Eugnathie
1. volle Zahnzahl
2. normale Zahnform und -größe
3. Zahnbogenform: OK Halbellipse, UK Parabel,
Milchgebiss: OK und UK Halbkreis
4. keine Engstände oder Lücken
5. keine Einzelzahnabweichungen
6. labialer und bukkaler Überbiss der oberen Zähne
7. Neutralokklusion.
8. korrekte Größenverhältnisse der Kieferbasen
9. korrekte Einlagerung der Kieferbasen in den Gesichtsschädel
10. ungehinderte Artikulation
(Bewegungen des UK unter Zahnkontakt = dynamische Okklusion)
11. funktionelles Gleichgewicht der orofazialen Muskulatur
12. physiologische Kiefergelenkfunktion.
Dysgnathie 6
-Abweichungen von Zahnzahl, Zahngröße und Zahnform
– Abweichungen der Zahnentwicklung und des Zahndurchbruches
– Abweichungen von Zahnstellung und Zahnbogenform
– Abweichungen der Okklusion und der Lagebeziehungen der Kiefer
– Abweichungen durch Dyskinesien der orofazialen Muskulatur
– Fehlentwicklungen der Kiefer oder des Schädels durch Dysostosen
oder im Rahmen von Syndromen.
Remodellation
-Knochen wächst durch Anlagerung neuen Knochengewebes (Apposition) auf der einen Seite und Knochenabbau (Resorption) auf der anderen Seite.
-Dabei verlagert sich der Knochen in Richtung der Appositionsvorgänge, d. h. er wächst in Appositionsrichtung.
-Als Folge davon nimmt die Größe des Knochens zu
-Dadurch, dass appositionelle und resorptive Knochenareale einander genüberstehen, kann der Knochen an Größe im Sinne von Volumen zu nehmen, ohne gleichzeitig zwingend eine Dickenzunahme zu erfahren.
-Natürlich kann sich, sofern es die Stabilität des Knochens erfordert auch die Knochendicke verändern, denn die Appositions- und Resorp-tionsprozesse müssen nicht die gleichen Umbauraten aufweisen.
-Voraussetzung für die Formveränderung eines Knochens während des Wachstums, und somit für seine funktionelle Anpassung, ist eine mosaikartige Bedeckung mit appositionellen und resorptiven Wachstumsfel- dern.
-Grundvoraussetzung für die Größenzunahme eines Knochens ist jedoch, dass sich appositionelle und resorptive Areale auf der Innen- und Außenseite eines Knochens gegenüberstehen,
-während die mosaikartige Verteilung der appositionellen und resorptiven Areale auf der Innen- bzw. Außen- seite die Grundvoraussetzung für die Formveränderung des Knochens darstellt.
-Beide Veränderungsarten – Größenzunahme und Formveränderung – sind grundlegend für den normalen Ablauf der Schädelentwicklung. Dies wird bei Betrachtung des Neugeborenen- im Vergleich zum Erwachsenenschädel deutlich; ohne eine entsprechende Formver- änderung hätten wir beispielsweise im Erwachsenenalter keine Alveolarfortsätze.
-Das Wachstum eines Knochens ist also nicht völlig autonom, sondern wird durch die Weichteile beeinflusst. Der Einfluss der Weich- gewebe auf Wachstum und Entwicklung eines Knochens wird beispiels- weise an Patienten mit frühkindlichen Lähmungen deutlich, denn ohne die funktionelle Beanspruchung durch die Muskulatur kommt es nicht zur normalen Entwicklung des betroffenen Knochens.
-
Das faziale Wachstum basiert auf drei grundlegenden Prozessen:
1. der Remodellation des Knochens,
2. der primären Translation und
3. der sekundären Translation
Translation
Treibende Kraft für das Knochenwachstum ist eine Expansion der Weichgewebe. Der nasomaxilläre Komplex wird durch das Wachstum der Weichgewebe vom Schädel weg nach vorne und unten verlagert. Diese Translation löst reaktiv neues Knochenwachstum an den verschiedenen suturalen Verbindungen zwischen nasomaxillärem Komplex und Schädelbasis aus. Während die Translation nach vorne und unten erfolgt, findet das Knochenwachstum in entgegengesetzter Richtung nach hinten und oben statt.
Bei der primären Translation wird der entsprechende Knochen direkt verlagert, was eine Vergrößerung desselben zur Folge hat.
Bei der sekundären Translation hingegen wird der entsprechende Kno- chen lediglich indirekt verlagert.
Wächst also z. B. die Schädelbasis, werden die angrenzenden Knochen, so auch der nasomaxilläre Komplex, zwangsläufig mit verlagert. Die sekundäre Translation geht nicht mit einer Größenzunahme des entsprechenden Knochens einher.
Sinn und Zweck der skelettalen Wachstumsprozesse (Remodellation und Translation) ist es, (A) jeden Knochen zu positionieren und (B) seine verschiedenen Bereiche so zu formen, dass er seine multifunktionellen Aufgaben erfüllen kann.
Postnatale Entwicklung des Neurokraniums
-Der Hirnschädel unterliegt einem schnellen postnatalen Wachstum.
-Hauptfaktor bei diesem Prozess ist die Expansion der bindegewebigen Fontanellen, die sich überall dort bilden, wo mehr als zwei Schädelknochen aneinanderstoßen.
Die Verknöcherung der Fontanellen beginnt im 6. Lebensmonat und ist im 2. Lebensjahr abgeschlossen. Eine weitere Folge des Gehirnwachstums ist die Abnahme der Schädelkonvexität, die eine Remodellation und Resorption umschriebener Knochenareale zur Folge hat. Ferner finden auf den äußeren und inneren Flächen der Schädelknochen Appositionsvorgänge statt, die von Resorptionsvorgängen zwischen den beiden Kompaktaflächen begleitet werden. Infolgedessen nimmt einerseits die Dicke der Schädelknochen zu und andererseits wird der Raum für die Diplöe vergrößert.
Schädelbasis
-Die vordere und mittlere Schädelbasis trennen das Gehirn vom Gesichtsschädel.
-Die Lage des Gesichtsschädels ist vom Schädelbasiswinkel (NSBa) abhängig.
Bei einer großen Neigung (Krümmung) der mittleren zur vorderen Schädelbasis, d. h. einem kleinen Schädelbasiswinkel, ist das Gesicht relativ weit ventral eingelagert. Man spricht auch von einem prognathen Gesicht (Vorgesicht oder
Prognathie).
-Bei einem kleinen Schädelbasiswinkel mit weiter anterior befindlichen Condylii occipitales muß der Kopf aus Gleichgewichtsgründen dagegen nach unten geneigt werden. Dadurch wird auch das Vorgesicht (die Pro- gnathie) durch die Haltung kompensiert.
-Bei einer kleinen Neigung (Krümmung) der mittleren zur vorderen Schädelbasis (großer Schädelbasiswinkel) ist das Gesicht dagegen weiter dorsal positioniert. Man spricht von einem retrognathen Gesicht (Rückgesicht oder Retrognathie).
-Bei einem großen Schädelbasiswinkel befinden sich die Condylii occipitales verhältnismäßig weit posterior.
-Um den Kopf auf der Wirbelsäule im Gleichgewicht zu halten, wird er nach hinten geneigt und das Gesicht wird in gehobener, vorgeschobener Stellung gehalten. Ein Rückgesicht (Retrognathie) wird somit haltungsmäßig durch die Reklination des Kopfes kompensiert.
Das maxilläre Wachstum basiert auf zwei generellen Mechanismen:
1. periostale Knochenapposition
2. suturales Wachstum.
In den ersten Jahren findet eine intensive Knochenapposition auf der gesamten Oberfläche der Maxilla statt. Später konzentriert sich diese Knochenapposition vor allem auf den Bereich der Alveolarfortsätze. Das suturale Wachstum ist eine Reaktion auf die primäre Translation der Maxilla nach vorne und unten.
Nach Sicher sind vier Suturen daran beteiligt:
-Sutura fronto-maxillaris,
-Sutura zygomatico-maxillaris,
-Sutura zygomatico-temporalis
- Sutura pterygo-palatina.
Das Wachstum des Oberkiefers in drei Dimensionen
Am vertikalen Wachstum des OK sind beteiligt:
1. 4 Suturen nach Sicher:Sutura fronto-maxillaris, Sutura zygomatico-maxillaris, Sutura zygomatico-temporalis und Sutura pterygo-palatina.
2. 2 Synchondrosen,
(1. die Synchondrosis spheno-ethmoidalis; sie ist bis zum 7. Lebensjahr aktiv und
die Synchondrosis spheno-occipitalis; sie ist vor und nach dem 7. Lebensjahr aktiv.)
3. periostale Apposition am Alveolarfortsatz in kaudaler Richtung,
4. Apposition am Gaumen und Resorption am Boden der Nasenhöhle.
Am sagittalen Wachstum des OK sind beteiligt:
1. die 4 Suturen nach Sicher,Sutura fronto-maxillaris, Sutura zygomatico-maxillaris, Sutura zygomatico-temporalis und Sutura pterygo-palatina.
2. die oben genannten 2 Synchondrosen,( die Synchondrosis spheno-ethmoidalis; sie ist bis zum 7. Lebensjahr aktiv und
2. die Synchondrosis spheno-occipitalis; sie ist vor und nach dem 7. Lebensjahr aktiv.)
3. die Sutura palatina transversa,
4. periostale Apposition an den Tubera maxillae
I
transversale Wachstum der Maxilla
Das transversale Wachstum der Maxilla ist verhältnismäßig kleiner als das vertikale und sagittale Wachstum. Am transversalen Wachstum sind beteiligt:
1. die Sutura palatina mediana,
2. periostales Wachstum an den Bukkalflächen des Alveolarfort-
satzes
Postnatale Entwicklung der Mandibula
Obwohl die Mandibula als ein Knochen angesehen wird, ist sie paarig an- gelegt. Bei der Geburt ist die Symphyse, die die beiden Mandibulahälften miteinander verbindet, noch weit offen
Die Symphyse verknöchert e bereits im 1. Lebensjahr-
Entwicklungsgeschichtlich besteht die Mandibula aus einem Basalbogen mit drei Fortsätzen
Basalbogen aus 3 Fortsätzen
Processus coronoideus (1)
• Processus angularis (2)
• Processus alveolaris (3)
Wachstumsmechanismen der Mandibula
• Wachstum des Basalbogens (Knorpelwachstum (chondrales Wachstum) im Gelenk)
• Wachstum der drei Fortsätze (periostales Wachstum)
Periostales Wachstum der Mandibula Ist in den Bereichen lokalisiert
Pr alveolaris: Abhängig von vorhandenen Zähnen
Pr coronoideus: Abhängig von der Entwicklung des M temporalis
Hinterer Ramusrand: Apposition und gleichzeitige Resorption am vorderen Rand. Der Ramus verlagert sich in der Sagittalebene, es wird Platz für weitere Zähne geschaffen. Die Apposition überwiegt, der Ramus nimmt auch an Breite zu.
-Nach Björk ist die Apposition am hinteren Rand größer, wenn das Kondylenwachstum eine posteriore Richtung hat und kleiner, wenn das Kondylenwachstum eine anteriore Richtung hat.
Unterer Corpusrand und Pr angularis: Bei anteriorem Kondylenwachstum finden Resorptionsvorgänge statt und gleichzeitig Appositionsvorgänge im vorderen Bereich des unteren C-Randes auf. Bei einem nach posterior gerichteten Condylenwachstum sind die Veränderungen gering
Weitere Beeinflussung durch M masseter und M pterygoideus medialis.
Die Mandibula kann während des Wachstums nach vorne (anterior) oder nach hinten (posterior) rotieren. Dies wird entsprechend als horizontaler bzw. vertikaler Wachstumstyp bezeichnet. Die Richtung der Unterkie- ferrotation ist abhängig von der Wachstumsrichtung der Kiefergelenke.
Rotationstypen nach Björk
Typ 1: nicht wachstumsbedingt, sondern durch Zahnverlust im Stützzonenbereich. Der UK rotiert nach
anterior. Die Rotationsachse liegt im Bereich der Kondylen. Folge: Bissenkung.
Typ 2: wachstumsbedingt. Die Kondylen wachsen nach anterior. Bei guter inzisaler Abstützung liegt
die Rotationsachse bei den Frontzähnen. Normale Entwicklung der Mandibula.
Typ 3: Die Rotationsachse verlagert sich auf den Bereich der Prämolaren. Der untere Zahnbogen
rotiert im Bereich der Frontzähne in den oberen Zahnbogen hinein. Folge: skelettal bedingter
Tiefbiss und eine Verkleinerung der unteren Gesichtshöhe.
posteriore Rotation
Typ 1: nicht wachstumsbedingt. Der UK rotiert als Folge einer Bisshebung nach posterior. Die Rotationsachse liegt im Bereich des Kondylus
Typ 2: Die Kondylen wachsen nach posterior. Das Rotationszentrum liegt im Bereich der letzten okkludierenden Molaren. Das Kondylenwachstum schiebt den UK nach vorne. Es kommt zu einer Vergrößerung der unteren Gesichtshälfte. Der Organismus versucht, dies durch ein verstärktes Alveolarknochenwachstum und eine Eruption der Frontzähne auszugleichen. Reichen diese Mechanismen nicht aus, entsteht ein skelettal offener Biss.
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