Was ist soziale Ungleichheit?
Phänomene, die bestimmte Menschen besserstellen als andere
Wenn Menschen einen ungleichen Zugang zu sozialen Positionen haben und diese sozialen Positionen systematisch mit vorteilhaften Handlungs- und Lebensbedingungen verbunden sind.
—>z.B. Bildungsabschluss verbunden mit Einkommen der Familie —> besseren Zugang zur Bildung —> bessere Berufe —> besseres Einkommen —> bessere Lebensbedingungen
Horizontale und Vertikale Ungleichheit
Horitontale und Vertikale Ungleichheit
Horizontale Ungleichheit
Verschiedenartigkeit der gesellschaftlichen Lagen
Qualitativer Unterschied
Vertikale Ungleichheit
Rangordnung der gesellschaftlichen Lagen
Gesellschaftlich geteilte unterschiedliche Bewertung
Quantitativer Unterschied
Ungleichheit ist ein wertfreier Begriff. Ob Ungleichheit „gerecht“ ist, ist eine völlig andere Frage, die nicht Teil sozialstruktureller Analyse ist.
Ursachen sozialer Ungleichheit
Gott und Natu
Gott erschuf Menschen ungleich
Biologische Unterschiede zwischen Menschen
—>Manche sind einfach von Natur aus klüger und andere wiederum nicht
—>Unterschiede im Bildungserfolg = natürlicher Unterschied
Privateigntum und Arbeitsteilung
Aufklärung: Gleichheit aller Menschen, Frage nach den sozialen Ursachen von Ungleichheit
Privateigentum als Verlassen des Naturzustandes (Rousseau 1754)
—> Wer mehr hat, hat es leichter höhere Positionen zu besetzten
Arbeitsteilung: horizontale Differenzierung von Berufen
Privateigentum und Arbeitsteilung “funktional“
Vertikale Differenzierung ergibt sich erst durch soziale Bewertung
Funktionalistische Erklärung
Universalität sozialer Ungleichheit (mit Beginn der Sesshaftigkeit)
Ungleichheit als unentbehrliche Funktion von Gesellschaft
Unterschiedliche Positionen, die unterschiedlich funktional wichtig sind
Benötigt geeignete Akteure, die diese Positionen ausfüllen
Anreize über z.B. ungleiche Entlohnung
Aber: “obersten“ Positionen werden keines wegen immer mid dem talentiersten Akteur besetzt, Dysfunktionalität sozialer Ungleichheit
(Re-) Produktion sozialer Ungleichheit
Theorie sozialer Produktionsfunktionen
Annahme: Alle Menschen streben nach “Wohlbefinden“
Zwei Arten von Wohlbefinden
Physisches Wohlbefinden (ausreichend Nahrung, Wohnung…)
Soziales Wohlbefinden (soziale Anerkennung)
Wohlbefinden wrd erzeugt durch “Zwischengüter“
Primäre Zwischengüter
Universelle Mittel zur Erzeugung von Wohlbefinden
Sekundäre Zwischengüter
Historisch und gesellschaftlich bedingte Mittel zur Erzeugung von Wohlbefinden
Wirken nur indirekt über die primären Zwischengüter auf das Wohlbefinden
“Wenn Menschen einen ungleichen Zugang zu sozialen Positionen haben und diese sozialen Positionen systematisch mit vorteilhaften Handlungs- und Lebensbedingungen verbunden sind.“
Im Kontext von Produktionsfunktionen bedeutet das, dass soziale Ungleichheit dan vorliegt, wenn Menschen ein unterschiedliches Ausmaß an primären/sekundären Zwischengütern verfügen
Zwischen sind die Dimensionen sozialer Ungleichheit
Determinaten sozialer Ungleichheit
Besser: Korrelate
Menschen unterscheiden sich in vielen Merkmalen
Askriptive: Haarfarbe, Geschlecht, Herkunft, Alter —> per Geburt zugeschrieben
Erworben: Beruf, Bildung, Einkommen
Korrelate sozialer Ungleichheit: Merkmale, die mit einem Mehr oder Weniger an Zwischengütern verbunden sind
Zentral: soziale Herkunft
Drei zentrale Fragen
Ausmaß sozialer Ungleichheit (Beschreibung)
Wie groß ist die Ungleichheit?
Dimensionen sozialer Ungleichheit
Wie ausgeprägt ist Bildungsungleichheit?
Ursachen sozialer Ungleichheit (Erklärung)
Welche Zusammenhänge gibt es zwischen ungleichheitsrelevanten Merkmalen und sozialer Ungleichheit?
Korrelate sozialer Ungleichheit
Gibt es einen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsungleichheit?
Wie entsteht soziale Ungleichheit? Wie wird sie reproduziert?
Ungleichheitsgenerierende Mechanismen
Was kann den Zusammenhang erklären?
Mechanismen der (Re-)Produktion sozialer Ungleichheit
Menschen unterscheiden sich in ihrer Ausstattung mit Handlungsressourcen
Bei Geburten (z.B. genetische Unterschiede)
Sowie in der Akkumulation im Lebensverlauf (z.B. Sozialisation)
—>Familie als zentrale “Ungleichheitsmaschine“
Ressourcen können eingesetzt werden, um Ziele zu realisieren
Kontrolle des Individuums über Handlungsbedingungen
Typen von Ressourcen
Klassifikation nach Bourdieu
Ökonomisches Kapital —> Geld und ähnliches
Kulturelles Kapital (inkorporiert, objektiviert, institutionalisiert)
Soziales Kapital —> Ressourcen, die an soziale Beziehungen gebunden sind, z.B. Kontakte und Informationen
(Symbolisches Kapital)
Investitionspespektive
Ressourcen werden investiert, um andere Ressourcen zu erhalten
Mittel und Ziel —> Ressourcen sind Mittel und Ziel gleichzeitig
Investitionsperspektive
Investition (Man kann Ressourcen investieren)
Investitionen erfolgen so lange Ertrag (U) > Kosten (C)
Erträge werden unter Unsicherheiten realisiert (p = Wahrscheinlichkeit)
U/p > C —> Nutzen durch Erfolgswahrscheinlichkeit größer als Kosten
Wer investiert? Warum unterscheiden sich die Parameter zwischen Akteure?
Transformation (Man kann Ressourcen transformieren/umwandeln)
Ressourcen in andere umwandeln
Prinzipiell sind alle Kapitalsorten ineinander transformierbar
Aber: Reibungsverlust
Transformation von ökonomischem Kapital in Humankapital
Kosten (z.B. Studengebühren)
Erfolgswahrscheinlichkeiten (z.B. Nachhilfeunterricht)
Transformation (Man kann Ressourcen weitergeben)
Weitergabe, Vererbng
Direkt bei ökonomischem Kapital: Erbe, Schenkung
Indirekt bei Humankapital, kulturellem und sozialem Kapital
Akkumulation (Man kann Ressourcen anhäufen)
d.h. anhäufen von VORTEILEN
Akkumulation von Vorteilen im Zeitverlauf
Kleine Ausgangsunterschiede können zu großen Unterschieden führen
Matthäuseffekt, exponentielles Wachstum
Investitionsperspektive: Beispiele soziologischer Fragestellungen
Investition
Sozialen Unterschiede im Kompetenzerwerb
Transformation
Der Einfluss von sozialen auf Arbeitsmarktplatzierung
Transmission
Intergenerationale Bildungsungleichheit
Akkumulation
Einkommensungleichheit im Lebenslauf
Strukturen
Die Analyse sozialer Ungleichheiten fußt grundlegend auf der Einteilung von Gesellschaft in Gruppen auf unterschiedlichen Hierarchiestufen (z.B. „die da oben“, „die da unten“)
Diese „Schichtmodelle“ gibt es verschiedenen Varianten (z.B. Klassen, Schichte, soziale Lagen, Milieus, etc.)
Gemeinsam ist ihnen jedoch:
Homogenität: innerhalb der Schichten kaum Varianz der Lebenslagen
Unterscheidbarkeit: Zwischen den Schichten viel Varianz der Lebenslagen
Hierarchie: die Schichten lassen sich ordnen
3 Typen der Struktur
Interessen- und Kontrollstruktur
Vertikal
Kulturelle Struktur
Horizontal
Lebensweisen, Lebensstile, kulturelle Praktiken
„Brauereiarbeiter werden wohl selten für moderne Kunst zu interessieren sein, Professorengattinnen kaum an den Feinheiten eines doppelten Doppelpasses Geschmack finden können. Und der Grund dafür ist leicht einzusehen: Brauereiarbeiter müssen andere Dinge tun und für wichtig halten als Professorengattinnen oder Bundesliga-Profis, wenn sie zu physischem Wohlbefinden und zu sozialer Anerkennung in ihrem jeweiligen Milieu und Lebensbereich gelangen wollen“ (Esser 1993: 446).
Kulturelle Struktur und Interessen- bzw. Kontrollstruktur zwar analytisch unabhängig, nicht aber empirisch
Prestige
System der Bewertung verschiedener Gruppen und Lebensweisen
Klassentheorie nach Marx
- Historische Entwicklung als Geschichte von Klassenkämpfen
- Kontrolle über Produktionsverhältnisse
Bourgeoisie/Kapitalisten/Besitzer
Proletariat/Arbeiterklasse/Besitzlose
- Arbeiterklasse gezwungen ihre Arbeitskraft an Kapitalisten zu verkaufen. Mehrwert geht ausschließlich an den Kapitalisten
begründet Klassenatagonismus
- Ökonomische Herrschaft erstreckt sich auf andere gesellschaftliche Bereiche àideologischer Überbau
Klassen an sich
- Mitglieder einer Klasse befinden sich in derselben Klassenlage
- Objektiv bestehende Klasse
Klassen für sich
- Klassenlage mit gemeinsamem Klassenbewusstsein verbunden
- Klassensolidarität
- Subjektiv bestehende Klasse
Schichtmodell nach Geiger
Klassen, Stände und Kasten als historische Besonderheiten
Schihten als Oberbegriff zur Bezeichnung von Strukturen sozialer Ungleichheit in allen Gesellschaften zu allen Zeiten
“Gliederung der Bevölkerung nach Lebensumstände, mit denen unterschiedliche Lebenschancen verknüpft sind“
Neben der Schichtzugehörogkeit (soziale Lage) auch bei Geigner die Schichtenmentalität relevant Entwicklungsstadien
Dennoch: Dominanz einer oder mehrerer Schichtendeterminaten
Sozialer Wandel; Schichten nicht statisch, sondern dynamisch
Soziale Mobilität: Abstiege und Aufstiege
individueller Schichtwechsel
Kollektiver Schichtwechsel
Schichtwechsel in der Generationsfolge
Umschichtung
Quantitativ: Ausdehnung/Schrumpfung von Schichten
Qualitativ: Verschwinden/Entstehen von Schichten
Strukturwandel: Schichtendeterminaten bzw. ihr Gewicht verändert sich
Gemeinsamkeiten der Konzepte Klasse und Schicht
1945 bis Ende der 1960er Jahre: Schihtverhätnis
Dann Renaissance des marxistischen Klassenbegriffs
Ab 1980er Jahre: Weiterentwiklung und neue Modelle
Unterschiede der Konzepte Klasse und Schicht
Bolte-Zwiebel
Neuere Modelle
Dahrendorf-Häuschen
Neue Modell
Neo-marxistische Ansätze
Neo-weberianische Ansätze: EGP Klassenschema
Lebensstile/Sinus-Milieus
Sozialer Status und soziale Prestige
Eindimensionale, kontinuierliche Maße
Berufsbezigen
Annahme: Es existiert eine gesellschaftliche geteilte Rangordnung sozialer Positionen
Unterscheidung Status und Prestige
Status objektiv (Einkommen, Bildung)
Prestige subjektiv (Bewertung, Bildung)
Gebräuchliche Messung/Skalen:
SIOPS: Standard International Occupational Prestige Scale
ISEI: International Socio-Economic Index of Occupational Status
Aktueller Usus
Drei Lager
Individualisierung: verwenden diese Modelle nicht mehr
Klassen: differenzierte Klassenkonzepte (EGP) sind nach wie vor ungleichheitsrelevant
Dimensionale Ungleichheitsforschung: Schichtbildung nicht mehr zeitgemäß aber Dimension sozialer Ungleichheit nach wie vor großen Einfluss auf die Lebenslagen
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