Was prägt unser Bild von Journalismus?
(lernen)
Gesellschaftliches Verständnis von Journalismus
Gesellschaftliches Vertrauen in Journalismus
Mythen um Journalismus/Journalisten (v.a. durch Populärmedien, Film, vorherige neg. Vorfälle)
Stichwort: Desinformation, Fake News, Lügenpresse
Aktuelle Veränderungen im Journalismus
Vertrauenskrise des Journalismus: Wie hat sich das Vertrauen in die Medien in letzter Zeit (2015-2022) geäußert?
geringes und abnehmendes Vertrauen in alle Schlüsselmarken (=> Ausnahmen: z.B. hoch in Finnland)
wenige glauben, Medien seien unabhängig von politischem, wirtschaftlichem oder kommerziellem Einfluss
Skandal um staatliche Werbeverträge erklärt, warum 20% der Befragten einer Gallup-Umfrage glaubten, es sei möglich, günstige Beiträge von österreichischen Wirtschaftsmedien zu kaufen
mögliche Faktoren: Corona-Bump (=> Vertrauen sogar gestiegen!), Trump-Wahl, Brexit-Sturz, Gilet Jaunes-Proteste, Parlamentschaftswahlen
Welche Definitionen von Journalismus gibt es?
Professionsgebundene Definitionen:
Österreichisches Journalistengesetz (1920, 2007)
Deutscher Journalismusverband (DJV)
Wissenschaftliches Verständnis:
Meier (2013)
Neuberger & Kapern (2013)
Deuze (2005)
Definition von Journalismus à
Österreichisches Journalistengesetz
alle Mitarbeiter einer Nachrichtenagentur, Zeitungs- oder Rundfunkunternehmung (Ton- & Bildfunk),
die mit Verfassung/Gestaltung von Text oder Zeichung/Herstellung von Bildern/Laufbildern über aktuelles Tagesgeschehen betraut sind,
mit festen Bezügen angestellt sind und Tätigkeit nicht nur als Nebenbeschäftigung ausüben (Redakteure, Schriftleiter)
Kritik an Definition à
Einschränkung auf Vollbeschäftigung
=> schließt Freiberufler, Nebenberufliche und ca. 70% der Content Creator für Nachrichten aus
Einschränkung auf gewisse Medienorganisationen/-unternehmen (Zeitung, Rundfunk, Film)
Gesetze wichtig für gewisse Privilegien: Quellenschutz & Pressefreiheit
DJV (Deutscher Journalismusverband)
Mitglied kann werden, wer:
hauptberuflich als Arbeitnehmer/-ähnlicher oder Selbstständiger
für Printmedien, Rundfunk, digitale Medien, Nachrichtenagenturen, Presse-/Öffentlichkeitsarbeit oder Bildjournalismus tätig ist,
an Erarbeitung/Verbreitung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Medien mittels Wort, Bild, Ton oder Kombination beteiligt ist,
vornehmlich durch Recherchieren (Sammeln, Prüfen) sowie Auswählen/Bearbeiten der Informationsinhalte,
durch Aufbereitung (Berichterstattung, Kommentierung), Gestaltung und Vermittlung oder disponierende Tätigkeiten im Bereich Organisation, Technik, Personal.
Aufgabe von Journalisten à
Sachverhalte/Vorgänge öffentlich machen, deren Kenntnis für Gesellschaft von allg./pol./wirtsch/kultureller Bedeutung
durch umfassendes Informationsangebot in allen publizistischen Medien Grundlage schaffen, dass jeder die in Gesellschaft wirkenden Kräfte erkennen & an Prozess politischer Meinungs-/Willensbildung teilnehmen kann
=> Voraussetzung für Funktionieren des demokratischen Staates
Zur Erfüllung der journalistischen Aufgabe hat Grundgesetz die Medien mit Freiheitsgarantien ausgestattet:
alle Journalisten sollen diese erhalten/aufbauen
alle J. verpflichtet zu: besonderer Sorgfalt, Achtung der Menschenwürde, Einhaltung der Grundsätze (des Pressekodex des Deutschen Presserates)
J. können ihren öffentlichen Auftrag zur Information, Kritik & Kontrolle nur erfüllen, wenn sie von Auflagen und Zwängen frei sind, die diesen Grundsätzen entgegenstehen
recherchiert, selektiert und präsentiert Themen, die neu, faktisch und relevant sind
stellt Öffentlichkeit her, indem er Gesellschaft beobachtet, dies über periodische Medien einem Massenpublikum zur Verfügung stellt & so gemeinsame Wirklichkeit konstruiert
=> bietet Orientierung in komplexer Welt
=> konstruiert Wirklichkeit durch Selektion
=> Macht von Journalisten, was als wahr verstanden wird
ein gesellschaftliches Teilsystem mit Funktion der Selbstbeobachtung der Gesellschaft
stellt Öffentlichkeit her, indem Themen aktuell/universell ausgewählt, objektiv über sie berichtet, Beiträge veröffentlicht und kontinuierlich über Massenmedien ans Publikum verbreitet werden
Autonomie ist notwendige Voraussetzung für Erfüllung dieser Funktion
Kritisch: Anspruch auf Objektivität
=> Was nicht objektiv berichtet wird, ist kein Journalismus?
=> Trennung von Meinung und Berichterstattung
Kritisch: Autonomie
=> Aspekte der partikulären Interessen
=> Wann kann Journalismus komplett unabhängig sein (v.a. wenn man auf Finanzierung angewiesen ist)?
Deuze (2005) “Occupational ideology of journalism” (Berufsideologie des Journalismus)
Kritierien des Journalismus:
Dienst an Öffentlichkeit (Public Service)
Objektivität
Autonomie und Unabhängigkeit
Aktualität (Immediacy)
Ethik
Wissenschaftliches Verständnis von Journalismus lässt sich in sieben Punkten zusammenfassen:
Selbstbeobachtung der Gesellschaft
(zugleich: Frühwarnsystem, Taktgeber, Agenda-Setter, Moderator)
Aktualität
Universalität
Publizität
Kontinuität
Objektivität (Faktizität)
Autonomie:
=> sollte von politischen, ökonomischen, anderen Zwängen befreit sein
=> ist auf Politik (Schutz der Medienfreiheit) und Wirtschaft (Finanzierung der Redaktion) angewiesen, aber aus diesen Bereichen drohen ihm stets Einschränkungen der Autonomie (z.B. Druck von Werbekunden, Streben nach Massenattraktivität, Zensur, Kontrolle)
Definitorische Problematik
Versch. Definitionen vermischen…
funktionale Ebene (z.B. Aufgaben des Journalismus)
analytische Ebene (z.B. Aspekte des Journalismus)
normative Ebene (z.B. Erwartungen an Journalismus, er sollte dies und das…)
konzeptuell (z.B. Rolle Journalismus in Gesellschaft, Rahmenbedingungen)
operational (z.B. Heraufzählen einzelner Aspekte eines Terms wie “Journalist ist jemand, der in Nachrichtenagentur arbeitet”)
**Wandel und Grenzen im Journalismus
Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten, Öffentlichkeit herzustellen, innerhalb und außerhalb Redaktion
=> Social Media Editor, Content Creator, Data Journalist, Influencer
sich verändernde Arbeitsmöglichkeiten resultieren in neuen Geschäftsmodellen des Journalismus:
=> Entrepreneurial Journalists, Freie Journalisten
Wandel aktuell: Zuwachs an individualisierten Nachrichten, Verkaufszahlen gehen zurück
Das Problem mit “Medienvertrauen”
Messung: von Medienvertrauen schwierig, weil…
=> man versch. Ebenen mit einbeziehen muss (institutionell, mediengebunden, Presse oder ORF?)
=> Mehrebenenphänomen (keine Generalaussagen möglich, Vertrauenskrise ist konstant)
=> man untersch. Vorstellungen hat
Mediennutzung: Verbindung zw. Medienvertrauen & Mediennutzung komplex, Kausalität unklar (Mediennutzung als Ritual, Verhalten, ist Mediennutzung veränderbar?)
Stabilität: von Medienvertrauen unklar (z.B. als Folge von Skandalen)
**Vorläufer des Journalismus
gesprochenes Wort => Gefahr von Fehlern in Vermittlung über mehrere Personen
Journalisten der Vorzeit: Boten, Stadtschreier, Minnesänger
Beispiel Acta Diurna (= lat. Tagesgeschehen):
=> Informationsblatt im Römischen Reich, handgeschrieben vervielfältigt
=> offizielle Nachrichten (Gerichtsreportage, Erlässe vom Kaiser), private Meldungen (Geburten, Tode, Hochzeiten)
=> 59 v. Chr. durch Cäsar etabliert
Beispiel Dibao:
=> Gazetten in China (“palace report”, “imperial bulletin”)
=> offizielle Nachrichten für Eliten
=> Papierherstellung erst 105 n. Chr.
**Pressegeschichten (v.a. in Europa) und Entstehung der Zeitung: Ursprung der Zeitung?
Ursprung der Zeitung: Privatbrief & Briefverkehr mit bezahlten Korrespondenten (z.B. zw. Klöstern, Händlerverbünden)
Frühe Gazetten:
handgeschriebene Nachrichtenblätter Mitte 14. Jhd.
politische, militärische, Wirtschaftsnachrichten
Beispiel: Fugger-Zeitungen (zw. versch. Standorten von Augsburg aus über wirtsch. Entwicklungen informiert)
=> nicht regelmäßig, nur für best. Publikum, keine Massenkommunikation, bedarfsbegleitet
Buchdruck in Europa:
1456, Johannes Gutenberg => Druckerpresse
Hauptzweck: Druck von religösem Material (Bibel)
hohe Kosten (wirtschaftlich nicht für Nachrichten relevant)
Erste Zeitung in Europa:
1605, “Relation” in Straßbourg, Johann Carolus => erste, regelmäßig gedruckte Zeitung
Umstellung auf gedruckte Zeitungen kaum journalistische, rein wirtschaftliche Motive
Bedeutung der Kaffeehäuser:
in ganz Europa, v.a. England, Frankreich, Wien
Orte zur Diskussion von Neuigkeiten, Treffpunkt von Literaten
Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit
=> bis dato: Zeitungen für Eliten!
**Zeitungsevolution
1605: Relation (Straßbourg)
1615: Ordinari Zeittungen (Wien)
1632: Gazette de France (erste französische Zeitung)
1665: London Gazette (erste englische Zeitung)
1690: Publick Occurences Both Forreign and Demestick (erste US-Zeitung)
1702: Daily Courant (erste Tageszeitung)
=> wenig Meinungsjournalismus
**Entwicklung von Zeitungen für Masse
Bildungswachstum
rapider Zuwachs an Zeitungen
unklar, welche Entwicklung was gesteuert hat
Zeitungen benötigten Ertragswachstum
Faktoren 19 Jhd: Bevölkerungswachstum, politische Krisen, verbesserte Transportwege/Kommunikation
spätes 19 Jhd. Entwicklung des Objektivitäts-Ideals, um neues Publikum zu gewinnen
**Penny Press
Gründung von sehr günstigen Zeitungen (1830er Jahre)
Sensationsnachrichten: Tragödien, Verbrechen, Abenteuer, Klatsch & Tratsch
Objektivität wird wichtiger (aus wirtschaftlichen Gründen)
Beispiele:
Benjamin Day: “The (New York) Sun”
James Gordon Bennett: “The New York Herald”
**Illustrierte Presse
=> zur gleichen Zeit wie Penny Press (1830er Jahre)
1842: Illustrated London News
1843: L’Illustration
1852: Frank Leslie’s Weekly
1857: Harper’s Weekly
Eigenschaften einer Zeitung
Aktualität => gegenwärtige Relevanz
Periodizität => regelmäßig
Publizität => öffentlich und allgemein zugänglich
Universalität => thematische Vielfalt
=> Dovifat/Wilke (1976): “Die Zeitung vermittelt jüngstes Gegenwartsgeschehen in kürzester regelmäßiger Folge der breitesten Öffentlichkeit (fixiert in Schrift und Druck).”
**Erfindung des Telegraphen
1837, Schreibtelegraph, Samuel Morse
neue Technologie setzt sich schnell durch, revolutioniert Nachrichtenübertragung
Bedeutung für Journalismus: Gründung von Nachrichtenagenturen, die schneller Nachrichten an Kunden vermitteln konnten
**Begründung des Prinzips der umgekehrten Pyramide
umgekehrte Pyramide (Climax-First-Form) als weitverbreitetste Darstellungsform im Journalismus
Wichtigstes zuerst: Wer? Wann? Wo? Was? Wie? Warum?
oft behauptet, dass Nachrichtenübertragung durch Telegrafen zur Einführung der Form beitrug => wissenschaftlich problematisch, da Pyramide erst ab 1875 weit verbreitet ist
Erfindung des Radios
spätes 19. Jhd. / frühes 20. Jhd.
1906: erste Radio-Übertragung
1920: erste Radio-Nachrichten
1923: erste Ausstrahlung in Österreich
zu Beginn nur Nachrichten aus Zeitungen vorgelesen, später erst eigene Nachrichten
Massenverbreitung für Nachrichten & Propaganda
Erfindung von Fernsehen
1920er, John Logie Baird
1928: erste Ausstrahlung
1955: erste Ausstrahlung in Ö (1958 regulär, 1969 in Farbe)
in einigen Ländern erst viel später (ab 90er z.B. 1992 Solomon Islands, Vanuatu oder 1999 Malawi, Buthan)
=> sehr wichtig für Selbstbewusstsein für Journalismus, Politiker richten sich nach Medienlogik
Österreichischer Rundfunk
1924: Ursprung in Radio Verkehrs AG
1938: liquidiert und Deutscher Reichsrundfunkgesellschaft unterstellt
1955: erste Fernsehsendung
1957: Gründung der Österreichischen Rundfunk GmbH
=> Gesellschafter: Bund (97,3%) und Länder (2,7%)
Nachrichten im ORF:
3.12.1955: ZiB (Dauer: 30 Minuten)
1975: Trennung in ZiB1 & ZiB2 (ZiB2 kurzweilig “Zehn vor Zehn”)
untersch. Konzepte für beide Nachrichtensendungen
1984: Einrichtung des Newsdesk zur Produktion aller Nachrichtensendungen
Internet
1970er entwickelt
1990er öffentlich zugänglich
frühe Hoffnung auf demokratische Öffentlichkeit (alle können was sagen, kein Elitenjournalismus, heute anders!)
Journalismus adaptierte erst langsam zu neuen Medien
“Shovelware” = gedruckte Nachrichten auf Website geschaufelt
**Geschichte des Online-Journalismus
1993: Uni Florida, erste journalistische Website
1994: “Palo Alto Weekly” => erste regelmäßige Zeitung im Web
1994: “Spiegel Online”
1994: “quintessenz” => eines der ersten deutschsprachigen Online-Magazine
1995: “derstandard.at” => erste deutschsprachige Tageszeitung im Internet
**Journalismus als Politik & Propaganda: Damals vs. Heute
Klassischer parteipolitischer Journalismus
frühe Zeit des Journalismus durch parteipolitische Berichterstattung gekennzeichnet
Journalisten als Vehikel für Meinungen (länger akzeptabel in Europa als z.B. UK/USA)
Europa klassische Parteipresse früher! => Heute (nach NS) eher parteineutral, trotzdem Neigungen einer politischen Richtung, aber keine finanzielle Hilfe - viele Ur-Zeitungen
Entwicklung 20. Jhd. - 21. Jhd. - 2022 “Alternative Medien”
20. Jhd: Journalismus für Propaganda
Gleichschaltung von Medien (im Nationalsozialismus)
Nachrichten vorgegeben (vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda)
Emigration oder Festnahme oppositioneller Journalisten
21. Jhd: “Hyperpartisian News”:
Partei-neutrale Presse nur in wenigen Ländern Thema (auch Europa), aber: Renaissance parteinaher Medien oder sogar Parteipresse im Zuge der Digitalisierung
2022: “Alternative Medien”:
Online-Medien, auch mit klarer linker/rechter politischer Ideologie
Verteilung von Nachrichten einfacher im digitalen Raum
Aktive Abgrenzung von sogenannten “Legacy Media”
Profitieren von “Lügenpresse” - Narrative seit 2016 (Flüchtlingsbewegung)
=> Aber: Begriff , schwierig zu definieren
Objektivität als Journalistisches Paradigma
wissenschaftliches Prinzip: Übereinstimmung von Tatsache/Behauptung (Karl Popper)
Erkenntnistheoretische Trennung von Subjekt/Objekt
Wahrheit ohne Verzerrung
im Journalismus ein “technischer Ausdruck”
Objektivität im ORF-G
objektive Auswahl/Vermittlung von Informationen (Nachrichten, Reportagen)
inkl. Berichterstattung über Tätigkeit der gesetzgebenden Organe & ggf. Übetragung ihrer Verhandlungen
Wiedergabe/Vermittlung von für Allgemeinheit wesentliche Kommentare, Standpunkte, Stellungnahmen
Berücksichtigung der Vielfalt der im öff. Leben vertretetenen Meinungen
eigene Kommentare, Sachanalysen, Moderationen unter Wahrung des Grundsatzes
**Inhaltliche Programmgrundsätze des ORF
Sendungen müssen im Hinblick auf Aufmachung/Inhalt Menschenwürde & Grundrechte anderer achten
Sendungen/Onlineangebot dürfen nicht zu Hass/Gewalt gegen eine Person(engruppe) aufgrund Geschlechts, Rasse, Hautfarbe, Herkunft, genetischer Merkmale, Sprache, Religion, Weltanschauung, pol./sonstige Anschauung, Zugehörigkeit zu Minderheit/Sexualität, Vermögens, Geburt, Behinderung, Alters aufstacheln
keine Aufforderung zur Begehung terroristischer Straftaten
Angebot bemüht sich um Qualität, Innovation, Integration, Gleichberechtigung, Verständigung
4 Definitionsansätze zu Objektivität
Wirklichkeitsbezogene Position => Übereinstimmung von Wirklichkeit/Berichterstattung
Journalismusbezogene Position => Objektivität journalistischer Arbeitsweisen
Darstellungsbezogene Position => Unparteilichkeit in Darstellung (Rückbindung an Wirklichkeit keine zentrale Rolle)
Rezipientenbezogene Position => Übereinstimmung von Wahrnehmung der Rezipienten mit Wirklichkeit
Immersiver Journalismus
Verwendung neuer Technologien (z.B. VR)
desinteressierte Menschen zurückholen z.B. zum politischen Journalismus (komplexe/politische Zusammenhänge werden direkt an Person herangeführt)
Journalismus der Teilhabe: Teilnehmer direkt dabei, ein Teil der Erfahrung => gibt dabei Objektivität auf
v.a. auch bei komplexen/sozialen Problemen
Wandel im Journalismus
Verkaufszahlen & Werbeeinnahmen gehen zurück
Zuwachs an personalisierten Nachrichten
Wandel ist einziges Kontinuum im Journalismus
“Tod von Objektivität”, Wiederaufkommen von Meinungsjournalismus?
Konvergenz journalistischer Plattformen
größerer Einfluss des Publikums, mehr Interaktion zw. Journalist & Publikum
Grenzen zw. professionellen Journalisten & Amateuren verschwimmen
**Datengrundlage für “Was wissen wir über Journalisten?”
worldsofjournalism.org:
internationale Studie (Uni München gegründet)
momentan Arbeit an 3. Welle (2021-2023) (Befragungen)
in AT: Folker Hanusch (UniVie), Josef Seethaler, Andreas Riedl (ÖAW)
1. Welle (2007-2011): 21 Länder, 2. Welle (2012-2016): 67 Länder, 27.000 Interviews
3. Welle: mehr als 120 Länder
Journalisten Österreichs im globalen Vergleich
AT < Welt => Frauenanteil, Spezialisierung auf J. an Uni
AT > Welt => Alter, Berufserfahrung, Bildung, Arbeitsbezogene Spezialisierung (Ressort, Hard/Soft news)
Geschlechterunterschiede im Journalismus (Österreich)
W > M => Uniabschluss, Spezialisiert auf J., Hard news, Jr. Manager, Teilzeit, freier Journalist
M > W => Alter, Berufserfahrung, Senior Manager, Vollzeit
Geschlechterunterschiede im Journalismus (Global)
W > M => Uniabschluss, Spezialisiert auf J., Soft News, Teilzeit, Freier Journalist
M > W => Alter, Berufserfahrung, Hard News, Management-Position, Vollzeit
Journalistische Kompetenzen
Fach-, Sach-, Vermittlungs- & Organisations/Konzeptionskompetenz (+ soz. Orient.) => dynamisches Toolset
geht nicht nur um Wissen/Interessen, auch um Techniken (Technik-/Gestaltungskompetenz)
Kompetenzen in letzten Jahren stark verändert
welche Kompetenzen benötigt, v.a. durch Bildung abgeleitet (Meier)
Traditionell: J. haben Recherchevorteile (Zugang zu Pressekonferenzen, Politikern, Archiv) => online nicht mehr unbedingt gegeben, da jeder hat => Kompetenzen abhängig
Herausforderungen für Journalisten
ethische Fragestellungen
Veränderungen in Arbeitsweise (z.B. neue Technologien)
Arbeitsbedingungen (z.B. Bezahlung, Arbeitszeit)
Quellenkuratierung (Verlässlichkeit)
wachsende Zahl untersch. Ausspielkanäle
**Journalistische Rollenverständnisse
= Konzepte, um zu erkennen, wie sich Journalisten selbst sehen
Rollentheorie: Zentrales Interesse der Journalismusforschung
=> Wie denken Journalisten über ihre Rolle in der Gesellschaft?
=> Was sind (journalistische) Rollen:
“A pattern of behavior/attitudes, constituting a strategy for coping with a current set of situations, which is socially identified.” (Turner, 1990)
“A composite of occupational tasks/purposes that is widely recognizable and has a stage and enduring form.” (Christians, Glasser, Nordenstreng & White, 2009)
Rollenselbstverständnisse nach Cohen
neutraler Beobachter
teilnehmender Journalist
Rollen nach Janowitz
Gatekeeper (objektiv, Information weiterführen)
Advocate (Fürsprecher)
=> geprägt von US-Journalismus, hat mit allg. gesellschaftlicher Präsenz von USA zu tun
Rollen nach Köcher
Bloodhounds (Detektive, Engländer)
“Jäger” von Nachrichten (Skandale, Aufdeckung, Boulevard)
neutrale Berichterstatter
Missionaries (Missionare, Deutsche)
Träger von Meinungen
Gesinnungsjournalismus, “zeigen, wie es wirklich ist”, “gutes Weltbild”
Rollen nach Donsbach & Patterson
Befragung polnischer Journalisten in UK, USA, DE, IT & Schweden
2 Dimensionen:
Passiv-Aktiv
Neutral-Fürsprecher (Zurückhalten vs. Interpretativ dabei sein “The Voice”)
=> Kontinuum der Dimension, keine exakten Rollen
Rollendimensionen nach Weaver
basierend auf 3 nationalen Umfragen von Journalisten in USA (1985, 1996, 2007)
Disseminator => Neutraler Vermittler
Interpretative => Analyse/Interpretation
Adversarial => Gegenspieler von Regierung/Wirtschaft
Mobilizer => Unterstützer von Durchschnittsbürger
Rollenverständnisse nach Hanitzsch
Globale Rollenverständnisse:
Institutionelle Rollen, Epistemologien, Ethische Ideologien
Ergebnisse der Pilotstudie:
Detached watchdog (neutraler Bluthund, DE/AT)
Populist disseminator (Verbreiter von Infos)
Critical change agent
Opportunist facilitator
Ausprägungen:
Rollen nach Claudia Mellado
(Dimensions of Journalistic Role Performance)
=> schaut Produkt an + Befragungen => fügt Ergebnisse zusammen, schaut, wie sichtbar ist Gesagtes in der Arbeit (persönliche Einflüsse, finanzielle Gründe…)
Presence of the Journalistic Voice => Intervention
Power Relations => Watchdog, Loyal-Facilitator
Audience Approach => Service, Infotainment, Civic
Medienlandschaft & Medienpluralität in der Journalismusforschung
Beurteilung Medienlandschaft anhand Eigentümerschaft (oft, nicht immer) möglich => Wem gehört die Medienlandschaft (wichtig wg. Unabhängigkeit & Meinungsmacht)? Welche Einflussnahme hat Eigentümer? Wo arbeitet der Journalist?
Medienpluralität als wichtiger Indikator für Journalismusforschung => Wie gut ist der Journalismus in einem Land?
Medienpluralität wird (negativ) beeinflusst durch:
grundlegender Schutz
Marktvielfalt
Politische Unabhängigkeit
Gesellschaftliche Inklusion
Inwiweit ist Medienpluralität in Österreich geschützt?
Recht auf freie Meinungsäußerung ist gut geschützt
Journalistische Arbeit ist rechtlich geschützt
freier Zugang zum Journalismus
Medienbehörden arbeiten unabhängig
Medienmarkt von COVID-Krise erholt (Ausnahme: Print)
in Wahlkampfzeiten leistet ORF gute Arbeit bzgl. Repräsentation der parlamentarischen Parteien
ORF sorgt sich um Medienzugang für Menschen mit Behinderungen
Regionales/lokales Medienangebot (inkl. lebendiger Community der Medienszene) ist vielfältig, auch wenns evtl. Förderung öffentlicher Hand bedarf
Gefährdung der Medienpluralität in Österreich
In Österreich: Risiko hoch bei Marktvielfalt, da wenige Eigentümer (Medienqualität mittleres Risiko)
Faktoren, die Medienpluralität gefährden:
unfreier Journalismus
hohe horizontale und crossmediale Konzentration
Abfluss von Werbeeinahmen an einige wenige, global agierende Online-Plattformen
Einschränkungen der redaktionellen Autonomie
Unzulängliche Bestimmungen über Transparenz des Medieneigentums (Infos über Eigentumsstrukturen von Medienunternehmen nicht allg. verfügbar)
Zwei besonders alarmierende Entwicklungen in Ö:
wachsende Zahl von Angriffen und Bedrohungen gegen Journalisten
Sehr hohe staatliche Werbeausgaben (ca. 5-fach der regulären Medienförderung) + mangelnde Transparenz bei Vergabekriterien
=> aktuelles Medienpaket der österr. Medienministerin greift hier an, da seit Jahren in Diskussion durch Skandale
Formen von Journalismus
Rollenverständnisse von Hanitzsch bilden die Formen:
(Interventionismus - Machtdistanz - Marktorientierung, Objektivismus - Empirismus, Relativismus - Idealismus)
=> Journalismus sieht demnach unterschiedlich aus:
bei versch. Arten von Journalismus wird anders berichtet, andere Themen besprochen
Journalismus ist nicht statisch sondern verändert sich mit Zeit, Gesellschaft,…
Konstruktiver Journalismus
hängt mit Peace Journalismus zusammen (Vorläufer), anderer Ansatz (Konfliktberichterstattung)
berichtet über positive Entwicklungen
liefert Lösungsansätze
gegen neg. Grundeinstellung des Mainstream-Journalismus
Kritik: potenziell zu positiv/unkritisch
Investigativer Journalismus
Langzeit-Recherche
Untersuchung/Aufdeckung verdeckter Vorgänge aus Politik & Wirtschaft
verdeckte Quellen (Whistleblower)
auch: “Enthüllungsjournalismus”
New Journalism
propagiert in USA, 60er/70er
Subjektivität ist Schwerpunkt
Berichte wirken literarisch
Verschiebung der Grenze zw. Literatur & Journalismus
Ressorts im Journalismus
Politischer Journalismus
Wirtschaftsjournalismus
Kulturjournalismus (Feuilleton)
Reisejournalismus
Sportjournalismus
Lokaljournalismus
3 Journalistische Haupt-Darstellungsformen
Tatsachenbetonte Darstellungsform
Meinungsbetonte Darstellungsform
Fiktionale Darstellungsform
Tatsachenbetonte Darstellungsformen
Nachricht (Meldung, Bericht)
Bildnachricht, Foto, Infografik
Reportage
Interview
Feature
Porträt
Nachricht
Aufbau:
Climax-First-Form (umgekehrte Pyramide, wichtigstes erst)
Leitsatz (“Lead”, “Intro”) + Hauptteil (“Body)
W-Fragen: Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum?
Sprache: Direkt, einfach, klar, kurz
Formen:
Meldung => Kurznachricht
Bericht => Längere Nachricht (50-200 Zeilen)
Dokumentation/Dossier => Strukturierte Materialsammlung
=> Größte Veränderung in letzten Jahren: Nachrichtenvisualisierung/Infografik (oft mit Hintergrund von Daten, da diese nicht so schnell in eine Meldung zu packen sind)
Darstellungsform/Methode der Recherche
Mast (2000): “Interview soll auf möglichst unterhaltsame Art Wissen, Meinungen UND Denkweisen bemerkenswerter bzw. aufschlussreicher Personen als Argumentationsfolge in einer authentischen Form darstellen.”
Formen: Sachinterview, Personenbezogenes Interview, Statement, Umfrage
“Königsdisziplin des Journalismus”
tatsachenbetonter, aber persönlich gefärbter Erlebnisbericht
bindet Leser an Medien
ermöglicht, komplexe Wirklichkeit zu verarbeiten
Formale Mittel:
=> persönliche, authentische Erlebnisse
=> Eintauchen ins Geschehen
=> Augenzeugenschaft
=> Fakten
=> Perspektiven-, Tempo-, Distanzwechsel, Atmosphäre
=> Reporter-Ich
Wurzeln der Reportage:
=> Augenzeugenbericht
=> Reisebericht
=> Literarische Publizistik des 18./19. Jhd.
=> Aufklärerische Intention
Medienspezifika:
=> Internet: Perspektivenwechsel durch hypertextuelle Verweise
=> Fernsehen: Balance zw. Wort & Bild
=> Hörfunk: Ziel sind Bilder im Kopf und OTs
=> Extreme Veränderung aufgrund Digitalisierung: Multimedia-Storytelling (Christmas-Tree: Informationen am Rand; Integrative: Einbau anderer Arten Medien/visueller Komm. (Text, Bild, Videos)
=> verschiedene journalistische Darstellungsformen mit dem Ziel des Erfahrens einer Reportage
Meinungsbetonte Darstellungsformen
Leitartikel (Meinungsartikel, postulierte redaktionelle Linie)
Glosser (Kurzkommentar, polemisch, pointiert; politische/alltagskulturelle Themen)
Kommentar (interpretiert, bewertet)
Kolumne
Kritik
Karikatur
Essay
Kommentar: Aufbau
Kern: Bewertung
Orientierung über Sachverhalt
Evtl. Präsentation einer Gegenposition
Einerseits-andererseits-Kommentar
Pro-/Contra-Kommentar
Meinungsartikel
Kurzkommentar
Kolonne/Spalte, in der ein Autor regelmäßig publiziert
muss nicht mit redaktioneller Linie übereinstimmen
hoher Bekanntheitsgrad
Fiktionale Darstellungsformen
Feuilleton (als Textgenre)
Zeitungsroman
Fernsehspiel, Hörspiel
Comics, Witzzeichnungen
=> Fiktion und Tatsachen vermischt?
=> Halbfiktionale Darstellungen - Was könnte passiert sein? Digitale Avatere werden verwendet, um Tatsachen nachzustellen
=> Publikum spielend beibringen, was passiert (s. News-Games)
Digitaler Journalismus:
Einfluss der Digitalisierung
Um digitalen Journalismus zu verstehen, müssen Punkte betrachtet werden:
Neue Reichweite? (Nachrichtenmediäre, z.B. Twitter)
Neue Geschwindigkeit?
Neue Quellen?
Neue ethische Herausforderungen?
Neue “Accountability”? (Feedback viel direkter!)
Neue Mobilität? (Journalisten müssen nicht mehr anwesend sein)
=> Digitalisierung hat auf alle Teile des Journalismus Einwirkung
=> obwohl heutzutage jeder Journalismus digital
=> postdigitales Zeitalter (Trennung zw. digital/nicht-digital quasi unmöglich)
Neue Digitale Nachrichtenformen
Live-Blogging
Linked Data
Living Stories
VR/AR Reporting
Restorative Narratives & Constructive Reporting
Studie: Menschen schätzen Nachrichten anders ein, wenn sie es auf unterschiedlichen Medien lesen
=> nicht nur Inhalt, sondern Medium spielt Rolle!
=> Zeitungen als “wichtiger” eingeschätzt
Die Digitale “Longform”
narrative Erzählweise
Multimedialität
unbegrenzte Länge (lange Lesestücke werden beliebter)
Datenjournalismus
Verarbeitung großer Datenmengen + Präsentation von Einsichten auf Basis von Daten
Interaktivität
Hybridform (Informatik, Web-Design, Visualisierung & traditionelle journalistische Routinen)
Open-Source-Mentalität
Entwicklung von Journalismus-Theorien
Journalismusforschung versucht über wiss. Vorstellungen und empirisch-analytische Methoden die soziale Wirklichkeit des Journalismus zu beobachten & erforschen.
Theorie-Entwicklung: Handlungstheorien => Struktur- und Strukturationstheorien (Prozess)
Handlungen sind 1. abhängig von Multidimensionalen Kontexten und 2. nie isoliert!
=> Grundlagentheorie (mit denen wir journalistisches Verhalten erklären können)
Einflüsse auf Journalismus => Mehrebenenmodelle (weil eben nicht isoliert)
Entwicklung im deutschsprachigen Raum => Multiperspektiv
Theoriekonzepte der Journalismusforschung
Makroebene (Funktionen für Gesellschaft)
Mesoebene (Medienorganisation)
Mikroebene (Faktisches Handeln bzw. Produkte einzelner Journalisten & deren Verständnis der Berufsrolle)
Drei zentrale Theorien der Journalismusforschung
Gatekeeping
Nachrichtenwerttheorie
Journalistisches Framing
erklärt publizistische Wirkungsweise der Medien (Was wird publiziert, was nicht? Und warum?)
Journalisten als Gatewatcher
früher wichtiger, heute weniger, weil jeder auf Quellen zugreifen und selbst publizieren kann
viele wichtige Studien dazu, die versch. Einflussfaktoren auf Arbeiten von Journalisten bestimmen => aber: heute weniger und weniger oft zentral in Forschungsstudien
Feldtheorie nach Kurt Lewin
Wie treffen Menschen Entscheidungen & wieso entscheiden sie so?
Wir bekommen Handlungsanweisungen von außen (was gibt es auf Markt, wie macht man Mann glücklich, …)
David M. White: Gatekeeping-Modell
Journalisten als Gates
basiert auf White’s Studie zu “Mr. Gates” (1950) einem Redakteur einer regionalen Zeitung in USA
analysierte Gründe für Auswahl/Ablehnung von Nachrichten (isolierte, subjektive Präferenzen)
Fokus auf individuelle Vorurteile in Nachrichtenauswahl (individuelle Ebene)
Fehler: betrachtete Mr. Gates isoliert (ohne Redaktion)
=> “Entscheidungen von Mr. Gates als persönliche Auswahl nach subjektiven Präferenzen dargestellt. Eingebundensein in Redaktion oder den Entscheidungen zugrunde liegenden professionelle Normen wurde nicht untersucht!”
Warren Breed: Soziale Kontrolle in der Redaktion
(+ 6 Faktoren, um Fügsamkeit zu gewährleisten)
Warren Breed: Pionier in Studien bzgl. Berufspraxis von Journalisten in ihrem (soz.) Arbeitsumfeld (= newsrooms)
Gates abhängig von sozialer Kontrolle in Redaktion:
institutionelle Ebene (journ. Routine, Organisationsstruktur, Redaktionshierarchie, Nachrichtenwerte)
Medienstrukturebene (wirtsch. Aspekte, Pressegesetze, Ethik, Gewerkschaften)
Gesellschaftsebene (pol. Kultur, Geschichte, Pressefreiheit)
=> Journalisten lernen das Fach, aber auch die redaktionelle Linie (“Sozialisierung”) z.B. durch Kollegen, Newsletter, Beobachtung
6 Faktoren, um Fügsamkeit zu gewährleisten:
Institutionelle Autorität & Sanktionen
Verpflichtungsgefühle & Wertschätzung von Vorgesetzten
Streben nach Beförderung
Keine starke Loyalität unter Journalisten
Journalismus angenehme Tätigkeit
Nachrichten werden zum Wert
Shoemaker & Reese: Hierarchy of Influences (on Mass Media Content)
Einfluss auf Mass Media Content auf 5 Ebenen:
Soziales System (Demokratie)
Soziale Institutionen (Presseförderung, Standing des J.)
Medienorganisationen (Redaktion)
Arbeitsroutinen (Wie verifiziere ich Quellen?)
Individuen (pol. Überzeugung, Charakter, Identität, Geschichte)
erklärt, warum manche Ereignisse es in die Medien schaffen, und andere nicht
lange Tradition in Journalismusforschung
zahlreiche Studien, mit teils untersch. Ergebnisse
wichtige Frage: Besitzen Ereignisse Nachrichtenwerte oder werden sie von Journalisten zugeschrieben?
=> Theorien kommen IMMER aus USA, in Europa weiterentwickelt (zentrale Limitierung, nicht 1 zu 1 übernehmbar)
Galtung & Ruge: Nachrichtenwerttheorie
Gatekeeping = sukzessive Auswahl entsprechend Kriterien oder Nachrichtenwerten, die Wahrnehmung von Ereignissen beeinflusst
Studie norwegischer Auslandsnachrichten zu 3 internationalen Krisen (Kongo, Kuba, Zypern)
Inhaltsanalyse von Nachrichten selbst: Was für Charakteristiken?
12 Nachrichtenwerte (Gründe, wieso Nachrichten publiziert werden)
=> Kulturunabhängige vs. Kulturabhängige Faktoren
=> Faktoren sind additiv und komplementär (je mehr Faktoren, desto höhere Chance der Publikation)
=> Nachrichtenwerte verändern sich, da sie von Journalisten aufgestellt werden
Kulturunabhängige Faktoren
Frequenz
Schwellenfaktor
Eindeutigkeit
Bedeutsamkeit
Konsonanz
Überraschung
Variation
Kulturabhängige Faktoren
Bezug zu Elite-Nationen (müssen über Wahlen in USA berichten)
Bezug zu Elite-Personen
Personalisierung (Nachrichten zu Privatpersonen)
Negativität (am meisten untersucht)
Schulz: Nachrichtenfaktoren (6 Dimensionen)
neue Sichtweise => Faktoren als journalistische Hypothesen von Realität (nicht: Merkmale von Ereignissen; nichts mit Nachrichten selbst zu tun)
6 Dimensionen:
Zeit (Dauer & Thematisierung)
Nähe (räumlich/kulturell)
Status (regional, persönlich, Prominenz)
Dynamik (Überraschung, Struktur)
Valenz (Konflikt, Schaden)
Identifikation (Personalisierung, Ethnozentrismus)
Harcup & O’Neil’s Nachrichtenwerte
Studie zu Berichterstattungen englischer Tageszeitungen
Fokus auf nationale Nachrichten
10 Nachrichtenwerte für das 21. Jhd.:
=> Machtelite, Celebrities, Unterhaltung, Überraschung, Bad News, Good News, Ausmaß, Relevanz, Weiterverfolgung, Zeitungsagenda
=> Neu (2017): Shareability (Stichwort: Clickbait)
Meta-Analyse von Wu: Wichtige Nachrichtenwerte
BSP einer Nation
Handelsaufkommen
Regionalismus
Einwohnerzahl
Größe in km²
Geografische Nähe
Pol./ökon. Interesse eines Landes
Eliteness
Kommunikationsressourcen & Infrastruktur
Kulturelle Affinitiät
Zukunft der Nachrichtenwerttheorie im digitalen Zeitalter
im J. immer wieder Bewegungen zur Veränderung
Weggehen von Nachrichtenwerten
Wille, Lösungen zu bringen (Konstruktiver J.)
Warum muss man Nachrichtenwerte kennen?
Was ist eigentlich relevant, was nicht?
Digitalisierung => Relevanz wird indiv. persönliche Entscheidung, Personalisierung der Nachrichtenfeeds (Gibt es noch Nachrichtenwerte?)
Was gibt es für Konsequenzen, wenn Nachrichten nicht global publiziert werden?
Wie passt dieses Modell in das Mehrebenenmodell?
erklärt, wie Journalisten Themen/Ereignisse in “Frames” einbetten, um Publikum das Verstehen dieser zu erleichtern
momentan einer der populärsten & umstrittensten Theorien der Kommunikationswissenschaft
Studien nicht einig, wie genau ein Frame entsteht oder was er beinhaltet
Robert Entman: Framing
Entman’s “Frame Definition”:
Framing = Aspekte einer Realität auswählen und in Text so hervorheben, dass eine best. Problemdefinition, kausale Interpretation, moralische Bewertung und/oder Handlungsempfehlung gefördert wird”
Entman’s “Cascading Activation”:
Wo kommen Frames her? Wie kommt etwas von Quelle zum Publikum?
Iyengar’s Generische Frames
Generische Frames = stetig wiederkehrende journalistische Arbeitsmuster, die in Medieninhalten zu erkennen sind
Episodische Frames => Darstellung von Themen als individuelle Ereignisse, die einzelnen Menschen passieren (Rezipienten sehen Verantwortung für Problem bei Einzelpersonen)
Thematische Frames => Nachrichten, die auf Strukturlevel gezeigt werden (Rezipienten sehen Verantwortung für Problem bei Gesellschaft)
=> wirken ganz untersch. auf Menschen
=> Kritik: Frames beschreiben einfach journalistische Arbeitsroutinen?
Verschiedene Typen von Journalistischen Frames
Generische Frames (z.B. episodisch, thematisch, strategisch, Konflikt-Frame)
Themen-abhängige oder spezifische Frames (z.B. Islam Frame, Immigration Frame)
Journalistisches Framing als Prozess
Laswell-Formel
Who says: Arbeitsweisen/Merkmale/Einstellung v. Journalisten
What: Medieninhalte, Themen, Genre/Darstellungsform
In which channel: Medienstruktur, Organisationsform
To whom: Mediennutzung, Motive/Wünsche der Rezipienten
With what effect: Folgen/Effekte der Medien auf Indiv./Gesells.
Wissenschaftsjournalisten
objektive Vermittler, die wiss./komplexe Sachverhalte neutral und verständlich erklären
geben Realität wieder (keine Kritiker/Aufdecker)
auf Entdeckungsreise, müssen stets dazulernen
keine Fachleute, Generalisten (sehr untersch. Themen)
stellen sich Fragen, die sich interessierte Laien stellen
höchstes Bildungsniveau aller Ressorts (akadem. Abschlüsse meist in Geisteswissenschaften)
=> Prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind die Regel
=> arbeiten bei knappen Personalstand unter hohem Druck
=> Zukunftsperspektiven problematisch
hoher Frauenanteil
Junge Wissenschaftsmedien: alexandria, Netzwerk Klimajournalismus
Aufgabengebiete des Wissenschaftsjournalismus
Wissen mehren (Wissenserweiterung für Medienkonsumenten)
Kritikfähigkeit erhöhen
Gesundheit verbessern (bis zur Erhaltung der Spezies Mensch & seiner Umwelt)
**Wie kommen Wissenschaftsjournalisten zu Geschichten (Quellen)?
Nachrichtenagenturen:
wichtigste Quelle für Journalisten, Basis der Nachrichtenerstattung
Netzwerk von Korrespondenten, die Infos an weitere Agenturen weitergeben, bis sie in AT sind
Agenturen gehören den Medien eines Landes
=> größte Agentur: “Reuters” (London, vor 170 J. mit Brieftauben), in AT: “APA" (Austria Presse Agentur)
=> wichtig, da Berichte sonst nicht komplett relevant dargestellt werden können
=> Aufgabe, der Zeit voraus zu sein
Fachstudien, Presseaussendungen, Newsletter:
Experten über ihre wissensch. Erkenntnisse (von Unis, Studien…) (+ Pressekonferenzen/Hintergrundgespräche für Journalisten)
Internet-Fach-Websites, Wissenschaftsmagazine/-institute
auch: Fach-Links Social Media zu Fortschritten von Informationen => schwer zu bewältigende Informationsflut
eigene Ideen, Redaktionskonferenz (täglich bei Tageszeitung, da Austausch sehr wichtig für Journalismus):
Was beschäftigt mich, die anderen, die Welt? Was betrifft die meisten Menschen? Was ist relevant?
Richtiges Gespür ist wichtig, man muss die Materie verstanden haben & sich für die interessieren, über die man schreibt
**Von Studie zur Nachricht
in Fachmagazinen prüfen Experten die Einreichungen von wissensch. Studien von Forschern => Peer Review vs Open Access (v.a. bei Corona)
=> entscheiden dann, ob die Studie veröffentlicht wird
Veröffentlichung der Studie in Fachsprache, für Laien nicht verständlich, auch für WF/Generalisten
=> EurekAlert! Presseagentur, die zu jeder wissensch. Studie eine Mitteilung versendet (in einfacherer Sprache)
20-150 Aussendungen für WF pro Tag, Originalstudie muss trotzdem gelesen werden => Interviews mit Experten für besseres Verständnis der Studie
**Relevanz des Wissenschaftsjournalismus
WJ vor allem während Corona superwichtig (besonders am Anfang täglich mehrere Entdeckungen)
dominierte die Berichterstattung über 2 Jahren in allen Medien
hatte Auftrag zu Aufklärung
ohne WJ hätte man kein abgesichertes Wissen bekommen (abgesehen von Fake News, Gerüchten)
schwierig, alle Menschen gut zu informieren, da jeder Mensch anderes Medium benötigt
**Wissenschaft ist…
Gesamtheit des menschl. Wissens, das systematisch erweitert, gesammelt, aufbewahrt, weitergegeben wird
System der Erkenntnisse über wesentliche Eigenschaften, kausale Zusammenhänge der Natur, Technik, Gesellschaft und Denken in Form von Begriffen, Kategorien, Maßbestimmungen, Gesetzen, Theorien, Hypothesen
Methodischer Prozess nachvollziehbaren Forschens/Erkennens, der nach herkömmlichen Verständnis ein begründetetes, geordnetes, gesichertes Wissen hervorbringt, welches kommunizierbar und überprüfbar ist & bestimmten wissensch. Kriterien folgt
“Irrtum auf den neuesten Stand gebracht.” (Linus Pauling)
**Fake News: Lügen oder Dummheit?
manipulativ verarbeitete, vorgetäuschte Nachrichten, die sich überwiegend im Internet viral verbreiten
manchmal in Form eines journalistischen Beitrags, der nicht mit Faktenlage übereinstimmt, sondern bewusst für pol./wirtsch. Gewinn erfunden/verfälscht wurde
Donald Trump: Durch Lüge aufs journalistische Parkett
=> Obama nicht in USA geboren, dürfte nicht USA regieren
=> Gegen Corona-Virus Desinfektionsmittel trinken
**Populismus in Österreich
Niederschläge für Wissenschaft
Massendemonstrationen
Auseinanderklaffen zw. wiss. Erkenntnis & Misstrauen, die zu tragischen Fehlentscheiden führt => neues Phänomen
Wissenschaft & WJ muss sich dem stellen
Beispiele in Ö:
FPÖ-Chef Kickl empfahl Wurm-Mittel Ivermecitin als Alternative zur Impfung => 2 Leute sterben, die nicht auf medizinische Empfehlungen hörten
Ende 2022: Skepsis gegen Coronaimpfung, Diskutieren einer Impfpflicht (polit. äußert umstritten)
**Wie erkenne ich Fake News?
Vergleich von versch. Zeitungen
Qualifizierte Zeitungen lesen
Erfahrungen mit “guten” Zeitungen (Vertrauen)
mehrere Quellen heranziehen
=> WJ wichtig, um gegen Schwarz-Weiß-Malerei im Journalismus zu arbeiten
**Empirismus
Wissen als gerechtfertigte wahre Erkenntnis, die auf Sinneswahrnehmung beruht
=> mit den Sinnen => keine Theorie, die dauerhaft gültig ist
=> Theorie: IMMER richtig!
Sinne als Grundlage frühen Philosophierens im antiken Griechenland (Sehen, Hören, Fühlen)
Vorzug der Empirie gegenüber Theorie/Mystik
Fakten haben untersch. Relevanz und einen untersch. Charakter
2 Formen von Wissenschaft
Exakte Wissenschaft:
Theorien mathematisch hergeleitet
jeder Versuch hat gleichen Ausgang
keine Interpretation, sondern berechenbare Fakten
z.B. Mathematik, Physik, Chemie, Geologie, Biologie
Weiche Wissenschaft:
Statistische Wahrheiten => keine Prognosen für Einzelfall
z.B. Geistes-, Kultur-, Sozialwissenschaften, Psychologie, Soziologie
=> Bsp-Fakten, für die Erklärungsansätze fehlen (alle statistisch):
Covid-19 bei Menschen mit Blutgruppe 0 seltener
Imfpungen wirken nicht bei allen gleich
Medikament senkt Risiko der Hospitalisierung nicht für alle
=> für Konsumenten Unsicherheit, wer gehört zu welcher Gruppe
=> für WJ schwere Recherche, Zweifel müssen offengelegt werden
Randomisiert kontrollierte Studien (Statistik)
Voraussetzungen für Aussagekraft für Journalismus:
Ursache & Wirkung
Kontrollgruppen
Zufälligkeitsprinzip (Gruppen sollten sich nur durch ein Kriterium/Merkmal unterscheiden)
Doppelt verblindet (Probanden & Experten wissen nicht, wer zu welcher Gruppe gehört)
**Fakten vs Falschinformationen
Fakten => Tatsachen/Sachverhalte, die sich überprüfen & nachweisen lassen
Falschinformationen => halten sachlicher Überprüfung nicht stand:
Fehlinformation ohne Täuschungsabsicht
Desinformation mit Täuschungsabsicht
Medienbericht ist vertrauenswürdig, wenn…
(lernen evtl.)
er sich auf wissenschaftliche Evidenz stützt
er Evidenz von allen Seiten beleuchtet, indem mehrere Experten zu Wort kommen
die Evidenz in einem fachlich relevanten Bezug steht
qualifizierte Belege im Bericht offengelegt werden
AT: Presse, Standard, SN, WZ, Profil, ORF, Ö1, Dossier
D: Die Zeit, Die Welt, FAZ
Seriöse Medien über Wissenschaft: nature, Science, Bild der Wissenschaft, Nautilus, MIT Technology Review, ORF science
Ehrenkodex im Journalismus
Grundprinzipien & Rahmenbedingungen der berufl. Ausübung:
Freiheit der Berichterstattung in Demokratie => gewissenhaft recherchieren
bei Beschuldigungen Stellungnahmen der Angeklagten/Kläger einholen
Fehler richtig stellen
kein Einfluss von Interesse von außen auf Berichterstattung
Qualitätskriterien in Medien
Präzision in Umgang mit Fakten
Auswahl von Nachrichten nach Relevanz
Auseinandersetzung mit Sachverhalten
Orientierung am Ziel der Objektivität
Orientierung an Menschenrechtsnormen
“Seriöser J. teilt Aufmerksamkeit unbestechlich nach eigenen journalistischen Kriterien (Nachrichtenwerten)”
Demut vor dem, was man nicht weiß => Disziplin, Fakten treu zu bleiben (Mutmaßungen haben keinen Platz im Bericht)
Unterscheidung Bericht — Kommentar
3 Ebenen der prof. journalistischen Autonomie
Persönliche Autonomie (Individualebene): Journalisten sollten frei in Aushwal von Informationen & Gestaltung von Nachrichten sein
Kollektive Autonomie (Redaktionsebene): Redaktionen sollten frei von internen/externen Einflüssen sein
Institutionelle Autonomie (Institutionsebene): Medieninstitutionen sollten Pressefreiheit haben & frei von Zensur sein
=> Autonomie im Journalismus = wichtige Größe, um Rolle von Journalismus in Demokratien zu beurteilen
Einflussfaktoren der Autonomie
Extern: politische, ökonomische, technologische Aspekte
Intern: Organisations- & prozessbezogene Aspekte
=> Redaktionspraktiken, interne Hierachien, Beziehungen in Redaktionen, Arbeitsbedingungen, Gewerkschaften
Professionelle Aspekte (Ethik-Kodizes, Journalismus-Ausbildungen, Berufsideologie)
Individuelle Aspekte (Wie sehen Journalisten sich selbst? Frei? Beeinflusst? Wodurch?)
Worlds of J. Study, meist genannten Faktoren: Ethik > Zeitlimitierung > persönliche Values & Beliefs > am wenigsten durch: Politiker (???)
=> Journalisten in AT sehen sich v.a. von ökonomischen Zwängen beeinflusst!
**Politische Einflüsse im Journalismus
Individualebene:
Einflussnahme von Politikern auf (befreundete) Journalisten (indirekt, auch direkt z.B. durch “brown envelope”-Geld)
Redaktionsebene:
Druck auf Redaktionsleiter, Chefredakteure, Eigentümer durch Politik
Institutionsebene:
Staatliche Regulierung von Medien, z.B.:
Zensur
Einschränkung der Pressefreiheit
Staat als Eigentümer von Medien
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
Direkte und indirekte Subventionen
**Ökonomische Einflüsse im Journalismus
Jobsicherheit, prekäre Anstellungsverhältnisse, Personal Branding, PR
Abhängigkeit von Werbung, Quoten/Verkaufszahlen, Clickrates, Abhängigkeit von PR
Wettbewerbssituation im Medienmarkt, Medienkonzentration, allg. wirtschaftliche Lage
**Einflüsse von Public Relations im Journalismus
Grenze zw. PR & Journalismus
“Seitenwechsler” => durch große ökonom. Problematiken wechseln immer mehr Journalisten in PR-Bereich
Kapitalisieren der Unternehmen führt zu Aussparen des Journalismus & Ersetzen des PR (Wer prägt die Diskussion in großen Unternehmen?)
Politische Ökonomie (im Journalismus)
Ursprung in Kritischen Theorie (Wie Strukturen verändern?)
Ansätze von Marx, um kritisch Strukturen/Rolle von Macht & ökonom. Interessen zu erforschen
etabliert in USA zu Zeit erhöhter Medienkonzentration
Argument: Verzerrung in Medien im Sinne pol./ökon. Ideologie => Medien nur an Profit interessiert, nicht an Interessen des Publikums
Thesen zur Rolle von Medien in Gesellschaften (auch heute noch häufig als Grundlage zur Autonomieeinschätzung verwendet)
=> Welche Rolle spielen Medien in der Gesellschaft?
=> Wieso wollen Medien Status quo aufrecht erhalten?
=> Warum filtern Medien unsere Realität?
Kritik an These zur politschen Ökonomie
befasst sich hauptsächlich mit Strukturen, erlaubt kaum Einfluss Einzelner auf Nachrichtenprozesse
Gefahr der Verschwörungstheorie
Theorie entwickelt/angewandt in USA, wenige Studien in anderen Ländern
Was ist mit öffentlichen Rundfunk, der in den USA eher unterentwickelt ist?
Propaganda-Modell
Medien filtern, um zu entscheiden, welche Infos wie veröffentlicht werden
Eigentümer
Einnahmequellen
Journalistische Quellen
“Flak”
Antikommunismus/Antiideologie
Medien sind Unternehmen (oder Teil großer Konzerne)
wollen Profit machen (Gut der Gesellschaft unwichtig)
Konzerne haben Interessen an Bereichen, die außerhalb der Medien liegen
Gefahr der Selbstzensur bei Nachrichten, die Unternehmensinteressen negativ beeinflussen könnten
Beispiel: Skandal von News of the world (Rupert Murdoch)
Private Medienunternehmen sind abhängig von Werbeeinnahmen und somit Werbekunden (Leser)
“We sell news to readers and readers to advertisers”
“Nachrichten als Raum zwischen Werbung”
Beispiel: Lifestylejournalismus
Medien brauchen ständigen zuverlässigen Nachrichtenfluss
ökon. Umstände = Ressourcen werden dort veranschlagt, wo wichtige Nachrichten/Pressekonferenzen am häufigsten vorkommen
damit machen sich Medien von pol. Eliten abhängig für Nachrichten
Beispiel: Weißes Haus, Pentagon, Außenministerium, große Konzerne & Wirtschaftsgruppierungen
negative Reaktionen auf Nachrichten, um Nachrichtenorganisationen/Journalisten zu diskreditieren
z.B. wenn Medien gegen Status quo gehen
indirekt: Massenbeschwerden von Aktionären, Angestellten, Think Tanks, Stiftungen etc.
Ausnutzen von Bevölkerungsängsten
Instrumentalisierung für höhere Auflage/Verkäufe
wurde benutzt, um Kritiker verstummen zu lassen
Antikommunismus als “dominante Religion”
=> damals Kommunismus, heute eher Terrorismus, Sozialismus
**Warum Ethik?
journalistisches Verhalten immer wieder in Bezug auf Ethik diskutiert
moralische Verantwortung, weil J. Macht/Einfluss auf öff. Meinung & Politik hat
Vertrauen in Journalismus (sehr abhängig von Vertrauen, v.a. aufgrund Ökonomie)
gleiche Regeln für alle (Sind J. anders zu behandeln? Dürfen J. einfach andere Menschen filmen?)
Transparenz (Wie soll mit Quellen umgegangen werden?)
persönlicher & institutioneller Zugang zu Ethik definiert Arbeit von Journalisten täglich!
4 Arten von Ethik
Individualethik
Institutions-/Unternehmensethik
Professionsethik
Publikumsethik
Dimensionen von Ethik nach Forsyth (1980/81)
Relativismus:
Bedeutung universeller ethischer Regeln
Entscheidungen basierend auf Situation (bzw. unabhängig von Situation)
Idealismus:
Konsequenzen von Handeln
Handeln im Mittelpunkt (statt Ergebnis)
Zweck heiligt die Mittel: Wie kommen J. zu ihren Quellen? => ethisches Handeln bei Recherche!
Ethische Ideologien
Absolutismus: universelle Regeln, kein Relativismus
Exzeptionalismus: Ausnahmen bei universellen Regeln
Situationismus: Idee von 2 Idealen, man beurteilt Situation und entscheidet situativ
Subjektivismus: Zweck heiligt die Mittel
**Ethische Dimensionen nach Hanitzsch
**Ethikverständnis (WJS 2013-2015)
Von oben links nach unten links:
Bsp für Absolutism
Bsp für Situationsm
Bsp für Subjectivism
Bsp für Exceptionism
**Journalistische Ethik-Kodizes nach Hafez (2002)
Kodizes einzelner Medien (bestimmte Publikationen)
offizielle, nationale Kodizes (v. Regierungen, Medienräten)
unabhängige, nationale Kodizes (v. unabhängigen Journalisten-Verbänden)
offizielle, regionale Kodizes (v. länderübergreifenden staatliche Institutionen)
multinationale Kodizes (v. internationalen Organisationen z.B. International Federation of Journalists)
Österreichischer Presserat:
Aufgaben (Selbstverständnis)
= Selbstregulierungseinrichtung im Pressebereich (Menschen aus Presse kontrollieren selbst => Selbstkontrolle)
redaktionelle Qualitätssicherung & Gewährleistung der Pressefreiheit
Missstände im Pressewesen aufzeigen & entgegenwirken
Aufbau/Zusammensetzung
aus wichtigsten Journalisten-/Verlägerbänden Österreichs:
Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ)
Österr. Gewerkschaftsbund
Österr. Zeitschriften- & Fachmedienverband (ÖZV)
Verband der Regionalmedien Österreichs (VRM)
Verein der Chefredakteure
Presseclub Concordia (PCC)
Beschwerden (Beschwerdeverfahren)
Beantragung (schriftlich) durch individuell betroffene Person
betroffene Person & Printmedium müssen eine Schiedsvereinbarung abschließen, die Verzicht auf den Rechtsweg beinhaltet
nur im Beschwerdeverfahren kann der Abdruck der Entscheidung im betroffenen Printmedium durchgesetzt werden
Mitteilungen
Jeder kann (schriftlich) Mitteilung über medienethischen Verstoß machen
Mitteilung geht an Senat => entscheidet, ob ein selbstständiges Verfahren eingeleitet wird
[Printmedium] muss nicht handeln oder Entscheidung abdrucken
Entscheidungsgrundlage: Ehrenkodex für österr. Presse
Pressekodex
vom Presserat erstellter “Ehrenkodex für österreichische Presse”
12 Grundsätze für publizistische Arbeit
Regeln für gutes/verantwortungsvolles journalistisches Handeln + ethische Richtschnur für Medienschaffende
bietet Grundlage für Entscheidung der Senate des Presserates
Pressekodex (Ehrenkodex für die österreichische Presse)
Freiheit
Genauigkeit
Unterscheidbarkeit
Einflussnahmen
Persönlichkeitsschutz
Intimsphäre
Schutz vor Pauschalverunglimpfungen & Diskriminierung
Materialbeschaffung
Redaktionelle Spezialbereiche
Öffentliches Interesse
Interessen von Medienmitarbeitern
Suizidberichterstattung
Ehrenkodex für die österreichische Presse
1. Freiheit
1.1 Freiheit in Berichterstattung/Kommentar, in Wort & Bild ist integrierter Bestandteil der Pressefreiheit. Sammeln/Verbreiten von Nachrichten/Kommentaren darf nicht behindert werden.
1.2 Grenzen dieser Freiheit liegen für Tätigkeit des Presserates in freiwiligger Selbstbeschränkung auf Grund der Bestimmungen in diesem Ehrenkodex.
2. Genauigkeit
2.1 Gewissenhaftigkeit & Korrektheit in Recherche & Wiedergabe von Nachrichten/Kommentaren sind oberste Verfplichtung von Journalisten.
2.2. Durch Ausführungszeichen gekennzeichnete Zitate müssen bestmöglich den Wortlaut wiedergeben. Eine nur sinngemäße Wiedergabe darf nicht unter Anführungszeichen gesetzt werden. Anonyme Zitierungen vermeiden, sofern es nicht um Sicherheit der zitierten Person oder die Abwehr eines anderen schweren Schadens von dieser geht.
2.3. Beschuldigungen nicht erheben, ohne dass nachweislich versucht wurde, eine Stellungnahme der beschuldigten Person(en)/Institution(en) einzuholen. Handelt es sich um die Wiedergabe einer öffentlich erhobenen Beschuldigung, ist dies deutlich kenntlich zu machen.
3. Unterscheidbarkeit
3.1. Für Leser muss klar sein, ob sich bei einer journalistischen Darstellung um Tatsachenbericht, Wiedergabe von Fremdmeinung(en) oder Kommentar handelt.
3.2. Vor Wiedergabe von Fremdmeinungen sollte Stichhaltigkeit überprüft werden (falls gravierende Zweifel an Richtigkeit eines Zitats).
3.3. Fotomontagen/Bildbearbeitungen, die von flüchtigen Lesern als dokumentarische Abbildungen aufgefasst werden, müssen deutlich als Montagen oder Bearbeitungen kenntlich gemacht werden.
4. Einflussnahmen
4.1. Wirtsch. Interessen des Verlages dürfen redaktionelle Inhalte nicht dermaßen beeinflussen, dass Fehlinformationen oder Unterdrückung wesentlicher Informationen entstehen.
4.2. In Berichten über Reisen, die auf Einladung erfolgten, soll auf Einladung hingewiesen werden.
5. Persönlichkeitsschutz
5.1. Jeder Mensch hat Anspruch auf Wahrung der Personwürde und Persönlichkeitsschutz.
5.2. Persönliche Diffamierungen, Verunglimpfungen und Verspottungen verstoßen gegen das journalistische Ethos.
5.3. Personen, deren Leben gefährdet ist, dürfen in Medienberichten nicht identifiziert werden, wenn das die Gefährdung vergrößern kann.
6. Intimsphäre
6.1 Die Intimsphäre jedes Menschen ist grundsätzlich geschützt.
7. Schutz vor Pauschalverunglimpfungen & Diskriminierung
7.1. Jede Diskriminierung wegen Alters, Behinderung, Geschlechts, ethischen, nationalen, religiösen, sexuellen, weltanschaulichen, sonstigen Gründen ist unzulässig.
7.2. Eine Herabwürdigung/Verspottung religiöser Lehren oder anerkannter Kirchen/Religionsgemeinschaften, die geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, ist unzulässig.
8. Materialbeschaffung
8.1. Bei Beschaffung mündlicher/schriftlicher Unterlagen sowie Bildmaterial dürfen keine unlauteren Methoden angewendet werden.
8.2. In Einzelfällen sind verdeckte Recherchen inkl. notwendiger Methoden gerechtfertigt, wenn Informationen besonderen öffentlichen Interesses beschafft werden.
9. Redaktionelle Spezialbereiche
9.1. Reise-/Tourismusberichte sollen in geeigneter Weise auch auf soziale & politische Rahmenbedingungen und Hintergründe (z.B. gravierende Menschenrechtsverletzungen) verweisen.
9.2. Umwelt-, Verkehrs-, energiepolitischen Zusammenhängen soll auch im Autoteil Rechnung getragen werden.
9.3. Tourismus-, Auto-, Gastronomieberichte sollen wie alle Bewertungen von Gütern/Dienstleistungen nachvollziehbaren Kriterien folgen sowie von journalistisch qualifizierten Personen verfasst werden.
10. Öffentliches Interesse
10.1 In best. Fällen, insb. bei Personen öff. Lebens, ist es notwendig, schutzwürdiges Interesse der Einzelperson an Nichtveröffentlichung eines Berichts/Bildes gegen Interesse der Öffentlichkeit an einer Veröffentlichung sorgfältig abzuwägen.
11. Interesse von Medienmitarbeitern
11.1. Die Presse wird ihrer besonderen Verantwortung ggü. der Öffentlichkeit dann gerecht, wenn private und geschäftliche Interessen von Medienmitarbeitern keinen Einfluss auf redaktionelle Inhalte haben. Medienmitarbeiter verwenden Informationen, die sie im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit erfahren und nicht öffentlich zugänglich sind, nur für publizistische Zwecke und nicht zum eigenen Vorteil oder zum Vorteil Dritter.
12. Suizidberichterstattung
12.1. Berichterstattung über Suizide, Selbstverstümmelung, Suizidversuche, Selbstverstümmelungsversuche gebietet große Zurückhaltung. Verantwortungsvoller Journalismus wägt (u.a. wegen Gefahr der Nachahmung) ab, ob ein überwiegendes öff. Interesse besteht und verzichtet auf überschießende Berichterstattung.
Österreichischer Presserat nur zahnloser Tiger?
nicht verbindlich für alle
Prangerwirkung
nur für Presse (keine ähnlichen Organe für Rundfunk etc.)
Rolle des Publikum im Journalismus
Publikum spielt auf versch. Art & Weise eine Rolle im J.:
Durch Mitwirken bei Inhalten (comments or eye-witness-reports)
Durch Verteilen von Inhalten (über soziale Medien, Mail)
Durch indirekte Beeinflussung von Inhalten (aggregiertes Feedback => Journalisten richten Inhalte danach aus)
=> Verstärkung dieser Möglichkeit durch Digitalisierung
=> Auswirkung der Technologie auf Publikum => Anstieg an Interaktion mit & Feedback vom Publikum (inhaltlich/kommerziell)
Leserkommentare
Feedback vom Publikum kommt nicht mehr nur durch Leserbriefe, auch durch Online-Kommentare
Leserkommentare können andere User beeinflussen, z.B. zu Media Bias und journalistischer Qualität
Journalisten meiden meist Leserkommentare
Up & Down der Online-Kommentare: früher sehr wichtig, dann eher abgetan, heute immer noch zentral (sehr umfangreich und viel)
Soziale Medien
Soziale Medien haben wichtige Rolle in Newsrooms
oft verpflichtet, einen Account zu haben
Soziale Medien für Reihe von Aktivitäten genutzt:
Verteilen von Inhalten
Quelle
Kommentarfunktion
Interaktion
Branding
Bislang zentral: Twitter
Web Analytics
detaillierte Information über Publikumsverhalten
Clicks verbunden mit ökon. Interessen, um Werbekunden einen Wert zu bieten
anfänglich zögernd, mittlerweile nutzen Journalisten solche Informationen recht intensiv
Sorgen um Verdummung von Inhalten bei Jagd nach Clicks
Wirkung der Digitalisierung auf Arbeitsprozesse & Publikum
Einfluss auf Arbeitsprozesse:
Informationssuche & Quellenauswahl (Anfangspunkt der Rechereche im Internet, Anstöße für Artikel durch SM) => Algorithmen beeinflussen Recherche der Journalisten
Verifizierung von Infos (Fakt-Checking) teils erschwert (durch technische Komplikationen, Fake-News)
Verarbeitung von Infos
Rollenverständnisse digitaler Journalisten verändern sich (hat auch ökonomische Hintergründe)
Einfluss auf Publikum:
Anstieg an Interaktion mit & Feedback vom Publikum (inhaltlich sowie kommerziell)
=> Stimme des Volkes jetzt sichtbarer? Nicht wirklich…
Nutzung von Quellen (Umfrage von APA)
Größten journalistischen Herausforderungen in 2 Jahren (Umfrage von APA)
Wirkung der Digitalisierung auf Rollenverständnisse der J.
Befragung:
=> großer Teil bezeichnet “digitaler Journalist” als etwas, das sich von Rolle traditioneller Journalisten abhebt (dient auch, um digitale Journalisten von Bürgern zu unterscheiden, die Nachrichten via Social Media verbreiten)
=> "In einer Zeitung kann ein Journalist NUR Informationen liefern. Wir müssen mehr als das tun, denn jeder liefert online Informationen.”
Online & “Offline”-Journalisten haben ähnliche professionelle Ideologien
Journalisten, die für Medienunternehmen arbeiten, die Online & Offline Medien publizieren, fügen sich einer “kommerziellen Rolle”
Onlinejournalisten sind weniger an Watchdog-Rolle interessiert als traditionelle Journalisten
Onlinejournalisten genießen höhere Autonomie
Änderungen von Gatekeeping zum Gatewatching
Keine Informationsgabe mehr sondern Interpretation der Welt
Konsequenz: Fakt & Unabhängigkeit sind zentrale Rolle in nächsten Jahren
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