Nennen Sie den Zeitpunkt des Beginns der politischen Unterweisung von Schüler/innen an deutschen Schulen!
• Vor 1919: Vermittlung von Grundlagenkenntnissen über politisch Ordnung m Schulunterricht – lange Tradition, ziel: Ideologische Absicherung von Macht und Herrschaft
• Etablierung der Pflichtschule im 19. Jahrhundert politische Bildung vA Geschichte/Erdkunde/Deutsch
Welche Ziele verfolgte Kaiser Wilhelm II. mit der politischen Unterweisung von Schülerinnen und Schülern?
• Im Kaiserreich: Falksche Bestimmungen (1872) – Mindestausstattung der Schulen
• Breite Diskussion über eigenes Fach
• Kaiser Wilhelm II.:
• Beginn der direkten Instrumentalisierung der Schule für politische Zwecke Reichstreue (Konservative) und Reichsfeinde (Linksliberale, SPD)
• Offenes Bekenntnis zur politischen Indienstnahme
• Inklusive didaktische Erwägungen: einfache politische Zusammenhänge in der Volksschule im Gegensatz zu vertieften Inhalten an höheren Schulen; ethische Inhalte statt Memorierstoff im Religionsunterricht
• Die Angst vor der Sozialdemokratie ist die Mutter der staatsbürgerlichen Erziehung
• 1871-1918: Misstrauen gegen Kosmopolitismus Ziel nationaler Identitätsstiftung 1911 wird in Preußen die Staatsbürgerkunde eingeführt konservative Kritik aber antidemokratische Vorstellungen als Motiv
• Imperialistmus/Kolonialismus begünstigt politischen Unterricht
Warum gilt Georg Kerschensteiners Konzeption der beruflichen Bildung einschließlich des Pflichtfachs Bürgerkunde heute als konservatives Modell?
• Reform Kerschensteiner: Fortbildungsschule (Berufsschule)
• Hintergrund: Notwendigkeit schulischer Bildung wegen sozio-ökonomischem Wandel (Industrialisierung. Wertewandel)
• Gesinnungsbildung im Fach Bürgerkunde
• Soziale Mobilität (Aufstieg) Verringert Unzufriedenheit -> Konservatives Modell der staatsbürgerlichen Erziehung: Integration durch berufliche Qualifikation und Arbeitstugenden
Inwieweit hatte sich das Umfeld der schulischen politischen Bildung nach 1918 entscheidend verändert?
· Weimarer Republik: Notwendigkeit politischer Bildung wegen schnellem Umbruch (Republik ohne Republikaner) -> Schulfach als Verfassungsgebot
· Aber bereits Formulierung belegt Kompromisscharakter – vage Ziel Beschreibung und prekäre Verknüpfung deutsches Volkstum und Völkerversöhnung
Warum konnte das Verfassungsgebot der Einrichtung eines Schulfachs Staatsbürgerkunde in der Zeit der Weimarer Republik nicht realisiert werden?
· Problematische Kontinuität zu Kaiserreich v.a. Rücksicht auf Empfindung andersdenkender -> Kontroverstitätsgebot aber hier auf Ablehnung Verfassungsrahmen/Systemopposition bezogen
· Weitgehend Missachtung des Verfassungsgebots der Einrichtung eines eigenen Schulfachs
· Hintergrund zunehmende Defensivposition der Verfassungsbefürworter -> Mehrheitsverlust SPD/DDP/Zentraum seit 1920
· Reichskonferenz 1920: eigenes Schulfach nur für Abschlussklassen, auch Befürworter agieren defensiv: PB Als Mittel gegen Parteigeist
· 1923: erneute Diskussion nach Mord Walter Rathenau
· Scheitern wegen: Aktive Gegnerschaft zur Demokratie, Beharrungsvermögen Fachstrukturen + keine qualifizierte Lehrerbildung -> Hochschule für Politik und Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht als Ausnahme
· Die anderen Fächer konterkarieren pB zB in Deutsch das Deutschkundekonzept -> deutsche Kultur im Mittelpunkt des Unterrichts
· Die didaktische Konzeption kommt über Ansätze nicht hinaus; Staatsbürgerkunde = Anknüpfung an problematische, überhöhte Staatsvorstellungen
· Politisierung aller Schulfächer!
· Sonderfall Berufsschule: Reichskunde
Charakterisieren Sie die politische Unterweisung von Schüler/innen in den Jahren 1933 bis 1945!
· Allgegenwart der politischen Erziehung -> Erziehungsstaat
· Politisierung aller Lebensbereiche
· Es fehlt jeglicher Freiraum für individuelles Denken/Handeln
· Ideologische Grundlagen: Rassegedanken, Nationalbewusstsein, Führerprinzip <> Volksgemeinschaft (Willensbildung von oben nach unten), Militarismus,
Nennen Sie Grenzen und Gegengewichte zu der politischen Unterweisung im Sinne des nationalsozialistischen Regimes!
· Irrationalität und Antiintellektualität
· Intellektueller Affekt Regime vs Selbstverständnis der Lehrerschaft
· Keine konsistente bildungspolitische Konzeption, interne Machtkonkurrenz; Konkurrenz Schulalltag: HJ VS Unterricht, Spannungen Schule-Regime! 1943 Auflösung des NS Lehrerbundes wegen gewerkschaftlicher Aktivitäten
Beschreiben Sie den Neubeginn der politischen Bildung in den unmittelbaren Nachkriegsjahren in Westdeutschland!
· Potsdamer Abkommen: muss so überwacht werden, dass eine erfolgreiche Entwicklung der demokratischen Ideen möglich gemacht werden
· 47: alle Schulen größeres Gewicht auf die Erziehung zu staatsbürgerlicher Verantwortung und demokratische Lebensweise legen
· Westen: re-education, Nationalsozialismus als Ziel verfehlter PB -> Demokratisierung durch PB
· Abschaffung dreigliedriges Schulsystem -> struktur-konservativer Widerstand, eigenes Schulfach
· Zwiespältige Bilanz: Ziele zT zu ambitioniert, Über-/Unterschätzung PB, Nationalsozialismus nicht nur Folge von Bildung/Erziehung, Dilemma demokratische PB mit autoritären Mitteln, nachhaltigste Wirkung: Jugendringe, Austauschprogramme
Charakterisieren Sie die politische Unterweisung im DDR-Schulsystem!
· Konsequente Entnazifizierung, Qualifikation von Neulehrern, Gesetz zur Demokratie
· SED: PB als Mittel der Herrschaftssicherung
· Wissenschaftlicher Anspruch des Marxismus-Leninismus <-> führende Rolle Sed
· Ziel der sozialistischen Erziehung
· Politischer Erziehungsauftrag durch… Kinderkrippen, Junge Pioniere, Marxismus-Lenismus als Pflichtfach aller Studienrichtungen
· Zunächst: Gegenwartskunde als Unterrichtsprinzip (ABER keine Fachlehrerbildung, keine Fachzeitschrift)
· 1957 Einführung Pflichtfach Staatsbürgerkunde
o Stabile Struktur – eigene Lehrstühle und Fachzeitschriften
o Vermittlung ideologischer Grundüberzeugungen
o Leitfunktion
o Inhalt u.a.: Historische Mission von SED/Arbeiterklasse, objektiver Charakter der sozialistischen Entwicklung
o Marxismus-Leninismus und DDR-System/-Politik i.Vgrd: zT direkter Niederschlag geänderter SED-Politik im Unterricht
o Das Fach Staatsbürgerkunde: Erziehung zum Hass gegen Klassenfeind, keine kritischen Analysen, geringe Handlungsspielräume der LK. Autoritäre und lehrkraftzentrierte Unterrichtskultur, keine eigeneständige Meinung-/Urteilsbildung
Vergleichen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der politischen Unterweisung an Schulen zur Zeit des Nationalsozialismus und in der DDR!
Welche unterschiedlichen Bezeichnungen für ein Schulfach der politischen Bildung wurden in der jungen Bundesrepublik diskutiert? Was sprach für bzw. gegen den jeweiligen Namen?
· 1990: neues Fach Gesellschaftskunde
· Neueinrichtung PB-Professuren/-Studiengänge
· Staatsbürgerkunde, Gemeinschaftskunde, Sozialkunde, Politik
Welche frühen Autoren der politischen Bildung gelten heute als Klassiker?
• Klassiker der deutschen Politischen Bildung: – Kurt Gerhard Fischer: Exemplarität / Die Frage nach dem Wesentlichen – Wolfgang Hilligen: Schlüsselprobleme – Hermann Giesecke: Konfliktorientierung – Bernhard Sutor: praktisch-normativer Ansatz
Skizzieren Sie die Situation des jungen Fachs politische Bildung in den 1970er-Jahren!
• Polarisierungsphase
• Breites öffentliches Interesse an Sozialwissenschaften
• Massiver Anstieg studierendenzahlen Lehramt
• Verwicklung der PB in politische Kontroversen: allgemeine Bildungspolitik: SPD/FDP vs CDU/CSU; PB: Verteidigung vs Veränderung Status quo?
• Radikalenerlass 1972
• Zunächst breite innerfachliche Mehrheit für Emanzipation und Demokratisierung, Politische Didaktik steht links
• Verschiedene Gruppen: Emanzipation, Kritische Theorie, PB als politisches Instrument, liberal-konservative Ansätze in Reaktion auf Dominanz
Welche Rolle hatte der Beutelsbacher Konsens für das Fach?
• Formaler Minimalkonsens -> beendet Polarisierungsphase: nachkonzeptionelle Phase
• PB ist nicht Fortsetzung politischen Handelns mit anderen Mitteln! zB Demokratisierung aller Lebensbereiche -> Entscheidung der Lernenden
• ABER: Keine Einigung auf Empfehlungen zur Friedenserziehung in KMK
Charakterisieren Sie den Begriff nachkonzeptionelle Phase!
• Beutelsbacher Konsens als (formaler) Minimalkonsens → beendet Polarisierungsphase: nachkonzeptionelle Phase
• PB ≠ Fortsetzung politischen Handelns mit anderen Mitteln!
• z.B. Demokratisierung aller Lebensbereiche → Entscheidung der Lernenden (≠ Politikdidaktiker oder Lehrende)
• gemeinsam mit Etablierung als Fachdisziplin: Professionalisierung der PB! politischer Standpunkt Autor: inzwischen irrelevant für Einordnung der Konzeption (≠ Konfrontationsphase) → keine Schulenbildung (≠ IB-Theorie, Wirtschaftswissenschaft)
• ABER: keine Einigung auf Empfehlungen zur Friedenserziehung in KMK → 2 Fassungen: A-Länder (positive Friedensdefinition) ↔ B-Länder: (NATO sichert Frieden)
Inwieweit unterscheidet sich Schülerorientierung im Sinne des Beutelsbacher Konsenses vom Verständnis Rolf Schmiederers und anderer Fachdidaktiker/innen?
• PB: konservativ-affirmative vs kritisch-emanzipative Konzeption -> Stabilisierung vs Veränderung politisch-gesellschaftliche Verhältnisse
• Schülerzentrierung nach Schmiederer:
o Hintergrund: kritische Theorie/Frankfurter Schule
o Kritik an: Anpassungsdidaktik, Fremdbestimmung und Institutionenkunde
o Schüler im Mittelpunkt didaktischer Überlegungen
o Auf den Erfahrungen der SuS aufbauende PB
o Unterrichtsziel: Aufklärung und Emanzipation der Lernenden
o Befähigung zu: Analyse eigener Lage, eigene politische Sozialisation, Interessenartikulation, Umsetzung politisches Handeln
• Mittlerweile Verständnis nach Beutelsbacherkonsens
• Unterschiedliche Interpretation: Mündigkeit vs Affirmation (iS der Erfüllung gesellschaftlicher Erwartungen)
• 3. Der Schüler muss in die Lage versetzt werden, eine politische Situation und seine eigene Interessenlage zu analysiere
o Der in diesem Zusammenhang gelegentlich - etwa gegen Herman Giesecke und Rolf Schmiederer - erhobene Vorwurf einer "Rückkehr zur Formalität", um die eigenen Inhalte nicht korrigieren zu müssen, trifft insofern nicht, als es hier nicht um die Suche nach einem Maximal-, sondern nach einem Minimalkonsens geht.
Wie muss Politik-Unterricht gestaltet sein, der dem Prinzip der Schülerorientierung Rechnung trägt?
• Konzept der Mitbestimmung
• Plädoyer für Mitbestimmung der SuS bei Inhaltsauswahl/Unterricht
• Ziel: SuS werden vom Objekt zum Subjekt!
• Aushandlungsprozess im Unterricht -> einüben politische Handlungskompetenz: Kompromiss Findung, Reflexion….
Welche Bedenken sind gegen das Prinzip der Schülerorientierung artikuliert worden?
• Erziehung zum Egoismus? -> Vorschlag Zusatz: In sozialer Verantwortung
• Wende zur Kompetenzorientierung: tendenzielle Schwächung des Prinzips de Schülerorientierung
o Standards als curricular gesetzte, überindividuelle Bezugsnormen
o Verringerter Raum für Mitbestimmung
• Konzept der individuellen Förderung (frohn/heinreich 2018) teils auch als Schülerorientierung bezeichnet ABER: Reduzierung auf diagnostische Dimension, unter Vernachlässigung des politischen Anspruchs der Konzeption
Was ist den verschiedenen handlungsorientierten Ansätzen der politischen Bildung gemeinsam?
· Handeln der Lernenden als leitendes Unterrichtsprinzip
· Ziel: Lernenden zum politischen/sozialen Handeln befähigen
· Grundüberzeugung: Schüler sind zu begeistern, wenn (...) anderes im Unterricht getan wird, wenn gespielt und experimentiert wird, (...) wenn etwas Spannendes erzählt, nachgemacht, erfunden wird. (Meyer 1988: 344)
· Gegensatz zT zu Lehrerzentrierung
· Weiter Handlungsbegriff (zb aktives Zuhören als Handeln), große Bedeutung von Motivation v.a. bei Methoden-/ Medienauswahl
Mit welchen Methoden lässt sich handlungsorientierter Politik-Unterricht gestalten?
Lehr-Lern-methoden:
• Realbegegnungen (Erkundung, Expertengespräch)
• Simulation (Planspiel)
• Forschende Zugänge (Projektarbeit)
• Diskursive Zugänge (Rollenspiel)
• Politisches/soziales Handeln nicht immer selbstbestimmt! (vgl.: Berufswahl formal niedriger gebildeter Personen)
Welche Vor- und Nachteile sind mit Handlungsorientierung im Politik-Unterricht verbunden?
Kritik:
• Gefahr der Verantwortungsdelegation:
• Berater/Moderationsfunktion LK
• Unterstützung und Strukturierung als Aufgabe der LK
• Probleme bei Gruppenarbeit (Trittbettfahrerphänomen) – Klärung von Verantwortung LK
• Effektivitätsbedenken: Zeitintensivität handlungsorientierter Methoden -> ABER Kompetenzerwerb
• Verstärkung ungleicher Lernchancen – Gefahr des überdurchschnittlich Profitierens lernstarker SuS -> Gegenwirken
Vorteil:
• Großes Potenzial: Erwerb der Partizipationsfähigkeit, demokratische Einbindung der SuS, Handlungsorientierung als soft skill gesehen
Was ist der Unterschied zwischen Multiperspektivität und Kontroversität?
WMultiperspektivität
• Kernelement PB
• Motiven- Normen- Theorie- und Methodenvielfalt im Unterricht nötig
• Perspektive verschiedener Akteure und Gruppen, Nuancenreichtum, Komplexität, Widersprüche sozial- und geisteswissenschaftlicher Sachverhalte
• Beispiele: Atomkraft VS Kernkraft, Rettungsschuss VS Todesschuss – Wort- Begriffswahl bedeutet Perspektivenübernahme!
• Wirklichkeit nicht als einziges Ganzes beschreibbar, sondern als Vielzahl einzelner Fakten/ Ideen, die sich unterschiedlich zueinander in Beziehung setzen
• Vgl. Kriegsschulddebatte WK 1.
• Voraussetzung für systematische Durchdringung politisch-gesellschaftlicher Sachverhalte
• Schult Kritik- und Urteilsfähigkeit
• Aktuelle Beispiele: Freiheitsstrafen bei Klima-Blockade?
Kontroversität
• Besondere Form von Multiperspektivität
• Umstrittene oder besonders umkämpfte Perspektiven, als unvereinbar geltende Perspektiven
• Normative Aspekte:
o Kontroversität ist nicht Wertneutralität/Relativismus
o Konflikte als Motor von Innovation und sozialem Wandel
o Agree to disagree:
§ Tatsache der Nichtübereinstimmung in der Sache
§ Rahmen des Konfliktaustrags: prozeduraler Minimalkonsens eines zivilen Minimums
§ fdGO als Rahmen: u.a. Meinungsfreiheit, Parteienkonkurrenz, Pluralismus
§ Grenzziehung selbst Gegenstand von Kontroversen: Radikalenerlass, Kopftuchverbote, Mohammed-Karikaturen
§ ABER zT Scheinkontroversen, Skandalisierung…
Aus welchen Gründen ist es unerlässlich, im Politik-Unterricht politische Streitfragen aus verschiedenen Perspektiven zu behandeln?
• Beutelsbacher Konsens: Zweiter Grundsatz
• Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen
• Enger Bezug zum Überwältigungsverbot – wenn man unterschiedliche Standpunkte unter den Tisch fallen lässt, ist der Weg zu Indoktrination beschritten
• Kontroversität als Normalfall außerhalb des Lernortes Schule
• Kontroversität als Generalprinzip der PB: Organisierendes Prinzip <> regulative Idee
• Aufgabe: Nachzeichnen der Wirklichkeit unter Widerspiegelung von Kontroversität mittels geeigneter Methoden im Unterricht
• Aber: Berücksichtig abseitiger/radikaler Positionen??
• Es ist falsch, Verblendeten das Wort zu erteilen!
Nennen Sie Beispiele für politische Begriffe / Bezeichnungen, die je nach politischem Standpunkt variieren!
· Kernkraft VS Atomkraft
· Rationalisierung vs. Stellenabbau
· Sozialstaatsreform vs. Sozialabbau
· Sozialstaatsexpansion vs. Verbesserung sozialer Leistungen
· Betreuungsgeld vs. Herdprämie
· solidarische Bürgerversicherung vs. staatliche Zwangseinheitsversicherung vs.
· Aufhebung der Trennung GKV – PKV
· Klima-RAF
· historisch: Ost-Berlin vs. Berlin – Hauptstadt der DDR
Mit welchen Methoden lassen sich politische Kontroversen im Unterricht behandeln?
• Pro-Contra-Debatte, Podiumsdiskussion, Talkshow…
Wo verläuft die Grenze gebotener bzw. zulässiger Kontroversität im Politik-Unterricht? Welche Meinungen sollten nicht (gleichberechtigt) dargestellt werden?
• Es ist falsch, Verblendeten das Wort zu erteilen! -> Bsp.: Flat Earth
Warum ist die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme ein zentrales Ziel der politischen Bildung?
• Ziel: Anregen von Perspektivenübernahme
• → eines der Kernziele politischer Bildung!
• → potenzielles Mittel gegen steigende gesellschaftliche Polarisierung
Warum kommt es in der Unterrichtspraxis oft zum Unterbinden kontroverser Diskussionen (Diskursausschluss)?
• Furcht vor Streit
• Tabuisierung
• Vereinfachung
• Trivialisierung
• Ignorieren
Was ist exemplarisches Lernen und welche Vorteile werden damit verbunden?
• Exemplarität: Lernen an Beispielen
• Sonderform
• Kategoriale Bildungstheorie nach Klafki – Unterscheidung verschiedener Grundformen
• (Elementaria, Fundamentalia, Klassisches, Typisches)
• Emanzipatorisch gewerkschaftliche Bildungsarbeit
• Ziel: Bewusstsein für Entfremdung/Ungleichheit wecken
• Ziel: Zugang zu komplexen Fragen erleichtern
• Erhebliche Anforderung an Planung von Lernangeboten
Wie lässt sich exemplarisches Lernen in der politischen Bildung methodisch umsetzen?
• Concept Maps/ Mind Maps
• Personale Vorbilder zB Paul Grüninger
Was ist narrative Politikdidaktik?
• zB Lernen an alten Geschehnissen
• Tod, Vertreibung und Sklaverei der Melier -> erlaubt allgemeine Einsichten über Wesen und Theorien der Internationalen Beziehung (Realismus vs Idealismus)
• Aktueller Bezug/Anknüpfung an Lebenswelt zB Konflikt Russland Ukraine
• Das Darstellen aktueller Probleme an geschichtlichen Ereignissen
Welche Funktion haben die so genannten Schlüsselprobleme bzw. existenziellen Probleme für die Didaktik der politischen Bildung?
• Klafki: Schlüsselprobleme als epochaltypische Strukturprobleme von gesamtgesellschaftlicher (transnationaler) Bedeutung
o U.a. Frieden, Umwelt, Medien
o Individuelle Betroffenheit aller / Kanon nicht beliebig erweiterbar
• Hilligen: existenzielle Probleme
o U.a. Interdependenz, Massenproduktion, Massenvernichtungswaffen, Umweltzerstörung, Medien
o Ggf. zu ergänzen: Terrorismus, soziale Ungleichheit
Erläutern Sie die Methode Problemstudie!
· (Makro-) Methode der PB -> Nähe zum Politikzyklus
· 3 Phasen:
o Situationsanalyse (Sehen) -> Methoden/Analysekompetenz
o Möglichkeitserörterung (Beurteilen) -> Urteils-/ Analysekompetenz
o Entscheidung (Handeln) -> Handlungs- / Urteilskompetenz
· Situationsanalyse:
o Problemgegenstand/-reichweite: Worin besteht das Problem?
o Problemgenese: Wie ist das Problem entstanden?
o Problemdefinition: Wer hat das Problem definiert? Wie akzeptiert/umstritten ist die Definition?
· Möglichkeitserörterung
o Interessenkonstellation: Welche interessen werden durch das Problem berührt?
o Ideologische/Wertdimension: Welche Ideologien/Werte liegen der Auseinandersetzung zugrunde?
o Akteursoptionen: Welche (finanziellen, medialen, sozialen, rhetorischen, strategischen) Machtmöglichkeiten haben die beteiligten Akteure?
· Entscheidung
o Beurteilung: Wie beurteile ich persönlich die Lösung?
o Lösungsoptionen: welche Lösungen sind im historischen und gesellschaftlichen Kontext möglich?
o Öffentlichkeit/Wissenschaft: Wie wird die Lösung in Öffentlichkeit und Wissenschaft diskutiert?
o Sicht de Betroffenen: Wie beurteilen die Betroffenen die Lösung?
o Folgen: Was bleibt ungelöst? Welche neuen Probleme entstehen?
o Lerneffekt: Was habe ich gelernt?
· Keine eindeutige Lösung präsentieren!
· -> Unterschiedliche Lösungsoptionen/Problemdefinitionen je nach Perspektive
· -> Perspektivenübernahme + begründetes eigenes Urteil (Kontroversität!)
Erläutern Sie die didaktische Perspektive Zukunftsorientierung!
· Ziel: Rückeroberung des Zukunftsglaubens vor Hintergrund potenzielle Selbstvernichtung der Menschheit
· Vgl. Risikogesellschaft (Beck) egalitärer Charakter der neuen Umweltrisiken
o Hungersnot/Armut -> bedrohen einen Teil der Bevölkerung
o GAU/Smog -> bedrohen alle
· Kategorien zukunftsrelevantes Wissen (zB Überlebenswissen, Risikowissen…. Politisches Wissen)
· Informationen zum politischen Handeln mit dem Ziel der Zukunftsgestaltung/Überlebenssicherung
· Vgl. Leitbild der nachhaltigen Entwicklung
· Gestaltungskompetenz als Ziel PB
o Einüben globales / generationenüberschreitendes Denken
o Abstraktion
o Antizipation
o Spezifische Methoden: Szenario-Technik, Zukunftswerkstatt, Dilemma Methode
· Hintergrund: Nicht-Nachhaltigkeit quantitativen Wachstums, steigende Kosten durch Hinausschieben von Entscheidungen
· Aufzeigen von Wahlmöglichkeiten/ Gestaltungsspielräumen in demokratischem Rahmen (!!!)
· Vgl. Ziel der politischen Handlungsorientierung
Vergleichen Sie die beiden Methoden Zukunftswerkstatt und Szenario-Technik!
Zukunftswerkstatt
· Hintergrund: Aufkommen computergestützter Prognosen/ wachstumskritischer Diskurs seit 1970er
· Ziel:
o Wünsche und Fantasie anregen/nutzen
o Politsiche Partizipation erhöhen!
o Beschwerde-/kritikphase Ist zustand
o Fantasie-/Utopiephase: Entwicklung Wunschhorizont
o Verwirklichungs-/Praxisphase: Klärung Handlungspotenzial
· Problem- und Handlungsorientierung, Kontroversität
Szenario-Technik
· Ursprung: militärische Planspiele
· Rationaler Ablauf
· 3 Vorentscheidungen
o Enge vs weite Problemdefinition?
o Kruz, Mittel, Langfristperspektive?
o Bezugsraum?
· Szenario-Typen
o Positives Extremszenario
o Negatives Extremszenario
o Trendszenario
· Ablauf: Problemanalyse Bestimmung Einflussbereiche Entwicklung Extremszenarien Maßnahmen/Strategien zur Problemlösung
· Ziel: Umgang mit Komplexität, Blick auf Chancen/Gestaltungsspielräume
· Probleme/Gefahren:
o Kontinuitätsvorstellung (Trichter) <> Realität: Diskontinuität/Zirkularität
o Überforderung -> va. Anfangs: kleine/überschaubare Problemfelder wählen!
o Fehlende Einbettung in langfristige Lernplanung
Welche verschiedenen Problemtypen können Gegenstand einer Problemstudie im Sinne Hilligens sein?
· nahräumliche Problemsituationen in Schulen, Vereinen, Gemeinde…
o tatsächlich /zB Baumfällung Schulgelände
o fiktiv zB individuelles Müllproblem
· medial vermittelte Situation mit großem Interesse (Rechtsextremismus, Terrorismus)
· Verteilungsdilemmata und Organisationsaufgaben
o Fiktive Inselgeschichte
o Historische elementarisierte Gründungssituation
Welche verschiedenen Konflikttypen können unterschieden werden?
- Wertkonflikt vs. Materielle Konflikte
- Latente Konflikte vs manifeste Konflikte
- Funktionale Konflikte vs dysfunktionale Konflikte
- Institutionalisierte vs nicht institutionalisierte Konflikte (zB Tarifkonflikt vs Klimastreik)
Sind gesellschaftliche / politische Konflikte eher etwas Positives oder etwas Negatives? Begründen Sie Ihre Einschätzung
· Positive systemstabilisierende Funktion von Konflikten -> zT Kontraintuitiv
· Dahrendorf: Konflikt als Wesensmerkmal der Politik ABER Steuerung durch anerkannte Spielregeln
Welche Kategorien der Konfliktanalyse unterscheidet Hermann Giesecke?
3 Bedingungen: Anwendbarkeit auf alle Konflikte, GG-Konformität, Umwandelbarkeit in sinnvolle Leitfragen für den Unterricht
Welchen Beitrag können Konfliktanalysen zum Politik- Unterricht leisten und unter welchen Voraussetzungen sind sie sinnvoll?
Ziele:
· Analysefähigkeit schulen
· Erkennen eigener Interessen befördern
· Anknüpfen an Erfahrungswelten
· Anknüpfen an Vorwissen möglich
· Sinnvoll: Beschränkung auf wenige, leicht fassbare Kategorien (Macht-Recht-Interesse)
· Gefahren schwerer Konflikte nicht verschweigen!
· Interkulturelles Lernen – charakteristika
o Adressaten: Migranten UND mehrheitsgesellschaft
o Offendes Handlungskonzept
o Beitrag zur Konfliktbearbeitung im Spannungsfeld Segregation-assimilation
o Erfahrungswelt/Lebenswelt-Bezug
o Pädagogisches Prinzip
o Erweiterter Kulturbegriff
IK BIldung
· 3 Ebenen des Kompetenzerwerbs:
o Gesamtgesellschaft (Makrostruktur)
§ Ohnmacht/Exklusion entgegenwirken
§ Religiösem // politischem Fundamentalismus entgegen
§ Freund-Feind denken
o Lebenswelt
§ Politische Handlungsfähigkeit
§ Identitätsfindung
§ Umgang mit Spannungen/Brüchen
o Psychosoziale Subjektentwicklung
§ Auseinandersetzung mit Widerständen / Ängsten
§ Psychische Stärke im Umgang mit Mehrdeutigkeit
Definieren Sie den Begriff Nachhaltigkeit!
· Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. (...)
· Zwei Schlüsselbegriffe sind wichtig: • der Begriff Bedürfnisse, insbesondere die Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt sollen Priorität haben • der Gedanke von Beschränkungen, die der Stand der Technologie und der sozialen Organisation auf die Fähigkeit der Umwelt ausübt, gegenwärtige und zukünftige Bedürfnisse zu befriedigen.
· Drei Fragen Test:
o Führt (individuelles/politisches/ökonomisches) Handeln…
§ Zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks?
§ Zur Verbesserung der Lebensqualität? (ist nicht gleich Lebensstandard)
§ Zur Beförderung der Teilhabe aller an Entscheidungs-/Gestaltungsprozessen?
o Aber Konkretisierung notwendig!
o Politische Aufgabe da: staatliche Aktivität und Zustimmen Bevölkerung nötig! => Aufgabe der politischen Bildung
Vergleichen Sie die Konzepte Lebensstandard und Lebensqualität
· Lebensstandard: materieller Wohlstand -> steigt mit jeder Prügelei du jedem Abfalltransport
· Lebensqualität: qualitative Aspekte i. Vgrd. (Freizeit, Gesundheit, Stress) -> vgl. Index der menschlichen Entwicklung
Skizzieren Sie, welchen Status der Umweltschutz im deutschen Staatsrecht hat!
· Bschluss KMK 1980 – Bildungsaufgabe in Deutschland
· Vgl Klima-Urteil des BVG
Erläutern Sie die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen!
Vergleichen Sie die Konzepte Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung!
BNE = Umweltbildung + Globales Lernen
· Zielsetzung BNE:
o Berücksichtigung der Faktoren Ökologie – Ökonomie – Soziales
o Inkl. Ihrer Auswirkungen, Entwicklungen und reziproke Wirkungen
o Frühkindliche, schulische, außerschulische /formelle und informelle Lernformen, zT Eibettung in lokale Bildungslandschaft/Netzwerke
· Themenspektrum, u.a.:
o Umwelt/Klimaschutz/Biodiversität
o Produktion und Konsum
o Armutsbekämpfung/ globale Gerechtigkeit
o Frieden/Demokratie/globale Gerechtigkeit
Nennen Sie wichtige Kompetenzen, die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) befördern will!
· Vorausschauendes Denken, Umgang mit Prognosen / Unsicherheit
· Interdisziplinäres Arbeiten
· Transkulturelle Verständigung/Offenheit
· Partizipation
· Planung / Umsetzung
Nennen Sie inhaltliche Anknüpfungspunkte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung aus dem Themekreise Ihrer beruflichen Fachrichtung!
• gesundheitliche Folgen von Umweltbelastung (Luft / Wasser/Hitze / Lärm)
• Rekrutierung ausländischer Pflegekräfte
• Pflege / Behandlung im Ausland
Erläutern Sie, inwieweit sich Ziele und Aufgabenstellungen der BNE und der (allgemeinen) politischen Bildung überschneiden!
· Partizipationsziel/politische Urteils-/Handlungsfähigkeit (im ökologischen Bereich) -> große Schnittmenge BNE
· Beteiligung, forschendes Lernen, Selbstreflexion
· Perspektivenübernahme, Anerkennung/Respekt
· Methodenvielfalt
· Demokratie/Menschenrechte als normative Grundlage
· Themenfokus
Welche Erscheinungsformen extremistischer Bestrebungen lassen sich unterscheiden?
· Rechtsextremismus, Linksextremismus
· Reichsbürger
· Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates
· Islamismus , auslandsbezogener Extremismus
Was ist mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gemeint?
· Rassisus
· Antisemitismus
· Islandfeindlichkeit
· Sexismus
· Fremdenfeindlichkeit
· Antiziganismus
Inwieweit ist Die Linke eine extremistische Partei?
· Streitfall
· Forderungen im Rahmen der fdGO realisierbar
· ABER: programmatisch / personell teils ohne klare Abgrenzung zum Linksextremismus!
· Smarter Extremismus? Mittelposition zwischen Extremismus und freiheitlicher Demokratie?
· Unterscheidung zwischen Kapitalismus und Sozialismus ist nicht Demokratie vs Diktatur
Welche Erscheinungsformen des Linksextremismus gibt es?
· Antikapitalismus
· Antiimperialismus
· Antimilitarismus
· Antizionismus
Welche Erscheinungsformen des Rechtsextremismus gibt es?
· Parteien: SRP, NPD, DVU, FAP
· Skindhead, hooligan Szene
· Bestimmte Musikgruppen
· Bestimmte Studentenverbindung
· Medien
· Ideologie/Denken -> Neue Rechte
· Codes auf Tshirts
· Pegida / Anti Corona Spaziergänge
Wer sind und was wollen so genannte Reichsbürger?
· Nichtanerkennung der Souveränität der BRD
· Große Heterogenität
Grenzen Sie rechtsxtreme Einstellungen von rechtsextremem Verhalten ab!
· Rechtsextremist ist wer
o Menschen auf ethnische Zuordnung reduziert ODER
o Rechtsextreme Straftaten begeht
· Folge Reichsbürger gehören nicht zwangsläufig zu den Rechtsextremen
Verhalten:
· Wahl rechtsextremer Partei
· Hakenkreuzschmiererei
· Bestimmte Erscheinungsformen (Frisur/Kleidung)
· Gewalt- / Terrorakt
Wechselbeziehung Einstellung – Verhalten
· Nicht jeder (protest-) Akt weist auf Rechtsextremismus hin
· ABER: ohne (partiell) rechtsextremistische Einstellung kein Verhalten
· Radikalisierung Prozesse möglich: Verhalten steigert Einstellung
· Zumindest teilweise revidierbar
· Weltbild ist kein Zulassen von Widersprüchen, Beantwortung aller politischen Fragen aus rechtsextremer Perspektive
Nennen Sie einige Symbole und Parolen verfassungswidriger Organisationen!
Welche unterschiedlichen Zugänge (präventiver) politischer Bildung zum Rechtsextremismus lassen sich unterscheiden?
· Direkte Thematisierung (zB konkrete Vorfälle, Schulhof CD)
· Indirekte Thematisierung (kritische Auseinandersetzung mit Ideologie)
· Historisierung (Thematisierung 1933-45) (bedeutet aber nicht automatische Immunisierung gegen modernen Rechtsextremismus! Oft formale Distanzierung Neonazis von NS-Zeit)
· Demokratische Gegenpraxis
Nennen Sie unterschiedliche Ansätze zur Extremismusprävention!
· Nach Zeitpunkt:
o Primärprävention
o Sekundärprävention
o Tertiärprävention
· Nach Zielgruppe:
o Universelle Prävention /zufällige Gruppe)
o Selektive Prävention (risiko gruppe)
o Indizierte Prävenion (Gruppe mit ausgeprägten Merkmalen
· Nach Ansatzpunkt:
o Strukturbezogene Prävention (Familie, Schule, Peergroup im Blick)
o Personenbezogene Prävention (Defizite, Kompetenzen im Blick)
· Primär-, universelle und selektive Prävention im Vordergrund
Inwieweit sollte extremistischem Verhalten im Schulalltag mit repressiven Maßnahmen begegnet werden?
· Rechtsextreme nutzen eher Pausen oder den Schulweg
· Opferschutz! Nicht herunterspielen!!!
· Vorbereitung auf Auseinandersetzung
· Erziehungsmaßnahmen:
o V.a. nicht Strafbares, aber nicht Tolerierbares (Marken, Parolen)
o Apelle, Gespräche, Sanktionen
o Ordnungsmaßnahmen bei schwerwiegenden Verstößen
· ABER: Opportunitätsprinzip achten! zT Strafbarkeit nur in Öffentlichkeit!
· Pädagogische Funktion: Sanktionen sind nicht Strafe (Sinn: Nicht Vergeltung)
· zT Hinzuziehen staatliche Behörden notwendig (als letztes Mittel)
Inwieweit stellen die zunehmende Verbreitung rechts- populistischer/ nationalistischer Ansichten und die steigende Resonanz von Verschwörungserzählungen eine Herausforderung für die politische Bildung an Schulen dar?
· Rechtspopulismus: Ziel der weitgehenden Identität Regierende – Regierte, rechte Elitekritik (Lügenpresse)
· U.a. Chauvinismus, Xenophobie, Homophobie, Islamophobie
· Steigende gesellschaftliche Polarisierung betrifft auch Schulen
· Erstarken rechtspopulistischer Akteure in (sozialen) Medien / Parlamente
· Kommunikationsstrategie der gezielten Verschiebung von Diskursgrenzen/Enthemmung/Detabuisierung
· Aktuelle Herausforderung: Klimaschutzpolitik als rechtspopulistisches Propagandafeld
· Klima-Energiepolitik als neuer Schwerpunkt rechtspopulistischer Diskurs
· Dritter AfD Schwerpunkt neben Euro/Migration
· Empirische Studie: hohe Korrelation Klimawandel-Skepsis X AfD Wähler / populistische nd rechtsextreme Einstellung
· Steigende Polarisierung
· Verschwörungserzählungen in der politischen Mitte
· Corona Pandemie zeigt Ausmaß Verbreitung Verschwörungserzählungen
· Querdenker: Verbindung zu Rechtsextremen / Reichsbürgern
· Hohe Verbreitung
· Gefahren:
§ Legitimation von Gewalt
§ Fortdauer Pandemie
§ Ungenauigkeit wissenschaftlicher Studien
· Teilweise große Verunsicherung bei Lehrkräften
· Kampagnenförmige Angriffe der AfD
· ABER: Die Schüler sind im Geiste der Demokratie… im sinne der Völkerversöhnung zu erziehen, oberste Bildungsziele sind Achtung vor der Würde des Menschen und vor der Gelichberechtigung von Männer und Frauen
· Toleranz für unterschiedliche Wertvorstellungen in Sexualerziehung
· Überwältigungsverbot des Beutelsbacher Konsenses bedeutet nicht, dass wir Neutral bleiben müssen ->> auch wenn die AfD das versucht zu behaupten
· Eltern tragen auf Elternabend rechtsextreme Bekleidungsmarke
− Schulleitung untersagt Thematisierung rechtsextremer Vorfälle an Schule im
· Unterricht wegen Sorge um Schulimage
− sich gegen Hetze im Klassenchats wehrende SuS ohne Unterstützung Lehrkräfte
− SuS provozieren bei Menschenrechtsworkshop mit Nazi-Sprüche
Den Erwerb welcher Kompetenzen im Bereich Medien sollte die politische Bildung befördern?
· Politische Medienkompetenz
· zB Relevanz eines funktionierenden Mediensystem für die Demokratie aufzeigen
· Grundlagen des Mediensystems und dessen Gefährdung diskutieren
· SuS auf politische Medien aufmerksam machen
· Weltwissen zum Verständnis von Medien(inhalten) vermitteln
· Unterschiedliche journalistische Darstellung unterscheiden helfen
· Medien produzieren
· Direkte Begegnung mit Politik ermöglichen
Vergleichen Sie Erwartungen an und Praxis von Medien in freiheitlichen Demokratien!
Beschreiben Sie die groben Strukturen des deutschen Mediensystems!
· BRD durch ein duales System: Beitragsfinanziertes, öffentlich, rechtliches Rundfunk (nach Binnenpluralismus organisiert)
· + privater Rundfunk nach Markprinzip – Außen Pluralismus um Vielfalt gewährleisten
· Daneben existiert die ebenfalls privatwirtschaftlich organisierte Presse (tages und Wochenzeitungen) – geprägt durch die Existenz weniger überregionaler Blätter und die Dominanz der regional- und Lokalzeitungen geprägt
· Dezentrale Struktur -> keine Konzentration auf Hauptstadtmedien! U.a.: Hamburg, Frankfurt….
· Starke Bedeutung der Lokal-/regionalpresse
· Wenig überregionale Tageszeitungen
· Marginale Rolle der Parteipresse
Nennen Sie Kerninhalte der Rechtsprechung des Bundes Verfassungsgerichtes zum Rundfunk in Deutschland!
· Rundfunk in alleiniger LÄNDERkompetenz
· Grundsatz der Staatsferne
· Zulässigkeit der Rundfunkgebühren/-beiträge
· Grundversorgung als Aufgabe öff. Rechtl. Rundfunk: Bildung-Information-Unterhaltung
· Staatsferne auch bei Zuzsammensetzung Rundfunk-/Fernsehräte + Ermittlung Beitragshöhe
Wie ist die öffentlich-rechtliche Rundfunkfinanzierung geregelt?
· ARD/ZDF: Gebührenfinanzierung, weniger Werbefinanzierung
· Länderübergreifende rechtliche Normierung via Staatsverträge der Länder
· Festsetzung der Beitragshöhe entsprechend Finanzbedarf -> Prüfung durch unabhängige Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs
· Seit 2013: haushaltsbasierter Rundfunkbeitrag
Warum gibt es in freiheitlichen Demokratien Regelungen gegen zu große Konzentration in den Medien?
· Konzentrationsregelung: KEK/Zuschauermodell -> Kapitulation?
· Kartellrecht (Verbot der Fusion Springer / Prosiebensat1
Was bedeuten Binnenpluralität und Außenpluralität?
· Binnenpluralität (ARD/ZDF)
· Herstellung und Gewährleistung der verfassungsrechtlich geforderten Vielfalt des Programmangebots und Meinungsspektrums
· Außenpluratlität (Privatfernsehen, Presse)
· Vielfalt von Meinung wie auch Programmen und Lesestoff gewährleisten
Beschreiben Sie verschiedene Ansätze zum Verhältnis von Politik und Medien!
· Instrumentalisierungsthese (Top-Down-Modell)
o Politik beherrscht Medien
o Politik va Regierungen gibt Agenda vor, Medien greifen auf
o Parteieneinfluss, ungleiche Ressourcenverteilung
o Bedeutungszuwachs Symbolpolitik (Public Relations)
· Dependenzthese (Mediokratie-Modell)
o Medien beherrschen Politik
o Expansion/Beschleunigung Mediensystem
o Bürger erfahren Politik fast ausschließlich über die Medien
· Interdependenzthese (Biotop-Modell)
o Interaktionszusammenhang: Tausch Information gegen Publizität
o „Kommunikationsrevolution“ durch soziale Medien (<> Instrumentalisierung)
Welche Folgen hat die Digitalisierung der Medien für die politische Bildung?
· Weitreichende Folgen
· Omnipräsenz internationaler Zeitungen im Klassenzimmer
· Hinzuziehen von Experten extern möglich
· Sinkende Halbwertszeit von Wissen
· Digitale Medien als Herausforderung ABER Anpassungsnotwendigkeit!
o Selbstverständliches Arbeitsmittel im Politikunterricht!
o Gestaltung von Unterrichtsmaterial/-produkten
o Lernumgebung zur selbstständigen Informationssuche
Inwieweit sind Medien Gegenstand von Politik-Unterricht?
· Reflexive Auseinandersetzung mit Wirkung und Potenzial für Staat und Gesellschaft (vgl. analoge Medien) -> Regulierung/Konzentration etc
· Digitale Medien als Unterrichtsmittel-/medium: Umgang selbstverständlich trainieren
· ABER: digitale Medien verändern Unterrichtsstruktur! > zusätzlicher Stoff/digitaler Overheadprojektor
Nennen Sie verschiedene Ansätze zur Medienwirkung!
· Stimulus-Response-Modell:
o Einseitiger linearer Zusammenhang Medienreize – Publikumsreaktion
o Kritik: Unterkomplexität
o Weiterentwicklung zum O-S-O-R-Modell (orientation-stimulus-orientatioin-response)
o Verstärkerthese: Medien verstärken (und ändern nicht) politische Einstellungen
o Individuen vermeiden dissonante Informationen
o Selektive Mediennutzung bestärkt politischer Präferenzen (zB Zeitungsabo)
· Two-step flow of communication (Lazarsfeld)
o Indirektes Einwirken der Medien via opinion leaders
o Kritik u.a. Ausblenden direkter Information in moderner Massendemokratie
o Gegenmodell: Agenda-setting-Ansatz -> großer Einfluss Medienagenda auf Publikum
o Kritik: Identische Agenda ist nicht identische Position
o Korrelation ist nicht Kausalbeziehung
· Framing/Priming
o Framing: Einbetten von Themen in Interpretationsrahmen
o Priming: indireter Medieneinfluss -> Publikum beurteilt Politiker anhand Nachrichten => Auswahl Politikfelder beeinflusst Urteile (issue ownership)
· Schweigespirale
o Dominante öffentliche Meinung verstärkt sich, da Menschen Widerspruch scheuen -> Rotfunkthypothese, Ash-Experiment
o Kritik u.a.: Meinungs- und Medienpluralismus, Zweifel an tatsächlichem Konformitätsdruck und dessen elektoraler Relevanz
· Nutzen- und Belohungsansatz-Ansatz (uses and gratifications)
o Mediennutzungsmuster als Folge sozialer/psychologischer Bedürfnisse, zB Eskapismus
Kritik u.a. Erkennen Nutzer*innen ihre eigenen Motive
Inwieweit gilt das Urheberrecht auch in der Schule?
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