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Nur Abstract (60-66)

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by Fehr Q.

Neurologische Untersuchung : Abstract ?


Die körperliche Untersuchung nimmt in der neurologischen Diagnostik eine zentrale Rolle ein.


Anhand einer Funktionsprüfung des Nervensystems werden Informationen gesammelt, die eine Zuordnung zu einem Syndrom sowie möglicherweise auch zur Art einer Schädigung ermöglichen.


Für Rückschlüsse auf den Ort einer Schädigung im Nervensystem sind fokal-neurologische Defizite von großer Bedeutung, also Funktionsbehinderungen, die sich auf den Ausfall einer bestimmten Struktur oder Region des zentralen oder peripheren Nervensystems beziehen lassen.


Dieses Kapitel beschreibt als Kompendium ausführlich die Untersuchungen der verschiedenen neurologischen Funktionsbereiche mit den jeweils zu erwartenden Normalbefunden sowie möglichen pathologischen Befunden oder Abweichungen.


Die lockere Reihung der einzelnen Abschnitte ist dabei nicht als eine strenge Chronologie zu verstehen, sondern stellt einen Kompromiss aus inhaltlicher Zusammengehörigkeit und praktikabler Abfolge dar.


Insb. die hier an die Untersuchung der Vigilanz angeschlossene Beurteilung neuropsychologischer Funktionen wird nicht in vollem Umfang am Anfang jeder neurologischen Untersuchung stehen.


Der Umfang der neurologischen Untersuchung muss an die klinische Fragestellung angepasst werden.


Während die orientierende neurologische Untersuchung die standardisierte Erfassung des neurologischen Status und dabei insb. die hinreichend sichere Erfassung des neurologischen Normalzustands zum Ziel hat, dienen leitsymptomorientierte fokussierte neurologische Untersuchungen einer gezielteren differenzialdiagnostischen Einordnung.


Im Rahmen des Notfallmanagements steht die standardisierte Abklärung neurologischer Störungen („D“, siehe: Notfallmanagement - Disability) an, wenn entsprechend dem cABCDE-Schema Störungen auf höheren Dringlichkeitsstufen („cABC“) ausgeschlossen wurden;

siehe: Orientierende neurologische Notfalluntersuchung.


Spezielle neurologische Untersuchungstechniken, die i.d.R. ausschließlich im Kontext bestimmter Leitsymptome bzw. Erkrankungen verwendet werden, sind in den entsprechenden Kapiteln aufgeführt (siehe bspw.:

Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel - Diagnostik oder Myasthenia gravis - Diagnostik).


Für den AMBOSS-Anamnese- und Untersuchungsbogen siehe: Link in Zitation [1]


N:

  • Fast immer ist die linke Seite von einem Neglect betroffen, da die Störung meist nach einer Schädigung der rechten nicht-sprachdominanten Großhirnhemisphäre auftritt!

  • Vor Beurteilung der Sprache sind die Muttersprache und mögliche mangelnde Sprachkenntnisse sowie Störungen des Hörvermögens zu eruieren!

  • Zwischen Gedächtnisstörungen und exekutiven Funktionsstörungen bestehen einige phänomenologische Überschneidungen. So kann z.B. die klinische Unterscheidung einer Agnosie von einer semantischen Gedächtnisstörung im Einzelfall schwierig sein. Zur genauen Differenzierung höherer Hirnleistungsstörungen ist daher immer eine ausführliche und standardisierte neuropsychologische Funktionstestung zu empfehlen!

  • Froment-Manöver: Zur Aufdeckung eines subklinischen Rigors der oberen Extremität kann die zu untersuchende Person aufgefordert werden, während der Untersuchung wiederholt Bewegungen des kontralateralen Arms auszuführen (z.B. Öffnen und Schließen der Hand). Auf diese Weise wird eine aktive Mitbewegung unterdrückt!

  • Die amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine wichtige Differenzialdiagnose, wenn gleichzeitig eindeutige Zeichen sowohl einer Läsion des 1. als auch des 2. Motoneurons vorliegen!

  • Die Beurteilung sollte immer im Seitenvergleich sowie im Vergleich zwischen verschiedenen Höhen (Arme/zervikales Myelon, Rumpf/thorakales Myelon, Beine/lumbosakrales Myelon) erfolgen! Der Masseterreflex erlaubt die Einbeziehung des Hirnstamms in den Höhenvergleich.

  • Grundsätzlich müssen die in der Sensibilitätsprüfung erhobenen Befunde immer in Zusammenschau mit der Untersuchung der übrigen neurologischen Funktionssysteme bewertet werden!

  • Hilfreiche Orientierungspunkte für bestimmte Dermatome sind z.B. die Mamillarlinie (Höhe der Brustwarzen: Übergang Th4/Th5), der Thenar (C6), der Mittelfinger (C7), der Bauchnabel (Th10) sowie die Vorderseite des Knies (L4)!

  • Geringe Schmerzen und Nackensteifigkeit sind auch bei degenerativen HWS-Veränderungen (insb. bei Älteren) häufig – dabei ist i.d.R. aber auch die passive Kopfdrehung schmerzhaft, die beim Meningismus typischerweise nicht beeinträchtigt ist!

  • Auch Störungen in anderen Funktionssystemen (z.B. Pyramidenbahn, 2. Motoneuron, Basalganglien, propriozeptives System) führen zu Fehlern in der Ausführung von Bewegungsabläufen, sodass für eine verlässliche Beurteilung immer auch die Untersuchung der anderen Systeme erfolgen muss!

  • Der Ausdruck „Romberg positiv“ sollte nach Möglichkeit vermieden werden, weil die Auffälligkeit dadurch oft nicht umfassend benannt werden kann. Stattdessen alle auffälligen Befunde immer direkt benennen!

  • Bei Sturzgefahr immer in der Nähe der zu untersuchenden Person bleiben und im Zweifel eine dritte Person zur Sicherung hinzuziehen!


Parkinson-Syndrom und Morbus Parkinson : Abstract ?


Beim Parkinson-Syndrom handelt es sich um ein klinisches Bild mit den Symptomen Akinese, Rigor, Ruhetremor und Posturale Instabilität, das durch einen Dopaminmangel jeglicher Genese verursacht wird.


Das idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS, Morbus Parkinson) als degenerative Erkrankung dopaminerger Neurone der Substantia nigra ist mit einem Anteil von ca. 75% das häufigste Parkinson-Syndrom und steht im Fokus dieses Kapitels.


Das IPS verläuft langsam progredient und ist nicht heilbar.


Entsprechend der Symptom-Trias zeigen sich ein typisches vornübergebeugtes, kleinschrittiges Gangbild und ein einseitig beginnender Ruhetremor.


Die Krankheit manifestiert sich üblicherweise nach dem 50. Lebensjahr.


Die Diagnose IPS wird klinisch nach Ausschluss anderer Ursachen, insb. atypischer und sekundärer Parkinson-Syndrome, gestellt.


Zur symptomatischen Therapie kommen vor allem L-Dopa, Dopaminagonisten und MAO-B-Hemmer zum Einsatz.


Problematisch sind Medikamentennebenwirkungen bzw. ein Verlust der Wirksamkeit im Krankheitsverlauf.


Als alternative Therapie wird bei jungen Patienten zunehmend eine tiefe Hirnstimulation vorgenommen.


Die atypischen Parkinson-Syndrome (auch Parkinson-Plus-Syndrome) stellen eigenständige neurologische Krankheitsbilder dar und werden in einem gesonderten Kapitel behandelt.


Bei sekundären Parkinson-Syndromen zeigen sich die typischen Symptome im Rahmen bestimmter Auslöser (z.B. infolge antidopaminerger Medikamentennebenwirkungen).


N:

  • „Klinische Symptomatik des Parkinson-Syndroms: TRAP (von eng. "Falle") - Tremor, Rigor, Akinese und posturale Instabilität.“

  • Symptome, die vermehrte Bewegung widerspiegeln (z.B. Tremor), werden Plus-Symptome genannt. Symptome, die verminderte Bewegung widerspiegeln, werden als Minus-Symptome (Akinese) bezeichnet!

  • Das einzige obligate Symptom des Parkinson-Syndroms ist die Bradykinese. Ein einseitiger Beginn der Erkrankung ist charakteristisch für den Morbus Parkinson!

  • Die nicht-motorischen Symptome sollten nicht unterschätzt werden. Oft stellen sie für Patienten und Angehörige die für die Lebensqualität zentralen Probleme dar!

  • Der akinetisch-rigide Parkinsontyp hat eine schlechte Prognose mit schneller Demenzentwicklung; ein Tremor ist prognostisch günstig!

  • Der Morbus Parkinson ist eine klinische Diagnose! Anamnese und klinische Untersuchung sind die zentralen diagnostischen Maßnahmen!

  • L-Dopa wird optimalerweise zwischen Mahlzeiten eingenommen (z.B. 30 min vor einer Mahlzeit). Eine hohe Eiweißbindung führt zu verminderter Wirkung!


Chorea Huntington : Abstract ?


(Chorea major Huntington)

Die Chorea Huntington ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch extrapyramidal-motorische Störungen (Hyperkinesien) und psychische sowie kognitive Probleme gekennzeichnet ist.


Die Erkrankung gehört zu den Trinukleotid-Erkrankungen, wobei eine Mutation zur vermehrten Wiederholung des Basentripletts CAG im Huntingtin-Gen führt.


Die Folge ist ein stetig zunehmender Neuronenuntergang, insb. in den Basalganglien.


Das Erkrankungsalter ist von der Anzahl der Wiederholungen des Basentripletts abhängig, liegt aber typischerweise um das 40. Lebensjahr.


Die Erkrankung wird autosomal-dominant vererbt.


Frühe Symptome sind psychiatrische Veränderungen, wie depressive Verstimmungen oder vermehrte Reizbarkeit.


Im Verlauf kommt es zu den typischen choreatiformen Bewegungen mit plötzlich einschießenden Hyperkinesien des Gesichts und der distalen Extremitäten.


In späten Stadien entwickelt sich meist eine zunehmende Demenz.


Der Verdacht auf eine Chorea Huntington ergibt sich aus der typischen Klinik und einer positiven Familienanamnese, gesichert wird die Diagnose durch molekulargenetische Untersuchungen.


Eine kausale Therapie der Erkrankung existiert nicht.


N:

  • Die psychopathologischen Veränderungen gehen der hyperkinetischen Symptomatik häufig voraus: anfänglich leichte Beeinträchtigung kognitiver Fähigkeiten und Störungen des Affektes oder der Wahrnehmung möglich, später teils aggressives, teils gleichgültiges Verhalten, zuletzt regelmäßig demenzielle Entwicklung!

  • Die genetische Untersuchung erfolgt erst nach Erreichen der Volljährigkeit! Aufgrund eines Beschlusses der Bundesärztekammer darf eine entsprechende Diagnostik nur dann vorgenommen werden, wenn präventive oder therapeutische Maßnahmen möglich wären!

  • Vor Durchführung einer molekulargenetischen Testung bei Verwandten muss eine ausführliche humangenetische Beratung stattfinden! Betroffene können sich jederzeit auch gegen die Untersuchung bzw. Mitteilung der Ergebnisse entscheiden. (Gendiagnostikgesetz, GenDG)

  • Es ist keine kausale Therapie möglich!


Epileptische Anfälle und Epilepsien : Abstract ?


Die Epilepsie ist ein Überbegriff für Erkrankungen, die sich durch eine Übererregbarkeit der Neurone der Hirnrinde auszeichnen.


Die Übererregbarkeit äußert sich durch anfallsartige, synchronisierte neuronale Potenzialentladungen, die zum klinischen Bild eines epileptischen Anfalls führen.


Je nachdem, ob die Potenzialentladungen beide Großhirnhemisphären oder nur begrenzte Bereiche einer Hemisphäre betreffen, unterscheidet man hauptsächlich zwischen Anfällen mit fokalem und mit generalisiertem Beginn.


Diese Unterscheidung ist für die Pharmakotherapie zentral, stellt aber nicht die einzige Einteilungsmöglichkeit dar.


Klinisch kommt es je nach Ort der Potenzialentladung zu zeitlich limitierten Symptomen motorischer, sensorischer, sensibler, vegetativer und/oder psychischer Art.


Bei erstmaligem Auftreten eines epileptischen Anfalls gilt es herauszufinden, ob sich eine oder mehrere fassbare (hirn‑)organische Ursachen identifizieren lassen.


Mittel der ersten Wahl zur Therapie der Epilepsie mit fokalem Beginn ist Lamotrigin, bei der Epilepsie mit generalisiertem Beginn wird Valproat empfohlen.


Dieses Kapitel gibt einen allgemeinen Überblick über epileptische Anfälle und Epilepsien, inkl. der klassischen Form des bilateral-tonisch-klonischen Anfalls.


Die Sonderform des Status wird im Kapitel Status epilepticus abgehandelt.


Darüber hinaus lassen sich einige Epilepsien durch ihre typische Epidemiologie, Klinik und Befunde in der Diagnostik zu Epilepsiesyndromen zusammenfassen.


Eine Übersicht über die Formen der fokalen Epilepsiesyndrome gibt das Kapitel Fokale Epilepsien und Syndrome.


Die generalisierten Epilepsiesyndrome des Kindesalters werden in dem Kapitel Generalisierte Epilepsien im Kindesalter abgehandelt.


N:

  • Für die Wahl der medikamentösen Therapie ist insb. die Unterscheidung zwischen fokalen und generalisierten Epilepsien ausschlaggebend!

  • Bei jedem Anfall ist zunächst zu klären, ob tatsächlich ein epileptischer Anfall vorliegt! Die weitergehende Diagnostik richtet sich danach, ob Anhaltspunkte für einen Notfall existieren und ob es sich um einen erstmaligen oder einen wiederholten Anfall handelt!

  • Das erstmalige Auftreten eines Anfalls mit fokalem Beginn (mit oder ohne Ausweitung zu einem bilateral-tonisch-klonischen Anfall) bei Erwachsenen spricht für einen symptomatischen Anfall und bedarf einer gründlichen Abklärung!

  • Auch Synkopen können mit Konvulsionen einhergehen und damit epileptischen Anfällen sehr ähneln, die Patienten sind aber auch nach konvulsiven Synkopen in wenigen Sekunden vollständig reorientiert!

  • Epileptische Anfälle werden innerhalb der ersten 5 min nicht medikamentös behandelt, weil die allermeisten Anfälle innerhalb dieser Zeit spontan sistieren und so die Nachteile der Sedierung vermieden werden können. Erst ab 5 min spricht man von einem Status und beginnt die Behandlung dann ohne Verzögerung!

  • Bei V.a. Pharmakoresistenz, d.h. bei Versagen zweier Antiepileptika einzeln oder in Kombination, sollte immer nochmals die Einordnung als Epilepsie mit fokalem Beginn oder als Epilepsie mit generalisiertem Beginn geprüft werden!


Narkolepsie : Abstract ?


Autor:innen: Dr. med. Anna Wings für AMBOSS, Dr. med. Alfred Wiater für die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)


Die Narkolepsie ist eine neurologische Erkrankung mit gestörter Schlaf-Wach-Regulation durch einen Untergang Hypokretin-produzierender Neurone im Hypothalamus, deren genaue Pathogenese unklar ist.


Ursächlich spielen genetische sowie äußere Faktoren eine Rolle.


Klinisch zeigt sich meist schon in der Kindheit eine schwere Tagesschläfrigkeit, häufig begleitet von sog. Kataplexien, bei denen es zu einem plötzlichen Muskeltonusverlust kommt.


Zusätzlich können REM-Schlaf-assoziierte Symptome wie Schlaflähmungen, automatisches Handeln und hypnagoge Halluzinationen auftreten.


Zur Diagnosestellung ist neben Klinik und Anamnese insb. die Polysomnografie mit multiplem Schlaflatenztest (MSLT) wegweisend sowie der Nachweis bestimmter HLA-Typen und eine quantitative Hypokretinbestimmung im Liquor.


Die Therapie richtet sich nach den dominierenden Symptomen.


Während Stimulanzien die Tagesschläfrigkeit lindern, werden Antidepressiva zur Behandlung der Kataplexien eingesetzt.


Natrium-Oxybat wirkt sich auf alle Narkolepsiesymptome positiv aus.


Perspektivisch könnten Hypokretinagonisten therapeutisch erfolgversprechend sein.


N:

  • Da sich bereits 2008 (also vor Beginn der Schweinegrippe-Pandemie) ein Anstieg an Narkolepsiediagnosen im Kindes- und Jugendalter nachweisen lässt, und auch Ungeimpfte betroffen waren, sind weitere Faktoren wahrscheinlich.

  • Die Pathophysiologie der Narkolepsie mit normalen Hypokretinwerten ist derzeit unklar.

  • Natrium-Oxybat sollte niemals zusammen mit Alkohol oder anderen ZNS-dämpfenden Substanzen eingenommen werden, da dies eine lebensbedrohliche Atemdepression zur Folge haben kann!

  • Die Abgabe von Natrium-Oxybat muss streng reguliert werden, da die Missbrauchsgefahr hoch ist – die Substanz wird auch als "Liquid Ecstasy" bezeichnet und als K.O.-Tropfen missbraucht!


Vigilanzminderung : Abstract ?


(Quantitative Bewusstseinsstörung, Wachheitsstörung)

Eine Vigilanzminderung (von lat. vigilantia = „Wachsamkeit“, Synonym: quantitative Bewusstseinsstörung) ist zunächst ein unspezifisches Symptom, das durch eine verminderte Wachheit gekennzeichnet ist.


Ursächlich können sowohl primär neurologische Erkrankungen (z.B. Hirnblutung, ischämischer Schlaganfall oder Meningitis) als auch nicht primär neurologische Erkrankungen und Zustände sein (z.B. metabolische Entgleisungen, Intoxikationen oder verminderte zerebrale Perfusion).


Pathophysiologische Gemeinsamkeit ist, dass es zu einer Hirnfunktionsstörung mit Schädigung des Weckzentrums im Hirnstamm (ARAS) oder einem Ausfall beider Großhirnhemisphären kommt.


Der Grad der Wachheit kann klinisch mit steigender Schwere der Störung in Somnolenz, Sopor und Koma unterteilt werden.


Zur Quantifizierung wurde u.a. die Glasgow-Coma-Scale entwickelt, die eine Einschätzung anhand weniger klinischer Untersuchungskriterien ermöglicht.


Das Koma bezeichnet die durchgehende Bewusstlosigkeit als schwerste Verlaufsform einer Vigilanzminderung.


Ein Koma ist auch durch wiederholt dargebotene äußere Reize (z.B. Schmerzreize) nicht zu durchbrechen;

die Augen bleiben geschlossen und je nach Tiefe des Komas können Hirnstammreflexe erloschen sein.


Bei der Vigilanzminderung unklarer Ursache steht die Stabilisierung der Vitalfunktionen sowie die schnellstmögliche Identifizierung und Behandlung des Auslösers im Vordergrund.


N:

  • Der Begriff “Vigilanzminderung” bedeutet “Minderung der Wachheit” und bezeichnet immer eine quantitative Bewusstseinsstörung! Sie sollte nicht verwechselt werden mit qualitativen Bewusstseinsstörungen wie z.B. Orientierungsstörungen, inhaltlichen Denkstörungen oder kognitiven Defiziten!

  • Häufig liegen aber auch mehrere miteinander zusammenhängende oder voneinander unabhängige Ursachen für eine Vigilanzminderung vor!

  • Vorsicht bei frühzeitiger Beendigung der klinischen Untersuchung und Diagnosestellung! Häufig liegen einer Vigilanzminderung mehrere Ursachen zugrunde, die miteinander zusammenhängen oder voneinander unabhängig sein können. Daher sollte die Basisdiagnostik sorgfältig abgearbeitet und eine initiale Verdachtsdiagnose mit jedem neuen Befund überprüft werden!


Intrakranielle Druckerhöhung : Abstract ?


Als intrakranieller Druck (ICP) wird der Druck bezeichnet, der innerhalb des Schädels und seiner verschiedenen Kompartimente (z.B. im Subarachnoidalraum und in den Ventrikeln) besteht.


Der ICP variiert je nach relativer Position des Kopfes zum restlichen Körper und wird durch physiologische Prozesse beeinflusst (z.B. durch die kardialen Kontraktionen).


Erwachsene haben im Liegen normalerweise einen ICP von ≤15 mmHg.


Bei Werten ≥20 mmHg liegt ein pathologisch erhöhter intrakranieller Druck vor.


Der ICP erhöht sich, wenn eine intrakranielle Volumenzunahme nicht mehr durch die Verschiebung von Liquor in den spinalen Subarachnoidalraum kompensiert werden kann.


Dem kann eine Vielzahl verschiedener Ursachen zugrunde liegen.


Die Druckerhöhung kann zu einer Reduktion des zerebralen Perfusionsdrucks (CPP) und zu einer Herniation zerebraler Strukturen führen.


Sie zeigt sich häufig mit unspezifischen Symptomen (z.B. mit Kopfschmerzen, vegetativen Symptomen wie Übelkeit oder als unklare Bewusstseinsminderung).


Dennoch können je nach betroffener Hirnstruktur auch spezifische Symptome auftreten (z.B. die Cushing-Triade bei Kompression des Hirnstamms).


Körperliche Untersuchung und zerebrale Bildgebung können Hinweise auf funktionelle und morphologische Auswirkungen eines erhöhten ICP geben, der sichere Ausschluss ist durch Untersuchung und Bildgebung allerdings nicht immer möglich.


Im Zweifelsfall und besonders bei vorliegenden Risikofaktoren ist eine invasive Hirndruckmessung notwendig.


Neben der Behandlung der auslösenden Grunderkrankung kann der erhöhte ICP je nach Ursache auf verschiedenen Wegen symptomatisch behandelt werden.


Invasive Optionen bestehen in der Entlastung von Liquor, einer dekompressiven Kraniektomie oder kontrollierter Hyperventilation.


Eine medikamentöse Therapie kann mittels osmotisch wirksamer Substanzen wie Mannitol oder hypertoner Kochsalzlösung erfolgen.


N:

  • Bei erhaltener Spontanatmung ist die Medulla oblongata noch intakt. Bei vorhandenem Kornealreflex sind zusätzlich der Pons und bei vorhandenem Pupillenreflex auch das Mesencephalon intakt!

  • Bei quantitativem Bewusstseinsverlust und beidseitiger maximaler Mydriasis muss differenzialdiagnostisch auch eine akute Intoxikation in Betracht gezogen werden!

  • Bei erhöhtem ICP aufgrund eines SHT oder ischämischen Schlaganfalls sollte die Gabe von Glucocorticoiden vermieden werden. Nach aktueller Studienlage ergibt sich kein Überlebensvorteil, während die Komplikationsrate erhöht ist!


Irreversibler Hirnfunktionsausfall („Hirntod“) : Abstract ?


Der Begriff „irreversibler Hirnfunktionsausfall“ bezeichnet im Allgemeinen den vollständigen und unumkehrbaren Ausfall der Funktion von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm.


Der Eintritt dieses Zustands ist Bestandteil jedes Sterbeprozesses und unmittelbare Folge des endgültigen Ausfalls der Herz- und Kreislauffunktion („Herztod“).


Im Speziellen wird der Begriff jedoch verwendet für den Zustand des isolierten irreversiblen Hirnfunktionsausfalls (umgangssprachlich auch „Hirntod“) bei künstlich aufrecht erhaltener Atmung (durch Beatmung und ggf. Herz- und Kreislaufunterstützung).


Dieser Zustand kann nur bei intensivmedizinisch Behandelten mit ausgedehnter Schädigung des Gehirns vorkommen und muss von mehreren dafür qualifizierten Ärzten diagnostiziert werden.


Er ist ein sicheres Todeszeichen und unabdingbare Voraussetzung für die postmortale Organspende.


Die Verfahrensregeln für die Diagnostik legt die Bundesärztekammer in einer Richtlinie fest.


Die Diagnostik folgt einem dreistufigen Schema:

Als Voraussetzungen müssen eine passende schwerste Hirnschädigung vorliegen sowie reversible Komaursachen ausgeschlossen sein.


Die zwingend erforderlichen klinischen Symptome sind Koma, Hirnstammareflexie und Ausfall der Spontanatmung.


Zuletzt muss der Irreversibilitätsnachweis erbracht werden, für den ergänzende apparative Diagnostik notwendig sein kann.


Wurde der irreversible Hirnfunktionsausfall bei einer Person festgestellt und dokumentiert, werden die intensivmedizinischen Maßnahmen beendet (Ausnahme: geplante Organ- und/oder Gewebespende) und der Totenschein ausgestellt.



Meningitis : Abstract ?


(Hirnhautentzündung)

Die Meningitis ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, wobei die Abgrenzung einer isolierten Meningitis zu einer kombinierten Entzündung von Hirnhäuten und Hirngewebe (Meningoenzephalitis) insb. bei Kindern oft nicht möglich ist.


Als Ursache kommen zahlreiche Viren infrage;

bei den bakteriellen Erregern dominieren v.a. Meningokokken und Pneumokokken.


Klinisch muss auf die Leitsymptome Fieber, Kopfschmerzen, Meningismus und Bewusstseinstrübung geachtet werden, die bei Kleinkindern und Säuglingen allerdings oft fehlen.


Bedeutende Sonderformen sind die tuberkulöse Meningitis und die Neuroborreliose, die sich beide zumeist mit einem subakuten Verlauf über Wochen bis Monate präsentieren.


Diagnostisch wegweisend sind insb. die klinischen Symptome und die Liquoruntersuchung.


Zum Ausschluss von erhöhtem intrakraniellen Druck wird bei entsprechenden Symptomen vor der Liquorpunktion eine kraniale CT durchgeführt.


Während eine bakterielle Meningitis sowie Meningoenzephalitiden durch HSV oder VZV absolute Notfälle darstellen und so schnell wie möglich kalkuliert antiinfektiv therapiert werden müssen, heilt eine unkomplizierte virale Meningitis meist spontan und folgenlos aus.


Die am meisten gefürchtete Komplikation der bakteriellen Meningitis (insb. der Meningokokken-Meningitis) ist das Waterhouse-Friderichsen-Syndrom, das mit einer schweren Verbrauchskoagulopathie, Nebennierenrindeninsuffizienz und nicht selten auch mit einem letalen Verlauf einhergeht.


N:

  • Insb. bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern kann der sonst typische Meningismus fehlen!

  • Typischerweise zeigen sich im Falle einer bakteriellen Meningitis eine Leukozytose mit Neutrophilie und Linksverschiebung sowie eine CRP- (und Procalcitonin‑)Erhöhung!

  • Die Antibiotikagabe ist bei bakterieller Meningitis die absolut wichtigste, weil einzig lebensrettende Maßnahme und muss so schnell wie möglich erfolgen, jede Verzögerung ist prognostisch ungünstig!

  • Erwachsenen Patienten mit V.a. bakterielle Meningitis sollen nach der Blutkulturentnahme und noch vor einer eventuellen Bildgebungsdiagnostik Dexamethason und Antibiotika verabreicht werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme 2)

  • Nach einer Cephalosporin-Therapie über 24 h gelten Patienten nicht mehr als kontagiös!

  • Aufgrund der Gefährlichkeit und relativen Häufigkeit einer HSV- oder VZV-Meningitis wird mind. bis zum Erregernachweis immer mit Aciclovir i.v. anbehandelt!

  • Die Schwere der Dysregulation korreliert mit der Erregerlast im Blut!

  • Bei Verdacht auf Meningitis muss immer das gesamte Integument nach Petechien untersucht werden!

  • Da die Letalität auch unter adäquater Maximaltherapie extrem hoch ist, sind das frühzeitige Erkennen und die sofortige Einleitung einer antibiotischen Therapie bei Verdacht auf eine bakterielle Meningitis entscheidend!


Herpes-simplex-Enzephalitis : Abstract ?


(HSV-Enzephalitis, HSVE)


Die Herpes-simplex-Enzephalitis (HSVE) ist eine akute nekrotisierend-hämorrhagische Entzündung insb. der Temporallappen und benachbarter Strukturen infolge einer Infektion mit Herpesviren.


Bei Erwachsenen ist sie meist auf das Herpes-simplex-Virus 1 (HSV-1) zurückzuführen.


Die Erkrankung beginnt mit Fieber und Kopfschmerzen;

nach einigen Tagen kann sich ein vielseitiges Bild mit Wesensveränderungen, Bewusstseinsstörungen und fokal-neurologischen Defiziten zeigen.


Als Komplikationen können epileptische Anfälle und/oder ein erhöhter Hirndruck auftreten.


Im MRT zeigen sich typischerweise temporale Läsionen.


Der Liquor ist entzündlich verändert.


Zur Diagnosesicherung dient der Erregernachweis mittels PCR aus dem Liquor.


Bereits bei klinischem Verdacht muss die sofortige antivirale i.v. Therapie mit Aciclovir begonnen werden.


Auch mit optimaler Therapie besteht eine hohe Letalität von 10–20%.


Bei etwa der Hälfte der Überlebenden verbleiben dauerhafte Schäden, wie etwa kognitive Defizite und Verhaltensauffälligkeiten.


N:

  • Die häufigsten Symptome der Herpes-simplex-Enzephalitis sind Kopfschmerzen, Fieber und Bewusstseinsstörungen.

  • Die antivirale Therapie mit Aciclovir beginnt bei klinischem Verdacht auf eine Herpes-simplex-Enzephalitis, nicht erst bei vorliegenden Befunden!

  • Bei Meningoenzephalitis-Verdacht und Temporallappenbefall in der Bildgebung sollte immer an eine Herpesenzephalitis gedacht werden!

  • Die Gabe von Aciclovir i.v. ist bereits bei Verdacht auf eine Herpes-simplex-Enzephalitis indiziert!

  • Der schnelle Beginn der Therapie mit Aciclovir i.v. ist wesentlich für die Prognose; eine Verzögerung ist mit einem schlechteren Outcome assoziiert!


Sammelsurium der Neurologie : Abstract ?


Im Sammelsurium der Neurologie sind seltene Erkrankungen aufgeführt, die bei den Examensfragen meist nur als Falschantworten (sog. „Distraktoren“) in Multiple-Choice-Fragen fungierten.


Eine Kenntnis dieser Erkrankungen ist somit nicht zwingend erforderlich.


Da manche von ihnen aber häufiger auftauchten, sind sie hier einmal zentral gesammelt.


Subakute Myelooptikoneuropathie (SMON)

  • Ätiologie: Iatrogen (durch das Medikament Clioquinol)

  • Klinik: Progrediente Lähmungen, Blindheit und letaler Ausgang

Kleine-Levin-Syndrom

  • Epidemiologie: Fast ausschließlich Jungen betroffen

  • Klinik : Phasenweises Auftreten von Hypersomnie mit exzessivem Schlafbedürfnis (16–18 Stunden pro Tag)

Kuru-Krankheit

  • Ätiologie: Prionenerkrankung, die sich epidemieartig bei einem bestimmten Stamm (den sog. "Fore") auf Papua-Neuguinea fand, die das Gehirn ihrer verstorbenen Stammesmitglieder verzehrten. Das Auftreten sistierte mit dem Verbot des Kannibalismus 1954

  • Klinik: Zerebelläre Ataxie, Muskelzittern, pathologisches Lachen und rascher letaler Ausgang

Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom

  • Ätiologie: Prionenerkrankung, bei der sich Amyloidplaques vornehmlich im Kleinhirn ablagern

  • Klinik: Zerebelläre Ataxie, Dysarthrie, Nystagmus und letaler Ausgang. Zu einer Demenz kommt es in der Regel erst spät oder gar nicht


Metachromatische Leukodystrophie

  • Ätiologie: Die Ursache liegt in einer defekten Arylsulfatase A

  • Klinik: Bereits im Kindesalter zunächst schlaffe, später spastische Paresen; Visusverlust (durch Atrophie des N. opticus); Demenz; Choledocholithiasis


Globoidzell-Leukodystrophie (Morbus Krabbe)

  • Klinik: Schwere mentale und motorische Defizite; typisch: Sehverlust (Optikusatrophie), zunehmende Versteifung der Glieder und opisthotone Körperhaltung

Adrenoleukodystrophie

  • Klinik: Auftreten meist im Kindesalter, mit relativ rascher Degeneration, ausgeprägter Demenz und letalem Ausgang

Morbus Tay-Sachs (GM2-Gangliosidose Typ I)

  • Definition: Autosomal rezessiv vererbte Krankheit aus der Gruppe der Lipidspeicherkrankheiten

  • Klinik: Rascher Abbau physischer und psychischer Fähigkeiten; Beginn ab dem 6. Lebensmonat, Patienten versterben meist um das 4. Lebensjahr

Morbus Gaucher

  • Definition: Häufigste lysosomale Lipidspeicherkrankheit

  • Klinik: Vergrößerung von Leber und Milz, Störungen des Skelettsystems, hämatologische Veränderungen, in seltenen Fällen Neurodegeneration, Krampfanfälle und Lungenbefall, bei Säuglingen Fütterstörungen

Central-core-Myopathie

  • Ätiologie: Angeborene Myopathie

  • Klinik: Proximal betonte Muskelschwäche, Entwicklungsverzögerung, Kyphoskoliose und Hüftdysplasie (u.v.a.m.)

Lance-Adams-Syndrom

  • Klinik: Myoklonien verschiedener Form (evtl. in Kombination mit Asterixis und zerebellärer Ataxie)

  • Ätiologie: Posthypoxische Hirnschädigung

Polyneuropathie mit Riesenaxonen (Giant-Axon-Neuropathy)

  • Einordnung: Sehr seltene, autosomal-rezessive, chronisch-degenerative Erkrankung

  • Klinik: Bereits in der Kindheit typische Zeichen einer Polyneuropathie, kann schon in der ersten Lebensdekade letal enden

Tolosa-Hunt-Syndrom (Orbitaspitzensyndrom, Ophthalmoplegia dolorosa)

  • Klinik

    • Einseitige Schmerzen um das Auge herum

    • Im Verlauf ipsilaterale Ophthalmoplegie (Paresen des III, IV und/oder VI Hirnnerven)

Crampus-Faszikulationssyndrom

  • Ätiologie: Autoimmunologische oder paraneoplastische Genese

  • Klinik: Es liegt eine generelle Übererregbarkeit peripherer Nerven vor, was sich in spontanen Faszikulationen und Myoklonien äußert

Empty-Sella-Syndrom

  • Ätiologie: Häufige Normvariante, bei der eine liquorgefüllte Sella turcica als Folge einer Fehlanlage des Diaphragma sellae vorliegt (Einstülpung von liquorgefülltem Subarachnoidalraum in die Sella turcica)

  • Klinik: Durch Kompression der Hypophyse kann es zu endokrinen Störungen kommen

HTLV-1-Myelopathie (Tropische spastische Paraparese)

  • Epidemiologie: Verbreitung in den Tropen

  • Klinik: Vielfältiges klinisches Bild, ähnliche Symptomatik wie Multiple Sklerose oder amyotrophe Lateralsklerose (könnte zudem aber auch noch Arthritis, Uveitis, Alveolitis, Polymyositis u.v.m aufweisen)

Pantothenatkinase-assoziierte Neurodegeneration (PKAN) (früher: Hallervorden-Spatz-Syndrom)

  • Klinik: Extrapyramidalmotorische Störungen wie Rigor, Tremor, Choreoathetose, Dystonie, Demenz oder Pyramidenbahnzeichen

Okulogyre Krise

  • Definition: Krampfhafte, unwillkürliche Augenbewegungen nach aufwärts

  • Ätiologie: Medikamentös/psychogen induziert; Basalganglien-Erkrankung

Morbus Fabry

  • Ätiologie: Seltene X-chromosomal-rezessiv übertragene Erkrankung; hauptsächlich sind Jungen betroffen

  • Klinik

    • Frühsymptome

      • Periodisch auftretende akrodistale Parästhesien in Form von brennenden Schmerzen („Fabry-Krisen“)

    • Spätsymptome

      • Hypertrophe Kardiomyopathie



Ischämischer Schlaganfall : Abstract ?


(Zerebrale Ischämie, Ischämischer Insult, Hirninfarkt)

Beim Großteil aller Schlaganfälle handelt es sich um ischämische Schlaganfälle (Hirninfarkte).


Bei diesen kommt es zu einer akuten zerebralen Durchblutungsstörung (z.B. durch Stenosen) im arteriellen Stromgebiet.


Leitsymptome sind eine neu aufgetretene Hemiparese, Sprach- und Sehstörungen, wobei abhängig vom Ort der Läsion unterschiedlichste Beeinträchtigungen möglich sind.


Charakteristisch ist zudem das plötzliche Einsetzen der Symptome.


Wichtigstes diagnostisches Verfahren ist die kraniale CT, um eine ursächliche Blutung auszuschließen.


Anschließend ist beim ischämischen Schlaganfall die schnellstmögliche Rekanalisation zur Rettung des Gebietes relativer Ischämie anzustreben („Time is brain!“).


Die ebenfalls zu den Schlaganfällen zählende intrazerebrale Blutung und Subarachnoidalblutung werden in separaten Kapiteln behandelt.


Zum thrombotischen Verschluss venöser Hirngefäße bzw. der Hirnsinus siehe:

Zerebrale Sinus- und Venenthrombose


N:

  • Die wichtigsten Risikofaktoren für den ischämischen Schlaganfall sind die arterielle Hypertonie und das Vorhofflimmern!

  • Eine TIA geht mit einem hohen Risiko für einen späteren ischämischen Schlaganfall einher – Diagnostik und Sekundärprophylaxe entsprechen der des ischämischen Schlaganfalls!

  • Jedes plötzlich aufgetretene neurologische Defizit deutet auf einen Schlaganfall hin und muss als Notfall behandelt werden!

  • Bei V.a. auf Schlaganfall muss schnellstmöglich eine (CT‑)Bildgebung erfolgen!

  • Die Bildgebung dient insb. dem Ausschluss einer intrazerebralen Blutung als Ursache der Defizite! Zeigt sich keine Blutung, wird von einer frischen Ischämie ausgegangen – und die entsprechende Notfalltherapie eingeleitet!

  • Die cCT ist die wichtigste Untersuchung bei V.a. Schlaganfall!

  • Nur 5–10% aller Patienten mit ischämischem Schlaganfall kommen für eine interventionelle Therapie infrage!

  • Bei akutem ischämischem Apoplex soll eine medikamentöse Blutdrucksenkung in der Regel nicht erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme 2)

  • Frühe Sekundärprophylaxe nach ischämischem Schlaganfall beginnen (siehe Prävention)!

  • Ischämischen Schlaganfällen liegen i.d.R. kardiologische Grunderkrankungen (insb. Atherosklerose und Vorhofflimmern) zugrunde. Die (Sekundär‑)Prophylaxe muss daher immer die optimale Einstellung dieser internistischen Erkrankungen einschließen!

  • Die Bestimmung des Stenosegrades bei Veränderungen der Arteria carotis soll mit der farbkodierten Duplex-Sonografie (FKDS) erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Angiologie)



Intrazerebrale Blutung : Abstract ?


(ICB)

Eine intrazerebrale Blutung ist eine Blutung in das Hirnparenchym und die zweithäufigste Form eines Schlaganfalls.


Zu den häufigsten Ursachen gehören der Bluthochdruck, die zerebrale Amyloidangiopathie, Gefäßfehlbildungen und die Therapie mit Antikoagulantien.


Je nach Ort und Ausmaß der Blutung bestehen unterschiedliche Defizite;

häufig gehören Vigilanzminderung, Paresen und Kopfschmerzen zu den Symptomen.


Klinisch lässt sich die intrazerebrale Blutung nicht sicher vom ischämischen Schlaganfall unterscheiden, weshalb schnellstmöglich eine CT-Bildgebung des Kopfes durchgeführt werden muss.


In dieser stellt sich die akute Blutung als hyperdense Raumforderung dar.


Im Rahmen der Akuttherapie müssen der häufig gesteigerte Blutdruck und eine etwaige hämorrhagische Diathese behandelt werden.


Bei erhöhtem intrakraniellen Druck können Maßnahmen zur Hirndrucksenkung indiziert sein.


Die neurochirurgische Hämatomausräumung stellt eine therapeutische Einzelfallentscheidung dar und kommt insbesondere bei Lobär- und Kleinhirnblutungen zur Anwendung.


Komplikationen wie ein Einbruch der Blutung in das Ventrikelsystem oder die Entwicklung eines Hydrozephalus tragen zur hohen Letalität der intrazerebralen Blutung bei.


N:

  • Nicht-traumatische intrazerebrale Blutungen zählen zu den hämorrhagischen Schlaganfällen!

  • Eine sichere klinische und anamnestische Unterscheidung zwischen einer intrazerebralen Blutung und einem ischämischen Schlaganfall ist nicht möglich!

  • Die wichtigste Differenzialdiagnose der intrazerebralen Blutung ist der ischämische Schlaganfall. Die Unterscheidung in der Akutsituation mittels Bildgebung ist aufgrund der unterschiedlichen Therapiestrategien von außerordentlicher Bedeutung!


Zerebrale Sinus- und Venenthrombose : Abstract ?


Bei zerebralen Sinus-/Venenthrombosen (auch Sinusvenenthrombosen) kommt es durch den thrombotischen Verschluss zerebraler Venen und der sie drainierenden Blutleiter (Sinus) zu venösen Abflussstörungen, die häufig zu Stauungsblutungen führen.


Zu den Ursachen gehören insbesondere hormonelle Faktoren wie orale Kontrazeption und Schwangerschaft sowie Thrombophilien.


Eine seltene Form stellen septische Sinusvenenthrombosen dar, bei der die Thrombose Folge entzündlicher Prozesse ist.


Klinisch äußert sich die Thrombose meist durch Kopfschmerzen, sehr häufig treten auch epileptische Anfälle, Paresen und andere neurologische Defizite auf.


Die Diagnose wird über eine MRT bzw. CT mit venöser Angiografie gesichert.


In der Akutphase wird eine Antikoagulation mit Heparin durchgeführt – auch beim Vorliegen einer Stauungsblutung.


Mit dieser Therapie soll die weitere Ausdehnung der Thrombose und der Wiederverschluss bereits durch körpereigene Thrombolyse eröffneter Gefäßabschnitte verhindert werden.


Die Antikoagulation wird im Verlauf mit oralen Antikoagulantien für einen meist beschränkten Zeitraum fortgesetzt.


Häufig haben Patienten mit Sinusvenenthrombose eine gute Prognose;

daneben kommen aber auch schwere Verläufe mit hoher Letalität vor.


N:

  • Die Diagnose Sinusvenenthrombose umfasst ein breites klinisches Spektrum, das von leichten Kopfschmerzen bis hin zu hochgradigen Paresen und schwerer Vigilanzminderung reicht!

  • Bei klinischem Verdacht auf eine zerebrale Sinus- oder Venenthrombose muss unverzüglich eine bildgebende Diagnostik durchgeführt werden!

  • Differenzialdiagnostisch muss auch an die septische Sinusvenenthrombose gedacht werden, die mit einer deutlich schlechteren Prognose einhergeht als die aseptische Form!


Karotis- und Vertebralisdissektion : Abstract ?


(Karotisdissektion, Vertebralisdissektion)

Dissektionen der Halsarterien (A. carotis interna oder A. vertebralis) treten meist spontan und seltener nach (Bagatell‑)Traumata auf und werden durch eine Einblutung in die Gefäßwand verursacht.


Sie betreffen v.a. Erwachsene mittleren Alters und sind in der Altersgruppe bis 45 Jahre die häufigste Schlaganfallursache.


Klinisch zeigen sich die Dissektionen mit plötzlich auftretenden Schmerzen (einseitige Hals- oder Nackenschmerzen oder frontotemporale Kopfschmerzen) und/oder neurologischen Defiziten.


Häufig ist zudem ein ipsilaterales Horner-Syndrom zu beobachten.


Unbehandelt besteht ein hohes Risiko für einen ischämischen Schlaganfall (bis zu 80%).


Der Goldstandard zur Diagnostik ist das MRT der Halsweichteile mit Angiografie.


In der Akuttherapie liegt der Fokus auf der Behandlung des durch die Dissektion ausgelösten ischämischen Schlaganfalls.


Zur Sekundärprophylaxe werden Thrombozytenfunktionshemmer oder seltener auch orale Antikoagulantien gegeben.


N:

  • Die klassische Präsentation einer Dissektion der Halsarterien ist die Trias aus plötzlichen Kopf- und/oder Nackenschmerzen, ipsilateralem Horner-Syndrom und Zeichen einer zerebralen Ischämie, wobei die meisten Patient:innen nicht alle drei Zeichen gleichzeitig erfüllen!

  • Alle Arten von Kopf- und Nackenschmerzen können als Symptom einer Dissektion auftreten!

  • Die Diagnostik zum Nachweis einer Dissektion sollte sich auf zwei Verfahren stützen: MRT (alternativ CT) und farbkodierte Duplexsonografie!

  • Stellen sich Patient:innen aufgrund einer akuten Schlaganfallsymptomatik vor, dann unterscheidet sich die Akutdiagnostik auch bei vermuteter Dissektion zunächst nicht von der anderer Schlaganfälle und stützt sich auf die cCT (ggf. mit CT-Angiografie). Zur Diagnosesicherung folgt dann aber die Hals-MRT als Goldstandard!

  • Bei Patient:innen mit ischämischem Schlaganfall durch eine Dissektion sollte im Lyse-Zeitfenster (nach Ausschluss von Kontraindikationen) eine systemische Thrombolysetherapie und/oder mechanische Thrombektomie erfolgen. Die Akuttherapie bei vermuteter Dissektion unterscheidet sich somit nicht von der anderer Schlaganfälle!


Kopfschmerzen : Abstract ?


(Cephalgie)

Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Schmerzsyndromen, mit denen Mediziner im klinischen Alltag konfrontiert werden.


Unterschieden werden vor allem primäre (z.B. Spannungskopfschmerz, Migräne) und sekundäre (z.B. nach Schädel-Hirn-Trauma oder durch Infektionen hervorgerufene) Kopfschmerzen.


Weltweit beträgt die Prävalenz von Kopfschmerzerkrankungen >60%, wobei bis zu 4% der Weltbevölkerung Kopfschmerzen an 15 oder mehr Tagen pro Monat haben.


Laut WHO stellen Kopfschmerzen global eine der zehn häufigsten Erkrankungen dar, die mit funktionellen Behinderungen einhergehen.


Kopfschmerzen können anfallsartig, gelegentlich oder chronisch auftreten.


Insbesondere chronische Verläufe bedeuten für den Patienten neben den Schmerzen häufig eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität und einen hohen Leidensdruck, verursachen gleichzeitig jedoch auch hohe sozioökonomische Kosten, sodass einer adäquaten Differenzialdiagnostik und Therapie zunehmend mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird.


Obwohl Kopfschmerzen oft passager und harmlos sind, muss im klinischen Alltag zunächst immer an potenziell gefährliche Verläufe (z.B. Subarachnoidalblutung, Meningitis) gedacht werden.


Die Erkennung der jeweiligen Kopfschmerzursache gestaltet sich häufig als schwierig und erfordert neben einer ausführlichen Anamnese die genaue körperliche Untersuchung.


In den meisten Fällen ist eine weiterführende apparative Diagnostik nicht indiziert, kann jedoch bei auffälligen Befunden (sog. Red Flags) oder persistierenden Beschwerden notwendig werden.


Dieses Kapitel dient der Übersicht über die häufigsten Kopfschmerzformen.


N:

  • Apparative Diagnostik ist in den meisten Fällen (insb. bei primären Kopfschmerzerkrankungen) nicht indiziert. Sie dient hauptsächlich der Abklärung sekundärer Kopfschmerzen, die durch andere Erkrankungen verursacht werden, sowie zur Diagnostik von akuten Kopfschmerzereignissen, die bedrohlich verlaufen können (z.B. Subarachnoidalblutungen, Trauma)!

  • Bei Kopfschmerzen immer abwendbar gefährliche Verläufe bedenken!


Multiple Sklerose : Abstract ?


(MS, Encephalitis disseminata, Encephalomyelitis disseminata)

Die Multiple Sklerose (Encephalomyelitis disseminata) ist die häufigste autoimmun vermittelte chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems.


Kennzeichnend sind im Gewebe verteilte (örtlich disseminierte) herdförmige ZNS-Läsionen, die primär durch Demyelinisierung von Nervenfasern und durch sekundäre axonale Schäden entstehen.


Die genaue Ursache der Erkrankung ist unbekannt.


Je nach Lage der Läsionen sind vielfältige neurologische Symptome möglich.


Häufige Erstsymptome sind Sehstörungen infolge einer Optikusneuritis sowie Sensibilitätsstörungen.


Man unterscheidet schubförmige von progredienten Verlaufsformen, die beide durch eine Zunahme von Läsionen im Verlauf gekennzeichnet sind (zeitliche Dissemination).


Am häufigsten ist die schubförmig-remittierende Multiple Sklerose, bei der neurologische Defizite schubweise auftreten und sich jeweils vollständig oder unvollständig zurückbilden.


Diese Form kann in eine sekundär chronisch-progrediente Verlaufsform übergehen.


Daneben gibt es auch eine primär progrediente Verlaufsform ohne zwischenzeitliche Remissionen.


Mit der Zeit kommt es häufig zur Akkumulation dauerhafter Behinderungen.


Die Diagnose wird bei entsprechender Symptomatik und Dynamik insb. über den MRT-Nachweis der Läsionen in Gehirn und Rückenmark sowie passende Laborbefunde gestellt.


Akute Erkrankungsschübe werden mit hochdosierten Glucocorticoiden behandelt.


Zur verlaufsmodifizierenden Therapie der Multiplen Sklerose sind zahlreiche immunsuppressive und immunmodulatorische Wirkstoffe zugelassen.


Eine kurative Therapie existiert bisher nicht.


N:

  • Eine Optikusneuritis ist ein häufiges Frühsymptom der Multiplen Sklerose, kann aber auch andere Ursachen haben!

  • Retrobulbärneuritis: „Patient sieht nichts“ (Zentralskotom) „… und Arzt sieht auch nichts.“ (unauffällige Ophthalmoskopie)



Amyotrophe Lateralsklerose : Abstract ?


(Motor Neuron Disease, Maladie de Charcot, Myatrophe Lateralsklerose, Lou Gehrig's disease)

Bei der amyotrophen Lateralsklerose handelt es sich um eine degenerative Erkrankung des 1. und 2. Motoneurons.


Die Krankheit manifestiert sich meist im 6.–8. Lebensjahrzehnt und beginnt häufig mit atrophischen Paresen der kleinen Handmuskeln oder anderer Muskelgruppen (Schulter, Waden).


Im Verlauf breitet sich die Erkrankung auf weitere Muskeln aus, wobei sich das Bild schlaffer atrophischer (2. Motoneuron geschädigt) mit dem spastischer Paresen (1. Motoneuron geschädigt) mischt.


Bei Befall der kaudalen Hirnnerven kommt es zu einer bulbären Symptomatik mit Schluck- und Sprechstörungen.


Weiterhin treten Faszikulationen der Muskeln und Fibrillationen der Zunge auf.


Sensibilitätsstörungen sind zwar kein typisches Symptom der Erkrankung, treten im Verlauf jedoch bei einem Teil der Patienten auf.


Eine kurative Therapie existiert nicht, durch zahlreiche symptomatische Therapieoptionen kann die Überlebenszeit allerdings verlängert und die Lebensqualität gesteigert werden.


Die Patienten versterben meist 2–5 Jahre nach Krankheitsmanifestation an einer respiratorischen Insuffizienz.


N:

  • Die Symptomatik ist zu Beginn häufig gering ausgeprägt und unspezifisch. Die Diagnose wird deshalb häufig erst verzögert und nach zahlreichen Arztbesuchen gestellt!

  • Faszikulationen sind nicht pathognomonisch für die ALS! Sie können auch bei anderen Erkrankungen, als unerwünschte Arzneimittelwirkung oder insb. als benigne Faszikulationen ohne Krankheitswert auftreten!

  • Bei der amyotrophen Lateralsklerose ist keine kausale Therapie möglich! Im Vordergrund steht eine vielgestaltige supportive Therapie, die zahlreiche Symptome lindern kann!


Polyneuropathie : Abstract ?


(PNP)

Unter Polyneuropathien (PNP) versteht man Erkrankungen des peripheren Nervensystems, bei denen mehrere Nerven und/oder Nervenwurzeln unterschiedlicher Qualitäten durch eine systemische Störung geschädigt werden.


Der Begriff „Polyneuropathie“ bezeichnet keine einheitliche Diagnose.


Es handelt sich vielmehr um eine Gruppe klinisch ähnlicher Syndrome mit pathobiologischen Gemeinsamkeiten.


Die möglichen Ursachen sind sehr vielfältig.


Klinisch äußern sich die meisten Polyneuropathien mit langsam progredienten, distal an den Extremitäten (i.d.R. zuerst an den unteren Extremitäten) beginnenden, symmetrischen, sensiblen und im Verlauf auch motorischen Defiziten.


Es existieren allerdings zahlreiche Ausnahmen von diesem häufigsten Muster.


Zur kausalen Therapie muss die zugrunde liegende Pathologie erkannt und, wenn möglich, behandelt werden.


Die symptomatische Therapie erfordert in vielen Fällen eine Physiotherapie und/oder ggf. neuropathische Schmerztherapie


N:

  • Störungen des Vibrationsempfindens, der Temperaturwahrnehmung und herabgesetzte Eigenreflexe (insb. Achillessehnenreflex) gehen insb. bei diabetischer Polyneuropathie den weiteren möglichen Symptomen häufig voraus!

  • Polyneuropathien sind häufig, sodass polyneuropathische Symptome nicht selten mit anderen neurologischen Symptomen vermischt sind; zur Unterscheidung ist eine möglichst genaue Kenntnis der neurologischen Vorgeschichte sehr wichtig!

  • Zentral-motorische Symptome (z.B. Tonussteigerung, Halbseitensymptome, Reflexsteigerung) sollten nicht vorhanden bzw. als eindeutig vorbestehend bekannt sein!

  • Die (sensitive) Messung der sensiblen Nervenleitgeschwindigkeit sollte an der unteren Extremität an N. suralis und N. fibularis superficialis, an der oberen Extremität an N. medianus und N. ulnaris erfolgen. Diese Nerven sind der Messung leicht zugänglich und i.d.R. früh betroffen (insb. N. suralis und N. fibularis superficialis)!

  • Bei einem akut aufgetretenen und rasch-progredienten polyneuropathischen Syndrom muss ein mögliches Guillain-Barré-Syndrom immer vorrangig bedacht bzw ausgeschlossen werden! (Siehe auch: Guillain-Barré-Syndrom - Diagnostik)

  • Eine Manifestation der Polyneuropathie nach Beendigung der Exposition mit organischen Lösungsmitteln spricht eher gegen einen ursächlichen Zusammenhang!

  • Die (Un‑)Wirksamkeit eines Wirkstoffes sollte erst nach 2–4 Wochen beurteilt werden! Völlige Schmerzfreiheit lässt sich in vielen Fällen nicht mehr erreichen, Ziel ist daher mindestens eine Schmerzlinderung auf ein tolerables Niveau.

  • Auslassversuche einer wirksamen medikamentösen Schmerztherapie sollten frühestens nach mehreren Monaten anhaltender und ausreichender Befundstabilität vorgenommen werden, wenn zudem die Therapie der Grunderkrankung optimiert wurde (z.B. unter optimaler Blutzuckereinstellung bei diabetischer Polyneuropathie)!


Guillain-Barré-Syndrom : Abstract ?


(Akute inflammatorische demyelinisierende Polyradikuloneuropathie, AIDP)

Beim Guillain-Barré-Syndrom (GBS) handelt es sich um eine akute entzündliche, autoimmun vermittelte und in aller Regel demyelinisierende Polyneuroradikulopathie.


Diese ist typischerweise gekennzeichnet durch aufsteigende, symmetrische schlaffe Lähmungen, es kommen allerdings zahlreiche Manifestations- und Verlaufsformen vor.


Die Symptome treten meist etwa zwei Wochen nach Infektionen des Gastrointestinaltrakts oder der Atemwege auf, was zur Hypothese einer durch kreuzreaktive Antikörper vermittelten autoimmunologischen Genese der Erkrankung geführt hat, auch wenn diese nicht in jedem individuellen Erkrankungsfall bestätigt werden kann.


Das Krankheitsmaximum wird innerhalb von Tagen bis zu vier Wochen erreicht.


Gefürchtet sind dabei insb. schnelle Verläufe, akut einsetzende autonome Komplikationen und die thorakale Polyneuroradikulopathie mit Lähmung der Atemmuskulatur, da sie rasch zu intensivpflichtigen Notfällen führen können.


Diagnostisch wegweisend sind eine starke Eiweißerhöhung ohne Zellvermehrung im Liquor sowie Demyelinisierungszeichen in der Elektroneurografie (ENG).


Therapeutisch kommen intravenöse Immunglobuline (IVIG) oder die Plasmapherese gegen die auslösenden Autoantikörper zum Einsatz.


Meistens entwickeln sich die Symptome in umgekehrter Reihenfolge unter Therapie wieder zurück und die Krankheit heilt folgenlos aus, auch wenn in schweren Fällen Defektzustände bestehen bleiben können.


N:

  • Aufgrund der Gefahr einer raschen Symptomprogredienz mit möglicher Landry-Paralyse und damit verbundener Notwendigkeit zur invasiven Beatmung ist immer eine intensive Überwachung erforderlich, idealerweise auf der Intensivstation!

  • Der Verlauf der demyelinisierenden Polyneuroradikulopathie ist zu Beginn meist von symmetrischen schlaffen Lähmungen gekennzeichnet, die von distal nach proximal aufsteigen. Je nach betroffenen Nervenfasern kann das klinische Bild jedoch vielfältig sein, u.a. mit Hirnnervenausfällen oder autonomen Störungen.

  • Die Blutuntersuchung kann auch bei bestehendem GBS unauffällig sein! Sie dient in Zusammenschau mit anderen Untersuchungsbefunden zur Untermauerung der Diagnose und zur Abgrenzung von Differenzialdiagnosen.

  • Glucocorticoide sind beim GBS nicht wirksam und können für die Symptomverbesserung sogar hinderlich sein!

  • Da sich bei einem GBS rasch eine respiratorische Insuffizienz oder relevante Herzrhythmusstörungen entwickeln können, sollten Betroffene immer in Kliniken behandelt werden, die eine sofortige intensivmedizinische Versorgung gewährleisten können!


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Fehr Q.

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