Zentrale Annahmen Stadienmodelle
Stadien müssen sequenziell durchlaufen werden
man kann zurückfallen, dabei können Stadien auch übersprungen werden
mann kann in Stadium hängen bleiben
a,b,c und c,d,e - Stadienübergänge/ Stadientransition als AV.
Kombinationsregeln und eigene Kausalmodelle für jeweilige Sets aus Übergängen
Für jeden der Stadienübergänge andere Prädiktoren und andere begünstigende Faktoren.
TTM - Entstehung
Prochaska und DiClemente haben bei der Beobachtung von Menschen, die mit dem Rauchen aufhören wollten, festgestellt (Bottom-Up gesammelt):
Menschen in den gleichen Stadien sind sich ähnlich, z.B. unterschiedliche Barrieren
Grundannahmen des TTM
Keine einzelne Theorie kann Komplexität der Verhaltensänderung erklären und vorhersagen
Verhaltensänderung = Sequenz von Stadien
Stadien sind qualitativ unterschiedlich voneinander
Interventionsprogramme müssen zu den jeweiligen Stadien, in denen sich die Personen befinden, passen
—> stage-matching intervention/ tailored intervention
Zentrale Konstrukte TTM
Stadien der Verhaltensänderung
(Stages of Change) - 5-6
Prozesse der Verhaltensänderung (Processes of Change) - 10
Intermediäre Kriterien (Intermediate Outcomes) - 2-4
Erfassung der Stages of Change mit dem Stadienalgorithmus
Die Prozesse der Verhaltensänderung im TTM - Überblick
5 kognitive/affektive (experiential) und 5 verhaltensorientierte (behavioral) Strategien
schulenübergreifende Wirkvariablen psychotherapeutischer Interventionen
identifizierte Prozesse wurden auch von Personen eingesetzt, die eigenständig ihr Verhalten geändert haben
Die 5 Kognitiv(-affektiven) Strategien (“experiential processes”)
Bewusstseinserhöhung (“consciousness raising”) - Aktives Aufnehmen von Informationen über sich selbst und das Problemverhalten (Informationen ranschaffen, z.B. Lesen von Broschüren)
Emotionales Erleben, Emotionale Relevanz (“dramatic relief”) - emotionale Bearbeitung des Problemverhaltens, das es zu ändern gilt. Bewusstes Erleben und Ausdrücken der Gefühle bzgl. Problemverhaltens und möglicher Lösungen
Wahrnehmen/Neubewerten der persönlichen Umwelt (“environmental reevaluation”) - Wahrnehmen und Bewerten, in welcher Weise das Problemverhalten die persönliche Umwelt und andere Personen betrifft. z.B. Wahrnehmung der Modellfunktion für Kinder
Selbstbewertung/ Neubewertung der eigenen Person (“self-reevaluation”) - emotionale und rationale Analyse, inwiefern das Problemverhalten oder dessen Änderung das eigene Selbstbild betrifft.
z.B. sich selbst mit neuem Verhalten vorstellen—> stärkt ein bisschen Selbstwirksamkeit
Wahrnehmen förderlicher Umweltbedingungen/ soziale Befreiung “social liberation” - Wahrnehmen von Umweltbedigungen die Änderung des Problemverhaltens erleichtern - Wo man früher vielleicht nicht so hingeschaut hat.
z.B. das Angebot fettarmer Lebensmittel wahrnehmen
Die 5 verhaltensorientierten Strategien (“behavioral processes”)
Selbstverpflichtung “self-liberation” - fassen eines festen Vorsatzes, Selbstverpflichtung zu konsequenter Veränderung der Problemverhaltens
z.B. andere über Vorhaben informieren
—> gibt Befunde, dass das auch nach Hinten losgehen kann…
Kontrolle der Umwelt/ Stimuluskontrolle (“stimulus control”) -
Kontrolle von Situationen, Personen oder anderen Stimuli um das Auftreten des Problemverhaltens zu verringern bzw. Zielverhalten zu erleichtern. z.B. Obst an häufig frequentierten Stellen bereitlegen oder bei Rauchentwöhnung nicht mit Raucher*innen unterwegs sein.
Gegenkonditionierung (“counterconditioning”) - Ersetzen ungünstiger Verhaltensweisen durch günstiges Verhalten.
z.B. spazieren gehen statt Schokolade essen
Nutzen hilfreicher Beziehungen (“helping relationships”) - Aktives Nutzen von sozialer Unterstützung zur Erleichterung der Verhaltensänderung. z.B. andere um gesunde Rezepte bitten.
(Selbst-)Verstärkung/ Kontingenzmanagement (“reinforcement management”) - Gezieltes Nutzen von Selbstbelohnungsstrategien zu Erreichung und Stabilisierung des Zielverhaltens. z.B. wenn ich eine Woche durchgehalten habe gehe ich ins Kino.
Anwendung der Prozesse über die Stadien
Grundsätzlich:
Kognitiv(-affektive) Prozesse mehr in Kontemplation und Vorbereitung
Verhaltensorientierte Prozesse mehr ab Handlung
Präkontemplation —> Kontemplation
consciousness raising
dramatic relief
environmental reevaluation
Kontemplation —> Vorbereitung
self-reevaluation
Vorbereitung —> Handlung
self-liberation
Handlung —> Aufrechterhaltung
counterconditioning
helping relationships
reinforcement management
stimulus control
social liberation nicht einzuordnen, fehlt deshalb…
Rolle der Therapeut*in im TTM
Therapeutin / Coach als zurückhaltende_r Begleiterin — Angebote machen, unterstützen, viel mit dem arbeiten, was bei Klient_innen sowieso schon läuft. Klassisch mit motivational interviewing
TTM: 2-4 intermediäre Variablen
Decisional Balance/ Entscheidungsbalance
Vor- und Nachteile eines Verhaltens/ einer Verhaltensänderung (vgl. HBM, SCT, HAPA)
Abwägen positiver und negativer Handlungsergebniserwartungen für das Gesundheitsverhalten
In präaktionalen Stadien überwiegen die Cons, in aktionalen Stadien überwiegen Pros (PRochaska et al. 1994)
Self-Efficacy/ Selbstwirksamkeit
Confidence/Zuversicht - …dass man gesundes Verhalten auch in verschiedenen herausfordernden Situationen ausführen kann
Temptation/Versuchung - erwarteter Drang, in herausfordernden Situationen wieder in Risikoverhalten überzugehen (vgl. SCT, TPB, HAPA)
Allgemein: Je weiter man in den Stadien fortgeschritten ist, desto höher SWE.
—> Kumulation von Mastery Experience..
Empirische Befunde zum TTM
liefert theoretische Basis zur Untersuchung verschiedenster Gesundheitsverhalten - Rauchen und körperliche Aktivität am meisten untersucht
Querschnittliche, längsschnittliche und experimentelle Studien
Querschnittliche Studien zu den Unterschieden in den Ausprägungen modellspezifischer Konstrukte über die Stadien hinweg
—> modellkonforme Ergebnisse aber auch ..
—> nicht-modellkonforme Ergebnisse (oft linearer Anstief der Konstrukte über die Stadien hinweg —> spricht eher gegen Stadienannahmen)
Experimentelle Studien (längsschnittlich): matched-mismatched design —> strengster Test für Stadienannahmen
a. sehr wenige vorhanden weil großer Aufwand
b. geringe Hinweise auf Gültigkeit der Stadienannahmen
Kritik am TTM
zetiliche Kriterien —> willkürliche Einteilung in Stadien
Stadieneinteilung sollte eher auf psychologischen Kriterien basieren
“ist eine Intention da oder nicht?”
“haben Leute sich schon mit Vor- und Nachteilen auseinandergesetzt?”
Prozesse der Verhaltensänderung haben sich als Prädiktoren für die Stadienübergänge nicht gut bewährt
verortung der intermedieären Kriterien im Modell nicht so ganz geklärt
empirische Befundlage für die Validität der Stadien unentschieden
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