Recap - Annahmen kontinuierlicher Modelle
Veränderung des Gesundheitsverhaltens ist ein kontinuierlicher Prozess
Je günstiger die theoriespezifischen Konstrukte ausgeprägt, desto höher Wahrscheinlichkeit der Verhaltensänderung
Für alle Personen werden die gleichen Konstrukte als gleich wichtig bei der Intervention erachtet
one-size-fits-all-interventions
Social-cognitive Theory - Bandura - Grundlage
Die Motivation, die affektiven Zustände und das Handeln der Menschen beruhen mehr darauf, wovon sie überzeugt sind als darauf, was objektiv der Fall ist. - Bandura
Social-cognitive Theory - Bandura - vereinfachte Darstellung
Overall: Kognitionen der Menschen steuern das Verhalten, immer in Verbindung mit Umweltvariablen
Social-cognitive Theory - Bandura - Zentrale Konstrukte
Selbstwirksamkeitserwartung
Handlungsergebniserwartung
Ziele/Intentionen
wahrgenommene Hindernisse (“impediments”)
wahrgenommene begünstigende Faktoren (“facilitators”)
Selbstwirksamkeitserwartung - Definition
Subjektive Einschätzung der eigenen Kompetenz,
eine bestimmte Aufgabe zu meistern oder
ein bestimmtes Verhalten ausführen zu können (Bandura, 1997)
Selbstwirksamkeitserwartung auch Kompetenzerwartung
Operationalisierung: Ich bin sicher, dass ich ganz ruhig bleiben kann, auch wenn mich jemand provoziert.
—> Barriere mit verankert!
NK: “Das schöne ist: Bandura gibt uns gleich Mittel an die Hand, sein zentrales Konstrukt ändern zu können”
Quellen der Selbstwirksamkeit
Mastery Experience
stärkste Quelle der SWE - muss aber nicht immer funktionieren. Z.B. wenn bisheriger Erfolg nicht auf eigene Kompetenz attribuiert wird sonder auf externe Faktoren <— hier setzen Interventionen an
Vicarious Experience
funktioniert besonders, wenn Person ähnlich (z.B. Alter, Geschlecht)
nötig ist erfolgreicher Handlungsvollzug beim Modell
z.B. Testimonies medial aufbereitet oder Selbsthilfegruppen
Verbal Persuasion
nicht so starke Quelle der SWE. Ohne darauf folgende Mastery Experience schnell verpufft.
Gerne durch Modelle oder Expert*innen
durch selbst: Mantras
Physiological States
Erleben physiologischer Zustände (z.B. Herzklopfen und Schwitzen bei Aufregung), die dann fälschlicherweise auf Kompetenz attribuiert werden.
z.B. ich war lange nicht laufen, gehe wieder und merke, es geht nicht gut. Ich attribuiere fälschlicherweise auf meine Kompetenz, anstatt auf meine temporär schlechtere Fitness.
SWE - empirische Befunde
Befunde bestätigen wichtige Rolle der Selbstwirksamkeit bei der Vorhersage und Erklärung der Zielbildung und Verhaltensänderung
SWE ist Bestandteil in verschiedenen Gesundheitspsychologischen Theorien
SWE gehört zu den wichtigsten Einflussgrößen bei der Gesundheitsverhaltensänderung
Handlungsergebniserwartungen - Definition
Erwartete Konsequenzen des eigenen Verhaltens (engl.: “outcome expectancies”)
positive und negative HEE
—> auch Vor- und Nachteile des Verhaltens
negative HEE, also Kosten einer Handlung bedenken, kann gut sein: Man wird nicht überrascht und gibt Ansatzpunkt bei Planung der Barrierenüberwindung
soziale HEE
körperliche HEE
selbstbewertende HEE (meist Stolz oder Selbstwerterhöhung)
SCT - Ziele (goals)
Bandura unterscheidet zwischen proximalen und distalen Zielen
proximale Ziele = Intentionen
proximale Ziele = short-term attainable (Machbarkeit!)
distale Ziele = komplexer als nur Verhaltensänderung, auch psychologisch weiter weg
“richtige Zielsetzung” wichtig für Erfolg bei der Verhaltensänderung
—> nicht zu schwer
—> nicht zu leicht (bisschen Challenge braucht es für SWE)
—> nicht zu distal
SCT - Barrieren (impediments)
können intendierter Verhaltensänderung entgegen stehen
wahrgenommene Barrieren = integraler Bestandteil bei der Erfassung von SWE (taucht meist in der Operationalisierung mit auf)
SWE wird eigentlich immer gegenüber Barrieren gemessen (ohne barrieren braucht es keine SWE)
SCT - 2 Arten von Barrieren und 3 Arten von begünstigenden Faktoren
Impediments
persönlich (Lustlos, müde, Zeitdruck)
situational (keine Möglichkeit, Verhalten auszuführen)
Facilitators
förderliche Umweltbedingungen
günstige Gelegenheiten (Routinen, an die sich bestimmte Verhaltensweisen ankoppeln können)
soziale Unterstützung
…
Unterschiede SCT zu anderen Theorien
SCT spezifiziert auch mögliche Techniken, wie ein Verhalten verändert werden kann
SCT ist somit mehr als die meisten anderen Theorien aus der Gesundheitspsychologie eine Theorie der Verhaltensänderung
Theorie of Reasoned Action (TRA); Theorie der Handlungsveranlassung - Fishbein&Ajzen, 1975 - Grundgerüst
Für Verhaltensändernug ist es mindestens nötig, dass Menschen positive Wirksamkeitseinstellung gegenüber dem Verhalten haben + gut ausgeprägte subjektive Norm
Subjektive Norm= wie ich denke, dass mein soziales Umfeld reagiert, wenn ich mein Verhalten ändere
Intention: Wichtigster proximaler Prädikto für Verhaltensänderung
Problem: Theorie entwickelt für Bereiche, die mehr oder weniger vollständiger wilentlicher Kontrolle unterliegen z.B. abends fernsehen
—> für viele Verhaltensweisen nicht zutreffend
—> TPB als Erweiterung der TRA, die den Aspekt der Verhaltenskontrolle explizit berücksichtigt.
Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1985) - TPB - Schema
bunt sind die Kernkonstrukte
Erwartung X Wert - Modell (Ajzen hat Kombinationsregeln…)
Grau sind die Vorläuferkonstrukte
Spalte vor den Kernkonstrukten sind die Erwartungs-Wert-Bestandteile
ganz vorne sind distale Prädiktoren
TPB - Erfassung der Konstrukte - Overview
können direkt oder indirekt erfasst werden
Vorteile direkte Erfassung: ökonomisch, reliabel
Vorteile indirekte Erfassung: bessere Interventionsmöglichkeiten
TPB - Einstellung
Einstllung in der TRA & TPB als affektive Bewertung des Verhaltens
Operationalisierung
Direkt oder
indirekt als Produkt aus Überzeugungen über Verhaltenskonsequenzen und den jeweiligen Bewertungen dieser Konsequenzen
TPB - Subjektive Norm
steht für Interpretation einer Person darüber, was andere von ihr erwarten
direkt oder
indirekt als Produkt normaliver Überzeugung bzgl. einzelner signifikanter Presonen und Einwilligungsbereitschaft (Bereitschaft, der vermuteten Ansicht der Person auch gerecht zu werden)
TPB - wahrgenommene Verhaltenskontrolle
definiert als die subjektiv wahrgenommene Schwierigkeit, ein verhalten auszuführen (nach also an SWE)
direkt
indirekt als Produkt von Kontrollüberzeugungen und der subjektiven Stärke, mir der ein Kontrollfaktor Verhalten erleichtert oder erschwert
TPB - Wahrgenommene Verhaltenskontrolle und Selbstwirksamkeit (Ajzen 2002)
Ajzen begegnet Kritik, warum er nicht Selbstwirksamkeit in seinem Modell verwendet
—> 2002: Wahrgenommene Verhaltenskontrolle setzt sich zusammen aus wahrgenommener Kontrollierbarkeit und Selbstwirksamkeit
je nach Anwendungsbereich kann auch nur eine der Komponenten betrachtet werden
TPB - Intentionen
Bewusste und spezifische Verhaltensabsicht, durch die die Personen Zielzustände definieren, welche durch das eigene Handeln realisiert werden sollen.
—> Intention bezieht sich also auf Zielzustand des Handelns
z.B. “Ich nehme mir vor, fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen”
TPB - empirischer Gehalt
TPB zur Vorhersage und Erklärung verschiedener Gesundheitsverhaltensweisen erfolgreich eingesetzt worden
insgesamt empirisch gut belegt
große Anzahl empirischer Studien, siehe
Meta-Analysen: etwa 40-50% aufgeklärte Varianz (das ist cool!) in den Intentionen durch Einstellung, subjektive Norm und wahrgenommene Verhaltenskontrolle.
Einstellungen bester Prädiktor von Intentionen
subjektive Norm schlechtester Prädiktor
—> möglicherweise Erfassung geschuldet
TPB: Vorhersage von Verhalten
Prädiktoren von Verhalten in TPB: Wahrgenommene Verhaltenskontrolle (indirekt) und Intention (direkt) vorhergesagt
Varianzaufklärung 20-30% - nicht schlecht aber geht noch besser
Grenzen der TPB
Methodisch:
lange eher korrelative, wenig experimentelle Überprüfung (hat sich bis heute geändert)
oft keine Verhaltenskriterien, oft nur selbstberichtet (oft wurde nur bis zur Intention gemessen, Verhalten nicht mit erfasst - auch heute anders)
—> 11% weniger Varianz erklärt wenn objektive Verhaltensmaße
Theoretisch/ Konzeptuell:
möglicherweise wichtige Aspekte vernachlässigt
(z.B. post-intentionale Variablen, Affekt)
Ansatzpunkte für Verhaltensänderung eher indirekt (also Punkte, an denen angesetzt wird liegen vor der Intention)
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