Jugendstil - inhaltliche Motive
Leben, Vitalismus
Tod/Trauer
Mensch und Kosmos (Jahreszeiten)
Frau und Sex (moderne Frau, Femme Fatale, Frau Geliebte, Nudität)
phantastische Idylle (Garten, Park, Landschaft…), Traum, Sehnsucht, Liebe
Akt 1 Szene 3
Wendla plaudert mit ihren Freundinnen
Martha berichtet von körperlicher Züchtigung durch ihre strengen Eltern
Die Mädchen fragen sich, ob ein notwendiger Zusammenhang besteht zwischen Ehe und Schwangerschaft.
Akt 1 Szene 2
Melchior Gabor, sein Freund Moritz Stiefel malen sich aus, wie ihre späteren Kinder aufwachsen: Mädchen und Jungen sollen unbefangen miteinander umgehen lernen.
Moritz gesteht, dass er erste männliche Regungen verspürt, die ihn ängstigen. Sexuelle Aufklärung ist ihm bisher nicht zuteil geworden, und um seinem Freund zu helfen, schreibt Melchior für ihn alles auf, was er über Sexualität weiß.
Beurteilung
Wedekind prangert bornierte Moralvorstellungen im ausgehenden 19. Jahrhundert, daraus entstehendes Leid an
hat bis heute nicht an Aktualität verloren: Schulische oder sexuelle Probleme Jugendlicher, denen Eltern und Lehrer mit fehlendem Einfühlungsvermögen oder Gleichgültigkeit begegnen, sowie mangelnde Aufklärung, führen auch heute noch zu Tragödien
Akt 1 Szene 1
An ihrem 14. Geburtstag wünscht Frau Bergmann, dass ihre Tochter Wendla ein langes, ihrem Alter angemessenes Kleid anzieht. Wendla setzt durch, dass sie noch einen Sommer lang ihr kurzes Kinderkleid tragen darf.
Akt 1 Szene 4
Moritz findet heraus, dass er trotz schlechter Leistungen in die nächste Klasse versetzt wird.
Die Freundschaft zwischen ihm und Melchior, dem Klassenbesten, wird misstrauisch beobachtet.
Jugendstil
im Abstand einer Generation (2. Hälfte 20. Jhdt.)
Terminus literarischer Jugendstil: im Zsmh. mit bildender Kunst —> Protest gegen verfestigte Tradition, Suche nach neuen Werten, Formen - wiederholender Form aus Gotik/Renaissance überdrüssig
(Drang nach neuer Kunst: einheitsstiftende Funktion von Kunst)
Rückbesinnung auf Formen/Abläufe der Natur
kunstgeschichtliche Begriffe übertragen
Jugendstil als Antirealismus
Ausblenden gesellschaftlicher Wirklichkeit, Schaffen einer Überwirklichkeit
Anakreontik (verspielt, galant, Themen der Liebe, FReundschaft, Natur, Geselligkeit —> Ausgelassenheit (Tanz)
Lust als Lebenssinn
Affinität zu Wasser als Entsprechung des Kosmischen (Verbindung beider Räume z.B. durch Schwan)
Pausen Frühlings Erwachen
innere Zerrissenheit
Parallelitäten in Köpfen
geben auch Zeit für Gestik - Spielraum —> Drama des Spielraums
grober Inhalt
1890/91 entstandene, 1906 in Berlin uraufgeführt (Eine Kindertragödie«)
spielt Ende des 19. Jahrhunderts
Im Mittelpunkt: die Gymnasiasten Melchior Gabor, Moritz Stiefel, vierzehnjährige Wendla Bergmann. Die Jugendlichen suchen – verzweifelt/vergeblich – nach Antworten auf drängende Probleme der Pubertät
Moritz gesteht seinem Freund Melchior Angst und Verunsicherung angesichts erster sexueller Regungen: Moritz ist nicht aufgeklärt, um ihm zu helfen, verfasst Melchior für ihn eine Aufklärungsschrift. Zudem ist Moritz‘ Versetzung gefährdet: große Sorgen - Erleichterung, als er herausfindet, dass er – unter Vorbehalt – in die nächste Klasse aufsteigen kann
Die vierzehnjährige Wendla: bevorzugt Kinderkleid vor Kleid für Erwachsene, versucht aber im Gespräch mit ihren Freundinnen das Geheimnis des Kinderkriegens zu lüften
Wendla und Melchior lernen einander kennen, als Wendlas verheiratete Schwester ein Kind bekommt, verlangt Wendla von ihrer Mutter sexuelle Aufklärung. Die Mutter weigert sich und weicht aus —> Sex Wendla, Melchior: unsicher über die Folgen.
Moritz: doch nicht versetzt, aus Verzweiflung/Angst vor Eltern will er nach Amerika fliehen - bittet Melchiors Mutter um Geld dafür, diese lehnt ab —> sieht keinen anderen Ausweg als sich Leben zu nehmen (erschießt sich) - Auch Begegnung mit der lebensfrohen Ilse im letzten Moment bringt ihn nicht davon ab
Melchiors Aufklärungsschrift »Der Beischlaf« wird in Moritz‘ Sachen gefunden —> für Moritz‘ Tod verantwortlich gemacht, von der Schule verwiesen —> Wendla von ihm schwanger —> Erziehungsanstalt
Wendlas Mutter veranlasst eine Abtreibung, bei der Wendla ums Leben kommt
Melchior gelingt die Flucht aus dem Erziehungsheim. An Wendlas Grab begegnet ihm Geist von Moritz - während Moritz versucht, Melchior zur Selbsttötung zu überreden, taucht ein vermummter Mann auf —> verlangt von Moritz, zu verschwinden
Vermummter will sich um Melchior, seine Zukunft kümmern, fordert ihn auf, sich ihm anzuvertrauen —> Gespenst geht zurück in sein Grab, Melchior lässt sich vom Vermummten wegführen
Das Drama »Frühlings Erwachen« lässt sich als eine Art »Adoleszenzdrama« bezeichnen, das typische Probleme dieser Lebensphase thematisiert: Moritz wird nicht versetzt und begeht aus diesem Grund Selbstmord, Wendlas Suche nach ihrer eigenen Sexualität mündet in eine ungewollte Schwangerschaft und in ihren Tod beim Versuch der Abtreibung. Melchior wird in ein Erziehungsheim gebracht, wo er weitere Spielarten von Sexualität erlebt; das Eingreifen eines »vermummten Herrn« am Ende des Stücks ermöglicht sein Weiterleben und öffnet damit den Raum für eine Konfliktlösung.
Vermummter
Mephisto?
Jugendstil als Ausformung des Manierismus
metaphorische Rede, Anspielungen, Rätsel, Irrealität, Schöpfung einer Übernatur
Hinwegschreiten über etablierte Wertvorstellungen
leichthändige Groteske
Leitmotive Jugendstil
Tanz, Taumel
Lebensrausch
der große Pan
Monistisches Verwobensein
Frühlingsgefühle
Blütenzauber
Weiher, Kahn, Schwäne
Traum durch die Dämmerung
schwüle Stunde
Wunder des Leibes
künstliche Paradiese
Jugendstil als elliptischer Stil
Antagonismus und Versuche der Synthese
Gegenpaare drängen auf Ausgleich
Geist, Seele, Heiliger, Sünder, Verklärung, Laster, Paradies, Dschungel, Zartsinn, Brutalität, Todeserklärung, Lebensverherrlichung
Frühlings Erwachen (1891) - Gesellschaftliches
Elitendiskurs, kein Gesamtbild der Bevölkerung —> Figuren= Gymnasiasten
Klassenfrage
Frühlings Erwachen - Gleichzeitigkeit anderer Werke
Hauptmanns Vor Sonnenaufgang (1899)
Hofmannsthal Der Tod des Tizian (1892)
allgemeine Beobachtungen
viele Leerstellen, Ellipsen über das gesamte Stück hinweg (sprachlich, bühnenpraktisch)
vieles wird ausgelassen —> Symbolik: keine Erklärung/Aufklärung
offenes Drama (Beginn/Ende)
offene und geschlossene Schauplätze (innen und außen)
viele Szenen nur mit Kindern
fehlende/durchbrochene Kommunikation
oppositionelle Denkweisen
heftigste Zensurmaßnahmen: Masturbationsszene, aber auch Änderung der Professorennamen
Bildungsballast
Todesvorahnungen
Frauen sind verschlossen 2.3
Satire/Groteske 3.1.
modernes Drama
Kontrafaktur erotische Verführungsszene
Gegenüberstellungen
Erwachsene vs. Jugend
Norm vs. Natürlichkeit
Mischung Naturalistisches, Künstliches, Jugendstil
Umsetzbarkeit auf der Bühne
viele junge Menschen, anstößige Szenen
Ende
Anti-Naturalismus
Stil
gemischt: Naturalismus, Künstliches, Jugendstil
Akt 1 Szene 5
Wendla und Melchior begegnen sich im Wald. Im Gespräch mit Wendla stellt Melchior die Wahrheit der kirchlichen Lehre in Frage und erwägt den Kirchenaustritt.
Dann folgt Melchior Wendlas Aufforderung sie zu schlagen, weil sie diese Erfahrung machen will.
Melchior beginnt zögernd, verliert dann die Kontrolle und prügelt heftig auf sie ein. Dann läuft er schluchzend in den Wald.
Akt 2 Szene 1
In einem seltsamen Geisteszustand erzählt Moritz Melchior das »Märchen von der Königin ohne Kopf«. Die beiden lesen zusammen Goethes »Faust«, was Melchiors liberale Mutter duldet. Melchiors Aufklärungsschrift verstört Moritz.
Am Abend unterhalten sich Melchior und Moritz in Melchiors Zimmer. Moritz klagt sein Leid über den Druck in der Schule/in seinem Elternhaus - erzählt Melchior die Geschichte von der „Königin ohne Kopf“, die sich nur mit Händen und Füßen verständigen konnte, im Krieg von einem König mit zwei Köpfen besiegt wurde. König gab ihr den kleineren Kopf, beide heirateten, lebten glücklich zusammen
Melchiors Mutter bringt den Jungen Tee und mahnt Moritz, aufgrund seiner kränklichen Erscheinung an seine Gesundheit zu denken
Melchiors Begeisterung für Goethes „Faust“ quittiert seine Mutter mit Zweifel, ob er dafür alt genug sei, zeigt sich aber tolerant und überlässt ihm die Entscheidung. Moritz äußert seine Faszination über Goethes Figur „Gretchen“, die Melchior in einem Aufsatz zum Thema hatte.
Akt 2 Szene 2
Wendla erfährt von ihrer Mutter, dass Ina, Wendlas Schwester, einen Jungen zur Welt gebracht hat.
Wendla ist begeistert, zum dritten Mal Tante geworden zu sein, nimmt ihrer Mutter jedoch nicht die Geschichte vom Storch ab, der die Neugeborenen bringt. Sie drängt ihre Mutter deshalb, sie aufzuklären.
Frau Bergmann zeigt sich unfähig, offen über das Thema zu reden. Wendla bekommt von ihrer aufgeregten Mutter nur zu hören, dass dazu Heiraten und eine starke Liebe notwendig sind.
Akt 2 Szene 3
Melchiors Mitschüler Hänschen Rilow schließt sich auf der Toilette ein und holt eine Nachbildung des Gemäldes der „Ruhenden Venus“ von Palma il Vecchio hervor.
Während er es betrachtet, fantasiert er über die weibliche Nacktheit und befriedigt sich dabei selbst. Vor seinem geistigen Auge lässt er weitere klassische Darstellungen nackter Frauen vorbeiziehen, wie „Jupiter und Io“ von Antonio da Correggio und „Leda und der Schwan“ von Hans Makart.
Schließlich lässt er das Bild ins Klo fallen.
Akt 2 Szene 4
Melchior hat sich auf einem Heuboden verkrochen und wird von Wendla entdeckt. Sofort versucht er, ihr näher zu kommen und sie zu küssen. Während sie sich verzweifelt wehrt, versichert er ihr, dass seine Annäherung nichts mit Liebe zu tun hat —> Vergewaltigung?
Akt 2 Szene 5
Melchiors Mutter schreibt einen Brief an Moritz. Es ist die Antwort auf Moritz' Brief, in dem er sie um Geld für die Flucht nach Amerika gebeten hat, da er die negative Reaktion seines Vaters auf die schlechten schulischen Leistungen fürchtet.
Sie ist nicht bereit, ihm die geforderte Summe auszuhändigen und bietet ihm stattdessen an, bei seinen Eltern ein gutes Wort für ihn einzulegen.
Moritz' Drohung, bei einer Ablehnung Selbstmord zu begehen, weist sie zurück und will ihm klar machen, dass die persönliche Beurteilung eines Menschen nicht von seinen Schulnoten abhängt. Mit den letzten Zeilen versucht sie, ihm noch einmal Mut zuzusprechen.
Akt 2 Szene 6
Wendla führt am Morgen einen Monolog im Garten ihres Elternhauses, in dem sie die Vergewaltigung durch Melchior zu verarbeiten versucht.
Glück - Angst?
Akt 2 Szene 7
Nachdem Moritz den Brief von Melchiors Mutter gelesen hat, läuft er abends mit melancholischem Gemüt an einem Fluss entlang. In sich versunken, lässt er sein bisheriges Leben an sich vorbeiziehen und erinnert sich an die gemeinsamen Zeiten mit seinem Freund Melchior. Bedauernd stellt er fest, nie „das Menschlichste“, also die körperliche Liebe, erfahren zu haben und stellt sich vor, wie Bekannte und Freunde an seinem Grab trauern. Von der jungen lebensfrohen Ilse wird er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Sie erzählt ihm von ihren ausschweifenden Erlebnissen mit den Künstlern, denen sie Modell stand und lädt ihn anschließend ein, mit ihr zu gehen. Moritz widersteht der Versuchung und lehnt das Angebot ab. Er zieht sich ins Ufergebüsch zurück, verbrennt den Brief von Melchiors Mutter und erschießt sich.
Akt 3
Der Rektor des Gymnasiums fürchtet nach Bekanntwerden von Moritz' Selbstmord um sein Ansehen und verweist Melchior, dessen erotisches Schriftstück bei Moritz' Sachen gefunden worden war, der Schule.
Bei Moritz' Bestattung reden die Anwesenden mir großer Verachtung über dessen Schicksal, nur Ilse und Martha bezeugen ihre Trauer. Ilse offenbart, nach Moritz' Tod dessen Pistole an sich genommen zu haben.
Melchiors verbitterter Vater will seinen Sohn in eine Erziehungsanstalt schicken. Die Mutter, die das zunächst ablehnt, ändert ihre Meinung als sie von einem Brief Melchiors an Wendla erfährt, in dem der Junge sein sexuelles Vergehen ihr gegenüber bereut.
Zudem stellt sich heraus, dass Melchior mit Geld seines Onkels nach England flüchten wollte.
Wendla ist schwanger geworden. Ohne deren Wissen will die Mutter heimlich eine medikamentöse Abtreibung vornehmen lassen.
Die Schüler Ernst Röbel und Hänschen Rilow gestehen sich gegenseitig ihre Zuneigung.
Melchior findet inzwischen einen Weg, aus der Erziehungsanstalt zu entkommen.
Auf dem Friedhof entdeckt er den Grabstein der an der Abtreibung verstorbenen Wendla und trifft den Geist von Moritz, der den verzweifelten Melchior in die Totenwelt holen will. Ein geheimnisvoller Fremder verhindert dies. Er stellt Melchior eine hoffnungsvolle Zukunft in Aussicht und nimmt ihn mit sich.
Akt 3 Szene 1
vor den Professoren des Gymnasiums äußert Rektor Sonnenstich in einer Konferenz seine Sorge, welchen Schaden die Schule durch Moritz' Selbstmord nehmen könnte, sollte es Nachahmer für dessen Tat gebenEr denkt nicht an die eigentlichen Opfer, sondern fürchtet um das eigene Ansehen und die Gesellschaft, die ihn und seine Kollegen dafür verantwortlich machen könnte.
Die Professoren scheinen die Ernsthaftigkeit des Themas nicht verstehen zu wollen und lassen sich lieber über die Frage aus, welches Fenster im Raum zum Zweck einer besseren Belüftung geöffnet werden sollte.
Die Lächerlichkeit ihres Verhaltens wird durch ihre Namen wie „Affenschmalz“ und „Fliegentod“ noch verstärkt.
Melchior wird gerufen. Der Rektor konfrontiert ihn mit dem Schriftstück „Der Beischlaf“, das Melchior für Moritz verfasst und ihm in der Schule zugesteckt hatte.
Während eines einseitigen Verhörs erhält Melchior keine Chance, sich zu verteidigen, darf nur mit „ja“ oder „nein“ antworten und wird vom empörten Rektor ständig beschimpft.
Indirekt wird er für den Tod seines Kameraden verantwortlich gemacht und der Schule verwiesen.
Akt 3 Szene 2
Verwandte, Lehrer und Schüler stehen unter strömendem Regen an Moritz' Grab, während sein Sarg beigesetzt wird.
Aus der Predigt von Pastor Kahlbauch und den Kommentaren der Anwesenden wird deutlich, dass der Selbstmord des Schülers als Sünde und Frevel interpretiert wird.
Moritz' Vater schämt sich so sehr dafür, dass er sogar seine Vaterschaft leugnet. Keiner der Erwachsenen hat ein gutes Wort für den Verstorbenen übrig.
Als sie das Grab verlassen, spekulieren die verbleibenden Schüler über die Umstände des Todes. Da bei Moritz keine Pistole gefunden wurde, steht die Vermutung im Raum, dass er sich vielleicht erhängt hat. Schnell wenden sich die Gymnasiasten aber wieder ihren schulischen Problemen zu.
Schließlich nehmen auch Ilse und Martha Abschied am Grab und werfen Blumen hinein. Ilse gesteht, den toten Moritz gefunden und die Pistole an sich genommen zu haben. Martha bittet Ilse, ihr diese auszuhändigen, Ilse aber will die Pistole zur Erinnerung behalten.
Akt 3 Szene 3
Melchiors Eltern liegen im Streit darüber, wie es mit ihrem Sohn, nachdem er von der Schule verwiesen wurde, weitergehen soll.
Der Vater beschuldigt die Mutter einer zu liberalen Erziehung, die zu Melchiors „unmoralischem“ Schriftstück geführt habe, während die Mutter ihren Sohn verteidigt und nichts Verwerfliches in Melchiors Handeln sieht.
Daraufhin konfrontiert der Vater sie mit einem Brief, den er von Wendlas Mutter erhalten hat. Darin schreibt Melchior Wendla, wie sehr er seine sexuellen Annäherungen ihr gegenüber bereue.
Die Mutter erkennt erschüttert Melchiors Schrift und ihre Meinung über den Sohn kehrt sich ins Gegenteil. Wie Wendlas Vater ist sie nun auch dafür, Melchior in eine „Korrektionsanstalt“ zu schicken, wo ihm eine „christliche“ Erziehung zuteilwerden soll.
Die harte Haltung der Eltern wird durch ein Telegramm bestätigt, in dem Melchior seinen Onkel um Geld für eine Überfahrt nach England gebeten hatte.
Akt 3 Szene 4
In der Erziehungsanstalt fühlt sich Melchior mit den anderen Jungen nicht besonders wohl. Um nicht als Sonderling zu gelten, macht er widerwillig bei deren Gruppenmasturbation mit, die schließlich in eine Rauferei mündet, aus der er sich heraushält. Noch immer beschäftigt ihn die Schuld, die er Wendla gegenüber empfindet. Außerdem denkt er über Fluchtmöglichkeiten aus der Anstalt nach.
Akt 3 Szene 5
Wendla liegt krank im Bett. Der hinzugezogene Arzt spricht ihr Mut zu und verordnet Tabletten. Währenddessen ist Ihre Schwester Ina auf dem Sprung in die Stadt.
Die Mutter versucht Wendla zu überzeugen, dass es eine harmlose Bleichsucht ist. Nach einigem Zögern offenbart sie ihrer Tochter, dass diese in Wirklichkeit ein Kind bekommen wird. Den Vorwurf Wendlas, ihr nicht die ganze Wahrheit über das Kinderkriegen erzählt zu haben, rechtfertigt die Mutter mit den Methoden, die sie von ihrer eigenen Erziehung kennt.
Als Ina gegangen ist, steht „Mutter Schmidtin“ vor der Tür, eine Nachbarin, die, wie sich später herausstellt, Wendlas Kind abtreiben soll.
Akt 3 Szene 6
Die Schüler Ernst Röbel und Hänschen Rilow liegen im Gras eines Weinbergs und genießen die untergehende Sonne.
Entspannt und ausgelassen machen sie sich Gedanken über ihr zukünftiges Leben.
Dabei entdecken sie ihre homosexuelle Zuneigung füreinander und küssen sich.
Akt 3 Szene 7
In einer Novembernacht: Melchior auf der Flucht aus der Erziehungsanstalt, klettert über die Friedhofsmauer, um Moritz' Grab zu suchen.
Dabei trifft er auf Wendlas Grabstein: Schuldgefühle
Als er weglaufen will, erscheint ihm der tote Moritz, der seinen Kopf unter dem Arm trägt. Von ihm erfährt Melchior, dass die Toten erhaben über den Irdischen stehen, sie beobachten und nur ein mitleidiges Lächeln für sie übrighaben.
Moritz will Melchior zu sich ins Totenreich holen, worauf dieser aus lauter Selbstverachtung bereit ist, einzuwilligen.
Ein „vermummter Herr“ erscheint und will Melchior von seinen Selbstmordabsichten abbringen. Dabei erfährt Melchior, dass Wendla durch ein Abtreibungsmedikament der „Mutter Schmidtin“ gestorben ist.
Der Fremde, dessen Identität unbekannt bleibt, verachtet den toten Moritz und unterstellt ihm, nur Angst vor der Einsamkeit zu haben.
Melchior hingegen will er eine neue Chance geben, wenn dieser bereit sei, sich ihm anzuvertrauen. Melchior dankt Moritz für die gemeinsame Zeit und verspricht ihm, ihn nie zu vergessen. Von dem unbekannten Mann lässt er sich schließlich wegführen.
Interpretationsansätze
ein Werk, das bürgerliche Moralvorstellungen kritisiert (gesellschaftskritisch),
ein Werk, das innerseelische Vorgänge auf die Bühne bringt (psychologisch),
ein typisches Jugendstildrama (philosophisch-poetologisch).
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