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Schmerz und Entzündung

CE
by Christine E.

1.)    Was sind Nozizeptoren, wie werden sie aktiviert und sensibilisiert?





Nozizeptoren = unspezifische Kationenkanäle, an Membran von sensorischen Nervenendigungen

->werden aktiviert durch mechanische/ chemische oder physikalische Reize

->durch Aktivierung des jeweiligen Rezeptors kommt es über Na+/Ca2+ Einstrom zu Depolarisation und Aktionspotential wird generiert

 

bekannte Kanäle:

->TRP-Rezeptoren (transient receptor potential channels, 7 Untergruppen):

  • TRPV1 (transient receptor potential vanilloid 1; reagiert auf Hitze, Säure und Capsaicin (schärfevermittelnd))

  • TRPM8 (transient receptor potential menthol 8, reagiert auf Menthol und Kälte)

->P2X3: Purinorezeptor, reagiert auf ATP (normalerweise nur in der Zelle, wenn außerhalb = Hinweis für Zelluntergang)

->ASIC (acid sensitive ion channel): reagiert auf Protonen

->PIEZO 1 und 2: mechano-sensitiv


 

Aktivierung von Nozizeptoren durch

schmerzauslösende Stoffe wie: K+-Ionen, Protonen

Physikalische Reize: Hitze, Kälte, Druck

 

Sensibilisierung: bei einer Entzündung wird der Schmerzrezeptor empfindlicher für mechanische und thermische Reize

->Ursache: Bindung von Mediatoren an Rezeptoren der sensorischen Nervenendigungen (z.B. Histamin an H1) und anschließende Phosphorylierung der Schmerzrezeptoren über second messenger Systeme bewirkt Erhöhung der Öffnungswahrscheinlichkeit der Kanäle


->Mediatoren:

1) Bradykinin u.a. Kinine,

2) Histamin aus aktivierten Mastzellen,

3) Serotonin aus aggregierenden Thrombozyten,

4) Prostaglandine v.a. PGE2


(Pharmakologisch: gegen Aktivierung von Nozizeptoren kann man nichts machen, nur bei Sensibilisierung eingreifen)

->bei starker Erregung der Nozizeptoren: Freisetzung von Substanz P aus sensorischer Nervenendigung -> Aktivierung von Makrophagen, Mastzellen, Vasodilatation und Plasmaextravasation (erhöht die Durchlässiglkeit der Gefäßwand)



… vom Hinterhorn des Rückenmarks zum ZNS -> Verarbeitung

2.)    Wie funktioniert das nozizeptive und das antinozizeptive System?



aufsteigendes/ nozizeptives System: Einteilung der Schmerzinformation-weiterleitenden Nervenfasern in

- schnelle A delta Fasern und (früher stechender Schmerz; neospinothalamicus; markhaltig)

- langsame C-Fasern. (später, dumpfer, langanhaltender Schmerz; paleospinothalamicus; marklos)


Erregungen, die an den Nozizeptoren in der Peripherie gebildet werden, werden über die A delta- und die C-Fasern zu den Spinalganglien geleitet (= Umschaltstelle). Die von der Peripherie kommende Erregung (aus afferenten Fasern) wird durch Freisetzung exzitatorischer Transmitter (Glutamat und Substanz P) auf ein postsynaptisches Neuron übertragen, von dort über das Rückenmark zum Thalamus und weiter zu den sensorischen Impulsfelder der Großhirnrinde (dort findet die Schmerzwarnehmung und Verarbeitung statt (Lokalisation und Stärke)) .

 

absteigendes/ antinozizeptives System: Gegenspieler des nozizeptiven Systems. Ist ein Netzwerk aus multiplen Hemmungssystemen zur Unterdrückung der Schmerzwahrnehmung im Rückenmark, Hirnstamm, Thalamus und Cortex. Es ist ständig aktiv und bestimmt das Ausmaß der augenblicklichen und individuellen Schmerzempfindlichkeit.

Modulation der Intensität des Schmerzempfindens durch Freisetzung von endogenen Morphinen (= endogene, schmerzhemmende Stoffe) und Bindung an Opioidrezeptoren (µ-Rezeptoren (Gi)) an der präsynaptischen Endigung des afferenten Neurons. Es kommt zu einer Hyperpolarisation und somit Blockade der Glutamatfreisetzung und Unterbrechung der Erregungsleitung.

-> endogene antinozizeptive Transmitter: z.B. Enkephaline, Endorphine, Dynorphine (sind Peptide; aufgrund kurzer HWZ keine therapeutische Bedeutung; Cannabinoide setzen hier an)

beta-Endorphin = stärkster körpereigener Agonist an µ-Rezeptor



3.)    Beschreiben Sie anhand der Formel eines Lokalanästhetikums den Einfluss des pH-Wertes auf den Wirkort/ Wirkmechanismus?


Lokalanästhetika lösen eine reversible und örtlich begrenzte Hemmung der Erregbarkeit und des Leitungsvermögens sensibler Endorgane aus, indem sie spannungsabhängige Na+ Kanäle hemmen (bindet vom zellinneren aus; hauptsächtlich an offene Kanäle). Es kommt zu keinem Na+ Einstrom und somit keiner Depolarisation und keiner Weiterleitung der Erregung (Reizleitung unterbrochen).

 

Infiltrations- und Leitungsanästhetika sind meist in Kombi mit Vasokonstriktoren (Adrenalin, Noradrenalin) zugelassen für eine bessere lokale Begrenzung und Verlängerung der Wirkdauer (verzögerter Abtransport, verringerte Toxizität).


Beispiele: Procain, Lidocain

Strukturell gesehen sind Lokalanästhetika meist schwache Basen (haben eine sekundäre oder tertiäre Aminofunktion)

LA haben pKa-Werte zwischen 7,6 und 9 (Lidocain: 7,9 -> bei einem pH-Wert von 7 liegen ca 10 % nicht protoniert vor und können durch die Zellmembran penetrieren)


Nur der undissoziierte, lipophile Anteil des Lokalanästhetikums kann durch passive Diffusion die Zellmembran überwinden und am intrazellulären Wirkort wirksam werden. Im Zellinneren findet dann eine Protonierung statt und nur die protonierte, aktive Form des Lokalanästhetikums kann an eine Bindungsstelle in der Pore des spannungsabhängigen Na+-Kanals binden und den Na+ Einstrom blockieren. (Gleichgewicht ist relevant zwischen Penetration und Wirkung)


Der pH-Wert bestimmt den Anteil an dissoziiertem und undissoziiertem Wirkstoff und beeinflusst somit die Wirkung des Lokalanästhetikums.

Bei einer Entzündung kommt es zu einer Erniedrigung des pH-Werts auf 4,5-6, daher liegt ein Großteil des Lokalanästhetikums bereits extrazellulär protoniert vor und kann nicht mehr in die Zelle eindringen und wirksam werden. Lokalanästhetika wirken somit in entzündetem Gewebe schlechter. (zb sollte man beim Zahnarzt häufig warten bis sich die Entzündung etwas beruhigt hat, da sonst das LA nicht gut wirkt)

Negative Korrelation der Wirkung und Penetration: Penetration besser bei höherem pH (undissoziierte Form) und Wirkung besser bei niedrigem pH (protonierte Form).

=> müssen basisch genug sein um ins Zellinnere zu gelangen, aber sauer genung um an den Na+-Kanal zu binden.


pH-Wert in entzündetetem Gewebe: Ödembildung -> größerer Diffusionsweg -> Sauerstoffmangel -> anaerobe Glykolyse nimmt zu -> Laktat/Milchsäurebildung nimmt zu -> lokale Laktatazidose


Strukturen:

Procain


Lidocain (N wird in Abhängigkeit vom pH-Wert (de)protoniert)


Benzocain



7a.) Interaktion von ß-Arrestin mit Opioidrezeptoren/ Angiotensin II Rezeptoren



ß-Arrestine = negative Regulatoren der G-Protein-gekoppelten Signalübertragung



bei übermäßiger Aktivierung von Opioidrezeptoren: Agonist bindet an Rezeptor und löst entweder

  • Gi-gekoppelte Signaltransduktionskaskade aus (klassische Opioidwirkung)

    • präsynaptisch: cAMP↓ + Öffnungswahrscheinlichkeit von Ca2+-Kanälen↓ (da sie nicht durch die PKA phosphoryliert werden)

      =synergistische Wirkung von cAMP und Ca2+

    • postsynaptisch: Öffnung von K+-Kanälen -> Hyperpolarisation

    • =>Analgesie

  • oder ß-Arrestin bindet an Rezeptor (an GRK-site= G-Rezeptor-Kinase-site) nach vorangegangener Phosphorylierung des Opioidrezeptors (Phosphorylierung zb durch PKC, Calcium-Calmodulin-abhängige Kinase II, GRKs)

    • dadurch blockiert es die weitere Signalübertragung und leitet die Internalisierung des Rezeptors ein (Rezeptor wird durch Endozytose ins Zellinnere transportiert) -> keine Schmerzlinderung mehr und MAP Kinase wird aktiviert

    • => ist verantwortlich für viele Nebenwirkungen Toleranz, Atemdepression, Obstipation


man versucht Agonisten zu finden, der selektiv den Rezeptor aktiviert, aber nicht den ß-Arrestin Weg (biased Agonisten)

beim Angiotensin II ist es umgekehrt. Man versucht den beta-Arrestinweg selektiv zu aktivieren.


1) Opioidrezeptor wird durch Agonisten aktiviert

2) Aktivierter Opioidrezeptor stimuliert Gi-Protein

3) G-Protein aktiviert verschiedene Signalwege (über cAMP, DAG, IP3)

4) G-Protein-gekoppelte-Rezeptor Kinase (GRK) phosphoryliert den Opioid-Rezeptor

5)Arrestin kann jz an phosphorylierten Opioidrezeptor binden

6) Arrestin-Bindung verhindert weitere Gi-Protein vermittelte Signale

7)

8) Internalisierung des phosphorylierten Opioid-Rezeptors


-> die Interaktion von β-Arrestin mit Opioid-Rezeptoren ist für viele Nebenwirkungen verantwortlich (Atemdepression, Obstipation, Toleranz)

 

8a.)

  1. Entstehung von Fieber

  2. Mögliche Funktionen

  3. Gefahren

  4. Empfehlungen


Fieber -> Pyrogene bzw. fiebererzeugende Stoffe: exogene Pyrogene (zb Lipopolysaccharide) aktivieren Monozyten und Makrophagen, woraufhin endogene Pyrogene (Zytokine: IL-1, IL-6, TNF, IFN) freigesetzt werden.

Diese gelangen auf dem Blutweg zum Gehirn, wo sie im Endothel des Hypothalamus die COX 2 induzieren und es somit zur Prostaglandin PGE2-Freisetzung kommt. PGE2 führt über Prostaglandinrezeptoren (EP-Typ; Gs-gekoppelt) im thermoregulatorischen Zentrum (Hypothalamus) zu einer erhöhten Bildung von cAMP, wodurch es zu einer Erhöhung des Sollwertes der Körpertemperatur kommt.

In der Folge steigt die Körpertemperatur an durch eine reduzierte Wärmeabgabe (Konstriktion der Hautgefäße) und eine gesteigerte Wärmeproduktion (Muskelzittern).

Bei der Rückker auf die Normale Kerntemperatur -> Schweißausbrüche, Vasodilatation der Hautgefäße und subjektives Wäremgefühl.


2. mögliche Funktionen:

  • erhöhte Phagozytose

  • verstärkte Proliferation von T-Lyphozyten

  • vermerhte Bildung von Interferonen


    Fieber reduziert die Mortaliät bei Infektionen.


3. Gefahren:

  • > 40,5: erste (reversibleI Störungen der Gehirnfunktion, erhebliche physiologische Belastung, notärztliche Behandlung erforderlich

  • ab 44 tödlich


4. Empfehlungen

  • bis 38,5 keine Behandlung erforderlich

    bei Kleinkindern bis 39.5 Grad (aber ärztliche Untersuchung)

  • 38,5 - 40,5 Behandlung mit Antipyretika

  • > 40,5 Notarzt

  • externe Kühlung des Körpers ist nutzlos (wie heizen bei offenem Fenster), eventuell Kühlung der Stirn mit nassem Lappen


8.)   

  • Kardinalsymptome der Entzündung,

  • welche Mediatoren bzw. welcher Prozess ist daran beteiligt, (BEGRÜNDUNG)

  • wie entsteht Entzündung?


Entzündung = Reaktion von Gefäßbindegewebe auf schädliche Einflüsse (chemische oder physikalische Noxe, Infektionen mit Mikroorganismen).

Diese Noxe ruft eine Gewebe- und Zellschädigung hervor, woraufhin diverse Entzündungsmediatoren (=Mediatoren, die zur Entstehung einer Entzündung beitragen) freigesetzt werden, die zum einen Reperaturmechanismen in Gang setzen und zu den Kardinalsymptomen einer Entzündung beitragen.

 

5 Kardinalsymptome der Entzündung: erstmals ~ 20 n.Chr. beschrieben von Aulus Cornelius Celsus

  • Calor bzw. Erwärmung,

  • Rubor bzw. Rötung,

  • Dolor bzw. Schmerz,

  • Tumor bzw. Schwellung,

  • Functio laesa bzw. Funktionsverlust

->Calor/ Erwärmung und Rubor/ Rötung: resultieren aus einer Störung der Mikrozirkulation, es kommt zu lokaler Vasodilatation und über die verstärkte Durchblutung zu Rötung bzw. Überwärmung

Mediatoren: Histamin, NO, PGE2, Bradykinin

 

->Dolor/ Schmerz: ausgelöst durch eine Hyperalgesie bzw. Sensibilisierung der Nozizeptoren, es kommt durch die Mediatoren zu einer Phosphorylierung der Nozizeptoren wodurch diese empfindlicher werden

Mediatoren: NO, Prostaglandine, Bradykinin, Serotonin

 

->Tumor/ Schwellung: durch Störung der Mikrozirkulation kommt es zu Erhöhung der Gefäßpermeabilität/Kapillarpermeabilität und in weiterer Folge zu Exsudation (Austreten von eiweißhaltiger Flüssigkeit) in das entzündete Gewebe und Ödembildung

=> humorale und zelluläre Bestandteile kommen besser en den Schädigungsort.

Mediatoren: Histamin, Bradykinin, PAF (Plättchen-aktivierender Faktor), Leukotriene, Komplementfaktoren C3a und C5a

 

->Functio laesa/ Funktionsverlust: resultiert aus der Erregung und Sensibilisierung der Nozizeptoren und der Schwellung

 

-> Histamin Rubor und Tumor

-> Serotonin Dolor,

-> Bradykinin Rubor/ Tumor/ Dolor

-> NO und aktive Sauerstoffspezies (H2O2, OH*, O2-*, ONOO- (Peroxynitit)) agieren gemeinsam (zerstören Gewebematrix/wirken zytotoxisch)

Durch chemotaktische Mediatoren wie den Komplementfaktoren C3a und C5a, PAF oder Leukotriene kommt es zur stetigen Anlockung weiterer Immunzellen bzw. fördern die Komplementfaktoren die Histaminfreisetzung und PAF aktiviert Thrombozyten und Granulozyten.


Hauptursachen/wesentliche Ursachen für Ödembildung:

  • Herzinsuffizeinz

  • Entzündung -> erhöhte Kapillarpermeabilität


9.)    2 Wege des Arachidonsäure Metabolismus nennen, je 2 Produkte und deren Wirkungen/ TXA2 und PGI2: Bildungsort und Wirkungen

Arachidonsäuremetabolismus wird induziert durch eine Erhöhung der intrazellulären Ca2+-Konzentration. Die Phospholipase A2 wird aktiviert, welche die Freisetzung der Arachidonsäure aus den Phospholipiden katalysiert (=geschwindigkeitsbestimmender Schritt).

Die Arachidonsäure kann über die 5-Lipoxygenase im Lipoxygenasestoffwechsel oder über die Cyclooxygenasen (COX) 1 bzw. 2 im Cyclooxygenasestoffwechsel umgesetzt werden.

 

Cyclooxygenasestoffwechsel:

Über COX 1/2 werden die beiden Endoperoxide PGG2 und PGH2 gebildet. PGH2 ist Ausgangssubstanz für unterschiedliche Prostaglandine und Thromboxan, je nachdem in welchen Zellen/ welchem Gewebe der Metabolismus aktiviert wurde entsteht durch unterschiedliche Enzyme ein anderes Produkt.


Thromboxan-Synthase -> Thromboxan (TXA2):

wird in den Makrophagen und Thrombozyten synthetisiert und bindet an

  • Gq (Ca2+ Konzentration im Zytosol) bzw.

  • G12/13 (Ca2+ sensitivität der Zelle)


    - gekoppelte TP-Rezeptoren. Bei Stimulierung kommt es zu einer Tonuserhöhung der glatten Muskulatur (über PI-Turnover und Ca2+ Sensitivierung) bzw. zur Thrombozytenaggregation.


Prostaglandin-D/E/I/F-Synthase -> PGD2, PGE2, PGI2, PGF2α

  • PGI2 (Prostacyclin): Gegenspieler von Thromboxan, wird im Gefäßendothel synthetisiert, bindet an Gs-gekoppelte IP-Rezeptoren. Bei Stimulierung kommt es über die PKA (Proteinkinase A) zu einem cAMP Anstieg und somit einer Tonusabnahme der glatten Muskulatur bzw. einer Thrombozytenaggregationshemmung.

  • PGF2α: wird u.a. im Uterus synthetisiert, bindet an Gq-gekoppelte FP-Rezeptoren und führt über PI-Turnover zu einer Tonuserhöhung der glatten Muskulatur (Uteruskontraktion).

  • PGD2: bindet an Gs-gekoppelten DP-Rezeptor, über PKA geht Tonus glatter Muskulatur herunter (Vasodilatation)

Lipoxygenasestoffwechsel:

Durch die 5-Lipoxygenase (5-LOX) wird über 5-HPETE (Hydroxyperoxyeicosatetraensäure) Leukotrien A4 (LTA4) gebildet. In weiterer Folge erhält man durch Hydrolasen LTB4 und durch LTC4-Synthasen LTC4. Aus LTC4 entsteht durch Abspaltung von Glutaminsäure LTD4 und daraus durch Abspaltung von Glycin LTE4.

Wirkungen von Leukotrienen (binden v.a. an Gq gekoppelte Rezeptoren, z.B. CysLT1 (va auf glatter Muskulatur)

LTB4 bindet an BLT1 (Gi) und BLT2 (Gq):

  • proaggregatorisch,

  • wirken chemotaktisch auf Keratinozyten/ Fibroblasten und Leukozyten,

  • degranulierende Wirkung auf Leukozyten,

  • Erhöhung der Gefäßpermeabilität (indirekt via Leukozytenadhäsion)

LTC/D/E4 = Cysteinyl-Leukotriene:

binden an CysLT1 und CysLT2 (beide Gq)

  • Bronchokonstriktion (1000x stärker als Histamin),

  • Proliferation glatter Muskelzellen

  • Vasokonstriktion,

  • Konstriktion der Darmmuskulatur,

  • stimulieren die Freisetzung von LH (Luteotropem Hormon) aus dem Hypophysenvorderlappen,

  • direkte Erhöhung der Gefäßpermeabilität (Fenstre werden größer wenn Gefäße kontrahieren)

über Tonuserhöhung der glatten Muskulatur




11.)    Was versteht man unter Cysteinyl-Leukotriene? Beschreibung der Wirkung, Beschreibung der Funktionsweise des CysLT1-Rezeptors und einen registrierten Arzneistoff nennen, der als Antagonist bei diesem Rezeptor wirkt.

Zu den Cysteinyl-Leukotriene gehören Leukotrien C4/D4/E4 (LTC4, LTD4, LTE4), sie besitzen einen Cysteinrest.

Es handelt sich neben LTB4 um die Hauptprodukte des Lipoxygenasestoffwechsels bei dem sie, ausgehend von der Arachidonsäure, mittels der 5-Lipoxygenase gebildet werden.


Wirkungen:

  • Bronchokonstriktion,

  • Vasokonstriktion,

  • Konstriktion der Darmmuskulatur,

  • direkte Erhöhung der Gefäßpermeabilität,

    • Plasmaexsudation

    • Schleimproduktion

  • Proliferation glatter Muskelzellen,

  • Freisetzung von LH im Hypophysenvorderlappen

über ihre Gq Wirkung auf die glatte Muskulatur

Die Cysteinyl-Leukotriene wirken über CysLT1 und CysLT2 Rezeptoren.

Die Wirkungen werden vor allem über den CysLT1-Rezeptor, einen Gq-gekoppelten Rezeptor vermittelt. Durch Bindung von Cysteinyl-Leukotrienen an den Rezeptor dissoziiert das heterotrimere G-Protein nach Austausch von GDP durch GTP ab und es kommt zur Aktivierung der Phospholipase C. Phospholipase C katalysiert den PI-Turnover, also die Spaltung von PIP2 (Phosphatidylinositol-4,5-bisphosphat) zu

  • IP3 (Inositol-1,4,5-triphosphat) und

  • DAG (Diacylglycerol),


    und es kommt in weiterer Folge über STIM (Ca2+ bindendes Protein auf SR) und Orai (membranständige speicherregulierte Ca2+ Kanäle) zu einer Erhöhung der intrazellulären Ca2+ Konzentration,


    -> somit zu einer Aktivierung der Myosinleichtkettenkinase (MLKK) und zur Kontraktion glatter Muskulatur. Gleichzeitig kommt es zu einer Ca2+ Sensitivierung wodurch die Kontraktion zusätzlich verstärkt wird.


Registrierter CysLT1-Rezeptoranatgonist = Montelukast, bei COPD und Asthma bronchiale


*bronchokonstriktorische Wirkung 1000 x stärker als von Histamin


13.)    Klassifizierung nicht opioider Analgetika (je 1 Beispiel). Welche würden Sie bei entzündlichen Schmerzen empfehlen?



Klassifizierung:

·       Salicylate                                           ASS

·       Anilinderivate                                     Paracetamol

·       Pyrazol-on-derivate                          Metamizol

·       Pyrazolidin-di-on-derivate               Phenylbutazon

NSARDs/Antiphlogistika

·       Anthranilsäurederivate                      Mefenaminsäure

·       Propionsäurederivate                        Ibuprofen

·       Phenylessigsäurederivate                 Diclofenac

·       Heteroarylessigsäurederivate           Indometacin

·       Oxicame                                             Meloxicam

·       Coxibe                                                Celecoxib

·      Salicylate  



bei Fieber und leichten Schmerzen: Salicylate, Anilinderivate Mittel der Wahl

  • Salicylate bzw. Salicylsäurederivate: z.B. ASS/ Acetylsalicylsäure, Diflunisal, Ethanzamid, Salicylamid, Carbasalat calcium (=Salz mit Harnstoff)

  • Anilinderivate: z.B. Paracetamol

  • Pyrazol-on-derivate: z.B.

    • Metamizol (stark wirksam, auch bei begleitenden Krämpfen (wirkt spasmolytisch), Koliken, Regelbeschwerden),

    • Phenazon (nicht registriert in A),

    • Propyphenazon

  • Pyrazolidin-dion-derivate: z.B. Phenylbutazon (eingeschränkte Indikation -> NW: Agranulozytose; in A nur veterinärmedizinisch)


 nicht saure (NSAIDs) bei entzündungsunabhänigen Schmerzen gut geeignet.




NSARDs (nonsteroidal antirheumatic drugs):


  • Anthranilsäurederivate: z.B. Mefenaminsäure,Tolfenaminsäure, Flufenaminsäure

  • Propionsäurederivate: z.B. Ibuprofen

    Ketoprofen, S-Naproxen, Ketorolac

  • Essigsäurederivate:

    • Phenylessigsäurederivate: z.B. Diclofenac

    • Heteroarylessigsäurederivate: z.B. Indometacin, Acemetacin, Proglumetacin, Sulindac, Tolmetin, Bendazac, Benzydamin

  • Oxicame (COX 2 Präferenz, sehr lange HWZ): z.B. Meloxicam, Piroxicam, Tenoxicam, Lornoxicam

  • Coxibe (COX 2 Selektivität, erhöhtes Risiko kardiovaskulärer Ereignisse, bestimmte Indikationen wie Osteoathrose oder chronische Polyathritis, weniger GI-Komplikationen): z.B. Celecoxib


Anthranilsäurederivate, Propionsäurederivate, Essigsäurederivate: =saure NSAIDs -> vor allem bei Entzündungsschmerzen gut geeignet


15.)    Acetylsalicylsäure: warum Magenschleimhaut schädlich/ Ion-Trapping am Beispiel ASS erklären

ASS = Nicht-Opioid-Analgetikum

Die analgetische Wirkung beruht auf einer irreversiblen Hemmung von Cyclooxygenasen (COX 1 Präferenz) durch Acetylierung des Serinrestes im aktiven Zentrum des Enzyms (entzündungshemmende Wirkung bei höherer Dosierung, nicht vollständig durch COX-Acetylierung erklärbar).

 

Ion trapping ist die Anreicherung eines Arzneistoffes (z.B. ASS in der Magenschleimhaut) durch unterschiedliche pH-Verhältnisse.

ASS hat einen pKs von 3 und liegt daher im Magen bei pH 3 zu 50% dissoziiert und zu 50% undissoziiert vor. Der nicht ionische, lipophile Anteil kann durch passive Diffusion die Membran passieren und in die Magenschleimhaut gelangen. Im Endothel herrscht allerdings ein pH-Wert von ca. 7, wodurch ASS deprotoniert wird und dadurch nicht mehr durch die Membran zurückdiffundieren kann. Das ASS-Anion ist sozusagen „gefangen“ und kann die Endothelzellen nicht mehr verlassen.

Es kommt zur Schädigung der Magenschleimhaut durch ASS-Wirkung (die COX-Hemmung; nicht durch Protonen):

  • Es kommt zur Hemmung der COX 1/2 und somit zu einer Hemmung der Prostaglandinsynthese und deren Wirkungen. Dies zeigt sich vor allem durch

    • eine erhöhte Sekretion von Magensäure,

    • verminderte Hydrogencarbonatsekretion und eine

    • verminderte Schleimsekretion.

 Dies verursacht eine Erosion der Magenschleimhaut und bei chronischem Gebrauch besteht das Risiko von Magen-Darm-Ulzera.



Wirkungen von ASS

->therapeutisch erwünscht: analgetisch, antipyretisch, (antiphlogistisch), antithrombotisch

->unerwünscht: verstärkte Sekretion von Magensäure, Erosion der Magenschleimhaut, indirekt bronchokonstriktorisch (über Leukotriene), verminderte Nierendurchblutung, Senkung der GFR

19.)    Paracetamol: Wirkmechanismus erklären

Paracetamol

= N-Acetyl-p-aminophenol

= Acetaminophen


bewirkt keine nennenswerte Cox-Hemmung. Stattdessen wirkt Paracetamol vorwiegend zentral.

Es kommt zu einer Bioaktivierung in der Leber indem mittels Deacetylierung p-Aminophenol und mittels Konjugation mit Arachidonsäure das aktive (Anandamid-ähnliche) Konjugat AM404 =N-Arachidon-oyl-phenol-amin gebildet wird.


Anandamid ist eine endogene Substanz, die vor allem im ZNS vorkommt. Sie aktiviert Vanilloid-TRPV1 Rezeptoren und Cannabinoid-Rezeptoren des Endocannabinoidsystems.

an C-Fasern im Hinterhorn des Rückenmarks und Substantia grisea centralis (=zentrales Höhlengrau)

=> ZENTRAL => antinoziceptives System wird verstärkt


Capsaicin hemmt die Schmerzhemmung????

AM404 bindet anTRPV1 (transient receptor potential vanilloid 1), einen unspezifischen Kationenkanal, im Zentralen Höhlengrau und im Hinterhorn des Rückenmarks an C-Fasern und es kommt

  • durch Ca2+ bzw. Na+ Einstrom zu einer Depolarisation und

    • Glutamatfreisetzung aus den Vesikeln.

Glutamat dockt wiederum an einem

  • Gq-gekoppelten Glutamatrezeptor (MGluR5) an und die

  • Phospholipase C aktiviert den PI-Turnover (PIP2 wird zu IP3 und DAG).


Das daraus entstandene Diacylglycerol wird durch die

  • DAG-Lipase zum

    -> Endocannabinoid 2-Arachidon-oyl-glycerol.

    • Dieses aktiviert den Cannabinoidrezeptor CB1, wodurch die GABA Freisetzung an inhibitorischen GABAergen Interneurone gehemmt wird.

    • GABA hemmt normalerweise die Schmerzhemmung und wenn die GABA Freisetzung inhibiert wird, kann das antinozizeptive System aktiviert werden.

 


Kurz zusammengefasst:

Durch AM404 kommt es zu einer und zur Aktivierung des Schmerzrezeptors TRPV1 (transient receptor potential vanilloid 1) im zentralen Höhlengrau (Substantia grisea centralis) und an C-Fasern im Hinterhorn des Rückenmarks und dadurch zur Aktivierung des Cannabinoid Rezeptors CB1.

-> GABA-Freisetzung wird gehemmt -> Aktiviertung der antizozizeptiven absteigenden Scherzbahnen -> Analgesie

 







Säurederivate und Oxicame:

  • Beispiele

  • Indikationen

  • Nebenwirkungen

  • KI

  • strenge Indikationsstellung


Säurederivate (saure NSAID)

  • Anthranilsäurederivate: Mefenaminsäure

  • Propionsäurederivate: Ibuprofen

  • Essigsäurederivate: Diclorphenac, Indometacin

Oxicame: (nicht saure NSAID)

Meloxicam, Piroxicam


Indikationen:

  • entzündliche chronische Erkrankungen,

    zB Gicht, Zahnschmerzen,

    antiphlogistische Wirkung im Vordergrund

  • extraartikuläre rheumatische Erkrankungen (Weichteilrheumatismus),

  • degenerative Gelenkserkrankungen,

    mechanische Abnutzungen etc., symptomatisch Behandlung

  • akute entzündliche Schmerzen (Ibuprofen und Diclofenac sind Mittel der Wahl)

  • akuter Gichtanfall


Nebenwirkungen:

  • Schädigung der gastrointestinalen Schleimhaut (Ulcera, Blutungen)

  • Analgetikanephropathie (nach 10 bis 20 Jahren chronischer Applikation -> Nierenschäden)

  • Analgetikaasthma

  • Nierenfunktionsstörungen

  • Leberfunktionsstörungen (Kontrolle der Serum-Transaminase nach > 4 Wochen)

  • Blutbildungsstörungen (Phenylbutazon)

  • zentralnervöse Störungen (Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Depressionen)

  • erhöhtes Risiko für Myokardinfarkt und plötzlichen Herztod (der Nutzen übertrifft zumeist das Risiko)

    für Celecoxib, Ibuprofen, Diclofenac Risikoerhöhung gezeigt

  • Hautreaktionen (v.a. Oxicame)


Kontraindikationen:

  • Blutbildungsstörungen

  • Magen-Darm-Ulcera (bei längerer Einnahme -> PPIs)

  • Schwangerschaft (3. Trimenon)


stenge Indikationsstellung:

  • Magen-Darm-Ulcera in der Anamnese (also wenn sie nicht akut sind, aber schon mal aufgetreten sind)

  • akute hepatische Porphyrien

  • Überempfindlichkeit

  • Asthma bronchiale

  • Nierenfunktionsstörungen

  • Herzinsuffizienz oder Koronarer Herzkrankheit

  • Leberfunktionsstörungen

  • Schwangerschaft (1. und 2. Trimenon) und Stillzeit

  • ältere Patienten und Kinder



Symptomatik der rheumatoiden Arthritis:

= chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung des Bindegewebes mit unbekannter Ursache (genetische Disposition + Auslösefaktor, vermutlich Infektionen), die zur Zerstörung der Gelenksknorpel durch im Entzündungsprozess freigesetzte lysosomale Enzyme führt


Verlauf:

typischerweise in Schüben, aber nicht zwingend

  • Prodromal-stadium

    = Vorläuferspase; uncharakteristische Syptome

    (Appetitlosigkeit, Schwäche, Ermüdbarkeit, Gewichtsabnehme),

  • Stadium I (Schwellungen der Gelenke, Morgensteifigkeit),

  • Stadium II (vermehrte Proliferation des synovialen Bindegewebes (Teil Gelenkkapsel)

    • Pannusgewebe, Bursitis, Schwellung Sehnenscheiden, Ausstülpungen der Gelenkkapsel durch vermehrte Bildung von Gelenkflüssigkeit),

  • Stadium III (ausgeprägte Gelenkschwellungen und -deformationen, Subluxation, verstärkte Funktionsbehinderung, Morgensteifheit bis zu 5h

  • Stadium IV (zusätzlich fibröse und knöcherne Ankylosen (=vollstänige Gelenkssteife), kompletter Funktionsverlust der Gelenke, Invalidität & Pflegebedarf)


Risikofaktoren für RA:

-> Rauchen (=wichtigster Umweltfaktor)

-> Wesentlicher genetischer Faktor (?)

  • humanes Leukozytenantigen (HLA) – DRB1

    Humanes Leukozytenantigensystem ist Teil des Hauptkompatibiltätskomplex (MHC, für Erkennung körperfremder Zellen)

  • Einzelnucleotidpolymorphismus im Gen PTPN22: erhöhtes Risiko für rheumatoide Arthritis


Pathogenese der rheumatoiden Arthritis:


  1. Einwanderung von Immunzellen (T-/B-Lymphozyten, dendritische Zellen) in Synovialmembran des betroffenen Gelenks.

  2. Modifizierung von körpereignen Substanzen (Antigenen) z.B. durch Citrullinierung (Arginin zu Citrullin), wodurch diese Autoantigene als körperfremd erkannt werden.

  3. Es kommt u.a. zur Aktivierung von Makrophagen und Freisetzung von Zytokinen (v.a. TNF α, IL-1 und IL-6), die einen Entzündungsprozess auslösen.

    • Durch Aktivierung von Osteoklasten kommt es zum Knochenabbau,

    • durch Aktivierung von Fibroblasten kommt es zur Zerstörung von Knorpel,

    • es kommt zur Pannusbildung (Wucherung der Synovialmembran) und zur

    • Bildung von Immunkomplexen, wodurch lysosomale Enzyme freigesetzt werden (um diese abzubauen), die wiederum zur Knorpeldegeneration beitragen.

  4. Im weiteren Verlauf können auch Organe betroffen sein. Bei einem Teil der Patienten kommt es zur Bildung von Rheumafaktoren, Autoantikörper gegen körpereigene Immunglobuline (IgG), die neben Anti-citrullinierte-Protein-Antikörper (ACPA) als diagnostische Parameter dienen (es haben allerdings nur 50% der Patienten ACPA-Antikörper).

Zuerst symptomfreie Periode -> erst am Entzündung der Gelenke kann die Diagnose gestellt werden. Es gibt viele Begleiterkrankungen (Osteoporose, Lymphome, Kardiovaskuläre komplikationen, Zerstörrung des Gelenksknorpels…)

Diagnostik:

  • Rheumafaktoren

  • ACPA (anti citrullinated protein antibodies)


AST-Gruppen zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen:

  • NSARDs: systhemische Gabe; symptomatische Behandlung, gastrointestinale NW als Limitation der Dauertherapie, kein Einfluss auf Krankheitsverlauf

  • Glucocorticoide: antiinflammatorisch, immunsuppressiv, können Basistherapeutika nicht ersetzen sind aber wichtiger Teil der Therapie


  • Basistherapeutika (DMARDs = disease modifying antirheumatic drugs):

    verlangsamen Verlauf der rheumatoiden Arthritis (nicht analgetisch, + NSAIDs),

    Wirkungseintritt nach Wochen bis Monaten

    • Immunsuppressiva/ Immunmodulatoren/ Biologica

    • Goldverbindungen (Aurofin, Bindung an Cys-Reste proinflammatorischer Transkriptionsfaktoren, hemmt Bildung von endothelialen Adhäsionsmolekülen und IL-1, aufgrund schwerer NW weitgehend obsolet),

    • Sulfasalazin

      • primäre Indikation: M. Crohn und Colitis ulcerosa,

      • im Colon gespalten (wo wirksam), Hemmung der 5-Lipoxygenase (Leukotriensynthese),

        • verminderte Bildung IL-1/ IL-6,

        • Hemmung der Expression von IL-2-Rezeptoren,

        • Hemmung der Biosynthese von Tetrahydrobiopterin (Kofaktor von NO-Synthasen)

    • Antimalariamittel (Chloroquin, Hemmung lysosomaler Enzyme, Verminderung der Aktivierung von NF-kB)

    • D-Penicillamin

      • als Antidot bei Cu- und Pb-Intoxikation (eher andere Chelatbildner, NW: Blutbildungsstörungen, Nierenschäden),

      • Wirkmechanismus fragwürdig, Wirkung müsste schneller eintreten -> Hemmung der Aktivität von AP-1 (=proinflammatorischer Transkriptionsfaktor) durch Bildung von Disulfidbrücken mit Cysteinresten der DNA-Bindungsdomäne)

  • Antibiotika (Penicillin, Makrolide): bei rheumatischem Fieber, infektiösen Arthriden (zb septischer Arthritis)

  • Chondroprotektiva (Knorpelschutz), Radikalfänger: Wirksamkeit nicht belegt, Risiken überwiegen, zweifelhafter therapeutischer Nutzen



24.)    5 Prinzipien der Therapie (Wirkmechanismus) von rheumatoider Arthritis mit Biologicals + jeweiligen AST nennen (keine Präparatnamen)

Biologica (Makromoleküle):

  • greifen je nach AST an verschiedenen Stellen der Signaltransduktionskaskade ein, die durch die Freisetzung der Zytokine (v.a. TNF-α) durch die Makrophagen ausgelöst wird.

  • mittels rekombinanter DNA-Technologie hergestellt,

  • parenteral verabreicht

 

Inaktivierung von TNF-α (Tumornekrosefaktor alpha):

TNF-alpha

  • = wichtiges Zytokin in der Pathogenese der rheumatoiden Arthritis

  • kommt vorwiegend aus Makrophagen und -T-Zellen

    • fördert Leukozyteneinwanderung durch Ausschüttung von Chemokinen und Adhäsionsmoleküle

    • fördert Leukozytenaktivierung

    • fördert Produktion + Sezernierung von IL-1 und IL-6 und TNF-α

      • Fördern Knochenabbau, Knorpelabbau, Gelenksentzündung, Rekrutierung weiterer Entzündungszellen und Gefäßneubildung

    => chronische Entzündung mit Knorpel und Knochenzerstörung

  • Biologicals: Etanercept, Infliximab, Adalimumab, Golimumab, Certolizumab

    gegen solubleTNF und den transmembranärenTNF


  • Etanercept (Präparat: Enbrel):

    • rekombinantes Fusionsprotein bestehend aus

      • humanem FC-Teil von IgG1 und

      • extrazellulären, ligandenbindenden Teil des TNF-α-Rezeptors

      =TNF-alpha-Rezeptor

    • bindet an lösliches TNF-α und inaktiviert es,

    • bindet an transmembranäres TNF-α und löst ein „reverse signaling“ aus (Hemmung der Zytokinfreisetzung)

  • Infliximab (Präparat: Remicade):

    • rekombinant hergestellter monoklonaler AK gegen TNF-α,

    • fast ausschließlich mit Methotrexat kombiniert (reduziert u.a. Bildung von AK gegen Infliximab)

    • wird auch bei Morbus Chron verwendet

  • Adalimumab (Präparat: Humira): humaner monoklonaler AK gegen TNF-α

  • Golimumab (Präparat: Simponi): humaner monoklonaler AK gegen TNF-α

  • Certolizumab (Präparat: Cimzia): pegyliertes Fab-Fragment eines humanisierten monoklonalen AK gegen TNF-α



IL-1 Rezeptorantagonist:

IL-1 bei rheumatoider Arthritis im Plasma und in der Synovialflüssigkeit erhöht, führt zu Knorpelzerstörung und Knochendegeneration,

Verwendung in Kombi mit Methotrexat

  • Anakinra (Präparat: Kineret)

    • rekombinant hergestellter humaner Interleukin-1-Rezeptorantagonist, es kommt zur kompetitiven Blockade der Wirkungen von IL-1 an IL-1α und v.a. an IL1-ß Rezeptoren,

 

Hemmung der Aktivierung von T-Zellen (CTLA-4 Analogon, natürlich vorkommend):

  • Abatacept (Präparat: Orencia)

  • rekombinanten Fusionsprotein aus dem FC Teil des humanen IgG und der extrazellulären Domäne von humanem CTLA4 = CD125 (cytotoxic T-Lymphocyte associated protein 4),

  • bindet an CD80 und CD86 von antigenpräsentierenden Zellen und verhindert so die Co-Stimulierung und damit die Aktivierung von T-Lymphozyten (Zytokinproduktion gehemmt),

  • wird nur bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs eingesetzt, teuer und erhebliche Nebenwirkungen (nicht in Monotherapie) 



mAB (monoklonaler Antiköper) gegen IL-6 Rezeptoren:

  • Tocilizumab (Präparat: RoActemra)

    • rekombinanter monoklonaler AK gegen lösliche und membrangebundene IL-6-Rezeptoren,

    • hemmt durch Bindung an die Rezeptoren die proinflammatorischen Effekte des aus Makrophagen und T-Zellen freigesetzten IL-6,

    • bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs,

    • IL-6 fördert

      • Agktivirung von Makrophagen, T-Zellen, Neutrophilen und B-Zellen (AK-Produktion)

      • Knochenabbau (Osteoklastendifferenzierung, RANKL maßgeblich beteiligt),

      • Pannusbildung (VEGF ↑ (=vascular endothelial growth factor; Pannus=Wucherung der Gelenksinnenhaut))

 

mAB gegen CD20:

  • Rituximab (Präparat: MabThera)

  • rekombinanter monoklonaler AK gegen CD20, ein vor allem auf B-Lymphozyten exprimiertes AG

  • (chimär, Maus/Mensch),

  • führt über Bindung an CD20 zur Elimination=Depletion von B-Zellen, wodurch gleichzeitig

    • weniger Autoantikörper (Rheumafaktoren) gebildet werden

    • und eine Interaktion mit autoreaktiven T-Lymphozyten verhindert wird

  • wird bei schwerer aktiver rheumatoider Arthritis (unzureichende Wirkung anderer DMARDs)/ Non-Hodgkin-Lymphom, chronische lymphatische Leukämie eingesetzt; hat schwere Nebenwirkungen 

  • Elimination=Depletion über

    • AK abhängige zellvermittelte zytotoxizität

    • Komplementabhängige Zytotoxizität

    • Apoptose


alle haben ähnliche Nebenwirkungen:

  • schwerwiegende, gelegentlich tödliche Infektionen (v.a. oberer Respirationstrakt)

  • Leukopenie

  • gastrointestinale Störungen

  • Herzkreislaufstörungen

  • Leberfunktionsstörungen

  • Husten

  • Hautausschläge


25.)    Indikation und Aufbau von Etanercept

Aufbau:

Etanercept ist ein rekombinant hergestelltes Fusionsprotein (kein Antikörper, aber Biologikum) aus dem

  • extrazellulären, ligandenbindenden Teil des humanen TNF-α-Rezeptors und dem

  • Fc-Teil von humanem IgG1.

Etanercept bindet spezifisch an lösliches TNF-α und inaktiviert es dadurch und an transmembranäre TNF-α wodurch ein „reverse signaling“ in TNF α-produzierenden Zellen ausgelöst wird und die Zytokinfreisetzung unterdrückt wird.



Indikation:

Etanercept wird meist in Kombination mit anderen DMARDs (disease modifying antirheumatic drugs, z.B. Methotrexat) zur Behandlung von rheumatoider Arthritis eingesetzt. (sowie bei Morbus Brechterew und Psoriasis)

TNF-α ist ein wichtiges Zytokin in der Pathogenese von Rheumatoider Arthritis und anderen entzündlichen rheumatischen Erkrankungen.


Es kommt vorwiegend aus Makrophagen, aber auch T-Zellen und fördert die Leukozyteneinwanderung durch

  • Ausschüttung von Chemokinen (Zytokine, die eine Wanderbewegung auslösen) und

  • Ausschüttung von Klebemolekülen der Endothelzellen

 und bewirkt durch Förderung der Produktion und Sezernierung von IL-1 und IL-6

  • Leukozytenaktivierung (chronische Entzündung, Synovialitis),

  • Osteoblasten-Hemmung sowie Osteoklasten-Aktivierung (Knochenabbau) und

  • Proliferation von Fibroblasten (Knorpelabbau).






Nebenwirkungen:

  • Erythme mit Juckreiz und Schmerzen an der Injektionsstelle (~35 %; ~3 Tage)

  • Infektionen (sehr häufig, v.a. Infektionen der oberen Atemwege)

  • keine nennenswerte Bildung von Anti-Drug-Antikörpern, aber relativ häufig (~11 %) Bildung

  • antinukleärer Autoantiköper (gegen doppelsträngige DNA), die die Wirkung nicht beeinträchtigen aber ein Lupus erythematosus-ähnliches Syndrom hervorrufen können.


Kontraindikatioonen

  • aktive Infektionen

  • Sepsis oder Risiko einer Sepsis

  • Überempfindlichkeit


26.)    Leflunomid

  • Struktur,

  • Wirkungsmechanismus,

  • Hauptindikation,

  • Substanzklasse

  • Nebenwirkungen und KI (keine Altfrage)


Leflunomid zählt zu den Immunsuppresiva -> sind Basistherapeutika (DMARDs, disease modifying antirheumatic drugs), welche zur Behandlung von entzündlichen rheumatischen Erkrankungen (v.a. rheumatischer Arthritis) verwendet werden.

Es wird häufig in Kombination mit Glucocorticoiden oder NSARDs eingesetzt.

 

Wirkungsmechanismus:

Es hemmt reversibel die Dihydro-orotat-dehydrogenase (DHODH; = ein mitochondriales Enzym)

  • DHODH hemmt die Umwandlung von Dihydroorotat zu Orotat

    • Orotat spielt eine wichtige Rolle in der Pyrimidinsynthese spielt. Leflunomid hemmt somit die de novo Pyrimidinsynthese

      • reduziert somit die Proliferation aktivierter T-Lymphozyten, die am Entzündungsprozess maßgeblich beteiligt sind. (benötigen 8-fach erhöhten Pyrimidin-Spiegel um zu proliferieren)

        => Menge an proinflammatorischen Zytokinen sinkt

 



Orotsäure ist ein Pyrimidin-Derivat und Zwischenprodukt der Biosynthese des Uridinmonophosphats (UMP). Salze = Orotate


= UMP


Aktivierte T-Lymphozyten sind stärker als andere Zellen von der Pyrimidinsynthese betroffen, da sie einen 8-fach erhöhten Pyrimidinspiegel benötigen, um zu proliferieren. Sonst reicht der Salvage-Pathway (Bildung von Nucleotiden und Wiederverwertung der entsprechenden Basen) meist aus für die Proliferation, bei aktivierten T-Lymphozyten braucht man aber zusätzlich zum Salvage-Pathway die de novo Pyrimidinsynthese.


Salvage-Pathway = Rettungswege bei wesentlichen Synthesewegen (gibt es nicht nur hier)



Öffnung des Isooxazolrings -> Aktiver Metabolit entsteht




Nebenwirkungen:

ØDuchfall und Übelkeit

ØHaarausfall

ØHautausschläge

ØBlutdruckanstieg

ØLeberfunktionsstörungen (<0.1 %; potentiell lebensbedrohlich!)

ØRisiko schwerer Nebenwirkungen erhöht bei gleichzeitiger oder kurz zurückliegender Behandlung mit

hepatotoxischen DMARDs (z.B. Methotrexat)


Kontraindikationen:

Øschwere Infektionen oder Immundefekten (z.B. AIDS)

Øeingeschränkte Leberfunktion

Øschwere Niereninsuffizienz

ØSchwangerschaft und Stillzeit (Teratogenität; sicherer Konzeptionsschutz bis 2 Jahre nach Behandlung

Ønicht rheumatisch bedingte Blutbildveränderungen (z.B. eingeschränkte Knochenmarksfunktion, ausgeprägte Anämie, Leukopenie, Neutropenie, Thrombozytopenie

27.) Möglichkeiten zur Therapie der rheumatoiden Arthritis


Das Therapieziel ist das Erreichen einer Remission (vorübergehendes oder dauerhaftes Nachlassen von Krankheitssymptomen) oder zumindest eine niedrige Krankheitsaktivität.

 

Monotherapie:

  1. Basistherapeutikum als Monotherapie + Glucocorticoid (zb Prednisolon)

    • Mittel der 1. Wahl = Methodrexat, alternativ Leflunomid oder Sulfasalazin

  2. bei ausbleibendem Therapieerfolg

    Anpassung der Methotexat- oder Prednisolon-Dosis

    eventuell Chloroqhin, Azathioprin oder Ciclosporin A als Alternative


Kombitherapie von DMARD: zb

  • MTX+ LEF oder

  • MTX + Ciclosporin A

  • MTX + Sulphasalazin + Chlorquin


MTX + 1 Biologikum

Bei ausbleibendem Therapieerfolg sollte nach 3 Monaten zusätzlich zu Methodrexat … gegeben werden.

  • Adalimumab, Certolimumab, Infliximab, Golimumab, Etanercept,

  • (Anakinra), Abatacept, Tocilimumab (eig alle außer Rituximab)


MTX + 2 Biologikum

wenn nach 3-6 Monaten keine Besserung:

  1. Methodrexat + wechsel auf

    • anderen TNF-alpha-Inhibitor (Adalimumab, Etanercept, Infliximab, Certolizumab, Golimumab) oder auf

    • Abatacept (CTLA-4 Analogon)

    • Tocilizumab (mAB gegen IL-6)

    • Rituximab (mAB gegen CD20)


 

Die Therapie sollte engmaschig kontrolliert werden


Keine Kombi von TNF-alpha-Inhibitoren miteinander (erhöhtes Risiko für schwewiegende Infektionen)

Adalimumab, Certolizumab, Etanercept

Tocilizumab

= sind auch zur Monotherapie zugelassen, wenn Methotrexat nicht einsetzbar ist






  • Methotexat

    • = hochaffiner, kompetetiver Inhibitor der Dihydrofolatreduktase (=Antimetabolit) -> Hemmung der Neusynthese von Nucleinsäuren und damit von DNA -> Zytostatischer Effekt

    • Orale Verabreichung; bei fehlender Wirkung nach einigen Wochen -> parenterale Verabreichung + Dosissteigerung

    • THF wird gebraucht für die Übertragung von C1 Bausteine bei der Biosynthese von Purinen, es kommt zur Hemmung der Neusynthese von Nucleinsäuren und reduziert somit die Proliferation von Lymphozyten, Mittel der ersten Wahl (mit anderen kombiniert), kann auch Proliferation von anderen Zellen beeinflussen (nicht erwünscht)

  • Bei Methodrexat-Unverträglichkeit -> Leflunomid-Gabe

    =Dihydroorotatdehydrogenase -> hemmt de novo Pyrimidinsynthese


Indikationen von Biologika und JAK-Inhibitoren (Kapitel Rheuma)

Adalimumab

Certalizumab

Infliximab + M. Chron

Goldimumab

Etanercept


Anakinra

  • Behandlung der rheumatoiden Arthritis in Kombination mit Methotrexat bei Patienten, die unzureichend auf Methotrexat alleine ansprechen

Abatacept

  • Mäßige bis schwere aktive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs (in Kombination mit Methotrexat)

  • Hochaktive und progressive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen, die zuvor nicht mit Methotrexat behandelt worden sind

  • Aktive juvenile idiopathische Arthritis von Patienten ab 2 Jahren und älter bei unzureichender Wirkung von NSARDs und Glucocorticoiden (Kombination mit MTX oder als Monotherapie

Tocilizumab

  • Mäßige bis schwere aktive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen bei unzureichender Wirkung anderer

    DMARDs (in Kombination mit Methotrexat)

  • Hochaktive und progressive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen, die zuvor nicht mit Methotrexat

    behandelt worden sind

  • Monotherapie bei Methotrexat-Unverträglichkeit

  • Mäßige bis schwere aktive polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis von Patienten ab 6 Jahren und

    älter bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs inkl. mindestens einem TNFα-Inhibitor

    (in Kombination mit Methotrexat)

Rituximab

  • Schwere aktive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen (in Kombination mit Methotrexat) bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs inkl. Methotrexat und TNF-Inhibitoren

  • Non-Hodgkin-Lymphom

  • Chronische Lymphatische Leukämie (leukämisch verlaufendes Non-Hodgkin-Lymphom)


JAK1/2-Inhibitoren

  • Mäßige bis schwere aktive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat (beide)

  • Mittelschwere bis schwere aktive Colitis ulcerosa bei Nichtansprechen auf andere Therapien (Tofacitinib)


Was ist Gicht

Krankheitsverlauf

Pathophysiologie

Arthritis urica: = pathologische Manifestation einer Hyperurikämie (Serumharnsäurespiegel > 6,4 mg/dl)

  • primäre Gicht:

    = eine Nierenfunktionsstörung (verstärkte tubuläre Rückresorption von Harnsäure), genetische Disposition,

    gefördert durch exogene Faktoren (Stress, Alkohol, Purin-reiche Nahrung (Innereien), Adipositas u.a.)

  • sekundäre Gicht:

    = Komplikation anderer Erkrankungen

    zb Niereninsuffizienz, Chemotherapie von Tumoren (Zelluntergang, viele Purine werden frei)


Krankheitsverlauf primärer Gicht:

  1. asymptomatische Hyperurikämie,

  2. akuter Gichtanfall (häufig Monoarthritis, v.a. Großzehe, schmerzhafte Entzündung/ Schwellung/ Hautrötung),

  3. symptomfreie Intervalle,

  4. chronische Gicht (nie völlig symptomfrei)

    • Uratablagerungen bzw. „Tophi“ an Ohrmuschel/ Händen/ Füßen, Gelenkdeformation,

    • Nierensteine/ Nierenversagen,

      = schwerwiegende systemische Krankheit; ist potentiell tödlich, aber sehr gut behandelbar



Pathophysiologie:

Harnsäure wird normalerweise hauptsächlich über die Niere ausgeschieden. Wenn eine zu hohe Harnsäurekonzentration im Körper ist, kommt es zur Auskristallisation von Natriumurat. Die Kristalle werden von unspezifischer Immunabwehr als körperfremd erkannt und es kommt zur mechanischen Zellreizung (raue, kristalline OF) und Freisetzung chemotaktischer Faktoren.

Es kommt zur Leukozyteneinwanderung und diese phagozytieren die Uratkristalle.

  • Es kommt zur Freisetzung lysosomaler Enzyme ins umliegende Gewebe durch Schädigung der Phagolysosomen durch die Kristalle.

    Zur Bildung reaktiver Sauerstoffspezies, Leukotrienen, PGs und Zytokinen.

Die Folge ist Gewebeläsion und entzündliche Reaktionen. Die dadurch bedingte Erniedrigung des pH-Wertes führt zu einer erneuten Ausfällung von Natriumurat und verstärkt somit den Prozess. =Teufelskreislauf



28.)    Pharmakotherapie der Gicht (eng. = Gout) (3 Möglichkeiten)



gibt 6

Gicht wird nur medikamentös behandelt, wenn

  • sich Symptome zeigen

  • und der Serumharnsäurespiegel über 8 mg/dl liegt.

Asymptomatische Gicht mit einem niedrigeren Harnsäurespeigel wird mittels (6.4 - 8 mg/dl)

  • Verringerung der Purinzufuhr (Fleisch und Innereien meiden, Harnsäure ist Abbauprodukt des Purinstoffwechsels) und

  • Diät zur Normalisierung des Körpergewichts behandelt.

  • in Kombi mit viel trinken

 

Pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten:

  1. NSARDs: v.a. Säurederivate, gegen Schmerzen

  2. Glucocorticoide: Entzündungshemmung

  3. Colchicin:

    • hemmt die Phagozytoseaktivität der Leukozyten (v.a. Makrophagen, nehmen Kristalle nicht auf), wodurch Ruptur und Lyse der Phagolysosomen unterbunden wird und die Entstehung der Entzündungsreaktion gehemmt wird,

    • wird bei akuten Gichtanfällen eingesetzt

    • Alkaloid aus den Samen der Herbstzeitlose

    • Mitosegift, welches die Ausbildung des Spindelapparats hemmt (Tochterzelle ohne Zellkern entsteht)

    • therap. Tagesdosis 6 - 8 mg; ED ≥15 mg tödlich! (Multiorganversagen) (therapeutische Breite Faktor 2)


  4. Urikostatika

    • Allopurinol, Febuxostat:

    • Hemmung der Harnsäurebildung, kompetitive Hemmstoffe der Xanthinoxidase,

    • Behandlung und Prophylaxe aller Formen der Hyperurikämie,

    • Allopurinol nicht in der Schwangerschaft (Risiko für teratogene und embryotoxische Wirkungen)

    • Xanthinoxidase katalysiert die Reaktion von Hypoxanthin zu Xanthin und von Xanthin zu Harnsäure, durch erhöhte Hypoxanthinkonzentration kommt es zusätzlich zur Hemmung der Purinsynthese (negative Rückkoppelung)

    • Allopurinol wird durch Xanthinoxidase zum lang wirksamen Hauptmetaboliten Oxipurinol hydroxyliert, ist maßgeblich an Wirkung und langer Wirkdauer beteiligt.

    • Wirkungen: Senkung der Harnsäurekonzentration im Blut (Serum), vermehrte renale Ausscheidung von Hypoxanthin und Xanthin (Harnalkalisierung mit Alkali-Citrat-Salzen zur Verbesserung der Wasserlöslichkeit und viel Flüssigkeit), Auflösung bestehender Uratkristalle und Prophylaxe der Neubildung

  5. Urikosurika

    • Benzbromaron, (Probenecid in Ö nicht registriert): Hemmung der Harnsäurerückresorption,

    • Wirkung ist dosisabhängig, bei niedrigerer Dosierung paradoxe Harnsäureretention (Hemmung der tubulären Sekretion von Harnsäure), erst bei höherer Dosierung vermehrte Harnsäuresekretion (Hemmung der Rückresorption von Harnsäure)

    • Wirkungen:

      • vermehrte renale Ausscheidung von Harnsäure,

      • Besserung einer Gichtarthritis (Schmerzen, Schwellung, Entzündung),

      • Verkleinerung/ Auflösen von Uratablagerungen im Gewebe,

      • kaum Besserung einer bereits bestehenden Uratnephrophathie („Gichtniere“) ( sind früher aufgrund der Nierenschädigung gestorben)

  6. Urikolytika

    • rekombinante Uratoxidase: Rasburikase:

      • gentechnisch in Saccharomyces cerevisiae hergestellte Uratoxidase des Schimmelpilzes Aspergillus flavus,

      • katalysiert Reaktion von Harnsäure (zu 5-Hydroxyisourat und restliche Reaktionsschritte durch körpereigene Enzyme) zum Allantoin (=gut wasserlöslich),

      • Wirkmechanismus kompliziert,

    • rasche Reduktion der Harnsäure-Serumkonzentration nach i.v. Applikation,

    • ist keine Standardgichttherapie; Einsatz zB bei Tumorlysesyndroms (hohe Harnsäureserumkonzentration häufig als Folge von Chemotherapie)

      starke allerg. Reaktionen bei wiederholter Anwendung

    • KI: Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel

      (Gefahr von hämolytischer Anämie durch verminderten Abbau von H2O2)

    • Fun Fakt: die meisten Tiere haben die Uratoxidase und können daher keine Gicht bekommen (nur Vögel und Menschen haben sie nicht vvon Vertebraten)


 





Author

Christine E.

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