Biologische Evolution als Erkenntnisprinzip der modernen Biologie
Definition biologische Evolution
Die biologische Evolution
ist das vereinigende, übergreifende Organisationsprinzip der modernen Biologie;
beinhaltet Erkenntnisse zum Selbstverständnis des Menschen in seiner Umwelt, zu seiner Gesundheit, seinen sozialen Interaktionen, seinem ökonomischen Handeln und seiner kulturellen Entwicklung
(Die Kenntnis wesentlicher Aussagen der Evolutionsbiologie über die Entwicklung des Lebens auf der Erde sowie über die Mechanismen und die Dynamik von Evolutionsprozessen gehört daher zum unverzichtbaren Fundament der naturwissenschaftlichen Bildung, über die Schülerinnen und Schüler verfügen sollten.)
Def.: synthetische Evolutionstheorie
Der Weg zur synthetischen Evolutionstheorie (Kimura, 1983)
Synthese genetischer und evolutionsbiologischer Erkenntnisse,
Entwicklung der darauf basierenden Populationsgenetik,
Entwicklung der neutralen Evolutionstheorie sowie
Erforschung sozialer Interaktionen und Mechanismen der Kooperation.
Der Mensch als Produkt der Evolution
vs. / &
Der Mensch als Evolutionsfaktor
was bedeutet das?
Erklärung der genetischen Variation des Menschen und seiner
Abstammung durch die moderne Evolutionsbiologie und
Paläontologie
vs.
Der Mensch ist nicht nur ein Produkt der Evolution, sondern hat im Rahmen seiner Ausbreitung über die gesamte Erde selbst Einfluss auf die Entwicklung der Biosphäre genommen.
Problematik / Missverstehen der Schüler der EvolutionsTHEORIE?
Evolution wird als Thema (neben anderen) vermittelt nicht als durchgehendes Erklärungsprinzip.
„Vermittlung nur der ‚Worte‘, nicht der ‚Grammatik‘“
Die Evolutionstheorie ist eine naturwissenschaftliche Theorie und bleibt als solche stets hypothetisch.
Mit der Evolutionstheorie wird die Vergangenheit naturwissenschaftlich rekonstruiert.
Die Evolutionstheorie ist die durchgehende Theorie der Biologie. Biologie ist eine historische Naturwissenschaft.
Merkmale vorunterrichtlicher Vorstellungen von Schülern
sind für den Schüler im Alltag meist sinnvoll, nützlich und widerspruchsfrei
unterscheiden sich von aktuellen wissenschaftlichen Erklärungen
ähneln zuweilen historischen wissenschaftlichen Vorstellungen
sind oft widerstandsfähig gegenüber einer Veränderung durch Unterricht
Herkunft vorunterrichtlicher Vorstellungen von Schülern
Erfahrungen mit dem eigenen Körper und der belebten Welt (Anthropomorphismen)
Erfahrungen im Umgang mit Phänomenen wie Bewegungen, Wärme, Licht etc.
Erfahrungen mit der Sprache
Kommunikation im Alltag, Bücher lesen, Massenmedien konsumieren
Erfahrungen im Unterricht
3 Unterrichtsstrategien für den Umgang mit Alltagsvorstellungen / vorunterrichtlichen Vorstellungen
Kontrast
Anknüpfung
Perspektivenwechsel
Lernhindernisse beim Thema Evolution
(>Ergebnisse empirischer Studien)
Komplexität der Evolution: Die Einheit in der Vielfalt erkennen.
Dualität: Evolution als Prozess und als Produkt
Evolution und abstrakte Schwellenkonzepte (Zufall, Wahrscheinlichkeit, zeitl. u. räuml. Dimensionen)
Evolutionstheorie und biologische Erkenntnisgewinnung
Evolutionstheorie und Schöpfung
NW kompetenzen und Scientific Literacy nach OECD
was umfasst das?
die Fähigkeit, sich mit nw Fragen und Konzepten als reflektierender Bürger und reflektierende Bürgerin auseinanderzusetzen;
die Bereitschaft, sich argumentativ mit NW und Technologie zu befassen;
Fähigkeiten, Phänomene nw zu erklären, nw Forschung zu bewerten und nw Untersuchungen zu planen sowie Daten und Evidenz nw zu interpretieren (OECD 2019
4 Modi der Weltbegegnung (nach Baumert 2002; Kropač 2013) mit fachlicher Zuordnung
kognitiv-insturmentelle Rationalität (Mathe, NW)
ästethisch-expressive Rationalität (Sprache, Literature, Bildende Kunst, Malerei, Sport)
normativ-evaluative Rationalität (Geschichte, Ökonomie, Politik, Gesellschaft, Recht)
konstitutive Rationalität (Reli, Philo)
der spezifische Bildungswert des BU
3 Kategorien (nach Gropengießer 2010, verändert)
1) „Lesbarkeit“ der lebendigen Natur: Die Lernenden erkennen und verstehen das Leben auf der Erde in seinen Formen, Wechselwirkungen und seiner Geschichte.
2) Verständnis der eigenen (menschlichen) Natur: Die Lernenden nehmen ihren Körper und die menschliche Natur wahr. Sie gelangen zu einem Verständnis ihrer selbst, anderer und des sozialen Miteinanders
3) Biologie in der Gesellschaft: Die Lernenden ordnen die Biologie als Teil unserer Kultur ein. Sie lernen gesellschaftliche Anwendungen der Biologie kennen und können deren Folgen für das Leben und Überleben bewerten. Sie nehmen dabei eine pflegerische und verantwortliche Haltung ein.
Def: Kompetenzen (nach Weinert, 2001)
die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren
kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten,
um bestimmte Probleme zu lösen
sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten,
um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.
Def. Scientific Literacy (OECD/PISA Konzeption)
„Naturwissenschaftliche Grundbildung ist die Fähigkeit, naturwissenschaftliches Wissen anzuwenden, naturwissenschaftliche Fragen zu erkennen und aus Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen, um Entscheidungen zu verstehen und zu treffen, die die natürliche Welt und die durch menschliches Handeln an ihr vorgenommenen Veränderungen betreffen.“
Schlussfolgerungen für den BU aus PISA und TIMSS
Mehr Problem- und Anwendungsorientierung im Unterricht
Experimente mit eigenständigem Planen, Auswerten und Interpretieren
Bildungsstandards und Kerncurricula
die 4 Dimensionen der Bildungsstandards (Sek I) mit Erläuterung
Def: Kompetenz (nach Klieme, 2004)
Kompetenz ist die kontextspezifische Leistungsdisposition, die sich funktional auf bestimmte Klassen von Situationen und Anforderungen bezieht. Diese spezifischen Leistungsdipositionen lassen sich auch als Kentnisse, Fertiggkeiten oder Routinen charakterisieren.
Definitionen der Anforderungsbereiche 1-3 der Bildungsstandards Sek I
1) Sachverhalte, Methoden und Fertigkeiten reproduzieren
2) Sachverhalte, Methoden und Fertigkeiten in neuem Zusammenhand benutzen
3) Sachverhalte neu erarbeiten und reflektioren sowie Methoden und Fertigkeiten eigenständig anwenden
Def. Sachkompetenz
(Bildungsstandards Sek II)
Die Sachkompetenz der Lernenden zeigt sich in der Kenntnis naturwissenschaftlicher Konzepte, Theorien und Verfahren und derFähigkeit, diese zu beschreiben und zu erklären sowie geeignet auszuwählen und zu nutzen, um Sachverhalte aus fach- und alltagsbezogenen Anwendungsbereichen zu verarbeiten.
Def. Erkenntnisgewinnungskompetenz
Die Erkenntnisgewinnungskompetenz der Lernenden zeigt sich in derKenntnis von naturwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen und in der Fähigkeit, diese zu beschreiben, zu erklären und zu verknüpfen, um Erkenntnisprozesse nachvollziehen oder gestalten zu können und deren Möglichkeiten und Grenzen zu reflektieren.
Def. Kommunikationskompetenz
Die Kommunikationskompetenz der Lernenden zeigt sich in der Kenntnis von Fachsprache, fachtypischen Darstellungen und Argumentationsstrukturen und in der Fähigkeit, diese zu nutzen, um fachbezogene Informationen zu erschließen, adressaten- und situationsgerecht dar-zustellen und auszutauschen.
Def. Bewertungskompetenz
Die Bewertungskompetenz der Lernenden zeigt sich in der Kenntnis von fachlichen und überfachlichen Perspektiven und Bewertungsverfahren und in der Fähigkeit, diese zu nutzen, um Aussagen bzw. Daten anhand verschiedener Kriterien zu beurteilen, sich dazu begü̈ndet Meinungen zu bilden, Entscheidungen auch auf ethischer Grundlage zu treffen und Entscheidungsprozesse und deren Folgen zu reflektieren.
5 Basiskonzeptefür Biologie (KMK 2020)
Struktur und Funktion
Stoff- und Energieumwandlung
Information und Kommunikation
Steuerung und Regelung
Individuelle und evolutive Entwicklung
Def. Basiskonzepte (KMK 2020)
Basiskonzepte unterstützen durch das Entdecken gleicher Erklärungsmuster zum einen die Vertiefung der bis zum Mittleren Schulabschluss erworbenen Kompetenzen, zum anderen erleichtern sie den Aufbau neuer Kompetenzen, indem sie einen nachhaltigen und vernetzten Wissenserwerb fördern.
Sie sind im Kontext aller vier Kompetenzbereiche zu berücksichtigen.
die 2 Hauptkompetenzen der Sachkompetenz (KMK 2020)
Biologische Sachverhalte betrachten
Zusammenhänge in lebenden Systemen betrachten
Def. “System”
Ein System ist ein Komplex, dessen Komponenten (= Elemente) miteinander kommunizieren, d.h. in steter Wechselwirkung stehen.
Def: Systemisches Denken (Umgang mit Systemen)
Ein erfolgreicher Umgang mit Systemen ist gekennzeichnet durch:
ein fundiertes Wissen zu den Zusammenhängen im System,
ein Verständnis der Funktionsweise von Systemen und
die Fähigkeit, mit Hilfe des Systemwissens Lösungen für
Probleme zu finden.
Def: Systemdenken /Systemkompetenz (Assaraf & Orion, 2005)
Systemdenken ist die Fähigkeit, ein System als Funktionseinheit seiner Elemente zu begreifen und die Stabilität im System als abhängig von Wirkungen zwischen diesen Elementen zu verstehen.
(Assaraf & Orion, 2005)
Was ist der Kern der Erkenntniskompetenz?
die empirische Methodik, das sogenannte hypothetisch- deduktive Verfahren, mit dem die Naturwissenschaften zu einer kritischen, intersubjektiven und auf Theorien und Befunden basierenden Weltsicht gelangen.
Charakteristika dieses Zugangs zur Welt sind z. B. die Prinzipien der Falsifizierbarkeit, der Reproduzierbarkeit, der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit und Wertfreiheit, der logischen Widerspruchsfreiheit sowie der Vorläufigkeit.
3 Aspekt der nw Erkenntnisgewinnung
die wissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen (Inquiry),
die praktischen Arbeitstechniken (Lab work)
das Wissenschaftsverständnis (Nature of Science)
3 Forschungskonzepte
Hypothesen generierende Forschung,
anwendungsorientierte Forschung
datengetriebene Forschung
Fehler der SuS beim Experimentieren?
(Fragestellung, Hypothese, Planung, Deutung)
Fragestellung
Schwierigkeiten beim Generieren von Forschungsfragen (Kuhn & Dean, 2005)
Schwierigkeiten bei operationalisieren von Variablen (Duggan et al., 1996)
Schwierigkeiten beim ableiten von Fragestellungen aus nat.wiss. Phänomenen (Mayer et al., 2008)
Hypothese
Es wird kein Kontrollansatz gewählt: Fehlende methodische Aussagekraft eines Experiments ohne Kontrollansatz wird von SuS nicht erkannt (Hammann et al., 2006)
Starke Limitierung von Hypothesen (Schauble et al., 1991)
Experimentieren ohne Hypothesen (Ehmer, 2008)
Planung
Nur ein möglicher Durchführungsansatz wird getestet (Hammann et al., 2008)
Nur eine Variable wird verändert, von denen SuS annehmen, dass diese ihre eigenen Überzeugungen bestätigen (Klahr et al., 1993) „Positives Testen“ (Ehmer, 2008)
Deutung
Nicht bewiesene Kausalität: Ohne Berücksichtigung eines Kontrollansatzes wird auf Kausalität geschlossen (Hammann et al., 2006)
Stichprobengröße, Repräsentativität und Validität werden nicht bei der Datenanalyse berücksichtigt (Robert & Gott, 2004)
SuS halten an der Ausgangshypothese fest, obwohl die Daten die Hypothese widerlegen (Chinn & Brewer, 1998)
Def.: Wissenschaftsverständnis (Nature of Science)
Denk- und Arbeitsweisen (z.B. beim Experiment zur Fotosynthese
Einsatz spezifischer Arbeitstechniken (z.B. Chromatografie) und
Reflexion über biologische Methoden und Erkenntnisse (z.B. Versuch von van Helmont);
das wissenschaftliche Vorgehen selbst wird zum Lerngegenstand
Maßnahmen zur Förderung experimenteller Kompetenz
Fragestellung: Abstraktion des nat.wiss. Phänomens hin zu einer Forschungsfrage (Künsting et al., 2013)
Hypothese: Variablenkontrollstrategien vermitteln (Kremer et al., 2019) Aufgaben stellen, in denen fehlerhafte Hypothesen korrigiert werden müssen (Kremer et al., 2019)
Planung SuS planen zu einer Fragestellung eigene Experimente (Weitzel, 2019)
Deutung Vermittlung von Wissen über Ziele des Experimentierens (Ehmer, 2008)
Gestufte Lernhilfen (Arnold et al., 2017; Kleinert et al., 2021)
Kognitive Unterstützung (Bruckermann et al., 2017):
(1) Hinweise zur Umsetzung/Durchführung, (2) Wiederholung von Definitionen, (3) exemplarische Lösungsansätze/-wege bereitstellen
Kommunikationskompetenz > 3 Hauptkompetenzen aus KMK
Informationen erschließen
Informationen aufbereiten
Informationen austauschen und wissenschaftlich diskutieren
Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun (1981)
1. Sachinhalt: Worüber ich informiere.
2. Selbstoffenbarung: Was ich von mir selbst kundgebe.
3. Die Beziehung: Was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe.
4. Der Appell: Wozu ich dich veranlassen möchte.
Die Botschaften müssen vom Empfänger erschlossen werden.
Kommunikative Kompetenz nach Habermas (1971):
Menschen sowohl Sender als auch Empfänger
Trennung zweier Bereiche von Kommunikation:
Kommunikatives Handeln Ein Einverständnis über Sinnzusammenhänge wird naiv vorausgesetzt.
Diskurs Liegt dieses Einverständnis nicht vor, so wird im Diskurs versucht, dieses durch Begründungen von Sinnzusammenhängen wieder herzustellen; dies beinhaltet auch, dass der Sprecher beim Empfänger etwas bewirken möchte (z.B. überzeugen, umstimmen).
Teilkompetenzen der Kommunikationskompetenz
Def. Strukturmodell
Das Strukturmodell (auch Komponentenmodell) beschreibt das Gefüge der Anforderungen, dessen Bewältigung von Schülerinnen und Schülern erwartet wird.
Def. Stufenmodell
Das Stufenmodell liefert wissenschaftlich begründete Vorstellungen darüber, welche Niveaustufen sich bei dem einzelnen Schüler / der einzelnen Schülerin feststellen lasse
Ergebnisse empirischer Forschung zu Schwierigkeiten im Umgang mit Diagrammen (UmD)
Bei der Informationsentnahme aus Diagrammen
beim Konstruieren von Diagrammen
beim Verknüpfen von Informationen aus Text und Diagramm
Umgang mit Diagrammen : Kompetenzen
Bei der 1) Entnahme von Informationen aus einem Diagramm, 2) demKonstruieren eines Diagramms und 3) der Integration von Text-&Diagramminformationen handelt es sich um 3 verschiedene Fähigkeiten, die alle im BU geübt werden müssen
Def.: Beurteilen
Beurteilen fasst z.B. „zu einem Sachverhalt ein selbständiges Urteil unter Verwendung von Fachwissen und Fachmethoden formulieren und begründen können“ bzw. meint, „eine nicht normativ geprägte Aussage über einen naturwissenschaftlichen Sachgegenstand treffen zu können“.
Def.: Bewerten
Unter Bewerten fällt „Sachverhalte, Gegenstände, Methoden, Ergebnisse etc. an erkennbaren Wertekategorien [...] messen“ können bzw. „das begründete Abwägen von Fakten, Konzepten, Methoden oder Handlungen hinsichtlich eines moralischen Maßstabs“.
Bewerten vs. Beurteilen
Während Beurteilen eher naturwissenschaftliches Wissen betrifft, werden beim Bewertenethische Reflexionen relevant.
Bewertungskompetenz: Kriterien für Bewertungen liefern zwei grundlegende ethische Denktraditionen:
die eine stellt in erster Linie die Würde des Menschen in den Mittelpunkt und sieht diese als unantastbar an,
die andere orientiert sich letztlich am Wohlergehen des Menschen bzw. am Schutz einer systemisch intakten Natur um ihrer Selbstwillen.
Göttinger Modell der Bewertungskompetenz für Anforderungssituationen nachhaltiger Entwicklung
Strukturmodell
(4 Teilbereiche)
Def.: Ethisches Urteilsvermögen
Die Fähigkeit, sich in einer Dilemma / (Entscheidungs-)
Situation begründet zwischen zwei Werten zu entscheiden.
ethische Analyse
Def.: Wert
ein als wertvoll erachtetes Gut (z.B. Gesundheit) Ein Wert zielt auf die Fähigkeit des Menschen zu werten und Objekte als wertvoll zu erachten (beschreibt keine Eigenschaft).
Def.: Norm
Richtschnur, Maßstab der Beurteilung und Bewertung Eine Norm ist das handlungsbestimmende Prinzip, das die Realisierung des Wertes ermöglicht.
Def. Deontologische Argumentation
...Handlungen sind von Natur aus (a priori) ‘gut oder schlecht’
Def. Konsequenzialistische Argumentation
moralischer Wert einer Handlung wird an ihren Konsequenzen gemessen
Prämissen der Ethische Analyse als Unterrichtsmethode
Grundform ethischen Argumentierens am Beispiel der Einführung der Gentherapie
Normative Prämisse (Begründungsnotwendigkeit) (z.B. „Das, was die Gesundheit fördert, ist gut.“) (Warum?)
Deskriptive Prämisse (empirisch belegbar) (z.B. „Die Gentherapie kann bisher nicht behandelbare Krankheiten behandeln
und fördert so die Gesundheit.“)
Schlussfolgerung
(z.B. „Die Gentherapie ist ein gesundheitsförderndes und somit moralisch gutes Verfahren, das wir nutzen sollten.“)
Was ist ein naturalistischer Fehlschluss der ethischen Analyse?
„Wir haben immer schon manipuliert; was wir immer schon getan haben, ist gut.“
„Die Gentechnik ist nur eine weitere Form der Manipulation.“
„Die Gentechnik ist gut und sollte eingeführt werden.“
Problem: Ableitung ethischer Normen aus Tatsachen.
Ethische Analyse: deskriptive-exlpikative Dimension vs. normative Dimension
Schritte der Ethischen Analyse
Formulierung der Entscheidungssituation / des Dilemmas,
Benennung der verschiedenen möglichen Handlungsoptionen in dieser
Situation,
Zuordnung der verschiedenen Handlungen zu Werten, die hiervon berührt werden, und Reflexion der aus diesen Handlungen folgenden Konsequenzen,
Treffen einer begründeten Entscheidung für eine der Handlungsoptionen,
Zuordnung der Gründe dieser Entscheidung zu den übergeordneten
Argumentationsweisen (deontologisch, konsequentialistisch),
Beschreibung der Konsequenzen der individuellen Entscheidung
Lernzielformulierung: kognitive vs. psychomotorische
Kognitive Lernziele: benennen, beschreiben, erklären, diskutieren, ...
Psychomotorische Lernziele: zeichnen, mikroskopieren, sammeln, messen, ...
Wie formuliert man ein Lernziel?
Lernzielformulierungen:
Tätigkeit
(Was sollen SuS fähig sein zu tun?)
Bedingungen (Unter welchen Bedingungen sollen die Tätigkeiten ausgeführt werden?)
Kriterien (Welche Ausprägung der Tätigkeit ist mindestens erforderlich?)
3 Dimensionen (Zeitspannen) der Unterrichtsplanung
die langfristige, die sich vor allem auf Schuljahre, -halbjahre und Semester bezieht;
die mittelfristige, die Unterrichtseinheiten betrifft und sich meist auf mehrere Wochen bezieht und
die kurzfristige, bei der es um die Planung einer einzelnen Unterrichtsstunde hinsichtlich der Ziele, der einzelnen Unterrichtsschritte, um methodische Entscheidungen und die Zeiteinteilung geht.
def.: Kohärenz
das Zusammenhängende Kohärent zu unterrichten bedeutet den Zusammenhang einzelner Inhalte sichtbar zu machen. Basiskonzepte sind der geistige Faden, der die Zusammenhänge herstellt.
Dieser muss im Unterricht für die SuS erkennbar gemacht werden.
Def. Kumulativ Lernen
Unter Kumulativem Lernen versteht man einen Lernprozess, bei dem
bereits vorhandene Wissenselemente in hohem Maße zum Ausgangspunkt für neu hinzukommendes Wissen gemacht werden und
gleichzeitig das neue Wissen vielfältig mit dem vorhandenen verknüpft wird.
Schüler/die Schülerin sind in der Lage ist mit Hilfe des erworbenen Wissens
sich selbst neue Wissensgebiete zu erschließen,
Entscheidungen zu treffen und
Probleme zu lösen.
additiver vs. kumulativer Lernprozess
a) Lineare Verknüpfung von Wissenselementen (additiver Lernprozess)
b) Vernetzte Verknüpfung von Wissenselementen (kumulativer Lernprozess)
2 Strategien des kumulativen Lernens
Verknüpfung von Wissenselementen
Bereits verfügbare Wissenselemente werden zu einer neuen Struktur integriert, indem sie entweder in einer neuen Weise miteinander verknüpft werden oder zum ersten Mal miteinander in Verbindung gebracht werden.
Differenzierung von Wissenselementen
Hier geht man von einem globalen Wissen aus und versucht den Zusammenhang auf dem Weg der Analyse zu erfassen.
Ziele von außerschulischen Lernorten
Interesse und Motivation fördern,
Authentizität vermitteln,
Unterricht bereichern,
„hands-on“-Erfahrungen,
Anschauung,
Sinnliche Erfahrung, Primärerfahrungen,
Kooperatives Lernen ermöglichen und fördern
zentrale Aspekte, die für außerschulische Lernorte beachtet werden müssen?
Präzise Vorbereitung sowie Nachbereitung des Aufenthalts;
Bedeutung des Besuchs im Kontext der Unterrichtseinheit explizit machen;
Autonomieerleben und Wahlmöglichkeiten ermöglichen.
Warum ist Beurteilung von Schülerleistungen nützlich?
Indem Lernstand und anschließende notwendige Lernschritte den Lernenden rückgemeldet werden, erhalten diese konkrete Hinweise für ihr weiteres Lernen
Beurteilungsergebnisse sind aber auch für die Lehrkraft selbst nützlich; sie sind Grundlage für die Selbstevaluation und die Evaluation des Unterrichts.
Leistungsbeurteilung nach Bezugsnormen am Beispiel der Planung eines Experiments
(vgl. Wollenschläger, Möller & Harms 2012)
5 Schritte
Die Planung eines Experiments besteht im Kern aus fünf Schritten:
- eine Variable identifizieren (Schritt 1);
- diese verändern und mit einer anderen Variable in Beziehung setzen (Schritt 2);
- Kontrollvariablen berücksichtigen (Schritt 3);
- die Stichprobe, die Messwiederholung und die Versuchsdauer beachten (Schritt 4);
- über die verwendeten Untersuchungsmethoden nachdenken und sie auf eventuelle Fehler hin überprüfen (Schritt 5).
formative vs. summative Bewertung
Beurteilungen durch die Lehrkraft können sich entweder auf den Lernprozess(formativ) oder den Leistungsstand (summativ) beziehen.
Beurteiulung von Schülerleistungen: 3 Bezugsnormen, mit was wird verglichen?
- den Leistungen einer Bezugsgruppe (soziale Bezugsnorm);
- mit einem vorangegangenen Leistungsergebnis derselben Person
(individuelle Bezugsnorm);
- mit einem fachlichen Standard – wie dem Erwartungshorizont der Lehrkraft (kriteriale oder sachliche Bezugsnorm).
Funktionen von Beurteilung von Schülerleistungen für SuS
Def. Beurteilungsgenauigkeit
def. Urteilsfehler
Grad der Übereinstimmung von Einschätzungen (z. B. durch die Lehrkraft) und tatsächlicher Merkmalsausprägung
Systematische Verzerrung von Einschätzungen durch leistungsirrelevante Informationen (z. B. Geschlecht, Hautfarbe)
Medieneinsatz: Matrixmit Sicht- und Tiefenstruktur
Def. Medium
was ist Multimedia?
Medien sind Träger und bzw. oder Vermittler von Informationen.
technisch: Zeichenträger (z. B. Computer)
semiotisch: verschiedene Zeichensysteme (z. B. Text, Symbol)
sensorisch: Sinnesmodalitäten (z. B. Auge, Ohr)
unimodal: Hörkassette, Dia, Stummfilm
multimodal: Tonfilme, Videos, Multimedia, Realobjekte
Medien sollten so ausgewählt werden, dass möglichst viele Sinne angesprochen werden
Medien: Primär- vs. Sekundärerfahrung
Primärerfahrung
Schüler treten unmittelbar mit ihren Sinnen oder mittelbar durch Geräte, die die Leistung der Sinnesorgane erweitern, mit dem Gegenstand in Kontakt
Sekundärerfahrung
Informationen werden nicht unmittelbar am Naturgegenstand, sondern über Nachbildungen, Abbildungen, Schemata oder Symbole gewonnen.
vorteile /zweck einer Wandtafel bzw. eines Smart Boards
Tafelarbeit ist flexibel und lässt sich spontan den Erfordernissen anpassen.
Sie hilft den Unterricht zu strukturieren, indem Stundenüberschriften, Zwischen- und Endergebnisse festgehalten werden.
Tafelbilder entstehen nach und nach vor den Augen aller.
Tafelskizzen unterstützen den Vermittlungs- und Erkenntnisprozess.
Tafelbilder sollten vorher geplant und die Aufteilung gut überlegt
werden.
BNE: 5 Ps der Agenda 30
The 5 Ps: People - Planet - Prosperity - Peace - Partnership
5 Kernbotschaften – handlungsleitende Prinzipien
Die Würde des Menschen im Mittelpunkt – Eine Welt ohne Armut und Hunger ist möglich
Den Planeten schützen – Klimawandel begrenzen, natürliche Lebensgrundlagen bewahren
Wohlstand für alle fördern – Globalisierung gerecht gestalten
Frieden fördern – Menschenrechte und gute Regierungsführung
Globale Partnerschaften aufbauen – Global gemeinsam voranschreiten
International
2 Nachhaltigkeitskonzepte
Nachhaltige Entwicklung auf 3 Ebenen
(1) ökonomische, ökologische und soziale Dimension („coherence aspect“)
(2) für heutige und zukünftige Generationen („generational aspect“)
(3) lokale und globale Auswirkungen („spatial aspect“) (vgl. Vlek & Steg, 2007; Warburton, 2003)
Was benötigen SUS für Umsetzung einer BNE für den BU?
Biologisches konzeptuelles Sachwissen
Bewertungskompetenz
Kompetenzen im Bereich Erkenntnisgewinnung
Interdisziplinäres Unterrichten
Berücksichtigung affektiv-emotionaler Aspekte
5 Schlüsselprobleme nach Wolfgang Klafki
die Friedensfrage
die Umweltfrage
die Gleichheitsfrage
die Frage nach Gefahren und Möglichkeiten neuer Techniken
die Frage nach der Vereinbarung von individuellem Glücksanspruch,
zwischenmenschlicher Verantwortung und der Anerkennung des Anderen
Aspekte der Sexualbildung (wodurch und was?)
Sexualbildung (als Ergebnis und als lebenslanger Lernprozess)
kognitive Komponente: Sexualaufklärung
affektiv-motivationale Komponente: sexuelle Sozialisation
beiläufig/funktional in Familien-/Freundeskreis, durch Medien, z.T. in Kita und Schule
intentional durch Sexualerziehung in Elternhaus, Kita und Schule (evtl. durch die Medien)
Warum Sexualbildung in der Schule?
Aufklärung über belastende oder sogar schädliche Verhaltensweisen im sexuellen Bereich, wie Sexualneurosen, sexuelle Gewalt, ungewollte Schwangerschaften und Infektionen;
Zugang zu sexual- und menschenfreundlichen Sichtweisen zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit (als Kontrapunkt zu traditionell lustfeindlichen Normen)
Wertmaßstäbe der Sexualbildung
Verantwortungsbewusstsein bzgl. des eigenen sexuellen Verhaltens;
Recht auf Selbstbestimmung (im sozialverträglichen Rahmen)
Verpflichtung zu Toleranz, Partnerschaftlichkeit und Gewaltverzicht;
Rücksichtnahme auf ein eventuell gezeugtes Kind
Def. Gesundheit
(1) Das bio-medizinische Modell
somatisch-funktionelle Betrachtung
Abwesenheit von Krankheit und Störungen innerhalb eines Individuums
Gesundheit kann diesem Modell nach medizinisch bestimmt werden, indem keine Erkrankung oder pathogene Veränderung des Körpers oder der Psyche nachgewiesen werden kann.
Entsprechend kann eine Person entweder als gesund oder als krank bezeichnet werden.
entspricht dem Alltagsbegriff von Gesundheit
2) WHO
„Zustand des vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht
nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen.“
Gesundheit wird hier nicht mehr ausschließlich anhand von fixen Klassifikationssystemen als Eigenschaft einer Person bestimmt.
Gesundheit wird hier multidimensional verstanden, sie umfasst physische, psychische und soziokulturelle Facetten.
Gesundheit und Krankheit werden nicht mehr als zwei abgrenzbare Zustände verstanden, sondern als Kontinuum gedacht, so dass ein Mensch als eher gesund oder eher krank bezeichnet werden kann.
(3) Medizinisch-soziologisches Modell
Gesundheit ist ein „Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben, für die es sozialisiert worden ist” (Parsons 1967, 71).
Gesundheit als Voraussetzung für das Funktionieren von Gesellschaft
Zentral sind hier die gesellschaftlichen Bedingungen, die Individuen entweder Möglichkeiten für die persönliche Lebensgestaltung eröffnen oder diese reduzieren.
Theory of Planned Behavior
(z.B. Ajzen 2014)
Intentionales Verhalten lässt sich durch 3 Faktoren erklären und voraussagen:
die eigene Einstellung gegenüber dem Verhalten
der subjektiven Norm zu dem Verhalten (gespeist aus individueller Perspektive und sozialen Faktoren)
Wahrgenommene Möglichkeit zur Verhaltenskontrolle bzgl. des Verhaltens
Diese 3 Faktoren bedingen die Verhaltensintention.
Das salutogenetische Gesundheitsmodell (Antonovsky 1996)
Gesundheit als dynamischer Prozess, dessen aktuellen oder angestrebten Zustände auf einem Kontinuum zwischen gesund und krank verortet werden können
konsequent an vorhandenen Ressourcen orientiert, die sich durch individuelle Faktoren und die spezifischen Lebensbedingungen sowie ihre Wechselwirkungen ergeben
individuelle Ressourcen: z.B. gute Konstitution, kognitive Faktoren (z.B. Wissen, Problemlösefähigkeiten), psychische Faktoren (z.B. Selbstvertrauen, Ich-Identität), stabile Einbindung in interpersonale und soziokulturelle Gemeinschaften (z.B. aktive Teilhabe, materielle Sicherheit)
Durch das wiederholte positive Erleben dieser Ressourcen kann eine Person Kohärenzgefühl entwickeln, das wiederum Ressourcen zur Krankheitsbewältigung bereitstellen kann
5 Handlungsbereiche der Gesundheitsförderung
Def. Gesundheitskompetenz
die funktionale Form (basale Grundfertigkeiten im Lesen und Schreiben zum Verstehen gesundheitsrelevanter Informationen),
die interaktive Form (kommunikative Kompetenzen zur Informationsbeschaffung) und
die kritische Form (kritische Analyse von Informationen im Sinne einer „verbesserten Lebensbewältigung“) (Abel et al. 2018, 583f.).
Def. Fachsprache
Sprache, in der in einer bestimmten Wissenschaft gesprochen und geschrieben wird
beruht auf Konventionen der jeweiligen Wissenschaftlergemeinschaft
umfasst meist auch alltagsprachliche Anteile (vice versa)
Ziel: Objektivierung (max. Mathematisierung); Eindeutigkeit, Situations- und Kontextunabhängigkeit der Aussagen
Def. Unterrichtssprache
Verbindung von Fachsprache und einer den Adressaten gerechten Alltagssprache führt zur Unterrichtssprache.
Sprachsensibler Fachunterricht:
wie ist das umzusetzen?
Sprachsensibler Fachunterricht ist der bewusste Umgang mit Sprache beim Lehren und Lernen im Fach
sachbezogenes Sprachlernen: Sprache wird an und mit den Fachinhalten gelernt.
ausdrückliche Maßnahme zur Kompetenzförderung beim Sprechen, Lesen und Schreiben
o Die Lernenden werden in fachlich authentische, aber bewältigbare
Sprachsituationen gebracht.
o Die Sprachanforderungen liegen knapp über dem individuellen Sprachvermögen.
o Die Lernenden erhalten so wenig Sprachhilfen wie möglich, aber so viele, wie individuell zum erfolgreichen Bewältigen der Sprachsituationen nötig.
– bewussten Umgang mit Sprache; Sprache ist Medium, das das Fachlernen nicht behindern darf (sprachbezogenes Fachlernen)
– Erkenntnis, dass Sprach- und Fachlernen
untrennbar verknüpft sind (fachbezogenes
Sprachlernen)
Darstellungsebenen & -formen (Abstraktionsgrad)
8 Punkte zur Gestaltung sprachsensiblen Unterrichts
Unterricht auf Kommunikation ausrichten
Sprache am Verstehen der Lernenden ausrichten
Bedeutung von Sprache zum Thema machen
verschiedene Darstellungsformen anwenden
zum Sprechen ermutigen, sprachliche Misserfolge möglichst vermeiden
strukturiertes Sprechen unterstützen (z.B. durch Bildsequenzen, Wortlisten)
Fachlernprobleme und Sprachlernprobleme differenzieren
metareflexive Phasen in den Unterricht integrieren und Sprachbewusstheit schaffen
Methoden und Werkzeuge für fachsensiblen Unterricht
Last changed2 years ago