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Angststörungen V: Zwangsstörung

JW
by Julia W.

Ätiologie

-> Kognitives Modell (Salkovskis, 1985)


• Erklärung von Zwangsgedanken durch katastrophisierende Bewertung von spontan auftretenden Gedanken (kognitiver Mechanismus) -> Gesunde messen solchen Gedanken keine weitere Bedeutung zu

• Häufige Überzeugungen von Zwangspatienten, die zu katastrophisierender Bewertung unsinniger Gedanken führen


-> es geht nicht um den Inhalt von den Gedanken

-> der Unterschied zwischen gesunden Menschen und Menschen mit einer Zwangsstörung liegt an der Häufigkeit und der Intensität der Gedanken

-> quantitativer Unterschied


Kontinuum

• Übersteigertes persönliches Verantwortungsgefühl

• Intrusion als Indikator für die eigene Persönlichkeit

• Zwangspatienten fühlen sich verantwortlich für eigene Gedanken und deren Bedeutung

• (Dysfunktionale) Grundannahmen sind zentral

• Übermäßige Bedeutungszuschreibung

• Die Interpretation einer Intrusion, nicht die Intrusion an sich, führt zu Unbehagen und neutralisierendem Verhalten


Dysfunktionale Grundannahmen:

• Thought-Action-Fusion: Gedanken führen zu Handlungen (Gedanke macht Ereignis wahrscheinlicher)

• Übersteigerte Verantwortlichkeit

• Überzeugung der Kontrollierbarkeit von Gedanken

• Perfektionismus

• Gefahrenüberschätzung

• Geringe Unsicherheitstoleranz




• Katastrophisierende Bewertung von an sich normalen Gedanken bedingt Angstanstieg und vermehrtes Auftreten des jeweiligen Gedankens und vermehrtes Richten der Aufmerksamkeit auf vermeintlich bedeutungsvollen Gedanken

• Konsequenz: Ausführung ritualisierter Zwangshandlungen zur Verhinderung der vermeintlich bevorstehenden Katastrophe




• Aufrechterhaltung von Zwangshandlungen durch operante Konditionierungsprozesse erklärt

○ Kurzfristige Reduktion der (durch Zwangsgedanken ausgelösten) Angst -> negative Verstärkung der Zwangshandlung

○ Langfristig 2 Konsequenzen:

§ erneutes Ausführen von Zwangshandlung bei erneutem Angstanstieg wird wahrscheinlicher

§ Betroffener lernt nicht, dass Katastrophe auch nicht eingetroffen wäre, wenn Zwangshandlung nicht ausgeführt worden wäre -> Irrglaube bleibt bestehen, dass Zwangshandlung effektives Mittel zur Katastrophenverhinderung ist


Therapie: KVT (Kognitive Verhaltenstherapie)

Zentrales Behandlungselement: Exposition mit Reaktionsverhinderung

• Konfrontation des Patienten mit Angst auslösenden Reizen, ohne Ausführung sonst folgender neutralisierender Zwangshandlungen

• Ziel: Habituation an Angst auslösenden Reiz:

○ Patient erlebt, dass Angst nach einiger Zeit alleine abnimmt, auch ohne Einsatz von Zwangshandlungen

• Wichtig: Beachtung der Nicht-Ausführung verborgener Rituale, diese verhindern Habituation

• Gemeinsame Herleitung des therapeutischen Vorgehens

○ individuelle Problemanalyse (Auslöser, Gedanken, Gefühle, Verhalten, lang- u. kurzfristige Konsequenzen werden angeguckt)

○ Ableitung von kognitiven Modell -> Zentral: Verständnis der lang- u. kurzfristigen Konsequenz von Neutralisierungsverhalten

• Parallel zur Konfrontation: Identifikation und Disputation expliziter irrationaler Überzeugungen

• Exposition als Verhaltensexperiment:

○ Überprüfung, ob antizipierte Katastrophe bei Nicht-Ausführung eintritt

○ Schrittweise Veränderung der zugrundeliegenden irrationalen Überzeugungen

○ Wichtig: gemeinsame Erarbeitung, dass erwünschte absolute Sicherheit nie gegeben sein wird -> Akzeptanz der Ungewissheit im Leben

• Wirksamkeit in mehreren kontrollierten Therapiestudien nachgewiesen

○ Erzielte ES deutlich über d=1.0

○ Stabile Symptomverbesserung (2 Jahres Follow-up)

○ Dennoch: Verweigerung oder Abbruch der Behandlung durch viele Patienten


Therapie

• KVT: Therapie der Wahl bei Zwangsstörungen

• Medikamentöse Behandlung:

○ Hoch dosierte SSRIs als Methode der Wahl i.d. medikamentösen Therapie der Zwangsstörung

○ Wirksamkeit mehrfach nachgewiesen

○ Problematisch: Absetzen der Medikamente -> Erneuter Anstieg der Symptomatik

• KVT-Behandlung erzielt im Vergleich zu medikamentöser Therapie stabilere Therapieerfolge


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Julia W.

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