist eine Cupulolithiasis ursächlich, bei der sich Otolithenfragmente an der Cupula der Bogengangsorgane festsetzen.
Der BPLS ist die häufigste periphere Schwindelursache, wobei der posteriore Bogengang am weitaus häufigsten betroffen ist.
Das Leitsymptom des BPLS ist ein attackenartig auftretender Lagerungsschwindel mit kurzer Dauer (meist bis zu 60 s) bei Kopflageänderungen, der nach Ruhigstellung des Kopfs spontan sistiert.
Die Diagnose wird klinisch anhand der typischen Anamnese und mittels Lagerungsmanöver gestellt, welche die Drehschwindelattacke auslösen und die Zuordnung zum betroffenen Bogengang ermöglichen.
Zur Therapie erfolgen ebenfalls Lagerungsmanöver, die zum Abfließen der Otolithen aus dem jeweiligen Bogengang führen.
Da Otolithen auch spontan aus dem Bogengangsorgan abfließen können, kommt der Anamnese eine besondere Bedeutung zu: Bei einer eindeutigen, typischen Anamnese kann von einem BPLS ausgegangen werden, auch wenn keine BPLS-typischen Untersuchungsbefunde (mehr) zu erkennen sind !
Morbus Menière : Abstract ?
Morbus Menière ist gekennzeichnet durch eine anfallsartig auftretende Symptomtrias bestehend aus Drehschwindel, Tinnitus und akuter Hörminderung.
Die Anfälle dauern Minuten bis Stunden und können mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen.
Zusätzlich wird oft von einem Druckgefühl im betroffenen Ohr berichtet.
Während die Anfallshäufigkeit über die Jahre i.d.R. abnimmt, besteht eine zunächst fluktuierende Tieftonschwerhörigkeit auch im anfallsfreien Intervall, die progredient verläuft.
Die Krankheitsursache ist nicht geklärt, allerdings geht die Krankheit fast immer mit einem endolymphatischen Hydrops einher und wird grundsätzlich auf eine Störung der Innenohrhomöostase zurückgeführt.
Es bestehen therapeutische Ansätze, um die Häufigkeit, Dauer und Stärke der Attacken zu verringern, allerdings mit teilweise geringer Evidenz.
Die klinische Hypothese beruht auf einer typischen Anamnese und einem passenden klinischen Untersuchungsbefund während der Attacke. Mittels Audiometrie wird die Hypothese untermauert und eine definitive Diagnose gestellt!
Im Spätstadium nach ca. 9–10 Jahren lassen die Anfälle meist deutlich nach (sog. „Ausbrennen“), sodass in diesem Stadium oft keine Therapie notwendig ist!
Neuropathia vestibularis : Abstract ?
(Neuritis vestibularis, Akute unilaterale Vestibulopathie, Akuter Vestibularisausfall)
Die Neuropathia vestibularis (Synonym: Neuritis vestibularis) ist eine meist einseitige idiopathische Inflammation des N. vestibularis (vestibulärer Anteil des N. VIII), die zum Funktionsausfall des Gleichgewichtsorgans führt.
Als Auslöser wird eine Inflammation des vestibulären Anteils des achten Hirnnerven durch Viren diskutiert, auch weil der Symptomatik oft Infekte der oberen Atemwege vorausgehen.
Aus völliger Gesundheit heraus kommt es zu einem akuten vestibulären Syndrom mit über Tage anhaltendem Drehschwindel sowie Übelkeit, Erbrechen, Stand- und Gangunsicherheit.
Die Diagnose erfolgt klinisch anhand typischer Untersuchungsbefunde.
Therapeutisch stehen ein physiotherapeutisches Gleichgewichtstraining und eine antiinflammatorische Behandlung mit Glucocorticoiden im Vordergrund. I.d.R. kommt es nach wenigen Tagen zu einer Besserung und innerhalb von 2–3 Wochen zur Symptomfreiheit.
Keine kochleären Symptome: Keine Hörminderung, kein Tinnitus!
Rhinitis acuta : Abstract ?
(Common cold)
Die Rhinitis acuta ist eine harmlose und meist virale Entzündung der Nasenschleimhaut (im Volksmund "Schnupfen" genannt), die zu Nasenlaufen, Niesen und Behinderung der Nasenatmung führt.
Symptomlindernd sind vasokonstriktorisch wirkende, abschwellende Nasentropfen (z.B. Xylometazolin).
Die Erkrankung heilt in der Regel spontan und folgenlos innerhalb von einer Woche aus.
Epistaxis : Abstract ?
(Nasenbluten)
Epistaxis (von griech. staxo = „tropfen“) ist der Fachausdruck für Nasenbluten.
Dem Nasenbluten kann eine lokale oder systemische Ursache zugrunde liegen.
Häufig sistiert die Blutung spontan, dann sind Oberkörperhochlagerung, ein kalter Umschlag im Nacken und das Zusammendrücken der Nasenflügel hilfreiche Erstmaßnahmen.
Letzteres vor allem bei Blutungen aus den vorderen Nasenabschnitten, z.B. dem Locus Kiesselbachi.
Bei starkem Nasenbluten kann eine akut lebensbedrohliche Situation eintreten, die ein sofortiges Handeln erforderlich macht.
Eine Einteilung kann nach der Ätiologie, der Schwere der Blutung und der Lokalisation der Blutungsquelle erfolgen.
In 90–95% der Fälle liegt die Blutungsquelle im vorderen Bereich des Nasenseptums, meist im Bereich des Locus Kiesselbachi;
nur in 5–10% stammt die Blutung aus den posterioren Nasenabschnitten.
Bei starkem Nasenbluten steht die Blutstillung an erster Stelle!
Bei starker Blutung sofort Rettungswagen rufen (insb. bei Säuglingen, Klein- und Kindergartenkindern aufgrund fehlender Reserven auch bei mittelschwerer Blutung)!
Parallel zur Blutstillung sollte mind. ein großlumiger venöser Zugang gelegt werden!
Tumoren der Nasenhaupthöhle und Nasennebenhöhlen : Abstract ?
In diesem Kapitel werden sowohl Tumoren der Nasenhaupthöhle als auch der Nasennebenhöhlen behandelt.
Unter den benignen Tumoren ist das Papillom der Nasenhöhle am häufigsten und wird daher im Detail erklärt.
Das Papillom der Nasenhöhle fällt insb. durch eine einseitige Behinderung der Nasenatmung auf, die sekundär zu einer Sinusitis führen kann.
Die wachsende Wucherung kann Knochen destruieren und maligne entarten, sodass immer eine Resektion indiziert ist.
Rezidive sind häufig und bei unvollständiger Resektion regelhaft zu erwarten.
Maligne Tumoren wie insb. das Nasennebenhöhlenkarzinom fallen ebenso durch eine einseitig behinderte Nasenatmung auf.
Die Diagnose wird durch eine Biopsie bestätigt.
Therapeutisch steht die operative Resektion mit anschließender Rekonstruktion im Vordergrund.
Bei einseitiger behinderter Nasenatmung immer auch an einen malignen Tumor denken!
Bei Exposition gegenüber bestimmten Noxen kann eine anerkannte Berufskrankheit vorliegen!
Sinusitis : Abstract ?
(Nasennebenhöhlenentzündung)
Die Sinusitis ist eine häufige entzündliche Veränderung der Nasennebenhöhlenschleimhaut, die meist von einer Entzündung der Nasenhöhle begleitet wird (Rhinosinusitis). I.d.R. heilt sie spontan aus;
hält die Erkrankung hingegen länger als 12 Wochen an, ist sie definitionsgemäß als chronisch zu bezeichnen.
Leitsymptome sind Nasenlaufen und bewegungsabhängige Gesichtsschmerzen (v.a. beim Beugen des Körpers nach vorne).
Viren sind die häufigsten Auslöser, weshalb nur bei heftigem Krankheitsverlauf mit Verdacht auf bakterielle Sekundärinfektion eine Antibiotikatherapie sinnvoll ist.
Bei Komplikationen einer akuten Infektion oder bei chronischen Verläufen kann eine operative Therapie notwendig sein.
Bei der akuten Rhinosinusitis ist i.d.R. keine(!) Bildgebung indiziert!
Eine generelle Antibiotikagabe ist bei der akuten Sinusitis nicht(!) sinnvoll!
Bei einem operativen Eingriff im Bereich des Sinus sphenoidalis ist eine Verletzung der A. carotis interna oder des N. opticus möglich!
Antibiotische Therapie bei CRS nur bei bakteriellen Exazerbationen!
Gesichts- und Felsenbeinfrakturen : Abstract ?
Mittelgesichtsfrakturen werden nach Le Fort eingeteilt, frontobasale Gesichtsfrakturen nach Escher.
Die häufigsten Gesichtsfrakturen sind jedoch Nasenbeinfrakturen sowie die einfache Fraktur von Jochbein (Os zygomaticum) und/oder Jochbogen (Arcus zygomaticus).
Letztere können durch Kieferklemme und Monokelhämatom symptomatisch werden.
Bei frontobasalen Frakturen und Felsenbeinquerfrakturen ist ein Liquorfluss aus der Nase möglich (Rhinoliquorrhö).
Der Austritt von Liquorflüssigkeit lässt sich über das Vorhandensein von β2-Transferrin und/oder β-trace-Protein testen (wird auf einem Schwämmchen gesammelt), da diese Proteine weitestgehend spezifisch für den Liquor cerebrospinalis sind.
Häufigste Ursache für eine Rhinoliquorrhö ist eine Fraktur der äußerst dünnen Lamina cribrosa (Teil des Os ethmoidale) oberhalb der Nasenhöhle!
Der Austritt von Liquorflüssigkeit lässt sich über das Vorhandensein von β2-Transferrin testen!
Adenoide Vegetationen : Abstract ?
(Adenoide, Hyperplasie der Rachenmandel)
Adenoide Vegetationen bezeichnet eine Hyperplasie der Rachenmandel (Tonsilla pharyngealis), die in der Regel im Kindesalter auftritt und häufig mit einer partiellen oder kompletten Verlegung im Nasenrachenraum einhergeht.
Eine Verlegung von Choanen und/oder Tubenostien führt zu einer Nasenatmungsbehinderung und vermehrten Mundatmung, rezidivierenden Paukenergüssen und Otitiden.
Bei persistierender Hörminderung kann sich die Sprachentwicklung verzögern.
Klinisch hinweisend sind nasale Sprache, Schnarchen, Tagesmüdigkeit, rezidivierende Atemwegsinfekte und die sog. Facies adenoidea mit offenstehendem Mund und sichtbarer Zunge.
Therapeutisch ist nach erfolgloser konservativer Therapie oder bei ausgeprägter Symptomatik eine operative Entfernung der Rachenmandel (Adenotomie) indiziert.
Die Rachenmandelhyperplasie ist im Kindesalter nicht ungewöhnlich und per se nicht behandlungsbedürftig, Symptome ergeben sich erst durch die Verlegung physiologischer Öffnungen!
Bei ausgeprägten Beschwerden oder persistierenden Symptomen – nach monatelanger erfolgloser konservativer Therapie – ist die Adenotomie indiziert!
Juveniles Angiofibrom : Abstract ?
(Juveniles Nasenrachenfibrom (veraltet))
Das juvenile Angiofibrom (früher: juveniles Nasenrachenfibrom) ist ein gutartiger gefäßreicher Tumor, der sich durch aggressives Wachstum auszeichnet.
Betroffen ist nahezu ausschließlich das männliche Geschlecht.
Leitsymptome sind wiederholtes spontanes Nasenbluten, (einseitig) behinderte Nasenatmung und eitrige Nasensekretion.
Diagnostisch ist ein palpatorisch harter, knolliger Tumor charakteristisch, der seinen Ausgang vom Foramen sphenopalatinum nimmt und verdrängend wächst.
Der Tumor bildet sich gelegentlich nach der Pubertät zurück;
wegen der hohen Blutungsneigung kann eine operative Tumorresektion jedoch oft nicht vermieden werden.
Die klinische Symptomatik kann der einer Rachenmandelhyperplasie ähneln! Daher muss vor einer Adenotomie immer der Nasenrachenraum palpiert werden!
Das juvenile Angiofibrom wird klinisch und radiologisch diagnostiziert!
Zungenveränderungen : Abstract ?
Die meisten Zungenveränderungen sind harmlos und nicht direkt einer Krankheit zuzuordnen.
Einige charakteristische Veränderungen der Zunge können aber ein erster Hinweis auf bestimmte Erkrankungen sein.
Der durch Pilze hervorgerufene Mundsoor kann wie ein Pilz im Wald von der Zunge „gesammelt“ werden!
Akute Angina tonsillaris : Abstract ?
(Akute Tonsillitis)
Die akute Angina tonsillaris oder akute Tonsillitis ist eine Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsilla palatina) und betrifft insb. Kinder und junge Erwachsene.
Sie tritt häufig gemeinsam mit einer Entzündung des Rachens (Tonsillopharyngitis) in Erscheinung.
Viren oder β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A sind typischerweise auslösende Erreger der Erkrankung, die durch Halsschmerzen und Schluckbeschwerden symptomatisch wird. I.d.R. ist der Verlauf selbstlimitierend.
Bei starkem Krankheitsgefühl und protrahiertem Verlauf sollte bei Verdacht auf eine bakterielle Genese eine Antibiotikatherapie (in erster Linie mit Penicillin V) erfolgen, um insb. immunogene Folgekrankheiten wie die akute Poststreptokokken-Glomerulonephritis oder das akute rheumatische Fieber zu verhindern.
Bei rezidivierenden akuten Tonsillitiden kann eine operative Therapie in Erwägung gezogen werden, deren Indikation heutzutage zurückhaltend gestellt wird.
Diphtherie ist ein Sonderfall: Jeder klinische Verdacht auf Diphtherie ist ein Notfall und erfordert die unmittelbare stationäre Einweisung und Abklärung ohne Abwägung mittels Scoring-System!
Eine sichere Differenzierung zwischen viraler und bakterieller Genese der Tonsillitis kann nur unter Berücksichtigung von anamnestischen Angaben, klinischen Symptomen und Laborbefunden erfolgen!
Wird klinisch eine EBV-Tonsillitis mit einer bakteriellen Tonsillitis verwechselt und fälschlicherweise ein Aminopenicillin gegeben, wird dadurch häufig ein Arzneimittelexanthem ausgelöst!
Postoperativ dürfen aufgrund des Blutungsrisikos keine gerinnungshemmenden Schmerzmedikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) gegeben werden!
Peritonsillar-, Parapharyngeal- und Retropharyngealabszess : Abstract ?
Peritonsillar-, Parapharyngeal- und Retropharyngealabszesse sind Krankheitsbilder mit anatomischer Nähe zueinander, die aufgrund ihres klinischen Erscheinungsbildes schwer zu differenzieren sind, sich jedoch insb. hinsichtlich des Manifestationsalters unterscheiden.
Der häufige Peritonsillarabszess entsteht i.d.R. als Abszedierung der Weber-Drüsen (posteriore muköse Speicheldrüsen) am oberen Tonsillenpol und kommt meist im jungen Erwachsenenalter vor.
Kontrovers diskutiert wird die bisherige Annahme, dass er oft als Komplikation der rezidivierenden Tonsillitis auftrete.
Die Patient:innen klagen über Halsschmerzen, Schluckstörungen und Kieferklemme (Trismus).
Die Diagnose kann meist klinisch durch eine Inspektion des Rachens mit charakteristischer Gaumenbogenvorwölbung gestellt werden.
Als erste Therapieoption bei Peritonsillitis bzw. beginnendem Abszess erfolgt eine kalkulierte Antibiotikatherapie, bei vorhandenem Abszess oder Antibiotikaversagen ist jedoch zusätzlich eine chirurgische Intervention notwendig.
Der Parapharyngealabszess tritt ebenfalls im jungen Erwachsenenalter auf, häufig als Komplikation eines Peritonsillarabszesses.
Da es sich durch Verlegung der Atemwege einerseits und Mediastinitis- und Sepsisgefahr andererseits um ein lebensgefährliches Krankheitsbild handelt, erfolgt immer eine eilige Abszessdrainage mit simultaner Antibiotikatherapie.
Der seltene Retropharyngealabszess betrifft insb. Kleinkinder, meist infolge eines Racheninfektes mit zervikaler Lymphknoteneinschmelzung.
Die richtige Diagnosestellung ist aufgrund der variablen Symptomatik schwierig.
Typische Warnsymptome sind Kopfbewegungseinschränkung, Torticollis und Halsschwellung mit Fieber und erhöhten Entzündungszeichen im Blut.
Wie beim Parapharyngealabszess besteht auch hier dringender Therapiebedarf mit Abszessdrainage und simultaner Antibiotikatherapie.
Warnsymptome eines Peritonsillar-, Parapharyngeal- oder Retropharyngealabszesses beim Kleinkind sind Halsschwellung, Kopfbewegungseinschränkung und Torticollis!
Eine systemische Antibiotikatherapie ist bei Peritonsillar-, Parapharyngeal- und Retropharyngealabszessen immer(!) indiziert, auch simultan zu chirurgischen Maßnahmen!
Ein Para- oder Retropharyngealabszess stellt immer(!) eine OP-Indikation dar!
Pharynxkarzinom : Abstract ?
Das Pharynxkarzinom bezeichnet einen bösartigen Tumor des Rachens.
Hauptrisikofaktoren analog zum Larynxkarzinom sind Nikotinkonsum und Alkoholabusus.
Eine Ausnahme stellt das Nasopharynxkarzinom dar, das mit Epstein-Barr-Virus-Infektionen assoziiert ist und schon in jungen Jahren auftreten kann.
Dem gegenüber sind humane Papillomaviren gehäuft an der Ätiologie des Oropharynxkarzinoms beteiligt.
Die Erstsymptome sind abhängig von der Lokalisation und meist sehr unspezifisch.
Therapeutisch kommen für Oro- und Hypopharynxkarzinome meist eine operative Resektion mit ggf. Neck Dissection und anschließender Radio(chemo)therapie infrage.
Das Nasopharynxkarzinom wird primär strahlentherapeutisch behandelt.
Der HPV-Status beim Mundhöhlenkarzinom – im Gegensatz zum Oropharynxkarzinom – spielt als prognostischer Faktor nach derzeitiger Studienlage keine Rolle!
Pharynxkarzinome und Mundhöhlenkarzinome haben Nikotin- und Alkoholabusus als gemeinsamen Risikofaktor!
Kehlkopflähmung : Abstract ?
Die Kehlkopflähmung ist eine Parese der äußeren und inneren Kehlkopfmuskeln.
Eine dabei auftretende Stimmbandfehlstellung ist häufig die Folge einer iatrogenen Schädigung des Nervus laryngeus recurrens, bspw. nach einer Operation der Schilddrüse.
Eine einseitige Rekurrensparese führt zur Paramedianstellung der Stimmlippe mit Dysphonie und wird zunächst meist durch logopädisches Stimmtraining therapiert.
Anders verhält es sich bei einer akuten beidseitigen Rekurrensparese, die sich durch Luftnot äußert und häufig eine Notfall-Tracheotomie erforderlich macht.
Der N. recurrens versorgt den einzigen Stimmritzenöffner (M. cricoarytenoideus posterior = Posticus). Hieraus resultiert auch die führende Klinik bei Beeinträchtigung des Nerven!
Die zahlreichen Axone im N. recurrens, die sowohl Adduktoren als auch Abduktoren innervieren, unterliegen keiner erkennbaren Faserordnung, sodass bei einer Schädigung ein nicht vorhersagbares Muster an Funktionseinschränkungen resultiert!
Gutartige Tumoren und Präkanzerosen des Larynx : Abstract ?
Leitsymptom jeder Stimmlippenveränderung ist die Heiserkeit.
Meist führt exzessiver falscher Stimmeinsatz zu einer erhöhten mechanischen Belastung des Stimmlippenepithels.
Auch bei gutartigen Wucherungen der Stimmlippe ist i.d.R. eine endoskopische Abtragung mit nachfolgender histologischer Untersuchung angezeigt.
Eine Ausnahme stellen Stimmlippenknötchen dar, die durch Stimmbandüberlastung bei „angestrengtem“ Reden entstehen (z.B. bei pädagogischen Berufen).
Hier sind zunächst eine Stimmschonung und eine logopädische Behandlung indiziert.
Larynxpapillome bei Erwachsenen und Leukoplakien stellen mögliche Präkanzerosen dar.
Gefahr der Synechie bei ausgeprägter Granulationsbildung!
Reinke-Ödeme zählen nicht zu den Präkanzerosen!
In 10–25% der Fälle ist eine maligne Entartung möglich!
Bis ins Erwachsenenalter verbliebene Papillome sind eine fakultative Präkanzerose und entarten in etwa 20% der Fälle!
Larynxkarzinom : Abstract ?
Das Larynxkarzinom bezeichnet einen bösartigen Tumor des Kehlkopfes.
Hauptrisikofaktor ist Nikotinabusus, gefolgt von Alkoholabusus.
Karzinome der Stimmlippe werden früh durch Heiserkeit symptomatisch und haben deshalb eine sehr gute Chance auf Heilung.
Alle anderen Tumorlokalisationen weisen durch ein spätes Auftreten unspezifischer Symptome (Fremdkörpergefühl, Dysphagie) eine deutlich schlechtere Prognose auf.
Es handelt sich fast ausschließlich um Plattenepithelkarzinome!
Bei länger als 4 Wochen anhaltender Heiserkeit unklarer Ursache sollte eine Laryngoskopie durchgeführt werden!
Ein Screening der Gesamtbevölkerung oder auch spezieller Risikopopulationen (z.B. bei Nikotin- oder Alkoholabhängigkeit) wird nicht empfohlen!
Keine Empfehlung zur Wächterlymphknotenbiopsie!
Die Therapieentscheidung sollte beim Larynxkarzinom immer interdisziplinär durch HNO, Strahlentherapie und Onkologie erfolgen!
Die Prognose des Larynxkarzinoms hängt im Wesentlichen von der Lokalisation, TNM-Klassifikation und vom R-Status ab. Der HPV-Status spielt in der Prognose keine Rolle!
Halszyste und Halsfistel : Abstract ?
Die mediane Halszyste ist angeboren, geht auf Residuen des Ductus thyreoglossus aus der Embryonalentwicklung zurück und wird i.d.R. innerhalb der ersten Lebensjahre in Form einer Schwellung im mittleren Halsbereich symptomatisch.
Bei einer Abszedierung kann sich sekundär eine äußere Fistel zur Hautoberfläche ausbilden.
Die laterale Halszyste manifestiert sich typischerweise im 2.–3. Lebensjahrzehnt in Form einer Schwellung am seitlichen Halsbereich, die während einer Atemwegsinfektion zunimmt.
Ihre Ätiologie ist nicht eindeutig geklärt.
Während einige Autoren von Epitheleinschlüssen in zervikalen Lymphknoten als Ursache ausgehen, scheint die wahrscheinlichere Theorie, dass die Zysten ähnlich der lateralen Halsfistel auf Residuen des Sinus cervicalis beruhen.
Bei der angeborenen lateralen Halsfistel, die auf Residuen des Sinus cervicalis aus der Embryonalentwicklung zurückgeht, besteht stets eine Verbindung zur Körperoberfläche im seitlichen Halsbereich, die i.d.R. nach der Geburt oder in den ersten Lebensjahren auffällt.
Therapeutisch ist bei allen Halsfisteln und -zysten eine komplette chirurgische Exstirpation indiziert, da andernfalls Rezidive drohen.
Kopfspeicheldrüsenerkrankungen : Abstract ?
Die größten Kopfspeicheldrüsen sind die Glandulae parotidea, submandibularis und sublingualis.
Diese können wiederholt und dann meist beidseitig anschwellen (Sialadenose) oder sich akut und dann meist einseitig entzünden (Sialadenitis).
Jeweils ist vornehmlich die Glandula parotidea betroffen.
Eine Speichelsteinbildung in einem Ausführungsgang einer Speicheldrüse (Sialolithiasis) bildet sich hingegen bedingt durch das hauptsächlich aufsteigende Gangsystem meist in der Glandula submandibularis.
Kopfspeicheldrüsentumoren manifestieren sich hauptsächlich an der Glandula parotidea.
Leitsymptom sowohl für gutartige als auch für bösartige Tumoren ist eine schmerzlose, progrediente Drüsenschwellung.
Als Malignitätskriterium gilt die Fazialisparese.
Neben der klinischen Untersuchung haben bildgebende Verfahren (insb. die Sonografie) den größten Stellenwert in der Diagnostik.
Eine Gewebepunktion zur Diagnosesicherung ist nicht notwendig.
Die vollständige Entfernung mit Erhaltung des N. facialis ist Therapie der Wahl bei allen Parotistumoren.
Ist der N. facialis vom Tumor infiltriert, ist eine Resektion des Nerven angezeigt.
Bei Malignität des Tumors kann eine postoperative Bestrahlung je nach Tumortyp sinnvoll sein.
Allgemein gilt: Je kleiner die Drüse, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor bösartig ist.
„Glandula submandibularis produziert seromuköses Sekret.“
Tumoren der Glandula submandibularis kommen seltener vor als Tumoren der Glandula parotidea, sind aber häufiger bösartig. Allgemein gilt: Je kleiner die Drüse, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor bösartig ist!
Sjögren-Syndrom : Abstract ?
Das Sjögren-Syndrom ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die hauptsächlich die Tränen- und Speicheldrüsen betrifft und meist bei Frauen auftritt.
Es wird zwischen primärem Sjögren-Syndrom mit unbekannter Ursache und sekundärem Sjögren-Syndrom mit Assoziation zu anderen chronischen Erkrankungen (bspw. rheumatoider Arthritis) unterschieden.
Typischerweise betrifft die Erkrankung die Gelenke, seltener auch die inneren Organe, das Nervensystem oder die Gefäße.
Die verminderte Speichel- und Tränenproduktion führt zu den Leitsymptomen "trockener Mund und trockene Augen" (sog. Sicca-Syndrom).
Bei sekundären Formen wird die Grundkrankheit behandelt, während bei primären Formen eine rein symptomatische Behandlung indiziert ist.
Bei Beteiligung der inneren Organe oder der Gefäße kommen Immunsuppressiva zum Einsatz.
Sprach- und Sprechentwicklungsstörungen : Abstract ?
Eine Sprachentwicklungsstörung gilt es differenzialdiagnostisch abzuklären, wenn sich die Sprachproduktion eines Kindes nicht altersentsprechend entwickelt.
Die Sprachstörung kann dabei umschrieben sein, sich also hauptsächlich auf die expressive bzw. rezeptive Sprachfertigkeit auswirken oder zusätzlich zu weiteren Komorbiditäten vorhanden sein.
Zu unterscheiden sind diese Störungen von den in der Allgemeinheit bekannteren Sprechstörungen, zu denen das Näseln, die Dyslalie (fehlerhafte Aussprache einzelner Buchstaben), das Poltern und das Stottern gehören.
Diese sind häufig bis zum 4. Lebensjahr physiologisch und grundsätzlich nicht unbedingt pathologisch.
Die Dyslalie ist bis zum Abschluss des 4. Lebensjahres physiologisch!
Eine Hörprüfung gehört zu jeder Diagnostik einer Sprachstörung!
Dysgrammatismus ist bis zum Abschluss des 4. Lebensjahres physiologisch!
Sammelsurium der HNO : ?
Definition : Meist erworbene Behinderung der Nasenatmung durch Deviation des Septums und/oder Hypertrophie der Nasenmuscheln
Definition: Komplette Verlegung des äußeren Gehörgangs mit Cerumen
Synonyme: Druckfallkrankheit, Taucherkrankheit, Caissonkrankheit
Definition
Zu schnelles Auftauchen aus zu großer Tiefe bzw. bei zu kurzen Sicherheitsstopps (Aufstiegspausen) → Risikofaktor: Übergewicht
Ausperlen gelöster Gase (Stickstoff) im Gewebe und in Gefäßen (Gasembolie)
Synonyme: Barootitis media, Aerootitis media
Definition: Akute Mangelbelüftung (Unterdruck) des Mittelohrs bei schneller Erhöhung des Umgebungsdrucks
Definition: Angeborene oder erworbene (Entzündung, Trauma) Fehlbildung des äußeren Gehörgangs
Ätiologie: Strukturelle, funktionelle und psychische Fehl- oder Überbelastung der Kiefergelenke
Definition: Altersbedingte Schwerhörigkeit durch Degenerationen des Corti-Organs
Untersuchungsmethoden in der Augenheilkunde : Abstract ?
Die Augenheilkunde greift auf eine Vielzahl von Untersuchungstechniken und Tests zurück.
Im Folgenden sind einige der gängigen Untersuchungsmethoden kurz dargestellt.
Störungen der Lidstellung : Abstract ?
Die Lider nehmen eine wichtige Schutzfunktion für den Augapfel ein.
Sie enthalten unter anderem feste Bestandteile (Tarsus=Lidplatte), Muskeln sowie Drüsen und schützen das Auge vor äußeren Einflüssen und Austrocknung.
Physiologischerweise ist ein vollständiger Lidschluss möglich, durch den regelmäßigen Lidschlag wird das Auge mit Tränenflüssigkeit und Drüsensekreten benetzt.
Kommt es zu pathologischen Veränderungen der Lidstellung, sind diese Funktionen nicht mehr gewährleistet und es kann zur Austrocknung (durch mangelhaften Lidschluss) oder zur Verletzung (durch Wimpern oder Lider) des Augapfels kommen.
Neben konservativen und symptomatischen Therapeutika (wie z.B. Tränenersatz) stehen operative Verfahren zur Verfügung.
Entzündungen der Augenlider : Abstract ?
Die Augenlider enthalten unterschiedliche Drüsen (Meibom-, Zeis- und Moll-Drüsen), deren Sekret Bestandteil des Tränenfilms ist und die Lidränder einfettet.
Hier kommt es relativ häufig zu pathologischen Veränderungen im Sinne von bakteriellen Infektionen, Sekretstau oder Dysregulationen.
Diese stellen in der Regel keine bedrohlichen Krankheitsbilder dar, können jedoch vom Patienten als sehr unangenehm empfunden werden.
Die Therapie richtet sich nach dem jeweiligen Krankheitsbild und kann konservative (bei Blepharitis) bis auch chirurgische Maßnahmen (beim Chalazion) umfassen.
Die Klinik des Chalazions ist nicht typisch für eine entzündliche Reaktion (keine oder nur geringfügige Rötung, keine Schmerzen)!
Durch die knotige Erscheinung muss differenzialdiagnostisch auch an Tumoren (Talgdrüsenkarzinom) gedacht werden!
Erkrankungen des Tränenapparats : Abstract ?
Der Tränenapparat wird eingeteilt in tränenbildende und tränenableitende Strukturen.
An der Tränenbildung ist neben den Drüsen der Augenlider und den Becherzellen der Bindehaut v.a. die Tränendrüse beteiligt.
Sie liegt am oberen lateralen Orbitarand und ist für den serösen Anteil der Tränenflüssigkeit verantwortlich.
Relevante Pathologien der Tränendrüse sind insb. akute oder chronische Entzündungen, die durch systemische Erkrankungen oder lokale Infektionen hervorgerufen werden können.
Die Therapie erfolgt in Abhängigkeit von der jeweiligen Ursache mit entsprechenden konservativen Maßnahmen.
Tumoren der Tränendrüse werden meist chirurgisch exstirpiert.
Die ableitenden Tränenwege (Tränenpünktchen → Tränenröhrchen → Tränensack → Tränen-Nasen-Gang) leiten die Tränenflüssigkeit in die Nase ab.
Kommt es hier zu Abflussbehinderungen, können insb. Infektionen des Tränensacks auftreten.
Therapeutisch kommt ein konservatives (medikamentöses) oder interventionelles Vorgehen (Sondierung, Überdruckspülung, Dakryozystorhinostomie) infrage.
Infektiöse Konjunktivitis : Abstract ?
Die Konjunktivitis (Bindehautentzündung) bzw. Keratokonjunktivitis (Bindehautentzündung mit Hornhautbeteiligung) ist ein häufiges Krankheitsbild, das auf verschiedenen Wegen entstehen kann.
In diesem Kapitel werden Konjunktivitiden mit einer infektiösen Genese dargestellt.
Die nicht-infektiöse Konjunktivitis sowie deren wichtiger Spezialfall, die allergische Konjunktivitis, werden hingegen jeweils in einem eigenen Kapitel behandelt.
Die klassischen Symptome der Konjunktivitis sind Injektion, Fremdkörpergefühl, Photophobie, ein Jucken oder Brennen sowie eine vermehrte Sekretion.
Die weitere Symptomatik variiert nach Ätiologie.
Die Mitbehandlung der Bezugspersonen ist wichtig, um einen Ping-Pong-Effekt (wechselseitige Übertragung) zu vermeiden!
Nicht-infektiöse Konjunktivitis : Abstract ?
Die nicht-infektiöse Konjunktivitis kann verschiedene Ursachen haben, bspw. toxisch, autoimmun oder reizbedingt.
Neben den klassischen Konjunktivitis-Symptomen (Rötung, Fremdkörpergefühl, Photophobie, Jucken/Brennen, vermehrte Sekretion) können einige Formen zu progredienten Hornhautschäden und Erblindung führen.
Die allergische Konjunktivitis ist eine wichtige Form der nicht-infektiösen Konjunktivitis und wird in einem eigenen Kapitel dargestellt.
Bei Verdacht auf eine nicht-infektiöse Konjunktivitis sollte immer eine ophthalmologische Abklärung erfolgen.
Die Therapie erfolgt entsprechend der Ursache und kann zusätzlich zu benetzenden Augentropfen die Gabe von Glucocorticoiden und Immunsuppressiva erforderlich machen.
Nicht-infektiöse Formen der Konjunktivitis können durch bakterielle Superinfektion in eine eitrige Konjunktivitis übergehen!
Augentropfen sollten immer konservierungsmittelfrei sein, da Konservierungsmittel die Symptomatik verschlechtern können!
Chirurgische Eingriffe und die lokale Therapie mit Glucocorticoiden können die Progredienz der Erkrankung nicht beeinflussen; eine langfristige immunsuppressive Therapie kann den Prozess aufhalten!
Allergische Konjunktivitis : Abstract ?
Bei der häufig vorkommenden, eher unterdiagnostizierten allergischen Konjunktivitis zeigen sich neben den klassischen okulären Symptomen (Rötung, Fremdkörpergefühl, Jucken und vermehrte Sekretion) häufig allergische Begleitsymptome wie Niesen und Juckreiz von Nase, Ohren und/oder Rachen.
Die Diagnosestellung erfolgt klinisch und kann durch eine Allergietestung der Haut oder im Blut verifiziert werden.
Neben einer Allergenkarenz kommen therapeutisch insb. lokale Antihistaminika oder Mastzellstabilisatoren zum Einsatz.
Allergische Formen der Konjunktivitis können durch bakterielle Superinfektion in eine eitrige Konjunktivitis übergehen!
Degenerationen, Dystrophien und Tumoren der Konjunktiven : Abstract ?
Die Bindehaut (Konjunktiva) ist eine durchsichtige Schleimhautschicht, die die Oberfläche des Auges und die Lidinnenseiten überzieht.
Sie stellt sicher, dass das Auge reibungsfrei bewegt werden kann.
Es gibt eine Reihe von degenerativen, dystrophen oder tumorösen Veränderungen, die im Bereich der Konjunktiven auftreten können.
Im Folgenden ist eine Auswahl dieser Veränderungen beschrieben.
Nur oberflächliche Exzision, da ansonsten Strukturen des Augeninneren beschädigt werden können!
Erkrankungen der Hornhaut : Abstract ?
Die Hornhaut (Cornea) ist normalerweise transparent mit einer glatten Oberfläche sowie einer regelmäßigen Wölbung.
Ihre Unversehrtheit ist essenziell für ein scharfes Sehen.
Es gibt jedoch eine Vielzahl von Hornhautveränderungen wie beispielsweise Wölbungsanomalien, Trübungen, Infektionen oder Verletzungen des Epithels, die zu einer Einschränkung der Sehfähigkeit führen können.
Aufgrund der guten sensiblen Innervation gehen Erkrankungen der Hornhaut häufig mit Schmerzen einher.
Diagnostisch wegweisend ist meist die Untersuchung an der Spaltlampe, ggf. unter Anfärbung mit Fluoreszein.
Therapeutisch wird je nach Pathologie in der Regel eine lokale Behandlung durchgeführt, z.B. mit antibiotischen Augentropfen, Salbenverband oder therapeutischen Kontaktlinsen.
Als ultima ratio besteht die Möglichkeit einer Hornhauttransplantation.
Keratitis : Abstract ?
Die Keratitis (Hornhautentzündung) geht aufgrund der sensiblen Innervation der Hornhaut (bis auf einige Ausnahmen) mit starken Schmerzen einher.
Weitere typische Befunde sind die Rötung des Auges, wässrige oder eitrige Sekretion und ein eingeschränkter Visus.
Diagnostisch wegweisend ist neben der Klinik die Spaltlampenuntersuchung;
ergänzende Maßnahmen (z.B. Abstriche) können bei relevanter Schwere der Befunde notwendig sein.
Eine Entzündung der Hornhaut ist immer ernst zu nehmen und je nach Ursache (bakteriell, viral, mykotisch oder nicht-infektiös) suffizient zu therapieren, um Folgeschäden wie Vernarbungen, Trübungen oder gar Perforationen zu vermeiden.
Aufgrund der Perforationsgefahr ist eine bakterielle Keratitis als ophthalmologischer Notfall zu behandeln!
Glucocorticoide sind bei bakterieller Keratitis kontraindiziert!
Glucocorticoide sind bei der Keratitis dendritica kontraindiziert!
Applikation von anästhesierenden Augentropfen nur zur Diagnostik! Auf keinen Fall zur Schmerztherapie einsetzen, da ein unsachgemäßer Gebrauch zu Epithelschäden führen kann und durch Aufhebung des schützenden Hornhautreflexes weitere Verletzungen der Hornhaut leicht möglich sind!
Entzündungen der Sklera : Abstract ?
Die Sklera (Lederhaut) ist eine derbe, weißliche Schicht, die gemeinsam mit der Hornhaut die Außenhaut des Auges bildet und dem Auge Form und Stabilität gibt.
Relevante Pathologien der Sklera sind insbesondere Entzündungen.
Je nach Lokalisation der Entzündung wird in Episkleritis (oberflächlich) und Skleritis (tief) unterschieden.
In der Regel sind diese Entzündungen nicht infektiös bedingt, sondern treten idiopathisch oder im Rahmen von systemischen oder rheumatologischen Erkrankungen auf.
Erkrankungen der Linse : Abstract ?
Die Linse (Lens cristallina) ist ein wichtiger Bestandteil des optischen Systems des Auges.
Physiologischerweise ist sie glasklar, bikonvex geformt (Sammellinse) und elastisch.
Gemeinsam mit der Hornhaut (fixer Brechkraftanteil von ca. 43 dpt) ist die Linse für die Lichtbrechung und Darstellung eines scharfen Bildes auf der Netzhaut verantwortlich.
Durch die Elastizität der Linse kann sie in ihrer Form und damit Brechkraft verändert werden.
Diese Akkommodationsfähigkeit führt zu einer variablen Brechkraft zwischen 10 und 20 dpt und gewährleistet ein scharfes Sehen in Nähe und Ferne.
Die Linse ist über Zonulafasern am Ziliarkörper fixiert, welcher durch Kontraktion den Akkommodationszustand der Linse bestimmt und die Linse in ihrer Position hält.
Die Akkommodationsfähigkeit nimmt mit dem Alter ab, was zur sog. Alterssichtigkeit (Presbyopie) führt.
Die häufigste pathologische Veränderung der Linse ist die Ausbildung einer (meist altersbedingten) Trübung der Linse (Katarakt), seltener kommt es zu Lageveränderungen oder Formanomalien der Linse.
Katarakt : Abstract ?
(Grauer Star)
Die Linse (Lens cristallina) stellt einen wichtigen Bestandteil des optischen Systems des Auges dar.
Gemeinsam mit der Hornhaut ist die Linse für die Lichtbrechung und Darstellung eines scharfen Bildes auf der Netzhaut verantwortlich.
Durch Zug der Zonulafasern kann ihre Form und damit Brechkraft verändert werden.
Liegt eine Trübung der Linse (Katarakt) vor, kann das Licht nicht mehr ungehindert auf die Netzhaut fallen und es kommt somit zur Visusminderung.
Meist handelt es sich hierbei um einen schleichenden Prozess, der auf eine degenerative Linsenveränderung im höheren Lebensalter zurückzuführen ist.
Es kann jedoch beispielsweise auch im Rahmen von Bulbustraumata, Stoffwechselstörungen, Medikamentennebenwirkungen oder kongenitalen Infektionen zur Kataraktbildung kommen.
Besteht eine deutliche Beeinträchtigung durch die Trübung, ist in der Regel eine Kataraktoperation mit Entfernung der getrübten Linse und Implantation einer Kunstlinse indiziert.
Dies ist die am häufigsten durchgeführte Operation überhaupt und führt oft zu einer deutlichen Zunahme der Lebensqualität.
In den Industrienationen ist eine Katarakt am häufigsten senil bedingt! Andere Ursachen sind eher selten!
Kongenitale Katarakte müssen frühestmöglich operiert werden, um eine Schwachsichtigkeit (Deprivationsamblyopie) zu vermeiden.
Erkrankungen der Uvea : Abstract ?
Die Gefäßhaut (Uvea) des Auges liegt zwischen Sklera und Netzhaut und setzt sich zusammen aus der Regenbogenhaut (Iris), dem Ziliarkörper (Corpus ciliare) und der Aderhaut (Chorioidea).
Die Hauptaufgaben der Uvea bestehen in der Regulation des Lichteinfalls ins Auge (durch die Iris), der Akkommodation (durch den Ziliarkörper) und der Ernährung der Netzhaut (durch die Chorioidea).
Relevante Erkrankungen sind insbesondere Entzündungen (Uveitiden), die häufig mit systemischen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises vergesellschaftet sind.
Hier kann neben einer topischen immunmodulierenden Therapie eine systemische Therapie notwendig werden.
Klinisch relevant sind darüber hinaus Gefäßneubildungen der Iris (Rubeosis iridis), die im Rahmen von Netzhautischämien entstehen und über eine Verlegung des Kammerwinkels zu einer intraokularen Druckerhöhung bis zum Verlust des Auges führen können.
Chronische Uveitiden können symptomarm und ohne die klassische Rötung des Auges verlaufen!
Eine Uveitis posterior verläuft (im Gegensatz zur Uveitis anterior und intermedia) schmerzfrei, da die Aderhaut nicht sensibel innerviert ist!
Aderhautmelanom : Abstract ?
(Malignes Melanom der Chorioidea, Malignes Uveamelanom, Uveamelanom)
Das Aderhautmelanom ist der häufigste primäre maligne Tumor des Auges.
Es entwickelt sich in der Regel aus Melanozyten der Aderhaut und ist daher häufig pigmentiert.
Meist kommt es erst zu Symptomen, wenn der Tumor bis in die optische Achse vorwächst oder es zur begleitenden Netzhautablösung kommt.
Ca. die Hälfte der Patienten entwickelt Fernmetastasen über eine hämatogene Streuung, zunächst meist in die Leber.
Therapeutisch wird in der Regel eine Bestrahlung und/oder eine chirurgische Entfernung des Tumors durchgeführt.
Neben dem Aderhautmelanom (ca. 80%) können sich Melanome der Uvea auch an Iris (ca. 5–8%) oder Ziliarkörper (ca. 10–15%) manifestieren.
Da diese Formen deutlich seltener sind, werden sie im Folgenden nicht ausführlich behandelt.
Pupillenstörungen : Abstract ?
Die Pupille ist die Öffnung im Zentrum der Iris, durch deren Weite der Lichteinfall ins Auge reguliert wird.
Die Pupillen verengen sich bei zunehmender Helligkeit (Miosis) und erweitern sich bei zunehmender Dunkelheit (Mydriasis).
Auch im Rahmen der Konvergenzreaktion kommt es zur Verengung der Pupillen.
Physiologischerweise sind die Pupillen beider Augen gleich weit (isokor).
Störungen der Pupillenweite/Pupillenreaktion können unterschiedlichste - meist neurologische oder ophthalmologische - Ursachen haben, von denen im Folgenden einige dargestellt sind.
Die reflektorische Pupillenstarre ist eine Differenzialdiagnose zur Pupillotonie!
Erkrankungen des Glaskörpers : Abstract ?
Der Glaskörper hat eine stabilisierende und formerhaltende Funktion für den Bulbus.
Insb. die Netzhaut wird durch die gelartige Konsistenz des Glaskörpers in ihrer Position gehalten, wodurch einer Netzhautablösung entgegengewirkt wird.
Der hohe Wassergehalt (98%) und die homogene Struktur bedingen die Durchsichtigkeit des Glaskörpers, sodass das Licht ungehindert einfallen kann.
Jedoch kann es im Rahmen von pathologischen Prozessen zu Glaskörperveränderungen kommen (z.B. Trübungen, Blutungen, Abhebungen), die bspw. die Sehschärfe beeinträchtigen oder zu störenden optischen Wahrnehmungen führen können.
Bei starken Einschränkungen oder Auswirkung auf die Netzhaut (z.B. Risse, Ablösungen) kann eine Glaskörperentfernung indiziert sein, die die Funktionsfähigkeit des Auges i.d.R. kaum einschränkt.
Neu aufgetretene Mouches volantes und/oder die Wahrnehmung von Lichtblitzen erfordern eine intensive Untersuchung des Augenhintergrundes zum Ausschluss von Netzhautverletzungen!
Jede Leukokorie ist bis zum Beweis des Gegenteils als Retinoblastom zu betrachten!
Endophthalmitis : Abstract ?
Wörtlich genommen ist jede Infektion des Augeninneren eine Endophthalmitis.
In der Klinik wird als Endophthalmitis jedoch in der Regel eine mikrobielle Infektion des Glaskörpers (Vitritis), ggf. unter Mitbeteiligung der umgebenden Strukturen bezeichnet.
Endophthalmitiden sind meist fulminante Krankheitsbilder (können aber auch chronische Verläufe zeigen) und äußern sich mit stärksten Schmerzen und Visusverlust.
Eine konsequente antimikrobielle Therapie und ggf. Vitrektomie ist essenziell, um das Auge zu erhalten.
Der möglichst frühzeitige Therapiebeginn (innerhalb von Stunden) ist entscheidend, um das Augenlicht erhalten zu können!
Glaukom : Abstract ?
(Grüner Star)
Das Glaukom (auch grüner Star genannt) ist eines der wichtigsten Krankheitsbilder der Augenheilkunde.
Jeder 10. Deutsche ist gefährdet, im Laufe seines Lebens eine pathologische und relevante Erhöhung des Augeninnendrucks zu entwickeln.
Ca. 15–20% der Erblindungen in Deutschland sind auf dieses Krankheitsbild zurückzuführen.
Das Glaukom kann je nach Ursache akut oder chronisch auftreten und davon abhängig auch unterschiedliche Symptome zeigen.
Das chronische Glaukom ist durch eine chronisch-progrediente Schädigung des Sehnerven infolge eines zunehmenden Nervenfaserverlusts gekennzeichnet.
Oft geht dies mit einer Erhöhung des Augeninnendrucks einher.
In fortschreitenden Stadien kommt es zu Gesichtsfeldausfällen bis zur Erblindung.
Therapie der Wahl ist die Augeninnendrucksenkung (medikamentös, ggf. operativ).
Während die chronische Form zunächst meist symptomarm ist, äußert sich die Akutform beim Patienten mit akuten, stärksten Augenschmerzen in Verbindung mit Einschränkung des Visus und vegetativen Reaktionen.
Entscheidend ist eine frühzeitige augenärztliche Vorstellung und die sofortige Einleitung einer adäquaten, medikamentösen und/oder operativen Therapie zur Senkung des Augendrucks, um eine Erblindung zu verhindern.
Sofortige augenärztliche Behandlung, da ansonsten eine irreversible Schädigung des Auges droht!
Verschlechterung der Durchblutung des Sehnerven durch Senkung des Blutdrucks! → Keine systemische Senkung des Blutdrucks während eines Glaukomanfalls!
Absolute Operationsindikation!
Erkrankungen der Netzhaut : Abstract ?
Die Netzhaut vermittelt die Umwandlung von Lichtreizen in Nervenimpulse.
Bei Erkrankungen kann es zu Visusminderungen, Gesichtsfeldausfällen sowie komplexeren Sehstörungen (Metamorphopsien, Verschattungen etc.) kommen.
Diagnostisch wegweisend ist in der Regel die Ophthalmoskopie, ggf. in Kombination mit der Fluoreszenzangiografie und der optischen Kohärenztomografie (OCT).
Retinale Gefäßverschlüsse : Abstract ?
Retinale Gefäßverschlüsse umfassen arterielle und venöse Verschlüsse von Netzhautgefäßen.
Arterielle Verschlüsse (Zentralarterienverschluss, Arterienastverschluss) äußern sich durch einen plötzlichen, schmerzlosen und massiven Visusverlust im betroffenen Areal.
Funduskopisch zeigt sich eine abgeblasste, ödematöse Netzhaut typischerweise mit einem „kirschroten Fleck“ im Bereich der Fovea.
Therapieversuche sind meist ohne Erfolg, da es sehr schnell zur irreversiblen Schädigung der Netzhaut kommt, sodass insbesondere bei Makulabeteiligung die Prognose für die Sehfähigkeit sehr schlecht ist.
Da die Retina strenggenommen ein Teil des Gehirns ist und ihre arterielle Gefäßversorgung über die hirnversorgende A. carotis interna erfolgt, ist ein arterieller retinaler Gefäßverschluss als Sonderform des ischämischen Schlaganfalls zu werten.
Sowohl die Akuttherapie (systemische Lysetherapie) als auch die Sekundärprophylaxe (Therapie zugrunde liegender Risikofaktoren) entspricht daher derjenigen des ischämischen Schlaganfalls.
Venöse Verschlüsse (Zentralvenenverschluss, Venenastverschluss) sind deutlich häufiger als arterielle Verschlüsse und zeigen oft einen weniger fulminanten Verlauf.
Diagnostisch wegweisend ist die Funduskopie, wo sich streifige Einblutungen in der Retina zeigen.
Im Verlauf ist die Fluoreszenzangiografie ein wichtiges Diagnostikum zur Unterscheidung in die ischämische und die nicht-ischämische Form.
Prognostisch kann es zu dauerhaftem Visusverlust und bei der ischämischen Form zu einem Neovaskularisationsglaukom kommen, es kann aber auch eine Besserung der Sehfähigkeit auftreten.
Die Amaurosis fugax ist die TIA des Auges! Sie muss als Warnsignal betrachtet und bzgl. ihrer Ursachen gründlich abgeklärt werden!
Netzhautablösung : Abstract ?
(Ablatio retinae, Amotio retinae)
Netzhautablösung (Amotio retinae) bezeichnet die Ablösung der inneren Schicht der Netzhaut (neurosensorischer Anteil) von ihrer Unterlage, dem retinalen Pigmentepithel.
Dies führt zu einem Funktionsverlust in dem abgehobenen Anteil und zu entsprechenden Gesichtsfeldausfällen.
Die häufigste Ursache für Netzhautablösungen sind Risse oder Löcher in der Netzhaut, die beispielsweise durch eine Glaskörperabhebung entstehen können.
Um eine Netzhautablösung zu verhindern, sollte bei Diagnose von Netzhautrissen oder -löchern eine zirkuläre Laser-Koagulation in der direkten Umgebung des Netzhautdefektes durchgeführt werden.
Die Netzhautablösung ist ein augenärztlicher Notfall und muss in der Regel zeitnah chirurgisch versorgt werden, um eine weitere Ablösung der Netzhaut zu verhindern und die sensorische Funktion soweit wie möglich wiederherzustellen.
Die Prognose für die Sehfähigkeit hängt vor allem von der Ausdehnung der Amotio (schlecht bei Makulabeteiligung) und der Länge des Zeitraumes bis zum Wiederanlegen der Netzhaut ab.
Das Partnerauge sollte immer mit untersucht werden, da es in ca 20% aller rhegmatogenen Netzhautablösungen auch beim Partnerauge zur Amotio kommt und so Vorstufen frühzeitig diagnostiziert und ggf. therapiert werden können (z.B. mittels Laser)!
Altersbedingte Makuladegeneration : Abstract ?
(AMD, Senile Makuladegeneration)
Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist in den Industriestaaten die häufigste Erblindungsursache des höheren Lebensalters.
Ursächlich ist eine fortschreitende Degeneration der Makula durch eine Stoffwechselstörung der Fotorezeptoren und des retinalen Pigmentepithels, welche zur Ansammlung und Ablagerung von Stoffwechselendprodukten in den Pigmentepithelzellen und der Bruch-Membran führt.
Durch den Befall der Makula ist das zentrale Sehen eingeschränkt, während das periphere Sehen erhalten bleibt.
Es wird die nicht-exsudative von der exsudativen AMD unterschieden.
Die nicht-exsudative AMD ist gekennzeichnet durch Sehstörungen (Beeinträchtigung der Sehschärfe, ggf. Metamorphopsien) und das Auftreten von Drusen.
Bei der exsudativen AMD kann es durch Neovaskularisationen, seröse Abhebung der Makula und Blutungen zur Verstärkung der Metamorphopsien und zum massiven Visusverlust kommen.
Therapeutisch wird versucht das Voranschreiten der Erkrankung zu verhindern, eine kausale Therapie ist nicht möglich.
Störungen der Sehbahn : Abstract ?
Die Sehbahn bezeichnet die neuronale Verschaltung des optischen Systems von der Netzhaut bis zur Sehrinde.
Bei einer Vielzahl von ophthalmologischen oder neurologischen Erkrankungen kann es hier zu Beeinträchtigungen kommen, die je nach Position zu Sehstörungen in typischen Teilen des Gesichtsfeldes führen.
Anhand Lokalisierung und Symptomatik lassen sich die Erkrankungen in 3 Abschnitte einteilen:
Prächiasmale Erkrankungen (Sehnerv) → Einseitige und gleichseitige Gesichtsfeldausfälle/Sehstörungen
Chiasmale Erkrankungen (Chiasma opticum) → Typisch ist die bitemporale Hemianopsie (es sind jedoch auch andere ein- oder beidseitige Sehstörungen möglich)
Retrochiasmale Erkrankungen (Tractus opticus bis Sehrinde) → Homonyme Gesichtsfeldausfälle/Sehstörungen
Ursächlich können beispielsweise Entzündungen (z.B. Retrobulbärneuritis), Tumoren (z.B. Hypophysenadenom) oder vaskuläre Veränderungen (z.B. anteriore ischämische Optikusneuropathie, zerebraler Infarkt) sein.
Die Therapie ist abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung.
Retrobulbärneuritis: Patient sieht nichts (Zentralskotom), Arzt sieht nichts (normaler Ophthalmoskopiebefund)!
Bei ca. 20-50% aller Patienten tritt nach einer Retrobulbärneuritis im weiteren Verlauf eine Multiple Sklerose auf!
Bei der arteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie ist eine sofortige Hochdosisglucocorticoidtherapie notwendig!
Die Trias bitemporale Gesichtsfeldausfälle, ein- oder beidseitige Sehschärfereduktion und Optikusatrophie werden als Chiasmasyndrom bezeichnet!
Erkrankungen der Augenhöhle : Abstract ?
Die Orbita (Augenhöhle) bildet die knöcherne Höhle des Auges.
In ihr befinden sich der Bulbus sowie die Anhangsorgane des Auges (retrobulbäres Fettgewebe, Augenmuskeln, Tränendrüse, Nerven und Gefäße).
Klinisch relevante Erkrankungen im Bereich der Orbita sind vor allem immunologische/endokrinologische Prozesse im Rahmen der endokrinen Orbitopathie, Entzündungen und Tumoren.
Typische Symptome bei pathologischen Prozessen sind beispielsweise ein Exophthalmus und die Wahrnehmung von Doppelbildern.
Die Therapie reicht je nach Grunderkrankung von konservativen Maßnahmen, über ein chirurgisches Vorgehen bis hin zu Radio- und Chemotherapie.
Bei einer Orbitaphlegmone handelt es sich um einen Notfall, der eine zügige Abklärung und antibiotische Therapie erfordert. Als Komplikationen drohen Sehverlust, Sinusvenenthrombose und Sepsis bis hin zum Tod!
Horner-Syndrom : Abstract ?
Das Horner-Syndrom bezeichnet eine Störung des Sympathikusanteils, welcher unter anderem das Auge innerviert.
Es ist gekennzeichnet durch die Trias Ptosis, Miosis, (Pseudo‑)Enophthalmus.
Je nach Lokalisation der Schädigung wird unterschieden nach zentralem (Schädigung des 1. Neurons), präganglionärem (Schädigung des 2. Neurons) und postganglionärem Hornersyndrom (Schädigung des 3. Neurons).
Ob Störungen der Durchblutung, traumatische Läsionen, Gefäßdissektionen oder Tumoren ursächlich sind, hängt ebenfalls von der Lokalisation ab.
Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung.
Störungen der Optik : Abstract ?
Das optische System des Auges ermöglicht physiologischerweise eine exakte Lichtbrechung, sodass das einfallende Licht in einem Punkt auf der Netzhaut abgebildet wird.
Entscheidend ist hierfür die Brechkraft des optischen Systems im Verhältnis zur Bulbuslänge.
Die Brechkraft wird hauptsächlich durch die Hornhaut (fixer Brechkraftanteil von ca. 43 dpt) und die Linse (variabler Brechkraftanteil zwischen ca. 10 und 20 dpt) bestimmt.
Die Variabilität der Brechkraft der Linse ermöglicht ein scharfes Sehen in Nähe und Ferne (Akkommodationsfähigkeit).
Kommt es in diesem fein regulierten optischen System zu pathologischen Veränderungen – ist etwa der Bulbus im Vergleich zur Brechkraft zu kurz (bei Weitsichtigkeit) oder zu lang (bei Kurzsichtigkeit) – ist ein scharfes Sehen nur eingeschränkt möglich.
Weitere häufige Veränderungen sind eine irregulär geformte Hornhaut (z.B. Stabsichtigkeit) oder eine eingeschränkte Akkommodationsfähigkeit im Alter (Altersweitsichtigkeit).
Brechkraftfehler im optischen System können meist durch Vorschaltung von (z.B. Sammel- oder Streu‑)Linsen mittels einer Brille oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden.
Darüber hinaus besteht heutzutage die Möglichkeit der refraktiven Hornhautchirurgie (z.B. LASIK).
Emmetropie (Normalsichtigkeit) ist nicht zu verwechseln mit einer guten Sehschärfe. Auch ein emmetropes Auge kann aufgrund anderer Ursachen eine verringerte Sehschärfe haben (z.B. Makuladegeneration, Amblyopie)!
Störungen der Bulbusmotilität und Strabismus : Abstract ?
Beim Strabismus (Schielen) kommt es zur Abweichung eines Auges von der normalen Sehachse, sodass die Bilder des rechten und linken Auges nicht miteinander fusioniert werden können.
Pathophysiologisch gibt es zwei Hauptursachen: das Begleitschielen und das Lähmungsschielen.
Beim meist in früher Kindheit auftretenden Begleitschielen besteht ein konstanter Schielwinkel (das schielende Auge folgt dem gesunden).
Hierbei ist eine möglichst frühzeitige Therapie (z.B. mittels Okklusionstherapie und Operation) essenziell, um Komplikationen wie Amblyopie bzw. Verlust des Binokularsehens zu verhindern.
Das Lähmungsschielen ist häufig erworben und durch die Funktionsschwäche einzelner Augenmuskeln bedingt, sodass sich der Schielwinkel je nach Blickrichtung verändert.
Hierbei kommt es meist zur Ausbildung subjektiv störender Doppelbilder.
Therapeutisch kann der Schielwinkel durch Prismengläser ausgeglichen werden, je nach Ursache kann bei persistierenden Beschwerden eine Operation indiziert sein.
Darüber hinaus können zentralnervöse Pathologien zu komplexen Bulbusmotilitätsstörungen führen.
Exemplarisch sei die internukleäre Ophthalmoplegie genannt, bei der es durch Läsion des Fasciculus longitudinalis medialis hauptsächlich zu Störungen der horizontalen Augenbewegungen kommt.
Ein Schielen muss möglichst frühzeitig und konsequent behandelt werden, um eine Amblyopie zu verhindern!
Im Gegensatz zum Lähmungsschielen hat die sog. Skew-Deviation mit einer vertikalen Schielstellung der Augen ihre Ursache nicht in einer Muskellähmung, sondern in einer pränukleären Schädigung des Hirnstamms oder des Kleinhirns!
Störungen der optischen Wahrnehmung : Abstract ?
Störungen der optischen Wahrnehmung können im Rahmen von physiologischen oder pathologischen Vorgängen auftreten und somit auch Zeichen eines akuten ophthalmologischen Notfalls sein.
Die Symptome der Sehstörung sind dabei häufig diagnostisch wegweisend.
Meist ist bei einer akuten Veränderung eine augenärztliche Abklärung erforderlich, dauerhafte Befunde wie persistierende Mouches volantes können aber ohne Krankheitswert sein.
Vorsicht bei starker Zunahme der Mouches volantes oder gleichzeitigem Auftreten von Lichtblitzen (typisch bei (inkompletter) hinterer Glaskörperabhebung) → Gefahr von Netzhautrissen und Netzhautablösung!
Augenärztliche Abklärung erforderlich!
Weitere augenärztliche Abklärung dringend erforderlich!
Alarmsignal! Sofortige augenärztliche Vorstellung!
Bedenke, dass die Lichtsignale aus einem bestimmten Quadranten des Gesichtsfeldes den genau „gegenüberliegenden“ Quadranten auf der Netzhaut erreichen! So werden visuelle Informationen aus dem medialen Gesichtsfeld im temporalen Teil der Netzhaut, Informationen aus dem lateralen Gesichtsfeld im nasalen Teil der Netzhaut, Informationen aus dem oberen Gesichtsfeld im unteren Netzhautbereich und Informationen aus dem unteren Gesichtsfeld im oberen Netzhautbereich verarbeitet.
Unfall-Ophthalmologie : Abstract ?
Das Auge ist ein äußerst sensibles Organ, das für den Menschen von außerordentlicher Bedeutung ist.
Anatomisch ist es relativ gut geschützt, da es durch die knöcherne Orbita und die Lider allseitig ummantelt wird.
Dennoch kann es zu Verletzungen (z.B. durch Prellung, Perforation, Verätzung) kommen, die die Sehfähigkeit lang- und kurzfristig massiv einschränken können.
Im Folgenden sind einige typische Verletzungsfolgen dargestellt.
Eine besondere Bedeutung haben hierbei Verätzungen, da die schnellstmögliche Durchführung von Erstmaßnahmen – ausgiebige Spülung des Auges – das Augenlicht des Patienten ggf. erhalten kann.
Jeder (auch nicht-augenärztlich tätige) Arzt sollte dies beherrschen.
Bei zusätzlich erniedrigtem Augeninnendruck muss stets auch an eine mögliche Bulbusruptur gedacht werden. Besteht dieser Verdacht, muss eine sofortige Einweisung in eine Augenklinik zur eventuellen operativen Behandlung erfolgen!
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