VL13 - Soziale Integration und Gesundheit

Ausmaß der Einbettung in ein soziales Netzwerk

• vorwiegend strukturelle, quantitative Netzwerkaspekte (“durchzählen”)

• am häufigsten: Familienstand (v.a. früher)

• aber auch: Größe und Spanne von Netzwerken,

  Dichte, Verpflichtetheit, Homogenität, Reziprozität etc.

• Qualität der Beziehungen bleibt oft außer Acht

• Gegenpol = soziale Isolation (struktureller Parameter, nicht gleich Einsamkeit, da ist Bewertung mit drin)

Social Network List

1. Stift und Papier

2. Liste machen mit bis 20 Personen, die wichtig im Leben sind und mindestens 1 mal im Monat Kontakt

3. Verwandschaftsverhältnis und Vertrauenspersonen markieren

4. Verbindungslinien zwischen Menschen, die füreinander auch wichtig

Verheiratete Personen im Vergleich zu alleinstehenden

• geringeres Mortalitätsrisiko

• höheres psychisches Wohlbefinden

• höheres körperliches Wohlbefinden

• höheres Glück

(muss glückliche Beziehung sein)

Interaktion zwischen Personen, bei der es darum geht, einen Problemzustand, der bei Betroffener Person Leid auslöst, zu verändern oder, falls nicht möglich, zumindest Ertragen des Zustands zu erleichtern.

wahrgenommene soziale Unterstützung:

• Unterstützung, die ein Individuum in seinem sozialen Netzwerk für grundsätzlich verfügbar hält.

• “ich weiß, da ist wer” - prospektiv erfasst

• eher stabile Erwartungshaltung

• “perceived (available) support

• retrospektive Mitteilung vergangener Unterstützungsleistungen

• abhängig(er) von den Unterstützungsleistungen des sozialen Netzwerks

• wird von Empfänger*in in der Unterstützungsepisode berichtet

Wichtige Differenzierung, da:

• nur moderate Zusammenhänge zwischen wahrgenommener und tatsächlich erhaltener Unterstützung (höchstens .5)

• tatsächlicher Unterstützungserhalt geht vor allem in Stresssituationen nicht immer mit höherem Wohlbefinden einher

• instrumentelle Unterstützung

  = z.B. Hilfe bei zu erledigenden Arbeiten, Besorgung von Gütern oder Bereitstellung finanzieller Ressourcen.

  • Beispielitem: “Diese Bezugsperson hat viel für mich erledigt” (BSSS)

  • Hands-on-Support, Ressourcentransfer

• emotionale Unterstützung

  = z.B. Mitteilung von Wärme, Trost oder Mitleid

  • “Diese Bezugsperson hat mich getröstet, wenn es mit schlecht ging” (BSSS)

• informationelle Unterstützung

  = liefert relevante Information und Ratschläge

  • “Diese Person half mir, meiner Situation etwas positives abzugewinnen.” (BSSS)

• Einfluss erhaltener Krankenhausbesuche auf die prä- und postoperative Erfassung von Bypasspatienten (Kulik&Mahler, 1989)

• Ergebnis: Verheiratete Patienten, die viele Besuche erhielten

  • weniger Schmerzmittel und schnellere Genesung als verheiratete Patienten, die weniger Besuche erhielten

Problematisch?

• Wohnort weit weg

• Gesundheit Partnerin

• sozioökonomische Unterschiede

• Verweildauer im KH auch damit zu erklären, ob von Unterstützung zuhause ausgegangen wird oder nicht

• Häufig Selbstbericht

(Bei der Verhaltensbeobachtung müssen wir die Kognitionen von 3 Parteien berücksichtigen)

Übereinstimmung dreier Parteien hinsichtlich der Unterstützungsinteraktion

1. Unterstützungsempfänger*in

2. Quelle der Unterstützung

3. Beobachter*in

(schwierig, weil Übereinstimmung z.B. zwischen Quelle und Empfänger*in nur moderat)

• Beobachter*in müsste eigentlich Kognition anderer Parteien erschließe um Interaktion bewerten zu können

• Daher: Priorität auf Sich der Empfänger*in

  —> Wirksame Unterstützungstransaktion dann, wenn Empfänger*in den Unterstützungsversuch als wirksam oder hilfreich einschätzt.

• Fazit: Erfassung des Erhalts (subjektiv) am wichtigsten; bei objektiver Erfassung wissen wir nicht genau was wir messen.

Wenn Unterstützungsleistung von Empfänger*in nicht so wahrgenommen wird

es wird mehr Unterstützung geleistet bei:

• guter Stimmung

• antizipierter potentieller Verbesserung der Stimmung durch die Unterstützungsleistung

• keiner antizipierten potenziellen Verschlechterung der Stimmung durch Unterst.

• wahrgenommene Kompetenz, Unterstützung zu leisten

• ausgeprägte prosoziale Persönlichkeitseigenschaften (Empathie, Perspektivübernahme)

• wenn Nutzen überwiegen (vor allem bei Fremden)

• geringer Belastungsgrad der helfenden Person

Es wird mehr Unterstützung geleistet bei:

• Eindeutigkeit der Situation

• Abwesenheit anderer

  • Verantwortungsdiffusion

  • pluralistische Ignoranz

  • Bewertungsangst

Situations-spezifisches Verhalten der Empfangenden:

• aktives Bemühen um Hilfe (Mobilisierung) - bester Prädiktor

• aktive Bewältigung der Situation

—> Menschen bekommen also mehr Hilfe von Umfeld, wenn sich ohnehin schon problemorientiert Stress bewältigen

Persönlichkeitseigenschaften der Empfangenden:

• Kompetenzerwartung/ SWE

• hohes Selbstwertgefühl

• Optimismus

• internale Kontrollüberzeugung

(nicht eigenschaften eines Menschen in Not…)

Wenn wahrgenommene Ursache für belastende Situation außerhalb der Kontrolle des*r (i.d.R. unbekannten) Betroffenen

—> unkontrollierbare Faktoren erhöhen Hilfeintention und Mitleid

—> kontrollierbare Faktoren: senken Hileintention, erhöhen Ärger und Gereiztheit

(Verhalten wurde nicht mitgemessen)

Unterstützungsdienliche Dyadenmerkmale:

• hoher Bekanntschaftsgrad

• hohe Beziehungszufriedenheit

• positive und gerechte Unterstützungsgeschichte zwischen Partner*innen (Reziprozität)

• gewisses Maß an Intimität in der Unterstützungsdyade (disclosure)