Sekundäre Effekte der sozialen Herkunft
Einflüsse der sozialen Herkunft, die auf die Bildungsentscheidungen (Bildungszweigwahl) wirken. z.B. Statuserhaltmotiv
Primäre und sekundäre Effekte
Primäre Effekte der soziale Herkunft
Einflüsse der sozialen Herkunft, die auf den Kompetenzerwerb (Lernprozess) wirken. z.B. unterschiedliche Lernvoraussetzungen in Familien
Einflüsse der sozialen Herkunft, die auf die Bildungsentscheidungen (Bildungszweigauswahl) wirken z.B. Statuserhaltmotiv
Warum Unterscheidung in primäre und sekundäre Effekte
Ungleichheitsmuster in den Leistungen müssen identisch mit Ungleichheitsmustern der Übergangsentscheidungen sein.
Ethnische Bildungseinheit
Unterschiedliche Mechanismen zur Erklärung der Disparitäten relevant
Demnach auch unterschiedliche Implikationen mit Blick auf die Maßnahmen
PISA
+Datengrundlage zur Messung von Kompetenzunterschieden in das Programme for International Student Assessment
Durchgeführt durch die OECD, primär in OECD-Mitgliedsstaaten
Seit 2000 alle 3 Jahre
Zielpopulation: 15-jährige bzw. 9. Klässler
Bereiche: Lesen, Mathematik (+ wechselnde Themenmodule, z.B. Naturwissenschaften, Finanzen)
Erfassunf basaler Kompetenzen
Nicht nur Beherrschung des im Lehrplan vorgesehen Lernstoffes
Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Erwachsenenleben benötigt werden
Hauptanliegen
Den teilnehmenden Staaten Prozess- und Ertragsindikatoren zur Verfügung zu stellen
Kontinuierliche Beobachtung von Bildungssystemen
Bildungsmonitoing
Ist-Stand und Veränderung über die Zeit
Grundlage für Entscheidungen zur Verbesserung von Bildungssystemen
—>Effizienz des Bildungssystem ermitteln und anahnd der Ergebnisse eventuell reformieren
Wie lassen sich Unterschiede im Kompetenzerwerb erklären?
Nach sozialer Herkunft
Nach Migrationshintergrund
Nach Geschlecht
Im Zeitverlauf (Was erklärt z.B. das Mathekompetenzen besser werden?)
Im Ländervergleich (Was erklärt die internationalen Unterschiede)
Lernen und Investition
Motivation
Gelegenheit (Gelegenheiten zu lernen)
Fähigkeiten (Vorwissen, Effizienz)
Kosten (Lernen verursacht Kosten und zwar die Zeit, welche dafür geopfert wird, fehlt um andere Dinge zu tun)
—>Faktoren vo denen Lernen abhängt
Lernen hat einen Investitionscharakter. Ich muss heute Zeit investieren, damit ich mehr von einer anderen Ressource (Wissen, Fähigkeiten) in der Zukunft besitze.
Lernen umfasst bewusste und unbewusste Prozesse
Lernen auch nicht intendiertes Nebenprodukt anderer Aktivitäten - ohne besindere (bewusste) Motivation —> intendiertes Nebenprodukt: Wenn man z.B. gern in seiner Freizeit liest, dann schult man auch Lesegeschwindigkeit, Phantasievermögen und gegebenfalls Faktenwissen
Lernen aber auch aktiv und intentional
Sowohl bei aktiven wie auch passivem Lernen werden die selben Konstrukte bedeutsam (Motivation, Gelegenheit, Effizienz, Kosten)
Übergreifendes Erklärungsmodell in dem Lernen als Folge einer Vielzahl aufeinander folgender Entscheidungen über Investitionen konzeptionalisiert wird
Modell des Kompezenzerwerbs
SEU-Theorie
Subjektive Expected Utility (Subjektiv erwarteten Nutzen)
Wahl verschiedener Handlungsalternativen
Wahl derjenigen Alternative, die in Anbetracht der Kosten und der (subjektiv bewerteten) Erträge am Attraktivsten erscheint
SEU = p U1 + (1-p) * C1
Parameter
Ertrage (Nutzen, Rendite): U (Utility)
Kosten: C (Costs)
Erfolgswahrscheinlichkeiten: p (probability)
Parameter sind Denkhilfen - merh nicht !
Es werden keine Zahlen/Werte eingesetzt!
Es wird im klassischen Sinne nicht berecht!
Erlaubt uns systematischer Unterschiede im Investitionsverhalten bzw. im Entscheidungsverhalten nachzudenken
Rechenbeispiel siehe Notizen
Forschungslogik - Empirische Befunde
Statistisch korreliert die soziale Herkunft mit Dimensionen sozialer Ungleichheit, hier: Kompetenzen
Unser Interesse besteht in dem Aufdecken der Ursachen für diesen Zusammenhang
Wir wollen also den Zusammenhang von sozialer Herkunft und Kompetenzen erklären
Statistisch: Mediation
Modell 1: soziale Herkunft korreliert mit Kompeenzen
Modell 2: + Faktoren der Ursachen
Der Zusammenhang aus Modell 1 sollte sich reduzieren, d.h. wir “erklären“ einen Teil des Zusammenhangs. Bestenfalls verschwindet der Zusammenhang
Folie 41ff für empirische Beispiele
Primäre Effekte der sozialen Herkunft
Bildungsexpansion - Historischer Hintergrund
Vorindustrielle Gesellschaften
Bildungserwerb weitergehen in der Familie und am Arbeitsplatz
Bildungseinrichtungen kleinen, überwiegend männlichen Teilen der Bevölkerung vorbehalten
Mehrheit kann nicht rechnen, lesen oder schreiben
Industriegesellschaften
Grundbildung für alle, Schulpflicht, Volksschule
Fast alle lernen rechnen, lesen und schreiben; darüber hinaus aber weiterhin nur ein kleiner Teil der Bevölkerung
Postindustrielle Gesellschaften
Bildungssystem wächst weiter
Zunehmende Ausdifferenzierung (Einrichtung und Abschlüsse)
Mehr Menschen besuchen länger die Schule und erreichen höhere Abschlüsse
Menge des verfügbaren Wissens wächst enorm an
Auswahl
Spezialisierung
Effiziente Vermittlung
Wandel macht lebenslanges Lernen erforderlich
—>Lernen hört nicht mit Abschluss der Schule auf
Funktion von Bildungseinrichtungen
Sozialisationsfunktion
Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten
Funktion der Leistungsmessung
Ausmaß und Art der erbrachten Leistung ermitteln und bestätigen
Selektionsfunktion
Auswahl basierend auf Leistungen
(Nur wenn ein bestimmtes Leistungsniveau erreicht wurden ist, dann…)
—>nur wenn Abi, dann Studium
Platzierungsfunktion
Zertifikate ermöglichen Zugang zu unterschiedlichen Niveaus und Feldern beruflicher Tätigkeit
(Berfuliche Tätigkeit von Platzierung abhängig)
Bildungsexpansion Phänomen der Nachkriegszeit, weil es in der Phase einen massiven Ausbau des Bildungssystems gab
Nachkriegszeit
Enorme Ausweitung der Bildung
Sowohl quantitativ wie auch qualitativ
(quantitativ = mehr Plätze in Schulen und Unis, Erweiterungen der Infrastrukturen, die für die Bildung benötigt werden)
Ausbau der sekundären und teritären Bildung
Ursachen der Bildungsexpansion
Markotheorie (Gesellschaftliche Ebene: Bedarf nach höher qualifizierten hoch)
Modernisierungstheorie: struktureller Bedarf an Bildung (Nachfrageorientierte Erklärung)
Konflikttheorie: Bildung strukturiert Zugang zu Positionen (Angebotsseite Erklärung: Es besteht nicht ein hoher Bedarf um Positionen zu füllen, sondern ein Anstieg des Bedürfnis in diese/eine bestimmte Position zu kommen —> Bildung ermöglicht dies und deswegen Forderung nach mehr Bildungsmöglichkeiten —> Forderungen, um bessere Positionen zu bekommen)
Mikrotheorie
Humankapitaltheorie: Produktivität steigert Erträge
Signaltheorie: Zertifikate als Eintrittskarte in begehrte Berufe
Folgen der Bildungsexpansion
Demokratisierungsdruck
Bessere Bildung einer Bevölkerung mit Demokratisierungsdruck verbunden, weil Personen bessere Kenntnisse und Fähigkeiten zur Reflektion haben; mehr Beteiligung in der olitik wird erbittet
Bildung führt zu mehr Reflektion, Selbststeuerung, Individualisierung
Besser gebildete Bevölkerung stellt eher bestehende Normen/Werte/Traditionen in Frage und möchte die eigenen Lebenseinstellungen in seiner Lebensweise integrieren
Pluralisierung von Werten und Lebensformen
Institutioneneffekt
Immer mehr Menschen bleiben länger in Bildungsinstitutionen, spätere Ehen, später Kinder —> Tendenz zur Bildungshomogamie
Intendierte Folgen
Höherbildung einer Bevölkerung, Chancengleichheit, Abbau sozialer Ungleichheiten, Demokratisierung
Unintendierte Folge
Bildungsinflation (relativer Wert von höheren Bildungsabschlüssen sinken, wenn viele von denen erreicht werden), Verdrängung geringer Gebildeter, soziale Schließung (bestimmte Positionen ohne bestimmte Qualifizierung unerreichbar), Überqualifizierung (Leute können auch übermäßig in Bildung investieren und überqualifiziert sein —> Folge: Es gibt keinen Markt für diese)
Insgesamt deutliche Niveaueffekte (Verschiebung von niedrige höheren Bildungszweige)
Quantitative Zunahme der Bildungsbeteiligung und Höherqualifizierung
Geringe Struktureffekte
Muster sozialer Ungleichheit weitgehend konstant
Abbau geschlechterspezifischer Bildungsungleichheit, heute sogar deutliche Defizite von Jungen gegenüber Mädchen (Erzeugung neuer Ungleichheiten —> Neue Muster der Ungleichheit werden erzeugt)
Soziale Ungleichhei in der Bildungsabteilung
Einfluss der sozialen Herkunft, die auf die Bildungsentscheidungen wirken
Unter Kontrolle der primären Effekte der sozialen Herkunft!
Das Bildungssystem und Bildungsübergänge
—> Verschiedene Entscheidungen werden getroffen
Frühkindliche Bildung
Bildung fängt nicht in der Schule an, sondern in den frühen Jahren schon. Es werden verschiedene Formen von frühkindlicher Bildung or dem 6. Lebensjahr angezeigt.
Bildungsbeteiligung im Zielverlauf
Prozent der Kinder in Schulen —> 1950 80% auf der Hauptschule danach sinkt ud andere Formen steigen
Bildungsbeteiligung im Kohortenverlauf
Bildung der Eltern korreliert mit Bildung der Kinder
Bildungsbeteiligung nach sozialer Herkunft
—> mehr Kinder auf Gymnasium als früher
Anteil Geringqualifizierter
Entwicklung der Studienanfänger/innen
—> Zunahme der Studienanfänger erkennbar
Studierende und soziale Herkunft
Bildungszusammensetzung der Eltern von Studierenden
Studienanfänger/innen im internationalen Vergleich
Bildungsbeteiligung von Zugewanderten
Bildungsbeteiligung von Zugewanderten nach Gruppen
Aber: Unterschiede in der Bildungsbeteiligung können mit primären ebenso wie mit sekundären Effekten in Verbindung stehen.
Die Bildungsbeteiligung ergibt sich aus der kumulativen Wirkung beider Arten von Effekten.
Notwendig: Übergangsverhalten bei gegebenen Leistungen betrachten
Wahrscheinlichkeit des Übertitts
Modell der Bildungsentscheidung
Subjective Expected Utility
Wahl derjenigen Alternative, die in Anbetracht der Kosten und der (subjektive bewerten) Erträge im am Attraktivsten erscheint
SEU = p * U - C (allg. Formel, siehe VL 7)
Erträge (Nutzen, Renditen): U (Utility)
Erfolgswahrscheinlichkeiten: p (Probability)
Modelliert werden Entscheidungen an den Bildungsübergängen
Vergleich der SEU-Werte verschiedener Schulformen
Wahl derjenigen Schulform mit dem größten SEU-Wert
Beispiel. Entscheidung zwischen Gymnasium oder Realschule
Wahl für Gymnasium findet statt, wenn
SEU (Gym) > SEU (Real) —> Wenn größer als bei Realschule dann Gymnasium
p (Gym) * U (Gym) - C(Gym) > [1-p (Gym)] * U(Real) - C(Real)
Verbindung der Modellparameter mit der Situation der Akteure (Brückenhypothese)
SEU (Gym) > SEU (Real)
p(Gym) U(Gym) - C(Gym) > [1 - p(Gym)] * U(Real) - C (Real)
Beispiele:
Intelligent steigt —> p(Gym) steigt
Statuserhalt: Eltern hohe Bildungsabschlüsse hoch —> U(Gym) hoch
Eltern sind motiviert, dass Kind mindestens den selben hohen Bildungsabschluss erreicht, um den Status durch die Bildug zu erhalten
Nachhilfeunterricht —> p(Gym) steigt, C(Gym) steigt
Unterschiede in den
Anreizen für die Wahl höherer Bildungswege
in den Bildungszielen
Im Modell: U, Statuserhaltmotiv
Ressourcenausstattung in der Familie
Im Modell
Finanzielle Ressourcen: C, p
Kulturelle Ressourcen: p
Informationen/Wissen: p
Soziake Ressourcen: p, C (Informationen) und U (Bezugsgruppen)
Institutionelle Bedingungen —> Wie genau ist das Bildungssystem ausgestattet?
Können den sozialen Gradienten beeinflussen
Länge verschiedener Bildungszweige (C)
Zeitpunkt des ersten Übergangs (p) —> in Deutschland früher als in anderen Ländern
Staatliche finanzielle Unterstützung (C)
Formale Übergangskriterien
Noten, Leherempfehlungen, Elternentscheidungen
Rein meritokratische Selektion (auf p beruhend): Neutralisierung schichtspezifischer Einflüsse (U und C)
Das Zusammenspiel primärer und sekunärer Effekte
Primäre und sekundäre Effekte wirken bei allen zentralen Bildungsentscheidungen
Überfänge zwischen verschiedenen Bildungsgängen
Revisionen von Bildungsentscheidungen (z.B. Schulformwechsel, Schulabbruch)
Das relative Gewicht von primären und sekundären Effekten wird je nach Typ der Entscheidung variieren.
Hohe Unsicherheit über p bei früh angelegten Bildungsentscheidungen erhöht das Gewicht unsicherheitsbasierter sekundärer Effekte.
Hohe (direkte und indirekte) Kosten bei Entscheidungen über Teritärbildung in einer im Hinblick auf kognitive Fähigkeiten homogenisierte Population (Abiturienten) lassen kostenbasierte sekundäre Effekte stärker wirken.
Die Unterscheidung der Mechanismen und ihre Identifikation ist nur aus theoretischen Gründen essentiell, sondern auch weil Interventionen jeweils unterschiedlich auszugestalten sind.
Bildungsungleichheit im Zeitverlauf
Shavit & Blossfeld (1992)
Persistenz sozialer Ungleichheit in einer Vielzahl von Ländern
USA, Deutschland, Niederlande, Schweden, Großbritannien, Italien, Israel, Taiwan, Japan, Tschechoslowakei, Ungarn, Polen
Ausnahme (Abbau von Ungleichheiten)
Schweden, Niederlande
Bildungsungleichheit beim Hochschulzugang
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