Buffl

Literaturdidaktik

VS
by Viktoria S.

Wie ist das typische Verlaufsschema einer Lesesozialisation aufgebaut?

Unterteilt in: Sozialisationsinstanzen (= Quellen der Impulsgebung) und die dazugehörigen Unterteilungen in Lebensphasen

  1. Vorschulalter/frühe Kindheit (Familie, v.a. Mütter):

    Primäre literarische Intention (durch Kinderlieder, Vorlesen, … ; Sprache wird Referenzsystem -> Anregung nächster Phase)

  2. Schuleintritt (Grundschule):

    Schriftspracherwerb (Motivation nötig für kognitiv schwierigen Prozess; Gefahr der ersten Lesekrise durch Slebstlesen)

  3. Kindheit 7/8 - ca. 11 Jahre (Bibliotheken):

    Lustvolle Kinderlektüre (selbstständiges Lesen von bereitgestellten Texten)

  4. Pubertät, Sek I 12-14/15 Jahre (Schule, Peers, Medien):

    Buch- bzw. Literarische Lesekrise = Transformation des kindlichen Lesemodus’ (Bruch in Lesesozialisation; starker Wandel im Leseverhalten: Neuorientierung, neue relevante Medien; Gegensätze: schulisches vs. Freizeitliches Lesen; Geschlechtsspezifische Unterschiede)

    -> wird bewältigt durch:

  5. Jugend, Adoleszenz, Sek II 15-21 Jahre (Deutschlehrkräfte, Peers)

    Erwachsenenalter ab 21 Jahre (Ausbildung, Beruf):

    Nicht/wenig lesen {m} (keine Rückkehr zum literarischen Lesen -> Realisierung des fremdbestimmten Lesen = Pflichtlektüre; Lesen zur Information = instrumentelles Lesen)

    Sach- und Fachtextlesen {m} (interessenbasiertes Lesen, Aneignung von Wissen und Expertise -> Wissen vertiefen = Konzeptlesen; Lesen zur diskursiven Erkenntnis; Teilhabe an öffentlicher Kommunikation = Partizipatorisches Lesen)

    Sekundäre literarische Initiation {w} (Reintegration in literarische Gemeinschaft -> Teilhabe an öffentlicher Kommunikation = Partizipatorisches Lesen; Ästhetisches Lesen; Fortsetzung des kindlichen, lustbetonten Lesens = intimes Lesen)

Welche Bezugspunkte literarischen Lernens gibt es und wie beziehen sie sich auf Erziehung zur Literatur und Erziehung durch Literatur?

  1. Lernen in Bezug auf innere und äußere Textwelt

    • Erziehung zur Literatur:

      • unterschiedliche Vorstellungen werden gefördert und neue Zugänge zu Unbekannten Textwelten eröffnet (Lernen über Literatur)

      • bauen fiktiver Welten (Lernen für Literatur)

    • Erziehung durch Literatur:

      • erweitern wirklicher Welten durch Erkenntnisse aus Literatur (Lernen aus Literatur)

      • Förderung der Vorstellungskraft, Fremdverstehen, Empathie (Lernen an Literatur)

  2. Lernen in Bezug auf Zusammenhänge im Dargestellten

    • Erziehung zur Literatur:

      • Reflexion inwiefern und warum literarische Texte im Herstellen von Zusammenhängen herausfordern (Lernen über Literatur)

      • Geduld und Frustrationstoleranz im Verstehensprozess erwerben, Sinnzusammenhänge erkennen und interpretieren und Nichtverstehen von Zusammenhängen aushalten (Lernen für Literatur)

    • Erziehung durch Literatur:

      • Verstehen komplexer Interaktionsbezüge und Konflikte zur sozialen Wirklichkeit in positiver Wirkung (Lernen aus Literatur)

      • Kompetenzen wie Frusttoleranz und Sensibilität entwickeln (Lernen an Literatur)

  3. Lernen in Bezug auf die Textoberfläche

    • Erziehung zur Literatur:

      • Etablierung einer entsprechenden Lesehaltung; welche Formen der Gestaltung sind typisch? Textwahrnehmung fällt leichter (Lernen über Literatur)

      • Zusammenhänge durch Auseinandersetzung rekonstruieren (Lernen für Literatur)

    • Erziehung durch Literatur:

      • Bewusstsein im Alltag schaffen, dass es nicht nur darauf ankommt, was man sagen will sondern in welcher sprachlichen Form man das tut (Lernen aus Literatur)

  4. Lernen in Bezug auf Mehrdeutigkeit

    • Erziehung zur Literatur:

      • Erkenntnis, dass Versuche einer Vereindeutigung des Textsinns den Deutungsspielraum verkleinern (Lernen über Literatur)

      • Wahrnehmung von mehrdeutigen semantischen Zusammenhängen und interpretieren (Lernen für Literatur)

    • Erziehung durch Literatur:

      • eindeutig erscheinende Erklärungen können jederzeit mehrdeutig sein und bedürfen einer Neuinterpretation (Lernen aus Literatur)

      • Bewusstsein wird entwickelt, dass im Umgang mit der Realität Irritationen und Ambivalenzen als solche wahrgenommen, beurteilt und geklärt werden (Lernen an Literatur)

  5. Lernen in Bezug auf Indirektheit und Sinnbildlichkeit

    • Erziehung zur Literatur:

      • Aufbau des Wissens über Formen literarischer Indirektheit und Sinnbildlichkeit (Lernen über Literatur)

      • Fähigkeit diese Formen wahrzunehmen, zu interpretieren, im Text zu suchen und Mehrdeutigkeit reflektiert zu balancieren (Lernen für Literatur)

    • Erziehung durch Literatur:

      • Alltagssymbole nicht nur klischeehafte Bedeutung, sondern auch Widersprüchlichkeit und Mehrdeutigkeit interpretieren (Lernen an Literatur)

  6. Lernen in Bezug auf perspektivische Darstellung

    • Erziehung zur Literatur:

      • Kennen vielfältiger Möglichkeiten der perspektivischen Relativierung des Dargestellten (Lernen über Literatur)

      • Perspektiven auf das Dargestellte erfassen und koordinieren (Lernen für Literatur)

    • Erziehung durch Literatur:

      • Erkennen, dass die Wahrnehmung und Darstellung der Welt generell perspektivengebunden ist (Lernen aus Literatur)

      • Verstehen literarischer Perspektiven mit Wirkung auf die soziale Kognition (Lernen an Literatur)

  7. Lernen in Bezug auf Fiktionalität

    • Erziehung zur Literatur:

      • Kenntnis von Fiktionssignalen, Gattungsbezeichnungen und Gattungsformen; Dargestelltes ähnelt der Wirklichkeit auf unterschiedlicher Art und Weise (Lernen über Literatur)

      • Was haben fiktionale Transformationen für ein Potenzial auf unser Weltwissen? (Lernen für Literatur)

    • Erziehung durch Literatur:

      • Fiktionen sind weder getreue Abbildungen noch Verfälschungen der Realität (Lernen an Literatur)

  8. Lernen in Bezug auf Gattungseigenschaften

    • Erziehung zur Literatur:

      • Aufbau von Wissen über literarische Gattungseigenschaften (Lernen über Literatur)

      • Gattungseigenschaften nutzen um Texte grundlegend oder differenzierter zu verstehen (Lernen für Literatur)

    • Erziehung durch Literatur:

      • Was hat bspw. die Lehre der Fabel mit meinem eigenen Leben zu tun? Wissen über Kategorien können immer abweichen (Lernen an Literatur)

  9. Lernen in Bezug auf Kontexte

    • Erziehung zur Literatur:

      • aufgebautes Literatur- und kulturgeschichtliches Wissen über Strömungen und Epochen (Lernen über Literatur)

      • Fähigkeit, Wissen über Entstehung- und Referenzkontexte zum Verstehen reflektiert heranzuziehen (Lernen für Literatur)

    • Erziehung durch Literatur:

      • Aus Literatur Weltwissen gewinnen (Lernen aus Literatur)

      • Wissen über Kontexte aktualisiert und zur reflektierten Auseinandersetzung mit Fragen des eigenen Lebens nutzen (Lernen an Literatur)

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Viktoria S.

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